Zwitschernde Fische – Andreas Séché

AuthorAndreas Séché
Verlag ars vivendi verlag
Erscheinungsdatum 1. Februar 2012
FormatGebundene Ausgabe
Seiten168
SpracheDeutsch
ISBN-13978-1521122815

„Wer meinen Laden betritt, verliebt sich ins Bücherschreiben.“ (Originalzitat)

Inhalt

Yannis, 31, zelebriert Buchkäufe, zuerst ein passendes Frühstück und dann geht er los, ein Buch kaufen. Er träumt davon, selbst ein Buch zu schreiben. Eines Tages, wieder in Gedanken und Träume versunken, steht er plötzlich in einer kleinen Gasse vor einem alten Buchladen. Ein eigenartiges Buchgeschäft, findet Yannis, hier steht keine Kassa, die Bücher stehen scheinbar völlig ungeordnet in den vielen Regalen und auf manchen liegt sogar Staub. Er ist von der Buchhändlerin Lio verzaubert, wusste er ohnedies schon immer, die Frau seines Lebens entweder im Stadtpark, oder in einer Buchhandlung zu treffen. Beinahe täglich besucht er sie in der Buchhandlung und sie unterhalten sich über Bücher, Geschichten, Buchanfänge. Doch eines Tages ist Lio verschwunden und auch die Atmosphäre im Buchladen scheint sich irgendwie verändert zu haben. Und wer ist der Fremde mit der Leier, er nennt sich Eyn, der ihn angeblich helfen will, Lio zu finden? …

Thema und Genre

Dem Autor ist ein be- und verzauberndes Buch über Bücher, Literatur und Schriftsteller gelungen und vor allem über das Erzählen von Geschichten und ihren Einfluss auf unser Denken. Geschrieben in der Erzählform, umgibt die Rahmenhandlung um Yannis weitere, in verschiedenen Epochen der Vergangenheit stattgefundene Handlungen, wobei sich der Bezug dem Leser erst im Laufe der Geschichte erschließt. Gekonnt vernetzt der Autor Gerüchte und ungelöste Fälle der jeweiligen Ereignisse, schreibt seine eigene Geschichte in einer eigenen Version, wie es stattgefunden haben könnte und bleibt dennoch in einem „das wäre doch möglich“-Bereich.

Charaktere

Auch seine Figuren überzeugen den Leser, da ist der im Alltag etwas schüchterne Yannis mit seinen Träumen, der langsam lernt, sich den Flügeln der Phantasie anzuvertrauen, da ist die geheimnisvolle Lio mit ihrer ruhigen Gelassenheit und schließlich der mystische Eyn.

Handlung und Schreibstil

Wer schon Bücher von Andreas Séché gelesen hat, kennt die magischen Bilder, die er mit seiner beeindruckenden Sprachintensität in die Köpfe der Leser malt und man lässt sich gerne darauf ein, auch auf verwinkelte Handlungen und eine manchmal scheinbar willkürliche Symbolik. Doch man kann sich auch darauf verlassen, dass der Autor seine Geschichten stets magisch, manchmal verwirrend um einen ihm bekannten Erzählfaden webt, den er am Schluss nachvollziehbar auflöst.

Fazit

Für mich sein bestes Buch, das ich jedem Bücherfreund empfehle und auch allen Lesern, die sich manchmal einfach nur in die Schönheit der Sprache einer poetischen Geschichte vertiefen wollen. Im Gegensatz zu Lio und Yannis ordne ich meine Bücherregale nach Genres und ich habe auch eine Reihe von Büchern, die von Büchern, Buchhandlungen, biografisch und fiktiv, literarisch und belletristisch, handeln. Dieses Buch hier habe ich in e-Form auf meinem Kindle gelesen, aber es wird demnächst „auf Papier“ in meinem Regal stehen, um Zitate öfter mal nachzuschlagen und öfter wieder reinzulesen. Daher mein letzter Hinweis zu diesem außergewöhnlichen Buch – lieber gleich die gedruckte Version kaufen.

Haus im Schnee – Günter Hesse

AutorGünter Hesse
Verlag Militärverlag der DDR
Erscheinungsdatum 2. Aufl. 1985
FormatGebundene Ausgabe
Seiten170
SpracheDeutsch
ASINB001Q7D7GA

„Dieses Stillstehen und Stillhalten am Fuße der Insel war Luftholen, Kraftsaugen, Besinnung auf Kommendes.“ (Zitat Seite 6)

Inhalt

Alle sind eingetroffen, Sohn Klaus mit Ulla, den Zwillingen Ilona und Bettina und der Nachzüglerin Paula, ein Jahr alt. Tochter Brigitte mit Ehemann Wolfgang und Sohn Lothar, 27 Jahre alt. Die jüngste Tochter kommt mit Sohn Uwe. Nur Enkel Bernd bleibt bei seiner Fallschirmjäger-Einheit.

Doch dieser Silvester auf Rügen hat es in sich, ein gewaltiger Schneesturm zieht auf und die ganze Insel versinkt buchstäblich im Schnee und unter einer dicken Eisschicht. Das Haus am Moor ist komplett eingeschneit und vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten, wie die gesamte Insel Rügen. Genau in diesen Stunden erwartet Petra Koslowski, 19 Jahre alt und alleinstehend, ihr erstes Baby, also muss sich Lydia zu Fuß zu Petras entferntem Anwesen durchkämpfen, sie nimmt Lothar zur Unterstützung mit. Unterwegs retten sie Doktor von Droll mit Frau und Tochter vor dem sicheren Erfrieren im hängen gebliebenen Auto, bringen sie ins Haus am Moor mit, wo alle noch enger zusammenrücken müssen. Als auch noch der Strom ausfällt, sind Kreativität, spontane Hilfsaktionen und Mut gefragt. Ausnahmsweise sind da auch Julius Starke und Bürgermeister Willi Unger einer Meinung.

Thema und Handlung

Die Geschichte spielt im bis heute unvergessenen Katastrophenwinter 1978/1979, welcher mit riesigen Schneemengen und großer Kälte vor allem den Norden und Osten Deutschlands ins Chaos stürzte. Auch Rügen war schwer betroffen, Tiere verendeten Menschen starben, andere überlebten und haben diese Tage in abgeschiedenem, bangen Warten, ohne Strom, ohne Heizung. Viele der Ereignisse im Buch haben sich so ähnlich tatsächlich abgespielt. Aber auch an die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Menschen, wie Günter Hesse sie schildert, erinnert man sich noch heute, beinahe 40 Jahre später.

Interessant sind aber auch die parallelen Einzelschicksale der Mitglieder der Familie Starke. Besonders Julius, etwas starrköpfig, der gewöhnt ist, seinen Willen durchzusetzen, ruht nicht, bis er mit immer neuen Ideen, der dann sofort umgesetzt werden, das Schlimmste verhindert. Doch auch andere Familienmitglieder wachsen in dieser Gefahr über sich hinaus und es gibt überraschende Wendungen und Erkenntnisse.

Fazit

Menschsein ist Programm. Weich nicht aus. Streng dich an, Mensch!“ (Zitat Seite 141)

Dieses Buch ist nur mehr antiquarisch zu finden, ich habe es zufällig in der Stadtbibliothek Sassnitz entdeckt und damit auch ein kleines Stück Geschichte Rügens.

Sieh mich an – Mareike Krügel

AutorMareike Krügel
Verlag Verlag Piper
Erscheinungsdatum 1. August 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3492058551

„All das hier wird weiter existieren, mal wird das Meer einen Eisrand haben, mal wird es glatt und gleißend im Sonnenlicht liegen, mal werden Herbststürme seine Oberfläche aufpeitschen, und ich werde nicht dabei sein.“ (Zitat Seite 183)

Inhalt

Katharina, Anfang 40, seit 17 Jahren verheiratet, zwei Kinder, 17 und 11, lebt auf dem Land an der Ostsee, nahe Lübeck. Ihr Ehemann Costa ist Architekt und arbeitet seit etwas mehr als einem Jahr in Berlin, sie führen daher eine Wochenendehe. Katharina selbst hat Musikwissenschaften studiert und hält im Kindergarten Kurse für frühkindliche Musikerziehung ab. Als sie zufällig „das Etwas“ an ihrer Brust entdeckt, ignoriert sie es zunächst und versucht, ihren Alltag wie bisher zu leben. Dann kommt wieder ein Freitag und sie beschließt, das soll das letzte normale Wochenende sein, am Montag danach wird sie einen Arzt suchen und vor allem, darüber reden. Gerade an diesem Wochenende jedoch hat ihr Mann einen wichtigen Geschäftstermin und muss in Berlin bleiben. So ist Katharina mit ihrem Wissen um das „Etwas“ und dem turbulenten Familienalltag allein und zudem hat ein langjähriger, sehr guter Freund aus Studienzeiten seinen Besuch angekündigt. Chaos ist vorprogrammiert…

Handlung, Thema und Schreibstil

Die komplexe Geschichte spielt an einem einzigen Wochenende, in Ich-Form aus Sicht der Hauptprotagonistin Katharina. Ihr bisheriges Leben wird durch ihre Erinnerungen, Rückblenden, erklärt. So erscheint der Zeitraum für den Leser weitaus länger, auch auf Grund der Dichte der Ereignisse – und es passiert eine Menge an diesem Wochenende. Tochter Hella, mit 11 Jahren irgendwo am Beginn der Pubertät und durch ADHS ohnedies schwierig und jederzeit für Überraschungen gut, ist daran nicht unbeteiligt. Dadurch hält die Autorin den Leser im Bann, bis zum Finale furioso steigt der Spannungsbogen langsam aber stetig und ohne Längen an.

