Kangal – Anna Yeliz Schentke

AutorAnna Yeliz Schentke
Verlag S. FISCHER Verlag
Erscheinungsdatum 9. März 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3103970814

 „Wir mussten andere werden, um sagen zu können, war wir dachten. Lieber eine andere sein, als keine Stimme zu haben. Als Kangal wurde ich nicht als ich und nicht als Frau erkannt.“ (Zitat Pos. 106)

Inhalt

Dilek hat mit Freundin Sinai Geografie studiert. Als Sinais Freund Baran verhaftet wird, fürchtet Dilek, dass ihre Identität aufgedeckt wird, unter der sie kritische Artikel im Netz veröffentlicht. Heimlich fliegt sie nach Frankfurt, nicht einmal ihren Freund Tekin hat sie eingeweiht. Dileks Cousine Ayla lebt mit ihrer Familie in Frankfurt, doch nach einem Streit der beiden Mütter vor vielen Jahren wurde der Kontakt bewusst abgebrochen. Dilek meldet sich bei Ayla, doch sie ist misstrauisch geworden und weiß nicht, ob sie ihr trauen kann. In Istanbul ist Tekin immer noch überzeugt, dass sie vorsichtig genug waren, um nicht entdeckt zu werden, und dass Dilek es bereuen wird, nach Deutschland gegangen zu sein.

Thema und Genre

Ein Thema ist die politische Situation in der Türkei, denn die Politik der letzten Jahre wird auch in Deutschland beobachtet, und die Meinung dazu entzweit die Menschen dort wie hier bis in die Familien. Doch es geht vor allem um eine junge Generation, die nach ihrer Identität und Zukunft sucht, um mutige junge Frauen, die ihren eigenen Weg gehen wollen, notfalls über Umwege. Auch die Bedeutung der Familie und der Familienstrukturen zwischen traditionell und modern sind ein Thema.

Charaktere

Es sind drei Hauptfiguren, Dilek, Ayla und Tekin, die abwechselnd ihre Sicht der Dinge schildern. Ayla will einerseits die Erwartungen ihrer Eltern erfüllen, doch ihre eigenen Pläne für ihre Zukunft gibt sie nicht auf. Tekin ist im Netz gegen die Einschränkungen der persönlichen und der Meinungsfreiheit aktiv, er ist wachsam und vorsichtig, aber er unterscheidet zwischen Furcht und Angst und trifft keine voreiligen Entscheidungen. Dilek flieht nach Deutschland, weil sie Angst hat, verhaftet zu werden, doch sie fühlt sich auch in Deutschland nicht sicher und fragt sich, ob es richtig war, nach Frankfurt zu kommen. „Heute denke ich, ich hatte keine Wahl, morgen frage ich mich, ob ich nicht ein Feigling bin und es mir einfach mache, jetzt und hier.“ (Zitat Pos. 283)

Handlung und Schreibstil

„Seien sie sich bewusst, dass regierungskritische Äußerungen in sozialen Medien, auch wenn sie länger zurückliegen, aber auch das Teilen oder Liken eines fremden Beitrages Anlass für strafrechtliche Maßnahmen der türkischen Sicherheitsbehörden sein können.“ (Zitat Pos. 44) Diese Aussage bringt uns mitten in die Ereignisse. Die Handlung spielt in einem kurzen Zeitraum in der Gegenwart. Ergänzt wird sie durch Rückblicke, jede der Hauptfiguren erinnert sich an prägende persönliche Erfahrungen. Die Autorin erzählt die Geschichte in kurzen Kapiteln, im raschen Wechsel zwischen den drei Hauptfiguren. Die in der Überschrift des Kapitels genannte Figur wird im jeweiligen Kapitel zur Ich-Erzählerin, zum Ich-Erzähler. Ähnlich schnörkellos wie dieser straffe Aufbau ist auch die Sprache, während die Themen und Problematiken breit gefächert sind. Spannung entsteht durch die Entscheidungen und die vielen damit verbundenen Konflikte und Fragen.

Fazit

Kangal ist einerseits ein politischer Roman, es ist jedoch auch ein präziser Blick auf die aktuellen Themen unserer Gesellschaft, besonders die Situation der jungen Menschen zwischen Familientradition und Aufbruch, zwischen Türkei und Deutschland. In dieser Geschichte sind es vor allem die jungen Frauen, die selbstbewusst ihren eigenen Weg gehen wollen.

Spitzweg – Eckhart Nickel

AutorEckhart Nickel
Verlag Piper Verlag
Erscheinungsdatum 28. April 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3492071437

„Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich gerne über einen Speicher in meinem Gehirn verfügen, der alle Momente versammelt, in denen ich Menschen, Orte und Dinge zum ersten Mal gesehen habe, die später im Leben für mich wichtig werden.“ (Zitat Pos. 473)

Inhalt

Bevor der jugendliche Ich-Erzähler Carl kennenlernt, den Neuen in der Klasse, der mit niemandem spricht, etwas abgehoben in seiner eigenen Welt zu leben scheint, konnte er mit Malerei nichts anfangen. Dann kommt der Tag, an dem die Kunstlehrerin in ihrer Unterrichtsstunde das Selbstporträt der sehr talentierten Schülerin Kristen mit einer rüden Bemerkung kritisiert. Carl überredet den zunächst zögernden Ich-Erzähler, der Zeichenlehrerin eine Lektion zu erteilen. Kirsten verschwindet, nur ein von ihr gezeichnetes Bild in Anlehnung an Millais Ophelia bleibt zurück. Doch anders als besprochen, verschwindet das Mädchen tatsächlich und die beiden Freude begeben sich auf die Suche.

Thema und Genre

In diesem Coming-of-Age Roman geht es um die Kunst, vor allem um die Ausdrucksformen der Malerei als Spiegel und Interpretation der Wirklichkeit, um Literatur, Psychologie, Freundschaft und die erste Liebe in dieser besonderen Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenenleben, wo die Suche danach, wer man ist und wer man sein will, gerade erst beginnt.

Charaktere

Carl ist ein selbstbewusster junger Mann, er zelebriert sein Auftreten gleich einem modernen Romantiker unserer Zeit, beschäftigt sich intensiv mit der Malerei, besonders mit den Bildern des Malers Carl Spitzweg. Der junge Ich-Erzähler ist das genaue Gegenteil, er zieht sich zu Hause meistens sofort in sein Zimmer zurück, blickt aus dem Fenster und versinkt träumend in den Beobachtungen der Natur. Dies ändert sich durch seine Freundschaft mit Carl. „Ich litt unter der schmerzlichen Abwesenheit des Besonderen. Nur in der Kunst schien alles besonders, Carl konnte es sehen und erklären.“ (Zitat Pos. 2746)

Handlung und Schreibstil

Der junge Ich-Erzähler schildert die Ereignisse, die dieser besonderen Zeichenstunde folgen, im Kern chronologisch, doch mit vielen Unterbrechungen, psychologischen Betrachtungen, genauen Beobachtungen einer möglichen Realität. So ist der Ich-Erzähler ist ein unverlässlicher Erzähler, in den manchmal beinahe verzweifelten Versuchen, aus der empfundenen Langeweile seines Lebens auszubrechen, mit allen Unsicherheiten seiner jungen Jahre, führt er uns durch surreale, skurrile Schein- und Traumwelten. Die intensiven Gespräche mit seinem kunstbegeisterten Freund Carl, dessen an Monologe grenzenden  Erklärungen über die Fähigkeit der Kunst, eine ästhetische, oft auch bei genauem Hinsehen kritische Variante der Realität anzubieten, umgeben und ergänzen facettenreich die Kernhandlung. Die Sprache bringt die poetischen bis ausufernden Satzgebilde der Romantik in die Gegenwart unserer Zeit.

Fazit

Ein trotz der surrealen Vielfältigkeit leiser, poetischer Roman über das Erwachsenwerden, die damit verbundenen verwirrenden Fragen mit der Suche nach philosophischen Antworten,  und gleichzeitig ein intensiver Ausflug in die Malerei zwischen Biedermeier und Romantik.

Österreichischer Buchpreis 2022 – Herausgeber: Österreichischer Buchpreis

Verlag Österreichischer Buchpreis
Erscheinungsdatum 6. September 2022
FormatTaschenbuch
Seiten
SpracheDeutsch
ISBN2773519332657

„Er verfolgt das Ziel, die Qualität und die Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen du ihr im deutschsprachigen Raum erhöhte Aufmerksamkeit zu verschaffen.“ (Zitat Pos. 1124)

Inhalt

Dieser wichtige Preis wurde in Österreich 2016 zum ersten Mal vergeben. 2022 haben 58 Verlage insgesamt 110 Titel eingereicht, für den Debütpreis haben 18 Verlage 23 Erstlingswerke eingereich. Insgesamt bewarben sich somit 133 Werke aus den Bereichen Belletristik, Lyrik, Drama und Essay. Der vorgeschriebene Erscheinungstermin liegt zwischen dem 8. Oktober 2021 und dem 11. Oktober 2022. Nicht nur 35 Verlage aus Österreich haben Titel eingereicht, sondern auch 26 aus Deutschland und ein Verlag aus der Schweiz.

