Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie, Band 3) – Richard Dübell

AutorRichard Dübell
Verlag Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum 8. Juni 2018
AusgabeTaschenbuch
Seiten656
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3548289663

„Träume tragen einen auch durch die finstere Nacht.“ (Zitat Seite 357)

Inhalt

Seit Max Brandow Weihnachten 1918, gerade vierzehn Jahre alt, der elfjährigen Luisa von Briest das Leben gerettet hatte und dabei nur durch ein Wunder überlebt, gehört auch er zur Familie und lebt auf Gut Briest. Die Wirtschaftskrise trifft auch Otto und Hermine von Briest, ihre Detektivagentur bekommt kaum mehr Aufträge und sie müssen damit rechnen, das Gut zu verlieren. Magda von Cramm wartet schon darauf, dieses zu erwerben, ganz im Sinne der verbitterten Feindschaft zwischen den beiden Familien. Ihr Sohn Sigurd von Cramm fährt Autorennen. Auch Max begeistert sich für Automobile, arbeitet als Mechaniker, aber träumt ebenfalls davon, selbst Rennen zu fahren. Luisa dagegen ist vom Film und den neuen Möglichkeiten begeistert, doch vor allem liebt sie Max. Doch sie leben in gefährlichen Zeiten, denn eine neue, extreme Partei ist dabei, Deutschland zu unterwandern …

Thema und Genre

Der dritte Teil der Jahrhundert-Trilogie spielt in der Zeit der Weimarer Republik. Dieser historische Roman umfasst die Jahre 1918 – 1934. Thema sind die extrem schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland mit Inflation und Weltwirtschaftskrise, vor allem jedoch die zuerst versteckt agierenden, dann immer offener und mächtiger werdenden Anhänger der Nationalsozialistischen Partei. Beschrieben wird auch in diesem dritten Band wieder eine wichtige technische Entwicklung, diesmal ist es das Automobil und hier besonders die Autorennen, doch auch die beginnende Filmindustrie ist ein Thema.  

Charaktere

Hauptprotagonisten sind die Mitglieder der beiden verfeindeten adeligen Familien von Briest und von Cramm. Unter den weiteren Protagonisten ist auch der bekannte Filmregisseur Fritz Lang, der sehr realistisch geschildert wird. Insgesamt jedoch sind die Charaktere sehr strikt in Gut und Böse eingeteilt, ohne die Graubereiche des menschlichen Charakters.

Handlung und Schreibstil

Der Roman ist in 4 Bücher eingeteilt, dazu ein Prolog und ein Epilog. Jedes Buch trägt eine Überschrift und den entsprechenden Zeitraum und ist in nummerierte Kapitel unterteilt, die jeweils neu mit 1 beginnen.

Die Handlung ist spannend und in einem sich steigernden Bogen aufgebaut, wobei sich die Spannung einerseits durch die Familiengeschichte ergibt, die erzählt wird, andererseits durch die ohnedies aufregenden realen historischen Ereignisse.

Die Sprache erzählt angenehm und flüssig, ergänzt durch detaillierte Beschreibungen.

Fazit

Ein Familienroman und Abschluss einer Generationsgeschichte, eingebunden in eine Episode neuerer deutscher Zeitgeschichte. Eine interessante Lektüre für Leser von historischen Romanen, wobei man diesen dritten Band auch lesen kann, ohne die beiden anderen Bücher zu kennen. Die Charaktere konnten mich allerdings nicht vollkommen überzeugen, ich hätte mir mehr Facetten gewünscht und weniger „gut und edel“.

Immer wenn du tötest: Ein Fall für Targa Hendricks (2) – B.C. Schiller

AutorB.C. Schiller
Verlag Penguin Verlag
Erscheinungsdatum 14. Mai 2018
FormatTaschenbuch
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3328101635

„Targa ahnt mit einem Mal, dass dieser Auftrag die dunkle Seite ihrer Seele zum Klingen bringt“ (Zitat Seite 84)

Inhalt

Nach ihrem ersten Einsatz ist Targa in Südfrankreich untergetaucht, als Volker Lundt sie anruft. Er ist ihr Vorgesetzter im Sonderdezernat K2 und er braucht sie sofort in Berlin für einen wichtigen Undercover-Einsatz. Man hat drei junge Menschen gefunden, blutleer, drapiert wir ein Gemälde – und tot. Hat die erfolgreiche Künstlerin Freya von Rittberg, die ihre Gemälde mit Blut malt, etwas mit diesen grausamen Morden zu tun? Doch sie hat einflussreiche Freunde. Gelingt es Targa, als persönlicher Bodyguard das Vertrauen von Freya zu gewinnen und heimlich Informationen zu sammeln?

Gleichzeitig ist Targa immer noch auf der Suche nach dem Namen ihres Vaters und als völlig überraschend eine Spur aus dem aktuellen Fall direkt in Targas Vergangenheit zeigt, gerät sie in einen gefährlichen Konflikt …

Thema und Genre

Das Autorenteam hat hier wieder einen spannungsgeladenen Thriller mit Tiefgang geschrieben.  Die Handlung führt in die NS-Vergangenheit und zu einer Institution, deren ideologisch-verbrecherischer Hintergrund auch Jahre später noch nicht umfassend erkannt worden war. Ein wichtiges Thema sind auch die Möglichkeiten, über Social Media bis in Bereiche des Darknet junge Menschen in ihren Entscheidungen zu beeinflussen. Hier geht es um harte Mut-Challenges, die mit den bekannten Eiswürfel-Eimern nichts mehr zu tun haben, sich aber durch entsprechende Hypes ähnlich rasch verbreiten. Wieder hinterfragt auch dieser Roman, wie sehr gravierende Ereignisse in der Kindheit das Leben eines Menschen dauerhaft formen können.

Charaktere

Targa hat sich bereits im ersten Band dieser Serie durch ihre Eigenheiten, aber auch ihren Mut, unbeirrbar ihr Leben nach ihren eigenen Regeln zu leben, bei den Lesern einen fixen Platz als spezielle, aber liebenswerte Ermittlerin geschaffen. Diesen Platz teilt sie mit Hund. Doch auch Lundt, ihr Vorgesetzter ist sehr sympathisch, da er in jedem Fall und unerschütterlich für Targa da ist.

Mit der charismatischen Künstlerin Freya hat das Autorenteam hier einen extrem starken Gegenpol geschaffen, einen schillernden Charakter, wie Targa der dunklen Seite zugeneigt.

