„Das Meer der Illusionen – Leonardo Padura

UntertitelDas Havanna-Quartett: Herbst
AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum16. September 2006
Ausgabe(metro) Taschenbuch
Seiten288
SpracheDeutsch
ÜbersetzerHans-Joachim Hartstein
ISBN-13978-3293203747

„Man hat uns in die Schule geschickt, in die wir gehen mussten, dann auf die Uni zu dem Studium, das wir absolvieren mussten, und später zu dem Arbeitsplatz, an dem wir arbeiten mussten, alles, ohne uns zu fragen. Und man kommandiert uns weiter rum, ohne uns auch nur ein verdammtes Mal in unserem verdammten Leben zu fragen, ob wir das auch wollen …“ (Zitat Seite 20)

Inhalt

Ein angenehm warmer Herbstabend im Oktober 1989, doch Wirbelsturm Félix rast auf Kuba zu. Einige Tage vor seinem Geburtstag, nach zehn Jahren als Ermittler, ist für den Teniente Mario Conde die Zeit gekommen, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Doch sein neuer Chef, Coronel Alberto Molina, hat einen neuen, politisch brisanten Fall für ihn. El Conde, unterstützt von Sargento „Manolo“ Palacios,  muss rasch und sehr diskret ermitteln, nach Möglichkeit unter Einhaltung der Vorschriften. Einige Nächte zuvor war die Leiche eines Kubaners, inzwischen nordamerikanischer Staatsbürger, gefunden worden. Der Ermordete ist Miguel Forcade, ein ehemaliger Vizedirektor im Außenhandelsministerium, der sich 1978 in die USA abgesetzt hatte. Sofort stellt sich El Conde viele Fragen, der Fall interessiert ihn, warum hat man Forcade wieder ins Land gelassen, was unüblich ist. Wollte Forcade tatsächlich nur seinen schwer kranken Vater besuchen, oder hatte er auch noch andere Gründe, nach Kuba zurückzukehren. Forcade scheint eine reine Weste gehabt zu haben, doch der brutale Mord weist auf Rache als Motiv hin.

Thema und Genre

Auch in diesem Kriminalroman, dem vierten und letzten Teil des Havanna Quartetts, geht es um das Leben in Kuba 1989, Kunst und Kultur, Politik, die Macht der Parteifunktionäre, Enteignung, Bereicherung, Korruption, aber auch um Familie, Freundschaft und die Sehnsucht nach Liebe.

Charaktere

El Conde, über sich selbst: „Er erinnerte sich daran, dass dieser Tag sein offiziell vorletzter als Polizist sein konnte und ganz gewiss sein letzter als Mann von fünfunddreißig Jahren war.“ (Zitat Seite 95)

Mayer Rangel über El Conde: „Du bist das Schlimmste, das mir in meiner Laufbahn passiert ist, aber der beste Ermittler, den ich je gehabt habe.“ (Zitat Seite 99)

Erzählform und Sprache

Die Wahl der Erzählform, der Teniente Mario Conde ist die personale Hauptfigur, ermöglicht es Leonardo Padura einerseits, zusätzliche Spannung in die Handlung mit den vielen offenen Fragen, Möglichkeiten und Vermutungen zu bringen, andererseits erleben wir die persönlichen Zweifel  von El Conde, die Wünsche und Hoffnungen der Jugend, die das Leben nicht erfüllt hat, Erinnerungen und verlorene Träume. Mit El Conde werfen wir jedoch auch einen Blick auf das echte Havanna, die kleinen Lokale, Gassen, Plätze und die Menschen, die sich auf einen gewaltigen Wirbelsturm vorbereiten. Durch die Ermittlungen, die Gespräche und Recherchen wird die aktuelle Handlung nach und nach zu einem Gesamtbild, das weit in die Vergangenheit zurückführt.

Fazit

Ein spannender, vielschichtiger Abschluss der Tetralogie, ein Eintauchen in ein Meer von Illusionen. Kuba und die alten, auch nach den Umbrüchen immer noch mächtigen Familien, und El Conde und sein Freundeskreis als die kubanische Generation der Mittdreißiger, die ihr Leben hinterfragt und neue Wege sucht. Ein literarischer, politischer Kriminalroman mit eindrücklichen Schilderungen der Gesellschaftsstruktur und der Lebensumstände in Kuba im Jahr 1989.  

Ein perfektes Leben – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum27. Juni 2005
AusgabeTaschenbuch
Seiten272
SpracheDeutsch
ÜbersetzungHans-Joachim Hartstein
ISBN-13978-3293203440

„Mario Conde nahm die geschlossene Akte in die Hand. Ihm schwante, dass sie eine Art Büchse der Pandora sein könnte, und er verspürte keinerlei Lust, die Dämonen der Vergangenheit aus ihr zu befreien.“ (Zitat Seite 22)

Inhalt

Noch sehr angeschlagen von der Silvesterfeier, freut sich Teniente Mario Conde über sein freies Wochenende, als sein Chef anruft und dieses beendet. Denn am Abend des 1. Januar hat die Ehefrau von Rafael Morín Rodríguez ihren Mann als vermisst gemeldet. Dieser Fall ist brisant und Conde muss sofort zu ermitteln beginnen, denn Rodríguez ist der einflussreiche Leiter der Import-Export-Abteilung im Industrieministerium. Da es sich bei Rafael Morín um genau jenen Schulkollegen handelt, der Tamara Valdemira geheiratet hat, die heimliche große Jugendliebe von Mario Conde, begleiten persönliche Erinnerungen den Teniente bei seinen aktuellen Recherchen. Das Leben und Verhalten von Rafael Morín Rodríguez waren immer perfekt, ein untadeliger Mann mit einer weißen Weste, wo sind die Schatten?

Thema und Genre

Der vorliegende Kriminalroman spielt in Kuba. Es ist der erste Band der Serie Havanna Quartett und es geht hier um wesentlich mehr, als das Verschwinden einer Person. Themen sind Politik, Gesellschaft, Jugenderinnerungen, sowie die Lebensträume einer jungen Generation und die Veränderungen im Laufe der Jahre.

Charaktere

Seit zwölf Jahren ist die Hauptfigur, Teniente Mario Conde, bei der Polizei und ebenso lang fragt er sich, warum. Gerade dieser aktuelle Fall führt El Conde weit in seine Vergangenheit zurück und kurz wünscht er sich, wieder sechzehn Jahre alt zu sein, einen anderen Weg für sein Leben auszuprobieren. „Eines Tages vielleicht würde er seine alten Illusionen wieder haben, würde in einem Haus in Cojímar wohnen, wie Hemingway, direkt an der Küste, in einem Holzhaus mit roten Dachziegeln und einem Zimmer zum Schreiben.“ (Zitat Seite 147)

Erzählform und Sprache

Die Handlung wird personal erzählt, die aktuellen Ermittlungen werden ergänzt durch Erinnerungen an Ereignisse im Jahr 1972 und Gedankenströme, sowie Beobachtungen und Schilderungen des Umfeldes und der Situation in Kuba. Zwischendurch wechselt die Erzählform sowohl bei Mario Conde, als auch bei seinem Mitarbeiter Manolo in die Ich-Form, was uns tief in die Gedanken der Figuren eintauchen lässt und die Geschichte auch sprachlich interessant und abwechslungsreich gestaltet.

Fazit

Ein vielschichtiger Kuba-Roman mit interessanten Themen und ebenso facettenreichen Figuren. Eine spannende Geschichte mit atmosphärischen Schilderungen Kubas, auch sprachlich überzeugend.

Labyrinth der Masken – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum22. Februar 2006
Ausgabemetro-Taschenbuch
Seiten256
SpracheDeutsch
ÜbersetzungHans-Joachim Hartstein
ISBN-13978-3293203648

„Er fühlte sich hoffnungslos überfordert, ohne im Mindesten die Antwort auf eine der tausend Fragen zu wissen, die sich ihm stellten.“ (Zitat Seite 53)

Inhalt

In diesem dritten Band des Havanna-Quartetts ist es Sommer geworden, 1989, ein heißer, staubiger August. Nach der Prügelei mit Teniente Fabricio vor drei Monaten ist Mario Conde zum Erkennungsdienst strafversetzt worden, während nicht nur gegen ihn interne Ermittlungen laufen. Doch nun wird er gebraucht, denn dieser Mord an einem jungen Mann in einem roten Frauenkleid mitten im Stadtwald von Havanna ist besonders heikel, der tote Transvestit stammt aus einer sehr bekannten, angesehenen Familie. Die ersten Spuren führen die beiden Ermittler El Conde und Manuel Palacios zu dem international bekannten Dramatiker und Theaterregisseur Alberto Marqués Basterrechea. Während der Teniente die Vor- und Nachgeschichte des Mordes zu ergründen versucht, der ausgerechnet am 6. August, dem Fest der Verklärung Christi, der Transfiguration, stattgefunden hat, führen seine Gespräche mit Alberto Marqués dazu, dass El Condes Vorurteile schwinden.