Gestaltung

Die zehn nominierten Titel der Longlist werden in alphabetischer Reihenfolge der Namen der Autoren und Autorinnen mit einer Leseprobe vorgestellt. Die jeweilige Überschrift trägt den Autorennamen, den Titel und die Kategorie. Am Ende der Leseprobe werden diese Angaben wiederholt und mit dem Namen des Verlages, sowie dem Erscheinungsjahr ergänzt. Es folgen die Leseproben der drei Titel der Shortlist Debütpreis. Anschließend an die Leseproben finden sich ausführliche Porträts der Autoren und Autorinnen mit Foto und Lebenslauf, ebenfalls in alphabetischer Reihenfolge, gefolgt von den Porträts der Jurymitglieder. Den Abschluss der Broschüre bilden die Informationen über die Bücher selbst, Coverfoto, Verlag, Anzahl der Seiten und Preis. Auch hier wird die alphabetische Reihenfolge nach Autoren- und Autorinnenname beibehalten, allerdings sind die Werke wieder nach Longlist 2022 und Shortlist Debüt 2022 getrennt.

Fazit

In österreichischen Buchhandlungen liegt die Broschüre in gedruckter Form auf. Ich lebe in Deutschland und bin daher dankbar, dass sie auch auf NetGalley Deutschland in elektronische Form kostenlos zur Verfügung gestellt wird, in dieser Form habe ich sie gelesen. Es ist ein sehr interessanter, informativer Überblick über die nominierten Werke. Die ausführlichen Leseproben sind eine perfekte Entscheidungshilfe für die eigene Wunschliste. Manche der Bücher sind bekannt, finden sich schon auf der deutschen Longlist, wir finden auch 2022 Neuerscheinungen von sehr bekannten Schriftstellern und Schriftstellerinnen, Namen, deren frühere Werke in vergangenen Jahren nominiert waren. Nicht nur auf der Debütliste fand ich aber auch mir unbekannte Titel, die schon bei der Leseprobe auf Grund der Themen und der Art zu schreiben meine Neugierde und entsprechende Wünsche weckten. Ich kann mich nicht erinnern, in einem der früheren Jahre bei einer Longlist-Leseprobe schallend gelacht zu haben. Ich finde die Vielfalt der österreichischen Buchpreis-Liste 2022, es ist auch ein Lyrikband dabei, wieder sehr gelungen.

Tage ohne Cecilia – Antonio Muñoz Molina

AutorAntonio Muñoz Molina
Verlag Penguin Verlag
Erscheinungsdatum 24. August 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten272
SpracheDeutsch
ÜbersetzerWilli Zurbrüggen
ISBN-13978-3328602002

„Im Traum bin ich in New York, doch diese Gewissheit entspricht überhaupt nicht dem, was ich sehe. Ich bin irgendwo in Lissabon und weiß nicht, wie ich dorthin gelangt bin.“ (Zitat Seite 230)

Inhalt

Ein Mann ist gerade von New York nach Lissabon gezogen. Während seine Frau Cecilia, eine Forscherin, zwischen dem Abschluss ihrer wissenschaftlichen Arbeit in New York und Kongressen pendelt, hat er Zeit, die Umzugskartons auszupacken und die Wohnung einzurichten, denn er ist schon im Vor-Ruhestand. Begeistert erzählt er, dass man aus den Fenstern der Wohnung wieder auf einen Fluss blickt, früher war es der Hudson, jetzt ist es der Tejo. So entsteht in einem ruhigen Viertel von Lissabon ein schönes neues Zuhause. Während er wartet, leistet die Hündin Luria dem Mann Gesellschaft und beide warten voll Vorfreude auf die Ankunft von Cecilia. Die Tage vergehen …

Thema und Genre

Der Schwerpunkt in diesem Roman sind psychologische Fragen zu Kernthemen wie die eigene Erinnerung an in der Vergangenheit erlebte Situationen und die Unberechenbarkeit dieser Erinnerungen, Ängste, der schmale Grat zwischen Realität und Scheinwelt.

Charaktere

Der Ich-Erzähler fühlt sich in Lissabon wohl und ist froh, New York verlassen zu haben, freut sich auf die Ankunft seiner Frau. Doch je länger der Mann wartet, desto mehr verliert er das Gefühl für Raum und Zeit, seine Gedanken pendeln zwischen den vielen Erinnerungen an die Zeit in New York und seiner neuen täglichen Routine in Lissabon. „Das jetzt ist in die Ferne gerückt. Die damalige Vergangenheit ist von mächtigerer Beschaffenheit als die Gegenwart.“ (Zitat Seite 212)

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte kommt mit wenigen Personen aus. Im Mittelpunkt der Handlung steht der Mann, der nach einer Übersiedlung darauf wartet, dass seine Frau, eine erfolgreiche und vielbeschäftigte Wissenschaftlerin, in die neue gemeinsame Wohnung nachkommt. Er teilt mit uns seine Erinnerungen an die Zeit und Ereignisse in New York, aber auch die Bücher, die er gerade liest und denkt auch über aktuelle Themen nach. So breitet der Autor die an sich einfache Situation, ein Mann und seine Hündin warten auf seine Frau, weit aus, wie einen bunten Fächer, facettenreich, eindrücklich, beklemmend. Mit dem Mann warten wir auf Cecilia und mit jedem Detail fragen wir uns, ob die Geschichte, die er uns da erzählt, tatsächlich so ist, wie von ihm geschildert. Es sind die Gedanken und Zweifel, die diesem Roman die Spannung geben. Gleichzeitig nimmt sich der Autor Zeit für eindrückliche Schilderungen von Lissabon, des ruhigen Stadtteils, in dem die neue Wohnung liegt, aber auch für prägende Szenen in der turbulenten Stadt New York. Es ist mit die Sprache, die uns beim Lesen sofort in den Bann dieser Geschichte zieht.

Fazit

Eine intensive Geschichte mit vielen Facetten zwischen dem Lebensgefühl in der bunten Stadt Lissabon, aber auch den drängenden Themen und Problemen unserer Zeit, zwischen Liebe, Erinnerungen, Traum und Wirklichkeit.

Simón – Miqui Otero

AutorMiqui Otero
Verlag Verlag Klett-Cotta
Erscheinungsdatum 20. August 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten448
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMatthias Strobel
ISBN-13978-3608980745

„Du kannst sein, wer immer du sein willst, aber vergiss nie, wer du bist.“ (Zitat Position 4524)

Inhalt

Rico, Simóns Cousin, ist zehn Jahre älter und wie ein Bruder für Simón, sein Beschützer und großes Vorbild, so lange er denken kann. Der beste Tag für den jungen Simón ist immer der Sonntag, denn an diesem Tag bringt ihm Rico ein Buch mit, das Simón suchen muss, bevor er sich in die spannenden Abenteuer von neuen Helden vertiefen kann. Bis Rico eines Tages im Sommer 1992 spurlos verschwindet und Simón nach Jahren des Suchens lernen muss, seinen eigenen Weg zu finden und dass die Abenteuer seiner edlen Romanhelden nicht immer den Weg in das wirkliche Leben finden. „Manchmal muss man fortgehen, um nach Hause zurückkehren zu können. Manchmal kann man vielleicht nicht an einen Ort zurückkehren, aber sehr wohl zu einem Menschen.“ (Zitat Pos. 4808)

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um das Leben und Schicksal einer großen Familie in Barcelona, um das Aufwachsen am Stadtrand in bescheidenen Verhältnissen. Vor allem jedoch geht es um Träume, Hoffnungen, Freundschaft, Liebe und um die Kraft der Literatur. Ein wichtiges Thema sind auch die politisch wechselvollen Jahre der lebhaften Stadt Barcelona, die sich 1992 euphorisch als Austragungsort der olympischen Sommerspiele präsentiert, und mehr als zwanzig Jahre später heftige Krisenjahre durchlebt.

Charaktere

Die Hauptfigur in dieser Geschichte ist Simón, dessen Leben wir von seiner Kindheit bis in seine Erwachsenenjahre Mitte dreißig folgen. Er ist ein Träumer, der sich mit den Helden seiner Abenteuerromane identifiziert, sie ins eigene Leben holt. „Der Zufall bringt das Leben durcheinander, die Fiktion hingegen ordnet es“ (Zitat Pos. 5461) Genau solche Zufälle bringen auch Simóns Pläne und Leben öfter als nur ein Mal durcheinander, und es sind die Frauen, besonders seine Lebensfreundin Estela, die ihn erden. Es ist eine Geschichte von Helden, die auch manchmal scheitern dürfen, und von den starken Frauen an ihrer Seite.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte umfasst, ergänzt durch Rückblenden und Erinnerungen, die Jahre zwischen 1992 und 2018 und wird chronologisch erzählt. Die Handlung ist facettenreich und von der ersten Seite an packend. Der Autor wählt, was in modernen Romanen inzwischen eher selten geworden ist, die Erzählstimme eines allwissenden Erzählers, was mit die sprachliche Faszination dieses Buches ausmacht. Diese Erzählform unterstützt die poetische, bildintensive Sprache, erlaubt dem Autor, auch tief in die Gedanken und Gefühle seiner Figuren einzudringen und künftige Entwicklungen anzudeuten, was die Handlung manchmal in Magie hüllt, die dennoch in der Realität besteht.

