Der Roman „Twist“ von Colum McCann regte mich zum Nachdenken darüber an, welche unterschiedlichen Erwartungen wir als Leser und Leserinnen an einen Roman stellen. Wollen wir, dass am Ende des Buches alle offenen Fragen bis ins Detail gelöst wurden, wie zum Beispiel in der romantischen Belletristik, in den sogenannten Wohlfühlbüchern, mit den Happy Endings? Oder genügen uns Andeutungen? Wie gehen wir mit offenen Enden um, die Platz lassen für eigene Überlegungen darüber, wie es weitergehen könnte?
Ich habe „Twist“ im Rahmen einer Leserunde gelesen und es war interessant, wie unterschiedlich die Teilnehmerinnen auf einige lose bleibenden Enden in dieser Geschichte reagiert haben. Ich habe kein Problem damit, am Buchende selbst über mögliche Varianten nachzudenken, wenn die Geschichte wie hier so stimmig und nachvollziehbar geschrieben ist, Colum McCann versteht es perfekt, auch noch mit Andeutungen präzise Gedankenbilder zu malen.
„Twist“ von Colum McCann, Rowohlt Buchverlag, 11. März 2025, Gebundene Ausgabe: 416 Seiten, Sprache: Deutsch, Übersetzer: Thomas Überhoff, ISBN-13: 978-3498003852
„Das erste Rätsel jeder Reise ist nicht so sehr, wo sie enden wird, sondern wie du überhaupt an den Ausgangspunkt gekommen bist.“ (Zitat Seite 120)
Darum geht es:
Anthony Fennell, ist ein Schriftsteller aus Dublin, der als Journalist für Online-Magazine arbeitet. Er ist auf der Suche nach einer neuen Geschichte zu den Themen Verbindung und Reparatur, als ihm seine Redakteurin anbietet, eine Reportage über die Tiefseekabel auf dem Meeresgrund, Kabelbrüche und deren Reparaturen zu schreiben.
Für mich war es eine interessante, beeindruckende Leseerfahrung mit unvorhersehbare Twists, geschrieben in einer großartigen Sprache mit nachdenkenswerten Formulierungen. Einige lose Kabelstränge bleiben am Ende dieser Geschichte, doch das stört nicht, da bleibt Platz für eigene Überlegungen. „Zwischen Fakt und Fiktion gedeihen Erinnerung und Phantasie. In Erinnerung und Phantasie gedeiht unser Wunsch, zumindest eine Essenz der bestenfalls vertrackten Wahrheit zu gewinnen.“ (Zitat Seite 209)
Eine Erzählform, in der sich vorerst noch offene Fragen in einem etwas später stattfindenden Epilog lösen, finden wir zum Beispiel in literarischen Kriminalromanen.
„Ketzer“ von Leonardo Padura, Unionsverlag, 15. Juni 2015, Taschenbuch: 656 Seiten, Sprache: Deutsch, Übersetzer: Hans-Joachim Hartstein, ISBN-13: 978-3293206960
„Die Häufung von Zufällen, Ungereimtheiten und überraschenden oder erzwungenen Wendungen in dieser Geschichte überstiegen sein Fassungsvermögen.“ (Zitat Seite 163)
Darum geht es:
In diesem heißen September 2007 in Havanna wird Mario Conde von dem New Yorker Künstler Elias Kaminsky kontaktiert. Dieser erzählt ihm die abenteuerliche Geschichte seiner Familie, die seine Vorfahren von Polen nach Kuba und dann in die USA geführt hat und von einem Originalbild von Rembrandt, eine Vorstudie zu den Pilgern von Emmaus, das sich seit 1648 im Besitz seiner Familie befand.
