Forschungspoesie: Gedichte über das Menschsein – Antonia Löschner

AutorAntonia Löschner
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 9. Februar 2018
FormatTaschenbuch
Seiten44
SpracheDeutsch
ISBN-13978-1973445708

„Ein Lyrikband, der kompakt enthält, worüber man sich Fragen stellt. (Zitat aus „Lyrische Einleitung“, Seite 1)

Inhalt

Die Autorin ist Ethnologin und schreibt ihre Gedanken über das Menschsein und seine unterschiedlichen Formen und Herausforderungen in Gedichtform nieder.

Thema und Sprache

Die Kernthemen dieser Lyrik sind Kultur, Gesellschaft und Psyche, wobei es sich um Gedanken zu Forschungsergebnissen aus Studien, Fachartikeln und Arbeiten handelt. Im ausführlichen Anhang sind diese Quellen angeführt und auch der Bezug zum jeweiligen Gedicht.

Es finden sich Themen wie Kunst und Kultur, Zugehörigkeit, soziale Aspekte und auch die damit verbundenen Konflikte.

Diese Gedichte wollen keine Lösungen anbieten, enthalten jedoch Vorschläge für mögliche Lösungen und regen zum weiteren Nachdenken an. Als Leser vergleicht man die eigenen Standpunkte und findet bekannte Denkmuster zum Bejahend-Nicken, aber auch neue Überlegungen und Betrachtungsweisen.

Als Lyrikform wählt die Autorin den Endreim, mit Hebungen und Senkungen geht sie eher unkonventionell um, was einerseits die Gedanken auf den Inhalt lenkt, andererseits manchmal auf Grund der etwas abrupten Sprachmelodie etwas ablenkt. Hier würde ich mir im nächsten Gedichtband eine Mischung aus sich reimenden Gedichten und freien, nur aus Gedankenbildern und Sprachmelodie entstandenen Gedichten wünschen.

Fazit

Ein besonderer, unkonventioneller Gedichtband zum Lesen und Nachdenken, der sich einmal nicht mit Liebe, Romantik und Natur beschäftigt, sondern mit dem Menschen als Individuum und doch Teil eines sozialen Ganzen und den damit verbundenen Herausforderungen, denen wir uns täglich stellen müssen.

Kardinäle weinen nicht – Max Stiller

AutorMax Stiller
Verlag muc-publisher
Erscheinungsdatum 12. August 2014,
FormatKindle
Seiten230 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
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„Ich muss verhindern, nein, ich werde verhindern, dass es passiert.“ (Zitat Seite 11)

Inhalt

Dr. Michael Renner, IT-Leiter der Erzdiözese München, wird im botanischen Garten in Rom ermordet aufgefunden. Jacob Fuller wird mit den Ermittlungen beauftragt und fliegt mit Anne von Feldhaus nach Rom. Die DNA des Täters wurde bereits zwei Jahre zuvor bei einem ermordeten Priester entdeckt, konnte jedoch niemals einer Person zugeordnet werden. Zurück in München werden Fuller und Anne zum nächsten Opfer gerufen. Der Investmentbanker Daniel Schmidbauer wurde im Englischen Garten erhängt aufgefunden und was wie Selbstmord aussah, ist Mord. Renner und Schmidbauer waren seit der Schulzeit in einem katholischen Internat befreundet und die Konten der beiden Ermordeten zeigen Verbindungen zum IOR.

Zwei Monate später erhält das investigative politische Wochenmagazin „Einblicke“ einen USB Stick mit einer höchst brisanten Story, Absender anonym …

Thema und Genre

Im Mittelpunkt dieses Thrillers steht diesmal die katholische Kirche, ihre Macht und ihre Geschäfte. Der Leser erhält auch Einblicke in eine spezielle Szene von München. Die Geschichte spielt in München, Rom, Neapel und am Gardasee.

Charaktere

Der BKA Ermittler Jacob Fuller „nennen Sie mich einfach Fuller“ und Anne von Feldhaus arbeiten wieder zusammen. Immer noch unangepasst, angeblich nicht teamfähig, sind sie inzwischen tatsächlich ein Team. Beide reisen gerne, lieben italienisches Essen und Fuller funktioniert nicht ohne seinen Cappuccino. Vorschriften halten ihn weder vom Rauchen ab, noch vom Ermitteln. Auch der IT-Spezialist Apple unterstützt sie wieder mit sämtlichen, wo auch immer im Netz auffindbaren, Fakten.

Handlung und Schreibstil

Die straffe Handlung ist spannend und auch wenn sich bald erste Vermutungen ergeben, sind einige Wendungen dann so nicht vorhersehbar. Das Ende ist absolut schlüssig und realistisch, mit einer kleinen Draufgabe. Der Schreibstil ist flott, unterhaltsam und passt zum Genre. Schilderungen der Münchner Szene und des Ermittleralltages lockern die Handlung auf.

Fazit

Ein spannender Thriller mit Humor und Überraschungen, ein sympathisches Ermittlerteam mit einigen Eigenheiten. Auch wenn diese Thriller-Serie nicht geschrieben wurde, um Literaturpreise zu gewinnen, macht sie wohl gerade deshalb so richtig Spaß. Coffee addicts wie ich müssen mit einem erheblichen Anstieg ihres Cappuccino-Konsums rechnen, danke Fuller!

Vergessen – Max Stiller

AutorMax Stiller
Verlag muc-publisher
Erscheinungsdatum 24. Juli 2014
FormatKindle
Seiten322 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
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„Ich könnte Sie gar nicht töten, auch wenn ich dies wollte, denn Sie haben sich bereits vor vielen, vielen Jahren getötet.“ (Zitat Seite 20)

Inhalt

In New York wird Dr. Stefan Voss, ein deutscher Patentanwalt, ermordet aufgefunden. Anne von Feldhaus, stellvertretende Leiterin der Münchner Mordkommission, erhält für diesen Fall einen neuen Ermittlungspartner, den BKA-Profiler Jacob Fuller. Gemeinsam fliegen sie nach New York, auf der Suche nach Spuren und Motiven. Zurück in München, werden sie zum nächsten Toten gerufen, Oliver Breitmann, auf ähnlich ungewöhnliche Weise ermordet, wie Dr. Stefan Voss. Beide Opfer haben zwei Dinge gemeinsam: sie hatten beruflich mit den Automobilwerken München, AWM, zu tun und sie waren völlig unauffällig und führten ein normales Leben, bestimmt von Karriere. Dann passiert ein dritter Mord …

Thema und Genre

Dieser spannende Thriller greift ein zeitlos aktuelles Thema auf. Nicht die Morde selbst stehen im Vordergrund, sondern die Suche der Ermittler nach den Hintergründen und möglichen Tätern.