Fazit

Ein wunderbar dichter, intensiver und auch magischer Roman, eine Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte, Familienroman und Roman der Stadt Barcelona, in dem auch die Kraft der Literatur eine wichtige Rolle spielt.

Kazimira – Svenja Leiber

AutorSvenja Leiber
Verlag Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum 16. August 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3518430064

„Kazimira hat das Gefühl, als verknote sie sich selbst zunehmend. Ein Knäuel, in dem irgendwo ein viel zu wildes verfangenes Herz rast.“ (Zitat Seite 72)

Inhalt

Auch an diesem Samstag im Herbst 2012 geht Nadja Semjonowa auf dem Weg oberhalb des Tagebaus zur Arbeit, an der Hand ihre kleine Tochter Ika. Dort steht noch der Seilbagger, an dem Nadja vor Jahren gearbeitet hat, sie wäre gerne bei dieser Arbeit geblieben, doch das Bernsteinkombinat von Jantarny ist insolvent und Nadja muss nun im Geschäft Schmuck verkaufen. Manchmal, wenn sie an der Annagrube vorbeigeht, hört sie eine Art Raunen, ein Raunen aus der Vergangenheit, über das sie nie etwas wissen wollte.

Auch Kazimira „Kaz“ Morautene wollte lieber wie die Männer in der Grube arbeiten, statt mit ihrem Sohn Ake zu Hause zu bleiben und den Haushalt zu führen. Doch Ende des 19. Jahrhunderts war daran nicht zu denken. Dennoch, es sind der Bernstein und die Annagrube, die das Schicksal der Menschen dort an der Nehrung und in Königsberg bestimmen.

Thema und Genre

Den historischen Hintergrund dieses Generationenromans bildet die wechselvolle Geschichte dieses Landstriches an der Ostseeküste im ehemaligen Ostpreußen, zwischen Memel und Königsberg, heute Klaipėda, Litauen und Kaliningrad, Russland. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der Bernsteinabbau und die politischen Umbrüche zweier Weltkriege, deren Gewalt und Grausamkeit die auch vor den Menschen in diesen entlegenen Orten nicht Halt machen und besonders die Mädchen und Frauen treffen.

Charaktere

Kazimira, eigenständig, unangepasst und auf Grund ihrer Neigungen eine Außenseiterin, ist die erste von insgesamt fünf Generationen von Frauen und Mädchen, alle auf der Suche nach ihrem eigenen Weg. Jede ist auf ihre Art unbeugsam und besonders, passt nicht in die engen Normen ihrer Zeit, oder will sich diesen Normen nicht widerspruchslos unterordnen.

Handlung und Schreibstil

Der Zeitrahmen der Handlung ist in zwei Hauptteile gegliedert, der erste Teil endet mit dem Ende des ersten Weltkrieges, der zweite Teil beginnt 1930 und berichtet über die Jahre bis bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Ein zweiter Handlungsstrang spielt in der aktuellen Zeit im Jahr 2012 und daraus bildet sich ein Bogen, der aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart führt. Die Erzählstränge wechseln einander ab, wobei die einzelnen Kapitel sehr übersichtlich als Überschrift jeweils den betreffenden Ort und die Jahreszahl tragen. Es ist auch die wunderbare Erzählsprache der Autorin, die leise, aber tief, in das Leben und in die Gefühlswelt ihrer Figuren eindringt, die mich schon in den ersten Seiten in den Bann dieser Geschichte gezogen hat.

Fazit

Es ist ein eindrücklicher, atmosphärisch dichter Roman, erzählt in einer einprägsamen Sprache, die sich mit ihren Bildern und einfühlsamen Schilderungen beim Lesen sofort in die Gedanken gräbt und unsere Gedanken noch lange beschäftigt.

Die Taube – Patrick Süskind

AutorPatrick Süskind
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 24. April 1990
FormatTaschenbuch
Seiten112
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257218466

„Er sei zu Tode erschrocken gewesen – so hätte er den Moment wohl im nachhinein beschrieben, aber es wäre nicht richtig gewesen, denn der Schreck kam erst später. Er war viel eher zu Tode erstaunt.“ (Zitat Seite 15)

Inhalt

Jonathan Noel ist über fünfzig Jahre alt. Er arbeitet als Wachmann in einer Bank in Paris. Seit vielen Jahren wohnt er zufrieden und zurückgezogen in einem kleinen Einzimmerappartement im sechsten Stock eines Hauses in der Nähe seines Arbeitsplatzes. Doch an diesem Freitag im August des Jahres 1984 wird die ruhige Routine seines Tagesablaufs empfindlich gestört. Eine Taube sitzt im Flur, nicht weit von seiner Türschwelle entfernt, und scheint ihn anzustarren. Dies versetzt ihn in Panik und seine geordnete Welt gerät völlig aus den Fugen.

Thema und Genre

In dieser Novelle geht es um einen Mann, dessen genau festgelegter Tagesablauf durch das zufällige Auftauchen einer Taube gestört wird.

Charaktere

Jonathan Noel verabscheut Überraschungen, denn es gab gravierende Ereignisse in seinem Leben, die er am liebsten vergessen möchte, die sich dennoch immer wieder in seine Erinnerung drängen. Pflichtbewusst, genügsam, manchmal in den Gedanken leicht überheblich gegenüber seinen Mitmenschen, ist Jonathan keine besonders sympathische Hauptfigur, dennoch empfindet man Mitleid mit ihm.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt an einem einzigen Tag. Es ist ein heißer Freitag im August, der mit einem unvorhergesehenen Ereignis beginnt. Diese Taube im Hausflur versetzt Jonathan Noel in einen Schockzustand, mit spontanen Entscheidungen, die ihn im Laufe des Tages ins Chaos stürzen. Es sind nicht nur seine Erlebnisse, sondern vor allem seine Gedanken und Gefühle zwischen Panik und Pflichtbewusstsein, seine verzweifelten Versuche, an seinem korrekten, in seinen Augen untadeligen Verhalten festzuhalten, während seine Gedankenphantasien sich von genau diesen Zwängen zu lösen scheinen.

Fazit

Eine moderne Novelle, beklemmend und psychologisch vielseitig interpretierbar.

Brooklyn soll mein Name sein – Eduardo Lago

AutorEduardo Lago
Verlag Alfred Kröner Verlag
Erscheinungsdatum 1. September 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten500
SpracheDeutsch
ÜbersetzungGuillermo Aparicio
ISBN-13978-3520624017

„Ich weiß nicht, nach was ich suche, ich weiß nur, dass es sich hinter den Tausenden von Wörtern verbirgt, die ich nicht aufhören kann zu schreiben. Ich weiß nicht, was es ist, was es sein kann, aber ich würde es gerne herausfinden und ihm eine Form verleihen, nur für dich. Für dich werde ich dieses Buch schreiben, Brooklyn.“ (Zitat Seite 266, 267)

Inhalt

Der Journalist Néstor Chapman entdeckt eines Abends bei einem Spaziergang durch Brooklyn Heights zufällig das Lokal „Oakland Bar & Grill“. Neugierig geworden, betritt er einen erstaunlichen Ort und an einem Tisch in einer Ecke sieht er einen Mann, der völlig unbeeindruckt von dem Trubel der anderen Gäste in ein Heft schreibt. So lernt er den Schriftsteller Gal Ackerman kennen und sie treffen einander regelmäßig im Oakland. Eines Tages nimmt Gal ihn in sein Studio mit und zeigt ihm eine Fülle von voll beschriebenen Heften, darunter auch das besondere „Brooklyn-Heft“, die Notizen für den Roman, den er für seine große Liebe Nadja Orlov schreiben wollte. Doch Gal weiß bereits, dass er nicht in der Lage ist, dieses Buch zu beenden. Néstor „Ness“ soll dies für ihn tun. Kurze Zeit später ist Gal tot und Néstor weiß, er hatte im Grunde nie eine Wahl, als das ihm anvertraute Archiv zu übernehmen und Gals Bitte zu erfüllen.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um das Leben, um Literatur, um Freundschaft und Liebe. Wir treffen unterschiedliche Protagonisten und ihre Geschichten, die diesen Roman tragen. Natürlich geht es auch um New York, vor allem jedoch um Brooklyn und das Oakland, eine Bar in den Docks von Brooklyn, die für viele Menschen eine Art von Heimat geworden ist. „Sieh mal, dieses Licht, Néstor. Es ist das Licht, über das Louise in ihrem Gedicht spricht. Das Licht Brooklyns.“ Zitat Seite 26)

Charaktere

Es sind viele unterschiedlichen Protagonisten, die diese Geschichten beleben, jede Person ist auf ihre Art einzigartig und besonders. Manche tauchen nur kurz auf, stehen im Mittelpunkt einer Episode, eines Ereignisses, andere bleiben und begleiten uns durch das gesamte Buch.  