Diese beiden einprägsamen Frauenfiguren bilden den Kern dieser Geschichte, ergänzt durch weitere dominante und gefährliche Protagonisten, die im Hintergrund die Fäden ziehen.

Handlung und Schreibstil

Der Thriller beginnt wieder mit einem kurzen Prolog in der Vergangenheit, um dann sofort in die Handlung, 30 Jahre später, einzusteigen. Die Geschichte findet an mehreren Schauplätzen statt, die oft gleichzeitigen Ereignisketten sind verknüpft. Durch die Einteilung in entsprechend kurze Kapitel bleibt der Lesefluss jedoch klar strukturiert und die extreme Spannung, die sich rasch aufbaut, bleibt erhalten. Die Handlung ist durch einige erklärende Rückblicke in den Gedanken des jeweiligen Protagonisten  verständlich und nachvollziehbar.

Der Schreibstil passt zum Genre, doch wird auf den Humor nicht vergessen, zum Beispiel durch die sympathische Nebenfigur Edgar, ein Schauspieler, der seine Rollen nur vor sich drehenden Waschmaschinen lernen kann.

Fazit

Autorenpaare sind immer ein Gewinn für den Leser, weil Geschichten und Figuren, entstanden aus zwei unterschiedlichen Gedankenkreisen, irgendwie anders sind. B.C. Schiller, das kongeniale Thrillerpaar, versorgt uns Leser mit extrem spannenden Page-Turnern, die eine schlaflose Lesenacht garantieren, uns aber gleichzeitig traurig stimmen, wenn das letzte Wort der letzten Seite gelesen ist. Es gab einmal einen Werbespot: „wenn i nur aufhörn könnt“ – dieser Thriller weckt ähnliche Gefühle.

Dunkel Land – Roxann Hill

AutorRoxann Hill
Verlag HarperCollins
Erscheinungsdatum 13. November 2017
FormatTaschenbuch
Seiten384
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3959671385

„Wenn ich den Mörder nicht aufspüre, wird er weitermachen. Dann wird es noch zahlreiche solcher Fotos auf zahlreichen anderen Tischen geben.“ (Zitat Seite 136)

Inhalt

Die Literaturwissenschaftlerin Verena Hofer übernimmt eine befristete Anstellung auf Gut Wuthenow, da sie sich hier gleichzeitig um ihre 5 Jahre alte Nichte Amelie kümmern kann, Tochter ihrer verstorbenen Schwester. Sie soll Carl, den Neffen von Frau von Wuthenow auf deren Landgut betreuen und rechnet mit einem etwa 12 Jahre alten Jungen – der sich allerdings als Dr. Carl von Wuthenow, 37, international anerkannter Kriminalist und Profiler entpuppt. Nach einer gefährliche Schussverletzung ist sein Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt. Carl hat jedoch keine Zeit für intellektuelle Diskussionen mit der Literaturdozentin, sondern er braucht eine Assistentin, da die Staatsanwaltschaft Berlin dringend seine Hilfe benötigt. So befindet sich Verena schon nach wenigen Stunden mitten in einem aufreibenden, gefährlichen Mordfall, der sie an ihre Grenzen bringt.

Thema und Genre

Dieser spannende Kriminalroman spielt in den Randszenen der Gesellschaft, zwischen Ideologien und Prostitution, legal und illegal. Auch psychologische Aspekte sind ein Thema, sowie der interessante Bereich Kriminologie.

Charaktere

Verena, die manchmal verträumte Literaturdozentin, ist manchmal etwas überbesorgt, wenn es um Amelie geht. Als sie jedoch durch die Ereignisse innerhalb weniger Stunden gezwungen ist, sich mit der harten, brutalen Realität von Ausbeutung und Verbrechen eines etwas anderen Berlin auseinanderzusetzen, wächst sie mit den Herausforderungen. Ihr logisches Denkvermögen beeindruckt rasch auch den anfangs skeptischen Profiler Carl.

Carl von Wuthenow wirkt zwar etwas arrogant und überheblich, aber wenn er diese Distanziertheit aufgibt, ist er einfühlsam und humorvoll.

Die Chemie stimmt zwischen diesen beiden Hauptprotagonisten und sie ergänzen einander bei den gemeinsamen Ermittlungen perfekt.

Auch die Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaft und Polizei verläuft in diesem Roman sehr positiv, die Autorin verzichtet hier bewusst auf Kontroversen.

Handlung und Schreibstil

Dieses Buch ist eine interessante Mischung zwischen einem hartem Thriller mit Realitätsbezug und einer romantischen Geschichte in einer Wohlfühlumgebung. Die Autorin erzählt die Handlung  in der Ich-Form, aus Sicht der Hauptprotagonisten Vera. Nur dort, wo es um die Morde geht, berichtet ein personaler Erzähler aus der Sicht des Mörders, natürlich ohne zu verraten, wer dieser „er“ ist. Dieser Wechsel der Erzählform ist jedoch gekonnt in den Handlungsverlauf eingebunden, erhöht die Spannung, ohne zu unterbrechen. Dazu kommen überraschende Wendungen, die den Leser in Atem und in Leselaune halten.

Der Zeitrahmen umfasst wenige Tage, wobei der neue Tag jeweils als  Überschrift über die durch das ganze Buch fortlaufend nummerierten, kurzen Kapitel gesetzt ist.

Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen, direkte Reden beleben die Handlung, welche durch Schilderungen ausgewogen ergänzt ist.

Fazit

Ein packender Thriller, ein ungewöhnliches neues Ermittlerpaar: die Literaturwissenschaftlerin und der Profiler. Dazu ein Hauch von Romantik zwischen den beiden. Eine Mischung, die spannende Lesestunden und durchaus auch eine lange Lesenacht garantiert. Fortsetzung folgt – hoffentlich.

Die kleine Inselbuchhandlung – Janne Mommsen

AutorJanne Mommsen
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 27. März 2018
FormatTaschenbuch
Seiten228
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499291548

„Ich sehne mich danach, einfach hier zu sein und mitzuerleben, wie das Wasser kommt und wieder geht, jeden Tag aufs Neue.“ (Zitat Seite 148)

Inhalt

Greta Wohlert ist seit über zwanzig Jahren Flugbegleiterin, als sie nach einer plötzlichen Panikattacke spontan einige Tage bei ihrer Tante Hille auf einer kleinen Nordseeinsel verbringt. Tante Hille will sich von der umfangreichen Büchersammlung von Gretas Opa trennen, die in ihrem ehemaligen Ladenlokal gelagert ist. Spontan veranstaltet Greta einen Bücherflohmarkt. Aus den zwei Tagen auf der Insel werden vierzehn Tage und Greta denkt darüber nach, hier zu bleiben und eine Buchhandlung zu eröffnen. Sie trifft Claas wieder, den Freund ihrer Kindheitstage und da ist auch noch Florian, der Flugkapitän. Als sie in alten Geheimnissen forscht, sind nicht alle Inselbewohner begeistert …

Thema und Genre

Der Autor hat eine enge Beziehung zu Nordfriesland, insbesondere zur Insel Föhr, und dort siedelt er auch seine Geschichte von der Buchhandlung am Meer an. Durch seine lebhaften Schilderungen der Landschaft und der Menschen fühlt man sich sofort auf dieser Insel heimisch. Man schmunzelt über die Eigenheiten der wortkargen Friesen und hofft, dass sich die Pläne der Hauptprotagonistin Greta erfüllen.

