Schnell mal Pasta: Jede Gabel ein Stück Italien – Cornelia Poletto

AutorCornelia Poletto
VerlagGRÄFE UND UNZER Verlag
Datum6. Februar 2025
AusgabeTaschenbuch
Seiten64
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3833896057

„Pasta ist viel mehr als ein schneller Sattmacher, davon ist die Spitzenköchen überzeugt. Sie hat schon oft erlebt, wie man mit einfachsten Zutaten und minimalem Aufwand für glückliche Gesichter sorgen kann, indem man einen Teller Pasta serviert.“ (Zitat Seite 04)

Thema und Inhalt

In diesem Buch aus der mehr als 140 Titel umfassenden Kochbuchreihe BU Küchenratgeber stellt die Spitzengastronomin Cornelia Poletto dreißig erprobte Rezepte vor, die wir spontan in den Gedanken haben, wenn wir an typisch italienische Pasta denken. Das Besondere daran: es sind tatsächlich einfache Rezepte, deren Zutaten man überall bekommt und die in maximal dreißig Minuten zubereitet sind. Dennoch tragen sie alle Polettos Handschrift und damit diese kleine, besondere Abwechslung, welche Pasta zur Lieblingspasta macht.

Gestaltung

Wie bei den praktischen Büchern dieser Serie findet man auch hier auf den doppelten Klappen die wichtigsten Infos, in diesem Fall geht es um das Grundprinzip einer schnellen Pasta, das Kochen der Teigwaren, Italienische Käsesorten, Italienische Kräuter, das Grundrezept für Tomatensugo und die perfekte Kombination aus Pastasorte und Sauce. Die Rezepte selbst sind in die Kapitel ‚Einfach, schnell und gut‘, ‚Mit Gemüse‘, ‚Geliebte Klassiker‘ und ‚Mit Fisch und Meeresfrüchten‘ eingeteilt. Zu jedem Rezept finden wir die Liste der Zutaten, die einzelnen Schritte der Zubereitung und jeweils ein großes Farbfoto, das sofort zum Nachkochen anregt. Alle Bücher dieser Serie haben ein praktisches Format, das Platz auf jeder Arbeitsfläche findet und sie halten auch mal einen kleinen Spritzer aus.

Fazit

Ich kann in der Buchhandlung nie an den GU-Aufstellern vorbeigehen, ohne zu stöbern. Hier  genügte das Thema, der Name Poletto und ein kurzer Blick auf das Rezept für Pesto alla Genovese, um mich zu überzeugen. Diese handlichen vierundsechzig Seiten zaubern Italien pur auf den Teller und in unsere Sinne.

Am Arsch vorbei geht auch ein Weg – Alexandra Reinwarth

AutorAlexandra Reinwarth
Verlagmvg Verlag
Datum9. Mai 2016
AusgabeTaschenbuch
Seiten192
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3868826661

„Wer auch der Meinung ist, das Leben könnte etwas mehr Freiheit, Muße, Eigenbestimmung und Schokolade vertragen und dafür weniger Kathrins, WhatsApp-Gruppen und Weihnachtsfeiern, der ist hier goldrichtig. Ich hoffe, ich kann hierfür Inspiration und Anschubhilfe bieten.“ (Zitat Seite 13)

Thema und Inhalt

„Wie sich dein Leben verbessert, wenn du dich endlich locker machst“ lautet der Untertitel dieses Sachbuchs, das ein besonderer Ratgeber ist. Es geht davon, sich ohne allzu schlechtes Gewissen von Menschen und Verhaltensweisen zu trennen, die das eigene Leben belasten, die den Alltag mit Unwichtigem füllen und die, hat man sich erst entschieden, etwas zu ändern, Zeit lassen für jene Dinge, die wirklich wichtig sind. Dies beschriebt die Autorin aus ihrer eigenen Sicht, denn es sind die Erfahrungen ihres Selbstversuchs.

Umsetzung

Das Buch ist in sechs große Abschnitte eingeteilt. Zu Beginn geht es um die eigene Person es folgen Freunde, Bekannte und Unbekannte, dann ein wichtiges Thema, die Familie. Weiter geht es mit Im Beruf, Eltern & Kinder und den Abschluss macht Die Liebe. Die entsprechenden Themen sind in einzelne Kapitel eingeteilt und umfassen alltägliche Situationen, die wir alle aus dem eigenen Leben kennen und Vorschläge, jene Dinge, die wir nur wegen der Meinung anderer Menschen tun, nicht aber, weil wir selbst es wollen, einfach nicht mehr zu tun, mit dem Ziel, uns frei zu fühlen und an Lebensqualität zu gewinnen.

Fazit

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt beim Lesen eines Sachbuchs so begeistert genickt und so schallend gelacht habe, wie besonders bei den Abschnitten rund um Weihnachten. Wer dieses Buch so wie ich bisher noch nicht gelesen hat, wer gerade entsprechend über die eigene Situation nachdenkt und wer endlich den Unterschied zwischen Verkrampft-Aufräumen und Verkrampft-Nichtaufräumen kennen will, dem kann ich die Lektüre schmunzelnd empfehlen.
 

„Einfach Literatur: Eine Einladung“ – Klaus Willbrand

AutorKlaus Willbrand
AutorinDaria Razumovych
VerlagS. FISCHER
Datum25. Juni 2025
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten224
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3103977035

„Die im Folgenden bereitgestellten Informationen erheben überhaupt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern spiegeln vielmehr ein Leben mit Literatur wider, das dazu anregen soll, selbst tiefer einzutauchen.“ (Zitat Seite 27)

Thema und Inhalt

Kennengelernt haben sich Klaus Willbrand und Daria Razumovych am 21. September 2021 auf einem Antik-Markt in Köln, Klaus Willbrand ist gerade achtzig Jahre alt geworden. Anfang 2024 überlegt er, nach mehr als zwanzig Jahren sein Antiquariat in Köln zu schließen und Daria schlägt ihm vor, Videos über Literatur zu drehen. Sie wollen Literatur vor allem für die junge Generation sichtbar machen und sind selbst überrascht, dass sie innerhalb kurzer Zeit 200.000 Follower haben. Rasch folgt die Idee, neben der digitalen Präsenz gemeinsam ein Buch zu schreiben. Als Grundlage dienen die vielen Gespräche über Literatur, Videos, Interviews und als Aufnahme diktierte Texte einerseits, und Klaus Willbrands Leselisten als Anregung und Empfehlung für eigene Entdeckungen andererseits.

Umsetzung

Einem Einblick in den Werdegang von Klaus Willbrand und grundlegenden Gedanken folgen Kapitel über die einzelnen Literaturkreise, beginnend mit der deutschsprachigen Literatur. Es folgt ein Abschnitt über Werke der angloamerikanischen Literatur und dann über französischsprachige Literatur. In jedem dieser Abschnitte werden Werke von Schriftstellern und Schriftstellerinnen vorgestellt, die Klaus Willbrand zeitlos beeindruckt und geprägt haben. Am Ende finden sich Listen der wichtigsten Schriftsteller und Schriftstellerinnen des jeweiligen Literaturkreises. Daran anschließend erzählt Klaus Willbrand von seinen Jahren in seinem Antiquariat, es folgen einige Zeilen zur Entstehung dieses Buches und die persönliche Leseliste von Klaus Willbrand. Mit einer Danksagung endet dieses Vermächtnis eines Buchmenschen.