Thema und Genre

In diesem Kuba-Roman geht es um Politik, Korruption, Gesellschaft, Vorurteile, Diskriminierung, Homosexualität. Im Mittelpunkt von Mario Condes Ermittlungen stehen diesmal ein alter, exzentrischer Künstler und natürlich wieder die Literatur.

Charaktere

„Mario Conde ist kein Polizist, sondern eine Metapher und sein Leben spielt sich im virtuellen Raum der Literatur ab.“ (Zitat Seite 6, Vorbemerkung des Autors) Doch es liegt an der genauen Beobachtungsgabe, der Phantasie und dem genialen Können des Autors, reale Menschen in seine fiktiven Charaktere einzubringen, Mario Conde und auch alle anderen Figuren seiner Romane, ungemein glaubwürdig und lebensnah wirken zu lassen, mit ihren Fehlern, Zweifeln, Träumen und Gefühlen.

Erzählform und Sprache

Auch dieser dritte Kriminalfall, den Mario Conde während des Jahres 1989 lösen muss, ist nur ein Teil der Geschichte, um die es in diesem Kuba-Roman geht. Das Thema Homosexualität, die damit verbundenen Vorurteile, die politischen Versuche einer Umerziehung, in Verbindung mit dem alltäglichen Leben in Havanna in dieser Zeit des Umbruchs, verdichten und erweitern die Handlung zu einem intensiven, weit gefächerten Gesamtbild. Mario Conde sagt von sich selbst, ein Mann der Erinnerungen zu sein und so erfahren wir durch seine Gedanken interessante Details darüber, wie sich Kuba, und vor allem die Stadt Havanna, verändert haben. „Ich verstehe das, natürlich verstehe ich das, denn diese Insel hat den historischen Auftrag, immer wieder neu zu beginnen, alle dreißig oder vierzig Jahre. Das Vergessen ist Balsam für alle offenen Wunden …“ (Zitat Seite 116). Die Sprache ist eine elegante, poetische Sprache der Literatur, verbunden mit der manchmal verstörend direkten Sprache einer Männerwelt.

Fazit

Ein spannendes, interessantes, beeindruckendes Leseerlebnis, eingebettet in die Liebe zu Kuba und zur Literatur.  

Handel der Gefühle – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum28. Februar 2006
Ausgabemetro-Taschenbuch
Seiten256
SerieDas Havanna-Quartett: Frühling
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3293203525

 „Na prima, dachte er, wenn ichs mir recht überlege, äuft das doch so: Ich bring das Leben anderer Leute in Ordnung, krieg aber mein eigenes nicht in den Griff.“ (Zitat Seite 50)

Inhalt

Es ist Frühling 1989 in Havanna und einer der typischen Frühlingsstürme wirbelt den Staub durch die Straßen. Einen Tag nach dem Aschermittwoch wird Lissette Núñez Delgado in ihrer Wohnung tot aufgefunden, es war ein brutaler Mord. Die Gymnasiallehrerin für Chemie war nur vierundzwanzig Jahre alt geworden. Die ersten Spuren führen den Ermittler, Teniente Mario Conde, genau in jenes Gymnasium, in dem auch er vor Jahren seine Oberstufenzeit verbracht hatte. Der Fall ist heikel, denn neben Alkohol ist auch Marihuana im Spiel und bald wird El Condo und seinem Teampartner Sargento Manuel „Manolo“ Palacios klar, dass Spuren auf einen professionellen Drogenhandel hinweisen. Obwohl im Lauf der Ermittlungen langsam einige Fakten zusammenführen, passt für Conde irgend etwas einfach nicht, auch wenn er es zunächst nicht erfassen kann.

Thema und Genre

Die Serie um den Ermittler Mario Conde spielt in Havanna und es steht nicht der Kriminalfall im Mittelpunkt, sondern es geht um die politische Situation Kubas 1989, Korruption, Überwachung, Drogenhandel, Kleinkriminalität und das bunte Leben der unterschiedlichen Menschen in der Stadt Havanna, eine Stadt mit einer bewegten Vergangenheit und unendlich vielen Facetten. Es geht um Männerleben, Freundschaft, Liebe, Einsamkeit und um Literatur.

Charactere

Als Junge träumte der Teniente Mario Conde davon, Schriftsteller zu werden und dieser Traum ist geblieben, eines Tages wird er den Polizeidienst verlassen und wieder schreiben. Er gilt als verbissen, intelligent und zu effizient für den Polizeidienst. Persönlich ist er pessimistisch, melancholisch, hat Macho-Allüren und liebt guten Rum, wenn erhältlich, sehr guten, starken Kaffee, wenn verfügbar, und in stillen Stunden träumt er davon, endlich die Liebe fürs Leben zu finden.

Erzählform und Sprache

Die Recherchen und Ermittlungen sind in den Tagesablauf von Mario Conde eingebettet, er teilt mit uns seine Liebe zu Havanna, zum Meer, zu Kuba und seine Erinnerungen. Wir beobachten ihn in seinem winzigen Büro im dritten Stock, das er wegen der Aussicht liebt, und das er sich mit Sargento Manolo teilt. Mit dem dünnen Carlos verbindet ihn eine enge Freundschaft fürs Leben, andere Freunde besucht El Condo, wenn er Tipps für seine Ermittlungen braucht. Diese sehr spezielle Figur El Condo hätte beinahe dazu geführt, dass ich nach etwa achtzig Seiten die Lektüre abgebrochen und das Buch zurück ins Regal gestellt hätte. Auch an die Sprache, literarisch, philosophisch, bildintensiv in den Schilderungen, in den Dialogen und speziellen Szenen jedoch umgangssprachlich, hart bis ins Vulgäre, musste ich mich gewöhnen. Doch dann plötzlich war ich im Sog der Geschichte, der Themenvielfalt und auch der Figuren dieses Romans, El Condo, frisch in die attraktive Saxofonspielerin Karina verliebt, eingeschlossen.

Eine Bemerkung zur Reihenfolge der Bücher des Havanna-Quartetts: ich habe mit dem Frühling begonnen, ohne zuvor nachzulesen, doch diese Serie beginnt mit dem Winter und endet mit dem Herbst. Da es insgesamt um die Ereignisse nur eines Jahres geht und jeder Fall in sich abgeschlossen ist, sehe ich kein Problem in der geänderten Reihenfolge. Zur Zeit lese ich den Sommer, werde den Winter anschließen und zuletzt dann den Herbst lesen, da dieser doch einen gewissen Abschluss bildet.

Fazit

Ein intensiver Kuba-Roman mit vielen Facetten, offen, direkt, realistisch, auch sprachlich teilweise eine Herausforderung und gleichzeitig ein packendes Leseerlebnis.

Die Töchter der Kälte – Camilla Läckberg

AutorCamilla Läckberg
VerlagUllstein Taschenbuchverlag
Datum30. November 2015
AusgabeKindle-Ausgabe
Seiten481 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
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„Langsam spürte er, wie der Korb nachgab; hoffentlich war er nicht beschädigt. Er warf einen Blick an der Wand seines alten Kahns herunter, um zu sehen, in welchem Zustand der Korb nach oben kam.“ (Zitat Seite 6)

Inhalt

Maja, die kleine Tochter von Kommissar Patrik Hedström und Erica Falk, ist gerade zwei Monate alt und hat das Leben der beiden völlig verändert. Besonders Erica ist überfordert und deprimiert und sie ist froh, dass sie in Charlotte eine verlässliche Freundin gefunden hat, die sie versteht und unterstützt. Charlotte Klinga, ihr Mann Niclas ist Arzt in Fjällbacka, ist Mutter von zwei Kindern, der sieben Jahre alten Sara und dem acht Monate alten Alvin. Dann kommt jener Montag, an dem zusammen mit dem letzten Fangkorb, den der Hummerfischer Frans Bengtsson aus dem Wasser holt, auch der Körper eines toten Mädchens auftaucht. Es ist Sara, die Tochter von Charlotte und Niclas. Rasch kursieren Gerüchte über Verdächtige in Fjällbacka und es ist nicht einfach für Patrik, das Netz aus Rätseln in diesem Fall, der ihn auch emotional sehr stark belastet, zu entwirren.