Handlung und Schreibstil

Der Roman wird nicht chronologisch erzählt, die einzelnen Kapitel reisen kreuz und quer zwischen den Jahren und Personen. Im Anhang findet sich eine genaue Chronologie der Ereignisse und ein ausführliches Personenregister. Die Rahmenhandlung, die alle weiteren Geschichten immer wieder eint und sich zwischen die einzelnen Episoden setzt, trägt Néstor als Ich-Erzähler. Er verbindet die Geschichten der einzelnen Hefte, erinnert sich an die Gespräche mit Gal, an Ereignisse, die Gal ihm aus seinem Leben und seiner Vergangenheit erzählt hat. Vor allem schildert Néstor diese besondere Zeit, die er selbst mit dem Sichten der Unterlagen, weiteren Recherchen und Gesprächen, und dem Schreiben verbracht hat. Diese Art des Erzählens in Verbindung mit den eindrücklichen, bunten, lebhaften Beschreibungen der Menschen und prägenden Orte, macht den besonderen Sog und Charme dieses außergewöhnlichen Romans aus.

Fazit

Es ist schwer, dieses beeindruckende Leseerlebnis zu beschreiben, die Vielfalt der Figuren, Schicksale, Orte, die tiefe Freundschaft, welche die Personen verbindet und sich durch die Geschichten zieht. Ich hatte das Buch gerade erst erhalten, wollte nur kurz die ersten Seiten lesen und geriet sofort in den Bann dieser faszinierenden Erzählform und Sprache. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und es reihte sich sofort in die Liste meiner zeitlos gültigen Lieblingsbücher ein.

Lektionen in Dunkler Materie – Ursula Knoll

AutorUrsula Knoll
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 28. Februar 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten248
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3990650684

„Dunkle Materie ist für alles der Grund. Ein Zeug, von dem man nur weiß, dass es Schwerkraft ausübt, dass es viermal so viel davon gibt wie von sichtbarer Materie und dass es durch seine Gravitation wie ein Kitt die Strukturen im Universum zusammenhält.“ (Zitat Seite 51)

Inhalt

Während Katalin gerade auf der Raumstation ISS im Weltall unterwegs ist und mit der KI Simon diskutiert, sorgt ihre Zwillingsschwester Eszeter als Polizistin für Ordnung im Alltag von Wien und als Managerin ihres Hedgefonds auch im internationalen Dschungel der Finanzwelt. Die Umweltaktivistin Dr. Milka Andrić ist Mitglied einer NGO und setzt sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Lebensmitteln ein, denn für sie ist das Gegenteil von Armut nicht Reichtum, sondern Gerechtigkeit. Seit beinahe zwanzig Jahren teilt Milka eine WG mit Martin und Ines. Ines Geiger, die in der Asylbehörde Anträge prüft und dabei laufend von ihrem Vorgesetzten mit internen Weisungen unterbrochen wird, zusätzliche Schulungen, Nachschulungen, Formulierungshilfen für ablehnende Bescheide. Fatima leitet einen Kindergarten, dessen Öffnungszeiten mit den Arbeitszeiten der seit ihrer Trennung von Katalin alleinerziehenden Mutter Heide unvereinbar sind – sie alle erkennen plötzlich, dass man immer etwas tun kann, und jede von ihnen trifft eine spontane Entscheidung.

Thema und Genre

Es ist ein Roman, der unterschiedliche Geschichten erzählt, mit einzelnen Situationen und Episoden als Auslöser für Veränderungen. Es geht um gesellschaftspolitische Probleme, Forschung, Wirtschaft, Finanzmärkte, doch auch um Themen wie zwischenmenschliche Beziehungen in ihren unterschiedlichen Formen, Freundschaft, Familie.

Charaktere

Im Zentrum dieses Romans stehen Frauen, jede auf ihre Weise individuell, mutig, zunächst der jeweiligen persönlichen Situation noch irgendwie angepasst, werden sie aktiv, als sie immer wieder an ihre Grenzen stoßen.

Handlung und Schreibstil

Dieser Roman spielt in Wien. Die Handlung greift viele brisante Themen unserer Zeit auf, konfrontiert die Protagonistinnen mit spontanen Konfliktsituationen und gibt ihnen Raum, Entscheidungen zu treffen, spontan und teilweise chaotisch. Nicht immer verlaufen die Ereignisse chronologisch und auch mögliche Beziehungen zwischen ihren Figuren deckt die Autorin nicht sofort auf, sondern lässt uns die Zusammenhänge erst nach und nach erkennen, manchmal treffen die Figuren unerwartet und zufällig aufeinander. Diese Geschichten sind keine Wohlfühllektüre, dennoch ist man ihnen und vor allem den einzelnen Protagonistinnen sofort verfallen, folgt ihrem Alltag, ihren Entscheidungen. Denn die Autorin schreibt engagiert, direkt, aber auch mit viel Einfühlungsvermögen und Humor. Es ist diese schwer zu beschreibende Mischung, die diesen Roman lesenswert und empfehlenswert macht.

Fazit

„Was also sollten sie mit diesem bisschen ungebetenen Glücks namens Leben in Zukunft anstellen?“ (Zitat Seite 247). Das Leben stellt unterschiedliche Anforderungen an die modernen Frauen in diesem Roman, doch sie haben eines gemeinsam: sie wollen etwas verändern, im persönlichen Umfeld, aber auch im großen Ganzen.

Die Lüge – Mikita Franko

AutorMikita Franko
Verlag HOFFMANN UND CAMPE VERLAG
Erscheinungsdatum 3. Mai 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten384
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMaria Rajer
ISBN-13978-3455013672

„Und obwohl wir einer normalen Familie immer ähnlicher wurden, beschlich mich das Gefühl, dass irgend etwas nicht stimmte.“ (Zitat Pos. 324)

Inhalt

Mikita, doch alle nennen ihn Miki, ist fünf Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Sein Onkel Slawa, der Bruder seiner Mutter, ist nur sechzehn Jahre älter als Miki. Er war schon immer wie ein großer Bruder für ihn und nimmt Miki jetzt auf. Doch Slawa lebt nicht allein, er lebt mit dem Arzt Lew zusammen. So hat Miki eine neue Familie, ohne Mutter, dafür mit zwei Vätern und das darf niemand wissen. Je älter Miki wird, desto mehr bedrückt ihn die Situation und dazu kommen noch seine eigenen Gefühle, die ihn in Verwirrung stürzen. Sein Leben ist plötzlich ein wütendes Chaos und er erkennt sich selbst nicht mehr. Was ist nur mit ihm los?

Thema und Genre

In diesem modernen Coming-of-Age- und Gesellschaftsroman, der in Russland spielt, geht es um Freundschaft, Familie, Verständnis, Pubertät, Psychologie. Themen sind alle Facetten von Liebe und unterschiedliche Beziehungsformen.

Charaktere

Mikita verbringt seine Kindheit und Jugend in einer Familie mit zwei Vätern. Zunächst fällt ihm das nicht auf, doch im Schulalter beginnen die mit dieser Situation verbundenen Lügen und Geheimnisse. Dies, in Verbindung mit den Problemen der Pubertät führen zu einem Gefühlschaos zwischen Depression und Aggression.

Handlung und Schreibstil

Mikita wächst mit zwei Vätern auf und erzählt als Ich-Erzähler. Die Handlung umfasst chronologisch und zeitnah die wichtigen Jahre der Kindheit und Jugend. Ergänzt werden die aktuellen Ereignisse durch Erinnerungen an einzelne, prägende Episoden der frühen Kinderjahre. Die Form des Ich-Erzählens lässt auch Raum für die Schilderung der intensiven Gefühle und Stimmungen, Konflikte und Probleme dieser speziellen Familienform in der unterdrückten Öffentlichkeit des konservativen Russland. Mikita ist ein sympathischer, ehrlicher Erzähler und die Geschichte ist nachvollziehbar. Die Sprache passt zum Alter des Ich-Erzählers und wir glauben ihm.

Fazit

Ein einfühlsamer Roman zu einem zeitlos aktuellen Thema, geschrieben in der erfrischend direkten, offenen Sprache eines jungen Ich-Erzählers. Eine trotz zahlreicher Konflikte und Probleme sehr positive Geschichte.

Es ist ein Mädchen – Camille Laurens

AutorCamille Laurens
Verlag dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Erscheinungsdatum 18. Mai 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
SpracheDeutsch
ÜbersetzungLis Künzli
ISBN-13978-3423290166

„Morgens nach der Dusche klatsche ich im schummrigen Neonlicht des Badezimmers meine Haare nach hinten, spanne meinen Kiefer an und dort, unter den buschigen Augenbrauen, mit nackter Haut, gleiche ich meinem Vater, in meinem Gesicht steckt ein Junge. Ich kann mich nicht entscheiden.“ (Zitat Seite 138)

Inhalt

Laurence wird 1959 in Rouen geboren, als zweite Tochter der Familie des Arztes Jean-Matthieu Barraqué. Eine große Enttäuschung für den Vater, der nach der ersten Tochter Claude mit einem Sohn gerechnet hatte. Die Kommentare der Familie und Bekannten „Ah, das ist doch auch gut“ hört Laurence natürlich noch nicht, aber ihre Kindheit und Jugend in dieser gutbürgerlichen Familie sind geprägt von den Vorschriften, wie sich Mädchen zu verhalten haben. Ihre Schwester Claude entflieht Rouen und der Familie sofort nach dem Abitur, sie geht nach Kanada, um nie mehr zurückzukommen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester kehrt Laurence nach Studium und Heirat nach Rouen zurück, da sie ihr erstes Kind erwartet – einen Sohn.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die vielen Formen von Misogynie, verdeckt oder offen, denen Frauen schon ab ihrer Geburt als Mädchen in der zweiten Hälfte des modernen zwanzigsten Jahrhunderts ausgesetzt waren und auch heute noch sind.