Fazit

Als Literaturverführer wird dieses Buch im Text auf dem rückseitigen Einband bezeichnet und genau das ist es. Mit einem leichten Schmunzeln oder zustimmendem Kopfnicken wird man in Klaus Willbrands Liste eine Reihe von Büchern finden, die man bereits gelesen hat und sich an das eigene Leseerlebnis erinnern. Doch es gibt noch viel zu entdecken und meinen Blick zog es sofort in meine Regale, wo moderne Klassiker wie „Ulysses“, vier Bände von Prousts Suche nach der verlorenen Zeit und auch „Der Zauberberg“ schon lange darauf warten, endlich gelesen zu werden. Dieses Buch ist eine Einladung zu einem persönlichen Lesestreifzug durch die Literatur, verbunden mit vielen interessanten Informationen. Kann man mit leichter Hand ein Buch mit Tiefgang schreiben – man kann, wie das vorliegende Buch zeigt.

Konfliktzone Ostsee: Die Zukunft Europas – Oliver Moody

AutorOliver Moody
VerlagKlett-Cotta Verlag
Datum17. Mai 2025
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten528
SpracheDeutsch
ÜbersetzerJörn Pinnow, Enrico Heinemann, Tobias Gabel
ISBN-13978-3608966503

„Heute führt das Ringen zwischen Russland und dem Westen nicht nur dazu, dass die Länder an der Ostsee so eng zusammenwachsen wie nie zuvor; es rückt diesen traditionell eher peripheren Teil Europas auch in den Mittelpunkt des Geschehens.“ (Zitat Pos. 9761-9771)

Thema und Inhalt

Dieses Buch wurde Anfang 2024 geschrieben, teilweise überarbeitet im Oktober 2024, und bietet einen aktuellen Blick auf die heutige Situation der Ostsee und der Staaten, die sie umgeben. Konkret geht es um Estland, Finnland, Lettland, Dänemark, Polen, Deutschland, Litauen und um die wichtige Bedeutung dieser Ostseestaaten, sowie eines engen Zusammenschlusses und eines gemeinsamen Vorgehens derselben.  Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Polen und Deutschland. Der Autor hinterfragt auch die Beweggründe und Sichtweisen von Präsident Putin und seinen Beratern, und zeigt auf, wie weit im Hintergrund bereits diverse Aktivitäten wie Cyberangriffe und elektronische Störaktionen laufen. Ein weiteres Thema sind Expertenanalysen zu der drängenden Frage, ob Russland bereit ist, einen offenen Krieg mit der NATO zu riskieren, und mögliche Formen einer tatsächlichen kriegerischen Auseinandersetzung.

Umsetzung

Der Inhalt ist in drei große Teile gegliedert. Die Teile I und Teil II umfassen sieben Kapitel, in deren Mittelpunkt jeweils eines der Länder steht. Einem Rückblick auf die jeweilige Geschichte und den Kampf um die Unabhängigkeit folgt eine Analyse von Politik, Wirtschaft, Umwelt, Zukunftsprojekten, und bereits bestehenden Beziehungen mit Nachbarländern. Es ist ein Versuch, die immer noch wenig bekannten Länder des Baltikums besser zu verstehen und die Möglichkeiten zu erkennen, die sich daraus ergeben. „Wenn es einen Weg aus der gegenwärtigen Vertrauens- und Sinnkrise gibt, dann werden ihn diese Länder weisen.“ (Zitat Pos. 5495) Die intensiv recherchierten Fakten werden durch zahlreiche Zitate aus Gesprächen mit Experten aus diversen Fachbereichen und mit wichtigen Persönlichkeiten aus der Politik ergänzt, aber auch die Meinungen von den Menschen, die im jeweiligen Land leben, wurden in persönlichen Begegnungen erfragt. Teil III beginnt mit einem eigenen Kapitel über das Verhältnis Polen-Deutschland. Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit der Sichtweise Russlands, Putins ungebrochenem Interesse am Ostseeraum, mit den schon länger im Hintergrund gestarteten Aktivmaßnahmen. In den drei anschließenden, letzten Kapiteln des Buches geht es um die Wichtigkeit und Bereitschaft der NATO, die Fähigkeit und Entschlossenheit sich zu verteidigen deutlich zu zeigen, und Moskau durch ein entsprechendes Verhalten auch davon zu überzeugen.

Fazit

„Die beste Möglichkeit, einen Krieg zu verhindern, ist das unzweifelhafte Potenzial, einen Krieg zu gewinnen.“ (Zitat Pos. 9647) Dem Autor ist klar, dass sich die Leser und Leserinnen auf Grund der Aussagen und Argumente, besonders in Bezug auf eine tatsächliche militärische Auseinandersetzung, eine eigene Meinung bilden werden, die nicht unbedingt mit seinen Schlussfolgerungen übereinstimmen muss. Gerade deshalb bietet dieses lesenswerte Buch neben wichtigen, wissenswerten Informationen und einer klar formulierten, sehr präzise und spannend geschriebenen, umfassenden Analyse der Situation der Ostseestaaten auch reichlich Stoff zum weiteren Nachdenken.

100 geniale Tricks für eine gesunde Ernährung – Matthias Riedl

AutorMatthias Riedl
Verlag GRÄFE UND UNZER Verlag
Erscheinungsdatum 5. März 2024
FormatGebundene Ausgabe
Seiten192
SpracheDeutsch
ISBN-13 978-3833892158

„Biohacks sind clevere Kniffe, die das Wohlbefinden von Körper und Geist optimieren. Solche Methoden lassen sich maßgeschneidert in Ihren Alltag integrieren, um ihn nachhaltig zu verbessern.“ (Zitat Seite 7, Vorwort)

Thema und Inhalt

In diesem Ratgeber geht es um Biohacking, also ganzheitliche Tricks oder Hacks, die in den Kernbereichen 1 Ernährung, 2 Bewegung, 3 Schlaf und geistige Fitness, das  körperliche und geistige Wohlbefinden steigern. Anders als die vielen Lifestyle-Tipps der unterschiedlichsten Foren im Netz wurde der vorliegende Ratgeber von einem Ernährungsmediziner verfasst und es sind einfach umsetzbare Veränderungen, ohne teure Geräte und aufwendige Technologien.

Gestaltung

Die insgesamt einhundert Tricks oder Hacks sind in drei Kernbereiche eingeteilt: Gesund essen – Mehr bewegen – Besser leben.

Jeder Hack ist ist gleich aufgebaut und beginnt mit dem Tipp selbst, gefolgt vom Benefit und dem Background als Abschluss. Der Benefit erklärt kurz den Nutzen der jeweiligen Maßnahme, im Background werden die medizinischen Zusammenhänge verständlich formuliert erklärt. Dieser einheitliche Aufbau macht dieses Buch alltagstauglich und sehr praktisch, denn man kann sich jene Tipps und Veränderungen heraussuchen, mit denen man beginnen möchte, oder man setzt sofort persönliche Schwerpunkte. Viele bunte Abbildungen, dazu Rezepte und Trainingsübungen ergänzen den Text.

Fazit

Es ist kaum möglich, den Überblick über die vielen Neuerscheinungen von Gesundheits- und Fitnessratgebern auf dem Buchmarkt zu behalten, doch diese „100 genialen Tricks“ haben mich sofort überzeugt. Natürlich kannte ich einige der Tipps in diesem Buch bereits, .aber für mich war viel Neues, Interessantes dabei und die schon bekannten Anregungen nehme ich als Bestätigung. Mich überzeugt diese Auswahl an in der Praxis wirklich einfach umzusetzenden Maßnahmen und natürlich sind die für mich wichtigsten Hacks bereits mit Papier-Postits versehen. Daher ist dieses Buch für mich ein Handbuch im ursprünglichen Sinn der Worte, denn ich nehme es immer wieder gerne zur Hand.

