Die Ermordung des Commendatore Band 2: Eine Metapher wandelt sich – Haruki Murakami

AutorHaruki Murakami
Verlag DuMont Buchverlag
Erscheinungsdatum 11. Mai 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten496
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832198923

„Eine Idee kann ohne die Anerkennung durch andere nicht existieren, speist aber diese Anerkennung zugleich durch ihre Existenz.“ (Zitat Seite 105)

Inhalt

Der Maler arbeitet weiterhin am Porträt von Marie und  gleichzeitig malt er ein Landschaftsbild, eine realistisch-fotografische Darstellung der Grube im Wald. Seine kreative, künstlerische Phase dauert an, er spürt, dass beide Gemälde von beeindruckender Qualität sind. Gleichzeitig beschäftigt ihn weiterhin das Bild „Die Ermordung des Commendatore“ und das Leben von Tomohiko Amada. Als er den alten Maler eines Nachts in seinem Atelier zu sehen glaubt, beschließt er, ihn zu besuchen. Da verschwindet Marie und für den Maler beginnt ein mystisches Abenteuer, das ihn in physisch und psychisch an seine Grenzen bringt …

Thema und Genre

Da es sich um einen Roman in zwei Teilen handelt, ohne zeitliche Abgrenzung, ändert sich die Thematik nicht. Ein Schwerpunkt sind weiterhin die Ereignisse in Kriegszeiten und ihre Auswirkung auf den einzelnen Menschen, der sie überlebt. Es geht um Verluste von nahestehende Menschen und die unterschiedlichen Arten, damit umzugehen.

Die mystische Komponente verstärkt sich im weiteren Verlauf der Handlung, einzelne Szenen erinnern an das griechische Orpheus-Mythos, welches sich jedoch auch in der japanischen Mythologie findet.

Charaktere

Der Hauptprotagonist erzählt seine Geschichte weiter. Die Gespräche mit Marie, vor allem aber sein gefährliches Abenteuer nach Maries Verschwinden verändern ihn. Er beginnt, sich von der Trauer um seine Schwester zu lösen und sieht auch seine Ehe realistischer. Seine künstlerische Kreativphase, die sich beim Malen des Porträts von Marie fortsetzt, gibt ihm ein neues Selbstbewusstsein, er kann Entscheidungen treffen.

Die 13-jährige Marie Akikawa besucht den Maler öfter heimlich, mit ihm spricht sie über ihre Probleme und ihr Leben, da sie ihm vertraut und er andererseits ihre Beobachtungsgabe und kluge Sicht der Dinge erkennt.

Wataru Menshiki freundet sich mit Maries Tante an, bleibt jedoch bei seinem präzisen, ordentlichen Tagesablauf. Er unterstützt den Maler weiterhin und man könnte durchaus von einer Art Freundschaft zwischen diesen beiden unterschiedlichen Männern sprechen. Anders als der Hauptprotagonist will er jedoch keine Antworten wissen, sondern ihm genügt die Möglichkeit.

Handlung und Schreibstil

Der Spannungsbogen des ersten Teiles steigt weiter an, um dann erzählend auszuklingen. Wobei der Autor nicht für alle Themen und Erzählstränge Lösungen anbietet, manche erklärt er, dann wieder überlässt er es dem Leser, sich mögliche Entwicklungen vorzustellen.

Gerade dies macht den Roman so ungewöhnlich, aber auch packend. Für viele Ereignisse im Leben der Hauptfiguren bieten sich mehrere Erklärungen an, alle sind möglich, aber der Autor legt sich auf keine fest.

Dieser zweite Band führt die Geschichte aus dem ersten Buch mit Kapitel 33 nahtlos fort und endet mit dem Kapitel 64. Auch die Erzählperspektive wechselt nicht.

Die Sprache ist weiterhin großartig zu lesen, der Autor spielt mit Worten, Metaphern und Symbolik, teilweise werden Metapher sogar zu Protagonisten.

Fazit

Es handelt sich hier nicht zum zwei in sich geschlossene Teile, sondern um einen Roman, der in zwei Bänden erschienen ist. Daher sollte man auch mit Band 1 zu lesen beginnen. Der zweite Teil führt die surrealen Ereignisse fort und das mystische Element steigert sich. Der Autor bietet nicht für alles Erklärungen und eindeutige Antwort an, damit muss man als Leser umgehen können. Dann wird man dieses neueste Werk von Haruki Murakami mit Begeisterung lesen und vielleicht, so wie ich, eines der Lieblingsbücher des Lesejahres 2018 gefunden haben.