Thema und Genre

In diesem dritten Falck-Hedström-Krimi geht es um den Mord an einem Kind, der in dem engen Dorfgefüge von Fjällbacka sofort alle Vorurteile den Mitmenschen gegenüber zum Vorschein bringt. Themen sind Nachbarschaftsstreit, Beziehungen, prägende Kindheitserlebnisse und verstörende Familiengeheimnisse, die weit zurück in die Vergangenheit reichen.

Erzählform und Sprache

Auch diesmal wird die Handlung von einer Parallelgeschichte bestimmt, die in den 1920er Jahren beginnt und das Schicksal von Menschen über Jahrzehnte bestimmt und prägt. Erst langsam lassen sich Personen und Zusammenhänge vermuten, obwohl wir mit diesem Wissen um die Vergangenheit den Ermittlern voraus sind. Die aktuellen Ereignisse werden einerseits geprägt von Ericas und Patricks Alltagsproblemen als junge Eltern, von der Frage, was der plötzliche Verlust eines Kindes für die Familie bedeutet, andererseits folgen wir einer spannenden Suche nach dem Täter, die wieder unvorhersehbare Wendungen bringt. Intensität erhält die Geschichte durch die psychologischen Momente und die Figurenvielfalt in dem nur scheinbar friedlichen Ort Fjällbacka.    

Fazit

Auch dieser dritte Band der Serie bringt interessante, facettenreiche, packende Lesestunden.

Die Eisprinzessin schläft – Camilla Läckberg

AutorCamilla Läckberg
VerlagUllstein Taschenbuchverlag
Datum6. Februar 2015
AusgabeKindle-Ausgabe
Seiten401 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ÜbersetzungGisela Kosubek
ASINB00PLXQ1T0

„Schweigen lässt sich niemals zurücknehmen.“ (Zitat Seite 377)

Inhalt

Erica Falck ist Journalistin und Schriftstellerin und schreibt Biografien von schwedischen Autorinnen. Gerade ist Selma Lagerlöf ihr Thema, doch ihr fehlt die Motivation. Da ihre Eltern kürzlich verstorben sind, muss sie das Elternhaus in Fjällbacka räumen, denn ihre Schwester Anna will dieses rasch verkaufen. Da erfährt sie, dass ihre langjährige Jugendfreundin Alexandra Wijkner, eine erfolgreiche Galeristin in Göteborg, sich in ihrem Wochenendhaus in Fjällbacka das Leben genommen hat. Erica als Freundin soll den Nachruf schreiben und entdeckt hier gleichzeitig den Stoff für ein eigenes Buch, denn rasch ist klar, dass es kein Selbstmord war, auch wenn es so aussehen sollte. Während Ericas Schulfreund Patrick Hedström als Polizist die offiziellen Ermittlungen leitet, beginnt Erica ebenfalls zu recherchieren.

Thema und Genre

Die Falck-Hedström-Serie umfasst inzwischen elf Bände, dieses ist der erste Band der schwedischen Krimiserie, die in dem Ort Fjällbacka spielt. In diesem Kriminalfall, der weit in die Vergangenheit zurückführt, geht es um gesellschaftliche und persönliche Beziehungen, um prägende Kindheitserinnerungen, unterschiedliche Familiengefüge und Familiengeheimnisse.

Erzählform und Sprache

Die Autorin baut die Geschichte in unterschiedlichen Zeitebenen auf, wobei ein Handlungsstrang, der in der Vergangenheit liegt, abwechselnd mit den aktuellen Geschehnissen geschildert wird. So erfährt man noch vor dem Ermittlerteam eine Hintergrundgeschichte, ohne jedoch zu wissen, wie das mit dem Fall zusammenhängt. Diese Erzählform baut rasch Spannung auf, welche in Verbindung mit den vielen unterschiedlichen und sehr präzise entwickelten Figuren, Themen und Konflikten eine vielschichtige Geschichte ergibt. Die Sprache nimmt sich auch Zeit für Beschreibungen und ist sehr angenehm zu lesen.

Fazit

Der spannende, facettenreiche Beginn einer schwedischen Krimiserie, ein packender Kriminalfall mit vielen menschlichen Aspekten. Lesevergnügen, das Lust darauf macht, die Serie weiterzulesen.

Glut – Sven Petter Naess

AutorSven Petter Naess
VerlagAufbau Taschenbuch
Datum15. Januar 2024
AusgabeTaschenbuch
Seiten463
SpracheDeutsch
ÜbersetzerAndreas Brunstermann
ISBN-13978-3746640358

„Gleichwohl konnte er nichts gegen den sich bildenden Kloß in seinem Hals ausrichten, als er zum ersten Mal nach zwei Jahrzehnten die grüne Stahlbrücke wiedersah. Er wusste, dass auf der anderen Seite noch alte Gespenster warteten.“ (Zitat Seite 20)

Inhalt

Am Palmsonntag, 25. März, geht in der Polizeistation Elvestad die Meldung ein, dass bei der Brücke über den Fluss Glomma ein verlassenes Fahrzeug stehe. Per Lyngstad und seine Kollegin Dina Martinsen finden nicht nur den Wagen, sondern auch die Leiche eines Mannes. Dieser Mordfall führt dazu, dass Kommissar Harinder Singh von der Kripo Oslo nach einundzwanzig Jahren in die Stadt seiner Kindheit und Jugend zurückkehrt, wo für ihn jede gute Erinnerung mit mindestens einer schlechten verbunden ist. Gemeinsam mit seiner Kollegin Rachel Hauge wird er bald mit einem weiteren Mordfall konfrontiert. Ist es möglich, dass die aktuellen Ereignisse irgendwie mit dem noch immer unaufgeklärten, spurlosen Verschwinden der jungen Carina Johnson im Sommer vor zwanzig Monaten zusammen hängen? Es ist ein dicht gesponnenes Netz aus Lügen und Schweigen, in dem Harinder und Rachel ermitteln müssen, verstärkt wird diese Aufgabe durch Harinders Erinnerungen, die sich durch die Ermittlungsarbeit ziehen.

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman des Genre Nordic Noir geht es um Verbrechen, Ermittlungsarbeit, ungeklärte Fälle in der Vergangenheit, Rache, Erinnerungen, und eine einflussreiche Familie im Gefüge einer kleinen Stadt, wo die Menschen ihre eigenen Geheimnisse haben.

Erzählform und Sprache

Dieser erste Band der Serie „Team Oslo ermittelt“ spielt in Elvestad, einer kleinen Stadt in Norwegen, nahe der schwedischen Grenze. Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog, eine Situation, die nicht ganz zwei Jahre zurückliegt. Daran schließt die aktuelle Handlung an, die am Palmsonntag beginnt und während der Karwoche stattfindet. Dazwischen führen weitere kurze Episoden zurück zu den Ereignissen, die vor zwanzig Monaten stattgefunden haben, ergänzt durch Harinders Erinnerungen, Ereignisse im September 1996 betreffend. Erst mit dem Fortschreiten der straffen, packenden Handlung erschließen sich überraschende Zusammenhänge. Die Sprache entspricht dem Genre Kriminalroman, nimmt sich Zeit für die Charakterisierung jeder einzelnen Figur, und unterstützt die perfekte Mischung aus Spannung und Schilderungen des Umfeldes.

Fazit

Eine realistische, spannende, sehr gut durchdachte und kombinierte Geschichte, glaubwürdig, überraschend, facettenreich. Der Beginn einer Serie, deren zwei Folgebände ich schon vorab notiert habe.

Tag der Wahrheit – Hendrik Falkenberg

AutorHendrik Falkenberg
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 1. September 2020
FormatKindle-Ausgabe
Seiten397 (Print)
SpracheDeutsch
ASINB085G6TGRR

„Die Fragestellung des Meetings war klar: Was hatten Lauras und Stevens Funde zu bedeuten und – war es überhaupt ein Fall fürs BKA?“ (Zitat Seite 47)

Darum geht es

An diesem frühen Morgen Ende Februar erlegt Florian Beck eine Hirschkuh, ohne Rücksicht auf die bestehende Schonzeit. Doch auch für ihn ist dies sein letzter Morgen Als er später gefunden wird, liegt er tot über der erlegten Hirschkuh. Sein Herz fehlt und wird kurz darauf von der BKA-Ermittlerin Laura Westermann gefunden, mit einer Notiz „Gruß ans BKA“. Dies ist eine von einer Reihe von Botschaften einer Gruppe von Klimaaktivisten, die inzwischen Mitglieder des obersten Managements von namhaften Unternehmen der Automobilindustrie in ihre Gewalt gebracht haben. Sie stellen Forderungen und ein Ultimatum, Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit für das BKA-Team Steven Haberland und Laura Westermann.