Das narrative Gehirn: Was unsere Neuronen erzählen – Fritz Breithaupt

AutorFritz Breithaupt
Verlag Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum 19. Juni 2022
FormatGebundene Ausgab e
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3518587782

„Narratives Denken ist so wichtig für uns, weil es Anfang und Ende von Sequenzen erkennen lässt und uns mit der Emotion am Ende ein Signal gibt, dass nun etwas geschafft und vollendet ist.“ (Zitat Seite 25)

Thema und Inhalt

Dieses Sachbuch verbindet die neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaften mit der Frage, warum das Menschsein seit jeher immer auch mit gegenseitiger Kommunikation und Information verbunden ist, mit der Freude am Erzählen von Geschichten. Die Ergebnisse von interessanten Forschungsreihen, die an das schon Kindern bekannte Stille-Post-Spiel angelehnt sind und untersuchen, was genau bei der Wiedergabe und Weitergabe einer Geschichte wirklich im Gedächtnis bleibt und transportiert wird, führen Fritz Breithaupt zu der Wichtigkeit der mit Narrationen verbundenen Emotionen. Er stellt verschiedene Denkformen gegenüber und erklärt die Vielschichtigkeit und die Multiversionalität des narrativen Denkens als möglichen Weg in eine spannende Zukunft des Denkens.

Umsetzung

Die Einleitung stellt kurz die Thesen vor, die als Ausgangsbasis für dieses Buch dienen, und die Fragestellungen dazu: 1. Was sind Narrationen, 2. Warum beschäftigen wir uns mit Narrationen und 3. Wie lassen Narrationen unser Bewusstsein in andere Welten eintauchen. Diese Einleitung endet mit einem Überblick der Grundbegriffe, die kurz erklärt werden. Daran schließen acht Kapitel zu unterschiedlichen Themenkreisen an, die wiederum in Abschnitte mit entsprechenden Fragestellungen, Denkansätzen und Forschungsberichten unterteilt sind, und mit einer Zusammenfassung des Inhalts des jeweiligen Kapitels enden. Das Buch schließt mit einem Ausblick unter dem Titel „Ausblick. Auszug aus der narrativen Unmündigkeit“ ab. Es folgen umfassende Anmerkungen, dem jeweiligen Kapitel zugeordnet, und eine ebenso ausführliche Bibliographie.

Fazit

Dieses Sachbuch wurde als Wissenschaftsbuch des Jahres 2023 ausgezeichnet, doch das sollte interessierte Laien nicht abschrecken, das Buch zu lesen, denn die spannenden Themen sind gut verständlich erklärt und erschließen durch die literaturwissenschaftlichen Ansätze breit gefächertes neues Wissen für Lesebegeisterte wie mich. Gerade in diesen Tagen einer intensiven Wahlkampfphase in Deutschland, wo Politiker und Politikerinnen aller Parteien wiederholt feststellen, dass ‚neue Narrative gefunden werden müssen‘, ohne diese Forderung jedoch weiter zu begründen, regt an, sich selbst mit dem Thema Narrationen zu beschäftigen, denn „Narration ist Erleben im Plural“ (Zitat Sete 258).

Der Roman des Jahres 2005 – 2024 – Deutscher Buchpreis

HerausgeberDeutscher Buchpreis
Börsenblatt MVB GmbH
Erscheinungsdatum 5. November 2024
FormatTaschenbuch
Seitenca. 135
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-7657-3441-0

„Welche sind in besonderer Erinnerung geblieben? Welches möchten Sie vielleicht noch einmal lesen und für welches, das Sie noch nicht kennen, ist genau jetzt der richtige Moment?“ (Zitat Pos. 31-35, Einleitung)

Thema und Inhalt

Der Deutsche Buchpreis wurde in diesem Jahr 2024 zum zwanzigsten Mal vergeben. Die vorliegende Jubiläumsausgabe stellt nochmals alle mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichneten Romane von 2005 bis 2024 vor.

Gestaltung

Auf die Titelseite folgen Seiten mit Collagen aller Buchcover und ein Inhaltsverzeichnis mit Autor, Buchtitel, Seitenangabe. Nach dem Vorwort werden die zwanzig Romane einzeln vorgestellt. Die Reihung erfolgt chronologisch nach dem Jahr der Auszeichnung, beginnend mit dem Roman des Jahres 2005, Arno Geiger: Es geht uns gut, und endend mit dem Roman des Jahres 2024, Martina Hefter: Hey guten Morgen, wie geht es dir?. Jede Präsentation beginnt mit einem Foto des Autors oder der Autorin bei der Preisverleihung. Daran schließt die ausführliche Leseprobe an, gefolgt von der Inhaltsbeschreibung des Verlages, einer kurzen Biografie, dem Buchcover, und den Informatonen wie Verlag, ISBN, Seitenzahl und Preis.

Fazit

Auch diese Jubiläumsbroschüre liegt in vielen Buchhandlungen auf und ist kostenlos. Es ist ein spannender Rückblick, eine Erinnerung für alle Lesebegeisterten, die tatsächlich die jährlichen Nominierungen und Preisträger bereits seit 2005 verfolgen. Es ist aber auch eine  interessante Möglichkeit, alle Titel kennenzulernen und durch die ausführlichen Auszüge das eine oder andere Buch zu finden, das man bisher nicht beachtet hatte.

Über nichts schreiben, als was meine Augen sehen – Aurelia Wyleżyńska

AutorAurelia Wyleżyńska
Verlag Ch. Links Verlag
HerausgeberBernhard Hartmann
Erscheinungsdatum 15. Oktober 2024
FormatGebundene Ausgabe
Seiten336
ÜbersetzerBernhard Hartmann
SpracheDeutsch
ISBN-13 978-3962892258

„Erst schien es mir meine Aufgabe zu sein, Material zu sammeln, um ein Zeugnis der Zeit, der traurigen Wahrheit zu schaffen, dann suchte ich im Schreiben Halt, inzwischen ist es mir zur Gewohnheit geworden.“ (Zitat Pos. 1160)

Thema und Inhalt

Die polnische Schriftstellerin und Journalistin fühlt sich verpflichtet, diese Tagebuch-Aufzeichnungen als Chronistin des Besetzungsalltags in Warschau zu führen.

Als die deutsche Wehrmacht am 1. September 1939  Polen überfällt, macht Aurelia Wyleżyńska gerade Urlaub in der malerischen Landschaft am Fluss Dnister, nahe der rumänischen Grenze, weit weg von der Hauptstadt. Doch während die Menschen aus dem besetzten Warschau fliehen, entscheidet sie sich für das Gegenteil. Sie kehrt am 3. September 1939 bewusst in ihre Warschauer Wohnung zurück und beginnt, Tagebuch über ihre täglichen Eindrücke in der besetzten Stadt zu führen. Wiederholt besucht sie nun auch wieder das Landgut der Familie in Wielgolas, genießt die Ruhe, um zu schreiben, sich zu erholen. Die Aufzeichnungen in der vorliegenden deutschsprachigen Ausgabe beginnen am 10. August 1939 und enden mit einem letzten Eintrag am 29. Juni 1944. Aurelia Wyleżyńska erlebt die Vorbereitungen zum Warschauer Aufstand noch mit und stirbt am 3. August 1944 an einer Schussverletzung.

