Lichte Tage – Sarah Winman

AutorSarah Winman
Verlag Klett-Cotta
Erscheinungsdatum 18. Februar 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten240
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinElina Baumbach
ISBN-13978-3608980875

„Ich weiß noch, dass ich dachte, wie grausam es sei, dass unsere Pläne irgendwo da draußen immer noch existierten. Eine andere Version der Zukunft, irgendwo da draußen, in immerwährendem Umlauf.“ (Zitat Seite 153)

Inhalt

Das Tombola-Los von Dora Judd ist das erste Gewinnlos und sie darf sich ihren Gewinn aussuchen. Ihr Mann Leonard will, dass sie die Flasche Scotch nimmt, doch sie hat sich längst für das Bild entschieden: eine Kopie von Van Goghs berühmten Sonnenblumen. Für sie wird dieses Bild zum Fenster, einem sonnigen Fenster als Symbol für ihre unerfüllten Träume von Schönheit, Licht, Freiheit und Kunst.

Doras Sohn Ellis und Michael sind Freunde, seit sie sich, zwölf Jahre alt, im Januar 1963 das erste Mal trafen. Damals kam Michael nach Oxford, um hier bei seiner Großmutter zu leben. Auch Ellis und Michael prägt die Sehnsucht nach Freiheit und Sonne. Im August 1969 reisen sie nach Frankreich und während der letzten Urlaubstage beginnen sie zu überlegen, was wäre, wenn – wenn sie einfach blieben.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Sehnsüchte und Träume, die nicht gelebt werden, um Freundschaft, Verlust, den Wunsch nach Freiheit und um die Liebe. Es ist eine Geschichte über das Leben und die Aufgaben, vor die es uns stellt, doch „Manchmal macht das Leben Fehler.“ (Zitat Seite 94)

Charaktere

Ellis ist ein begabter Zeichner, aber er beugt sich dem Druck seines Vaters und beginnt eine Ausbildung in der nahen Autofabrik, es fehlt ihm der Mut, sich zu widersetzen. Auch Michael hat Träume und muss erkennen, dass es Träume bleiben werden. Dieses Wissen prägt sein Leben.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung wird zwar fortlaufend erzählt, doch die einzelnen Abschnitte wechseln in der Zeit zwischen Gegenwart und erinnerter Vergangenheit, unterbrechen einander, dadurch wird die Geschichte facettenreich und interessant zu lesen. Auch die Erzählform wechselt. Ellis steht im personalen Mittelpunkt der Geschichte, doch als er Michaels Aufzeichnungen liest, wechselt die Perspektive und Michael wird zum Ich-Erzähler. Dadurch sehen wir manche Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, vor allem aber erfahren wir auch von Ereignissen, die parallel im Leben des anderen stattgefunden haben. Die angenehm zu lesende Sprache mit ihrer einfühlsamen Klarheit macht trotz der ernsten Themen das Buch zu einem Wohlfühlroman.

Fazit

Es ist eine leise, poetische Geschichte, die Sprache weckt Erinnerungen an eine Zeit der Jugend, als theoretisch alles möglich war, an Sommer und Freiheit, aber auch an Momente im Leben, in denen man Entscheidungen trifft, die für das zukünftige Leben und alle weiteren Ereignisse prägend sind.

Spitzweg – Eckhart Nickel

AutorEckhart Nickel
Verlag Piper Verlag
Erscheinungsdatum 28. April 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3492071437

„Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich gerne über einen Speicher in meinem Gehirn verfügen, der alle Momente versammelt, in denen ich Menschen, Orte und Dinge zum ersten Mal gesehen habe, die später im Leben für mich wichtig werden.“ (Zitat Pos. 473)

Inhalt

Bevor der jugendliche Ich-Erzähler Carl kennenlernt, den Neuen in der Klasse, der mit niemandem spricht, etwas abgehoben in seiner eigenen Welt zu leben scheint, konnte er mit Malerei nichts anfangen. Dann kommt der Tag, an dem die Kunstlehrerin in ihrer Unterrichtsstunde das Selbstporträt der sehr talentierten Schülerin Kristen mit einer rüden Bemerkung kritisiert. Carl überredet den zunächst zögernden Ich-Erzähler, der Zeichenlehrerin eine Lektion zu erteilen. Kirsten verschwindet, nur ein von ihr gezeichnetes Bild in Anlehnung an Millais Ophelia bleibt zurück. Doch anders als besprochen, verschwindet das Mädchen tatsächlich und die beiden Freude begeben sich auf die Suche.

Thema und Genre

In diesem Coming-of-Age Roman geht es um die Kunst, vor allem um die Ausdrucksformen der Malerei als Spiegel und Interpretation der Wirklichkeit, um Literatur, Psychologie, Freundschaft und die erste Liebe in dieser besonderen Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenenleben, wo die Suche danach, wer man ist und wer man sein will, gerade erst beginnt.