Charaktere

Laurence lernt rasch, was es bedeutet, ein Mädchen zu sein. Auch später, als erwachsene Frau, kann sie sich den Zwängen ihrer Erziehung und Gesellschaft kaum entziehen. Ich hatte eine stärkere Hauptfigur erwartet, die sich früher und bewusster zur Wehr setzt.

Handlung und Schreibstil

Die Autorin schildert am Beispiel eines Frauenlebens alle Facetten von Misogynie, Erziehung, Ungleichbehandlung, Rollenbildern, bis zu Unterdrückung, sexuellen Übergriffen und Gewalt, denen eine Frau von Geburt an ausgesetzt sein kann und ist. Durch diesen Fokus auf eine einzige Beispielfigur, Laurence, ergibt sich eine Fülle von erlebten Situationen und Ereignissen, deren Realität und Glaubwürdigkeit man während des Lesens zu hinterfragen beginnt. Vom Verlag werden die Romane von Camille Laurens als autofiktional eingestuft, doch für mich war es an manchen Stellen schwierig, zwischen Phantasien, Fiktion und möglicher, nachvollziehbarer Realität zu unterscheiden. Entsprechend positiv und interessant ist für mich daher der Wechsel zwischen den Erzählperspektiven, wenn die Ich-Erzählerin Laurence bei den Erinnerungen an besonders prägende Ereignisse auf Distanz zu sich selbst geht.

Fazit

Dieser Roman, oder eher eine dichte Beschreibung und Aufzählung der möglichen Diskriminierung von Frauen in Worten und Taten wurde und wird vor allem von Leserinnen mit zustimmender Begeisterung aufgenommen. Obwohl ich mir der Wichtigkeit dieses facettenreichen, zeitlos aktuellen Themas bewusst bin, wurde es für mich im Laufe der Geschichte too much, zu viel gewollt und damit zu konstruiert, um mich zu überzeugen. Dennoch ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt.

Stern 111 – Lutz Seiler

AutorLutz Seiler
Verlag Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum 2. März 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten528
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3518429259

„Obwohl sein Leben hinter dem Bombenwäldchen in der Rykestraße 27 vielleicht schäbig und ärmlich aussah (das Matratzenfloß auf den kalten Dielen, ein toter Schwarzweißfernseher als Anlegestelle), hatte er das Wort Armut bisher nie gedacht. Und wenn schon: Ein armer Dichter zu sein, schien nicht verkehrt, wenn man ein Dichter war.“ (Zitat Seite 174)

Inhalt

Seine Eltern bitten Carl Bischoff, Student, sechsundzwanzig Jahre alt, nach Hause zu kommen, da sie mit ihm etwas besprechen wollen. Nach Hause, das ist Gera, gerade ist die Mauer gefallen und seine Eltern Walter und Inge, fünfzig und neunundvierzig Jahre alt, teilen ihm mit, dass sie weggehen. Er möge bitte auf die elterliche Wohnung aufpassen. Doch Carl kommt mit der Situation allein nicht zurecht und fährt nach Berlin. „Wie seine Eltern hatte er keine Adresse vor Augen gehabt, er war abgefahren ohne Ziel, nur mit irgendeiner Phantasie im Kopf, bei der man nicht wohnen konnte.“ (Zitat Seite 55). Er schließt sich einer Gruppe von Hausbesetzern an und bezieht selbst eine Wohnung in einem Abbruchhaus. Eine Werkbank, die jemand zurückgelassen hat, wird sein Schreibtisch. Dort verbringt er seine Zeit, schreibt an seinen Gedichten, hofft auf den Durchbruch, träumt davon, sein erstes eigenes Buch in Händen zu halten. Gleichzeitig hilft er mit, das Kellerlokal Assel als Treffpunkt, Kaffeekneipe auszubauen, als Asyl für die unterschiedlichsten Menschen, Außenseiter der Gesellschaft. Die Briefe seiner Mutter berichten ihm von der Reise seiner Eltern auf dem Weg zur Erfüllung eines jahrzehntealten Traumes.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die Nachwendezeit in Deutschland, um viele Facetten von Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe, um Hoffnungen, Chancen und Träume, aber auch um die mit den raschen Veränderungen verbundene Unsicherheit und Ängste.

Charaktere

Carl hat in diesen Jahren direkt nach dem Wendejahr 1989 sein eigenes Leben noch nicht entdeckt, zutiefst unsicher, zweifelt er an seinem Erfolg als Schriftsteller und die Angst vor Absagen blockiert ihn. Obwohl Carl mit Mitte Zwanzig zu diesem Zeitpunkt längst ein eigenes Leben führt, fühlt er sich als Kind, von seinen Eltern im Stich gelassen. Inge, seine Mutter ist dagegen flexibel, passt sich jeder Situation aktiv an, sie entscheidet operativ (eines ihrer Lieblingsworte), will endlich ihren und Walters Traum verwirklichen. Wir lernen in dieser Geschichte viele unterschiedliche Charaktere kennen und neugierig folgen wir ihnen, gespannt, wohin sie der Weg führen wird. Kurz treffen wir auch Ed und Kruso in Berlin wieder.

Handlung und Schreibstil

Es sind zwei Geschichten, die uns der Autor hier erzählt. Die erste, in deren Mittelpunkt Carl, ein angehender, junger Schriftsteller steht, spielt im gerade wieder vereinten Berlin, wo nicht nur die Menschen selbst, sondern auch die Stadt auf der Suche nach einem Weg aus dem Chaos in die Zukunft zu sein scheint. Die zweite Handlung erzählt von den Problemen und der schwierigen Situation jener Menschen, die Ostdeutschland sofort verlassen und im Westen auf einen Neubeginn hoffen.

Stern 111, der Titel, ist die Marke eines Kofferradios, das damals die erste Anschaffung der jungen Familie Bischoff gewesen ist und die Familie all die Jahre begleitet hat, ein Symbol ihrer Zusammengehörigkeit. Damals waren es die gemeinsam gehörte Musik und Meldungen, nun ersetzt durch die Berichte in den Briefen seiner Mutter. Die Ereignisse in der Gegenwart werden ergänzt durch Erinnerungen. Es sind einzelne Situationen oder Worte, die Carl zurück in seine Kindheit führen, nach Gera und in die Geborgenheit der Familie, die plötzlich im Jahr 1989 zu Ende ist. Als er in Berlin seine Liebe Effi wiedersieht und von einer gemeinsamen Zukunft träumt, ist es daher für Carl nicht einfach für sich selbst zu definieren, wie „zusammen sein“ funktioniert.

Faszinierend ist auch in diesem Roman die eindrückliche, aber gleichzeitig unglaublich leichte, lebhafte Erzählsprache des Autors.

Fazit

Der Autor ist ein großartiger Erzähler, der seinen Figuren auf ihrem Weg viel Freiraum lässt, man hat den Eindruck, er folgt ihnen nicht nur mit Empathie, sondern er ist selbst neugierig, wie und ob sie ihre Konflikte und Probleme lösen können, den eigenen Lebensweg entdecken. Ein ungewöhnlicher, packender Nachwende-Roman, den man mit Begeisterung liest.

Hundepark – Sofi Oksanen

AutorSofi Oksanen
Verlag Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungsdatum 13. Januar 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten480
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinAngela Plöger
ISBN-13978-3462000115

„Wort für Wort schlug sie einen Stein nach dem anderen aus den Fundamenten meines sorgfältig aufgebauten Lebens. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass das geschehen würde.“ (Zitat Pos.233)

Inhalt

2006 ist Olenka als aufstrebendes Model in Paris gescheitert und sie lebt wieder bei Mutter und Tante in einem kleinen Dorf in der Oblast Mykolajiw im Süden der Ukraine. Sie fühlt sich verantwortlich und braucht Geld, um für die beiden Frauen zu sorgen. Durch Zufall entdeckt sie eine Anzeige und nach einem Vorstellungsgespräch erhält sie den Job. Sie macht rasch Karriere. Dann verliebt sie sich zur falschen Zeit in den falschen Mann. Sie muss untertauchen, beginnt in Helsinki ein neues Leben, doch 2016 holt sie ihre Vergangenheit ein und jetzt geht es um mehr, als nur um ihr eigenes Leben.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die Ausbeutung junger Frauen aus ärmsten Verhältnissen, die auf eine bessere Zukunft hoffen. Skrupellose Organisationen im eigenen Land, hier geht es konkret um die Ukraine, werben die Frauen als Leihmütter und Eizellenspenderinnen für reiche kinderlose Ehepaare aus Ost und West an. Es sind  international tätige, weit verzweigte und sehr lukrative Geschäftszweige. Wichtige Themen sind Politik, Wirtschaft, Kinderwunsch und moderne Medizin, die ukrainische Mafia, die Familie, und prägende Ereignisse in der Vergangenheit.

