Zeit der Mutigen – Dimitré Dinev

AutorDimitré Dinev
VerlagKein & Aber
Datum8. September 2025
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten912
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3036950792
 

„Das Wissen allein aber reicht nicht, um sich zu retten. Um gerettet zu werden, braucht man einen Menschen.“ (Zitat Pos. 3922)

Inhalt

Eva trifft als Rotkreuzschwester auf dem Schiff Kulpa im Ersten Weltkrieg eine Entscheidung, die ihr weiteres Leben verändert. In der Donau will sie ihr Leben beenden, doch sie geht dem Fischer Xaver ins Netz. Auch die gemeinsame Tochter Angela muss sich eines Tages entscheiden und damit gibt sie nicht nur ihrem eigenen Leben eine unvorhersehbare Wendung mit weitreichenden Folgen.

Der Tiroler Gymnasiast Leopold meldet sich im zweiten Weltkrieg freiwillig, wird nach Griechenland geschickt, desertiert und lebt bei einer Gruppe Roma in Bulgarien, deren Oberhaupt Gjuro eines Tages einen ungewöhnlichen Gefallen von ihm einfordert. Als Leopold die Gruppe verlassen muss, kehrt er nach Hause zurück. Beide Entscheidungen haben ebenfalls Konsequenzen, die Leben verändern.

Rotarmisten greifen Ende des zweiten Weltkriegs eine Gruppe deutsche Soldaten auf und erschießen sie. Doch einer überlebt mit einer Kugel im Kopf und ohne Erinnerungen. Die unabhängige Schafhirtin Neda nimmt den Verletzten auf und er bleibt. Doch dann muss auch sie eine Entscheidung treffen, da er in Gefahr ist. Um ihn zu schützen, schickt sie ihn zurück an den Ort, wo er vermutlich aufgewachsen ist. Doch in seiner Erinnerung gibt es nur Neda. Das Leben geht weiter, mit neuen Herausforderungen diese Elterngeneration und ihre Kinder und Enkel und es erfordert Mut, den eigenen Weg zu finden und ihm zu folgen.

Thema und Genre

In diesem epischen Generationenroman geht es um europäische Zeitgeschichte mit Schwerpunkt Bulgarien und Roma, Krieg, Diktaturen, Unterdrückung, Widerstand, und den Wunsch der Menschen, ein selbstbestimmtes Leben nach den eigenen Überzeugungen zu führen. Werte wie Freundschaft, Treue, Familie und die Liebe sind wichtige Themen.

Charaktere

Dimitré Dinev nimmt sich viel Zeit für seine Figuren, er stellt jede detailliert und einprägsam vor, da er bereits mit Schilderungen der Kindheit beginnt. So füllt er sie mit Leben und folgt ihnen mit Empathie durch Konflikte, Probleme und Gefahren. Dadurch werden ihre Entscheidungen und Handlungen nachvollziehbar, wobei er seine Figuren schon im frühen Kindesalter aus traditionellen Rollenbildern löst, Frauen folgen selbstbewusst den Berufen ihrer Väter, treffen ihre eigenen Entscheidungen und kämpfen dafür in einer Zeit, als dies weder selbstverständlich noch einfach ist.

Erzählform und Sprache

Der Roman ist in große Teile gegliedert, deren Titel immer auch einen realen oder metaphorischen Bezug zur jeweiligen Handlung haben. So trägt der erste Abschnitt, in dem es um Eva und Xaver geht, die Überschrift „Wasser“. Jeder Teil folgt den Ereignissen einer der Hauptfigurengruppen und so ergeben sich lange Erzählstränge voller Leben und in einer packenden, einprägsamen Dichte, denn der Autor überzeugt auch durch seine fließende, bildintensive Erzählsprache.

Fazit

„Einen Freund kann man immer brauchen. Willst du mitmachen?“ (Zitat Pos. 15510) Mit diesem Satz endet dieser Roman, der neben einer spannenden Handlung, überzeugenden Figuren, und zeitlos aktuellen Themen auch interessante Einblicke in die nahe Vergangenheit Bulgariens bietet, ein Land, über dessen Geschichte ich bisher wenig wusste. Dieser letzte Satz und die darin enthaltene Aussage umfasst den Kerngedanken der Schicksale, die hier beeindruckend erzählt werden.