Charaktere

Carl ist ein selbstbewusster junger Mann, er zelebriert sein Auftreten gleich einem modernen Romantiker unserer Zeit, beschäftigt sich intensiv mit der Malerei, besonders mit den Bildern des Malers Carl Spitzweg. Der junge Ich-Erzähler ist das genaue Gegenteil, er zieht sich zu Hause meistens sofort in sein Zimmer zurück, blickt aus dem Fenster und versinkt träumend in den Beobachtungen der Natur. Dies ändert sich durch seine Freundschaft mit Carl. „Ich litt unter der schmerzlichen Abwesenheit des Besonderen. Nur in der Kunst schien alles besonders, Carl konnte es sehen und erklären.“ (Zitat Pos. 2746)

Handlung und Schreibstil

Der junge Ich-Erzähler schildert die Ereignisse, die dieser besonderen Zeichenstunde folgen, im Kern chronologisch, doch mit vielen Unterbrechungen, psychologischen Betrachtungen, genauen Beobachtungen einer möglichen Realität. So ist der Ich-Erzähler ist ein unverlässlicher Erzähler, in den manchmal beinahe verzweifelten Versuchen, aus der empfundenen Langeweile seines Lebens auszubrechen, mit allen Unsicherheiten seiner jungen Jahre, führt er uns durch surreale, skurrile Schein- und Traumwelten. Die intensiven Gespräche mit seinem kunstbegeisterten Freund Carl, dessen an Monologe grenzenden  Erklärungen über die Fähigkeit der Kunst, eine ästhetische, oft auch bei genauem Hinsehen kritische Variante der Realität anzubieten, umgeben und ergänzen facettenreich die Kernhandlung. Die Sprache bringt die poetischen bis ausufernden Satzgebilde der Romantik in die Gegenwart unserer Zeit.

Fazit

Ein trotz der surrealen Vielfältigkeit leiser, poetischer Roman über das Erwachsenwerden, die damit verbundenen verwirrenden Fragen mit der Suche nach philosophischen Antworten,  und gleichzeitig ein intensiver Ausflug in die Malerei zwischen Biedermeier und Romantik.

Simón – Miqui Otero

AutorMiqui Otero
Verlag Verlag Klett-Cotta
Erscheinungsdatum 20. August 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten448
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMatthias Strobel
ISBN-13978-3608980745

„Du kannst sein, wer immer du sein willst, aber vergiss nie, wer du bist.“ (Zitat Position 4524)

Inhalt

Rico, Simóns Cousin, ist zehn Jahre älter und wie ein Bruder für Simón, sein Beschützer und großes Vorbild, so lange er denken kann. Der beste Tag für den jungen Simón ist immer der Sonntag, denn an diesem Tag bringt ihm Rico ein Buch mit, das Simón suchen muss, bevor er sich in die spannenden Abenteuer von neuen Helden vertiefen kann. Bis Rico eines Tages im Sommer 1992 spurlos verschwindet und Simón nach Jahren des Suchens lernen muss, seinen eigenen Weg zu finden und dass die Abenteuer seiner edlen Romanhelden nicht immer den Weg in das wirkliche Leben finden. „Manchmal muss man fortgehen, um nach Hause zurückkehren zu können. Manchmal kann man vielleicht nicht an einen Ort zurückkehren, aber sehr wohl zu einem Menschen.“ (Zitat Pos. 4808)

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um das Leben und Schicksal einer großen Familie in Barcelona, um das Aufwachsen am Stadtrand in bescheidenen Verhältnissen. Vor allem jedoch geht es um Träume, Hoffnungen, Freundschaft, Liebe und um die Kraft der Literatur. Ein wichtiges Thema sind auch die politisch wechselvollen Jahre der lebhaften Stadt Barcelona, die sich 1992 euphorisch als Austragungsort der olympischen Sommerspiele präsentiert, und mehr als zwanzig Jahre später heftige Krisenjahre durchlebt.

Charaktere

Die Hauptfigur in dieser Geschichte ist Simón, dessen Leben wir von seiner Kindheit bis in seine Erwachsenenjahre Mitte dreißig folgen. Er ist ein Träumer, der sich mit den Helden seiner Abenteuerromane identifiziert, sie ins eigene Leben holt. „Der Zufall bringt das Leben durcheinander, die Fiktion hingegen ordnet es“ (Zitat Pos. 5461) Genau solche Zufälle bringen auch Simóns Pläne und Leben öfter als nur ein Mal durcheinander, und es sind die Frauen, besonders seine Lebensfreundin Estela, die ihn erden. Es ist eine Geschichte von Helden, die auch manchmal scheitern dürfen, und von den starken Frauen an ihrer Seite.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte umfasst, ergänzt durch Rückblenden und Erinnerungen, die Jahre zwischen 1992 und 2018 und wird chronologisch erzählt. Die Handlung ist facettenreich und von der ersten Seite an packend. Der Autor wählt, was in modernen Romanen inzwischen eher selten geworden ist, die Erzählstimme eines allwissenden Erzählers, was mit die sprachliche Faszination dieses Buches ausmacht. Diese Erzählform unterstützt die poetische, bildintensive Sprache, erlaubt dem Autor, auch tief in die Gedanken und Gefühle seiner Figuren einzudringen und künftige Entwicklungen anzudeuten, was die Handlung manchmal in Magie hüllt, die dennoch in der Realität besteht.