Der kubanische Schriftsteller Leonardo Padura, einer meiner Lieblingsschriftsteller, ist ein Meister darin, mehrere unterschiedliche Handlungen mit unterschiedlichen Zeitebenen langsam, gleichsam Schritt für Schritt, zusammenzuführen. Oder, um es mit seiner Hauptfigur Mario Conde „El Conde“ zu sagen: „Er war nun überzeugt davon, das sich am Ende dieser Geschichte mehrere Wege kreuzen würden.“ (Seite 135)
Paduras Romane sind eine besondere Mischung zwischen Kubaroman, Gesellschaftsroman, Künstlerroman, historischem Roman und auch Kriminalroman und sind immer ein Lesegenuss.
Auch der Autor Martin Suter ist immer ein Garant für überraschende Wendungen und völlig unvorhersehbare Entwicklungen.
„Wut und Liebe“ von Martin Suter, Diogenes Verlag, 23. April 2025, Gebundene Ausgabe: 304 Seiten, Sprache: Deutsch, ISBN-13: 978-3257073331
„Wie eine Buchhaltung. Da kann man auch nicht warten, bis sie stimmt. Man muss etwas tun.“ (Zitat Seite 30)
Darum geht es:
Anfang dreißig hat Camilla noch andere Pläne, wie sie ihr Leben gestalten will, als mit ihrem Gehalt als Buchhalterin auch für den als Künstler bisher erfolglosen Noah zu sorgen und sie verlässt ihn. Noah ist am Boden zerstört und als Betty Hasler, eine fünfundsechzig Jahre alte Witwe, ihm ihr persönliches Problem und den größten Wunsch schildert, den sie in ihrem Leben noch hat, lässt ihn dies nicht mehr los.
Auch in diesem neuesten Roman zeigt sich Martin Suter als sprachgewandter, phantasievoller Autor mit einem besonderen Blick für dunkle Facetten menschlichen Verhaltens. Eine unterhaltsame, packende Geschichte mit zunächst vielen losen Fäden, die sich langsam zu verbinden scheinen, allerdings mit einigen sehr überraschenden Wendungen.
Sommer, das bedeutet Sonne und Meer, Ferien, erholsame Wanderungen und gesellige Veranstaltungen, aber Zeit für ein Buch ist doch immer, nicht wahr?
Einer der bestverkäuflichen, aber auch kontrovers diskutierten literarischen Trends unserer Zeit sind die sogenannten autofiktiven Romane, Autoren, besonders jedoch Autorinnen, schreiben vorwiegend über ihr tatsächliches Leben und persönliche Befindlichkeiten. Der Auslöser für diesen Trend sind meiner Meinung nach die heute omnipräsenten Social Media, alles wird von allen mit allen geteilt und so wird jeder Autor, jede Autorin bei einem neuen Roman sofort gefragt, wie viel Wahres, Autobiografisches, denn in diesem Text stecke.
Dabei wird übersehen, dass Schriftsteller in ihren Romanen Geschichten erzählen, in die zwar natürlich eigene Beobachtungen, Erinnerungen und Erfahrungen fließen, die aber ebenso erfunden sind, wie die Figuren. Ich lese ein Buch mit besonderem Vergnügen, wenn mit den Erzählperspektiven gespielt wird, wenn ich mit neuen, ungewöhnlichen Varianten überrascht werde.
Die Anregung, mir wieder einmal Zeit zu nehmen, über die Vielfalt des Erzählens nachzudenken, kam beim Lesen von
„Tod der Autorin: Ein Leben in elf Romanen“ von Birgit Rabisch, Verlag duotincta GbR, 16. Dezember 2024, ISBN-13: 978-3946086772
denn dieser originelle Roman ist für mich auch einer der unterhaltsamsten Rundgänge durch wichtige Grundlagen der Erzähltheorien, Wissen für literaturinteressierte Laien, knapp, interessant und angenehm lesbar präsentiert.