Themen dieses Kriminalromans, Band 1 der Westermann-Haberland-Serie, sind Umweltschutz, Klimawandel, die Hintergründe des Dieselskandals.

Meine Meinung

Eine spannende Geschichte mit aktuellen Themen, rasant erzählt, wenn auch nicht immer glaubwürdig. Stoff für unterhaltsame Lesestunden.

Hildur – Die Spur im Fjord – Satu Rämö

AutorSatu Rämö
Verlag Heyne Verlag
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2023
FormatKindle
Seiten369 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinGabriele Schrey-Vasara
ASINB0C172319C

„Der rote Rucksack mit den Ponys darauf war das Letzte, war von den Mädchen zu sehen war. Dann verschwanden sie.“ (Zitat Seite 16)

Inhalt

Hildur Rúnarsdóttir hat Geschichte studiert, wollte aber keine akademische Laufbahn einschlagen. Zu sehr ist sie von ihrer Vergangenheit geprägt und immer noch auf der Suche nach Antworten, denn ihre beiden jüngeren Schwestern sind vor beinahe fünfundzwanzig Jahren eines Nachmittags spurlos verschwunden. Seit nunmehr zehn Jahren ist Hildur zurück in ihrer alten Heimat Ísafjörður und leitet als Kriminalbeamtin die Abteilung für vermisste Kinder im Verwaltungsbezirk Westfjorde. Als im November 2019 eine Lawine ein Gebiet mit Sommerhäusern unter sich begräbt, werden auch Hildur, ihr neuer Kollege Jakob Johanson, ein finnischer Polizist, und ihre Chefin Beta zu Hilfe gerufen, denn angeblich war eines der Häuser bewohnt. Es gibt tatsächlich einen Toten, doch dieser ist eindeutig ermordet worden. Damit beginnt eine Serie von Morden, die auf den ersten Blick überhaupt nichts gemeinsam haben, doch Hildur ist überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt.

Darum geht es

Dieser Kriminalroman, Band eins der Hildur-Reihe, spielt in Island. Im Mittelpunkt stehen unterschiedliche Ereignisse, die teilweise in der Vergangenheit stattgefunden haben, und rätselhafte Mordfälle in der Gegenwart. Weitere Themen sind Verlust, Familie, Beziehungen und das Leben in einem abgelegenen, wilden Teil Islands im grauen Wintermonat November.

Meine Meinung

Hildur liebt das Surfen im unbeständigen, stürmischen Meer, um den Kopf freizubekommen, Jakob dagegen strickt Pullover in den komplizierten isländischen Mustern. Dieses interessante, sympathische Ermittlerteam in Kombination mit einer spannenden Handlung, einer glaubhaften Geschichte mit Tiefgang, und lebhaften Schilderungen der beeindruckenden Natur und Landschaft Islands garantieren ein facettenreiches Lesevergnügen.

Rachefrühling – Andreas Gruber

AutorAndreas Gruber
VerlagGoldmann Verlag
Datum13. September 2023
AusgabeTaschenbuch
Seiten608
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442491087

„Dann sähe ich Sie wieder einmal in Aktion – außerdem denke ich, dass das mindestens genauso spannend ist, wie wenn Sie mir die Ringstraße, den Zentralfriedhof und den Stephansdom zeigen.“ (Zitat Seite 44)

Inhalt

Walter Pulaski ist zum ersten Mal in Wien und Evelyn Meyers freut sich darauf, ihm die Stadt zu zeigen. Daher lehnt die erfolgreiche Anwältin sofort ab, als ein internationaler Geschäftsmann sie beauftragen will, den bekannten True Crime-Podcaster Martin Kilian zu vertreten, der des Mordes an der Wiener Chirurgin Aleyna Al-Raschid verdächtigt wird. Doch Pulaski und Evelyns Mitarbeiter Florian überzeugen sie, das Mandat anzunehmen, denn die Tat und die damit verbundenen Nachforschungen, auch wenn er diese als Urlauber inkognito anstellen muss, interessieren Pulaski wesentlich mehr, als die Sehenswürdigkeiten der schönen Stadt Wien. Je länger sie nach Zusammenhängen suchen und den Spuren und möglichen Motiven folgen, desto größer werden ihre Zweifel, denn manche Details fügen sich allzu offensichtlich.

Thema und Genre

Dieser Thriller ist Band 4 der Jahreszeiten-Serie um den Dresdner Kommissar Walter Pulaski und die Wiener Anwältin Evelyn Meyers. Themen sind Recherchen, Mordanklage, polizeiliche Ermittlungsarbeit und die damit verbunden spannenden Rätsel. Wie der Titel schon andeutet, geht es auch um Rache. Ort der Handlung ist diesmal Wien.

Charactere

Mit Evelyn Meyers, Florian Zock und Walter Pulaski treffen wir ein sympathisches, hartnäckiges Ermittlerteam wieder, das wir bereits aus den Jahreszeiten Sommer, Herbst und Winter kennen, oder aber, wenn man die Serie erst mit diesem Band Frühling zu lesen beginnt, mit Vergnügen kennenlernen wird. Was alle Figuren in diesem Thriller auszeichnet, ist die Nachvollziehbarkeit ihres Verhaltens, ihre Glaubwürdigkeit und ihr Facettenreichtum.

Erzählform und Sprache

Zu einem Thriller gehört eine rasante, packende Handlung, die hier schon durch den knappen Zeitrahmen von neun Tagen im Mai vorgegeben ist. Innerhalb dieser Zeit wechselt der chronologische Ablauf, geht mal einige Tage zurück, dann wieder vorwärts, was die Spannung erhöht, langsam immer mehr Details einfließen lässt und auch das eigene Miträtseln interessant macht. Durch genaue Datumsangaben als Überschrift der Kapitel ergibt sich die einfache Zuordnung innerhalb des Geschehens. Überraschende Wendungen mit völlig neuen Aspekten erhöhen die kriminalistische Unterhaltung beim Lesen, ohne konstruiert oder unglaubwürdig zu wirken. Das Verbrechen selbst mit den komplexen, rätselhaften Hintergründen verzichtet auf seitenlange, bluttriefende Schilderungen, was ich persönlich sehr schätze. Es ist ein sehr gekonnt und clever aufgebauter Plot mit vielen vernetzten Zusammenhängen, sie sich jedoch erst langsam ergeben und die Ermittler und auch uns Leser manchmal zu falschen Schlüssen verleiten. Die Sprache passt zum Genre und ergänzt mit humorvoll-charmanten Dialogen und Szenen. 

Fazit

Eine spannende, vielschichtige Geschichte, gekonnt aufgebaut und sehr gut recherchiert, dazu interessante Themen – ein Lesevergnügen, das unterhält und Freude macht.

Die Erfindung des Lächelns – Tom Hillenbrand

AutorTom Hillenbrand
VerlagKiepenheuer&Witsch
Datum7. September 2023
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten512
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462003284

„Wenn es nicht auf die Farben, die Materialien ankommt, dann wäre nur die Legende wichtig, die durch das Bald geschaffen wird, nicht, ob das Bild selbst weiter existiert.“ (Zitat Pos. 6440)

Inhalt

Der Maler Louis Béroud arbeitet an einem Bild „Mona Lisa im Louvre“. Als er am 22. August 1911 in jenen Salon des Pariser Musée du Louvre kommt, wo Leonardo Da Vincis Mona Lisa, „La Gioconda“, mit vielen weiteren Gemälden ausgestellt ist, ist der Platz an der Wand leer. Das Bild ist verschwunden. Durch diesen dreisten Diebstahl wird „La Joconde“, wie sie in Frankreich genannt wird, wirklich berühmt. Trotz intensiver Suche bleibt das Gemälde verschwunden und irgendwann ruhen die Ermittlungen, denn die brutalen Überfälle der  Bonot-Bande, eine Gruppe von Anarchisten, halten Paris und die Polizei in Atem. Nur einer gibt nicht auf und sucht weiter nach dem verschwundenen Bild: Commissaire Juhel Lenoir.

Thema und Genre

Dieser historische Kriminalroman spielt in der Weltstadt Paris während der Belle Époque, jener berühmten Zeitspanne zwischen dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Menschen genießen das rege gesellschaftliche Leben auf den Boulevards, in den Salons, Cafés und Cabarets, in den Ateliers und Galerien der aufstrebenden Künstler und Künstlerinnen entwickeln sich neue, moderne Kunstrichtungen.