Handlung und Schreibstil

Der Roman ist in der personalen Erzählform geschrieben, Bezugsperson ist Greta. Der Schreibstil ist unterhaltsam und vergnüglich wie ein Urlaubstag am Meer. Die Entwicklung der Buchhandlung von der ersten Idee bis zur Umsetzung sorgt für Spannung, ebenso wie ein altes Familiengeheimnis, das Greta durch Zufall entdeckt und ergründen will.

Die Inselbewohner schließt der Leser rasch ins Herz, nicht nur Tante Hille, Mitte 70, mit ihrer Vorliebe für T-Shirts, sondern auch die junge Pastorin Carola mit ganz speziellen Literaturvorlieben, die junge Polizistin Ellen, die am liebten Thriller liest, in denen das Böse siegt, die eigenwillige Sandra, die Bücher nach Farben ordnet und noch einige mehr, die Greta als Freunde bei ihrem Vorhaben unterstützen. Etwas Besonderes ist Greta, die ohne langes Zögern, aber dennoch überlegt, den Neubeginn wagt, sich den Traum von einer eigenen Buchhandlung erfüllen will. Auch wenn Schwierigkeiten auftreten und sie nicht immer ganz sicher ist, das Richtige zu tun, verharrt sie nie lange in ihren Zweifeln, sondern macht energisch weiter. Selbst wenn ihre Gefühle manchmal im Tangoschritt Achterbahn fahren, erkennt sie schließlich, was für sie wichtig und richtig ist. Eine wirklich sympathische Hauptprotagonistin, die man gerne durch ihre Geschichte begleitet.

Fazit

„Die kleine Inselbuchhandlung“ ist ein unterhaltsamer Roman für Inselliebhaber und für Leser, die wie ich Bücher aller Genre sammeln, die in Buchhandlungen oder Bibliotheken spielen. Es ist aber auch eine Geschichte für graue Tage, wo wir uns wenigstens in gemütlichen Lesestunden in einen Sommertag am Strand träumen können, in eine kleine Buchhandlung auf einer Insel, wo man sich am Tag der Sonnenwende gegenseitig Bücher schenkt.

Der Schlüssel des Salomon – J.R. Dos Santos

AutorJ.R. Dos Santos
Verlag luzar publishing
Erscheinungsdatum 15. März 2018
FormatTaschenbuch
Seiten
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3946621027

„Wenn es niemanden gäbe, der den Mond anschaut, würde er schlicht und einfach nicht existieren.“ (Zitat Seite 167)

Inhalt

Ein bahnbrechendes, wissenschaftliches Experiment im CERN in Genf muss auf Grund eines plötzlichen Alarms abgebrochen werden. Im Hochsicherheitsbereich liegt ein Toter: Frank Bellamy, Wissenschaftsdirektor der CIA. In der Hand hält er einen Zettel, welcher auf Tomás Noronha hinweist. Damit ist für die CIA klar, wer der Mörder ist: der portugiesische Geschichtsprofessor und Kryptologe.

Eine geheime Jagd auf Tomás Noronha beginnt. Dieser muss nicht nur vor seinen Verfolgern, Spezialagenten der CIA, fliehen, sondern gleichzeitig den Fall aufklären und den wahren Mörder finden. Dazu muss er das Pentakel entschlüsseln, das ihm ein Unbekannter geschickt hatte.

Doch worum geht es hier wirklich? Was genau ist das Quantenauge, das die CIA unbedingt in die Hände bekommen will?

Thema und Genre

Dieser Roman ist ein Wissenschaftsthriller und beschäftigt sich mit den großen physikalischen Entwicklungen im Bereich der Quantenphysik, Teilchenexperimente im Mikrokosmos-Bereich und modernen Theorien in Bezug auf das Universum, was ist Zufall, was ist Realität. Wie passt das menschliche Bewusstsein tatsächlich in dieses Gesamtbild, ist ebenfalls ein Thema. Auf der Suche nach Antworten in Bezug auf den Mord an FRank Bellamy müssen sich Tomás und seine Freundin Maria Flor immer wieder mit den aktuellsten Entwicklungen in diesem Bereich auseinandersetzen.

Der Autor bindet die neuesten Erkenntnisse der Quantenphysik und Bewusstseinsforschung in eine spannende Verfolgungsjagd ein, Tomás wird von erfahrenen CIA Agenten gejagt und die Geschichte hält den Leser bis zum Show-down in Atem.

Charaktere

Tomás Noronha, den der Leser vielleicht schon vom Fall „Einstein Enigma“ kennt, ist ein sympathischer Hauptprotagonist und es fehlt ihm trotz seines umfassenden Wissens jegliche Überheblichkeit. Im Prinzip ist er ein friedlicher, begeisterter Wissenschaftler, doch wenn es die gefährlichen Situationen erfordern, reagiert er schnell und durchaus kreativ.

Handlung und Schreibstil

Wenn man „Das Einstein Enigma“ nicht gelesen hat, ist das kein Nachteil, der vorliegende Roman kann für sich alleine gelesen werden und es gibt einige Hinweise auf die Vergangenheit.

Die Sprache ist packend und liest sich sehr flüssig, aber auf Grund der Thematik ist dieser Thriller doch eine anspruchsvolle Herausforderung an den Leser. Auch wenn die Erklärungen der Schrödingergleichung, des Doppelspaltexperiments und weiterer wissenschaftlicher Erkenntnisse im Bereich der Quantenphysik verständlich formuliert sind, kann man nicht so einfach darüber hinweglesen. Doch gerade dieses Thema macht diesen Roman nicht nur extrem spannend, sondern auch hochinteressant. Der Autor wirft hier Fragen auf, über die man bisher vielleicht noch wenig wusste und die zum intensiven Nachdenken anregen, die mit der letzten Seite dieses Romans noch längst nicht abgeschlossen sind.