Kurz zum Inhalt: Zu ihrem siebzigsten Geburtstag hat die Autorin eine Idee, ein neues literarisches Projekt, ein festliches Dinner in einem eleganten, schönen Rahmen. Als Gäste lädt sie Figuren aus ihren elf Romanen ein, sechsundzwanzig Figuren, die sie gerne sehen will, ohne Unterscheidung in Hauptfigur oder Nebenfigur und mit einer bunt gemischten Sitzordnung. Im Laufe des langen Abends diskutiert mit ihren Figuren, erinnert sich gleichzeitig an die Zeit in ihrem Leben, als sie zu der jeweiligen Geschichte inspiriert wurde, die sie in ihren Romanen und durch ihre Romanfiguren erzählen wollte.
Nach dieser Lektüre machten sich meine Gedanken auf die Suche nach weiteren, besonderen Beispielen für Erzählformen und natürlich musste ich da an Christiane Töllner denken, die mit ihrer Familiengeschichte von Rügen in zwei Bänden tatsächlich persönliche Erlebnisse ihrer Familie mit historischen Tatsachen verbindet.
„Die Welt ist voller Sommer, Eine Familiengeschichte von Rügen“ von Christiane Töllner, EDITION POMMERN, 23. März 2020, ISBN-13: 978-3939680574
„Ein Haus und geteilte Leben: Teil zwei der Familiengeschichte von Rügen“ von Christiane Töllner, EDITION POMMERN, 10. August 2022, ISBN-13: 978-3939680710
Das Besondere an dieser Generationengeschichte der Familie Töllner, gleichzeitig auch eine Geschichte des Bädertourismus auf Rügen am Beispiel des Ortes Sellin, ist die Erzählstimme, denn hier erzählt das Haus und das ist brillant gelöst und lesenswert.
„Seit mehr als hundert Jahren bin ich mal Mittelpunkt dieser Geschichte, mal Zuschauer, mal ganz nah, dann abgeschnitten und weit entfernt. Ich habe während dieser Zeit Vieles erlebt, erfahren, gesehen und gelernt. Ich möchte sie jetzt gerne erzählen.“ (Zitat Seite 5, Teil I)
Im Jubiläumsjahr von Thomas Mann, 2025 wird der 150. Geburtstag des berühmten deutschen Schriftstellers gefeiert, denke ich bei besonderen Erzählformen auch an
„Doktor Faustus: Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde“ von Thomas Mann, FISCHER Taschenbuch, 5. April 2012, ISBN-13: 978-3596904037
Wie schon aus dem Titel zu ersehen, schreibt hier ein fiktiver Ich-Erzähler die ebenfalls fiktive Romanbiografie eines Freundes.
Darum geht es: Dr. phil. Serenus Zeitblom ist sechzig Jahre alt, als er beginnt, die Lebensgeschichte seines langjährigen Freundes Adrian Leverkühn niederzuschreiben. Der innovative Komponist ist vor drei Jahren verstorben und hat seinem Freund Serenus alle persönlichen Aufzeichnungen und Unterlagen hinterlassen. Auf Grund dieser Aufzeichnungen schildert nun der Ich-Erzähler Serenus Zeitblom die Kindheit, Jugend, gemeinsame Studienzeit, aber auch die weiteren Lebenswege, die unterschiedlich verlaufen, sich jedoch immer wieder kreuzen.
Real ist an diesem Roman der geschichtliche Hintergrund, diese Version des Faust-Stoffes umfasst die Jahre 1884 bis 1945 und setzt sich mit dem Nationalsozialismus in Deutschland auseinander und mit den Konflikten zwischen Künstlerleben und Politik.
Diese Beispiele zeigen, wie vielfältig Schriftsteller ihre Figuren und die damit verbundenen Erzählperspektiven ausformen können, egal, ob nur eine, oder mehrere Figuren, oder ein Objekt die Geschichte erzählt, es ist die Erzählstimme, die wir beim Lesen in unseren Gedanken hören und die uns im besten Fall in ihren Bann und mitten in die Handlung zieht.