Umsetzung

Aurelia Wyleżyńska berichtet von ihren täglichen Spaziergängen und Streifzügen durch Warschau, erlebt die Entstehung des Warschauer Ghettos mit, die Verfolgung und Deportationen. Sie hilft, furchtlos, unermüdlich und wo sie kann, bleibt Anlaufstelle für alle, die Hilfe benötigen, stellt aber die wachsende Angst im Bekanntenkreis fest, wenn es darum geht, zu helfen und Menschen zu verstecken. Sie schreibt über ihre Erfahrungen und Eindrücke, beobachtet auch, wie sich die nicht-jüdische polnische Bevölkerung mit den Monaten verändert, den polnischen Antisemitismus, Denunziantentum und die gegenseitige Hetze. Immer wieder fragt sie sich, wie dieses Polen aussehen wird, wenn der Krieg zu Ende ist. Für Ereignisse, von denen sie gehört oder gelesen, die sie jedoch nicht selbst erlebt hat, verwendet sie bewusst so viele unterschiedliche Quellen wie möglich und spricht mit verschiedenen Personen.

Aurelia Wyleżyńska führt ihre Notizen und Aufzeichnungen handschriftlich und zunächst ungeordnet, um sie für mögliche spätere Artikel festzuhalten. Auch wenn ein Teil der Texte bereits mit der Schreibmaschine abgetippt wurde, hat sie eine Fülle von handschriftlichen Notizen und Artikeln hinterlassen, teilweise unleserlich. Die Aufzeichnungen mussten zunächst in mühevoller Kleinarbeit gesichtet, geordnet und, soweit möglich, in eine chronologische Reihenfolge gebracht werden. Die vorliegende, gekürzte Ausgabe ist eine Übersetzung auf Basis der 2022 erschienenen zweibändigen polnischen Ausgabe.

Fazit

Ein auf Grund der Authentizität der Berichte und Erfahrungen, der Einfühlsamkeit, der genauen Beobachtungsgabe und auch der sprachlichen Ausdruckskraft der Schriftstellerin und Reporterin Aurelia Wyleżyńska ein beeindruckendes, packendes Zeitdokument.

Schecks Bestsellerbibel: Schätze und Schund aus 20 Jahren – Denis Scheck

AutorDenis Scheck
Verlag Piper Verlag
Erscheinungsdatum 29. August 2024
FormatGebundene Ausgabe
IllustratorTorben Kuhlmann
Seiten432
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3492072946

„Gute Literaturkritiker müssen genau wie gute Buchhändler und gute Bibliothekare auch über dieses intuitive Einschätzungsvermögen verfügen, welches Buch zu welcher Leserin, zu welchem Leser passt.“ (Zitat Seite 33)

Thema und Inhalt

Dieses Buch ist ein literarischer und zeitgeschichtlicher Rückblick auf die vergangenen zwanzig Jahre und zugleich eine fundierte Auseinandersetzung des Literaturkritikers Denis Scheck mit den monatlichen Spiegel-Bestsellerlisten Belletristik und Sachbuch.

Umsetzung

Schecks Bestsellerbibel beginnt treffend mit den zehn Geboten des Lesens, gefolgt von einem Vorwort, ein persönlicher literarischer Rückblick des Lesers Denis Scheck. Interessant ist die Liste der zehn meistverkauften Bücher aller Sprachen und Zeiten, erstellt im Jahr 2013, wobei alle religiösen Schriften und Comics  ausgenommen wurden.

Daran schließt der Hauptteil dieses Buches an. Jeder große Abschnitt umfasst ein Jahr von 2023 bis 2003, und beginnt mit einem Essay zu einem bestimmten Thema. Weit gefächert geht es um Literaturkritiker, Bücher als mögliche Therapie, Leser und das Lesen.

Alle Artikel, einer pro Jahr, schließen mit einem kurzen Überblick über die wichtigsten Ereignisse des betreffenden Jahres, einer Aufstellung der Preisträger aller Literaturpreise, der im jeweiligen Jahr verstorbenen literarischen Persönlichkeiten und kurzen Statements von Denis Scheck zur Situation auf dem Büchermarkt.

Die detailliert besprochenen Spiegel-Bestsellerlisten beginnen mit der Sachbuch-Liste Februar 2023, der Belletristik-Liste März 2023 und schließen mit der Belletristik-Liste Juni 2003 und der Sachbuchliste November 2003 ab. Am Ende des Buches findet sich ein alphabetisches Namensregister alle genannten Autoren und Autorinnen.

Fazit

„Literatur ist Zauberei. Wortmagie. Für mich die größte Kunstleistung der Menschheit.“ (Zitat Seite 13) So ist auch dieses Buch eine magische, literarische Fundgrube mit vielen interessanten Informationen, eine kritische, und dennoch unterhaltsame, Auseinandersetzung mit dem wirtschaftlich erfolgreichen belletristischen Massenmarkt der letzten zwanzig Jahre. Man muss mit Denis Scheck nicht immer einer Meinung sein, entdeckt durch ihn aber auf jeden Fall Bücher für die persönliche Wunsch-Leseliste, die man in der Vielfalt des Buchmarktes übersehen hatte.

Daniel Kehlmann über Leo Perutz – Daniel Kehlmann

AutorDaniel Kehlmann
HerausgeberVolker Weidermann
Verlag Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungsdatum 5. September 2024
FormatGebundene Ausgabe
Seiten112
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462004069

„Handlung ist das, was in einer Geschichte passiert – nicht Sprache, nicht Form, nicht Gestaltung, sondern das, was tatsächlich vor sich geht. Handlung ist also das in der Literatur, was selbst nicht Literatur ist.“ (Zitat Pos. 83)

Thema und Inhalt

Dieses Buch ist das sechste Buch aus der Serie „Bücher meines Lebens“, herausgegeben von Volker Weidermann. Daniel Kehlmann schreibt über den österreichischen Schriftsteller Leo Perutz, der ihn begeistert und geprägt hat. Im Vorwort, verfasst von Volker Weidermann, erfahren wir, dass Daniel Kehlmann in seinem Roman „Ruhm“ einer seiner Figuren bewusst den Namen Leo gegeben hat und diesen Roman in der Form des Werkes „Nachts unter der steinernen Brücke“ von Leo Perutz verfasst hat.

Umsetzung

Leo Perutz wollte nicht durch die Biografie seines Lebens bekannt sein, sondern durch sein literarisches Werk. Dieser Einstellung folgt Daniel Kehlmann auch in diesem Buch. In neun Kapiteln bringt er uns Leo Perutz über vier seiner Romane wie „Der schwedische Reiter“ und vor allem „Nachts unter der steinernen Brücke“ näher, ein Roman, den Daniel Kehlmann als metaphysisches Puzzle bezeichnet. Daniel Kehlmann schildert, wie Leo Perutz an den einzelnen Romanen gearbeitet hat, definiert dessen Herangehensweise an die Stoffe, Handlung, Erzählformen und sprachliche Umsetzung. Punktuelle Besprechungen und Erläuterungen der Inhalte werden durch kurze Auszüge präzisiert und ergänzt. Eine Aufstellung der Lebensdaten von Leo Perutz, das Quellenverzeichnis und die Angaben zu den Fußnoten im Text finden sich am Ende dieses Buches.

Fazit

Ein Schriftsteller schreibt über einen Schriftsteller. Dies bedeutet nicht nur viel interessantes, neues Wissen, das dazu anregt, die Romane von Leo Perutz zu lesen, sondern auch sprachliches Lesevergnügen.

Bücher sind Klamotten fürs Hirn – Hrsg. ‎Ulrike Helmer

AutorenDiverse
Verlag Ulrike Helmer Verlag
Erscheinungsdatum 14. Mai 2012
FormatTaschenbuch
Seiten152
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3897413221

„Bücher sind wie Zeitmaschinen: Sie sind historische Dokumente ihrer Entstehungszeit. Wir können heute nachlesen, was die Menschen früher bewegt hat, und aus ihren Erfahrungen für unser eigenes Leben lernen.“ (Zitat Seite 20, 21, aus: Angela Pfeiffer „Was ist ein Buch“)

Thema und Inhalt

In diesem Buch geht es um Einblicke in Buchhandlungen und Bücher, Lesestoff als Text und gleichzeitig als Gewebe, aus dem Geschichten gesponnen sind. Es ist eine bunte, vielseitige Mischung aus nachdenklichen, kritischen, aber auch sehr unterhaltsamen Beiträgen.