Charaktere

Die Zusammenarbeit von Anne und Jacob ist nicht einfach, da beide Ermittler als Einzelgänger bekannt sind und absolut keine Teamplayer. „Schwer in Ermittlungsteams integrierbar“ steht in den Personalakten. Andererseits führt genau diese Gemeinsamkeit rasch zu gegenseitiger Akzeptanz und auch die Chemie scheint zu stimmen. Speziell und sympathisch ist Fullers Freund „Apple“, der ebenfalls eine wichtige Rolle bei den Ermittlungen spielt.

Handlung und Schreibstil

Der Schreibstil ist locker, modern und zeigt eine gute Prise Humor. Die Taten sind phantasievoll und kreativ, sorgen sofort für Kopfkino, daher kann der Autor auf blutige Details verzichten, was ich persönlich schätze. Die Handlung, die in New York, München und in der Schweiz spielt, ist spannend, durch entsprechende Beschreibungen ergänzt und bietet dem Leser eine Reihe von überraschenden Wendungen und ein so nicht vorhersehbares Ende.

Fazit

Ein kreativer Thriller, locker und nicht konstruiert, unterhaltsam zu lesen. Spannend und überraschend bis zur letzten Seite.

Pommersche Bäderarchitektur: Entstehung und Entwicklung. Ostseebad Binz – Wolfgang Schneider, Torsten Seegert

AutorWolfgang Schneider
Torsten Seegert
Verlag Heimat-Bild-Verlag
Erscheinungsdatum 2. Auflage 2007
FormatGebundene Ausgabe
Seiten226
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3981009255

„Allerdings zeichnete sich schon bald ab, dass die Suche nach verwendungsfähigen Materialien zu den Villen, Pensionen und Hotels einigermaßen schwierig war, wollten wir doch auch den ursprünglichen und derzeitigen Zustand der Bauten gegenüberstellen.“ (Zitat Seite 41)

Inhalt

Dieses Sachbuch beginnt mit einem geschichtlichen Abriss über die Entstehung der Seebäder an der Ostsee und die Entwicklungsgeschichte der damit verbundenen Bäderarchitektur. Es werden die typischen Details erklärt und entsprechend dem Entstehungsjahr auch die unterschiedlichen Baustile. Alte Fotografien ergänzen den Text.

Kaum ein anderer Ort auf Rügen bietet auch heute noch so viele typische Beispiel der alten Bäderarchitektur wie Binz. Daher dokumentiert dieses Buch die bautypische Entwicklung an Beispielen des Ostseebades Binz.

Auch hier beginnt die Dokumentation mit einem Auszug aus der Geschichte und der damit verbundenen baulichen Entwicklung, unter Einbeziehung des besonderen Themas Prora. Das Kernstück dieses Sachbuches bilden nun ausgewählte Beispiele von typischen Bauten der Bäderarchitektur in Binz, wobei dem jeweils ursprünglichen Gebäude das heutige Aussehen gegenübergestellt wird, sowohl in erklärenden Texten, als auch durch Fotografien. Alle Beschreibungen sind sachlich, erklärend, vor allem aber sehr interessant und auch für Laien gut verständlich verfasst.

Im Anhang wird ergänzend näher auf die typischen stilgebenden Elemente eingegangen, auch diese durch viele Detailfotos anschaulich dokumentiert. 

Auf der Doppelseite 52 – 53 und dem Buchrücken findet sich ein alter Ortsplan, in dem die beschriebenen Objekte fortlaufend nummeriert sind, entsprechend der Nummerierung der einzelnen Beschreibungen im Buch, was zu einer eigenen Spurensuche mit dem Buch in der Hand anregt.

Dem Buch liegt auf DVD der Film “Ferienzauber an der Ostsee“ bei. Dieser Film ist aus dem Jahr 1928 und zeigt uns die Insel Rügen und Binz in der damaligen Zeit.

Fazit

Ein sehr gut und engagiert recherchiertes Sachbuch für alle an Geschichte und Architektur Interessierten. Als Leser spürt man sofort, dass die Bedeutung und vor allem Erhaltung dieser typischen Bauformen den beiden Autoren ein echtes Anliegen ist. Die Bäderarchitektur ist in ihrer Art einzigartig und geht weit über die wunderbar helle, leichte Urlaubsatmosphäre hinaus, die diese Gebäude nach wie vor ausstrahlen und was für mich die Seele, das Besondere aller Seebäder an der Ostsee ausmacht. 

Lazarus (Joona Linna 7) – Lars Kepler

AutorLars Kepler
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 28. Februar 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten640
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3785726501

„Joona hat mir meinen Bruder genommen, und du kannst dir sicher sein, dass ich mir alles nehmen werde, was sein ist.“ (Zitat Seite 327)

Inhalt

Eine Serie von grausamen Morden zieht sich durch Europa, die eines gemeinsam zu haben scheinen: alle Toten waren selbst Täter gewesen. Der bekannte Rechtsmediziner, Professor Nils Ahlén sucht seinen alten Freund Joona Linna auf. Bei einem Toten in Oslo wurde eine mit unterschiedlichen Leichenteilen gefüllte Gefriertruhe gefunden, darunter auch der Schädel von Joonas toter Ehefrau. Joona ist überzeugt, dass der brutale Serienmörder Jurek Walter noch am Leben ist. Seine frühere Kollegin Sara Bauer ist nach wie vor überzeugt, Jurek erschossen zu haben, bis Ereignisse auch sie in Zweifel versetzen.

Thema und Genre

Der Verlag schreibt auf dem Buchcover „Schwedenkrimi“, doch bei der Joona-Linna Serie handelt es sich ohne Zweifel um das Genre „Thriller“. Die Taten haben eine starke psychische und physische Komponente und es sind nicht nur Joona und Sara bedroht, sondern ihr gesamtes Umfeld. Ein wichtiges Thema ist neben der Psychologie von Tätern auch die Familie.

Charaktere

Joona taucht unter, um seine Tochter Lumi zu schützen, doch Sara weigert sich und ermittelt weiter, wobei sie eine intensive persönliche Komponente zu blockieren droht. Dann erkennt auch Joona, dass er sich der Situation stellen muss und sie zu Ende bringen. Hier agieren Ermittler, die keine Gefahr scheuen und keine Rückschläge.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung ist sehr spannend, wenn auch nicht immer realistisch. Ein beinahe allwissender Täter, der den Ermittlern immer einen Schritt voraus ist. Die Taten sind sehr detailliert geschildert, hier bleibt nichts der Phantasie des Lesers überlassen.

Die Geschichte weist einige Längen auf, Dialoge, die sich im Kreis drehen. Geschrieben ist dieser Thriller in der dritten Person und in der Gegenwartsform. Durch die eher knappen Sätze, vor allem dort, wo es um Beschreibungen von Abläufen geht, liest sich das Buch wie ein Drehbuch.