Zwischen Neuerscheinung, moderner Klassik und SUB-Abbau
Das Jahr beginnt abwechslungereich, zwischen dem zeitlos aktuellen, lesenswerten Erinnerungen des überzeugten Europäers Stefan Zweig, arktischer Spannung vom SUB und einem sehr unterhaltsamen, originellen Ausflug in die Welt der Erzähltheorien, eine Autorin lädt die Figuren aus ihren Romanen ein, mit ihr gemeinsam Geburtstag zu feiern.
Printausgaben:
„Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers“ von Stefan Zweig, FISCHER Taschenbuch, 1. April 1985
„Biblioteca criminale: Pellegrinis vierter Fall“ von Dino Minardi, Kampa Verlag, 23. März 2023
„Putzfrau bei den Beatles“ von Birgit Rabisch, Verlag duotincta GbR, 14. März 2018
„Tod der Autorin: Ein Leben in elf Romanen“ von Birgit Rabisch, Verlag duotincta GbR, 16. Dezember 2024
„Ein Espresso für den Commissario: Pellegrinis erster Fall“ von Dino Minardi, Kampa Verlag, 13. Juni 2024
„Mission Arktis“ von James Rollins, Ullstein Taschenbuch Verlag, 13. Februar 2006
Ich habe kein spezielles Bibliotheken-Programm auf meinem PC, diese Arbeit erledigt Goodreads.com für mich und liefert am Ende des Jahres auch die Statistik zu meinem Lesejahr.
Diese Zahlen teile ich gerne für alle Interessierten. Da ich das Jahr 2024 rückblickend generell als ein Jahr beschreiben würde, in dem das Leben mich gelebt hat und nicht umgekehrt, ließ mir der Alltag weniger Zeit, um zwischen Buchseiten abzutauchen. Es ist lange her, dass ich in einem Jahr weniger als einhundert Bücher gelesen habe, wobei dies wirklich nur statistisch zählt, da gibt es keinerlei Vorsatz, auch ich will ja nicht durch die Bücher rasen, nur um einer Zahl willen.
Daher mein Lesejahr 2024:
93 Bücher und insgesamt 28.069 Seite gelesen
Das kürzeste Buch war „Die Verwandlung“, eine Graphic Novel nach Franz Kafka, und das längste Buch, gleichzeitig eines meiner Lieblingsbücher 2024, war „Die Projektoren“ von Clemens Meyer mit 1.020 Seiten.
Für das Jahr 2025 habe ich mir, abgesehen von Neuerscheinungen, die mich so neugierig machen, dass ich einfach nicht widerstehen kann, oder neue Bücher von meinen Lieblingsautoren und Lieblingsautorinnen, die ich einfach lesen muss, wieder vorgenommen, einige moderne Klassiker zu lesen, auf jeden Fall Proust und Ulysses. Ich weiß, genau das habe ich zu Beginn 2024 auch geschrieben, es ist also ein neuer, alter guter Vorsatz. Schaun wir mal.
Generell möchte ich meinen SUB-Abbau, der ja 2024 tatsächlich schon begonnen hat, lesend weiter betreiben, aber, wie gesagt, ganz ohne Neues geht es nicht, damit meine ich auch Bücher, die schon vor längerer Zeit erschienen sind, aber erst jetzt auf meinem Wunschzettel landen. Es ist also durchaus möglich, dass ich in meinem Blog auch mal ein älteres Buch bespreche, das es vielleicht im Handel neu nicht mehr gibt, aber ich habe mit gebrauchten Exemplaren, Qualität sehr guter Zustand, bisher immer auch sehr gute Erfahrungen gemacht.
Damit wünsche ich allen einen guten Rutsch, besser gesagt Sprung, in das neue Lesejahr und zwischen die Buchseiten von vielen neuen, spannenden Geschichten.