Charaktere

Olenka ist zielstrebig, hartnäckig, übernimmt die Verantwortung, ihre Mutter und Tante zu unterstützen. In ihrer Tätigkeit muss sie skrupellos handeln, macht Fehler, trifft falsche Entscheidungen, doch man fühlt und hofft mit ihr. Es sind unterschiedliche Figuren, denen wir in diesem Roman begegnen, authentisch bis ins Detail, und ihre Handlungen sind nachvollziehbar.

Handlung und Schreibstil

Die aktuellen Ereignisse finden im Jahr 2016 statt und beginnen auf einer Parkbank in Helsinki. Geschildert werden sie von der Ich-Erzählerin Olenka. Gleichzeitig unterbricht Olenka diesen Handlungsstrang immer wieder und erzählt in Gedanken ihre eigene Geschichte, ihre Kindheit, die Geschichte ihrer Familie. Diese Abschnitte, ergänzt durch Schilderungen von besonders prägenden Erlebnissen und Situationen, verlaufen nicht chronologisch, sondern ergeben sich aus einem Stichwort, einer spontanen Erinnerung in der Gegenwart, die ihre Gedanken spontan zurück in die Vergangenheit führen, zu dem Mann, den sie immer noch liebt und auf dessen Verständnis sie immer noch hofft. Diese Art des Erzählens, die Stück um Stück, Detail um Detail mehr von den Zusammenhängen aufdeckt, garantiert in Verbindung mit den Themen eines Kriminalromans ein sehr spannenden Leseerlebnis. Die Autorin schreibt schonungslos und offen, klagt jedoch nicht an, sondern folgt ihren Figuren mit Empathie, die sich auf uns Lesende überträgt.

Fazit

Dieser Roman, erschienen im Jahr 2019, überzeugt durch fundierte, kenntnisreiche Einblicke in die Situation in der Ukraine und erhält durch die heutige Situation zusätzliche Aktualität. Eine besondere Form des Erzählens, authentische, nachvollziehbar handelnde Figuren, eine facettenreichen Sprache von poetisch, einfühlsam, bis rasant und packend, und brisante Themen ergeben eine eindringliche, sehr spannende Geschichte.

Der Aufgang – Stefan Hertmans

AutorStefan Hertmans
Verlag Diogenes
Erscheinungsdatum 27. April 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten480
ÜbersetzungIra Wilhelm
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257071887

„Im ersten Jahr des neuen Jahrtausends fiel mir ein Buch in die Hände, aus dem ich erfahren sollte, dass ich zwanzig Jahre im Haus eines ehemaligen Mitglieds der SS gewohnt hatte.“ (Zitat Seite 7)

Inhalt

Im Spätsommer 1979 sieht Stefan Hertmans das Haus in Gent, im Stadtteil Patershol, zum ersten Mal. Es wirkt verwahrlost, feucht, stand schon längere Zeit leer. Dennoch lässt es den Autor nicht mehr los und er kauft es. Mehr als zwanzig Jahre später sieht er ein Buch, verfasst von Professor Adriaan Verhulst, Historiker, bei dem auch Hertmans studiert hatte. Er entdeckt, dass Adriaan Verhulst seine Kindheit in genau diesem Haus verbracht hatte. Dies weckt sein Interesse und er beschließt, die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner zu erzählen.

Thema und Genre

Dieser Roman ist die Geschichte eines Hauses in Verbindung mit der Geschichte jener Familie, die es viele Jahre lang bewohnt hat. Er basiert auf historischen Fakten, die sich aus umfangreichen Recherchen in Dokumenten, Büchern, den Tagebüchern von Mientje Verhulst und Gesprächen mit noch lebenden Zeitzeugen ergeben, ergänzt durch fiktive Elemente. Themen sind der politische Konflikt zwischen Flamen und Wallonen, die Besatzung Belgiens durch die Nationalsozialisten und die Zeit danach, aber auch Kindheitserinnerungen, Familie und Beziehungen.

Charaktere

Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Leben von Willem Verhulst und seiner zweiten Ehefrau Harmina „Mientje“ Wilhers, die Eltern von Adriaan Verhulst.

Handlung und Schreibstil

Der Autor erzählt, berichtet, es ist ein Roman über Belgien, der auf genau recherchierten Erinnerungen von Zeitzeugen, noch lebenden Familienmitgliedern, aufbaut, in Verbindung mit der umfangreichen Dokumentation, die man dem Autor zur Verfügung stellt. Wo er in seinen umfangreichen Recherchen keine Aussagen und Unterlagen fand, erklärt er, dass dies heute niemand mehr weiß, lässt Lücken, statt diese Lücken durch fiktive Vermutungen zu schließen. Die Handlung ergänzt der Autor durch Anekdoten und seine persönlichen Erinnerungen. Wir folgen Menschen vom Beginn ihres Lebens bis zum Ende, gleichzeitig besichtigen wir das Haus, in dem die wichtigsten Ereignisse dieser Menschen stattfanden, mit dem Autor im Jahr 1979 in der entgegengesetzten Richtung. Vom Keller bis zum Dachboden betreten wir die einzelnen Räume, sehen sie jetzt und damals, als die Familie Verhulst das Haus mit Leben gefüllt hat. Der Aufgang, eine fließende Bewegung statt eines Spannungsbogens.

Fazit

„Vielleicht möchte man durch den Besuch eines Ortes der Erinnerung, selbst wenn diese nicht die eigene ist, den Lauf der Geschichte für einen Augenblick aufhalten.“ (Zitat Seite 186). Mit diesem interessanten Roman, der ruhig und sachlich der Geschichte dieser Familie folgt, gleichzeitig aber atmosphärisch dicht das Haus selbst während der ersten Besichtigung des Autors vor dem Kauf beschreibt, ist dem Autor dies gelungen.

Die Verschwundenen – Wolfgang Popp

AutorWolfgang Popp
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 15. Januar 2015
FormatGebundene Ausgabe
Seiten240
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3903005020

„Seit der Reise war mir aber klar geworden, dass es Menschen geben musste wie Philip, die genau wussten, was sie wollten, aber auch solche, die für andere die Scherben aufsammelten, und dass ich der Mann für die Scherben war und daran nichts falsch war.“ (Zitat Seite 157)

Inhalt

In fünf Episoden berichten fünf unterschiedliche Ich-Erzähler über das Wiedersehen mit einem Menschen, mit dem sie vor Jahren in mehr oder weniger engem Kontakt waren, bis dieser Mensch plötzlich mit oder auch ohne jeden Abschied und Erklärung verschwunden ist. Warum haben sie damals alle Kontakte abgebrochen und wie ist ihr Leben in diesen Jahren verlaufen? Ist es möglich, nach all den Jahren einfach weiterzumachen, oder ist es eher ein Neubeginn? „Wir wären alle zurück in einer Zufriedenheit, von der wir ohnehin nicht wissen, warum wir sie jemals verlassen haben. Ganz ehrlich, war es irgendwann später noch einmal so gut wie damals?“ (Zitat Seite 182)

Thema und Genre

In diesem Roman in Episoden mit fünf unterschiedlichen Erzählern geht es um Varianten von Beziehungen, von Menschen, die plötzlich mit oder ohne Vorwarnung verschwinden und sich nach vielen Jahren ebenso plötzlich wieder melden.

Charaktere

Damals gingen sie noch zur Schule oder waren Studenten. Sie waren befreundet, oder standen in einer anderen Form von Beziehung zueinander, heute, viele Jahre später, sind sie längst erwachsen und nicht immer führen sie genau jenes Leben, das sie damals geplant hatten, was beim Wiedersehen zu Überraschungen führt.

Handlung und Schreibstil

Auf den ersten Blick wirken sie wie fünf in sich abgeschlossene Geschichten, doch immer begegnen wir irgendwo am Rande des jeweiligen Geschehens kurz einer Person, die später selbst im Mittelpunkt einer anderen Geschichte stehen wird und so verbinden sich die Episoden zu einem Roman, dessen Fragen und Vermutungen durchaus auch zu überraschenden Resultaten führen können. Die geschilderten Ereignisse nehmen uns von Wien aus mit auf eine Reise in andere, teilweise weit entfernte Länder und so werden die Erlebnisse der einzelnen Figuren durch viele interessante Details, Beobachtungen und lebhafte Schilderungen ergänzt.

Fazit

Ein facettenreiches, interessantes Lesevergnügen.