Katharina fühlt sich durch ihren Mann in Berlin allein gelassen, während sie in ländlicher Umgebung mit den Tücken des Alltags  kämpfen muss. Durch ihren ausgeprägten Beschützerinstinkt ist ziemlich chaotisch, obwohl sie ihr Leben in einzelne Listen zu vielen Themen ordnet. Haushalt ist definitiv nicht ihr Lebensinhalt. Insgesamt macht sie gerade das unfreiwillige Chaos, in das sie immer wieder schlittert, sehr liebenswert und lebensnah.

Es geht in diesem Roman nicht darum, wie eine Frau Krebs bewältigt, die Protagonisten müsste ja zunächst einen Arzt aufsuchen, um Gewissheit zu haben. Genau dieser Phase der Vermutungen, Unsicherheit, aber auch, was ist wenn, lässt die Autorin die Geschichte spielen.

Die Thematik reicht jedoch weit über das vordergründige Problem „Frau entdeckt ein Etwas an ihrer Brust“ hinaus. Die Hauptprotagonistin hatte sich ihren Berufsweg völlig anders vorgestellt, wollte ihre Dissertation in Musikwissenschaften beenden und eine interessante Lehrstelle in diesem Bereich suchen, als der Frauen gut bekannte Unterbruch durch die Familiengründung entstand. So stellt sich auch Katharina zwischendurch die Frage „was wäre gewesen, wenn“, besonders, da ihre drei Jahre jüngere Schwester Sissi ebenfalls an der Musikhochschuhe studiert hat und Cellistin geworden ist.

Buch ist trotz der ernsten Themen in einer humorvollen, wunderbar fließenden Sprache geschrieben, jede Seite birgt Sätze, die man am liebsten alle würde zitieren wollen. In keiner Phase der Geschichte gleitet die Hauptprotagonistin in jene wehleidige Larmoyanz ab, die sich in manchen Büchern zu ähnlichen Themen wie Alltagsleben, Probleme mit dem Partner, Verlust der Träume durch die banale Realität, findet, wo sich dann erwachsene Frauen wie Teenager gebärden und die mich als Leserin überlegen lassen, das betreffende Buch ärgerlich zur Seite zu legen. Hier ist es völlig anders, die Umsicht, Humor und Sprachqualität, mit der diese Autorin an das Thema herangeht ist beeindruckend und überzeugt. Vor allem gelingt es ihr, in der gesamten Geschichte einen positiven Unterton mitschwingen zu lassen.

Fazit

Es ist das erste Buch von Mareike Krügel, das ich gelesen habe, aber es wird keinesfalls das einzige bleiben. So sollte ein moderner Frauenroman geschrieben sein, keine Trivia, sondern Themen, die uns alle betreffen, überzeugend und sprachlich großartig umgesetzt.

Romeo oder Julia – Gerhard Falkner

AuthorGerhard Falkner
Verlag Berlin Verlag
Erscheinungsdatum 1. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten272
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3827013583

„Als ich meine Zimmertür von außen zuzog, war dick gelb umrandet ein Throw-up draufgesprayt: Romeo oder Julia: peng, peng.“ (Zitat Seite 162)

Inhalt

Kurt Prinzhorn ist ein Schriftsteller in einer Phase zurückgezogener, ländlicher Abgeschiedenheit, die er nur unterbricht, um zu wichtigen Literaturtreffen zu reisen, wo er als Vortragender eingeladen ist – so stehen nun Innsbruck, Moskau, Madrid auf dem Programm. Als er in Innsbruck ins Hotelzimmer zurückkehrt, steht er vor einer zwischenzeitlich benützen Badewanne, wo lange, schwarze Haare hinterlassen wurden. Sein Schlüsselbund fehlt und nach einem nächsten Einbruch auch die Tasche mit allen Notizbüchern, in denen er seine Vorträge vorbereitet hat. Weitere Zwischenfälle folgen in Moskau und Madrid – jemand verfolgt ihn, aber warum?

Thema und Genre

Der Roman wird aus Sicht des Schriftstellers Kurt in der ersten Person erzählt. Dies ermöglicht es dem Autor, teilweise humorvoll überzeichnete, teilweise sarkastische Bemerkungen zur Literaturszene, Kritik an der heutigen Hochglanz-Gesellschaft, literarische Anspielungen gekonnt in die Handlung einzufügen. Seine Liebe zur Sprache zeigt der Autor aber auch in den bildhaften Beschreibungen der Hotels, Städte, Landschaften. In den Personen rund um den Schriftsteller finden sich Charaktere, wie sie heute im Kunst- und Kulturbetrieb überall anzutreffen sind.

Charaktere

Der Hauptprotagonist Kurt scheint sich in einer Schaffenskrise zu befinden, ist aber auf Grund seiner bestehenden Werke bekannt und anerkannt. Der Leser fühlt mit ihm, besonders am Beginn der Vorkommnisse, da nicht nur er selbst zeitweise, sondern auch sein Bekanntenkreis nicht sicher ist, ob sich der Schriftsteller nicht alles nur einbildet.

Handlung und Schreibstil

Handlung und Schreibstil TextBeschreibungen von langen Hotelfluchten, Vorhängen, die „tosen“, dunklen Gassen und das Geheimnisvolle, Unerklärliche der Vorfälle lehnt der Autor an Elemente des Schauerromans des 19. Jhd. an. Wie auch dort, erfolgt die Aufklärung erst mit dem Schluss der Geschichte.

Der Roman ist in vier Teile gegliedert: Innsbruck, Moskau, Madrid und Endstation Berlin, welche dann in bezifferte Kapitel unterteilt sind. Eine besondere Bewandtnis gibt der Autor allen 13. Kapiteln, die jeweils den Abschluss der Teile Innsbruck, Moskau und Madrid bilden, denn hier erhält der Leser Hinweise auf mögliche Erklärungen für die Vorfälle. Sehr speziell ist das Kapitel 13 Moskau, denn hier führen die sprachgewaltigen Phantasien des Autors, scheinbar völlig zusammenhanglos, uns in vergangene Jahrhunderte zurück. Im Kapitel 13 Madrid erfährt Kurt und damit auch der Leser schließlich die tatsächlichen Hintergründe und Auflösung.

Fazit

Ein Roman für Leser zeitgenössischer Literatur, die bereit sind, auch die Sprache an sich wirken zu lassen, teilweise lange Satzgebilde, die sich nicht einfach mal so zwischendurch lesen lassen. Dennoch empfehle ich diesen Roman auch Lesern, die einen Gegenpol zu Trivia und Fantasy suchen, einfach Lust haben, sprachliches Neuland zu erlesen.

Olga – Bernhard Schlink

AutorBernhard Schlink
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 12. Januar 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257070156

„Du kannst aus dem, was dir gegeben ist, nicht das Beste machen, wenn du es nicht annimmst.“ (Originalzitat)

Inhalt

Olga Rinke wächst bei der Großmutter in ärmlichen Verhältnissen auf, da ihre Eltern früh ums Leben kamen. Für ihren Traum von einer Ausbildung hat die Großmutter wenig Verständnis. Doch Olga schafft durch Fleiß und ihren starken Willen die Aufnahmeprüfung auf das staatliche Lehrerinnenseminar, beendet die Ausbildung zwei Jahre später mit Erfolg und erhält ihre erste Anstellung als Lehrerin.

Herbert Schröder stammt aus einer sehr begüterten Familie, die Eltern besitzen ein Landgut, eine Zuckerfabrik und eine Brauerei. Seine Ausbildung ist vorgegeben: Abitur, dann Einritt ins Garderegiment.

Olga und Herbert kennen einander, seit sie Kinder sind und als sie älter werden, wird Liebe daraus. An eine Heirat ist jedoch nicht zu denken, da Herberts Eltern eine reiche Erbin ausgesucht haben. Doch Herbert zieht es ohnedies in der Ferne, zuerst Deutsch Südwest, dann Argentinien, Karelien, Brasilien, Sibirien. Doch zwischen diesen Reisen kehrt er immer wieder zu Olga zurück und sie verbringen gemeinsame Zeit. Dann beginnt er, sein größtes Vorhaben zu planen, die Nordostpassage und die Arktis für Deutschland zu erforschen. Ende Juli 1913 bricht die Expedition von Tromsö aus auf und scheitert. Herbert gilt als verschollen und Olga muss ihr eigenes Leben weiterleben.

Thema, Handlung und Schreibstil

Der Autor gliedert den Roman in drei Teile. Im ersten Teil wird von einem beobachtenden Erzähler die Kindheit von Olga und Herbert geschildert und Olgas Leben während der zwei Weltkriege, Flucht aus Schlesien bis in die frühen 50er Jahre. Dann wechselt die Erzählform in die Ich-Form, erzählt von Ferdinand, für dessen Mutter, Frau eines Pfarrers, sie als Näherin tätig war. Damals ist Ferdinand ein Kind und Olga nimmt sich Zeit für ihn. In diesem zweiten Teil schildert Ferdinand sein Leben, aber immer auch mit Bezug auf Olga, denn sie bleiben in Verbindung. Der dritte Teil wird anhand der Briefe, die Olga ab 1913 nach Tromsö, postlagernd, an Herbert geschrieben hat und die Ferdinand viele Jahre später in dieser Stadt entdeckt. Diese Briefe schließen noch offene Lücken in Olgas Leben.