Umsetzung

Ulrike Helmer und ihr Verlag haben wieder Buchhändlerinnen und Buchhändler eingeladen, eigene Texte als Einblicke ins Buchhändlerische zu senden. Dieses Buch umfasst neben dem Vorwort und ersten Beitrag von Ulrike Helmer noch fünfundzwanzig weitere Beiträge von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren. Es sind Essays, eigene Erfahrungen, kritische Artikel, lustige Erlebnisse mit Kunden auf der Suche nach einem Buch, und auch Textauszüge aus Romanen, wie zum Beispiel Elizabeth Stoddard „Die Morgensons“. Jeder Beitrag schließt mit einer Kurzbiografie der jeweiligen Verfasserin, des jeweiligen Verfassers, ab.

Fazit

Eine unterhaltsame Lektüre, nicht nur für in der Buchbranche aktive Menschen, sondern auch für alle Leserinnen und Leser.

Österreichischer Buchpreis 2024

RedaktionRamona Geng
HerausgeberHauptverbund des
Österreichischen Buchhandels
Erscheinungsdatum 5. September 2024
Broschüre
Seitenca. 135
SpracheDeutsch

„Er verfolgt das Ziel, die Qualität und die Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im deutschsprachigen Raum erhöhte Aufmerksamkeit zu verschaffen.“ (Zitat Pos. 1055, über den Österreichischen Buchpreis)

Thema und Inhalt

Der Österreichische Buchpreis wurde 2016 zum ersten Mal vergeben. 2024 wurden für den Österreichischen Buchpreis von 56 Verlagen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz 84 Titel eingereicht, für den Debütpreis waren es 21 Verlage mit 26 Titeln. Es sind Werke aus den Bereichen Belletristik, Lyrik, Drama und Essay mit einem Erscheinungsdatum zwischen 11. Oktober 2023 und 9. Oktober 2024. Die Longlist umfasst 20 Titel, die Shortlist Debüt 3 Titel.

Umsetzung

Die Broschüre, die ich in der elektronischen Ausgabe auf dem Kindle lesen konnte, beginnt mit umfangreichen Leseproben aus allen nominierten Büchern. Es folgen ab Seite 114 Informationen über die Nominierten, die Jury, und ab Seite 130 die Coverabbildungen der Bücher mit nochmaliger Angabe von Autorin oder Autor, Titel, Verlag, Seitenzahl und Preis. Die jeweilige Einteilung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge der Namen der Nominierten, beginnt immer mit der Longlist, daran schließt jeweils die Shortlist Debüt an.

Fazit

Auch 2024 ist es wieder eine interessante, spannende Mischung, die Leseproben machen neugierig auf die nominierten Bücher.

Deutscher Buchpreis 2024

InhaltLonglist 2024
HerausgeberFachmagazin Börsenblatt
Erscheinungsdatum 20. August 2024
FormatKindle und Taschenbuch
Seiten134 (Kindle-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-7657-3445-8

„In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Auswahl der Jurys immer wieder zielsicher und abseits der ausgetretenen Literatur-Pfade zu Neuerscheinungen geführt, von denen wir noch gar nicht wussten, dass wir sie unbedingt lesen möchten.“ (Zitat Pos. 21, Vorwort von Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels)

Thema und Inhalt

Das Taschenbuch „Deutscher Buchpreis 2024. Die Nominierten“ stellt jene zwanzig Titel vor, die in diesem Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert sind und die Longlist bilden, aus welcher in der Folge die Titel der Shortlist ausgewählt werden, die am 17. September 2024 veröffentlicht wird. Der aus dieser Shortlist ausgewählte Siegertitel wird am 14. Oktober 2024 am Beginn der Frankfurter Buchmesse präsentiert. In diesem Jahr waren 180 Romane von 106 Verlagen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingereicht worden.

Gestaltung

Die zwanzig Autoren und Autorinnen werden in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt, beginnend jeweils mit einem Foto, gefolgt von einem kurzen Lebenslauf und dem künstlerischen Werdegang. Daran schließt eine Beschreibung des Themas des jeweiligen Romans an, gefolgt von einer ausführlichen Leseprobe. Ein Bild der Titelseite mit den Angaben über Verlag, Erscheinungsdatum, Seitenzahl und Preis schließt die jeweilige Präsentation ab.

Fazit

In Buchhandlungen liegt die Broschüre in gedruckter Form auf, doch sie ist nicht in allen Buchhandlungen erhältlich und rasch vergriffen. NetGalley Deutschland stellt die Broschüre in elektronische Form, herausgegeben vom „Börsenblatt“, kostenlos zum Download bereit, in dieser Form habe ich sie gelesen. Es ist ein interessanter Überblick über die nominierten Romane. Die Leseproben sind definitiv eine Entscheidungshilfe und man bekommt Lust, das eine oder andere Buch, an das man bisher nicht gedacht hatte, doch zu lesen. Die großartigen „Lichtungen“ von Iris Wolff habe ich bereits gelesen, „Das Wohlbefinden“ von Ulla Lenze lese ich gerade und als nächstes wage ich mich an die eintausend Seiten „Die Projektoren“ von Clemens Meyer. Die deutsche Longlist 2024 umfasst neben der schon vorher vermuteten Titel auch wieder einige Überraschungen.

Lausanne – Sherzad Hassan

AutorSherzad Hassan
Verlag Klingenberg Verlag
Erscheinungsdatum 24. Juli 2023
FormatTaschenbuch
Seiten66
SpracheDeutsch
ÜbersetzerRawezh Salim
Raphael Urweider
ISBN-13978-3903284210

„Ich weiß, es ist seltsam, aber ich fühlte mich wie ein Land, das in unzählige Teile zerrissen war, genau wie Kurdistan.“ (Zitat Seite 13)

Thema und Inhalt

Die Erzählung Lausanne ist eine Metapher auf das Schicksal des kurdischen Volkes, als ihr Land Kurdistan durch den Vertrag von Lausanne am 24. Juli 1923 in vier Teile aufgeteilt wurde, die an vier unterschiedliche Länder gingen.

Der Kurde Kawa studiert an der Sorbonne und ist geprägt von dem Schmerz, der Melancholie und Trauer über die Spaltung seines Landes. So kann aus einer möglichen Liebesgeschichte mit der Schweizer Studentin Lausanne schon auf Grund ihres Namens nur etwas Bitteres, zutiefst Trauriges und Verstörendes werden.

Die Erzählung wird ergänzt durch ein Interview mit dem Sherzad Hassan, seinen Vortrag „Zu Sprache und Person eines Autors“ und einen Beitrag von Sherko Kirmanj über den Vertrag von Lausanne.

Umsetzung

Die  Erzählung umfasst 26 Seiten und wurde im Jahr 2000 geschrieben. Im daran anschließenden Interview mit dem Autor, welches im Juli 2023 von Raphael Urweiler, Laura Schuler und Paul Klingenberg geführt wurde, erklärt dieser den politischen, aber auch traumatisierenden psychologischen Hintergrund seiner Erzählung und die Bedeutung seiner Figuren.