Obwohl man Genre, Thema und Protagonist mit Dan Browns Büchern vergleichen kann, sind die Geschichten, die uns diese beiden großartigen Autoren erzählen, völlig unterschiedlich und ich sehe das auf jeden Fall positiv, da es noch zu wenig gute Bücher und Autoren in diesem speziellen Genre gibt. 

Fazit

Ein Buch für alle Leser, denen nur ein spannender Thriller zu wenig ist, die sich zusätzlich brisante, interessante Themen wünschen. Nur Leser, denen Origin, der neueste Dan Brown, „zu langweilig“ war, werden auch mit J.R. Dos Santos keine Freude haben.

Aisha (Axel Steen ermittelt, Band 4) – Jesper Stein

AutorJesper Stein
Verlag KiWi-Taschenbuch
Erscheinungsdatum 26. Januar 2018
FormatTaschenbuch
Seiten560
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462050783

„Er war Axel Steen und er verstand die Prioritäten nicht, die es in ihrer Welt gab und auf die man Rücksicht nehmen musste.“ (Zitat S 382)

Inhalt

Kommissar Axel Steen ist seit neun Monaten zurück im Einsatz und wird an den Tatort eines Mordes gerufen. Erste Recherchen ergeben, dass der Ermordete ein Charmeur mit vielen Frauengeschichten war, doch Axel glaubt nicht an ein Eifersuchtsdrama, als er erfährt, das der Tote bis vor zwei Jahren als Spezialagent an Anti-Terror Einsätzen beteiligt war. Er muss in der Vergangenheit ermitteln, vier Jahre zurück, doch er stößt auf eine Mauer des Schweigens, kaum vorhandene Unterlagen und immer wieder rät man ihm, sich nicht in Vermutungen und Gerüchte zu verrennen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Kann er seinem neuen Mitarbeiter trauen, Khalid Taleb, der ihm vom PET zu Seite gestellt wird? Wird diese Ermittlung seine persönliche Beziehung zu Henriette Nielsen beeinflussen, ebenfalls PET, die damals an diesem Einsatz beteiligt war? Doch er wäre nicht Axel Steen, ließe er sich durch irgend etwas oder jemanden aufhalten, wenn es darum geht, ein Verbrechen aufzuklären …

Thema und Genre

Dieser spannende Thriller, der vierte Band um Kommissar Axel Steen, ist im Umfeld der aktuellen Anti-Terror Einsätze angesiedelt und stellt auch die Frage, ob der Zweck wirklich alle eingesetzten Mittel entschuldigt. „Wir befinden uns im Krieg, und im Krieg gibt es Verluste.“ (Zitat S 387) Das persönliche Abwägen der leitenden Einsatzkräfte ist ebenfalls ein Thema und die Aufstiegschancen von Kollegen mit Migrationshintergrund wie Khalid, ungeachtet der Qualifikationen. Gesellschaftskritisch erfasst der Autor auch die Entwicklung einzelner Stadtteile von Kopenhagen. Unter der Fülle der Problematiken, die der Autor in dieser Geschichte unterbringen und weiterführen will, leidet die Logik der Handlung an manchen Stellen.

Charaktere

Der Hauptprotagonist Axel Steen, als Ermittler vielen Lesern schon aus den früheren Büchern bekannt, hat sich verändert, versucht weniger verbissen zu ermitteln und bemüht sich um seine Tochter Emma. Er ist aber auch ein von Selbstzweifeln bis hin zu depressiven Momenten Getriebener und genau diese Einblicke in seine Befindlichkeiten, die sich immer wieder in die Handlung schieben, unterbrechen den Handlungsfluss und nehmen dadurch leider auch mehrfach die Spannung aus dem Geschehen. Als bedingungslos korrekter Ermittler, der sich nicht beeinflussen lässt, gefällt er mir sehr gut, seine persönlichen Entscheidungen im Privatleben sind teilweise für mich schwer nachvollziehbar.

Insgesamt sind die Charaktere, sowohl im PET, als auch bei der Kriminalpolizei, gut beschrieben und die Geschehnisse sind durchaus glaubwürdig.

Handlung und Schreibstil

Der Autor erzählt die Geschichte abwechselnd in zwei Erzählsträngen, den Einsatz 2007 und die Ermittlungen 2011, sodass der Leser mit dem Fortschreiten der Ereignisse im Jahr 2007 ein genaues Bild darüber erhält, was damals tatsächlich vorgefallen ist, während Axel Steen im Zuge seiner Ermittlungen im Jahr 2011 mühsam nachforschen muss, was damals passiert ist und ob es einen Zusammenhang zum aktuellen Mordfall gibt.

Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, mit notwendigen kurzen Rückblenden auf Axel Steens frühere Ermittlungen. Das örtliche und gesellschaftliche Umfeld in Kopenhagen ist interessant und gut beschrieben.

Fazit

Ein spannender Thriller, auf alle Fälle für Leser, die Axel Steen schon aus früheren Büchern kennen, jedoch ist es auch kein Problem, mit diesem vierten Band in die Thriller-Serie einzusteigen. Hier wird der Autor Leser ansprechen, die Thriller im Bereich von Geheimdiensten und mit unterschiedlichen, ermittelnden Interessensgruppen schätzen, auch wenn mich der Autor nicht vollkommen überzeugen konnte.

Verfolgung (Millennium, Band 5) – David Lagercrantz

AutorDavid Lagercrantz
Verlag Heyne Verlag
Erscheinungsdatum 7. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3453270992

„Erst musste man die Wahrheit kennen. Und dann konnte man sich rächen.“ (Zitat S 181)

Inhalt

Lisbeth Salander sitzt wegen des letzten Falles für zwei Monate im berüchtigten Frauengefängnis Flodberga ein und bemerkt, dass die Gefangene „Benito“ Beatrice Andersson und eine Gruppe rund um sie im Sicherheitstrakt B Mitgefangene terrorisieren. Besonders haben sie es auf Faria Kazi abgesehen, eine junge Frau aus Bangladesch und da auch die Aufsehen wegschauen, greift Lisbeth ein und macht sich Benito zur Todfeindin.