Diese ungewöhnliche Erzählform ist großartig umgesetzt, da der Autor durch diese Form eine wichtige Periode der deutschen Geschichte am Beispiel eines einzelnen, langen Menschenlebens in die Handlung schlüssig einfügt. Dadurch und durch wechselnde weitere Protagonisten ergibt sich ein Gesellschaftsbild des 20. Jahrhunderts. Dennoch sorgen die flüssige Sprache und der Handlungsstrang dafür, dass die Lektüre spannend bleibt, überraschende Wendungen eingeschlossen.

Herbert ist zwar einer der Hauptcharaktere, da auch seine Geschichte jedoch aus der Sicht Olgas geschildert wird, dominierten hier seine Suche nach Ferne, Weite und der Wunsch, etwas Besonders zu tun. Auch wenn er immer wieder zu Olga zurückkehrt, hält er es nicht an einem Ort aus.

Olga dagegen zeigt sich uns als starke Frau, die ihren Weg geht, weil sie es will. Sie ist von großer Herzenswärme, besonders Kindern gegenüber. Als Lehrerin fördert sie die Ausbildung von begabten Kindern, setzt sich für Stipendien ein. Sie erkennt klar Ferdinands Einsamkeit und fördert ihn, wie zuvor schon Eik. Sie steht Kriegen und vor allem der Entwicklung Deutschlands immer sehr kritisch gegenüber.

Ferdinand studiert und arbeitet sein ganzes Leben in einem Ministerium. Er ist, im Gegensatz zum ruhelosen Herbert, ruhig und beständig.

Fazit

Bernhard Schlink enttäuscht auch mit seinem neuen Roman seine Leser nicht und ich empfehle diese Lektüre allen, die eine Erzählung mit zeitgeschichtlichem Hintergrund schätzen, in literarischer Qualität, aber ohne je bemüht zu wirken.

Spätzünder – Bert Sieverding

AutorBert Sieverding
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 6. November 2014
FormatKindle
Seiten256 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3732308446

Doch dann fuhr Didi mit seinem Mercedes vor und für mich kam alles anders….. (Klappentext)

Inhalt – Klappentext

Didi und ich kannten uns schon seit der Schulzeit. Wir hatten zusammen an unseren Hondas geschraubt und uns in dieselben Mädchen verknallt, was man halt so anstellt im platten Südoldenburg. Er der Stadtjunge, ich das Landei. Klar, dass wir zusammen studieren wollten, um später mal Rennwagen zu konstruieren. Er den Motor, ich das Chassis. Er fiel durchs Abi und ich musste zum Bund! Ein Jahr später führte uns die ZVS wieder zusammen: Wintersemester 78/79, Maschinen-baustudium an der TU-Braunschweig. So ein Glück, dachte ich.

Handlung und Schreibstil

Dies ist der erste Band um Bert, den Maschinenbau-Studenten, der in einfachen Verhältnissen auf dem Land aufgewachsen ist und nun beginnt, in Braunschweig Maschinenbau zu studieren. „Spätzünder“ bezieht sich einerseits auf das etwas eigensinnige alte Auto, das er sich mit seinen bescheidenen Mitteln leisten kann, andererseits aber auch auf seine Entwicklung. Plötzlich in der Stadt,t nicht einfach für ihn, dazu noch der Behördendschungel und sein sprachgewandter Freund Didi ist nicht die Hilfe, mit der er gerechnet hatte. Doch es dauert eine Zeit, bis er dies erkennt. Am Ende des Semesters jedoch hat er Selbstvertrauen und Sicherheit gewonnen.

Fazit

Diese Erzählung und der Nachfolgeband „Mitbewohner“ ist eine typische Coming-of-age Geschichte, die man heute bei deutschsprachigen Autoren selten findet und die man daher mit Vergnügen liest. Ein gelungener Rückblick auf die späten 70er Jahre, klar strukturiert in einer eben solchen Sprache, vermutlich mit autobiografischen Elementen.

Böses Geheimnis – B.C. Schiller

AutorB.C. Schiller
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 4. Januar 2018
AusgabeKindle
Seiten249 (Print Ausgabe
SpracheDeutsch
ASINB07J1CG9ZK

Jemand wurde ziemlich nervös, seit sie sich mit dem Fall Lisa Manz beschäftigte. Doch langsam nahm die ganze Angelegenheit ziemlich gefährliche Dimensionen an.“ (Originalzitat)

Inhalt

Levi Kant war Ermittler bei der Mordkommission, doch seit einer schweren Schussverletzung unterrichtet er an der Polizeiakademie.

Olivia Hofmann ist Psychiaterin. Als Jonathan, einer ihrer Patienten, ein totes Mädchen zu sehen glaubt, das vor fünf Jahren aus der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie verschwunden war, will sie der Sache nachgehen. Denn dieses Mädchen, Lisa Manz, war damals ermordet aufgefunden worden. Olivia kontaktiert den damaligen Ermittler Levi Kant, der sich darauf hin bemüht, diesen inzwischen als Cold Case abgelegten Fall wieder aufzurollen. Doch es scheint einige Leute zu geben, die genau dies nicht wollen…

Thema und Genre

Mit diesem neuen Fall, der in Wien spielt, stellt das thrillige Autorenduo den Lesern ein sehr spannendes Verwirrspiel und ein neues Ermittlerduo vor. Auch diesmal sind es keine sachlich-einfachen Persönlichkeiten, sondern beide haben, jeder für sich, mit den eigenen Dämonen zu kämpfen.

Charaktere

Levi Kant vermisst das Gefühl, auf einer wichtigen Spur zu sein, den Fall Stück für Stück aufzurollen und den Täter zu stellen. Der Fall Lisa Manz hat ihn in diesen fünf Jahren nicht losgelassen, da die Vorfälle von damals nie aufgeklärt werden konnten. Als Olivia ihn mit einer neuen Spur und neuen Fakten konfrontiert, beginnt er wieder zu ermitteln. Bei seinen Befragungen weist er nicht unbedingt darauf hin, dass er gar nicht mehr aktiv ist.

Olivia Hofmann kümmert sich nicht nur um ihren dementen Vater, sondern muss vor allem damit leben, dass vor fünf Jahren ihr damaliger Ehemann mit der gemeinsamen Tochter spurlos verschwunden ist. Gerade deshalb lässt sie der Fall Lisa Manz nicht mehr los. In beide Charaktere kann der Leser sich hineinfühlen, sie agieren stimmig.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung zieht den Leser sofort mitten ins Geschehen und zusätzliche Spannungselemente werden durch Rückblicke auf das damalige Geschehen aus der Sicht von Lisa Manz, welche in die aktuellen Geschehnisse eingeflochten sind, aufgebaut.

Am Ende dieses ersten Falles findet sich, so viel darf verraten werden, ein Hinweis darauf, dass schon ein nächster Fall die Zusammenarbeit des Teams Levi Kant – Olivia Hofmann erfordert.

Fazit

Ein spannender Cold Case und ein neues Ermittlerduo, das wissen will, was damals geschehen ist. Wenn man dieses Buch zu lesen beginnt, sollte man entweder einen langen, ruhigen Lesenachmittag vor sich haben, oder aber, beginnt man am Abend, sicher sein, dass man am nächsten Tag keine wichtigen Termine hat, wo man unbedingt ausgeschlafen sein muss.

Das Erbe der Rosenthals – Armando Lucas Correa

AutorArmando Lucas Correa
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 21. Dezember 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten432
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3785726020

„Es steht zu hoffen, dass das Problem mit den Hebräern, die aus europäischen Häfen zu uns kommen, heute gelöst wird.“ Diario de la Marina, Zeitung Havannas, 28. Mai 1939 (Zitat)

Inhalt

1939: Nach den Novemberpogromen 1938 beschließt Hannah´s Vater, Prof. Max Rosenthal, dass es an der Zeit ist, Deutschland zu verlassen. Hannah, die noch nicht ganz 12 Jahre alt ist, sieht dies völlig anders, sie will in ihrer Heimat bleiben, obwohl ihr ausser Leo, der ebenfalls Jude ist, keine Freunde mehr geblieben sind. Auch Hannah´s Mutter Alma erträgt es kaum, die Wohnung und alle Besitztümer verlassen zu müssen, um über die ihr völlig unbekannte, fremde Insel Kuba dann irgendwann nach Kanada auswandern zu dürfen. Als Hannah erfährt, dass auch Leo und sein Vater an Bord der St. Louis gehen werden, fühlt sie sich besser. An Bord der St. Louis ahnt niemand, dass in Kuba nur wenige Personen mit Visa eines kubanischen Konsulats an Land gehen dürfen. Dies trifft auf Hannah und ihre Mutter zu, jedoch nicht auf ihren Vater Max, Leo und dessen Vater. Die beiden Frauen müssen nun in einem ihnen völlig fremden Land, in dem sie sich auch weiterhin nicht willkommen fühlen, zurecht kommen und weiterleben. Wird Hannah ihren Vater und Leo wiedersehen und Kuba verlassen können?

2014: Anna, die mit ihrer Mutter in New York lebt, ist beinahe zwölf Jahre alt, als sie ein dickes Kuvert mit alten Fotos erhält. Die Post kommt von der Familie ihres Vaters Louis, der 9/11, noch vor Annas Geburt, ums Leben kam. Hannah, die Tante ihres Vaters und somit Großtante von Anna, lebt in Havanna. Anna und ihre Mutter fliegen nach Havanna, um mehr über die Familie von Anna´s Vater zu erfahren. Werden sie in Kuba Antworten auf ihre Fragen erhalten und was werden sie über die Vorfahren ihres Vaters erfahren?