Fazit

Ein wunderbar dichter, intensiver und auch magischer Roman, eine Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte, Familienroman und Roman der Stadt Barcelona, in dem auch die Kraft der Literatur eine wichtige Rolle spielt.

Quatre-Bras – Michael Kanofsky

AutorMichael Kanofsky
Verlag Verlag duotincta GbR
Erscheinungsdatum 7. Juli 2022
FormatBroschiert
Seiten221
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3946086710

„Bringen Sie erst das zu Ende, was Sie begonnen haben, bleiben Sie dabei, und nur dabei, vor allem dann, wenn Sie glauben, zwischen den Worten und Sätzen festzustecken und nicht weiterzukommen und sich fragen, welchen Sinn es hat, Tag und Nacht in die Schreibmaschine zu hacken.“ (Zitat Seite 17)

Inhalt

Es war in diesem besonderen Sommer, als der Ich-Erzähler, wir kennen seinen Namen nicht, damals noch Student der Literaturwissenschaften in München, seine Sommersemesterferien in Paris verbrachte. Schreibend, schon damals mit dem brennenden Wunsch, Schriftsteller zu werden. In einer Buchhandlung erkennt er plötzlich sein großes Vorbild, den Schriftsteller Julio Cortazár und sie kommen ins Gespräch. Dies ist der Beginn einer jahrelangen Freundschaft. Angeregt durch die Gespräche mit dem erfahrenen Schriftsteller wächst im Ich-Erzähler die Idee, eine literarische Biografie über seinen ehemaligen Schulfreund, den erfolgreichen deutsch-brasilianischen Milliardär Antonio-Luiz Kleber zu schreiben.

Thema und Genre

Dieser Roman, der zweite Teil der Packeis-Trilogie, ist fiktiv, obwohl einige der handelnden Figuren real sind. Auch die Schilderungen aus dem Leben eines Schriftstellers, den täglichen Schreibprozess und die Tage, eingeschlossen zwischen Bergen von unbeschriebenen weißen Seiten, daher auch der Titel „Im Packeis“, zeigt einen deutlichen Bezug zum realen Leben des Autors.

Charaktere

Es sind sehr unterschiedliche Hauptfiguren, denen wir in diesem Roman begegnen. Den namenlosen Schriftsteller verbindet eine Jugendfreundschaft und Erinnerungen an diese unbeschwerte Zeit mit dem äußerst erfolgreichen Geschäftsmann Antonio-Luiz Kleber und andererseits eine Freundschaft mit dem berühmten, älteren Schriftsteller, der auch sein Mentor ist. Mir war Julio Cortázar bisher überhaupt kein Begriff, doch nun wurde ich neugierig auf sein Werk.

Handlung und Schreibstil

Quatre-Bras, ein Ort, wo sich vier Wege in vier unterschiedliche Richtungen kreuzen und die Entscheidungen getroffen werden, welcher Richtung man folgen wird. Wer den ersten Teil der Trilogie kennt weiß, dass man bei Michael Kanofsky keine einfache, chronologisch fortlaufende Handlung erwarten sollte. Auch diesmal entführt uns der Autor in Städte wie Berlin, München, Brüssel, Paris, in die Bretagne und zurück, dann sogar in die schillernde Weltstadt Rio de Janeiro. So folgen wir dem herrlich schrägen namenlosen Ich-Erzähler auf seinen Gedankenspaziergängen zurück in die Vergangenheit und sehen ihm an seinem aktuellen Schreibplatz in Berlin über die Schulter. Wie es nach dem Abitur, als sich ihre Wege trennten, mit seinem Freund Antonio-Luiz weiterging, erzählt ihm dieser während des Treffens in Rio. Dazwischen die phantastischen Ideenflüge und Gedankensprünge des Ich-Erzählers, die für Schmunzeln und Überraschungen sorgen, ebenso wie die lebhafte Sprache, die ebenfalls zwischen vielen Ausdrucksvarianten wechselt. „Wichtig ist, wie du erzählst. Du bist ein Maler: deine Leinwand ist das leere Blatt Papier vor dir. Du schafft eine Welt, die vorher nicht da war.“ (Zitat Seite 157)

Fazit

Eine ungewöhnliche Geschichte zwischen Coming-of-Age, Road-Trip, Literatur und Schreiballtag. Auch dieser zweite Teil der Packeis-Trilogie ist Lesevergnügen und macht schon jetzt Vorfreude auf den dritten Teil.