Charactere

Wer könnte ein Gemälde stehlen, das unverkäuflich ist, und aus welchem Grund. Bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit geraten in Verdacht, so auch der Dichter Guillaume Apollinaire, der Maler Pablo Picasso und die exzentrische Tänzerin Isadora Duncan.

Erzählform und Sprache

Die Handlung wird chronologisch geschildert, jedoch  in einer weiten, lebhaften Vielfalt an unterschiedlichen Geschichten mit ebenfalls unterschiedlichen Personenkreisen. Manche der Ereignisse überschneiden einander irgendwann im Lauf der Handlung, aber vor allem gibt uns diese Erzählart ein abwechslungsreiches, authentisches Bild der berühmten Weltstadt Paris, des pulsierenden Lebens in dem gesellschaftlichen und künstlerischen Zentrum dieser Epoche. Gleichzeitig lesen wir einen Kriminalroman mit unterschiedlichen Kriminalfällen und der detektivischen Ermittlungsarbeit am Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht der legendäre Diebstahl der Mona Lisa, wobei der Autor die bekannten, von ihm sehr ausführlich recherchierten, Fakten gekonnt mit Fiktion mischt, denn auch heute noch sind einige Fragen über mögliche Zusammenhänge offen. Dieser Roman spielt mit spannenden, unterhaltsamen Möglichkeiten und Varianten der Geschichte. „Manchmal wollen die Menschen ein klein wenig angeflunkert werden. Daran ist nichts Schlimmes, wenn es seiner guten Sache dient.“ (Zitat Pos. 6887)

Fazit

Ein lebhaftes, buntes, historisches Zeitbild und eine abwechslungsreiche Kriminalgeschichte, in der wir in Paris berühmte Persönlichkeiten der Belle Époque treffen.

See you soon – Kristin Lukas

AutorKristin Lukas
VerlagTWENTYSIX
Datum22. Juni 2023
AusgabeKindle-Ausgabe
Seiten286 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB0C8ZBX6LC

„Julia Wiese ist vergiftet worden und wir müssen uns fragen, warum hat der Mörder diese Substanz verwendet und wie ist er daran gekommen.“ (Zitat Pos. 243)

Inhalt

Zoe (eigentlich Mandy, aber diesen Namen hasst sie) Meister ist Tutorin für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und schreibt an ihrer Doktorarbeit. Julia Wiese, die junge Frau, die tot aufgefunden wurde, vergiftet, studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften im 7. Semester. Julia gehörte zur Gucci-Clique um Viktor Stoltenbrink, vier in der virtuellen Welt sehr aktive und erfolgreiche Studierende. Die verschiedenen Spuren führen vom Universitätsinstitut in den angesagten Club KG 13 und zurück. Christine Sudhoff, ermittelnde Kommissarin der Kripo Berlin, erkennt rasch, dass Zoe mehr weiß, als sie zugibt, doch was verheimlicht sie und warum?

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman stehen die vielen neuen Trends der Kommunikation und sozialen Interaktionen im Mittelpunkt, die sich durch die Möglichkeiten der Social Media ergeben haben, der Wunsch nach Erfolg und Anerkennung nicht nur in der echten, sondern auch in der virtuellen Welt. Doch auch reale zwischenmenschliche Beziehungen sind ein Thema.

Charactere

Zoe (Mandy) Meister und die Kommissarin Christine Sudhoff sind einander nicht nur optisch ähnlich, doch es fehlt das gegenseitige Vertrauen und sie ermitteln engagiert, aber getrennt.

Erzählform und Sprache

Die Handlung umfasst einen knappen Zeitrahmen und schildert die Ereignisse chronologisch. In dieser Geschichte geht es nicht um blutige Mordszenen, sondern um die Hintergründe, die zu solchen Taten führen können. Zusätzliche Spannung ergibt sich aus  der in allen Schritten geschilderten Ermittlungsarbeit, der mühsamen Suche nach den Zusammenhängen. Hier ermitteln Menschen, und keine allwissenden Superhelden. Die Sprache ist modern, in den Dialogen der Studierenden manchmal flapsig und dem Social-Media-Zeitgeist angepasst. Die Fachgespräche am Institut für Soziologie ergänzen die Handlung  mit interessanten Informationen und Erklärungen zu den globalen Phänomenen im Zusammenhang mit der Präsenz in den Sozialen Netzwerken.

Fazit

Eine spannende, unterhaltsame und interessante Geschichte mit Charakteren, wie sie auch in der Realität überall zu finden sind, und ein ebenso realistischer Ausflug in die moderne Welt der Follower, Klicks und Likes.

Falsche Freunde: Commissario Morello ermittelt in Venedig – Wolfgang Schorlau, Claudio Caiolo

AutorWolfgang Schorlau
AutorClaudio Caiolo
Verlag KiWi-Paperback
Erscheinungsdatum 4. Mai 2023
FormatBroschiert
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462003031

„Hören Sie, Commissario, die Vereinbarung mit dem Innenministerium besagt, dass Sie nach Sizilien versetzt werden, sobald Sie Salinis Mörder gefasst haben.  Wenn Sie Ihre Arbeit hier erledigt haben, können Sie am nächsten Tag wieder zurück zu Ihrer Mafia.“ (Zitat Seite 42)

Inhalt

Venedig im Nebel ist nicht romantisch und mystisch, sondern einfach nur nass und kalt, denkt Commissario Antonio Morello und vermisst sein geliebtes Sizilien. „In Sizilien ist die Sonne wärmer, das Licht des Himmels klarer und von einem unerreichten seidenweichen Blau, der Geschmack des Salzes im Meer ist würziger als der der Lagunenbrühe.“ (Zitat Seite 147) Doch viel Zeit für diese Gedanken bleibt dem Commissario nicht, denn an diesem nassen, kalten Tag im Oktober 2022 wird in Venedig der Buchhalter Paolo Salini gefunden, tot auf einer Parkbank sitzend. Damit beginnen für den Commissario und sein Team Ermittlungen, die diesmal besonders brisant sind. Rasch führen die ersten Verdachtsmomente und Spuren den Commissario zu sehr vermögenden und seit Jahrhunderten einflussreichen Venezianer Familien und zu ihren Plänen, aus Venedig eine glitzernde, glamouröse Luxusdestination für Superreiche zu machen. Ebenso rasch versuchen seine Vorgesetzten, seine Ermittlungen in diesem Umfeld zu unterbinden, doch andererseits hat er das Versprechen, dass er zurück nach Sizilien versetzt wird, sobald er Salinis Mörder gefunden hat.  

Thema und Genre

In diesem neuen Fall für Commissario Morello, den Sizilianer in Venedig, Band drei der Serie, geht es um Immobilien, Investments, Bestechung, Politik und die (teilweise leider schon realen) Pläne, ganz Venedig als Luxusdestination für sehr vermögende Menschen zu vermarkten.

Charaktere

Auch diesmal lässt sich Morello in seinen Ermittlungen nicht stoppen, den Freien Hund legt man nicht an die Leine, auch wenn sein Team wieder mal in eine andere Richtung zieht. Doch persönlich ist er nach wie vor durch den Verlust seiner Frau blockiert. Er vermisst Sizilien nicht nur als Heimat, sondern er will zurück, weil er endlich weiter nach dem Mafia-Boss suchen will, der seine Frau auf dem Gewissen hat.

Handlung und Schreibstil

Handlung und Schreibstil

Der Zeitraum der Ermittlungen umfasst acht Tage im Oktober, von Montag bis Montag, die letzten Ereignisse finden noch einige Tage danach statt. Dieser straffe Zeitrahmen sorgt für zusätzliche Spannung in dieser interessanten Geschichte, die zunächst eine Reihe von Rätseln für das Ermittlungsteam bereithält. Eine Szene zu Beginn des Buches zeigt uns Lesenden einige Details, wir wissen etwas mehr, als der Commissario, jedoch bleiben auch für uns mögliche Zusammenhänge viele Seiten hindurch reine Spekulationen mit Varianten von Möglichkeiten. Die Handlung nimmt sich aber auch Zeit für persönliche Momente und Konflikte der einzelnen Hauptfiguren und mit dem Commissario genießen wir die  bunt geschilderte Vielfalt des alltäglichen Lebens in der auch bei Regen und Kälte magischen Stadt Venedig, eine Magie, die auch längst auf den Commissario gewirkt hat.

Die Gliederung der Handlung ist klar strukturiert. Die Überschrift trägt Tag und Zeitangabe, die einzelnen Abschnitte tragen dann den jeweiligen Ort der Handlung.