Fazit

Ein spannender Thriller aus der Joona Linna-Serie mit einigen Längen in den insgesamt 640 Seiten. Durch die Gegenwartsform und die knappen Sätze liest sich der Ablauf von Aktionen eher wie ein Drehbuch, doch der entsprechende Film in den Gedanken stellt sich nicht immer ein, denn dieser Sprache fehlt die Intensität. Packende Lesestunden mit einigen Schwächen.

Die Liebe im Ernstfall – Daniela Krien

AutorDaniela Krien
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 27. Februar 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257070538

„Man muss die Liebe vom Ernstfall aus betrachten.“ (Zitat Seite 144)

Inhalt

Fünf moderne Frauen, alle etwa Ende dreißig, treffen Entscheidungen, mit deren Konsequenzen sie anschließend irgendwie zu leben versuchen. Sie kennen einander, von kaum bis sehr gut, und manche Handlungen breiten sich in diesem Kreis von Einzelschicksalen wie die Schwingung einer Welle aus, beeinflussen und verändern auch das Leben der anderen Frauen.

Thema und Genre

In diesem Roman, genau genommen sind es fünf Erzählungen, geht es um Frauen, die ihren Platz im Leben gefunden zu haben glaubten, nun aber mit veränderten Umständen konfrontiert sind. Es geht um die Problematik, Mutter zu werden und darum, Entscheidungen zu treffen und in der Folge mit diesen Entscheidungen zu leben.

Charaktere

Die Protagonistinnen dieses Romans sind fünf Frauen und dazu passend fünf große Kapitel, die jeweils eine der Frauen zur Hauptfigur haben. Alle fünf Charaktere haben Probleme, mit den Folgen des jeweiligen Verhaltens, der Entscheidungen, die sie treffen, zu leben. Sie alle sind eher destruktiv und es bereitet ihnen, große Schwierigkeiten, sich selbst treu zu bleiben, auch wenn auf dem Klappentext das Gegenteil geschrieben steht.

Handlung und Schreibstil

Der rote Faden, der sich als Gemeinsamkeit durch die fünf Frauenleben zieht, ist teilweise so fein, dass sich der Roman wie Einzelerzählungen liest. Es wird jeweils ein aktueller Zeitpunkt aus dem Leben gegriffen, wo die Handlung einsteigt und weitergeht. Die Geschichte wird durch Rückblenden ergänzt und aufgerollt.

Im Mittelpunkt der einzelnen Handlungen steht jeweils eine wichtige Entscheidung und die Ereignisse, die zu dieser Entscheidung führen. Im Verlauf der Handlung erfährt der Leser, wie die jeweilige Protagonistin mit den Folgen ihrer Entscheidung zu leben versucht.

Der Schreibstil ist knapp und geradlinig, auch die Beschreibungen der Befindlichkeiten der Protagonistinnen beschränken sich auf prägnante Feststellungen in kurzen Sätzen. Dadurch liest sich dieses Buch rasch und zügig.

Fazit

Ein Roman, gebildet aus fünf Einzelerzählungen. Frauen, die Entscheidungen treffen, mit denen sie dann nicht umgehen können, was im Buch oft eine negative Stimmungslage erzeugt. Ich hatte mit starken, modernen Frauenfiguren gerechnet, fand zwischen diesen Seiten aber zweifelnde, sich selbst hinterfragende Protagonistinnen, die ich eher bedauert, als verstanden habe.

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta – Máxim Huerta

AutorMáxim Huerta
Verlag Thiele & Brandstätter
Erscheinungsdatum 1. Februar 2019
FormatTaschenbuch
Seiten360
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3851793772

„Du musst lernen, stark zu sein und Brücken zu bauen, zu hoffen, den Herbst vorbeiziehen zu lassen und dem Winter zu danken, dass er uns den Frühling bringt … und den Sommer. (Zitat Seite 124)

Inhalt

Seit dem völlig unerwarteten Tod seiner Frau besitzt Dominique Brulé, inzwischen 74 Jahre alt, einen wunderbaren Blumenladen in Saint-Germain, mitten in Paris. L’Étoile Manquante, der fehlende Stern, das ist seine jung verstorbene Frau, die ihm immer noch fehlt und die er nie durch eine andere Frau ersetzt hat. Dennoch ist er nicht allein, die Freundinnen Doña Mercedes und Doña Tilde, zwei ältere Damen, Spanierinnen, die vor mehr als vierzig Jahren nach Paris gekommen waren, sind täglich bei ihm im Geschäft und man sorgt sich umeinander. Da sucht er eine junge Aushilfe und mit der jungen Violeta Gadea, ebenfalls aus Spanien nach Paris gezogen, kommen frischer Wind und neue Aufgaben in den Laden und in das Leben aller Beteiligten.

Thema und Genre

Ein Wohlfühlroman, in dessen Mittelpunkt Verluste in der Vergangenheit stehen, Einsamkeit, Freundschaft, Blumen und natürlich die pulsierende Stadt Paris. Es geht auch um Verzeihen und Lebensbejahung, das kleine Glück und eine gute Prise Magie.

Charaktere

Violeta und Mercedes, trotz des Altersunterschiedes zwei Frauen, deren Leben durch Männer und unvorhersehbare Ereignisse eine völlig neue Wendung genommen hat, doch während Mercedes verbittert ist, bleibt Violeta offen und positiv. Monsieur Dominique kam nie über den Tod seiner großen Liebe Julie hinweg, bemüht sich aber, dennoch ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Tilde scheint manchmal etwas ruppig, aber der Schein trügt.

Handlung und Schreibstil

Es ist ein leiser, poetischer Roman, in dessen Mittelpunkt auch die Frage steht, wie Mercedes auf einen Ruf aus der Vergangenheit reagiert. Manchmal muss etwas Magie eingreifen, damit die Ereignisse den richtigen Lauf nehmen. Teilweise verzögern sehr lange Diskussionen um ein Thema die Handlung. Doch die poetische Sprache und die verträumte Stimmung, die sich durch diese leise Geschichte zieht, sorgen insgesamt für ein positives Leseerlebnis.

Fazit

Ein poetischer, leiser Roman um Alter, Einsamkeit und Freundschaft, um Frühling und einen positiven Blick in die Zukunft. Das Flair von Paris, gekonnt eingefangen, sorgt mit einer Prise Magie und Romantik für unterhaltsame Lesestunden.

Alfred – Alfred Komarek

AutorAlfred Komarek
Verlag Haymon Verlag
Erscheinungsdatum 22. Januar 2019
FormatGebundenes Buch
Seiten120
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3709934548

„Alfred etablierte sich als praxistauglicher Idealist und gründlich geerdeter Visionär.“ (Zitat Seite 80)

Inhalt

Alfred hat genug vom Müll, den Alltag und Gesellschaft auf ihm abladen. Er verweigert, bricht aus und begibt sich auf die Suche nach dem Sinn und nach sich selbst. Oft verweilt er, dann erkennt er, dass es doch nicht das Richtige für ihn ist und zieht weiter.