Die Lüge – Mikita Franko

AutorMikita Franko
Verlag HOFFMANN UND CAMPE VERLAG
Erscheinungsdatum 3. Mai 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten384
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMaria Rajer
ISBN-13978-3455013672

„Und obwohl wir einer normalen Familie immer ähnlicher wurden, beschlich mich das Gefühl, dass irgend etwas nicht stimmte.“ (Zitat Pos. 324)

Inhalt

Mikita, doch alle nennen ihn Miki, ist fünf Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Sein Onkel Slawa, der Bruder seiner Mutter, ist nur sechzehn Jahre älter als Miki. Er war schon immer wie ein großer Bruder für ihn und nimmt Miki jetzt auf. Doch Slawa lebt nicht allein, er lebt mit dem Arzt Lew zusammen. So hat Miki eine neue Familie, ohne Mutter, dafür mit zwei Vätern und das darf niemand wissen. Je älter Miki wird, desto mehr bedrückt ihn die Situation und dazu kommen noch seine eigenen Gefühle, die ihn in Verwirrung stürzen. Sein Leben ist plötzlich ein wütendes Chaos und er erkennt sich selbst nicht mehr. Was ist nur mit ihm los?

Thema und Genre

In diesem modernen Coming-of-Age- und Gesellschaftsroman, der in Russland spielt, geht es um Freundschaft, Familie, Verständnis, Pubertät, Psychologie. Themen sind alle Facetten von Liebe und unterschiedliche Beziehungsformen.

Charaktere

Mikita verbringt seine Kindheit und Jugend in einer Familie mit zwei Vätern. Zunächst fällt ihm das nicht auf, doch im Schulalter beginnen die mit dieser Situation verbundenen Lügen und Geheimnisse. Dies, in Verbindung mit den Problemen der Pubertät führen zu einem Gefühlschaos zwischen Depression und Aggression.

Handlung und Schreibstil

Mikita wächst mit zwei Vätern auf und erzählt als Ich-Erzähler. Die Handlung umfasst chronologisch und zeitnah die wichtigen Jahre der Kindheit und Jugend. Ergänzt werden die aktuellen Ereignisse durch Erinnerungen an einzelne, prägende Episoden der frühen Kinderjahre. Die Form des Ich-Erzählens lässt auch Raum für die Schilderung der intensiven Gefühle und Stimmungen, Konflikte und Probleme dieser speziellen Familienform in der unterdrückten Öffentlichkeit des konservativen Russland. Mikita ist ein sympathischer, ehrlicher Erzähler und die Geschichte ist nachvollziehbar. Die Sprache passt zum Alter des Ich-Erzählers und wir glauben ihm.

Fazit

Ein einfühlsamer Roman zu einem zeitlos aktuellen Thema, geschrieben in der erfrischend direkten, offenen Sprache eines jungen Ich-Erzählers. Eine trotz zahlreicher Konflikte und Probleme sehr positive Geschichte.

Die Enkelin – Bernhard Schlink

AutorBernhard Schlink
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 27. Oktober 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257071818

„Ich will keines dieser nicht gelebten Leben. Aber ich kann sie nicht von mir abtun. Meine nicht gelebten Leben sind mein wie mein gelebtes.“ (Zitat Seite 58)

Inhalt

Am 17. Mai 1964 lernen sie einander in Ostberlin kennen, Birgit aus dem Osten und Kaspar aus dem Westen, der für dieses Sommersemester nach Berlin gezogen ist. Sie verlieben sich, Kaspar ist bereit, nach Ostberlin zu ziehen, doch Birgit will in den Westen. Am 16. Januar 1965 landet sie in Tempelhof. Nun, nach fünfzig Jahren Ehe, ist Birgit tot und in ihren Entwürfen für einen Roman über ihr Leben entdeckt Kaspar eine völlig andere Frau, als er gekannt hat. Bei ihrer Flucht hat sie ihre kleine Tochter zurückgelassen, wollte sie suchen, hat es immer wieder hinausgeschoben. Kaspar begibt sich auf diese Reise in die Vergangenheit und findet die vierzehnjährige Sigrun, Birgits Enkelin. Können eine Vierzehnjährige, die in einem Dorf nach der Ideologie einer völkischen Gemeinschaft aufgewachsen ist und der ruhige, introvertierte Buchhändler eine gemeinsame Basis finden, einander kennenzulernen?