Fazit

Ein sizilianischer Commissario, unangepasst, eigensinnig, der zwar immer noch seine Heimat Sizilien vermisst, jedoch längst schon dem Zauber Venedigs erlegen ist und nun gegen alle Widerstände und Gefahren bereit ist, Venedig vor den bizarren Plänen von Immobilienfirmen und Investoren zu retten – ein realistischer Plot, eine stimmige Geschichte, packendes Lesevergnügen.

Kalt und still: Der erste Fall für Hanna Ahlander – Viveca Sten

AutorViveca Sten
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum 19. Oktober 2022
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinDagmar Lendt
ISBN-13978-3423263382

„Durch die Glasscheibe sieht sie, dass es angefangen hat zu schneien, große, weiße Flocken, die der Wind vor sich hertreibt. Busse fahren jetzt nicht mehr, und zu Fuß braucht sie vierzig Minuten bis nach Hause.“ (Zitat Seite 63)

Inhalt

Als die achtzehnjährige Amanda Halvorssen nach der Luciaparty nicht nach Hause kommt, wartet Polizeikommissar Daniel Lindskog nicht die üblichen vierundzwanzig Stunden ab, sondern es wird sofort mit der Suche begonnen. Extrem tiefe Temperaturen und Teenager in dünner Partykleidung, dazu Alkohol, das ist eine gefährliche Kombination, in der jede Minute zählt. Doch die Polizeiwache von Åre ist auf Grund von Sparmaßnahmen unterbesetzt. Die Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander, eine brillante Ermittlerin, der von ihrem Chef einige Tage zuvor dringend nahegelegt worden war, sich freiwillig versetzen zu lassen, wollte im Ferienhaus ihrer Schwester Lydia in Åre eigentlich nur zur Ruhe kommen und über ihre Zukunft nachdenken, da gerade auch ihre Beziehung gescheitert war. Doch sobald sie von dem vermissten Mädchen hört, nimmt sie zuerst an der Suche und dan auch an den Ermittlungen teil. Ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Einsatz sind hier in Åre sehr willkommen, die Chance auf einen Neubeginn?

Thema und Genre

In diesem Polarkreis-Krimi, der in den extrem kalten Dezembertagen vor Weihnachten in der bekannten schwedischen Schiregion Åre spielt, geht es um ein vermisstes Mädchen, um die Ermittlungsarbeiten der örtlichen Polizei in ländlichen Gebieten.

Charaktere

Hanna ist eine toughe Ermittlerin, ihr früherer Chef hat ihr Eigensinn und mangelnde Disziplin vorgeworfen, was so nicht stimmt, doch sie neigt zu Alleingängen. Besonders wenn sie auf Grund ihrer beruflichen Erfahrungen Gewalt an Frauen vermutet, beginnt sie unbeirrbar nachzuforschen.

Daniel war früher Kommissar beim Drogendezernat in Göteborg und ist froh, hier in Åre nun regelmäßige, ruhigere Dienstzeiten zu haben. So hat er auch Zeit für seine Partnerin und die erst drei Monate alte Tochter Alice. Als nun die intensiven Ermittlungen im Zusammenhang mit der verschwundenen Amanda einsetzen, hat er ein schlechtes Gewissen seiner Familie gegenüber, doch er nimmt seinen Beruf sehr ernst und dieser geht hier vor, denn die Zeit drängt.

Handlung und Schreibstil

Dieser Kriminalroman spielt in dem knappen Zeitrahmen zwischen 9. und 22. Dezember 2019 und wird auch chronologisch erzählt. Die fortlaufenden Kapitel tragen jeweils die neue Datumsangabe, wenn der nächste Tag begonnen hat. Viele Ereignisse mit unterschiedlichen Personen finden zeitgleich am selben Tag statt, was die gesamte Handlung rasant, packend und realistisch macht. Doch die Autorin nimmt sich auch Zeit, dieses beliebte Schigebiet am Fuße des Åreskutan zu schildern, die wilde Natur im Winter, und das Leben in einer Gemeinde in der Provinz mit den unterschiedlichen Menschen.

Fazit

Spannende Unterhaltung aus Schweden. Dieser erste, abgeschlossene, Band einer neuen Serie spielt im stürmischen, eisigen Dezember. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall für Hanna Ahlander.

Verschwiegen: Ein Island-Krimi – Eva Björg Ægisdóttir

AutorEva Björg Ægisdóttir
Verlag KiWi-Paperback
Erscheinungsdatum 12. Januar 2023
FormatBroschiert
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462002584

„Mehr haben wir nicht in der Hand, und mir scheint relativ offensichtlich, dass wir den Fall ohne neue Beweismittel nicht lösen werden.“ (Zitat Position 3643)

Inhalt

Immer wieder verlassen junge Menschen die Enge der isländischen Kleinstadt Akranes, mit dem Wunsch, nie mehr zurückzukehren. Doch manchmal gibt es im Leben Gründe, genau dies zu tun. Die Polizistin Elma verlässt nach dem Ende ihrer langjährigen Beziehung die Kripo Reykjavík und kehrt zurück nach Akranes, die Stadt ihrer Kindheit. Oder diese junge Frau, die nur kurz zurückkommen wollte und dann tot in der Nähe des Leuchtturms aufgefunden wurde. Elma und ihr Kollege Saevar beginnen unter der Leitung von Hördur Höskuldsson mit den Ermittlungen. Sie finden zwar bald heraus, wer die unbekannte Tote ist, doch auch Tage danach gibt es keine Spuren, nicht einmal Anhaltspunkte. Auf dem Computer der Toten finden sie einen Termin mit einem Anwalt in Reykjavik. Kann dies eine Spur sein?

Thema und Genre

Dieser Nordic Noir-Kriminalroman mit starken psychologischen Elementen ist der erste Band der Serie „Mörderisches Island“. Themen sind die beklemmende Struktur einer isländischen Kleinstadt und prägende Ereignisse, die in der Vergangenheit stattgefunden haben und bis in die Gegenwart reichen.

Charaktere

ie sehr unterschiedlichen Figuren der Handlung haben eines gemeinsam: jeder und jede, seien es Ermittelnde, Befragte oder Nahestehende, hat auch ihre eigenen Geheimnisse, Konflikte und Beziehungen und Familiengefüge sind hinter den verschlossenen Türen nicht immer so, wie sie vor der Öffentlichkeit scheinen.

Handlung und Schreibstil

Die aktuelle Handlung, in diesem Fall der Verlauf der Ermittlungen, die Suche nach möglichen Zusammenhängen, wird abwechselnd mit einer Geschichte erzählt, deren Ereignisse im Jahr 1989 in Akranes stattfanden. Der Schwerpunkt dieses Kriminalromans liegt nicht bei der Tat selbst, sondern bei den Ermittlungen und Recherchen, bei den Befragungen und Gesprächen, bei der Suche nach möglichen Hintergründen und Tatpersonen und vor allem bei den psychologischen Gegebenheiten und Konflikten in diesem engen Kleinstadtgefüge, wo man einander schon seit der Kindheit kennt. Die Sprache entspricht dem Genre und bleibt auch bei den Schilderungen der Menschen und des Umfeldes düster.

Fazit

Ein psychologischer Kriminalroman des Genre Nordic Noir, beklemmend und düster, mit einem von Problemen belasteten Ermittlerteam und brisanten gesellschaftskritischen Themen.

Der Diamanten-Coup – Patrick Burow

AutorPatrick Burow
Verlag Benevento Publishing
Erscheinungsdatum 25. August 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten296
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3710901447

„Der Plan war riskant – und die Spannung in dem Audi mit Händen zu greifen. Die vier Männer würden an diesem 25. November 2019 den größten Kunstraub der Nachkriegsgeschichte begehen.“ (Zitat Seite 7)

Inhalt

Sie sind ein bewährtes Team und ihre Coups sind Auftragsarbeiten, genau wie in den frühen Morgenstunden an diesem 25. November 2019 in Dresden. Ihr Ziel ist das Grüne Gewölbe im Residenzschloss Dresden, das den größten barocken Juwelenschatz Europas beherbergt. Sie wissen, sie haben nur fünf Minuten Zeit, doch das genügt, um die wertvollsten Schmuckstücke einzupacken, darunter den berühmten Sächsischen Weißen Diamanten. Als die Polizei eintrifft, sind die Diebe längst spurlos verschwunden. Verschwinden muss auch der angesehene Professor für Kunstgeschichte und Kunstdetektiv Adrian Falke, denn für die Polizei ist der der Hauptverdächtige. Ausgerechnet die Direktorin des Museums, Julia Graf, rettet ihn davor, verhaftet zu werden. Einerseits ist ihr klar, wie absurd dieser Verdacht der Ermittler ist, vor allem jedoch braucht sie ihn in Freiheit, denn sie hofft, mit seiner Hilfe die geraubten Diamanten zu finden. Gemeinsam beginnt eine rasante Suche, doch immer sind die Diebe ihnen einen Schritt voraus.