Thema und Genre

Dieser Roman präsentiert sich weniger als Geschichte jüdischer Auswanderer, sondern hauptsächlich als Geschichte Kubas, wobei die tragische Geschichte der St. Louis und das Verhalten Kubas gegenüber den 936 jüdischen Flüchtlingen aufgearbeitet werden soll. Es scheint hier mehr um eine Aufdeckung der Schuld Kubas zu gehen, als um die Situation der jüdischen Bevölkerung unter den Nationalsozialisten.

Charaktere

Die Hauptprotagonistinnen scheinen irgendwie mehr mit sich selbst und den eigenen Befindlichkeiten beschäftigt, als miteinander. Hannah und Anna werden von ihren Müttern meistens damit alleine gelassen, mit den Ereignissen in ihrem Leben klarzukommen. Besonders die Apathie, Unzufriedenheit und Mischung aus Hass und Larmoyanz Almas, mit denen diese ihre Tage ab der Landung auf Kuba füllt, sind nicht schlüssig. Daran können auch die weiteren Ereignisse nichts ändern. Deshalb sind für mich die entsprechenden Entscheidungen der jungen und später älteren Hannah nicht nachvollziehbar. Sympathisch ist die junge Anna, die mit großem Interesse in eine ihr bisher fremde Welt eintaucht.

Handlung und Schreibstil

Der Aufbau, die beiden Mädchen Hannah und Anna abwechselnd erzählen zu lassen, hat mich schon in der Leseprobe neugierig gemacht. Diese Erzählweise wird durch die gesamte Geschichte beibehalten.

Der Roman ist in einer sehr einfachen Sprache geschrieben, was wohl der Denkweise der  beiden Mädchen angepasst wurde, da ja beide in der Ich-Form erzählen und der überweigende Tei der Ereignisse tatsächlich 1939 und 2014 stattfindet, als beide Mädchen, wenn auch 75 Jahre getrennt, 12 Jahre alt sind. Die Geschichte Hannahs in den Jahren 1940 bis 2014 ist dann relativ straff gehalten, sprachlich jedoch unverändert. Die Handlung ist dennoch spannend erzählt, die Zusammenhänge klar strukturiert und schlüssig. Da es sich jedoch um geschichtlich bekannte Tatsachen handelt, sind die zahlreichen Cliffhanger, speziell während der Kapitel der Schiffsreise, entbehrlich. Dass der Autor die letzte Szene mit Hannah dann noch tief in Gefühlskitsch tauchen musste, passt für mich überhaupt nicht, besonders in Anbetracht des ernsten Themas dieser Geschichte.

Obwohl der Autor eine Liste mit Quellenangaben am Buchende beifügt, ist seine Sichtweise der jüdischen Auswanderer erstaunlich einseitig. Hannah´s Familie ist begütert und hat schon vor der Flucht ein Haus in Kanada und ein Haus in Kuba erworben. Alma, Hannah´s Mutter, reist mit sieben großen Koffern voll exquisiter Garderobe. Es wird hier ein winzig kleiner Teil von begüterten Juden auf der Flucht gezeigt, Feste und Abendkleider, Teatime und gesellschaftliche Arroganz an Bord der St. Louis. Was ist mit der Mehrheit der insgesamt 900 Flüchtlinge, zusammengepfercht im Inneren des Schiffes, kein Haus mit Bediensteten, kein Treuhandvermögen, das auf sie wartet, praktisch mit nichts als mit dem Leben und der Angst auf der lebensgefährlichen Flucht. Darüber verliert der Autor kein Wort, was in meinen Augen in einem Roman, der sich mit diesem Thema befasst, nicht fehlen sollte.

Fazit

Vom Verlag wird als Altersgruppe „ab 16 Jahren“ angegeben, also YA, junge Erwachsene. Da die Ereignisse und das Leben insgesamt aus Sicht von Zwölfjährigen in einem sehr einfachen Stil erzählt werden, würde ich die Altersempfehlung ebenfalls „Jugendliche, ab 14 Jahren“ ansetzen – ein Alter in dem in den Schulen auch das „Tagebuch der Anne Frank“ gelesen wird. Mir wurde dieses Buch für Erwachsene empfohlen, da ich kurz zuvor „The Nightingale“ gelesen hatte. Doch zwischen diesen beiden Büchern liegen Welten.

Mitbewohner – Bert Sieverding

AutorBert Sieverding
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 2. September 2015
FormatKindle
Seiten200
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3732356867

»Wie, was heißt das: selber bauen? Sie meinen, ich geh zum Völkner, kauf mir die Teile und schraub alles in eine Holzkiste?« (Zitat Klappentext)

Inhalt

Sommer 1979: Bert hat es nicht leicht mit den Mitbewohnerinnen im Studentenwohnheim. Gerade erst ist der Maschinenbaustudent von seiner großen Liebe Anna verlassen worden, da drängt sich die redselige Jule in sein Leben. Die Atomkraft-Gegnerin hat klare Vorstellungen vom Umgang mit der Umwelt und dem moralischen Handeln angehender Ingenieure.
Und dann sind da noch die schöne Biologiestudentin Sabine, die sich für den Tierschutz einsetzt und so gar nicht mit Berts Praktikumsplänen bei einem Betrieb zur Planung von Anlagen zur Massentierhaltung in seiner alten Heimat Südoldenburg einverstanden ist, sowie sechzehn Kisten Wein aus Rheinhessen und ein ständig kaputter Opel Kadett. Gut, dass es zumindest noch einen Rückzugsort gibt: den Bastelkeller des Wohnheims, zum Bau von Lautsprecherboxen.

Thema und Genre

Zur Zeit ist diese knappe Erzählung aus dem Alltag eines Maschinenbau-Studenten im Braunschweig der späten 70er Jahre nur in der Kindle Version vorhanden, da der Autor über eine Überarbeitung und Neuauflage nachdenkt.

Handlung und Schreibstil

Die Erzählung ist aus der Sicht des Hauptprotagonisten Bert in der Ich-Form geschrieben. Was auffällt, ist der Sprachstil mit kurzen Sätzen, beinahe wie hingeworfen. Auch die Dialoge kommen ohne wortreiche Erklärungen aus, bleiben in diesem Stil der knappen Sätze. Dennoch schafft es der Autor, sowohl das Umfeld, als auch die einzelnen Bewohner und Bewohnerinnen des Studenten-Wohnheims so gut zu beschreiben, dass sich beim Leser die Bilder im Kopf einstellen. Eine geradlinige Geschichte, ohne seitenlange Schilderungen von Befindlichkeiten.

Es sind Alltagssituationen, mal ernsthaft, mal traurig, mal skurril. Als roter Faden zieht sich die Suche Berts nach der perfekten Lautsprecherbox im Eigenbau durch die Handlung und diese Entwicklung der immer besseren Soundbox ergibt einen Spannungsbogen, der zum Weiterlesen zwingt.

Mitbewohner ist der zweite Roman rund um den Protagonisten Bert, der erste Teil trägt den Titel Spätzünder. Auch wenn es genügend Hinweise auf die Vorgeschichte gibt, um diesen zweiten Band als Einzelgeschichte lesen zu können, trägt in der aktuellen Form der erste Band mit den Ereignissen sehr zum besseren Verständnis der Handlungen von Bert in diesem zweiten Band bei.

Fazit

Ein Buch für alle, die diese Zeit erlebt haben, die Musik und das Lebensgefühl kennen, aber sicher auch für jüngere Menschen, da sich die Probleme von damals bis heute nicht geändert haben und aktueller denn je sind.

Ein ganz besonderes Jahr – Thomas Montasser

AutorThomas Montasser
Verlag Piper Taschenbuch
Erscheinungsdatum 14. Januar 2016
FormatTaschenbuch
Seiten192
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3492306898

„Der Wetterumschwung hatte sich durch nichts angekündigt.“ (Zitat)

Inhalt

Mit diesem Satz beginnt ein kleines Buch, das Valerie in der kleinen Buchhandlung ihrer Tante Charlotte findet. Valerie wundert sich noch darüber, dass Tante Charlotte dieses Buch überhaupt ins Regal gestellt hat, hört die Geschichte doch nach einigen Seiten auf und es folgen viele leere, weiße Seiten – eindeutig ein Fehldruck. Noch eigenartiger ist, dass eines Tages ein junger Mann die Buchhandlung betritt, einige Bücher kauft und begeistert ist, als er genau dieses Buch „Ein ganz besonderes Jahr“ entdeckt.

Thema und Genre

Dieser Roman handelt von einer alten, kleinen Buchhandlung, vor allem aber von Büchern und den Menschen, die sich für Bücher begeistern und die uns im Laufe der Handlung begegnen.

Charaktere

Valerie, Mitte 20, hat gerade ihr BW Studium abgeschlossen, wollte noch den Master machen und ihre Karriere planen, als ihre Tante Charlotte im Alter von beinahe 80 Jahren plötzlich verschwindet und in einer Nachricht mitteilt, dass Valerie sich um das Geschäft kümmern soll. Für Valerie beginnt eine Reise in die Welt der Bücher, aber auch der Überlegungen, was sie mit einer Buchhandlung tun soll, die seit den 50er Jahren existiert, aber kaum mehr Kunden hat. Doch sie unterschätzt die Kraft der Literatur und der Bücher.