Thema und Genre

In diesem Generationenroman, Coming-of-Age-Roman, Beziehungsroman, geht es um drei Frauen aus drei Generationen, prägende Entscheidungen, die das Leben eines Menschen beeinflussen, zeitgeschichtliche und politische Themen wie Ostdeutschland-Westdeutschland, nationalistische, völkische Lebensformen in Deutschland heute. Auch die unterschiedlichen Ideen, beinahe verlassene ländliche Gebiete und Dörfer wieder mit Leben und Zukunftsperspektiven zu füllen, ist ein Thema.

Charaktere

Im Mittelpunkt dieses Romans stehen die Menschen. Birgit, die eine Entscheidung getroffen hat, ihr Leben mit immer präsenten Schuldgefühlen, ihr Schweigen darüber. Kaspar, der ruhige, intellektuelle Buchhändler, dessen ganzes Leben nach dem Tod seiner Frau Birgit durch ihre Aufzeichnungen plötzlich zu einem „Vielleicht“ wird. Auf der anderen Seite Birgits Tochter Svenja und deren Tochter Sigrun, die Kinder und Enkel der ehemaligen DDR-Bürger, ihre Träume, ihre Werte, manchmal ihr Scheitern.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in drei Teilen erzählt. Im ersten Teil wird die Beziehung zwischen Kaspar und Birgit kurz personal mit Kaspar als Mittelpunkt geschildert, daran anschließend wird Birgits Leben ausführlich erzählt, in Ich-Form, da es sich um ihre persönlichen Aufzeichnungen und Unterlagen zu ihrem geplanten Roman handelt. Der zweite Teil ist zugleich der Hauptteil. Kaspar begibt sich auf die Spurensuche, trifft unterschiedliche Personen aus Birgits früherem Leben und schließlich Sigrun, Birgits Enkelin, die auch für ihn zur Enkelin wird. Vorsichtig nähern sich die beiden so unterschiedlichen Personen und Generationen einander an. Der dritte, abschließende Teil spielt zwei Jahre später. Die Sprache erzählt leise und schildert eindrücklich.

Fazit

Ein facettenreicher Roman mit zeitlos aktuellen Themen. Die Konflikte und Suche nach Lösungen und Wendungen der einfühlsam geschilderten Figuren geben der Geschichte Intensität und Spannung und regen zum Nachdenken an.

Die wärmste aller Farben – Grégoire Delacourt

AutorGrégoire Delacourt
Verlag Atlantik Verlag
Erscheinungsdatum 1. November 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
SpracheDeutsch
ÜbersetzungKatrin Segerer
ISBN-13978-3455011715

„Er lebt in einer Welt, in der wir beide, du und ich, unseren Platz haben. Einer Welt der Bäume und des Winds, der klugen Worte, einer Welt, in der Wut, Gewalt, das Böse nicht existieren.“ (Zitat Pos. 897)

Inhalt

Geoffrey Delatte lebt in seiner eigenen Welt, in die er sich zurückzieht, weil ihm der Lärm und die Einflüsse um ihn herum zu viel werden. Seine Mutter Louise liebt ihn, versucht ihn zu verstehen, seine eigene, präzise Ordnung, sein Weltbild aus Zahlen und aus Farben, seine Liebe zur Natur. Sein Vater Pierre war, als die Welt noch in Ordnung war, Maschinenführer in einer Papierfabrik, dann wurde er arbeitslos, bekam eine Teilstelle als Nachtwächter. Als die Gelbwestenproteste beginnen, ist Pierre Delatte dabei. Sein stiller Sohn Geoffrey ist in der Schule ein gemobbter Außenseiter, bis sich eines Tages in der Pause die zwei Jahre ältere Djamila neben ihn setzt und Geoffreys Leben sich für immer verändert. Ihre Freizeit verbringen sie im Wald des alten Einzelgängers Hagop Haytayan, wo Geoffrey Djamila die Natur erklärt, ein stiller, magischer Ort, doch kann er die drei Außenseiter vor der Realität dieser Tage schützen?

Thema und Genre

Dieser Roman ist vielseitig, es ist ein Familienroman, Gesellschaftsroman, Coming-of-Age-Roman. Themen sind Ausgrenzung, ASS, Migration, Radikalisierung, Sozialkritik aber auch Freundschaft, die stille Schönheit der Natur und die Liebe.

Charaktere

Geoffrey ist dreizehn Jahre alt und lebt seit seiner Geburt in seiner eigenen, genau geordneten Welt.  Man müsste nur zuhören, um ihn zu verstehen, und die zwei Jahre ältere Djamila und der alte Hagop Haytayan hören ihm zu. Der Autor zeichnet seine Figuren mit Empathie, auch die zornigen Gelbwesten, erklärt ihre Hintergründe, zeigt ihnen aber auch neue Möglichkeiten, lässt ihnen eine Wahl in ihren Entscheidungen.