Thema und Genre

Diese Geschichte ist ein Lebenslauf im eigentlichen Sinn des Wortes, wie vieles in diesem Buch aus der Bedeutung eines Wortes entspringt. Eine Suche wie das Leben selbst, Alfred glaubt immer wieder, gefunden zu haben und geht dann doch weiter, in eine neue, völlig andere Richtung. Es ist eine poetische, moderne Form der Faust’schen Wanderung, der kritischen Suche nach dem Wesentlichen.

Sprache

Der Autor spielt mit der Sprache. Gerne setzt er den buchstäblichen Sinn eines Wortes, einer Redewendung ein, sodass es zu einer Handlung wird. Er malt Bilder mit der alten und neuen Bedeutung, mit feiner Feder und Selbstironie. Im entgeht keine Worthülse unserer Zeit, alles wird in Sätze geformt, mit Personen und Dingen verknüpft, bis es ergründet und neu begründet ist. Seine Metapher bringen den Leser dazu, bejahend zu nicken und zu schmunzeln.

Fazit

Ein kleines Buch um eine gedanklich große Suche nach dem eigenen Wohlfühlort im Chaos, das sich Leben nennt. Manchmal ironisch, dann ernst und nachdenklich, philosophisch, aber immer mit seinem leisen Lächeln, das sich durch die Geschichte zieht und auf den Leser überträgt.

Die grüne Ente – Manu Causse

AutorManu Causse
Verlag Droemer Verlag
Erscheinungsdatum Februar 2019
FormatTaschenbuch
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-426-30589-8

„Ehrlich, alter Mann, ein Vater und sein verrückter Sohn, eine Geister-Ente voller Schatten und Geheimnisse, was meinst du, wohin das führt?“ (Zitat Seite 196)

Inhalt

Der zur Zeit nicht sehr erfolgreiche Comic-Zeichner Éric erbt von seinem Onkel ein kleines, altes Haus und Titine, einen grünen 2CV Baujahr 1973. Spontan beschließt er, einen Ausflug mit dem Auto zu machen und seinen autistischen Sohn Isaac, zehn Jahre alt, mitzunehmen. Die Klinik, in der sein Sohn lebt, hat er allerdings nicht informiert. Isaacs Mutter spricht von Entführung und fordert die Gendarmarie auf, eine Suchaktion zu starten. Kann das gut gehen? Die Geister auf dem Rücksitz, seine bei einem Unfall mit diesem Auto verstorbenen Eltern, sein verstorbener Onkel und die rätselhafte Katze Sphinx, sind unterschiedlicher Meinung.

Thema und Genre

In diesem Roadtrip in Buchform geht es um die Situation von Eltern mit einem autistischen Kind, um Liebe, Überforderung, Hoffnung und Selbstzweifel. Ein Thema sind auch Kindheitstraumata.

Charaktere

Isaac, der schweigsame, in sich selbst lebende Sohn, Éric, der liebende Vater, der irgendwie etwas verloren und überfordert wirkt, der Gendarm, der sich nicht immer an die Vorschriften hält und Marion mit ihrem Schmetterling, deren Kindheit ihr Misstrauen gegenüber allen Menschen erklärt – sie alle sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie für den Leser auf Distanz bleiben.

Handlung und Schreibstil

Die personale Erzählform in Multiperspektive zerpflückt die Handlung, die Charaktere bleiben trotzdem, oder gerade deswegen, Figuren, die man zwar interessiert betrachtet, aber nicht wirklich kennenlernen möchte. Man verfolgt ihre Geschichte gespannt, aber unbeteiligt.

Der Klappentext spricht von poetisch und märchenhaft, beides konnte ich in dieser Erzählung nicht finden. Die Idee ist originell und vielversprechend, die Umsetzung enttäuscht.

Fazit

Was hätte man aus diesem phantasievollen Plot machen können! Entstanden ist eine trotz der offensichtlichen Bemühungen eher humorlose Geschichte, deren „kleines Wunder“, das der Klappentext verspricht, nicht märchenhaft, sondern konstruiert wirkt.

Zeit der Zikaden – Andreas Séché

AutorAndreas Séché
Verlag ars vivendi verlag
Erscheinungsdatum 29. März 2013
FormatGebundene Ausgabe
Seiten176
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3869131917

„Das ist das Vermächtnis der Violine: Was man ewig schröpft, ist irgendwann ausgebeutet und ausgemergelt. Nur Dinge, in die man hineingibt, werden zur unerschöpflichen Quelle.“ (Originalzitat)

Inhalt

Der Roman spielt auf der fiktiven Insel Syrakesh. Der Junge Selim trifft im Wald einen alten Mann mit einer Violine. Es ist Arif, Musiker, Philosoph und Geigenbauer. Einige Jahre später lernt Selim bei Arif alles über Geigenbau und die Macht und Seele der Musik. Dort trifft er Miriam, die Liebe seines Lebens und verliert sie wieder. 17 Jahre später, kehrt er zurück in die Stadt Silshana und berührt und verzaubert die Menschen durch die Musik seiner Geige. Kurz danach wird er im letzten Moment nahe des Ortes Maskhran von Ibrahim,  einem alten Schäfer, vor dem Tod in der Wüste gerettet. Was war passiert? Selim erzählt Ibrahim seine Geschichte …

Thema und Genre

Das Thema dieses Romans ist die Diktatur und damit verbunden Unterdrückung, Angst, Leid und Unfreiheit. Die Magie des Geigenspiels und des von Selim bewusst gewählten Stückes kann die Menschen bewegen, dringt in ihr Innerstes und hat die Kraft, sie aufzurütteln. Ein Zauber hat sie berührt und sie wollen dieses Gefühl dies nicht mehr wie bisher missen.

Charaktere

Selim, der Hauptprotagonist muss lernen, dass Virtuosität, ein Instrument perfekt zu beherrschen, nicht genügt, die Menschen wirklich mit der Musik zu fassen, so lange die Seele fehlt. Als Selim durch eine Begegnung seine tiefsten Gefühle gefunden hat, finden sich diese auch in seinem Geigenspiel wieder und er sieht die Veränderung, die in den Menschen vorgeht, während sie ihm zuhören.

Handlung und Schreibstil

Die Kapitel dieses Romans sind nach den einzelnen Sätzen und Kompositionsteilen eines Musikstückes benannt, beginnend mit der Ouvertüre, wobei die einzelnen Tempi auch schon im Namen den Inhalt des jeweiligen Kapitels widerspiegeln. Geschrieben ist die Geschichte in der personalen Erzählperspektive, in der 3. Person, obwohl ja hauptsächlich Selim, aber auch Ibrahim ihre Geschichte erzählen.

Die Romane von Andreas Séché zeichnen sich durch eine sehr poetische Sprache aus, deren Metapher niemals bemüht, sondern eher schwebend den Leser zum Nachdenken bringen und lange nachhallen.

