südpol.windstill – Armela Madreiter

AutorArmela Madreiter
VerlagReclam Verlag
NachwortBjörn Hayer
Datum12. Februar 2025
AusgabeTaschenbuch
Seiten70
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3150146224

„Ein Südpolmuttertag! Es riecht nach etwas in Öl Gebratenem, Zwiebeln oder Knoblauch – sie hat Teig zwischen den Fingern und sucht nach Radiosendern, auf denen Lieder gespielt werden, die sie kennt. Der Kühlschrank ist voll – alle vier Fächer – die Wohnung: Zitrone, die Wäsche gefaltet und: Veilchenduft!“

Inhalt

Ida ist zehn Jahre alt und weiß schon genau, was sie werden will: Polarforscherin. Mit Robert Falcon Scott, den nicht alle Menschen sehen können, bespricht sie nicht nur die Wetterlage, sondern vor allem den Tag, denn es gibt Nordpolmuttertage und Südpolmuttertage und zwischen diesen gibt es einen gewaltigen Unterschied. Doch mit Scott, der für jede Situation einen Vergleich aus seinen Abenteuern schildert, kann Ida auch die Nordpolmuttertage meistern. Dann lernt sie Amre kennen, den Jungen, der seine Hausaufgaben im Treppenhaus macht, sich für Astronomie interessiert, später Sternenforscher werden will und ihr vom Dachbodenfenster aus die Sterne zeigt. Nun hat sie zwei Freunde, mit denen sie über die vielen Fragen ihres Lebens reden kann.

Thema und Genre

Das Thema dieses Theaterstücks für junge Menschen, erschienen in der Reclams Universal-Bibliothek, ist der Alltag eines zehnjährigen Mädchens mit ihrer alkoholabhängigen, depressiven Mutter. Vor allem jedoch geht es darum, wie die Zehnjährige, die schon früh Verantwortung übernehmen musste, mit Phantasie dieses Leben mit den täglichen Herausforderungen positiv meistert.

Erzählform und Sprache

In diesem Theaterstück treten drei Personen auf: Ida, Scott und Amre. Das Stück ist in zwei Teile gegliedert, Teil 1 Nordpol und Teil 2 Südpol, diese wiederum in kurze Abschnitte, Dialoge mit Scott oder Amre. Die Sprache ist einfühlsam und passt sich in der Ausdrucksweise und Gedankenwelt der zehnjährigen Ida an, jedoch auf einer literarischen Ebene.

Fazit

Dieses Stück aus der Reclam-Reihe „Theater der Gegenwart“ richtet sich an eine junge Zielgruppe und wurde für die Longlist Debüt Österreichischer Buchpreis nominiert. Ich habe das Theaterstück mit großem Interesse gelesen, auch wenn ich absolut nicht mehr zur Zielgruppe gehöre.

Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten/ Einladung zum Klassentreffen – Martin Schörle

AutorMartin Schörle
Verlag Engelsdorfer Verlag
Erscheinungsdatum 6. Dezember 2016
FormatTaschenbuch
Seiten119
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3960084082

„Ihr letzter Bescheid dauerte so lange, da konnte unser Einkaufszentrum zweimal abbrennen, der Brandstifter im Knast Abitur machen und zwölf Kinderbücher schreiben.“ (Zitat Seite 27)

Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten

Inhalt

Ein Arbeitstag im Leben des Hans Fredenbek, Verwaltungsbeamter in gehobener Position. Was mit Betrachtungen über den perfekten Radiergummi beginnt, endet beim ausführlichen Grübeln über das geheime Wesen Frau, insbesondere ist es seine Mitarbeiterin Karin Umlauf, die mit dem getupften Sommerkleid, die seine Phantasie anregt.

Thema

Bei diesem Einpersonenstück wird das Arbeitsleben des überzeugten Beamten Fredenbek aufgezeigt, wobei die Arbeit auch sein gesamter Lebensinhalt ist. Auch wenn die Handlung nur einen einzigen Arbeitstag umfasst, erfahren wir durch die Erinnerungen, die er mit uns teilt, alle seine Gedanken und Überlegungen, sein ganzes Leben.

Wirklich skurril und großartig geschildert sind die Szenen in seinem Urlaub, wie er es schafft, die Tage ohne seine gewohnte Arbeit mit Sinn zu füllen. Er hat auch eindeutig ein Verständnisproblem, was Frauen anbelangt und ist im Grunde ein einsamer Mensch, eine sympathische, aber tragische Figur.

„Manchmal legen Blumen beim Wachsen ein atemberaubendes Tempo vor.“ (Zitat Seite 104)

Einladung zum Klassentreffen

Inhalt

Es war eine Jugendliebe zwischen Marina und Carsten, doch sie haben einander längst aus den Augen verloren, sind ihren Weg gegangen, haben neue Partnerschaften und das Scheitern derselben erlebt. Jetzt, nach zwanzig Jahren, meldet sich Carsten bei Marina und lädt sie zum Klassentreffen ein. Marina sitzt gerade im Zug, als sie den Anruf entgegennimmt und bald geht es um weit mehr, als nur ein Abi-Treffen.

Thema

In diesem Theaterstück sind Marina und Carsten die Hauptpersonen. Indirekt ist auch Marinas geschiedener Ehemann Holger präsent, einerseits in Marinas Erinnerungen, andererseits schildert Carsten, wie er ihn zufällig getroffen hat. Dazu kommen noch Fahrgäste, die das Geschehen fallweise kommentieren. In diesem zweiten Theaterstück geht es um die Beziehung zwischen Mann und Frau, um Missverständnisse, Liebe und neue Chancen.

Fazit

Präzise beobachtet der Autor die Menschen, den Alltag, das Leben, sozialkritisch und urkomisch. Er spielt mit der Sprache, jongliert mit Um- und Neudeutungen und macht so die Texte und Figuren lebendig. Geschrieben als Theaterstücke, enthalten die Texte daher auch sämtliche Regieanweisungen und könnten sofort auf die Bühne gebracht werden. Die Ausstattung ist betont einfach gehalten, allerdings erfordert die Rolle des Hans Fredenbek ein intensives Rollenstudium, denn der Text mit seinen rasch wechselnden Gedankengängen und Themen ist anspruchsvoll. Seine Betrachtungen über Frauen könnten meiner Meinung nach eine Überarbeitung vertragen, im Sinne von Straffung und Modernisierung. Ich wünsche dem Autor, dass eine ambitionierte Theatergruppe auf diese Stücke aufmerksam wird, die Umsetzung wäre eine spannende, interessante Aufgabe.