Handlung und Schreibstil

Diese Geschichte ist ein Zeitbild von Frankreich und Paris während der intensiven Phase der zornigen Gelbwesten-Proteste. „Siebzehn Jahre später streifte sich die Verzweiflung neongelbe Warnwesten über. Jetzt bemerkte man sie schon von Weitem.“ (Zitat Pos. 149) Einfühlsam schildert der Autor die Hintergründe, seine Figuren stehen für Schicksale, die keine Einzelschicksale sind. Er erzählt das Leben seiner Hauptprotagonisten chronologisch, parallel, denn die Ereignisse finden gleichzeitig statt. In dieser Welt der Radikalisierung in alle Richtungen und Aufstände finden wir eine zweite, kleine Welt, leise und poetisch durch die Liebe zur Natur und das tiefe Verständnis zwischen drei Menschen, alle eine Form von Außenseitern. Der Autor ist ein wunderbarer Erzähler, dessen Sprache beeindruckt. Jedes Kapitel trägt als Überschrift eine bestimmte Farbe, die auch den Inhalt widerspiegelt.

Fazit

Eine facettenreiche, gesellschaftskritische, aktuelle Geschichte, einfühlsam, eindringlich und poetisch erzählt.

History of Wolves – Emily Fridlund

AuthorEmily Fridlund
Publisher W&N
Date22 February 2018
EditionPaperback
Pages288
LanguageEnglish
ISBN-13‎978-1474602969

“Maybe if I’d been someone else I’d see it differently. But isn’t that the crux of the problem? Wouldn’t we all act differently if we were someone else?” (Quotation pos. 1939)

Content

Madelaine Furston, called Linda, grows up in a small cabin at a lake somewhere in the rural woods of northern Minnesota. Her parents, old hippies, treat her like an adult person, letting her make her own decisions and ideas about live. In school, they call her “freak”.

When she is fourteen, almost fifteen years old, everything changes. Across the lake, which is very narrow at this point, one late winter day a family from the city with a small child arrives at their new summerhouse. The father soon leaves but the mother and the little boy stay. Linda begins to visit and soon she is Paul’s babysitter and feels like a girl friend to his twentysix years old mother Patra. She seems to have found a happy family who cares. Linda feels that something changes when Patra’s husband Leo, a Christian Scientist, returns, but she could not explain what was wrong because Patra and Leo are still exceptionally friendly, making it easy to assume that they are happy and everything is fine.

Theme and Genre

This novel, shortlisted for the 2017 Man Booker Prize, is about the difference between a truth that you create for yourself and desperately want to believe, and a reality where you should act. Important topics are outsiders, family, growing up in the lonely nature, and the strong influence of religion.

Characters

The characters of this story are not always likeable and understandable in their behavior and thinking. Linda, who is trying to find out if she is still just a kid, longing for a real family, or a teenage girl with all her worries, trying too hard to be an adult. As an outsider, she is interested in the lives of other outsiders, pretending to understand what happiness in their lives or just making things up.

Plot and Writing

Madelaine “Linda”, now thirtyseven years old, tells the story of her childhood and youth as the first person narrator. Not always chronological, her memories switch between years and ages, persons, incidents, and some events that happened, and this leaves us readers with some loose ends and implausibilities. Delightful to read are the poetical descriptions of the nature, the lakes and woods, but tough, sad and sometimes depressing, when it comes to the dreams, invented stories and real living conditions of the female main characters.

Conclusion

An interesting, but not always plausible coming-of-age-story, a demanding read with only partly coherent figures, leaving the reader with some open questions.

Der große Sommer – Ewald Arenz

AutorEwald Arenz
Verlag DuMont Buchverlag
Erscheinungsdatum 26. März 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832181536

„Es war dieser eine Sommer, wie es ihn wahrscheinlich nur ein Mal im Leben gibt. Dieser eine Sommer, den hoffentlich jeder hatte; dieser eine Sommer, in dem sich alles ändert.“ (Zitat Pos. 85)

Inhalt

Es ist der Sommer, in dem er sich auf seine Nachprüfungen vorbereitet, den Wert einer tiefen, echten Freundschaft auch in Krisensituationen erkennt, und Beate trifft, das freche Mädchen mit den grünen Augen und mit ihr die erste große Liebe. Friedrich ist sechzehn Jahre alt und noch auf der Suche nach dem Menschen, der er werden will, doch diese Wochen in diesem für immer besonderen Sommer sind der erste Schritt.

Thema und Genre

In diesem Coming-of-Age-Roman geht es um unbeschwerte Sommertage, aber auch um Trauer und Verlust, Lebenserfahrung und prägende Ereignisse, vor allem jedoch geht es um Jugend und Alter, Familie, Freundschaft und Liebe.