Ein Leben lang – Christoph Poschenrieder

AutorChristoph Poschenrieder
Verlag Diogenes
Erscheinungsdatum 23. März 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257071955

„Wir stehen für ihn ein, denn wir wissen etwas, was alle anderen nicht wissen: Wer er ist, woher er kommt.“ (Zitat Seite 95)

Inhalt

Schon in ihrer Kindheit sind sie eine eingeschworene Clique von sechs Freunden. Einer aus dieser Gruppe fehlt heute. Er war vor fünfzehn Jahren als Mörder zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden, obwohl er seine Unschuld beteuerte. Nun tritt eine Journalistin an die Freunde und den Anwalt heran, der den Angeklagten damals engagiert vertreten hatte. Sie will ein Buch über diesen Fall schreiben, recherchiert, kontaktiert die Mitglieder des Freundeskreises und aus vielen Erinnerungen und Aussagen der fünf Freunde, des verurteilen Freundes und des Anwalts fügt sich die Geschichte einer langjährigen Freundschaft, einer Anklage und eines langwierigen Indizienprozesses zusammen. Im Hintergrund immer präsent ist die Frage: Hat er, oder hat er nicht?

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Freundschaft, Loyalität und gegenseitiges Vertrauen. Was passiert, wenn plötzlich einer aus einer Freundesgruppe, eine Freundschaft seit Kindertagen, einen Mord begangen haben soll.

Charaktere

Wir kennen nur die fünf Personen der Clique mit Namen: Sebastian, Unternehmer, dem eine alte Hütte an einem See gehört, wo sie sich oft treffen; Till, der Musiker; Sabine, die studierte Astronomin, die mir ihrer direkten Art die Dinge beim Namen nennt; Benjamin, der sachliche, präzise Wirtschaftsanwalt; Emilia, Lehrerin, ruhig und immer irgendwie dazwischen. Dazu kommen der „Anwalt“ und natürlich der angeklagte Freund, „der Gefangene“, sowie die Notizen der Journalistin unter „Memo“. Diese Figuren mit ihren Aussagen, den sich daraus ergebenden unterschiedlichen Blickwinkeln und Widersprüchen bilden das Kernstück der Geschichte.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte ist in zwei Teile geteilt, diese wiederum in Kapitel, chronologisch erzählt. In jedem Kapitel werden die Aussagen, Erinnerungen, Meinungen, oft auch unterschiedlichen Gedanken, der zu den verschiedenen Themen und Eindrücken einzeln befragten Personen in der Ich-Form geschildert, jeweils mit dem Namen versehen und daher klar zuordenbar. Eine Journalistin recherchiert, führt die Interviews und schreibt ihre Notizen und weitere Hintergrundinformationen unter „Memo“. Somit besteht dieser Roman ausschließlich aus den Mitschriften von Aufnahmen, Mails, Notizen, Zeitungsausschnitten, von der Journalistin gesammelt, sortiert und zu einer geordneten, stimmigen Geschichte zusammengefasst. Durch diese Erzählweise gerät man sofort in den Sog dieser spannenden Ereignisse und Fragen, verfolgt mit Interesse die Entwicklung und Veränderung der einzelnen Figuren. Die Sprache des Autors überzeugt mit vielen feinen Zwischentönen, Andeutungen, Fragen und man liest diesen Roman mit Vergnügen.

Fazit

Dieser Geschichte liegt ein realer, noch heute heftig umstrittener Indizienprozess zugrunde, der, nahe an den Fakten, zu einem fiktiven Roman wurde. Eine packende Geschichte über Freundschaft, Vertrauen, unterschiedliche Facetten von Wahrheit, und damit verbunden die Frage, die sich die Freunde stellen: „Und geht uns die Wahrheit überhaupt irgendetwas an, solange wir Freunde bleiben wollen?“ (Zitat Seite 221)

Das perfekte Grau – Salih Jamal

AutorSalih Jamal
Verlag Septime Verlag
Erscheinungsdatum 18. Januar 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten240
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3991200017

„Wir waren Ausreißer mit nichts in der Tasche als Sehnsucht. Gefangen in der Gewissheit, dass alles Bleiben sinnlos und vor sich selbst wegzulaufen unmöglich ist. Aber das wusste ich damals noch nicht.“ (Zitat Seite 19)

Inhalt

Sie treffen einander in einem etwas abgewohnten Hotel in einem vor Jahren sehr bekannten, jetzt beinahe vergessenen Seebad. Ante, genannt Dante, arbeitet hier als  Hausdiener, Haustechniker, Mann für alles, Mimi ist für Küche und Service zuständig, Rofu ist der Hilfskoch und Novelle ist eines der Saison-Zimmermädchen. Was sie eint, ist ihre Flucht vor der Vergangenheit, der eigenen, keiner gemeinsamen. Dante liest viel, ist in der Enge eines Dorfes aufgewachsen, seinen Träumen gefolgt, und findet den Namen Dante für sein bisheriges Leben passend: Inferno, Misserfolg und Pleiten. Mimi ist Engländerin, würde aber auch nach Paris passen, versteckt ihre roten Haare unter einer Doris-Day-Perücke und hat sich mit einem Fischgericht aus ihrer Ehe befreit. Novelle ist erst zwanzig Jahre alt, hat ein Talent für schlechte Anfänge, ist impulsiv, liebt Mangas und auch den Alkohol. Rofu, Schwarz, groß, kräftig, fröhlich und trotzdem zurückhaltend, ist nach einer abenteuerlichen Flucht im Schlauchboot in der Nähe von Lampedusa gerettet worden. Es scheint ein gelassener, ruhiger Sommer zu werden, doch dann taucht die Polizei auf, Mimi muss fort und Dante, Rofu und Novelle gehen mit ihr. Eine abenteuerliche, manchmal beinahe magische Reise beginnt. Als Novelle verschwindet, beschließen  Dante, Rofu und Mimi weiter nach Alt-Ötting zu reisen, dem Heimatort von Novelle.

Thema und Genre

In dieser Geschichte eines Sommers der Veränderungen geht es um Zusammenhalt und Freundschaft, um die Facetten von Flucht, um Suche und den Traum, anzukommen.

Charaktere

„Du bist ein Leuchtfeuer, das sich selbst sucht und dabei verbrennt. Du hattest immer die Wahl, doch du vermeidest sie. Das ist der Unterschied.“ (Zitat Seite 157) Mimi über Dante. „Flucht ist wie Fallen. Ein nicht enden wollendes Stürzen in ein schwarzes Loch. Du brichst auf, willst zu den Sternen, aber du verschwindest im unendlichen Nichts.“ (Zitat Seite 36) Rofu. Mimi ist unnahbar, manchmal sogar abweisend, aber einfühlsam, während Novelle mit ihren unterschiedlichen Stimmungen sich nie einordnen lässt.

Handlung und Schreibstil

Dante schildert als Ich-Erzähler die Ereignisse dieser spannenden, abenteuerlichen Reise voller Überraschungen, und von den liebenswerten und weniger liebenswerten Menschen, die den Weg der vier Hauptfiguren kreuzen. Gespräche über die jeweilige persönliche Vergangenheit ergänzen die aktuelle Handlung mit weiteren Details und Informationen. Der Autor scheut auch ernste, aktuelle sozial- und gesellschaftskritische Themen nicht, die er offen anspricht. Philosophische Gedanken des Ich-Erzählers und entsprechende Diskussionen vor allem mit Rofu und Mimi ergänzen ebenfalls die Geschichte dieser Reise, unterbrechen manchmal den Handlungsbogen. Da der Ich-Erzähler Dante ein sechsunddreißigjähriger Alt-Hippie mit dem entsprechenden Lebensgefühl ist, kommt auch der Humor in einigen sehr lustigen, skurrilen Szenen nicht zu kurz.

Fazit

Eine Geschichte mit vielen Zwischentönen. Es ist eine Sommerreise mit brisanten Themen, umhüllt von Poesie und beinahe magischen Momenten, auf der wir vier sympathischen Figuren auf der Suche nach einem Platz zum Ankommen im eigenen Leben folgen.

Die Ahnungslosen – Wolfgang Popp

AutorWolfgang Popp
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 13. September 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten280
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3903005419

„Gewöhnlich trinkst du in so einer Situation den Rest von deinem Bier in einem Zug aus, schüttelst dir den Kopf leer und drehst dich um in Richtung Weiter-Geht´s. In dem Moment schaltete das Schicksal aber auf Weil-ich-schon-dabei-bin-dich-zu-Verunsichern, sagte „hi!“ und borgte sich dafür eine Stimme, die er kannte.“ (Zitat Seite 85)

Inhalt

Raul, vierunddreißig Jahre alt, ist Musiker, singt und spielt Gitarre, seine Songs schreibt er selbst. Nach zehn Jahren Amerika ist er zurück, wählt aus spontaner Neugierde die Telefonnummer seines Geburtsdatums und kurz darauf hat er einen Job im Geschäft von Karoline, Papier und Künstlerbedarf. Auf dem Weg dorthin entdeckt der das Lokal Drei Giraffen und bald darauf hat er dort seinen ersten Auftritt. Mit Karolines Bruder Walt beobachtet er eines Abends einen alten Mann, der mit seiner gelben Gießkanne einen Kastanienbaum gießt und schreibt den Song Trees, mit dem sein Erfolg beginnt, Walt findet seinen Stil als Künstler. Raul macht Christian, den Inhaber der Drei Giraffen, auf Walts Zeichnungen aufmerksam. Christians zweite Frau Lara ist Galeristin. Ebenfalls in den Drei Giraffen wird Kri, Christians erste Frau, Eventmanagerin, die Agentin der aufstrebenden Schauspielerin Zora. Immer wieder sind es die Drei Giraffen, in denen Zufälle neue Verbindungen knüpfen und alte beleben, manchmal auch verändern, neu und anders weiterführen.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um das Leben in seiner Vielfalt und die Überraschungen, die es bereithält, sobald man bereit ist, sich auf Neues einzulassen, Veränderungen anzunehmen. „Plötzlich ist sie wieder wo – und nicht irgendwo, und so ungewohnt das nach so langer Zeit ist, so großartig fühlt sich das auch an.“ (Zitat Seite 72)