Daran schließt ein Beitrag von Prof. Sherko Kirmanj „Der Vertrag von Lausanne und das Los der Kurden“ an. Hier erklärt Sherko Kirmanj die weitreichenden Auswirkungen des Vertrages von Lausanne auf die Kurden. Denn hier wurden die im alten Vertrag von Sèvres festgeschriebenen Artikel 62 – 64 gestrichen, welche die Bildung eines eigenständigen, unabhängigen Kurdistan vorsahen und anderen politischen Zielen, vor allem den Interessen Großbritanniens, geopfert.

Den Abschluss dieses Buches bildet ab Seite 45 die Niederschrift eines Vortrags von Sherzad Hassan, gehalten am 18. Juni 1997 auf einer PEN Literaturkonferenz zum Thema „Zu Sprache und Person eines Autors“.

Fazit

„Es geht nicht um Schwarzmalerei, aber ich gehe davon aus, dass uns im Mittleren Osten in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht das denkbar erbärmlichste Schicksal der nächsten Jahrhunderte ereilen wird.“ (Zitat Seite 48) Dieses Zitat stammt aus dem PEN-Vortrag von Sherzad Hassan vom 18. Juni 1997 und die zeitlos gültige Aktualität und neue erschütternde Brisanz seit 2023 sind mit ein Grund, diese ungewöhnliche Erzählung und auch die interessanten, in ihrer Vielseitigkeit das Thema mit weiterem Wissen vertiefenden Anhänge zu lesen.

Fenster ohne Aussicht: Tagebuch aus Tel Aviv – Dror Mishani

AutorDror Mishani
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 24. Juli 2024
FormatGebundene Ausgabe
Seiten224
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257073089

 „Nichts rechtfertigt das furchtbare Morden am 7. Oktober, aber ich denke, was wir vorher getan haben und auch jetzt noch tun, hilft uns ganz bestimmt nicht, die nächste Katastrophe zu verhindern. Und die Grausamkeit der Hamas am Schwarzen Schabbat rechtfertigt nicht retroaktiv die langen Jahre drakonischer Kontrolle über das Leben der Palästinenser.“ (Zitat Pos. 742)

Thema und Inhalt

Dror Mishani nimmt am 7. Oktober 2023 gerade an einem Krimifestival in Toulouse teil, als seine Ehefrau Martha ihn anruft und ihm die Luftangriffe aus Gaza schildert. Raketen auf Tel Aviv sind nichts Ungewöhnliches, doch diesmal ist es anders und bald ist klar, das ist keiner der üblichen Angriffe, das ist wieder Krieg. Soll Mishani in Frankreich bleiben und Flugtickets für seine Familie besorgen, er überlegt nur kurz, entscheidet sich, nach Israel zurückzukehren. Zu Hause beginnt er, ein Tagebuch zu schreiben, schildert die aktuelle Situation, die Versuche, dennoch den Alltag zu leben. Mishani schreibt über die Gespräche und Diskussionen innerhalb seiner Familie. Einfühlsam, aber teilweise auch ratlos, beschreibt er am Beispiel seiner beiden Kinder, wie Jugendliche versuchen zu vestehen, was gerade passiert und ihre unterschiedliche Art, mit der Situation umzugehen. Er beobachtet, schaut nicht weg, sieht das große Leid auf beiden Seiten. Auch die Spaltung, die durch israelische Gesellschaft geht, ist für ihn ein wichtiges Thema. Gerade von Kulturschaffenden wird erwartet, dass sie nicht nur die Angriffe der Hamas verurteilen, sondern die israelischen Gegenschläge befürworten, eine Meinung, die Dror Mishani nicht teilen kann.

Aus den Berichten über einzelne Schicksale erwachsen in seiner Vorstellung Themen, Figuren und Ideen für neue Artikel und der Stoff für einen neuen Kriminalroman, der während dieses Krieges spielen soll. Er liest, sammelt Artikel, recherchiert. Sein Tagebuch endet mit dem Abgabetermin des Verlages und so ist es eine Geschichte mit einem offenen Ende.

Umsetzung

Das Tagebuch ist in sechs Abschnitte gegliedert, die jeweils mit einer Überschrift und einer Datumsangabe versehen sind. Teil I beginnt am 7.10.2023 und Teil VI endet am 10.03.2024. Die Einträge umfassen neben den jeweiligen Episoden mit persönlichen Erlebnissen auch Gedanken, Notizen und Ausschnitte aus Medienberichten. Am Ende das Buches finden sich ein kurzer Epilog, ein Zitatnachweis und eine kurze Biografie von Dror Mishani.

Fazit

Dror Mishani schreibt authentisch aus dem Alltag in Tel Aviv, der dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 folgt. Er ist ein genauer Beobachter, informiert sich umfassend über das Geschehen auf beiden Seiten und so ist dieses Buch auch ein eindringliches Plädoyer für den Frieden, damit dieses kaum in Worte zu fassende Leid aller Betroffenen ein Ende hat.

Mein Weg über die Pyrenäen. Erinnerungen 1940/41 – Lisa Fittko

AutorLisa Fittko
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2004
FormatTaschenbuch
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3423621892

„Doch hätte keiner von uns überleben können ohne die Hilfe von Franzosen in jedem Winkel des Landes – Franzosen, deren Menschlichkeit ihnen den Mut gab, diese verbliebenen Fremden aufzunehmen, zu verstecken, zu ernähren.“ (Zitat Seite 108)

Thema und Inhalt

Ihren späteren Ehemann, den Journalisten Hans Fittko, lernt Lisa bereits in Prag kennen, wohin die junge jüdische Widerstandskämpferin 1933 geflohen ist. 1939/1940 werden sie in Frankreich getrennt in Internierungslager gesperrt, sie können entkommen. Auf vielen Umwegen erreichen sie Marseille, ein wichtiger Schritt, um Frankreich schnellstmöglich verlassen zu können. Sie haben die benötigten Papiere, doch es fehlt ihnen, wie vielen anderen Flüchtlingen, das französische Ausreisevisum, das nur in Vichy ausgestellt wird, welches jedoch unter deutscher Kontrolle steht. Daher kommt nur ein illegaler Grenzübertritt in Frage, von Banyuls-sur-Meraus über die Pyrenäen nach Spanien. Walter Benjamin ist der erste von vielen Menschen, den sie über diesen Weg führen. Gerade als sie selbst aufbrechen wollen, tritt Varian Fry vom Emergency Rescue Committee an sie heran. Er benötigt eine erfahrene Anlaufstelle vor Ort. Sie überlegen nur kurz, riskieren es, bleiben, und aus der Route Lister wird die F-Route, Rettung für Tausende von Menschen.

Umsetzung

Unaufgeregt, ohne ihren immer gefährlichen, unermüdlichen Einsatz (oft gehen sie und Hans den Weg drei Mal pro Woche) zu glorifizieren, schildert Lisa Fittko die Ereignisse dieser Zeit. Sie beginnt mir einer kurzen Vorgeschichte, ihre Jugendzeit in Wien und Berlin, dann Prag. Es folgt der Sommer 1940 im berüchtigten Lager Gurs, immer unter der Gefahr, an die Deutschen ausgeliefert zu werden. Die Zeit in Banyuls-sur-Mer 1940/1941 wird in Tagebucheinträgen vom 12. Oktober 1940 bis zum 26. März 1940 geschildert. Daran schließt die endgültige Reise nach Kuba im Herbst 1941 an und eine kurze Zusammenfassung der darauffolgenden vierzig Jahre. Am Buchende findet sich eine Zeittafel, je ein Artikel über die Internierungspraxis in Frankreich, das Emergency Rescue Committee, ein Namensregister mit kurzen Lebensläufen und ein Verzeichnis der französischen Bezeichnungen und Redewendungen.