Mikael Blomkvist besucht sie jeden Freitag. Eines Tages erhält sie überraschend Besuch von ihrem alten Vertrauten und Mentor Holger Palmgren, der ihr von völlig neuen Spuren, ihre Kindheit betreffend, berichtet. Lisbeth beginnt zu recherchieren und Mikael unterstützt sie bei ihren Ermittlungen über in wichtiges Forschungsprojekt in der Vergangenheit. Was genau hat Leo Mannheimer, Chefanalyst bei einer Investmentgesellschaft, damit diesem Projekt zu tun? Jemand ist bereit, die Aufdeckung mit allen Mitteln zu verhindern und scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein …

Thema und Genre

Dieser Roman ist der insgesamt fünfte Band aus der Millennium-Serie und der zweite aus der Feder von David Lagercrantz. Auch diesmal gelingt es dem Autor wieder, die Geschichte vom charakteristischen Aufbau bis hin zu den Charakteren im Sinne von Stieg Larsson fortzusetzen.

Diesmal geht es um zwei aktuelle Themen, einerseits die Stellung der Frau in einer traditionellen, muslimischen Familie und andererseits um wissenschaftliche Forschungsprojekte und vor allem um die Frage, wie weit man als Wissenschaftler gehen kann und darf, zählt wirklich nur der Erfolg und das Ergebnis. Was ist mit der ethischen Verpflichtung der Forschung? Ein wirklich zeitlos wichtiges Thema, um welches der Autor seine Geschichte aufbaut.

Charaktere

Char

Handlung und Schreibstil

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, der ein Gespräch zwischen Holger Palmgren und Lisbeth Salander vorausnimmt, welches später im Zusammenhang nochmals genauer geschildert wird. Der Zeitrahmen umfasst nur wenige Tage, er reicht vom 12. bis zum 30. Juni. Der Roman ist in drei Teile gegliedert, diese wiederum umfassen einzelne Kapitel, die jeweils durch eine Datumsangabe definiert und unabhängig von den drei Hauptteilen fortlaufend durch die gesamte Erzählung nummeriert sind. Ein kurzer Epilog beendet die Geschichte. Ergänzend dazu setzt der Autor Rückblenden ein, um den Verlauf mancher Geschehnisse zu erklären.

Der Autor verwendet die neutrale Erzählperspektive, nützt jedoch die einzelnen Kapitel dazu, um Ereignisse zu beschreiben, die mit wechselnden Hauptcharakteren im Mittelpunkt an völlig verschiedenen Orten, jedoch gleichzeitig, stattfinden. Durch diese dicht gedrängte Erzählform ergibt sich ein intensiver Spannungsbogen, der den Leser bereits mit dem Einstieg in seinen Bann zieht und auch diesen fünften Teil der Millennium-Reihe zu einem Page-Turner macht.

Fazit

Bereits beim vierten Band der Millenniums-Serie gab es durchaus kritische Stimmen, die meinten, der Autor käme nicht an Stieg Larsson heran, ich habe das damals schon anders gesehen und auch nach dem Lesen dieses fünften Bandes bleibe ich bei meiner Meinung: mit David Lagercrantz wurde in meinen Augen ein großartiger Nachfolger gefunden, diese spannende Reihe um den Millennium Verlag, den Journalisten Mikael Blomkvist und vor allem die einzigartige Lisbeth Salander weiterzuführen. Ein spannender Thriller, den man nicht aus der Hand legen wird, bis man das letzte Wort des Epilogs gelesen hat.

DNA – Yrsa Sigurdardóttir

AutorYrsa Sigurdardóttir
Verlag btb Verlag
Erscheinungsdatum 9. Oktober 2017
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442715756

Kommissar Huldar und Psychologin Freyja, Band 1

Inhalt

Helgi muss an diesem Morgen zu einem wichtigen Meeting. Da sieht er die beiden Söhne des Nachbarn mitten auf der Straße stehen. Seine Frau verständigt die Polizei. Kriminalkommissar Huldar und sein Kollege Ríkhardur werden gerufen, denn die Mutter der beiden Jungen ist grausam ermordet wurden. Unter dem Bett findet Huldar die kleine Tochter der Ermordeten, Margrét, die so zu einer wichtigen Zeugin für die Polizei wird. Kurz darauf wird eine weitere Frau ähnlich brutal ermordet.

Es ist der erste Fall, der Kommissar Huldar als leitendem Ermittler übertragen wird. Ein extrem schwieriger Fall, da es keinerlei Spuren gibt und auch keine Zusammenhänge zwischen diesen beiden Fällen zu finden sind, obwohl es sich um den selben Täter handeln muss. Beinahe unmöglich ist auch die notwendige Befragung von Margrét, erst die Psychologin Freyja kann ein gewisses Vertrauen zu ihr aufbauen.

Doch was hat der Chemiestudent Karl Pétursson mit diesem Fall zu tun, ein begeisterter Amateurfunker, der plötzlich über einen Zahlensender täglich Meldungen erhält, die nur aus Zahlenreihen bestehen, darunter seine ID und die ID Nummern von zwei ihm völlig unbekannten Frauen? …

Thema und Genre

Der bekannten isländischen Autorin ist hier wieder ein atmosphärisch dichter Thriller mit psychologischem Hintergrund gelungen. Thema sind Adoptionen und davon betroffene Kinder. Es geht aber auch im Kinder als Zeugen oder Opfer von Verbrechen, die nur mit äußerster Zurückhaltung und Fingerspitzengefühl von der Polizei einvernommen werden können. Sehr gut geschildert ist auch die Zusammenarbeit mit Kinderpsychologen in Bezug auf Fragenstellung, Interpretation und Glaubwürdigkeit. Themen, die mehrmals und in unterschiedlichen Settings auftreten, sind Familie, der Verlust der Mutter, Zusammenhalt unter Geschwistern.

Charaktere

Der ermittelnde Kommissar Huldar wurde eher durch Zufall mit diesem Fall betraut und ist so plötzlich der Vorgesetzte seiner bisherigen Kollegen. Ihm ist klar, dass es ihm unbedingt gelingen muss, den Fall zu lösen. Dieses Wissen im Hintergrund verunsichert ihn manchmal, lässt ihn ungeduldig werden und je deutlicher es wird, dass sie alle völlig im Dunkeln ermitteln, weil es kaum Spuren gibt, desto größer wird der innere Druck. „Es war sicher angenehm, ein Berg zu sein, der nie in Schwierigkeiten geriet oder Aufgaben übernehmen musste, denen er nicht gewachsen war.“ (Zitat Seite 182)

Auch wenn er in zwischenmenschlichen Beziehungen etwas tollpatschig agiert, ist er ein insgesamt sympathischer Ermittler, dessen Gedankengänge auf der Suche nach dem Täter und auch die Anstrengungen, aus seinen Leuten ein Team zu bilden, authentisch bleiben.

