Labyrinth der Masken – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum22. Februar 2006
Ausgabemetro-Taschenbuch
Seiten256
SpracheDeutsch
ÜbersetzungHans-Joachim Hartstein
ISBN-13978-3293203648

„Er fühlte sich hoffnungslos überfordert, ohne im Mindesten die Antwort auf eine der tausend Fragen zu wissen, die sich ihm stellten.“ (Zitat Seite 53)

Inhalt

In diesem dritten Band des Havanna-Quartetts ist es Sommer geworden, 1989, ein heißer, staubiger August. Nach der Prügelei mit Teniente Fabricio vor drei Monaten ist Mario Conde zum Erkennungsdienst strafversetzt worden, während nicht nur gegen ihn interne Ermittlungen laufen. Doch nun wird er gebraucht, denn dieser Mord an einem jungen Mann in einem roten Frauenkleid mitten im Stadtwald von Havanna ist besonders heikel, der tote Transvestit stammt aus einer sehr bekannten, angesehenen Familie. Die ersten Spuren führen die beiden Ermittler El Conde und Manuel Palacios zu dem international bekannten Dramatiker und Theaterregisseur Alberto Marqués Basterrechea. Während der Teniente die Vor- und Nachgeschichte des Mordes zu ergründen versucht, der ausgerechnet am 6. August, dem Fest der Verklärung Christi, der Transfiguration, stattgefunden hat, führen seine Gespräche mit Alberto Marqués dazu, dass El Condes Vorurteile schwinden.

Thema und Genre

In diesem Kuba-Roman geht es um Politik, Korruption, Gesellschaft, Vorurteile, Diskriminierung, Homosexualität. Im Mittelpunkt von Mario Condes Ermittlungen stehen diesmal ein alter, exzentrischer Künstler und natürlich wieder die Literatur.

Charaktere

„Mario Conde ist kein Polizist, sondern eine Metapher und sein Leben spielt sich im virtuellen Raum der Literatur ab.“ (Zitat Seite 6, Vorbemerkung des Autors) Doch es liegt an der genauen Beobachtungsgabe, der Phantasie und dem genialen Können des Autors, reale Menschen in seine fiktiven Charaktere einzubringen, Mario Conde und auch alle anderen Figuren seiner Romane, ungemein glaubwürdig und lebensnah wirken zu lassen, mit ihren Fehlern, Zweifeln, Träumen und Gefühlen.

Erzählform und Sprache

Auch dieser dritte Kriminalfall, den Mario Conde während des Jahres 1989 lösen muss, ist nur ein Teil der Geschichte, um die es in diesem Kuba-Roman geht. Das Thema Homosexualität, die damit verbundenen Vorurteile, die politischen Versuche einer Umerziehung, in Verbindung mit dem alltäglichen Leben in Havanna in dieser Zeit des Umbruchs, verdichten und erweitern die Handlung zu einem intensiven, weit gefächerten Gesamtbild. Mario Conde sagt von sich selbst, ein Mann der Erinnerungen zu sein und so erfahren wir durch seine Gedanken interessante Details darüber, wie sich Kuba, und vor allem die Stadt Havanna, verändert haben. „Ich verstehe das, natürlich verstehe ich das, denn diese Insel hat den historischen Auftrag, immer wieder neu zu beginnen, alle dreißig oder vierzig Jahre. Das Vergessen ist Balsam für alle offenen Wunden …“ (Zitat Seite 116). Die Sprache ist eine elegante, poetische Sprache der Literatur, verbunden mit der manchmal verstörend direkten Sprache einer Männerwelt.

Fazit

Ein spannendes, interessantes, beeindruckendes Leseerlebnis, eingebettet in die Liebe zu Kuba und zur Literatur.  