Die Sprache von Lisa Fittko ist persönlich, lebhaft und interessant. Sie schildert detailgenau und präzise, wie sie die F-Route immer wieder anpassen müssen, neue Möglichkeiten suchen, ein Netzwerk aufbauen, erzählt von hilfsbereiten Menschen auf beiden Seiten der Pyrenäen, aber auch von dem Gegenteil davon. Es ist immer spannend und für alle Beteiligten lebensgefährlich, manche Ereignisse sind besonders problematisch, andere skurril-komisch und hier zeigt sich Lisa Fittkos Humor.

Fazit

Dieses Buch ist eine Mischung aus autobiografischen Erinnerungen und Tagebuch, und ist gleichzeitig ein authentischer Tatsachenbericht dieser Zeit. Es sind zeitlos aktuelle Ereignisse, die hier erzählt werden und die durchgehend packende Spannung lässt zeitweise beinahe vergessen, dass es sich hier um die lebensbedrohliche Realität in einer furchtbaren Zeit handelt. Das vorliegende Buch ist auch eine empfehlenswerte, wichtige Ergänzung zu dem im Februar 2024 erschienenen, ebenso empfehlenswerten Buch „Marseille 1940“ von Uwe Wittstock.

Auslieferung auf Verlangen: Die Rettung deutscher Emigranten in Marseille 1940/41 – Varian Fry

AutorVarian Fry
Verlag FISCHER Taschenbuch
Erscheinungsdatum 1. August 2009
FormatTaschenbuch
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3596183760

„Ich verließ Amerika, die Taschen vollgestopft mit den Listen der Namen von Männern und Frauen, die ich retten müßte, und den Kopf voller Ideen, wie ich das bewerkstelligen wollte. Es waren mehr als zweihundert Namen, und viele Hundert kamen später dazu.“ (Zitat Seite 11)

Thema und Inhalt

1935 besucht Varian Fry Deutschland und erlebt in Berlin bereits die ersten großen Judenverfolgungen mit. Als daher vergeblich jemand gesucht wird, der die neu gegründete amerikanische Hilfsorganisation Emergency Rescue Committee (ERC) vor Ort leitet, ist es für Varian Fry selbstverständlich, im August 1940 selbst nach Marseille zu reisen. Denn die Zeit drängt und die Gefahr wurde mit dem Waffenstillstandsabkommen vom Juni 1940 zwischen Frankreich und Deutschland besonders für deutsche Emigranten, die auf den Listen der Gestapo standen, täglich größer. Eine Klausel besagt, dass sich die französische Vichy-Regierung verpflichtet, Deutsche auf Verlangen der Gestapo an diese auszuliefern. Auf den Listen stehen die Namen von bekannten jüdischen Intellektuellen, Schriftstellern, bildenden Künstlern, aber auch von Widerstandskämpfern und politischen Flüchtlingen. Aus den geplanten wenigen Wochen werden dreizehn Monate, in denen Fry und sein Team sich immer neuen Situationen und Hindernissen stellen müssen, neue Wege suchen, Länder, die noch bereit waren, Flüchtlinge aufzunehmen, oder zumindest Visa auszustellen. Bald werden auch Fry und das ERC genau beobachtet, bis er im August 1941 unter Zwang nach Amerika zurückkehren muss.

Umsetzung

Chronologisch erzählt der Journalist Varian Fry die Geschichte des Emergency Rescue Committee in Marseille, schildert die Entwicklung von immer neuen kreativen Fluchtwegen, die Probleme mit den Behörden, falsche Hoffnungen, Rückschläge, plötzliche Lichtblicke und erfolgreich durchgeführte Aktionen. Manche Flüchtlinge müssen erst aus französischen Konzentrationslagern befreit werden und immer wieder müssen fehlende Dokumente, Passierscheine, Reisepässe beschafft werden, oder sichere Fälschungen dieser Unterlagen. Doch es geht auch um die Weiterreise, bald gibt es kaum mehr Schiffe und gerade Amerika prüft die politische Gewinnung genau, bevor ein Einreisevisum erteilt wird, stringent bereits bei Mitgliedern von sozialistischen Parteien. Spanien und Portugal dagegen bestehen auf Visa von Übersee-Ländern, aus Sorge, die Flüchtlinge könnten im Land bleiben. Es sind bekannte Namen wie  Lion Feuchtwanger, Heinrich und Golo Mann, Franz Werfel und Max Ernst, deren illegale Flucht aus Frankreich Fry, seine engen Mitarbeiter und heimlichen Helfer ermöglicht haben. Fry schildert unaufgeregt, sachlich, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, dies macht seinen Tatsachenbericht nicht nur von der ersten Seite an extrem packend, sondern auch sehr sympathisch.

Fazit

Ein authentischer, geschichtlich sehr interessanter Bericht, spannend wie ein Thriller und man muss sich selbst beim Lesen in Erinnerung rufen, dass es hier ausschließlich um reale Schicksale, Gefahren und Erlebnisse von Menschen auf der Flucht vor der Ermordung in einem Konzentrationslager handelt. Es sind selbstlose und sehr mutige Menschen, die im ERC unermüdlich und unter Einsatz des eigenen Lebens tätig sind. Ein zeitlos brisantes Buch und eine wichtige Ergänzung zu dem im Februar 2024 erschienenen, ebenfalls großartigen Buch „Marseille 1940“ von Uwe Wittstock.

Kafka: Um sein Leben schreiben – Rüdiger Safranski

AutorRüdiger Safranski
Verlag Carl Hanser Verlag
Erscheinungsdatum 19. Februar 2024
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3446279728

„In diesen Monaten füllte Kafka seine Notizbücher mit Aufzeichnungen, in denen er sich Rechenschaft ablegt und sein Denken erkundet über Gott und die Welt, über die Kunst, über sich selbst und über seinen bisherigen Lebensweg.“ (Zitat Seite 154)

Thema und Inhalt

Immer wieder ist in den Briefen und Tagebucheintragungen von dem hohen Stellenwert zu lesen, den das Schreiben im Leben von Franz Kafka einnahm und dem er alles andere unterordnete. Das Thema dieser besonderen Biografie ist Franz Kafka als Schriftsteller, seine Probleme und Konflikte, seine Suche, die persönlichen Erfahrungen, die ihn geprägt haben und immer wieder neu prägen, schreibend in Texten zu verarbeiten.

Umsetzung

Rüdiger Safranski schildert das Leben von Franz Kafka in dreizehn Kapiteln zwar chronologisch, doch seine Herangehensweise unterscheidet dieses Buch deutlich von den bekannten Biografien. Safranski ergänzt jeden Abschnitt mit zahlreichen Auszügen aus Kafkas Briefen und Tagebüchern. Gleichzeitig verbinden sich die jeweiligen Ereignisse im Leben von Franz Kafka mit den Texten, die in der entsprechenden Zeit entstehen. Vertiefend sucht Rüdiger Safranski die gedanklichen Verbindungen, die wichtigen Themen, die Franz Kafka immer wieder beschäftigen, und begründet, wie und in welchen seiner Texte Kafka seine Zweifel, tiefe Konflikte, die immer wieder präsent sind, Fragen und Eindrücke verarbeitet. So ergibt sich eine Vielzahl von neuen Blickwinkeln für uns Leser, interessante Facetten und Aspekte, unter denen wir Franz Kafkas Werk neu erlesen und erleben können. Was die Sprache von Rüdiger Safranski auszeichnet, ist ihre trotz der komplexen Themen verständliche Lesbarkeit und Leichtigkeit. Auch der umfangreiche Anhang mit den Quellennachweisen zu den einzelnen zitierten Textstellen und dem Literaturverzeichnis ist klar und übersichtlich strukturiert.