Der immer ernste, sehr korrekte, an den Folgen seiner gerade stattfindenden Scheidung leidende Ríkhardur ist sein Freund und engster Mitarbeiter, der sich vor allem mit der mühsamen Durchsicht aller Unterlagen und Recherchen beschäftigt. Auf Grund eines Vorfalls mit dessen damals Noch-Ehefrau Karlotta hat Huldar ein stetes schlechtes Gewissen gegenüber Ríkhardur, was auch die Zusammenarbeit beeinflusst.

Die junge Psychologin Freyja hat sich vor kurzer Zeit von ihrem Lebensgefährten getrennt und bewohnt die Wohnung ihres Bruders und versorgt seine Hündin Mollý, während dieser eine Gefängnisstrafe absitzt. Obwohl persönlich noch immer von Hulgar enttäuscht und zornig auf ihn, lernt sie seine Arbeit im Zuge der Ermittlungen schätzen.

Karl Pétursson könnte man als Loser bezeichnen, auch er selbst sieht das so. Durch den Tod seiner Ziehmutter aus der Bahn geworfen, quält er sich irgendwie durch sein Chemie-Studium, trifft sich mit seinen einzigen Freunden Börkur und Halli, ähnliche Einzelgänger wie er selbst. Er gibt jedoch die Hoffnung nicht auf, sein Leben ändern zu können, was ihn für den Leser sympathisch macht. Seine wirkliche Leidenschaft ist der Amateurfunk und als er zufällig einen geheimnisvollen Sender abhört, wo jemand eigenartige Zahlenreihen vorliest, scheint für ihn sein Leben endlich wirklich spannend und abenteuerlich zu werden.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt mit einem Ereignis, das 28 Jahre vor der aktuellen Handlung liegt und wo es zunächst keinen erkennbaren Zusammenhang gibt. Dieses Ereignis ist nur dem Leser bekannt, nicht den ermittelnden Kommissaren, sodass es der Phantasie des Lesers überlassen ist, mögliche Verbindungen zu den aktuellen Verbrechen herzustellen. Dadurch beginnt die Handlung spannend und die Autorin hält diesen Spannungsbogen bis zum Finale und Aufklärung aufrecht. Sie entwickelt mehrere mögliche Lösungen, denen sie auch die Ermittler folgen lässt, um sie dann durch einen Twist als falsch zu erklären und statt dessen neue Varianten anzubieten. Dennoch bleibt die Handlung nachvollziehbar und auch die Erklärung der Lösung des Falles ist stimmig.

Die Sprache ist dem spannenden, sachlichen Genre Thriller angepasst, mit detaillierten Beschreibungen der einzelnen Protagonisten, ihres Lebensumfeldes und auch der örtlichen Gegebenheiten. Bei der Schilderung der Morde ist es ihr wesentlich wichtiger, das verzweifelte Schwanken zwischen Angst und Hoffnung der Opfer zu zeigen, als verbale Blutbäder zu verfassen.

Fazit

Ein spannender Thriller einer bekannten Autorin, die Themen und Charaktere geben dem Plot den notwendigen Tiefgang, um ein umfassendes Lesevergnügen zu garantieren.

London Stalker – Oliver Harris

AutorOliver Harris
Verlag Karl Blessing Verlag
Erscheinungsdatum 13. März 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3896675606

„Ein kluger Mann würde Samen kaufen, Kompost in die Schubladen seines alten Schreibtischs füllen und als Einsiedler weiterleben.“ (Originalzitat)

Inhalt

In diesen dritten Fall wird Detective Nick Belsey eher durch Zufall verwickelt. Er ist im Dienst suspendiert und es wird eine Anklage gegen ihn vorbereitet. Daher ist er untergetaucht, ohne festen Wohnsitz lebt er teilweise im ehemaligen, nun aufgelassenen Polizeirevier in Hampstead. Da bittet ihn Maureen Doughty um Hilfe – ihr erwachsener Sohn Mark Doughty ist seit zwei Tagen verschwunden. Als Nick Belsey im Zimmer des Vermissten Hinweise findet, dass Mark Doughty den bekannten Star Amber Knight intensiv gestalkt hat, erwacht seine Neugierde an diesem Fall. Zu diesem Zeitpunkt hat er noch keine Ahnung, welche Lawine an Ereignissen er mit seinen unverfrorenen Ermittlungen auslöst – und wie passt sein ehemaliger Mentor Detective Chief Inspector Geoff McGovern ins Bild?

Thema und Genre

London-Thrillerreihe mit Detective Nick Belsey, Band 3

Die Welt der Stars und Starlets, IT Girls, der sogenannten Influenzer wird sehr treffend geschildert, das Ganze im Ambiente des Adels und Geldes in der Weltmetropole London. Sehr realistisch tritt im Zuge der Ermittlungen von Nick Belsey aber auch die andere, arme Seite Londons auf, oft nur durch eine Straße voneinander getrennt.

Charaktere

Ein spezielles Thema ist der Hauptcharakter, Nick Belsey. An ihn muss man sich erst gewöhnen, auch wenn man als Leser Ermittler mit Ecken und Kanten, einem Eigenleben im Graubereich, bevorzugt. Dieser hier bewegt sich ausschließlich im Dunkelgraubereich, oft neben dem Gesetz, in dieser Geschichte hier auch auf der Flucht vor dem Gesetz, wobei er teilweise zu unrecht zum Verdächtigen erklärt wird, weil er bei seinen Ermittlungen mächtigen Interessen in die Quere kommt. Streckenweise wird er zum Getriebenen, der aber trotz allem zu den „Guten“ gehört.

Was den Leser für Nick Belsey einnimmt ist die Art, wie er direkt und kompromisslos ermittelt und die Selbstverständlichkeit seines Auftretens.

Handlung und Schreibstil

Oliver Harris behält auch in diesem dritten Band um Nick Belsey seinen lockeren, frechen Schreibstil bei und erzählt flüssig. Die Handlung ist schnörkellos spannend aufgebaut, von der ersten Seite bis zum show-down zum Ende der Geschichte. Cliffhanger hat dieser Autor nicht nötig, er packt seinen Leser, indem er bei jeder Antwort, die Belsey findet, gleichsam zwei neue Fragen aufwirft. Dies und unerwartete Wendungen machen die Geschichte sehr spannend.