Fazit

Dem Autor gelingt es auch diesmal wieder, in seiner Erzählung gekonnt Personen gleichsam zufällig auftauchen zu lassen, um dann die einzelnen Stränge zu einem Ganzen zu verknüpfen. Durch die erzählenden Rückblenden bleibt der Spannungsbogen ohne Unterbruch und Längen erhalten. Hilfsmittel wie Cliffhanger hat dieser Autor nicht nötig.

Ein poetisches Buch für leise Stunden, für Leser, die sich in den Bann der Sprache und der Handlung ziehen lassen.

Else Lasker-Schüler, Ausgewählte Gedichte, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Uljana Wolf

AutorElse Lasker-Schüler
Uljana Wolf
Verlag Fischer
Taschenbibliothek
Erscheinungsdatum 25. Februar 2016
FormatTaschenbuch
Seiten208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3596520992

„Und ich habe dir doch von grossen Sternen erzählt, Aber du hast nur Erde gesehn.“ (aus „Ich träume so leise von dir – – -„)

Inhalt

Eine vielseitige, chronologische Sammlung von Gedichten dieser expressionistischen Lyrikerin, ergänzt durch einen Lebenslauf und ein Nachwort.

Thema und Sprache

In ihren Gedichten lebt die Geschichte ihres Lebens. Es geht um Liebe, Schmerz,  Verlust, um Familie und Freundschaft, Religion, die eigenen Wurzeln, Heimat und Heimatlosigkeit. In den letzten Gedichten schwingt die Müdigkeit dieser Jahre mit. Doch immer wieder erfreut sie uns mit ihren Sprachspielereien und fröhlichen Nonsens-Kinderreimen.

Else Lasker-Schüler liebt die Sprache und egal, ob sie reimt oder durch ihre Sprachmelodien verzaubert, immer malt sie Bilder, in denen ihre Seele wohnt. Oft gibt eine neue Idee, ein neuer Gedanke, dem Gedicht eine überraschende Wendung. Lyrik kann weit mehr sein, als die wissenschaftlichen Interpretationen, einfach ein persönliches Eintauchen in die Kraft der Sprache, die Gefühlswelt des Autors und das eigene Mitschwingen. In der Melodie von Wortkreationen wie „Ich sehe dein Herz sternen“ (aus „Mein Liebeslied“) kann man sich verlieren und finden.

Fazit

Eine überzeugend zusammengestellte Sammlung von Gedichten dieser ausdrucks- und bildstarken Lyrikerin. Ich lege diesen besonderen Lyrikband auch Lesern ans Herz, die „niemals, auf keinen Fall“ Gedichte lesen wollten.

Das Meer in deinem Namen (Ostsee Trilogie 1) – Patricia Koelle

AutorPatricia Koelle
Verlag FISCHER E-Books
Erscheinungsdatum 31. Oktober 2014
FormatKindle
Seiten526 (Print)
SpracheDeutsch
ASINB00OVG068K

„Auf diese Weise gibt mir das Meer in deinem Namen zu verstehen, dass du nicht weit fort bist, nicht so weit fort, als dass du mir nicht doch nahe bist …“ (Zitat Pos. 2112)

Inhalt

Charly Templin ist Astronomin und arbeitet als Assistentin für Professor Thore Sjöberg. Als dieser ein altes Haus in Ahrenshoop erbt, bittet er Charly, das Haus vor Ort für den Verkauf vorzubereiten. Doch das Haus mit dem Namen Naurulokki ist voll von Erinnerungen an die letzte Besitzerin Henny Badonin, eine Malerin. Charly will die Geheimnisse der Vergangenheit klären, besonders, da sie sich in diesem Haus vom ersten Moment an wie zu Hause fühlt.

Thema und Genre

In diesem Familien- und Generationenroman geht es um offene Fragen aus der Vergangenheit, um Kunst und Berufung und natürlich auch um Liebe in jeder Form.

Charaktere

Es ist ein Buch der manchmal schroffen Küstenbewohner, die hilfsbereit und füreinander da sind. Es geht um starke Frauen, die auch ohne Männer fest im Leben stehen, aber lieben, wenn sie den richtigen finden. Als Leser taucht man sofort in das Leben der Protagonisten ein und lebt mit.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte von Charly in der Jetztzeit wird durch Rückblicke in die Lebensgeschichte von Henny ergänzt. Jahreszahlen dienen der einfachen Zuordnung und ergänzen originelle Kapitelüberschriften wie „Tee und Fledermäuse“ Auch Magie, Phantasie und Mystik fehlen in der Handlung nicht und es geht auch um das erste von drei Bernsteinschiffen. Wunderbar sind die intensiven Schilderungen der Natur auf dem Darß, sie machen aus diesem Buch etwas Besonderes.

Fazit

Ein Familien- und Generationenroman. Schauplatz ist der Darß und besonders das Künstlerdorf Ahrenshoop. Mit Phantasie und Magie verknüpft die Autorin ihre Geschichte und bereitet dem Leser unterhaltsame Lesestunden. Ein Wohlfühlbuch mit „Wegträumeffekt“, das süchtig macht nach den Folgebänden.

Der Horizont in deinen Augen (Ostsee-Trilogie 3) – Patricia Koelle

AutorPatricia Koelle
Verlag FISCHER E-Books
Erscheinungsdatum 23. Juni 2016
FormatKindle
Seiten608 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB017JJ93V6

„Irgendwo fliegen wir gemeinsam, wenn nicht in dieser Zeit, dann in einer anderen.“ (Zitat Pos. 1051)

Inhalt

In der Nacht des Mauerfalls wird Ylvi schwanger. Sie nennt ihre Tochter Remona, „Remy“. Ylvi ist Architektin, doch sie liebt Pflanzen und Gärten und spezialisiert sich auf Gartengestaltung. Nach dem Ende ihrer Ehe lebt sie mit ihrer Tochter und ihrer Mutter auf Teneriffa. 2006, nach dem Tod ihrer Mutter, findet sie einen alten Brief und ein kleines Bernsteinschiff. Was in dem Brief steht, stellt ihr Leben auf den Kopf und sie reist mit Remy nach Ahrenshoop.

Thema und Genre

In diesem dritten Teil der Ostsee-Serie stehen Myra und Ylvi im Mittelpunkt. Themen sind wieder die Vergangenheit, Familie, Liebe und die Suche nach den eigenen Wurzeln. Auch Magie spielt wieder eine Rolle.

Charaktere

Charly und Tiryn haben ihre künstlerischen Geschäftsideen verwirklichen können und sind inzwischen Mutter geworden. Auch die anderen Bewohner von Ahrenshoop treffen wir wieder. Nun kommen Ylvi und Remy dazu.

