Die Rückkehr der Rentiere – Ann-Helén Laestadius

AutorAnn-Helén Laestadius
VerlagHOFFMANN UND CAMPE VERLAG
Datum14. Oktober 2025
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten464
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMaike Barth
Dagmar Mißfeldt
ISBN-13978-3455020199

„Die Spuren einer anderen Zeit hatten sich wie ein Raster über ihr Bewusstsein gelegt und konnten jederzeit an die Oberfläche steigen und sie wieder erinnern.“ (Zitat Pos. 812)

Inhalt

Etwa ein Jahr hat Marina, bald dreißig Jahre alt, in Stockholm verbracht, nun ist sie wieder in ihre Heimatstadt Kiruna zurückgekehrt und arbeitet in der Schulkantine. Das Gefühl, zurück nach Norden zu gehen, kam ihr wie der Zug der Rentiere vor. Marina ist Samin, doch war ihre Mutter bisher nicht bereit, mit ihr über die Vergangenheit und  ihre Wurzeln zu reden, und zu Hause die Samische Sprache zu pflegen, denn in der Schule mussten alle Kinder Schwedisch sprechen. Geprägt ist Marina durch die Regeln einer strengen christlichen Glaubensgemeinschaft, der auch die Familie ihres Onkels angehört, die ständige Überwachung ihrer „Vergehen“ und „Sünden“. Sie denkt, sich durch ihre Freundschaft mit der ebenfalls unangepassten Ingela zu befreien und bemerkt nicht, dass sie auch hier wieder in eine neue emotionale Abhängigkeit geraten ist. Ingela bestimmt jeden Tag ihrer Schulzeit und sogar die Wahl der Ausbildung, so wie es für Ingela zum Vorteil ist, nicht jedoch für Marina. Seit ihrer Jugend ist Marina in Daniel unglücklich verliebt und diese Liebe war der Grund, warum sie nach Stockholm geflohen ist. Es sind viele Themen, denen sie sich nach ihrer Rückkehr nach Kiruna stellen muss, um endlich zu sich selbst zu finden.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die Traumata von Generationen, die durch das Schweigen darüber an die Kinder weitergegeben werden. Es geht Kultur und Tradition, um die Diskriminierung der Samischen Bevölkerung, durch Umerziehung und Unterdrückung durch die  Politik und durch religiöse Extreme. Weitere Themen sind Familienbeziehungen, toxische Freundschaften und die Liebe.

Erzählform und Sprache

Dieser Roman wird in zwei unterschiedlichen Zeit- und Handlungssträngen erzählt. Das erste Kapitel führt uns in der Jahr 1998 mit Marinas Rückkehr in ihre Heimat, und endet chronologisch im Jahr 1999. Hier findet die Haupthandlung statt. Der zweite Zeitrahmen beginnt mit Kapitel zwei im Jahr 1978, um dann am Ende in die aktuellen Geschehnisse einzumünden. Dabei werden Schritt für Schritt ergänzende Details und Ereignisse aus der Vergangenheit enthüllt, die besonders das Verhalten und die Probleme der Hauptfigur Marina begründen und so schließlich auch das einschneidende Erlebnis enthüllen, das zu Marinas Flucht nach Stockholm geführt hat. Die Sprache erzählt einfühlsam, im Mittelpunkt dieses Romans stehen die gesellschaftlichen Themen und Konflikte, und die vielschichtigen Auswirkungen auf die schon in der Kindheit zutiefst verunsicherte Hauptfigur, sowie das Leben in einer engen Gemeinschaft.

Fazit

Eine leise, fließende Geschichte, ein gesellschaftskritischer Coming-of-Age Roman mit einfühlsam geschilderten Konflikten und Problematiken einer schon seit ihrer Kindheit verunsicherten jungen Frau auf der Suche nach einem selbstbestimmten Platz in der Gemeinschaft und in ihrem eigenen Leben.

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