Thema und Genre

Vom Verlag wird diese Geschichte dem Genre Thriller zugeordnet, für mich finden sich hier die typischen Charakteristika eines Kriminalromans. Themen sind berühmte Kunstdiebstähle, internationaler Diamantenhandel und weltweit agierende Verbrecherorganisationen.

Charaktere

Adrian und Julia sind sympathische Hauptfiguren, private Ermittler ohne die in diesem Genre aktuell sehr oft eingesetzten Traumata aus Scheidungen, verstorbenen Ehepartnern, Alkoholexzessen, für mich sehr positiv. Alle Personen dieser Geschichte sind fiktiv, aber nahe an echten Vorbildern, was sie realistisch und ihr Handeln nachvollziehbar macht.

Handlung und Schreibstil

Obwohl der Coup am Beginn der Geschichte auf tatsächlichen Fakten basiert, ist die nachfolgende Handlung, ebenso wie die Figuren, frei erfunden. Die rasante Handlung wird in kurzen Kapiteln erzählt, in deren Mittelpunkt abwechselnd die unterschiedlichen Gruppen der Hauptpersonen stehen. Als Überschrift trägt jedes Kapitel Ort, Datum, Uhrzeit, letzteres deshalb, weil es sich oft um Ereignisse handelt, die gleichzeitig an verschiedenen Orten stattfinden, und oft innerhalb von knappen Zeitspannen. Der knappe Zeitrahmen beträgt nur einen Monat und die Suche führt Adrian und Julia von Dresden über Hamburg, Paris, London, Antwerpen bis nach Dubai und zurück. Interessante Informationen über Diamanten und den Handel mit diesen wertvollen Steinen ergänzen die Handlung, ohne jedoch die Spannung zu nehmen.

Fazit

Ein True-Crime-Actionroman in Anlehnung an den Dresdner Jahrhunderdiebstahl am 25. November 2019, bei dem berühmte Diamanten von unermesslichem Wert erbeutet wurden, die bis heute verschwunden sind. Eine sehr gut recherchierte, spannende Geschichte, unterhaltsam zu lesen.

Goyas Ungeheuer: Comisaria Ruiz ermittelt in Madrid – Berna González Harbour

AutorBerna González Harbour
Verlag Pendragon
Erscheinungsdatum 17. August 2022
FormatTaschenbuch broschiert
Seiten472
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinMaike Hopp
ISBN-13978-3865327307

„Eigentlich glaubte sie auch nicht an solche Verbrechen. Sie kamen in den Filmen von John Malkovich und Quentin Tarantino vor, aber passten überhaupt nicht nach Madrid, das mit einem Fuß in der Gegenwart und mit dem anderen in der Vergangenheit stand.“ (Zitat Seite 82)

Inhalt

Comisaria María Ruiz ist auf Grund von angeblichen Eigenmächtigkeiten bei der Aufklärung des letzten Falles suspendiert, ein Disziplinarverfahren läuft. Der neue Chef der Madrider Polizei wartet nur darauf, dass sie trotz der Suspendierung zu ermitteln beginnt, das wäre dann auch Gehorsamsverweigerung. Doch seine Drohungen können Comisaria Ruiz nicht daran hindern, genau dies zu tun, zu ermitteln. Denn in Madrid folgt auf grausame und nicht erklärbare Tiermorde nun der Mord an der Kunststudentin Sara, deren Spezialthema die persönlichen, nicht beauftragten Zeichnungen des berühmten Malers Francisco de Goya sind. Während dieser Mord trotz der eigenartigen Szene am Tatort vom neuen Chef der Comisaria und seinem Team sofort als Eifersuchtstat eingestuft wird, mit einem passenden Verdächtigen, erkennt die Comisaria den Bezug zu Goyas Werken, denn hier stellt jemand einzelne Bilder genau nach und es gibt noch viele ähnlich brisante Werke. Wird es der Comisaria mit ihrem kleinen, sehr speziellen Team von Menschen, die sie bei ihren Recherchen unterstützen, gelingen, diesen sehr verworrenen Fall aufzuklären und weitere Morde zu verhindern?

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman spielt in Madrid und ist Teil einer Serie um die Comisaria María Ruiz. Es ist der erste Band, der in deutscher Sprache herausgegeben wird. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die zeitkritischen, persönlichen Zeichnungen des Malers Francesco de Goya und die Pinturas Negras, die schwarzen Gemälde seiner letzten Jahre.

Charaktere

Es ist eine aus sehr unterschiedlichen Charakteren zusammengesetzte Gruppe rund um die Comisaria, die an sich schon eine sehr vielschichtige Figur ist. María Ruiz hat Psychologie studiert, ist eine erfolgreiche, kompetente Ermittlerin, aktiv und taff im Beruf, aber durch ihre berufliche und persönliche Situation und Bindungen trägt sie einige Konflikte und ungelöste Probleme in sich. Luna, der ältere Journalist im Vorruhestand, lebt den klassischen Journalismus, er recherchiert, sucht Zusammenhänge und berichtet darüber. Im Gegensatz zu ihm nützt die die junge Journalistin Nora die modernen Medien und Kommunikationsmöglichkeiten. Wichtige Hinweise erhält die Comisaria auch vom Straßenjungen Eloy.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt in der aktuellen Zeit, innerhalb eines knappen Zeitrahmens. Da dies bereits der vierte Teil der Serie ist, fehlt das Hintergrundwissen zur aktuellen Situation und zu den Problemen der Comisaria. Viele Details ergeben sich jedoch aus Erinnerungen und Gesprächen. Neue Hinweise und Informationen erfahren wir beim Lesen gleichzeitig mit der Comisaria und den mit ihr befreundeten Journalisten Luna und Nora und können so eigene Überlegungen über Täter und Motive anstellen. Schilderungen der lebhaften Stadt Madrid mit ihren Sonnen- und Schattenseiten und das Leben zwischen Tradition und Moderne ergänzen die Handlung, ohne sie jedoch zu unterbrechen. Es ist eine sehr komplexe Geschichte, die mit vielen interessanten Fakten um das Werk von Francesco de Goya und dreizehn entsprechenden Abbildungen ergänzt wird.

Fazit

Eine packende, durch das Thema Goya sehr interessante Geschichte, ein sehr gelungener Streifzug durch Madrid. Es ist wesentlich mehr als „nur“ ein Kriminalroman, denn neben dem Leben und Werk von Francesco de Goya nimmt die Autorin auch immer wieder Bezug auf das reale Leben in Spanien und die aktuellen sozialen und gesellschaftspolitischen Themen. Ein spannendes, facettenreiches Lesevergnügen und eine interessante Serie, von der ich gerne mehr lesen würde, vergangene und zukünftige Fälle der sympathischen Comisaria Ruiz und ihrer Gruppe.

Das letzte Grab: Ein Fall für Carla Winter – Lukas Erler

AutorLukas Erler
Verlag Tropen
Erscheinungsdatum 20. August 2022
FormatBroschiert
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3608501698

„Eine sanftmütige Schwester, ein verrückter Archäologe, eine rotzfreche Sekretärin und ein kurdischer Kriminelle. Dream Team!“ (Zitat Pos. 1293)

Inhalt

Im April 2003 wird in Bagdad von Aufständischen ein Museum geplündert. Im März 2019 erhält die Anwältin Carla Winter einen Anruf vom türkischen Generalkonsulat. Diesmal geht es jedoch um keine Strafverteidigung, sondern um Felix Winter, mit dem sie bis vor sieben Jahren verheiratet gewesen war. Er hatte in der Türkei einen tödlichen Autounfall. Als sie an diesem Tag nach Hause kommt, ist ihr Haus verwüstet und der Mann, mit dem sie die vorhergehende Nacht verbracht hatte, liegt ermordet im Schrank. Beim Begräbnis von Felix spricht sie ein angeblicher Freund ihres Ex-Mannes an und fragt nach einem Paket, das per Kurierdienst zu ihr gekommen sein müsste und dann wird auch Carla bedroht. Es geht um eine wertvolle antike Statue. Sie braucht dringend Antworten und die wird sie nur vor Ort in der Türkei finden.