Handlung und Schreibstil

Der Autor schreibt in der dritten Person, allerdings nahe an einer personalen Erzählform, sein Hauptcharakter ist Valerie. Sie und die Buchhandlung stehen im Mittelpunkt der Handlung, die sich über ein Jahr erstreckt. Für den Spannungsbogen sorgt die Frage nach dem Verschwinden von Tante Charlotte und die Auflösung. Dennoch ist nicht Spannung das Hauptanliegen des Autors, sondern es geht um Literatur, Bücher, die Sprache und die Freude daran. Vor allem aber geht es um die kleine Buchhandlung, die versucht, neben den Einkaufszentren und großen Buchhandelsketten zu bestehen. Jeder von uns kennt wohl noch so eine Buchhandlung.

Fazit

Valerie, die Hauptprotagonistin, wächst dem Leser ans Herz und ihre Veränderung im Laufe dieses Jahres, als sie sich teilweise durch die Bestände der Buchhandlung liest.

„Es ist ein Unterhaltungsroman. Aber er ist so erzählt, wie man Geschichten erzählen sollte.“ (Zitat, Seite 84). Dieses Zitat aus der Handlung trifft auch auf diesen Roman zu.

Ein Buch für einen unterhaltsamen, angenehmen, entspannten Lesenachmittag, das ich allen Lesern empfehle, die nie an einer Buchhandlung vorbei gehen können, ohne sie zu betreten und „sich nur umzusehen“ – und diese nie mit leeren Händen wieder verlassen.

London Stalker – Oliver Harris

AutorOliver Harris
Verlag Karl Blessing Verlag
Erscheinungsdatum 13. März 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3896675606

„Ein kluger Mann würde Samen kaufen, Kompost in die Schubladen seines alten Schreibtischs füllen und als Einsiedler weiterleben.“ (Originalzitat)

Inhalt

In diesen dritten Fall wird Detective Nick Belsey eher durch Zufall verwickelt. Er ist im Dienst suspendiert und es wird eine Anklage gegen ihn vorbereitet. Daher ist er untergetaucht, ohne festen Wohnsitz lebt er teilweise im ehemaligen, nun aufgelassenen Polizeirevier in Hampstead. Da bittet ihn Maureen Doughty um Hilfe – ihr erwachsener Sohn Mark Doughty ist seit zwei Tagen verschwunden. Als Nick Belsey im Zimmer des Vermissten Hinweise findet, dass Mark Doughty den bekannten Star Amber Knight intensiv gestalkt hat, erwacht seine Neugierde an diesem Fall. Zu diesem Zeitpunkt hat er noch keine Ahnung, welche Lawine an Ereignissen er mit seinen unverfrorenen Ermittlungen auslöst – und wie passt sein ehemaliger Mentor Detective Chief Inspector Geoff McGovern ins Bild?

Thema und Genre

London-Thrillerreihe mit Detective Nick Belsey, Band 3

Die Welt der Stars und Starlets, IT Girls, der sogenannten Influenzer wird sehr treffend geschildert, das Ganze im Ambiente des Adels und Geldes in der Weltmetropole London. Sehr realistisch tritt im Zuge der Ermittlungen von Nick Belsey aber auch die andere, arme Seite Londons auf, oft nur durch eine Straße voneinander getrennt.

Charaktere

Ein spezielles Thema ist der Hauptcharakter, Nick Belsey. An ihn muss man sich erst gewöhnen, auch wenn man als Leser Ermittler mit Ecken und Kanten, einem Eigenleben im Graubereich, bevorzugt. Dieser hier bewegt sich ausschließlich im Dunkelgraubereich, oft neben dem Gesetz, in dieser Geschichte hier auch auf der Flucht vor dem Gesetz, wobei er teilweise zu unrecht zum Verdächtigen erklärt wird, weil er bei seinen Ermittlungen mächtigen Interessen in die Quere kommt. Streckenweise wird er zum Getriebenen, der aber trotz allem zu den „Guten“ gehört.

Was den Leser für Nick Belsey einnimmt ist die Art, wie er direkt und kompromisslos ermittelt und die Selbstverständlichkeit seines Auftretens.

Handlung und Schreibstil

Oliver Harris behält auch in diesem dritten Band um Nick Belsey seinen lockeren, frechen Schreibstil bei und erzählt flüssig. Die Handlung ist schnörkellos spannend aufgebaut, von der ersten Seite bis zum show-down zum Ende der Geschichte. Cliffhanger hat dieser Autor nicht nötig, er packt seinen Leser, indem er bei jeder Antwort, die Belsey findet, gleichsam zwei neue Fragen aufwirft. Dies und unerwartete Wendungen machen die Geschichte sehr spannend.

Fazit

Ein Roman, ich würde sagen, Thriller, auf jeden Fall für Leser, die bereits die beiden Vorgängerromane um Nick Belsey gelesen haben. Aber auch Leser, die eine sehr spannende Geschichte lesen wollen, die ein aktuelles Thema in London spielen lässt, werden nicht enttäuscht. Ein geradliniger Thriller, mit einer großen Prise Humor viel Action. Auch wenn man die ersten Fälle „London Killing“ und „London Underground“ nicht gelesen hat, gibt der Autor genügend Hinweise, um sofort in die Handlung einzusteigen. Richtig spannende Unterhaltung, ein fesselndes Buch, das eine lesend verbrachte Nacht garantiert.

Gustafssons Jul – Lars Simon

AutorLars Simon
Verlag dtv Verlag
Erscheinungsdatum 13. Oktober 2017
FormatTaschenbuch
Seiten176
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-423-21695-1

„Wie ich Ihnen bereits sagte, ich bin davon überzeugt, dass Liebe und Hoffnung das Wichtigste sind, das wir besitzen.“ (Originalzitat)

Inhalt

Nach dem Tod seiner Frau verbannt Carl-Johann Gustafsson, ein alter, erfolgreicher und begüterter Kunsthändler, ein weihnachtliches Ölgemälde aus der Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Dachboden. Auch er selbst lebt sehr zurückgezogen auf seinem großen Landgut. Nach zehn Jahren jedoch holt sein Hausdiener Alfred das Gemälde vom Dachboden und Carl-Johann Gustafsson findet es an der Zeit, Weihnachten wieder mit der Familie, Kinder, Enkel, Urenkel zu verbringen. Doch der Weihnachtsfriede scheint weit entfernt, da bei seinen Söhnen und deren Ehefrauen nicht das Familienfest im Vordergrund steht, sondern der Hintergrundgedanke an mögliche Auswirkungen der Feier auf das Erbe. Wird es helfen, dass plötzlich sogar zwei, statt einem Weihnachtsbaum im Esszimmer stehen? Kann es für diese Familie noch ein Weihnachtswunder geben?

Thema und Genre

Eine Geschichte, in der es um den Sinn von Weihnachten geht und um die Familie.

Charaktere

Mein Lieblingscharakter ist Susanna, die ihren Großvater versteht und versucht, die Geschehnisse in eine friedliche Bahn zu lenken. Susanna, die Malerin am Beginn einer möglichen Karriere als Künstlerin, interessiert sich nicht für mögliche Anteile am Erbe, sondern wünscht sich ein fröhliches Weihnachtsfest, wie jene sorglosen Weihnachtstage ihrer Kindheit auf dem Landgut.

Handlung und Schreibstil

Eine schwedische Weihnachtsgeschichte nennt der Autor diese Erzählung über eine Familie, deren Mitglieder im Bemühen, sich selbst perfekt zu präsentieren, beinahe den Sinn von Weihnachten, ein fröhliches Zusammenkommen im Familienkreis, übersehen. Das Buch beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog, das eigentliche Geschehen reicht in Kapiteln vom 22. Dezember bis zum 25. Dezember. Auch wenn Lars Simon in bekannt humorvoller Art die einzelnen Protagonisten etwas überzeichnet, so bleibt ihr Verhalten doch durchaus im Bereich des Realen. Familienfehden an der festlichen Weihnachtstafel sind wohl zeitlos, wie das Fest selbst. Dennoch findet der Leser im Laufe der Handlung in jeder der Personen positive Eigenheiten, einige Verhaltensweisen haben ihre Wurzeln tief in der Vergangenheit und lösen sich nur langsam.

Fazit

Gustafssons Jul, ein liebevoll-dezent glitzernd gestaltetes kleines Buch vom dtv Verlag, ist eine zauberhafte Weihnachtsgeschichte und ich empfehle sie allen, die ein paar entspannte Lesestunden innerhalb des Trubels dieser Vorweihnachtstage genießen wollen. Das Nachwort des Autors lädt uns dann noch zum Nachdenken ein. Eine perfekte Einstimmung auf das Fest.

Immer wieder Licht ein Fenster – Friedrich Treber

AutorFriedrich Treber
Verlag Books on Demand
Erscheinungsdatum 6. Februar 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten100
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3743166714

Zit

„Verborgen träumen Wege, spottend Maß und Zahl. Nur geh, auf jedem Weg zählt ein Schritt viel.“ (Originalzitat aus dem Gedicht: In Zeiten des Verfehlens)

Inhalt, Thema und Sprache

Für Lyrik sollte man sich Zeit nehmen, sich darauf einlassen. Man wird die einzelnen Gedichte öfter lesen wollen und einerseits ergründen, was uns der Autor sagen will, aber auch die eigene Sichtweise, das eigene Gedankenbild dazu finden.

Der Autor Friedrich Treber ordnet seine Gedichte in diesem Band nach den vier Jahreszeiten an, er beginnt mit dem Frühling und misst die Frage nach noch verbleibenden Lebensjahren nicht nur in Nestbauzeiten der Vögel, sondern auch in Heizperioden. Es folgen Sommer, Nachsaison und Herbst. Weihnachten und das Ende eines Jahres schließen den Kreis. Dieser Vergleich mit den Jahreszeiten bedeutet jedoch nicht nur einen Bezug zur Natur, sondern vielmehr geht es um viele unterschiedliche Themen, aber immer wird der Umgang der Menschen miteinander hinterfragt.