Handlung und Schreibstil

Erzählt wird diesmal die Lebensgeschichte von Myra und der zweite Handlungsstrang zeigt parallel dazu die Geschichte von Ylvi. Beide Handlungen vereinen sich in der Gegenwart 2006. Nun verknüpfen sich auch weitere lose Enden aus der Vergangenheit und für den Leser gibt es einige überraschende Wendungen. Wieder beeindruckt die Autorin mit intensiven, lebendigen Schilderungen von Teneriffa, des Darß und der Ostsee.

Fazit

Der Abschied von den vertrauten Charakteren und Ahrenshoop fällt dem Leser schwer. Zurück bleibt ein zufriedens Lächeln. Diese Serie ist ein magischer Ausflug aus dem Alltag, der auch sprachlich Freude macht.

Das Licht in deiner Stimme (Ostseetrilogie 2) – Patricia Koelle

AutorPatricia Koelle
Verlag FISCHER E-Books
Erscheinungsdatum 31. Oktober 2014
FormatKindle
Seiten576 (Print)
SpracheDeutsch
ASINB00OU5UIZI

„Die Bernsteinschiffe sind gemacht, um etwas fort-, aber auch wieder hierherzutragen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.“ (Zitat Pos. 3102)

Inhalt

Tiryn, 24 Jahre alt, lebt in Florida. Ihr Vater ist Indianer, ihr Großvater Nicholas Ronning stammt von der Ostsee. In Tiryn lebt die Magie beider Welten. Sie kennt Henny und den Darß von vielen Bildern, die ihr Großvater gemalt hat und auch aus den Geschichten, die er ihr erzählt. Er finanziert ihre Reise nach Ahrenshoop. Im Gepäck hat sie das zweite Bernsteinschiff.

Thema und Genre

Dieser Generationen- und Familienroman mit Ortsbezug ist der zweite Band der Ostseetrilogie. Diesmal geht es um die Lebensgeschichte von Nicholas und damit auch seine Enkelin Tiryn. Themen sind auch wieder das alte Familiengeheimnis um die Nebelgestalt Claas und Magie. Es geht auch darum, den eigenen Platz im Leben zu finden und um Liebe in vielen Facetten.

Charaktere

Wir treffen die teilweise eigenwilligen, aber immer liebenswerten Charaktere des ersten Teiles wieder, ergänzt durch Tiryn und ihre Familie in Florida.

Handlung und Schreibstil

Eine Handlungsebene spielt in der Vergangenheit und erzählt wichtige Ereignisse aus seinem Leben, manche kennen wir schon aus Hennys Leben, erfahren nun aber seine Sichtweise. Die zweite,aktuelle Handlungsebene spielt im Jahr 2000 und hier stehen Tiryn und Ahrenshoop im Mittelpunkt. Da es sich um Großvater und Enkelin handelt, sind beide Erzählstränge eng verknüpft. Die Spannung ergibt sich einerseits aus der schwierigen Annäherung der Protagonisten wie Myra und Tiryn, andererseits aus weiteren Entdeckungen, die Bernsteinschiffe und Claas betreffend.

Fazit

Beim Lesen fühlt man sich bei den Menschen auf dem Darß schon wie zu Hause. Man träumt sich wieder durch die einprägsamen Schilderungen des Meeres und der Natur. Hier lohnt es sich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da sie einander ergänzen, auch wenn jeweils eine andere Familie im Mittelpunkt steht. Lesevergnügen zum Wohlfühlen.

Abendrot – Kent Haruf

AutorKent Haruf
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 23. Januar 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten416
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257070453

„Ich will das Gefühl haben, dass ich den nächsten Schritt auch allein kann.“ (Zitat Seite 348)

Inhalt

Mary Wells hat zwei Töchter, Dena und Emma. DJ, elf Jahre alt, hilft ihr bei der Gartenarbeit. Seine Mutter ist vor Jahren gestorben und er lebt bei seinem Großvater, in einem Häuschen im Norden von Holt, Colorado. DJ und Dena schaffen sich in einem alten Schuppen einen Rückzugsort, wo sie lesend ihre Freizeit verbringen. Joy Rae und ihr kleiner Bruder Richie leben mit ihren Eltern in einem Wohnmobil. Rose Tyler vom Sozialamt kümmert sich um die Familie. Victoria Roubideaux zieht mit ihrer kleinen Tochter Katie nach Fort Collins, um dort ihre Ausbildung als Grundschullehrerin abzuschließen. Für die McPheron-Brüder, sie sich in den beiden letzten Jahren wie eine Familie um Victoria gekümmert hatten, ist es nicht einfach, wieder alleine zu sein.

Thema und Genre

Der Roman spielt in der fiktiven Kleinstadt Holt, in der abgeschiedenen Weite Colorados. Es geht um den Alltag von einfachen Menschen, um einzelne Schicksale und darum, einander zu helfen. Thema sind Familienbeziehungen, fehlende Eltern und wie Kinder versuchen, mit der Situation klarzukommen.

Charaktere

Die etwas ruppig wirkenden McPheron Brüder sind liebenswerte Einzelgänger mit einem großen Herzen für die Probleme anderer. Auch Rose Tyler versucht zu helfen, wo sie kann und ist besonders aufmerksam, wenn es um Kinder geht. Kent Haruf versteht es, sich in jede seiner Figuren einzufühlen und er nimmt sich Zeit für Details.

Handlung und Schreibstil

In diesem Roman geht es nicht um Spannungsbögen und Höhepunkte. Der Autor erzählt Geschichten, manchmal leise, manchmal sehr hart und traurig, realistisch, aber nie deprimierend, sondern immer mit einem positiven Ausblick. Irgendwie schaffen es seine Protagonisten, sich in das Leben einzufügen und ihren Platz darin zu finden. Das Kleinstadtleben in Holt besteht aus vielen Einzelschicksalen, doch man kennt sich, die Wege der einzelnen Protagonisten kreuzen sich und man hilft einander.

Die poetische Sprache und in diesem Fall auch die Übersetzung sind wunderbar zu lesen. Ereignisse wechseln ab mit Schilderungen, Gefühle finden sich als Metapher in Beschreibungen der Natur wieder.

Fazit

Der Autor erzählt die Geschichten des einfachen, kargen Lebens der Menschen in einer Kleinstadt. Einfühlsam erzählt er von ihren Problemen. Als Leser fühlt man sich in der poetischen Sprache geborgen und bedauert, am Ende des Buches diese Kleinstadt irgendwo in der weiten amerikanischen Ebene und ihre Bewohner wieder verlassen zu müssen.

