„Dann das zierliche Häuschen am Eck über drei Etagen mit nur einer Treppe, die wie eine Wirbelsäule hinauf zur Dachterrasse führte. Von dort hatte man einen Blick auf die im Halbdunkel liegende, von einem undurchdringlichen Staubschleier gekrönte Stadt.“ (Zitat Seite 9) Ein alternder Mann, eine Diva in Frauenkleidern, hat dieses heruntergekommene Haus gemietet und wieder bewohnbar gemacht. Rasch gewöhnen sich die Nachbarn an die nostalgischen Schlager, die sie im Radio hört und bei offenem Fenster laut mitsingt. Im Krämerladen, dem gesellschaftlichem Zentrum des Viertels, lernt sie im Frühjahr 1986 den Studenten Carlos kennen, der sie bittet, einige Kisten mit verbotenen Büchern für ihn in ihrer Wohnung aufzubewahren. Es werden mehr und mehr Kisten, die sie mit ihren farbenprächtigen Stoffen verkleidet, dekoriert, und als Möbel in der Wohnung verteilt. Dann kommen Freunde von Carlos, die einen Platz zum Lernen brauchen und sich auf ihrem Dachboden treffen. Carlos, jung, gutaussehend, ist so sanft, gut und liebenswürdig, er nimmt sich Zeit für sie, für lange Gespräche, glaubt sie ihm deshalb alles, was er ihr erzählt, oder spielt sie einfach sein Spiel mit, erkennt jedoch die Wahrheit? Es ist eine unruhige, gefährliche Zeit der Proteste, Anschläge und Umsturzpläne gegen die politische Willkür, Unterdrückung und Diktatur unter Pinochet.