Die Ermordung des Commendatore Band 1: Eine Idee erscheint – Haruki Murakami

AutorHaruki Murakami
Verlag DuMont Buchverlag
Erscheinungsdatum 25. Januar 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832198916

„Die Zivilisation schreitet voran, während du wie Urashima im Drachenpalast auf dem Meeresgrund mit den Seebrassen dein Mittagsschläfchen hältst.“ (Zitat Seite 132)

Inhalt

Ein Künstler dessen Namen wir nicht kennen erzählt seine Geschichte, die inzwischen einige Jahre zurück liegt. Der erfolgreiche Porträtmaler ist 36 Jahre alt, als sich seine Frau scheiden lassen will. Einge Monate lang reist er durch Japan, bevor ihm ein Studienfreund das einsam auf einem Berg gelegene Haus seines Vaters, des berühmten Malers Tomohiko Amadas,  zur alleinigen Nutzung überlässt. Eines Tages findet er auf dem Dachboden des Hauses ein Gemälde von beeindruckender Intensität: ›Die Ermordung des Commendatore‹, das ihn an eine Szene aus „Don Giovanni“ erinnert. Gleichzeitig kontaktiert ihn Wataru Menshiki, sein charismatischer Nachbar – er soll ihn porträtieren, wobei ihm künstlerisch keine Grenzen gesetzt sind. Der Erzähler will auf Grund seiner Schaffenskrise ablehnen, doch plötzlich kehrt die Inspiration zurück. Gleichzeitig ereignen sich einige erstaunliche Vorfälle …

Thema und Genre

Haruki Murakami hat hier wieder einen außergewöhnlichen Roman geschaffen. Angesiedelt in der Welt der Künstler, reicht der Inhalt jedoch weit darüber hinaus. Ein Erzählstrang, verbunden mit der Geschichte des Gemäldes, führt nach Wien, wo der alte Maler von 1933 bis 1939 studiert hatte. Auch zwischenmenschliche Beziehungen sind ein Thema. Eine mystische Spur von geheimnisvollen Ereignissen zieht sich durch die gesamte Handlung.

Charaktere

Der Hauptprotagonist, ein Portraitmaler, erzählt uns eine erstaunliche, teilweise unheimliche Geschichte, die er vor einigen Jahren erlebt hat. Damals befand er sich in einer Phase der künstlerischen Stagnation, da ihn mit seiner Frau auch die Inspiration verlassen hatte. Die Trennung von seiner Frau hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen, bis er sich überreden ließ, doch wieder ein Portrait zu malen.

Sein Auftraggeber und Mentor Wataru Menshiki ist ein älterer Herr, sehr begütert, eine imposante Erscheinung, charismatisch, aber nicht zu durchschauen. Er ist gewohnt, Menschen manipulieren zu können. Zur Zeit dieser Geschichte lebt er in einer großen Villa im Sichtfeld des Erzählers auf der anderen Seite des Tales.

Handlung und Schreibstil

Das Buch beginnt mit einem scheinbar zusammenhanglosen Prolog in der Jetztzeit, geht dann zurück in die Geschichte, die der namenlose Ich-Erzähler erzählen will und die inzwischen einige Jahre zurückliegt. Erklärungen und Hintergrundinformationen erhält der Leser vom Erzähler in Form von Gedanken, Überlegungen, Erinnerungen. So kommt es manchmal zu Überschneidungen, durch neue Details ergänzte Wiederholungen, wenn sich der Hauptprotagonist in seinen Gedanken nochmals mit denselben Vorgängen befasst. Insgesamt verschwimmen auch in diesem Roman Murakamis die Grenzen zwischen Realität und möglicher Einbildung, mystischen, kaum erklärbaren Vorgängen.

Die Geschichte umfasst einen Prolog und 32 Kapitel, wobei die Überschrift jeweils einen Gedanken des jeweiligen Kapitels aufnimmt. Kapitel 31 endet mit einem Cliffhanger, ein  aufregender nächster Sonntag wird erwähnt, während das kurze Kapitel 32 einen Verweis in die Vergangenheit enthält, der für den Leser noch nicht zuordenbar ist. Der zweite Band ist bereits erschienen.

Die Sprache ist pures Lesevergnügen, der Autor spielt mit Worten und Beschreibungen, geht ins Detail, wo es ihm wichtig erscheint. Als Leser taucht man sofort tief in die Geschichte ein.

Fazit

Die spannende, teilweise auch magische Handlung und die Personen begeistern von der ersten Seite an. Wenn man bereit ist, sich auf den Autor einzulassen und auch seine surrealen Einfälle auf sich einwirken lässt, ohne alles hinterfragen zu wollen, wird man das Buch kaum aus der Hand legen können.

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