Charaktere

Einfühlsam und mit Humor schickt der Autor seine unterschiedlichen Figuren im Alter zwischen Mitte dreißig, Teenager und demnächst hundert Jahre alt durch ihr Leben mit Alltag, Krisen, Entscheidungen und vor allem Überraschungen. „Walter ist sich sicher, gerade den besten Moment des Abends zu erleben, aber nur weil er nicht weiß, was in den nächsten Stunden alles passiert.“ (Zitat Seite 225)

Handlung und Schreibstil

Der Autor erzählt die Geschichte in kurzen Episoden, wechselt die Erzählperspektiven und  stellt seine Figuren abwechselnd in den Mittelpunkt der einzelnen Kapitel. Zunächst treffen sie sich zufällig, um sich langsam miteinander zu verbinden. Sie rücken einander geschäftlich und privat näher und damit wird Schritt für Schritt, Entscheidung für Entscheidung, schließlich ein Gesamtbild, eine aus vielen Einzelepisoden in sich stimmige, ganze Geschichte. Diese Art des Erzählens ist interessant, unterhaltsam und sehr spannend.

Fazit

„Kürze ist, wenn es kürzer nicht mehr geht, wenn nur noch die richtigen Worte übrig bleiben, und deshalb schneidet und sticht sie auch, die Kürze.“ (Zitat Seite 223). Besser kann man diesen faszinierenden Roman nicht beschreiben, kein Wort zu viel, aber auch kein Wort zu wenig. Atemloses Lesevergnügen, und man schwankt zwischen dem Weiterlesen in jeder freien Minute und einem Innehalten, Genießen, um die Zeit bis zur letzten Seite noch hinauszuzögern.

Café der Unsichtbaren – Judith Kuckart

AutorJudith Kuckart
Verlag DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsdatum 17. Februar 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832181567

„Jede Situation hat eine Geschichte, die man kennen muss, um das Woher und Wieso zu verstehen, hat sie einmal zusammengefasst, jeder Augenblick hat seine Biografie und jede Biografie ihre Rätsel.“ (Zitat Pos. 906)

Inhalt

Vor vier Jahren hatte die Gruppe gemeinsam die Ausbildung für ihre freiwillige Tätigkeit beim Sorgentelefon e.V. begonnen, heute teilen sie sich den Dienst am Telefon, Tag und Nacht. Rieke, die angehende Theologin, die eigentlich hatte Schauspielerin werden wollen,  träumt von einer Stelle als Pfarrerin in einem Dorf, von einem alten Haus mit Birnbaum und Familie, doch noch studiert sie und findet ihre Geschichten für Übungspredigten im unsichtbaren Alltag der Anrufenden, notiert alles in ihrem rosa Heft. Ihre Einsätze am Sorgentelefon teilt sie mit Wanda, Marianne, Emilia, Matthias, Lorentz und der beinahe achtzig Jahre alten Frau von Schrey, kein Vorname, aber gelbe Klebezettel am Bildschirmrand mit kurzen Notizen über die besonderen Eigenheiten von einigen Daueranrufern. Sie alle vereint Einsamkeit in unterschiedlichen Facetten und ebenso unterschiedliche Träume – und die Geschichten, die der Anrufenden und ihre eigenen.

Thema und Genre

Dieser Roman besteht aus vielen Momentaufnahmen, aus Geschichten aus dem Alltagsleben unserer Zeit, von Menschen zwischen der Mitte und dem Rand der Gesellschaft.

Charaktere

Wir lernen viele unterschiedliche Figuren kennen, ihre Vorgeschichte und ihre Konflikte. Um diese vielen Formen des Mensch-Seins geht es in diesem Buch.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung springt in kurzen Abschnitten zwischen einem Zeitraum vor vier Jahren, ergänzt durch Erinnerungen, und ebenso rasch zwischen den aktuellen Tagen von Gründonnerstag bis Ostermontag. Von Schrey führt als beobachtende Ich-Erzählerin durch einige Episoden, wechselt wiederholt auch in personale Erzählperspektiven. Es sind Fragmente, die kurz auftauchen und wieder verschwinden, und etwa ab der Mitte des Buches wünschte ich mir beim Lesen ruhige Unterbrüche, etwas mehr Ruhe zum gedanklichen Atemholen. Oder einfach eine neue, überraschende Abwechslung in diesem Erzählstil, der teilweise etwas zu gewollt erscheint. Dies mag an den vielen literarischen Vorbildern liegen, welche die Autorin am Ende des Buches als Inspiration für ihre Erzählform nennt, hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen.

Fazit

„Wer mag mir folgen, wenn meine Geschichte mit bereits bekannten Momenten noch einmal eingesetzt hat? Denn Erzählen ist ein Labyrinth. Immer wieder kommt man – auf der Suche nach einem guten Ausgang – an Stellen vorbei, die einem bekannt vorkommen, aber doch noch kein Ausgang sind.“ (Zitat Pos. 593 – 599) Besser als die Autorin selbst kann man dieses Buch nicht beschreiben. Ich wäre ihr sehr gerne gefolgt, doch in ihrem Erzähllabyrinth hat sie mich irgendwann verloren – andere Leser:innen werden ihr sicher begeistert folgen.

Serge – Yasmina Reza

AutorYasmina Reza
Verlag Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsdatum 24. Januar 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten208
SpracheDeutsch
ÜbersetzerFrank Heibert
Hinrich Schmidt-Henkel
ISBN-13978-3446272927

„Ich weiß gar nicht, wie wir Geschwister es geschafft haben, diese ursprüngliche Komplizenschaft zu bewahren, wir waren uns nie besonders ähnlich oder besonders nah. Geschwisterbeziehungen zerfasern, leben sich auseinander, hängen nur noch am seidenen Faden von Sentimentalität oder Konvention.“ (Zitat Seite 23)

Inhalt

Bis zuletzt hält Marta Popper die chaotische Familie zusammen, zum sonntäglichen Mittagessen haben sich alle einzufinden, ihre Kinder und Enkelkinder. Serge, sechzig Jahre alt und der älteste Sohn, Jean, immer noch das mittlere Kind und Nana, die Tochter und jüngste der drei Geschwister. Nun ist Marta tot und nach dem Begräbnis teilt Joséphine, Serges Tochter, ihrem Vater mit, dass sie nach Auschwitz fahren will, auf der Suche nach der Geschichte der ungarischen Verwandten, über die Marta nie gesprochen hatte. Serge soll seine Tochter begleiten, Nana will ebenfalls mitfahren und so kommt auch Jean mit.  Doch statt die Geschwister zu einen, brechen auf dieser Reise lang unterdrückte Konflikte auf.

Thema und Genre

In diesem Generationen- und Familienroman geht es um moderne Beziehungsgefüge, Alltagskonflikte unserer Zeit und Kritik an der touristischen Gedenkkultur am Beispiel Auschwitz. Kernthemen sind familiäre Bindungen, Patchworkstrukturen, Alter, Krankheit, Tod.

Charaktere

Jean, Experte für Materialleitfähigkeit, ist das typische mittlere Kind und der Vermittler zwischen Serge und Nana, denn Familie ist für ihn wichtig, obwohl oder gerade weil er keine eigene Familie will. Serge ist der kreative Lebenskünstler und Frauenheld und beide, Serge und Jean, pflegen seit Jahren ihre Vorurteile gegenüber Ramos, Franzose mit spanischen Wurzeln, Nanas Ehemann. Es ist eine weit verzweigte Großfamilie mit eigenwilligen Charakteren, die alle Facetten der menschlichen Eigenheiten zeigen.

Handlung und Schreibstil

Dieser Roman besteht aus Momentaufnahmen, kurzen Episoden in der Gegenwart, unterbrochen von Erinnerungen und Fragmenten. Es sind die Dialoge, welche die Geschichte tragen, denn hier treten die Konflikte auf, zeigt sich die Problematik, die Suche der einzelnen Figuren, ihre Alltag zu bewältigen. Man diskutiert heftig, wirft Sätze, Meinungen und Themen durcheinander und Jean, der Ich-Erzähler, ergänzt mit vielen eigenen Gedanken, Überlegungen und auch Schilderungen des Umfeldes. Die Sprache ist leicht, flüssig zu lesen, die „herzzerreißende Komik“, von der der Klappentext spricht, blieb mir mit Ausnahme einiger skurril-witziger Szenen allerdings verborgen.

Fazit

Eine Mischung aus Familien-, Generationen- und Beziehungsroman, in dem es um Alltagsprobleme und Konflikte unserer Zeit geht.

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