Ein wichtiges Anliegen ist dem Autor die in der Realität noch immer unlösbar zu scheinende Frage, wie wir verhindern können, dass der Zufall, in welches Umfeld ein Kind geboren wird – arm oder begütert, Krieg oder Frieden – schon über den Verlauf des späteren Lebens dieses Kindes entscheidet. Diese Problematik klingt in vielen dieser Gedichte durch.

Die Lyrik dieses Autors ist intensiv und manche Gedichte muss man über die Zeilenumbrüche hinweg laut lesen, damit sich der Sinn dann durch die Melodie der Sprache öffnet. Interessant ist, wie der Autor mit vielen Versformen spielt, Reim, klassische und ungewöhnliche Versformen und immer scheint erst der Rhythmus die Gedanken und die Aussage zu enthüllen.

Fazit

Ein Buch für Leser, die Lyrik schätzen, welche nicht nur durch Wortfragmente und Buchstabenspiele neue Wege sucht, sondern sprachlich ausgewogen zum Nachdenken und Mitdenken anregt. Doch auch für Leser, die seit der Schulzeit keine Gedichte mehr gelesen haben, lohnt es sich, sich für diesen Lyrikband Zeit zu nehmen. Es gibt keinen Spannungsbogen, der zum Weiterlesen antreibt, hier kann man sich zurücklehnen und in Ruhe jede einzelne Zeile auf sich wirken lassen.

Knickerbocker4immer: Alte Geister ruhen unsanft – Thomas Brezina

AutorThomas Brezina
Verlag Verlag Ecowin
Erscheinungsdatum 9. November 2017
FormatHardcover
Seiten416
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3711001610

„Aus der verschworenen Bande wurden Fremde und Erwachsene, die ihren Weg gingen. Allein. Bis zu jenem Brief.“ (Zitat Klappentext)

Inhalt

Alex, Lilo, Poppi und Dominik sind zurück. Bekannt als „Kickerbocker-Bande“, haben sie in ihrer Kindheit zahlreiche Fälle gelöst und Täter entlarvt, die die Polizei ohne ihre Hilfe nicht so rasch gefunden hätte. Aus Kindern wurden Teenager und auf Grund eines ungelösten Missverständnisses kam es zum Streit. Plötzlich erhalten sie eine Einladung zu einem Treffen, der sie auch folgen, aber bald stellen sie fest, dass sie unter völlig falschen Voraussetzungen in eine Villa auf eine ansonsten einsame Insel gelockt wurden.

Rasch müssen sie erkennen, dass sie sich in tödlicher Gefahr befinden, doch wer steckt dahinter, wem können sie noch trauen? Ein neues Rätsel muss gelöst werden und sie stellen sich dieser Aufgabe …

Charaktere

Der Autor schafft es, die Kinder realistisch und nicht irgendwie verklärt erwachsen werden zu lassen, nicht alle haben den Lebensweg eingeschlagen, der irgendwie zu erwarten gewesen wäre, auch das ist das Leben. Dominik und Poppi haben tatsächlich ihren Traumberuf gewählt, doch auch bei Dominik gibt es eine Menge Schatten, Ecken und Kanten, was dieses Buch definitiv in den Bereich „Krimi für Erwachsene“ bringt.

Handlung und Schreibstil

Der Erzählstrang findet auf mehreren Ebenen statt, der Leser kennt die Zusammenhänge, die vier Hauptprotagonisten dagegen noch nicht und das macht die Lektüre spannend und „Nächte füllend“. Schön ist, wie die ehemaligen Freunde langsam das gegenseitige Misstrauen und Vorurteile auflösen, die alten Eigenheiten in den nun erwachsenen Menschen wieder finden und einander auch als Erwachsene akzeptieren lernen und das alte Vertrauen wieder aufbauen. Auch alte Gefühle sind wieder da – aber mehr sei nicht verraten.

Fazit

Ein flüssig geschriebenes, spannendes Buch für alle, die mit der Knickerbocker-Bande aufgewachsen sind, zu begeisterten Lesern wurden und inzwischen erwachsen sind. Ein Buch aber auch für alle Eltern, die, wie ich, zu nächtlicher Stunde heimlich die Knickerbocker-Romane ihrer Kids auch gelesen haben –ok dann auch „mit Erlaubnis“ und so konnte man zum Beispiel bei der Besichtigung von Graz gemeinsam den Wegen der Knickerbockers rund um den Schlossberg und Uhrturm folgen.

Insgesamt empfehle ich die spannenden Bücher der Originalserie allen Kindern ab der 3. Volksschulklasse und die Eltern finden bei diesem ersten Buch für Erwachsene einen guten Einstieg in die Welt der Knickerbocker-Bande.

Der Tod zwischen den Inseln: Ein Fall für Lasse Larsson. Usedom-Krimi – George Tenner

AutorGeorge Tenner
Verlag Schardt, M
Erscheinungsdatum 20. Juli 2016
FormatTaschenbuch
Seiten285
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3898418942

„Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ (Originalzitat)

Inhalt

Der Motorsegler Mercurius, gechartert von der Kiliwhite Ltd., verschwindet spurlos auf der Ostsee und auch die vier Männer, die sich auf dem Schiff befanden. Was hat es mit dem Kutter Cinereo Lupus auf sich, der sich mehrmals in der Nähe des verschwundenen Motorseglers aufzuhalten schien. Nicht nur Kommissar Lasse Larsson und das suchen nach den Hintergründen und möglichen Zusammenhängen, auch der schwedische Geheimdienst SÄPO scheint irgendwie in diese Sache verwickelt …

Thema und Genre

Dieser Fall um den Ermittler Lasse Larsson führt in die Welt der Geheimdienste, die Handlung spielt zwischen aktuellen Vorfällen und Ereignissen in der Vergangenheit, teilweise auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt.

Fazit

Ich würde dieses neue Buch aus der Reihe der Usedom Krimis eher dem Genre Spionageroman zuordnen. Spannend geschrieben, aber mit einer Fülle von Informationen zu politisch brisanten und aktuellen Themen, liest sich die Geschichte zwar sehr spannend, aber wer Thriller-Qualitäten erwartet, wird enttäuscht sein. Zumindest die Kindle-Ausgabe sollte nochmals Korrekturgelesen werden.

Ein informatives Buch für Fans von sachlichen Spionageromanen im Graubereich der Geheimdienste, mit einem sympathischen Ermittler.

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen – Lars Simon

AutorLars Simon
Verlag dtv
Erscheinungsdatum 10. November 2017
FormatTaschenbuch
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3423217040

„ Hast du vorhin eigentlich … gezaubert?“ „Ich musste. Sonst wäre ich jetzt tot“, antwortete Lennart. „Und ihr wahrscheinlich auch.“ (Zitat Buchrückseite)

Inhalt

Der Anwalt Cornelius Isaksson hat im Nachlass von Buri Bolmen eine Liste mit Namen gefunden und diese an Lennart Malmkvist geschickt, als mögliche Unterstützung im Kampf gegen den mächtigen Magier Krähenbein. Ein Name kommt Lennart bekannt vor, Dr. Henrietta Hellström, Gattin von Prof. Dr. Titus Hellström, Direktor des Naturhistorischen Museums Göteborg. Da erfahren sie, dass sie verschwunden ist und vermutlich in der Gewalt von Hendrik Nilsson, der aus dem Gefängnis entkommen ist. Teilweise unterstützt von der misstrauischen Kommissarin Maja Tysja, von einem magischen Orakel und versehen mit neuen Zaubersprüchen macht sich Lennart zusammen mit Mops Bölthorn auf die Suche nach Henrietta Hellström. Gleichzeitig versucht er zu ergründen, wer regelmäßig die Küche und auch den Verstand von Professor Titus Hellström verwüstet und warum. Und wie geht es mit der Suche nach den Dunklen Pergamenten weiter?

Thema, Genre und Schreibstil

Der Roman beginnt mit einer kurzen Rückblende auf ein zwanzig Jahre zurückliegendes Ereignis. Verfasst ist die Geschichte in der neutralen Erzählform, wobei sich die Handlung spannend bis zu einem fulminanten Showdown entwickelt, um dann mit einem wirklich fiesen Cliffhanger zu enden, der meiner Meinung nach too much und absolut entbehrlich ist. Sehr gelungen dagegen sind die Schilderungen des winterlichen Göteborg in den Abendstunden.

Obwohl in der Geschichte viel gezaubert wird und uns allerlei magische und mystische Wesen begegnen, ist dieser Roman nicht nur dem Genre Fantasy zuzuordnen, denn er spielt in einer realen Welt, wo ein Kriminalfall aufgeklärt werden muss. Die magische Welt ist jedoch teilweise mit der Realität verwoben und bildet so die Einheit dieses Abenteuers von Lennart Malmkvist – ein sehr unterhaltsames Gesamtpaket mit witzigen, sehr kreativen Wortspielereien.

Wir treffen viele Protagonisten aus dem ersten Teil der Geschichte wieder, Maria hilft auch diesmal mit ihren hervorragenden italienischen Kochküsten und die Kommissarin Maja Tysja versucht auch weiterhin, hinter Lennarts Geheimnis zu kommen, denn dass es eines gibt, dessen ist sie sich sicher. Bölli, der schon im ersten Band auf seinen kurzen Beinchen in die Herzen wohl aller Leser getippelt ist, begleitet Lennart auch weiterhin und hilft sprechend, wo er kann. Lennart selbst hat den sonderbaren Mops inzwischen wirklich ins Herz geschlossen und wächst insgesamt mit seinen schwierigen Aufgaben. Natürlich muss er auch Rückschläge hinnehmen, denn auch wenn seine Zauberkräfte stärker werden, so braucht alles Zeit, Zeit die er manchmal nicht hat und da muss er schon mal improvisieren.

