Das Schloss der Schriftsteller: Nürnberg ’46 – Uwe Neumahr

AutorUwe Neumahr
Verlag C.H.Beck
Erscheinungsdatum 23. Februar 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3406791451

„Bis heute waren wohl nie mehr so viele prominente Schriftsteller aus aller Welt unter einem Dach versammelt wie zu dieser „Stunde null“ auf Schloss Faber-Castell, als Weltliteratur auf Weltgeschichte traf.“ (Zitat Seite 9)

Thema und Inhalt

Der erste und Hauptprozess der Nürnberger Prozesse fand vom 20. November 1945 bis zur Urteilsverkündung am 1. Oktober 1946 vor dem Internationalen Militärgerichtshof statt, der im Justizpalast in Nürnberg tagte. Dies brachte auch viele bekannte Journalisten und Journalistinnen, Schriftsteller und Schriftstellerinnen nach Nürnberg, die für Zeitungen, Agenturen und Nachrichtensender berichten sollten. Die internationale Presse war im Schloss Faber-Castell untergebracht, wobei die Arbeitsbedingungen auf so engem Raum schwierig waren, dennoch verbanden sich in diesem Press Camp, das bis 1949 bestanden hat, journalistische Tätigkeit mit künstlerischer Kreativität. Darüber berichtet dieses Buch.

Umsetzung

Es sind viele prominente Namen, die sich hier einfinden, aufeinander treffen und in jedem der vierzehn Kapitel dieses Buches steht eine dieser bekannten Persönlichkeiten im Mittelpunkt, chronologisch geordnet nach dem Zeitablauf des Prozesses und gleichzeitig der Anwesenheit der betreffenden Persönlichkeit.

Es geht um die Frage, wie dieses Unfassbare geschehen konnte, wie die Angeklagten sich zu verteidigen versuchten. Vor allem jedoch geht es hier um die Frage, wie sehr die Teilnahme an den Prozessen die Personen veränderte, und ob es überhaupt möglich war, die Sprachlosigkeit angesichts dieser Verbrechen in Worte zu fassen, literarisch begreifbar zu machen. Nicht nur der fachliche Hintergrund, ob Journalist, Journalistin, oder Schriftsteller, Schriftstellerin, macht einen Unterschied in der jeweiligen Berichterstattung, sondern auch die politische Einstellung, die Nationalität, eigene Erfahrungen in Deutschland und im Exil. Ähnlich unterschiedlich sind auch die Ansichten über Schuld, Sühne, Gerechtigkeit. Manchmal spalten diese Überzeugungen sogar Familien, wie wir am Beispiel Golo und Erika Mann lesen können. Biografische Hintergründe und zusätzliche Informationen, Hinweise auf literarische Werke, Beschreibungen der Befindlichkeiten in dieser Zeit der gemeinsamen Isolation ergänzen jedes Kapitel. Am Ende des Buches finden sich die Anmerkungen zu den Fußnoten, ein ausführliches Literaturverzeichnis, Bildnachweis und Personenregister.

Fazit

Es sind große Namen, denen wir in diesem Buch begegnen, und so ist diese facettenreiche Chronologie des Ablaufs des Prozesses in Nürnberg vor allem eine bei aller Knappheit der Seiten jedes Kapitels interessante Biografie der einzelnen Persönlichkeiten mit Details aus dem jeweiligen Leben, besonders im Zusammenhang mit diesen Tagen in Nürnberg. Diese Herangehensweise an die Thematik und Umsetzung, in Verbindung mit der umfassenden Recherche, beginnend bei der Broschüre „Das Bleistiftschloss als Press Camp“ von Steffen Radlmaier, herausgebracht am 70. Jahrestag des Beginns der Nürnberger Prozesse, machen aus diesem Sachbuch eine interessante, spannende, bewegende und beeindruckende Lektüre.

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