„Ein Wunschzettel voller Bücher“ von Aleksia Sidney (Hrsg.), OKTOPUS bei Kampa, 22. September 2022
„Die Totgesagten“ von Camilla Läckberg, List Taschenbuch, 10. März 2010
„Eins + eins = drei: Jahrbuch Nr. 2“ von Lutz Flörke & Vera Rosenbusch, BoD – Books on Demand, 15. September 2024
„Über allen Bergen“ von Valentine Goby, List Hardcover, 28. November 2024
Auf dem Kindle:
„Das Echo der Träume“ von María Dueñas, Blanvalet Taschenbuch Verlag, 18. Februar 2013
„Schneesturm und Mandelduft“ von Camilla Läckberg, Ullstein eBooks, 30. November 2012
Auch in meinem Lesemonat Dezember 2024 gab es wenig Lesezeit, dafür eine Woche Wien. Zwei Rezensionen fehlen noch und folgen in den nächsten Tagen, aber dieses Lesejahr geht heute, am 31. Dezember 2024, zu Ende.
„Zandschower Klinken“ von Thomas Kunst, Suhrkamp Verlag, 15. Februar 2021
„Kafkas Sohn“ von Szilárd Borbély, Suhrkamp Verlag, 26. März 2017
„Mondlabyrinth“ von André Schinkel, Mitteldeutscher Verlag, 9. September 2024
„Erzählungen und Romane“ von Franz Kafka, Anaconda Verlag, 5. Oktober 2020
Auf dem Kindle:
“The Light in the Ruins” von Chris Bohjalian, Vintage Contemporaries, 9. Juli 2013
„Der Roman des Jahres 2005 – 2024“ von Deutscher Buchpreis, Börsenblatt MVB GmbH, 5. November 2024
„Über nichts schreiben, als was meine Augen sehen“ von Aurelia Wyleżyńska, Tagebuch aus dem besetzten Warschau 1939 – 1944, Ch. Links Verlag, 15. Oktober 2024
Schon wieder das Thema Lyrik, diesmal aber nicht von bekannten Namen, sondern nennen wir es Alltagslyrik von Menschen, die Situationen und Erlebnisse in Worte fassen, um sie zu teilen, vor allem aber, um sie zu verarbeiten.
Wer meine neueste Rezension zum Lyrikband 222 Gedichte gelesen hat, vermutet vielleicht schon den Hintergrund. Vor einigen Monaten suchte ich auf der Seite des Frieling Verlages ein bestimmtes Buch des Verlagsgründers Ruprecht Frieling, aka Prinz Rupi. Zufällig stieß ich auf eine Ausschreibung zu einem Lyrik-Wettbewerb. Unerfüllte Liebe ist zwar kein gängiges Thema für mich, aber ich habe spontan mal in meinen „Werken“ aus mehr als fünfundzwanzig Jahren gekramt. Deshalb ist auch dieses farblich nicht wirklich passende, einfache Heft auf dem Foto, in solchen Heften schreibe ich spontan meine Gedanken nieder, bevor sie dann nochmals am PC getippt werden und meistens etwas überarbeitet, ein bisschen rumgefeilt. Gesagt, getan, ich habe eines meiner Gedichte eingeschickt und die Jury fand es wohl gut, denn es kam mit weiteren 221 Texten in dieses Buch und ist auf Seite 138 zu lesen. Eine gelungene Aktion dieses Verlages, der umfassende Dienstleistungen für sogenannte Selbstverleger anbietet, eine interessante Variation.
Beim Lesen dieser unterschiedlichen Texte, Aussagen und Herangehensweisen, Gefühle in Worte zu fassen, hat mich die spannende Vielfalt begeistert. Es sind Sprachspielereien und wer es noch nicht probiert hat, sollte es tun, einfach mal drauflosschreiben und gespannt sein, was sich daraus ergibt.