Fazit

Ein Roman, ich würde sagen, Thriller, auf jeden Fall für Leser, die bereits die beiden Vorgängerromane um Nick Belsey gelesen haben. Aber auch Leser, die eine sehr spannende Geschichte lesen wollen, die ein aktuelles Thema in London spielen lässt, werden nicht enttäuscht. Ein geradliniger Thriller, mit einer großen Prise Humor viel Action. Auch wenn man die ersten Fälle „London Killing“ und „London Underground“ nicht gelesen hat, gibt der Autor genügend Hinweise, um sofort in die Handlung einzusteigen. Richtig spannende Unterhaltung, ein fesselndes Buch, das eine lesend verbrachte Nacht garantiert.

Knickerbocker4immer: Alte Geister ruhen unsanft – Thomas Brezina

AutorThomas Brezina
Verlag Verlag Ecowin
Erscheinungsdatum 9. November 2017
FormatHardcover
Seiten416
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3711001610

„Aus der verschworenen Bande wurden Fremde und Erwachsene, die ihren Weg gingen. Allein. Bis zu jenem Brief.“ (Zitat Klappentext)

Inhalt

Alex, Lilo, Poppi und Dominik sind zurück. Bekannt als „Kickerbocker-Bande“, haben sie in ihrer Kindheit zahlreiche Fälle gelöst und Täter entlarvt, die die Polizei ohne ihre Hilfe nicht so rasch gefunden hätte. Aus Kindern wurden Teenager und auf Grund eines ungelösten Missverständnisses kam es zum Streit. Plötzlich erhalten sie eine Einladung zu einem Treffen, der sie auch folgen, aber bald stellen sie fest, dass sie unter völlig falschen Voraussetzungen in eine Villa auf eine ansonsten einsame Insel gelockt wurden.

Rasch müssen sie erkennen, dass sie sich in tödlicher Gefahr befinden, doch wer steckt dahinter, wem können sie noch trauen? Ein neues Rätsel muss gelöst werden und sie stellen sich dieser Aufgabe …

Charaktere

Der Autor schafft es, die Kinder realistisch und nicht irgendwie verklärt erwachsen werden zu lassen, nicht alle haben den Lebensweg eingeschlagen, der irgendwie zu erwarten gewesen wäre, auch das ist das Leben. Dominik und Poppi haben tatsächlich ihren Traumberuf gewählt, doch auch bei Dominik gibt es eine Menge Schatten, Ecken und Kanten, was dieses Buch definitiv in den Bereich „Krimi für Erwachsene“ bringt.

Handlung und Schreibstil

Der Erzählstrang findet auf mehreren Ebenen statt, der Leser kennt die Zusammenhänge, die vier Hauptprotagonisten dagegen noch nicht und das macht die Lektüre spannend und „Nächte füllend“. Schön ist, wie die ehemaligen Freunde langsam das gegenseitige Misstrauen und Vorurteile auflösen, die alten Eigenheiten in den nun erwachsenen Menschen wieder finden und einander auch als Erwachsene akzeptieren lernen und das alte Vertrauen wieder aufbauen. Auch alte Gefühle sind wieder da – aber mehr sei nicht verraten.

Fazit

Ein flüssig geschriebenes, spannendes Buch für alle, die mit der Knickerbocker-Bande aufgewachsen sind, zu begeisterten Lesern wurden und inzwischen erwachsen sind. Ein Buch aber auch für alle Eltern, die, wie ich, zu nächtlicher Stunde heimlich die Knickerbocker-Romane ihrer Kids auch gelesen haben –ok dann auch „mit Erlaubnis“ und so konnte man zum Beispiel bei der Besichtigung von Graz gemeinsam den Wegen der Knickerbockers rund um den Schlossberg und Uhrturm folgen.

Insgesamt empfehle ich die spannenden Bücher der Originalserie allen Kindern ab der 3. Volksschulklasse und die Eltern finden bei diesem ersten Buch für Erwachsene einen guten Einstieg in die Welt der Knickerbocker-Bande.

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen – Lars Simon

AutorLars Simon
Verlag dtv
Erscheinungsdatum 10. November 2017
FormatTaschenbuch
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3423217040

„ Hast du vorhin eigentlich … gezaubert?“ „Ich musste. Sonst wäre ich jetzt tot“, antwortete Lennart. „Und ihr wahrscheinlich auch.“ (Zitat Buchrückseite)

Inhalt

Der Anwalt Cornelius Isaksson hat im Nachlass von Buri Bolmen eine Liste mit Namen gefunden und diese an Lennart Malmkvist geschickt, als mögliche Unterstützung im Kampf gegen den mächtigen Magier Krähenbein. Ein Name kommt Lennart bekannt vor, Dr. Henrietta Hellström, Gattin von Prof. Dr. Titus Hellström, Direktor des Naturhistorischen Museums Göteborg. Da erfahren sie, dass sie verschwunden ist und vermutlich in der Gewalt von Hendrik Nilsson, der aus dem Gefängnis entkommen ist. Teilweise unterstützt von der misstrauischen Kommissarin Maja Tysja, von einem magischen Orakel und versehen mit neuen Zaubersprüchen macht sich Lennart zusammen mit Mops Bölthorn auf die Suche nach Henrietta Hellström. Gleichzeitig versucht er zu ergründen, wer regelmäßig die Küche und auch den Verstand von Professor Titus Hellström verwüstet und warum. Und wie geht es mit der Suche nach den Dunklen Pergamenten weiter?

Thema, Genre und Schreibstil

Der Roman beginnt mit einer kurzen Rückblende auf ein zwanzig Jahre zurückliegendes Ereignis. Verfasst ist die Geschichte in der neutralen Erzählform, wobei sich die Handlung spannend bis zu einem fulminanten Showdown entwickelt, um dann mit einem wirklich fiesen Cliffhanger zu enden, der meiner Meinung nach too much und absolut entbehrlich ist. Sehr gelungen dagegen sind die Schilderungen des winterlichen Göteborg in den Abendstunden.

Obwohl in der Geschichte viel gezaubert wird und uns allerlei magische und mystische Wesen begegnen, ist dieser Roman nicht nur dem Genre Fantasy zuzuordnen, denn er spielt in einer realen Welt, wo ein Kriminalfall aufgeklärt werden muss. Die magische Welt ist jedoch teilweise mit der Realität verwoben und bildet so die Einheit dieses Abenteuers von Lennart Malmkvist – ein sehr unterhaltsames Gesamtpaket mit witzigen, sehr kreativen Wortspielereien.