Fazit

Auch wenn man die Serie um Lennart Malmkvist erst mit diesem zweiten Band zu lesen beginnt, gibt es genügend Hinweise auf die wichtigen Themen des ersten Bandes, sodass es kein Problem ist, der Handlung zu folgen. Allerdings ist der erste Band auch deshalb so lesenswert, weil sehr humorvoll beschrieben ist, wie sich das Verhältnis Lennarts zu dem gegen seinen Willen geerbten, etwas gewöhnungsbedürftigen Mops langsam aufbaut. Spannend zu lesen ist auch, wie sich Lennart selbst entwickelt. Meine Empfehlung ist daher, mit Band eins zu beginnen und dann dieses neue Abenteuer zu lesen.

Mops, Ente und ich: Und ein Schloss auf dem Land – von Bianca Burow

AutorBianca Burow
Verlag Pug&Duck Verlag
Erscheinungsdatum 11. Oktober 2017
FormatGabeebundene Ausg
Seiten228
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3981868227

„Die Besinnung auf das Wesentliche, die einfachen Dinge, die allem zugrunde liegen. Vielleicht sind wir ja das Ende des Gliedes der multimedialen Gesellschaft, die übersättigt und müde nach etwas sucht, das uns wieder zurück führt zum Wesentlichen.“ (Zitat Seite 178)

Inhalt

Max und Sophie Himmel sind Stadtmenschen, doch mit Tochter  Lilly, drei Jahre alt, landen auch sie beim Thema aller Jungfamilien: Wohnen im Grünen. Während ihr Freundeskreis die Entscheidung bereits getroffen hat und Eigenheime in Reihenhaussiedlungen bewohnt, wissen Max und Sophie, dass sie genau das nicht wollen. Eines Tages entdeckt Max die perfekte Immobilie: Schloss Silberdingen, umgeben von viel Natur. Genau genommen ist es eine Schlossruine. Verborgen vom wild wuchernden Grün der großen Gartenanlage rund um das Schloss warten einige Überraschungen auf die neuen Besitzer und Mops Brutus, inzwischen ebenfalls Familienmitglied. Was hat es mit der Ente im Buchtitel auf sich? …

Handlung, Thema und Schreibstil

Die Autorin schreibt in der ersten Person, aus Sicht von Sophie, was deutlich biographische Anklänge zeigt. Die Geschichte beginnt mit einer Prologszene in der Gegenwart, dann folgen einige Rückblicke, die den Leser bis zu besagter Szene führen. Der Roman ist ähnlich einem Tagebuch in einzelnen, kurzen Episoden geschrieben, wobei jede in sich abgeschlossen ist, natürlich aber mit einem Bezug zum Ganzen.

Das Grundthema ist zeitlos aktuell. Junge Familien wünschen sich Platz im Grünen, wo ihre Kinder herumtollen können und verzichten damit auf einige Annehmlichkeiten einer  Großstadt. Reihenhaussiedlungen mit Nachbarn so nahe, dass sie beinahe mit am Frühstückstisch sitzen könnten, sind für Max und Sophie keine Option. Sie entscheiden sich für ländliche Abgeschiedenheit mit viel Platz.

Erfrischend humorvoll werden hier alle allzu romantischen Vorstellungen vom Leben irgendwo auf dem Land entzaubert. Auch die Aufgaben, denen sich begeisterte Besitzer von Landhäusern und Schlössern im Beinahe-Verfallszustand stellen müssen, klingen bereits an, werden jedoch im zweiten Band der Serie richtig aktuell werden. In diesem ersten Band geht es vor allem um arbeitsreiche Wochenenden im eigenen Schlossgarten, Prädikat Ümu.

Die Hauptprotagonisten sind absolut stimmig und in ihren Eigenheiten charmant beschrieben, es sind wirklich Menschen „wie du und ich“. Bei den weiteren Personen und manchen Szenen im Umfeld spielt die Autorin in meinen Augen etwas viel mit den üblichen Klischees.

Besonders in Sophie kann man sich in jeder einzelnen Szene wirklich hineinfühlen, oft denkt man dabei „oh ja, genau so geht/ging es mir auch“ und ich garantiere allen Lesern, dass sie auf Seite 84 so laut lachen werden, wie ich.

Fazit

Dieses Buch wurde ganz sicher nicht als Warnung für begeisterte zukünftige Käufer von Schloss- und Landhausruinen gedacht, dazu ist es zu humorvoll geschrieben. Auch auf Grund der charmanten Illustrationen ist es aber ganz sicher ein passendes, originelles Geschenk für diese Zielgruppe.

Das weiße Feld – Lenka Hornakova-Civade

AutorLenka Hornakova-Civade
Verlag Blessing Verlag
Erscheinungsdatum 11. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten272
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-89667-582-8

„Schau dir zum Beispiel der Sterne an, sie sind weit genug weg, damit wir von ihnen träumen, und nah genug, damit wir sie sehen können.“ (Zitat Seite 165)

Inhalt

Ihre ersten Lebensjahre verbringt Magdalena in Wien, wo ihre Mutter Marie in der Praxis des Arztes Dr. Stein als Krankenschwester und Geburtshelferin arbeitet. Auch die Wiener Wohnung, in der Marie mit ihrer Tochter Magdalena lebt, wird von Dr. Stein bezahlt. Doch 1938 verlässt der Jude Dr. Stein über Nacht Wien und Marie kehrt mit der beinahe 10-jährigen Magdalena zurück nach Brünn, wo sie auf Hilfe von Verwandten hofft. Diese wollen mit einer ledigen Mutter nichts zu tun haben und so zieht sich Marie mit ihrer Tochter in ein entlegenes mährisches Dorf zurück, wo niemand sie kennt. Im Dorf verdient Marie Geld mit Nähen, Sticken und als Hebamme. Magdalena träumt davon, in Wien zu studieren, um Ärztin zu werden, während sie sich auf dem Gutshof der Familie Feldmann um die Tiere kümmert und in der Küche hilft. Sie verliebt sich in den Sohn des Gutsbesitzers. Als ihre Tochter Libuše auf die Welt kommt, ist Magdalena 20 Jahre alt.  Ausgerechnet an dem Tag, als sie Josef seine kleine Tochter zeigen will, von der er noch nichts weiß, muss die Familie Feldmann als Vertriebene das Land verlassen. Im diesem Februar 1948 hat die Kommunistische Partei die Macht in der Tschechoslowakei übernommen und die Auswirkungen haben auch das kleine Dorf in Mähren erreicht, wodurch sich das Leben jedes einzelnen Dorfbewohners massiv verändert. Was wird aus Magdalenas Träumen?h

Thema und Genre

Der Roman ist gleichzeitig die Geschichte der Tschechoslowakei, beginnend mit dem Ende des 1. Weltkriegs, mit Schwerpunkt auf die Zeit der Beneš Dekrete 1945, den Kommunismus nach dem Umsturz im Februar 1948, den Prager Frühling 1968 und endet mit der erneut einsetzenden Liberalisierung des politischen Regimes 1984.

Handlung, Charaktere und Schreibstil

Die Autorin gliedert ihre Erzählung in drei Teile, Buch I Magdalena, Buch II Libuše, Buch III Eva, wobei die erzählende Ich-Form verwendet wird, jedoch mit den drei wechselnden erzählenden Hauptprotagonistinnen. Verdichtet wird die Handlung im Laufe der Geschichte durch Rückblicke, welche sich durchaus auch auf das Leben der Mutter oder Großmutter der gerade erzählenden Frau beziehen.

Insgesamt ist es die Geschichte einer Familie, welche aus Frauen besteht, die jeweils ihr erstes Kind, immer eine Tochter, sehr jung und ledig bekommen. Die gesamte Handlung ist ähnlich einer Biographie aufgebaut und erzählt das Schicksal der einzelnen Menschen, ohne jedoch zusätzlich Spannung aufbauen zu wollen.

Die Hauptcharaktere sind insgesamt vier Frauen: Marie, Magdalena, Libuše und Eva. Jede der Frauen hat einen eigenen Lebenstraum, sie treffen jedoch, gezwungen durch die Umstände einer Politik- und Männerdominierten Zeit, Entscheidungen, die ihr gesamtes Leben und auch das ihrer Töchter nachhaltig beeinflussen.

Die Sprache ist zu Beginn des Buches ziemlich einfach und geradlinig, den Gedanken der zehnjährigen Magdalena angepasst. Im Laufe des Romans entwickelt sich auch die Sprache, wird flüssiger, beschreibender, spielt mit Wortbildern.

Ich konnte zu keiner der Hauptprotagonistinnen wirklich Zugang finden, denn die Entscheidungen, die sie plötzlich treffen, stehen für mich im Widerspruch zu ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit und zu ihren Träumen. Dadurch scheint sich für mich durch das ganze Buch eine gewisse stagnierende Resignation zu ziehen, welche sicher sehr gut das tatsächliche Befinden der Menschen in der Tschechoslowakei 1968, nach dem Scheitern des Prager Frühlings und Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes, beschreibt, mir aber insgesamt zu negativ ist. Sehr gut beschrieben ist das Leben der einfachen Menschen, die sich dem Druck der politischen Mächte beugen müssen und mit den Gegebenheiten weiterleben.