Zeitlos brisante Themen und dazwischen Spannung zur Entspannung
Lesemonat Juni 2024
Der Lesemonat Juni führte mich vor allem zurück in die Vergangenheit, an verschiedene Orte und zu unterschiedlichen, aber zeitlos wichtigen Themen und Künstlern
Printausgaben:
„Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller, FISCHER Taschenbuch, 17. Januar 2013
„Die Verwandlung“ von Franz Kafka, Graphic Novel, Szenarist: Eric Corbeyran, Illustrator: Horne, Knesebeck Verlag, 24. August 2010
Marseille 1940: Die große Flucht der Literatur“ von Uwe Wittstock, C.H.Beck, 28. Februar 2024
Auf dem Kindle:
„Die Zeit heilt keine Wunden“ von Hendrik Falkenberg, Edition M, 21. April 2015
„Das Kreuz des Nordens“ von Hendrik Falkenberg, Herausgeber: Edition M, 8. Dezember 2015
„Die Zeit der Zikaden“ von Moritz Heger, Diogenes Verlag, 26. Juni 2024
„Über Palästina“ von Hannah Arendt, Piper Verlag, Herausgeber und Nachwort: Thomas Meyer, 27. Juni 2024
Es ist wieder mal Zeit für Lyrikgeplauder. Um die Gedichte von H. C. Artmann habe ich bereits vor sehr vielen Jahren einen großen Bogen gemacht, denn in Wien ging es natürlich vor allem um seine sprachspielenden Mundartgedichte und die sind – meine Meinung – extrem mühsam zu lesen.
Vor wenigen Tagen brachte der Suhrkamp Verlag als Freitagsgedicht ein Gedicht von H. C. Artmann aus einem bei Insel Verlag erschienen Gedichtband „Übrig blieb ein moosgrüner Apfel, und ich wurde in meiner bisherigen Unwissenheit überrascht. Der kleine, ansprechend gestaltete illustrierte Gedichtband kam nicht auf meine Wunschliste, sondern sofort in mein Regal – und ist bereits gelesen.
Ja, auch die wenigen Mundartgedichte in diesem Band, hier konnte ich feststellen, dass es hilft, sie öfter und vor allem laut und mit unterschiedlichen Betonungen zu lesen, dann folgt großteils die geistige Erleuchtung.
Eine Rezension folgt, aber jetzt schon eine Art Fazit: Wer die Worte „mit himbeer fingern schrieb der abend / seinen vers“ (Zitat Seite 34) so wie ich begeistert und immer wieder lesen kann und immer wieder neue Bilder dazu in den Gedanken hat, der wird von diesem eigenwilligen, sprachlich unendlich kreativen und neugierigen österreichischen Schriftsteller und Lyriker so wie ich überrascht und inspiriert werden
„Denn der Himmel glüht wie Feuer, das Wasser steht majestätisch still, die Erde schweigt und die Luft flüstert uns ein Geheimnis zu. Friedrich lässt hier aus dem Tosen der vier Elemente plötzlich den Zauber der Stille entstehen.“ (Zitat aus „Zauber der Stille: Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten“ von Florian Illies, Seite 38)
Der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich am 5. September 2024 lässt sich nicht nur mit Ausstellungsbesuchen, sondern auch mit Literatur feiern. Hier meine persönliche Auswahl zu diesem wichtigen Vertreter der deutschen Romantik. Florian Illies hat ein besonderes Buch über Caspar David Friedrich geschrieben, das ich gerade mit Begeisterung gelesen habe. Er erzählt die Geschichte Caspar David Friedrichs, indem er dem Spuren seiner Bilder folgt, von der Entstehung bis heute. Er spürt auch den Weg der nicht mehr vorhandenen Bilder auf, ergründet die Ursachen ihres Verschwindens. So ergibt sich ein breit gefächerter, poetischer und beeindruckender Spaziergang durch die Zeit.