Tod am Kreidefelsen, Ostseekrimi – Birger Brand

AutorBirger Brand
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 1. Dezember 2018
FormatKindle
Seiten238
SpracheDeutsch
ASINB07KYFJXLR

„Es wäre eine mögliche Lösung, aber so richtig befriedigt sie mich nicht.“ (Zitat Seite 211)

Inhalt

Der junge Benjamin Wegner wird tot am Fuße der Kreidefelsen gefunden. Es sieht nach einem Selbstmord aus, doch an seinen Handgelenken finden sich Spuren von Fesseln. Clausen, Jürgens und Julius, Beamte der Kripo Stralsund, durchsuchen das Haus des Toten und treffen dort auf einen Eindringling, der Clausen schwer verletzt. Der Angreifer, ein junger Pole, wird festgenommen und erhängt sich in der Zelle. Diese Vorkommnisse rufen das LKA Schwerin auf den Plan und Kriminalrätin Lydia Westphal kommt nach Sassnitz, um die internen Hintergründe aufzuklären. Dann geschieht ein weiterer Mord …

Thema und Genre

Thema dieses Kriminalromans sind das Geschäft mit Sexcams, Ausländerfeindlichkeit und  Transsexualität. Wie schon der Titel sagt, handelt es sich um einen Krimi mit Lokalkolorit. Ort der Handlung ist die Halbinsel Jasmund mit der Stadt Sassnitz, den Gemeinden Sagard und Lohme. Leider scheint der Autor keine Zeit gehabt zu haben, sich die Gegend, über die er schreibt, vorher persönlich anzusehen.

Charaktere

Die Kommissare Jürgens und Julius zeichnen sich durch Unfähigkeit und Frustration aus, sowie Unregelmäßigkeiten in der Dienstauffassung. Lydia Westphal ist eine kompetente Ermittlerin, fühlt sich aber von den männlichen Kollegen nicht respektiert. Der Autor lässt kein Klischee aus, weder die kochende Tante noch das ewige Ost-West-Thema. Tätowierte  Neonazis, die in Sassnitz für Ordnung sorgen wollen und ausländische Servierkräfte ergänzen das Bild.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung plätschert seicht dahin, wer auf einen Höhepunkt und Überraschungen hofft, hofft vergebens. Am Schluss dann eine reichlich dünne Auflösung des Falles, so gesehen kann ich die oben zitierte Aussage der Ermittlerin Lydia Westphal nur unterstreichen.

Natürlich spielt bei einem Krimi mit Ortsbezug oft der Unterhaltungswert eine größere Rolle, als die Spannung, es geht auch mal humorvoll zu. Hier fehlen leider auch diese Komponenten.

Die Sprache ist holprig und offensichtlich wurde auf ein Korrektorat verzichtet, daher finden sich im Text eine Reihe von Fehlern (zumindest in der Kindle Version).

Fazit

Ein Rügen-Krimi mit vielen Klischees und wenig Handlung. Ein paar Morde machen leider noch keinen Krimi. Es gehören auch überraschende Wendungen, glaubhafte Tatmotive und interessante Hintergründe dazu und das fehlt in dieser Geschichte.

Der Todesschöpfer (Ein Klara-Frost-Thriller 2) – Elias Haller

AutorElias Haller
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 31. Juli 2018
FormatKindle
Seiten378 (Print Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB07DC763NQ

„Das Auffinden der Skulptur selbst verlangte nicht nach einer Mordermittlerin, der Schädel, der sich im Kopf der Glasfigur befand, dagegen schon.“ (Zitat Seite 37)

Inhalt

David Schlotter, ein erfolgreicher Glaskünstler, ist seit exakt 32 Monaten und 17 Tagen verschwunden und seit mehr als zwei Jahren sucht die Privatdetektivin Roswitha Mengel im Auftrag seines Vaters, ein ehemaliger Glasfabrikant, nach ihm.

Jetzt ist auch die Ehefrau von Paul Lambert, Geschäftsführer von LoLa Glas, verschwunden.

Nach einem Autounfall wird im Kofferraum des gestohlenen Wagens eine wunderbar gearbeitete Buddha Statue aus Glas entdeckt, in die ein Totenschädel eingegossen ist. Es handelt sich um ein Kunstwerk des „Glasmachers“, ein Fall, an dem Gabriel Rammler vom BKA Leipzig seit neun Jahren arbeitet. Klara Frost wird von dem Fall abgezogen, doch sie ist nicht bereit, ihre Ermittlungen aufzugeben.

Thema und Genre

Auch dieser zweite Fall der erfolgreichen Ermittlerin Klara Frost ist ein packender Thriller. Ein wichtiges Thema sind Familien, diesmal mit Schwerpunkt Väter und Söhne. Eine wichtige Rolle spielen psychologische Hintergründe, denn die Ermittler haben es mit einem extrem gefährlichen, unberechenbaren Psychopathen zu tun, der die Anonymität des Darknet nützt. Sehr eindrucksvoll sind die Beschreibungen der Leipziger Szene und der Glaskunst.

Charaktere

Klara Frost ist eine brillante Ermittlerin, eine Einzelgängerin, die am liebsten alleine arbeitet und sich auch durch Vorschriften nicht stoppen lässt, wenn sie eine Spur verfolgt. Sie hat ihre speziellen menschlichen Eigenheiten und mit dieser Kombination hatte sie sofort ihren Platz in der persönlichen Liste meiner Lieblingsermittler. Diesmal muss sie versuchen, sich irgendwie mit dem ebenso brillanten wie undurchschaubaren BKA-Ermittler Gabriel Rammler zu arrangieren.

Handlung und Schreibstil

Der Autor zeigt in einem kurzen Prolog eine Situation in der Gegenwart, um dann mit dem ersten Kapitel vier Tage zurück zu gehen und chronologisch die Ereignisse aufzurollen. Die Spannung wird dadurch in keiner Weise gemindert, im Gegenteil, die Geschichte wird so von der ersten Seite an extrem packend. Es handelt sich um Taten von phantasievoller Grausamkeit, die schockieren, obwohl der Autor auf blutige Details verzichtet.

Fazit

Auch dieser zweite Fall für Klara Frost ist ein Fall der Extreme: extrem gefährlich und extrem spannend. Kurz gesagt, ein brillantes Lesevergnügen für Thrillerfans mit einer Vorliebe für packende, gekonnt aufgebaute Geschichten und eigenwillige Ermittler.

Das Gelb des Herzens, Gedichte – Peter Budéus

AutorPeter Budéus
Verlag TWENTYSIX
Erscheinungsdatum 27. März 2018
AusgabeTaschenbuch
Seiten104
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3740745233

„Füller, schreib‘ mir alles auf, Dann setz ich mein Leben drauf … (aus “Füller schreibe“, Seite 89)

Inhalt

Es ist eine Auswahl aus dem lyrischen Werk vieler Lebensjahre, die uns der Autor in diesem Gedichtband vorlegt. Ein Leben in Gedichtform, mit Höhen und Tiefen, Enttäuschungen, Hoffnung, Erleben der Natur, Liebe, und dies alles verbunden durch die Erfahrungen daraus, an denen uns Peter Budéus nun teilhaben lässt.