Charaktere

Wie schon in „Alte Sorten“ stellt der Autor auch diesmal Figuren unterschiedlichen Alters in den Mittelpunkt der Geschichte, einerseits Friedrich auf der Schwelle zum Erwachsenensein, andererseits die Nana und Großvater, die ihr Leben gelebt haben. Sehr behutsam entwickelt der Autor die einzelnen Charaktere dieses Romans, die jungen Menschen mit ihren Eigenheiten, ihrer Unbekümmertheit, aber auch ihren Unsicherheiten und Ängsten. Der Großvater, vor dem Friedrich großen Respekt hat, der seine eigenen Regeln aufstellt und erwartet, dass diese befolgt werden und dennoch bei Problemen sofort da ist, sich nicht nur mit Latein-Zitaten, sondern aktiv um Friedrich kümmert.

Handlung und Schreibstil

Friedrich, der Ich-Erzähler, ist längst erwachsen, als er wieder einmal auf dem Friedhof ein spezielles Grab sucht, eigentlich nur ein Stück Rasen, das damals, in jenem Sommer, ein Blick in eine fernen Zukunft und das Symbol der ganz besonderen Freundschaft dieser jungen Menschen werden sollte: Friedrich, seine ein Jahr jüngere Schwester und Vertraute Alma, Johannes, sein bester Freund, cool, aber sehr komplex, und die unangepasste Beate, die für Friedrich vom ersten Moment an etwas Besonderes ist. Auf dem Spaziergang über den Friedhof erinnert sich Friedrich zurück an die Ereignisse jenes Sommers, als er sechzehn Jahre alt war und statt einer Urlaubsreise bei Großvater und Nana für zwei Nachprüfungen lernen muss. Die Geschichte dieses Sommers ist das Kernstück des Romans. So eindringlich wie die einzelnen Figuren und ihre Thematik, beschreibt die poetische Sprache auch die Natur, die Wärme, den Duft und die Gefühle jener Sommertage, man taucht beim Lesen sofort in diese besonderen Tage ein.

Fazit

Dieser Roman über einen einzigartigen Sommer ist mit seinen besonderen Figuren, der einfühlsamen, genauen Beobachtung dieser Figuren und ihrer Erlebnisse zwischen intensiven Glücksmomenten und Verzweiflung, und der poetischen, aber auch humorvollen, lebhaften Sprache ein eindrückliches, überzeugendes Leseerlebnis.

Hard Land – Benedict Wells

AutorBenedict Wells
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 24. Februar 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257071481

„Der Himmel war blau wie ein Pool, und wenn ich heute an diesen Sommer zurückdenke, dann war das Schönste eigentlich immer der Weg von unserem Haus zum Kino oder zum Larry´s. Diese zwanzig Minuten, bis ich die anderen sah und in denen ich mir ausmalen konnte, was wir machen würden und ob ich Kirstie ein bisschen näherkam.“ (Zitat Seite 166)  

Inhalt

In diesem Sommer 1985 wird Sam Turner sechzehn Jahre alt. Eigentlich soll er die Ferien bei seiner Tante und Cousins in Kansas verbringen, doch dies will er auf keinen Fall und so nimmt er einen Ferienjob im kleinen, alten Kino von Grady, seiner Heimatstadt an. Bisher ein ruhiger, unsicherer Außenseiter, ändert sich in diesem Sommer alles für ihn. Denn im Kino trifft er Cameron, der immer für eine Geschichte gut ist und Brandon „Hightower“, Star des Footballteams der Schule und Kirstie, die Tochter des Kinobesitzers. Sam ist zum ersten Mal verliebt und durch seine neuen Freunde gewinnt er rasch Sicherheit. Dann kommt sein Geburtstag, der Tag, an dem er sechzehn Jahre alt wird und ein Ereignis sein Leben auf den Kopf stellt.

Thema und Genre

In diesem Coming-of-Age-Roman geht es um jene Phase zwischen Jugend und Erwachsenenleben, in der alles möglich scheint. Themen sind Verlust, Trauer, Mut, Angst, Freundschaft, Erwachsenwerden, 80er Lebensgefühl und die Liebe.

Charaktere

Der Autor nimmt sich Zeit für jede seiner unterschiedlichen Figuren und deren persönliche Geschichte, denn es ist nicht nur Sams Geschichte, sondern auch die seiner Mutter, seines Vaters, seiner älteren Schwester Jean, und der Freunde Hightower, Cameron und Kirstie. Es sind unterschiedliche Charaktere, jede*r auch mit eigenen Themen, die in ihrer Vielschichtigkeit den Charme dieser Geschichte ausmachen.