Fazit

Ein Buch für Leser, die sich für Zeitgeschichte und Erzählungen in diesem Rahmen interessieren, wobei hier insbesondere Leben und Alltag der einfachen Menschen im sich ständig wechselnden politischen Umfeld beschrieben werden, mit Schwerpunkt auf das damals geltende Frauenbild.

Leuchtturmmusik – Andreas Séché

AutorAndreas Séché
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 20. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten252
SpracheDeutsch
ISBN-13978-1549745904

„Zitronenfalter flatterten so lautlos über die Lichtung, als seien Geräusche ihnen peinlich, und ich verspürte plötzlich eine tiefe Sympathie für diese seidenen Geschöpfe, die die Welt kaum anrührten und nur hier und da an ihr nippten.“ (Zitat)

Inhalt

Ein Fischerdorf irgendwo am Meer, in das eines Tages eine Fremde kommt, eine junge Frau mit blonden Haaren – Emily. Sie scheint alle zu verzaubern, besonders Tristan, den Inhaber des Fischladens. Ihr erstes Treffen danach ist scheinbar zufällig, doch dann sucht Tristan bewusst nach ihr, während der Alltag im Dorfleben weitergeht. Das zweite Wiedersehen ist kein Zufall mehr und von da an verbringen sie so viel Zeit wie möglich zusammen, gemeinsame endlos scheinende Stunden am Meer, immer umgeben von der Natur. Emily hat eine alte Mühle in der Nähe des Dorfes gekauft, wo sie nun leben will. Doch nicht nur Tristans Leben wird durch Emilys Sicht der Dinge beeinflusst, auch die anderen Dorfbewohner scheinen eine neue Energie zu spüren. Es geschehen kleine, erstaunliche Dinge. Wer ist diese Emily, die so viel Liebe zu den kleinen Wundern des alltäglichen Lebens verbreitet, warum ist sie ausgerechnet in dieses Fischerdorf gekommen? Es ist nur ein verzauberter Sommer, oder mehr?

Thema, Handlung und Schreibstil

Der Autor lässt seine Geschichte in einem kleinen Fischerdorf spielen, das es so überall am Meer geben könnte. Wo genau, spielt für die Ereignisse keine Rolle, er spielt lieber mit Flurnamen wie „Julias Balkon“ und die Gaststätte im Dorf nennt er „Schwankende Schenke“. Was jedoch genau beschrieben wird, ist die Natur, so genau, dass sich im Kopf des Lesers sofort die Bilder dazu formen, andererseits in Metaphern, die immer einen Bezug zur Geschichte haben, die uns der Autor hier erzählen will. Es ist ein leiser, literarischer Roman, die einzelnen kurzen Kapitel zählt und bezeichnet er als Sandkörner.

Die Spannung, die den Leser zum immer weiter Lesen bewegt, ergibt sich nicht so sehr aus der Beziehung von Emily und Tristan, die von Beginn an sehr klar verläuft, ohne Plot-orientierte Umwege. Es geht um ein ganz anderes Thema, zuerst leise im Hintergrund, dann plötzlich im Vordergrund und man ist wirklich gespannt zu erfahren, welche Auflösung der Autor wählt.

Die Protagonisten in diesem Buch sind durch ihren Charakter und ihre Handlungen definiert, über ihr Aussehen erfahren wir gerade so viel, wie dem Autor unbedingt notwendig erscheint, um den Lesern auch einen möglichen optischen Eindruck zu bieten. Es sind Menschen in einem Dorf, alle durch ihre jeweiligen Eigenheiten fassbar und sympathisch. Einige von ihnen haben, genau wie Emily und Tristan, ihre eigene Geschichte, die sich parallel durch die Erzählung zieht, anfangs nur in kleinen Hinweisen, die sich im späteren Verlauf der Handlung erklären. Leon, der Leuchtturmwärter sagt auf Seite 167: „Dass ich loslassen muss und gleichzeitig etwas befreien, das im Sand verschüttet lag.“ (Zitat). Loslassen können ist eines der Kernthemen dieses Romans.

Fazit

„Leuchtturmmusik“ ist, wie schon der Titel sagt, eine poetische, literarische Erzählung, deren Handlung wie einzelne Sandkörner über dem Leser geworfen wird. Oder, wie der Autor selbst definiert: „Manche Augenblicke wirken über sich selbst hinaus“. Ein Buch für Leser, die nicht unbedingt eine detailverliebte Handlung erwarten, sich dafür auf eine sehr bildhafte Sprache einlassen können, die einige Male vielleicht zu barockem Überschwang neigt.

Das Café der kleinen Wunder – Nicolas Barreau

AutorNicolas Barreau ?
Verlag Piper Verlag
Erscheinungsdatum Oktober 2017
FormatTaschenbuch
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-492-31053-6

„In der Mitte der Nacht beginnt bereits ein neuer Tag“ (Zitat Seite 112).

Inhalt

Eleonore „Nelly“ Delacourt  ist 25 Jahre alt, schreibt an ihrer Masterarbeit und ist die Assistentin von Daniel Beauchamps, Mitte 30, Professor an die Philosophischen Fakultät.

Vor Weihnachten soll Nelly den Professor auf eine Fachtagung nach New York begleiten, aber auf Grund ihrer unüberwindbaren Flugangst lehnt sie unter einem Vorwand ab. Dies trifft sie umso mehr, als sie seit Monaten heimlich in den Professor verliebt ist. So begleitet ihn Isabella Sarti, eine Gastdozentin aus Italien, und zurück in Paris teilt der Professor seiner Assistentin Nelly mit, dass er eine Professur an der Universität Bologna annehmen wird, ihre Masterarbeit jedoch bis zum Abschluss begleiten. Isabella und er sind seit New York ein Paar.

Gebeutelt vom Liebeskummer und einer schweren Erkältung verbringt Nelly die Weihnachtstage. Ihre zielstrebige, bodenständige Cousine Jeanne umsorgt sie durch Zuhören und mit ihrer berühmten Birnen-Tarte.

Anfang Januar beschließt Nelly, mit einem Aufräumtag auch wieder Ordnung in ihr Leben zu bringen. Dabei findet sie einen Karton mit den Lieblingsbüchern ihrer geliebten Großmutter, darunter auch einen alten Liebesroman mit einer erstaunlichen Widmung und den Spruch „Amor vincit omnia. Genau dieser Spruch ist auch in einem Granatring eingraviert – ein Geschenk von ihrer Großmutter – den Nelly immer trägt. Dieser seltsame „Zufall“ macht Nelly neugierig und sie beschließt spontan, mit dem Zug nach Venedig zu fahren und dort vier Wochen zu verbringen, auf der Suche nach Spuren, was es mit diesem Buch und der Widmung auf sich hat.

Wird sie das Rätsel lösen können und was soll sie von diesem charmanten Venezianer Valentino Briatore halten, der sie unbedingt wiedersehen will? Ist es nur ein Zufall, dass sie sich in das verträumte Café „Il Settimo Cielo“ verirrt?

Thema und Genre

Dieser Roman ist eine romantische Liebesgeschichte mit einer Spur Magie und spielt in Paris und Venedig. Die Handlung ist, wenn man in manchen Wendungen an die Macht Magie glaubt, nachvollziehbar.

Charaktere

Die Protagonisten sind sympathische Menschen, gut beschrieben, man lässt sich als Leser gerne auf sie ein.

Obwohl Nelly ängstlich und vorsichtig ist, was sich aus der Vergangenheit ableitet, wirkt sie nie larmoyant, sondern verfolgt ihre Ideen durchaus zielstrebig.

Handlung und Schreibstil

„Jede Reise hatte ihren Grund. Doch wenn man dann am Ziel angelangt war, konnte sich alles ändern.“ (Zitat Seite 181). Dieser Roman ist natürlich mehr, als nur die Frage, wie und wann die füreinander bestimmten Menschen zueinander finden. Es geht vielmehr um Ängste, um den Wunsch nach Sicherheiten eines geordneten Lebens und um die Frage, wie viel wir versäumen, wenn wir nicht bereit sind, uns spontan auf etwas Neues einzulassen. Sean O´Malley, ein Amerikaner mit irischen Wurzeln, der gerade sein Studium der Ingenieurwissenschaften abgeschlossen hat und mit seiner Gitarre durch Europa reist, versucht Nelly zu erklären, dass es falsch ist, sich dauernd Sorgen über Dinge zu machen, die noch gar nicht passiert sind. Der Autor will uns mit dieser magischen Geschichte zeigen, dass Leben oft erst dann passiert, wenn wir aufgehört haben zu planen.

Auch wenn es keine spannungsgeladene Geschichte ist und das Ende vorhersehbar, baut der Autor doch einige überraschende Wendungen ein.

Sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen des Alltags in Paris und vor allem von Venedig. Hier gelingt es dem Autor, den Zauber der kleinen Plätze und Gassen abseits der Touristenströme einzufangen.

Fazit

Ein romantischer Roman zum Träumen, den man an einem gemütlichen Wochenende liest und mit einem Lächeln aus der Hand legt. Leserinnen, die wie ich schon andere Bücher dieses Autors kennen, werden auch diesmal nicht enttäuscht. Aber selbst wenn man bisher noch kein Buch von Nicolas Barreau gelesen hat und eine unterhaltsame, gut geschriebene Geschichte sucht, eine gedankliche Reise aus dem Alltag ins verträumte, winterliche Venedig, ist dieser Roman eine gute Wahl. Dass dieser Autor gar nicht existiert, sondern ein Pseudonym samt fingiertem Lebenslauf ist, ändert nichts am Lesevergnügen.

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