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman geht es um eine toughe Strafverteidigerin und das internationale, lukrative Geschäft mit geraubten antiken Kunstwerken.

Charaktere

Carla Winter ist eine erfahrene Strafverteidigerin und spezialisiert auf „how to get away with everything“-Fälle. Doch diesmal betreffen die Ereignisse sie auch persönlich und es wird sehr gefährlich. Dennoch gibt sie nicht auf, bis sie die Zusammenhänge herausgefunden hat.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog im Jahr 2003. Die aktuelle Handlung beginnt im März 2019 in Frankfurt und führt uns chronologisch rasant weiter bis in den Oktober 2019. Handlungsorte sind Deutschland und die Türkei. Bald folgt ihr nicht nur ein Killer, sondern sie gerät zwischen die Fronten von internationalen Verbrecherorganisationen, doch auch die Polizei und Interpol verfolgen interessiert jeden ihrer Schritte. Als sie Hilfe sucht und auch findet, beginnen erst die Überraschungen und unvorhersehbaren Wendungen. Der Autor nimmt sich Zeit für die Entwicklung seiner Figuren, die dadurch authentisch handeln und auch interessante, lebhafte Schilderungen der Handlungsorte fehlen nicht. In Verbindung mit weiteren Details in Form von Rückblicken und Erinnerungen ergibt dies eine sehr spannende Geschichte, die überzeugt.

Fazit

Ein facettenreicher, packender Page-Turner mit einer sympathischen Hauptfigur und weiteren, interessanten Figuren. In Verbindung mit überraschenden Wendungen bis zur letzten Seite ergibt dies in der Summe ein sehr spannendes Lesevergnügen. 

Das neunte Gemälde – Andreas Storm

AutorAndreas Storm
Verlag KiWi-Paperback
Erscheinungsdatum 18. August 2022
FormatBroschiert
Seiten416
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462003888

„Drei Jahrzehnte war Julies Vater im Dunkel der Familiengeschichte umhergetappt, bevor ihm schließlich ein Mann namens Gilles Dupret den Weg zum Lichtschalter gewiesen hatte.“ (Zitat Pos. 4390)

Inhalt

Dr. Lennard Lomberg, ist Experte für Europäische Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts und ein international tätiger Gutachter. Am 22. April 2016 ist er auf dem Weg nach London, um ein Wertgutachten zu erstellen, als er einen Anruf erhält, in dem es um ein Gemälde geht, das ursprünglich einer jüdischen Familie in Frankreich gehörte, welche 1942 von den Nationalsozialisten enteignet wurde. Am 25. April ist Lomberg wieder zurück in Bonn, doch er hat keine Lust, Duprets Auftrag anzunehmen. Dupret bleibt hartnäckig, deutet einen Zusammenhang mit Lombergs Familie an, kommt aber nicht zum vereinbarten Treffen. Er wird tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden, das Gemälde ist verschwunden. Doch nicht nur Kriminalrätin Sina Röhm, Spezialgebiet Kunstkriminalität, ermittelt, auch Lennard Lomberg beginnt mit intensiven Recherchen, unterstützt von seiner Tochter Julie, welche die umfangreichen Unterlagen  ihres 1995 verstorbenen Großvaters Ernst Lomberg sichtet. Dieser war ab 1942 als Mitglied der deutschen Wehrmacht in Paris für den Kunstsektor eingeteilt. Lomberg sucht nach dem Gemälde, vor allem aber will er aufdecken, was damals wirklich passiert ist, doch sehr einflussreiche Kreise wollen mit allen Mitteln genau dies verhindern.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman ist reine Fiktion, der Autor baut jedoch zeitgeschichtlich dokumentierte Fakten in seine Geschichte ein. Es geht um den internationalen Kunstmarkt,  NS-Raubkunst, die sich heute noch versteckt in Privatbesitz befindet, um den Einfluss  von ehemaligen NS-Mitgliedern bei der Besetzung von einflussreichen Positionen. Wichtige Themen sind Freundschaft und Familie.

Charaktere

Die einzelnen Charaktere sind sehr gut beschrieben, stimmig, und ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Auch dort, wo es Überraschungen gibt, bleiben sie glaubhaft und realistisch.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte führt uns, von Deutschland ausgehend, quer durch Europa nach Frankreich, Spanien und in die Schweiz. Sie nimmt ihren Anfang im Sommer 1914, den die befreundeten Künstler Picasso, Braque und Derain im gemeinsamen künstlerischen Austausch verbringen wollten. Ein weiterer Erzählstrang beginnt im besetzten Frankreich 1942/43 und führt weiter bis in das Jahr 1966. Die aktuelle Handlung spielt in einem straffen Zeitrahmen in den Monaten April bis Juni 2016. Die Handlungen werden abwechselnd, jedoch in längeren Abschnitten, erzählt. Gerade dieses von Kapitel zu Kapitel dichter werdende, mit großer Kreativität intelligent gewobene Netz aus Verbindungen, Überraschungen und logischen Konsequenzen ist sehr spannend, interessant und absolut stimmig. Es ist Fiktion, könnte jedoch durchaus tatsächlich so stattgefunden haben.

Fazit

Dieser erste Band einer neuen Serie von Kriminalromanen mit dem Kunstexperten Lennard Lomberg ist ein packendes Lesevergnügen, das begeistert, überzeugt und schon jetzt Vorfreude auf Band 2 macht.

Der gute Hirte: Ein Fall für Taifun Çoban – Cornelius Hartz

AutorCornelius Hartz
Verlag Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum 28. Juli 2022
FormatTaschenbuch
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3548066295

„Die Farben des Fotos waren ausgeblichen, der Abzug war definitiv älteren Datums. Soweit er das beurteilen kann, mussten Kleidung und Frisuren aus den Siebzigern stammen.“ (Zitat Pos. 901)

Inhalt

Taifun Çoban leitet beim LKA Kiel die Abteilung für Identitätsfeststellung von unbekannten Toten. Daher wird der Kommissar selten in Dörfer wie Harmsbüttel gerufen, wo meistens alle einander kennen. Doch hier ist es anders. Niemand kennt den unbekannten Toten, der zufällig am 10. Mai 2021 im Kellerfundament des geplanten neuen Hauses der Familie Landmann gefunden wird. Am 13. Mai 2021 trifft Taifun Çoban daher in Harmsbüttel ein, um gemeinsam mit Polizeihauptmeister Raimund Wernersen, dem Polizisten vor Ort, und der Kriminalkommissarin Fanta Braun von der Kripo Ratzeburg zu ermitteln. Çoban kennt den Ort Harmsbüttel im Zusammenhang mit einem Cold Case, der vor nunmehr einundvierzig Jahren stattgefunden hat. Ein kleiner, verschlafener Ort, zwei Gewaltverbrechen, gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen, fragt sich Çoban.

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman, der in Norddeutschland spielt, geht es um die Ermittlungsarbeit in einer geschlossenen Dorfgemeinschaft, um prägende Kindheitserinnerungen und ihre Folgen.

Charaktere

Taifun Çoban ist Deutscher, doch seine türkischen Wurzeln sind offensichtlich und dies führt in Harmsbüttel zu einigen Missverständnissen, was Çoban meistens mit Humor nimmt, ein bemühtes „Salam Aleikum“ beantwortet er mit einem knappen „Moin“. Er ist ein intensiver, kreativer Ermittler und weiß, zusammen mit der toughen Fanta Braun und dem etwas bequemen Raimund Wernersen wird er irgendwo das Schweigen der Dorfbewohner durchbrechen können und das Rätsel lösen.

Handlung und Schreibstil

Die drei unterschiedlichen Handlungsstränge, die einander abwechseln, spielen in der Vergangenheit, im Mai 2021 und einige Zeit später. Dies macht die Geschichte interessant und gibt uns Lesenden Hinweise und Details für eigene Vermutungen. Doch obwohl man vielleicht manche Zusammenhänge erkennt, sorgt der Autor bis zum Schluss für Überraschungen, wobei die Geschichte im Bereich des Logischen und Nachvollziehbaren bleibt. Es ist ein interessanter, sehr gut aufgebauter Fall mit brisanten Hintergrundthemen. Die Sprache passt zum Genre, ist sehr angenehm und spannend zu lesen und wird durch Szenen mit einem humorvollen Augenzwinkern aufgelockert.

Fazit

Ein interessanter Fall, eine sehr gut und schlüssig aufgebaute Handlung mit zeitlos aktuellen Themen und eigenwillige Charaktere, die während der gemeinsamen Ermittlungen ein originelles Team in einem ebenso originellen Umfeld ergeben.

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