Handlung und Schreibstil

Sam Turner erzählt die Geschichte dieses Sommers 1985 rückblickend, ein Jahr später, am Beginn des nächsten Sommers, behält aber den chronologischen Ablauf bei. Die fünf übergeordneten Abschnitte der Handlung enthalten fortlaufend insgesamt neunundvierzig Kapitel, analog zu den neunundvierzig Geheimnissen von Grady, die es hier angeblich zu entdecken gibt, obwohl im Grunde alle so rasch als möglich aus dieser verschlafenen Kleinstadt ohne Perspektiven wegziehen wollen. Zitate und Auszüge aus „Hard Land“, einem Gedichtband, geschrieben von William J. Morris, Gradys berühmtestem Dichter, ziehen sich durch die Geschichte dieses besonderen Sommers und sind eine sprachliche, philosophische Vertiefung eines Schreibstils, der in den Schilderungen und Gedanken die Ausdrucksweise der Jugendlichen so realistisch trifft, dass man sich beim Lesen sofort mitten im Geschehen fühlt und diesen besonderen Sommer in dieser Kleinstadt, umgeben von einem See und endlosen Feldern, in Gedankenbildern miterlebt.

Fazit

Einfühlsam, und in der perfekten Mischung zwischen nachdenklich, traurig, jedoch nie larmoyant, und ausgelassen, übermütig, in einer ungestümen Aufbruchsstimmung der Freiheit und Träume, lässt der Autor den jungen Sam von diesem einen Sommer erzählen. Eines Tages prägt Kirstie ein neues Wort: Euphancholie, eine Mischung aus Euphorie und Melancholie. Besser kann man diesen Roman nicht beschreiben.

El Greco und ich – Mark Thompson

AutorMark Thompson
Verlag Mare Verlag
Erscheinungsdatum 14. August 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten224
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3866482791

„Ich hätte ewig dort auf diesem umgedrehten Boot sitzen bleiben und die Sonne, den Wind und den Geruch von Jod und Salz aufsaugen können, fest in dem Glauben, dass Glück von Dauer sein kann.“ (Zitat Seite 156)

Inhalt

Sommer 1968 in Cranford County, New Jersey. J. J. (John Joseph) Walsh und El Greco (Tony) Papadakis sind zehn Jahre alt. Da gehören Zigaretten zum Alltagsleben, heimlich geraucht im verlassenen Gelände am Hafen, ihre intensive Freundschaft, ihr gegenseitiges Verstehen, ihre kreativen Ideen, ihre Träume. Von den Eltern noch für Kinder gehalten, wissen die beiden Jungen wesentlich mehr vom Leben, als man in ihrem Alter erwartet, denn sie leben in für ganz Amerika und die Welt prägenden Zeiten des Aufbruchs, Musik, Hippies, Mondlandung, aber auch Protestkundgebungen, Vietnam und soziale Unruhen. Beide träumen davon, den Pazifik zu sehen und endlich erwachsen zu sein. Doch manchmal hat das Leben andere Pläne. Eine Reise entlang der Ostküste, auf die der Vater von J. J. die beiden mitnimmt, bringt neue Erfahrungen und prägende Eindrücke.

Thema und Genre

In diesem literarischen Coming-of-Age Roman geht es um eine Kindheit und Jugend Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in einer fiktiven Kleinstadt in Crandorf County, New Jersey. In der kritischen Aufbruchsstimmung dieser Zeit beobachten die zwei Jungen das Leben neugierig, aber auch realistisch und machen sich so ihre Gedanken darüber. Es geht aber auch um Verluste, Schicksale und vor allem um eine tiefe Freundschaft, die sich bewähren muss.

Charaktere

Der Autor beschreibt die einzelnen Protagonisten mit Humor und einer sehr guten Beobachtungsgabe. In den Seiten dieses Romans erwachen sie sofort zum Leben, der etwas vorsichtige, aber sehr kreative J. J. und El Greco, der sich über viel Dinge Gedanken macht und präzise seine Schlüsse zieht. Das macht ihn zum großen Vorbild für J. J. Dann ist da noch Old Man Taylor, der die Jungen ernst nimmt und mit ihnen ehrlich und wie mit Erwachsenen redet. Damit gibt er vor allem J. J. Halt, als dieser mit nicht vorhersehbaren Ereignissen konfrontiert wird.har

Handlung und Schreibstil

J. J. erzählt sein Leben, die Ereignisse seines Alltags, die Gespräche mit seinem besten Freund El Greco in der Ich-Form, ergänzt durch Gedanken und Rückblicke. Dies macht die Handlung fließend, hier geht es nicht um Spannung, sondern um die täglichen Abenteuer des Lebens. Sprachlich großartig sind die Beschreibungen, Gedankenbilder und Metapher, die in die Erzählung einfließen und die dazu führen, dass man dieses Buch öfter als ein Mal lesen wird.

Fazit

Der Roman erzählt vom Leben und den Träumen von zwei Freunden auf dem Schritt von der Kind zum Jugendlichen, im aufregenden, aber auch problematischen Amerika der späten 60er Jahre. Die Sprache ist pures Lesevergnügen, klug, in Bildern erzählend und einprägsam. Definitiv ein Höhepunkt meines Lesejahres 2018.