Thema und Sprache

Der Autor teilt diese Gedichtsammlung in sechs Themenkreise ein, die jeweils zehn und mehr Gedichte umfassen. Doch wichtige Fragen wie zum Beispiel Erinnerungen finden sich in den Gedichten aller Kapitel wieder. Der letzte der sechs Abschnitte trägt den Titel „Die Seele ist frei“ und hier trifft Poesie auf Hoffnung und lässt auch die Gedanken des Lesers träumen und fliegen.

Gedichte von dieser Intensität lassen sich nicht den strengen sprachlichen Reimformen unterwerfen und so spielt der Autor oft auch innerhalb eines Gedichtes mit unterschiedlichen Vers- und Reimformen, Rhythmen. Hier muss man als Leser manchmal innehalten, nachspüren – und dann nochmals lesen.

Fazit

Für Gedichte, die über einfache Auszählreime hinausgehen und die Gedanken, Gefühle transportieren, die zum Nachdenken anregen wollen, muss man sich Zeit nehmen (wollen). Vielleicht schreckt dies manche Menschen ab, die bei dem Wort „Lyrik“ sofort die Flucht ergreifen. Wenn man sich jedoch darauf einlässt, malen gerade lyrische Texte beeindruckende Bilder in die Gedanken des Lesers und können manchmal sogar helfen, Klarheit in das persönliche Chaos zu bringen.

Regentonnenvariationen – Jan Wagner

AutorJan Wagner
Verlag FISCHER Taschenbuch
Erscheinungsdatum 26. Mai 2016
FormatTaschenbuch
Seiten112
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3596035977

„wenn du am fluß stehst aber, suche im dunst nach den vertrauten schemen. rechne mit uns“ (Originalzitat Seite 54, „kentaurenblues“)

Inhalt

So vielfältig wie die Titel gebenden Regentonnenvariationen, die eine Regentonne im Jahresverlauf beschreiben, sind die in diesem Lyrikband gesammelten Gedichte. Ein weit gespannter Bogen durch die Natur, beginnend mit Giersch und endend in einem Bienenschwarm, dazwischen Stationen eine Weltreise.

Thema und Sprache

Der Autor beobachtet und verknüpft die Natur mit seinen Erinnerungen oder auch mit scheinbar zufällig gewählten Gegenständen und malt so seine Bilder in die Gedanken der Leser. Manchmal bleibt er beim Thema, er beobachtet einen Otter, dann wieder verknüpft er Maulbeeren und Fledermäuse und überrascht uns mit seiner Phantasie. Zäune, die mehr Eingang, als Begrenzung sind, vergessene Tennisbälle oder einfach Seife, seine Sprache erfasst alles, beschreibend, mit allen Sinnen, mit Bewegung, Geräuschen und Gerüchen. Er schickt uns auf die Reise ins Venedig Canalettos und zu den heißen Quellen von Rotorua, ein Gedicht, wo er mit wenigen Worten die Seele Neuseelands einfängt.

Nichts stört bei ihm die Melodie der Sprache, alle Worte in Kleinschreibung, manchmal wie leicht hingeworfen, Zeilenfragmente und scheinbar zufällige Umbrüche. Es ist die poetische Leichtigkeit der Sprache, die den Leser verzaubert.

Fazit

Eine Gedichtsammlung, die sicher auch Menschen begeistern wird, die Lyrik für langweilig halten und denen dazu nur Reime einfallen, die man an Geburtstagen zitiert. Hier kann man Sprache neu entdecken, einfache Dinge mit Schmunzeln und Staunen völlig neu betrachten, in Metaphern das eigene Leben finden – wenn man sich darauf einlässt.

Vom Ende eines langen Sommers – Beate Teresa Hanika

AutorBeate Teresa Hanika
Verlag btb Verlag
Erscheinungsdatum 3. September 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442757077

„Ich denke daran, dass ich die Erinnerungen einer völlig Fremden lese, einer Frau, die nicht mit mir verwandt ist, nichts mit mir gemeinsam hat, außer ein Stück Lebensweg, den wir zufällig teilen.“ (Zitat Seite 88)

Inhalt

Marielle, 40 Jahre alt, ist Künstlerin. Sie fertigt Skulpturen an und malt. Doch sie muss nicht von ihrer Kunst leben, denn durch eine Erbschaft ist sie vermögend. Aufgewachsen in New York und München, lebt sie nun in Amsterdam. Ihre Familie besitzt ein Landgut in Farnocchia und so hatte sie viele Sommer in der Toskana verbracht. Zuletzt im August 2003, wie immer zusammen mit ihrer Mutter Franka, die unheilbar krank ist und dort dann stirbt. Im April 2004 erhält Marielle ein Paket mit den ihr bisher unbekannten Tagebüchern ihrer Mutter. Frankas Aufzeichnungen beginnen im Mai 1944. Sie führen zurück nach Farnocchia und enthüllen ein Geheimnis, das auch Marielle betrifft.

Thema und Genre

Dieser Frauen- und Familienroman ist eine leise, intensive Geschichte. Es geht um Liebe und Distanz, beruhend auf Missverständnisse und Erfahrungen. Thema sind starke Frauen, problematische Mutter-Tochter Beziehungen und die langen Schatten der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Es geht auch um die Schuldfrage für Handlungen in Kriegszeiten. Die geschilderten historischen Ereignisse beruhen auf Tatsachen.

Charaktere

Auch wenn Männer in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, sind die Hauptprotagonistinnen Frauen: Marielle in der Gegenwart und ihre Mutter Franka, die ihre Geschichte in ihren Tagebüchern erzählt. Marielle hat zur Hausangestellten Martha eine wesentlich tiefere Beziehung als zu ihrer Adoptivmutter Franka, eine etwas verschlossene Frau, die immer etwas distanziert wirkt. Im Zuge der Handlung erfährt der Leser die Hintergründe, die auch das Verhalten der beiden Charaktere erklären.

Handlung und Schreibstil

Die Autorin versteht es wunderbar, auch mit leisen Tönen Spannung zu erzeugen. Sie lässt Marielle und Franka abwechselnd ihre Geschichte in Ich-Form erzählen, wobei der Erzählstrang Marielle in den Jahren 2003 und 2004 spielt, während Franka das für sie prägende Jahr 1944 durch ihr Tagebuch erzählt. Jedes Kapitel trägt als Überschrift den Namen der Protagonistin, Ort und Jahr, wodurch der Ablauf klar strukturiert und sehr gut zu lesen ist. Immer mehr Details erfährt man so beim Lesen, kleine Andeutungen lassen manches auch schon vermuten, bevor es sich bestätigt. Die klare Sprache ist dieser Erzählform angepasst.

Fazit

Ein beeindruckender, spannender Familien- und Frauenroman. Die Protagonistinnen und ihre Gefühle sind mit großem Einfühlungsvermögen geschildert. Beate Teresa Hanika ist eine Erzählerin, die es versteht, die Leser mit ihren Geschichten zu fesseln.

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