Alte Sorten – Ewald Arenz

AutorEwald Arenz
Verlag DuMont Buchverlag
Erscheinungsdatum 18. März 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
ISBN-13978-3832183813

„In Sally wurde es das erste Mal seit langer Zeit für einen Augenblick ganz still, und sie bewegte sich nicht, um diese Stille nicht gleich wieder zu verlieren.“ (Zitat Seite 17, 18)

Inhalt

Sally, jung, Schülerin kurz vor dem Abitur, gerade wieder in einer psychotherapeutischen Klinik, verlässt diese und macht sich auf den Weg, einfach weg. Irgendwo zwischen Weite und Feldern, nahe bei einem Dorf, trifft sie auf die ältere Liss, die alleine einen Hof bewirtschaftet. Liss, schweigsam, unangepasst, findet in Sally viel von sich selbst in jungen Jahren wieder. Sie lädt Sally ein, bei ihr auf dem Hof zu übernachten und aus einer Nacht werden viele Tage. Es ist Herbst und gemeinsam erledigen sie die anfallenden Arbeiten – und aus dem ersten Schweigen werden Gespräche und gegenseitiges Verständnis.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um das Erwachsenwerden, Erziehung, Familie. Doch auch gegenseitiges Verständnis und Aufbegehren gegen Vorurteile und Zwänge sind Themen. Gleichzeitig erfährt der Leser viel über das realistische Landleben, Obstbau und alte Obstsorten.

Charaktere

Liss und Sally, die beiden Hauptprotagonistinnen sind eigenwillig und für die Menschen um sie herum „anders“. Das Leben besteht für Liss‘ Vater aus Arbeit und genauer Ordnung, Bücher und Bildung passen nicht in dieses Leben. Doch Liss widersetzt sich der Enge des Dorflebens, auch wenn sie an den Hof zurückkehrt.

Sally ist jung, begabt, doch sie hat ihren eigenen Willen und ihre eigene Meinung, manchmal ist sie auch einfach eine Suchende. Ihre Eltern meinen es gut, verstehen sie aber nicht. So wie die meisten Erwachsenen mit Unverständnis auf Sally und ihre Probleme reagieren. Bei Liss, die sie nicht drängt, sondern wartet, bis Sally selbst entscheidet, fühlt sie sich akzeptiert.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt im Herbst, zwischen Anfang September und Mitte Oktober, auf einem großen Hof irgendwo auf dem Land in der Nähe eines Dorfes. Rückblenden in Form von Erinnerungen der beiden Protagonistinnen ergänzen die Handlung. Der Roman ist ein einzelne Kapitel eingeteilt, die als Überschrift das jeweilige Datum tragen. Im Mittelpunkt steht jeweils Sally oder Liss, sodass der Leser die Ereignisse auch aus verschiedenen Perspektiven erfährt. So erhält der Roman zusätzliche Tiefe. Die Spannung ergibt sich einerseits aus dem schrittweisen Annähern der beiden Frauen, den ebenso auftretenden Missverständnissen, andererseits aus der Frage, warum die Dorfbewohner Liss meiden.

Der Autor erzählt leise, eindrücklich, gibt jeder der beiden Frauen die passende Sprache. Intensive Schilderungen der Natur, der alten Obstsorten und des Landlebens im Herbst ergänzen die Geschichte, großartig, aber realistisch und ohne falsche Romantik.

Fazit

Ein leises, eindrucksvolles Buch, in dessen Mittelpunkt zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Frauen stehen, die bald erkennen, wie viel sie gemeinsam haben. Eine Geschichte und Sprache, die den Leser sofort in ihren Bann zieht und noch lange in den Gedanken bleibt.

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