Der junge Romantiker Friedrich schätzt Johann Wolfgang von Goethe sehr, diesem sind jedoch dessen Bilder zu düster. Lea Singer beschreibt in ihrem Roman „Anatomie der Wolken“ die Begegnung dieser beiden Künstler.
Ein interessanter und vielleicht weniger bekannter Bildband zu Caspar David Friedrich ist „Die Malerinseln – von Friedrich bis Feininger“ von Reinhard Piechocki, erschienen bei Rügendruck und eine facettenreiche Schatzkiste der Malerei von hier. Ungewöhnlich und spannend ist der Bildband „Natürlich romantisch“ von Birte Frenssen (Text) und Thomas Grundner (Fotos), erschienen im Hinstorff Verlag, denn für dieses Buch hat Thomas Grundner die Motive, Perspektiven und vergessenen Orte der Romantiker besucht, fotografiert und stellt diese nun den zeitlosen Gemälden und Ansichten gegenüber.
Rüdiger Safranski erzählt in „Romantik – Eine deutsche Affäre“, erschienen bei Fischer Taschenbuch, interessant und anschaulich die Geschichte der Romantik.
2024 – Franz Kafka
Das neueste Buch von Rüdiger Safranski ist am 19. Februar 2024 erschienen und es trägt den Titel „Kafka: Um sein Leben schreiben“, denn vor genau einhundert Jahren, am 3. Juni 1924, ist dieser berühmte Schriftsteller verstorben. Auch dieses zweite Jubiläumsdatum 2024 lädt zu einem Blick in die Regale und in die Buchhandlungen ein. Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit Kafka geht, ich hatte nach der Pflichtlektüre in der Schule, bei mir war es „Das Schloss“, Kafka viele Jahrzehnte lang sozusagen abgehakt. Doch dann kamen die Berichte über die Verfilmung von „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller, FISCHER Taschenbuch. In diesem Roman geht es um Franz Kafka und seine letzte große Liebe Dora Diamant. Zuvor hatte ich schon der auch optisch ansprechenden Ausgabe von Franz Kafkas Erzählungen „Forschungen eines Hundes“ und „Der Bau“, erschienen im Input-Verlag, nicht widerstehen können. Gerade habe ich „Die Verwandlung“ als Graphic Novel gelesen, erschienen im Knesebeck Verlag, welche nahe am Originaltext die ursprüngliche Stimmung der Geschichte perfekt einfängt, was durch Hornes Illustrationen beeindruckend umgesetzt und vertieft wird. Ich taste mich also auf Umwegen wieder an Kafka heran, auch mit Kafkas Reisetagebüchern, erschienen als Fischer Taschenbuch. Im Fischer Verlag sind auch Kafkas gesamte Tagebücher, soweit erhalten, in drei Bänden erschienen. Wer nun Lust bekommen hat, sich wirklich in Franz Kafkas Werke zu vertiefen, findet neben Einzelbänden auch Gesamtausgaben, zum Beispiel in elektronischer Form um enige Euro. Obwohl ich Papierform bevorzuge, sind solche extrem günstige e-Gesamtausgaben perfekt geeignet, um zu entscheiden, ob man mehr von einem Schriftsteller lesen will, was ich bei Franz Kafka inzwischen mit Ja beantwortet habe. Es gibt zwei Gesamtausgaben seiner Erzählungen und Romane, erschienen im Anaconda Verlag. Ich hatte in einer Buchhandlung beide Varianten in der Hand, die optisch ansprechende, gebundene Ausgabe und eine Dünndruckausgabe im Taschenbuchformat. Zu meiner Überraschung gefällt mir vom Schriftbild her die Dünndruckausgabe wesentlich besser, als die in Leinenstruktur gebundene Schmuckausgabe. Was wieder zeigt, in Besuch in der Buchhandlung lohnt sich.
Zwei unterschiedliche Jahrhunderte und Künstler, verbunden durch ein breites Angebot an Lesestoff.
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