Fazit

„Dieses Buch verfolgt eine einzige Spur im Leben Franz Kafkas, es ist die eigentlich naheliegende: Das Schreiben selbst und sein Kampf darum.“ (Zitat Seite 9, Vorbemerkung) Besser als Rüdiger Safranski selbst kann man nicht auf den Punkt bringen, was dieses interessante Buch zu einem beeindruckenden Leseereignis macht.

Über Palästina – Hannah Arendt

AutorHannah Arendt
Verlag Piper Verlag
Herausgeber, NachwortThomas Meyer
Erscheinungsdatum 27. Juni 2024
FormatGebundene Ausgabe
Seiten272
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMike Hiegemann
ISBN-13978-3492073196

„Im Schatten dieses Konflikts wurde die Betrachtung des Flüchtlingsproblems von einer Reihe irrelevanter Streitpunkte und gewissermaßen ablenkender langfristiger Ziele überlagert, deren Diskussion sich in endlosen Komplikationen und gegenseitigen Schuldzuweisungen verlor.“ (Zitat Pos. 582)

Thema und Inhalt

Die beiden Texte aus den Jahren 1944 und 1958 stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Situation in Israel und Palästina in den jeweiligen Jahren. Der erste Text ist ein Essay von Hannah Arendt, „Amerikanische Außenpolitik und Palästina“. Dieser Essay wurde von Thomas Meyer erst jetzt in einem Archiv entdeckt.

Der zweite Text ist ein Bericht mit dem Titel  „Das palästinensische Flüchtlingsproblem“. Dieser umfassende Bericht schildert die Situation der aus Israel vertriebenen und geflüchteten Palästinenser und schlägt Lösungsansätze für deren Rückkehr nach Israel vor. Verfasst wurde dieser zweite Text von einem eigens dafür eingerichteten Gremium zum palästinensischen Flüchtlingsproblem, dem Institute für Mediterranean Affairs. Diesem Gremium aus unterschiedlichen Fachleuten gehörte auch Hannah Arendt an, was Thomas Meyer ebenfalls erst jetzt, während seiner Recherchen, herausgefunden hat.

In beiden Texten geht es um die Situation im Nahen Osten, um Israel, Palästina und die Suche nach einer Lösung. Interessant ist vor allem die Herangehensweise des Expertengremiums, denn der Bericht listet nach einer Einleitung sechs nicht relevante Aspekte auf, die nicht geeignet sind, in dieser emotional extrem kritischen Konfliktsituation diskutiert zu werden. Dies sind vor allem die Fragen nach der Schuld, historischen Ansprüchen und die Frage, wer recht hat. Erst dann folgen die Daten, Statistiken, Fakten, eine kritische Beleuchtung der Problematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln und die Lösungsvorschläge.

Gestaltung

Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Thomas Meyer. Es folgt der Essay von Hannah Arendt. Daran schließen Texte und Kurzfassungen einzelner Gremiumsmitglieder an, dann der gesamte Text „Das Palästinensische Flüchtlingsproblem. Ein neuer Ansatz und ein Plan für eine Lösung“, der auch eine Chronologie der Ereignisse zwischen November 1947 und August 1958 enthält. Beide Texte werden durch Fußnoten mit erklärenden Details, vertiefenden Hinweisen und Anmerkungen des Übersetzers ergänzt. Mit von Thomas Meyer verfassten Kurzbiografien der Gremiumsmitglieder und einem ausführlichen Nachwort, ebenfalls von Thomas Meyer, mit ergänzenden Informationen zu Hannah Arendt und zu den beiden Texten, ebenfalls mit Fußnoten und Anmerkungen, endet das Buch.

Fazit

Diese beiden hochinteressanten Texte haben bis heute nichts von ihrer Brisanz und Aktualität verloren. Sie haben die Situation bereits 1944 und 1958 auf den Punkt gebracht und auch die Lösungsvorschläge sind zeitlos. „Doch auch wenn die Publikation vor über 65 Jahren erfolgte, lohnen die Lektüre und die Reflexion über die Ausführungen unbedingt. Es war noch nie klug, das Wissen und die Hoffnungen früherer Generationen zu ignorieren.“ (Zitat Pos. 4048) So formuliert es Thomas Meyer in seinem Nachwort, und besser kann man es nicht formulieren und begründen, warum dieses Buch gelesen werden sollte.

„Marseille 1940: Die große Flucht der Literatur“ – Uwe Wittstock

AutorUwe Wittstock
Verlag C. H. Beck
Erscheinungsdatum 28. Februar 2024
FormatGebundene Ausgabe
Seiten351
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3406814907

„Nun sind sie zwar privilegierte Besitzer amerikanischer Einreisevisa, doch im Grunde ändert das wenig an ihrer prekären Lage, denn die Franzosen erteilen keine Ausreisevisa.“ (Zitat Seite 248)

Thema und Inhalt

Viele Menschen, die seit 1933 aus Deutschland und vor Hitler geflohen sind, fühlen sich in Frankreich sicher. Dies ändert sich dramatisch, als die Deutschen im Juni 1940 Paris erreichen und am 22. Juni 1940 mit Frankreich einen Waffenstillstand schließen, denn nun sind sie wieder im Visier der Gestapo, auf deren Fahndungslisten ihre Namen weit oben zu finden sind: Schriftsteller, Künstler und linke Intellektuelle. Am 25. Juni 1940 wird in New York das Emergency Rescue Commitee gegründet, um die bedrohten Künstler zu retten, die sich teilweise bereits in Internierungslagern befinden. Eine geeignete Person soll in Marseille heimlich ein Büro des ERC aufbauen. Doch dies alles dauert dem Journalisten Varian Fry, einem der Gründer des ERC, zu lang und er übernimmt die Aufgabe in Marseille persönlich, für drei Wochen, denkt er, doch es werden schließlich fünfzehn Monate. Von ihm und seinen Mitstreitern, von abenteuerlichen Fluchtwegen, Künstlerschicksalen zwischen Hoffnung und Resignation, Erfolg und Scheitern, erzählt dieses Buch.

Umsetzung

Kurze Vorgeschichten im Juli 1935 leiten das Hauptthema, die Zeit zwischen Mai 1940 und Oktober 1941, ein. Ein Kapitel, welches die anschließenden und späteren Ereignisse im Leben der Hauptpersonen schildert, ein kurzes Nachwort, eine ausführliche Literaturangabe und ein Personenregister finden sich am Ende des Buches.

Uwe Wittstock erzählt die Ereignisse chronologisch und parallel, die jeweiligen Kapitel tragen Orts- und Datumsangabe, da sie oft gleichzeitig stattfinden. So beleuchtet er auch das politische Geschehen und fügt so erklärende Details und Wissen in die Handlung ein. Diese Handlung, das Kernstück dieses Buches, folgt Heinrich und Golo Mann, Lion Feuchtwanger, Anna Seghers, Walter Benjamin, Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel, Hannah Arendt, den Malern Marc Chagall und Max Ernst. Die eindringlich und lebhaft geschilderten Einzelepisoden ergeben ein facettenreiches, anschauliches Bild dieser Zeit, der Menschen, ihrer Entscheidungen und Schicksale. Dieses Buch ist aus umfangreichen Recherchen entstanden und schildert Ereignisse, die tatsächlich in dieser Form stattgefunden haben.

Fazit

Dieses Sachbuch, eine Dokumentation und eine sehr spannende Geschichte dieses besonderen Jahres 1940 für Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle, hat mich tief beeindruckt. Geschichte, mit bisher kaum bekannten Details und Informationen zeitlos erlebbar gemacht, eine Leseempfehlung aus Überzeugung.

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