Handel der Gefühle – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum28. Februar 2006
Ausgabemetro-Taschenbuch
Seiten256
SerieDas Havanna-Quartett: Frühling
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3293203525

 „Na prima, dachte er, wenn ichs mir recht überlege, äuft das doch so: Ich bring das Leben anderer Leute in Ordnung, krieg aber mein eigenes nicht in den Griff.“ (Zitat Seite 50)

Inhalt

Es ist Frühling 1989 in Havanna und einer der typischen Frühlingsstürme wirbelt den Staub durch die Straßen. Einen Tag nach dem Aschermittwoch wird Lissette Núñez Delgado in ihrer Wohnung tot aufgefunden, es war ein brutaler Mord. Die Gymnasiallehrerin für Chemie war nur vierundzwanzig Jahre alt geworden. Die ersten Spuren führen den Ermittler, Teniente Mario Conde, genau in jenes Gymnasium, in dem auch er vor Jahren seine Oberstufenzeit verbracht hatte. Der Fall ist heikel, denn neben Alkohol ist auch Marihuana im Spiel und bald wird El Condo und seinem Teampartner Sargento Manuel „Manolo“ Palacios klar, dass Spuren auf einen professionellen Drogenhandel hinweisen. Obwohl im Lauf der Ermittlungen langsam einige Fakten zusammenführen, passt für Conde irgend etwas einfach nicht, auch wenn er es zunächst nicht erfassen kann.

Thema und Genre

Die Serie um den Ermittler Mario Conde spielt in Havanna und es steht nicht der Kriminalfall im Mittelpunkt, sondern es geht um die politische Situation Kubas 1989, Korruption, Überwachung, Drogenhandel, Kleinkriminalität und das bunte Leben der unterschiedlichen Menschen in der Stadt Havanna, eine Stadt mit einer bewegten Vergangenheit und unendlich vielen Facetten. Es geht um Männerleben, Freundschaft, Liebe, Einsamkeit und um Literatur.

Charactere

Als Junge träumte der Teniente Mario Conde davon, Schriftsteller zu werden und dieser Traum ist geblieben, eines Tages wird er den Polizeidienst verlassen und wieder schreiben. Er gilt als verbissen, intelligent und zu effizient für den Polizeidienst. Persönlich ist er pessimistisch, melancholisch, hat Macho-Allüren und liebt guten Rum, wenn erhältlich, sehr guten, starken Kaffee, wenn verfügbar, und in stillen Stunden träumt er davon, endlich die Liebe fürs Leben zu finden.

Erzählform und Sprache

Die Recherchen und Ermittlungen sind in den Tagesablauf von Mario Conde eingebettet, er teilt mit uns seine Liebe zu Havanna, zum Meer, zu Kuba und seine Erinnerungen. Wir beobachten ihn in seinem winzigen Büro im dritten Stock, das er wegen der Aussicht liebt, und das er sich mit Sargento Manolo teilt. Mit dem dünnen Carlos verbindet ihn eine enge Freundschaft fürs Leben, andere Freunde besucht El Condo, wenn er Tipps für seine Ermittlungen braucht. Diese sehr spezielle Figur El Condo hätte beinahe dazu geführt, dass ich nach etwa achtzig Seiten die Lektüre abgebrochen und das Buch zurück ins Regal gestellt hätte. Auch an die Sprache, literarisch, philosophisch, bildintensiv in den Schilderungen, in den Dialogen und speziellen Szenen jedoch umgangssprachlich, hart bis ins Vulgäre, musste ich mich gewöhnen. Doch dann plötzlich war ich im Sog der Geschichte, der Themenvielfalt und auch der Figuren dieses Romans, El Condo, frisch in die attraktive Saxofonspielerin Karina verliebt, eingeschlossen.

Eine Bemerkung zur Reihenfolge der Bücher des Havanna-Quartetts: ich habe mit dem Frühling begonnen, ohne zuvor nachzulesen, doch diese Serie beginnt mit dem Winter und endet mit dem Herbst. Da es insgesamt um die Ereignisse nur eines Jahres geht und jeder Fall in sich abgeschlossen ist, sehe ich kein Problem in der geänderten Reihenfolge. Zur Zeit lese ich den Sommer, werde den Winter anschließen und zuletzt dann den Herbst lesen, da dieser doch einen gewissen Abschluss bildet.

Fazit

Ein intensiver Kuba-Roman mit vielen Facetten, offen, direkt, realistisch, auch sprachlich teilweise eine Herausforderung und gleichzeitig ein packendes Leseerlebnis.