Wir treffen viele Protagonisten aus dem ersten Teil der Geschichte wieder, Maria hilft auch diesmal mit ihren hervorragenden italienischen Kochküsten und die Kommissarin Maja Tysja versucht auch weiterhin, hinter Lennarts Geheimnis zu kommen, denn dass es eines gibt, dessen ist sie sich sicher. Bölli, der schon im ersten Band auf seinen kurzen Beinchen in die Herzen wohl aller Leser getippelt ist, begleitet Lennart auch weiterhin und hilft sprechend, wo er kann. Lennart selbst hat den sonderbaren Mops inzwischen wirklich ins Herz geschlossen und wächst insgesamt mit seinen schwierigen Aufgaben. Natürlich muss er auch Rückschläge hinnehmen, denn auch wenn seine Zauberkräfte stärker werden, so braucht alles Zeit, Zeit die er manchmal nicht hat und da muss er schon mal improvisieren.

Fazit

Auch wenn man die Serie um Lennart Malmkvist erst mit diesem zweiten Band zu lesen beginnt, gibt es genügend Hinweise auf die wichtigen Themen des ersten Bandes, sodass es kein Problem ist, der Handlung zu folgen. Allerdings ist der erste Band auch deshalb so lesenswert, weil sehr humorvoll beschrieben ist, wie sich das Verhältnis Lennarts zu dem gegen seinen Willen geerbten, etwas gewöhnungsbedürftigen Mops langsam aufbaut. Spannend zu lesen ist auch, wie sich Lennart selbst entwickelt. Meine Empfehlung ist daher, mit Band eins zu beginnen und dann dieses neue Abenteuer zu lesen.

Das Vermächtnis der Spione (Ein George-Smiley-Roman, Band 9) – John le Carré

AutorJohn le Carré
Verlag Ullstein Hardcover
Erscheinungsdatum 13. Oktober 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3550050121

„Das Vermächtnis der Spione“ von John le Carré ist ein klassischer Spionageroman aus der Welt der Geheimdienste während der Zeit des Kalten Krieges und nimmt direkten Bezug zu seinem Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“.

Inhalt

Der Roman beginnt im Jahr 2017. Peter Guillam, der ehemalige Assistent von George Smiley, einem der wichtigsten Spione des „Service“, des britischen Geheimdienstes, ist längst im Ruhestand und lebt auf seinem Bauernhof in der Bretagne. Da erhält er einen Brief aus London, er möge in einer wichtigen Angelegenheit und zum Zweck einer Stellungnahme sofort in die Zentrale des Service nach London kommen.

Was mit einem höflichen Gespräch beginnt, ist eine versuchte Aufdeckung der Operation Windfall. Damals, im Jahr 1961, war Alec Leamas, ein britischer Meisterspion,  zusammen mit seiner Freundin Elizabeth Gold bei einem angeblichen Fluchtversuch vor der Berliner Mauer erschossen worden.

 Auch wenn die Akten leer bis lückenhaft sind, versuchen Bunny und Laura, die Anwälte des Service, Peter Guillam dazu zu bewegen, ihnen die Wahrheit über diese Operation zu erzählen. Guillam war als Assistent von George Smiley in diese Operation mit einbezogen und außerdem war Alec Leamas nicht nur ein Kollege, sondern Peters Freund. Der britischen Regierung droht eine öffentliche Anklage samt Untersuchungsausschuss, veranlasst vom Sohn von Alec Leamas und der Tochter von Liz Gold. Da George Smiley selbst nicht auffindbar ist, soll Peter Guillam als Hauptschuldiger angeklagt werden.

Wird es gelingen, die in der Vergangenheit begrabene Operation Windfall und die wahren Hintergründe aufzuklären? Was ist damals wirklich geschehen – zu viele Fragen sind noch offen …

Thema, Handlung und Schreibstil

Der Roman „Das Vermächtnis der Spione“ erweckt die Ereignisse der Zeit des Kalten Krieges und insbesondere die Einsätze der britischen Spione in der damaligen DDR nochmals zum Leben. Der Zeitrahmen liegt zwischen 1957 und 1961. Erzählt wird aus Sicht von Peter Guillam in der Ich-Form. Da er natürlich viele Dinge in diesem Geflecht der Geheimdienste, sich konkurrierender Abteilungen und Personen, nicht wissen konnte, werden seine Erinnerungen durch Berichte, Akten, Briefe ergänzt. Dieser Wechsel der Perspektive wird vom Autor gekonnt als Spannungsmittel eingesetzt, aber auch, um viele menschliche Zwischennuancen zu erfassen.

„Wie weit können wir in der Verteidigung unserer westlichen Werte gehen, ohne diese Werte preiszugeben?“ Diese Grundfrage der Menschlichkeit in der grausamen, gefährlichen Welt der Spionage zieht sich durch alle Geschehnisse und Handlungen dieses Romans, der Operation Windfall.

Dem Autor John le Carré ging es nie darum, nur seine Erfahrungen aus seiner eigenen Zeit beim britischen Geheimdienst in spannende Thriller zu fassen, sondern er ist ein Meister der Zwischentöne, der Hintergründe seiner Geschichten, darauf bedacht, dass die komplexen Zusammenhänge ein realitätsnahes Gesamtbild eines möglichen Vorfalls ergeben. Spione werden hier nicht verherrlicht, sondern folgen ihren Aufträgen, müssen oft improvisieren und sind definitiv keine James-Bond-artigen Helden.

Der Hauptprotagonist ist diesmal eindeutig Peter Guillam, auch wenn George Smiley, der „rundliche, bebrillte, stets bekümmerte“ Spion, den ganzen Roman hindurch im Hintergrund präsent ist, bzw. durch die Rückblenden, Briefe, Akten, Erinnerungen immer wieder in den Vordergrund geholt wird. Zu Peter Guillam sagt er: „Sie waren ein loyaler Gefolgsmann. Es gehörte nicht zu Ihrem Job zu fragen, warum jeden Morgen die Sonne aufgeht.“

Das Coverbild weist auf eine weitere Hauptprotagonistin hin, Doris Gamp. Sie lebt in Ostberlin und gibt Informationen an den britischen Geheimdienst weiter, meistens über Peter Guillam. Ihr Codename ist TULIP.

Die handelnden Personen, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart, sind schnörkellos beschrieben und ihre Handlungen sind nachvollziehbar.

Fazit

Ganz sicher ein Roman für Leser, die auch schon andere Bücher der Serien um den Spion George Smiley gelesen haben. Auf Grund der sich ohnedies aus den Rückblenden ergebenden Handlung kann „Das Vermächtnis der Spione“ natürlich auch von am Genre Spionage und Kalter Krieg Interessierten gelesen werden, die noch keinen anderen Roman von John le Carré kennen. Meiner Meinung nach sollte man jedoch zumindest „Der Spion, der aus der Kälte kam“ vorher lesen, einerseits um schneller mit der Geschichte vertraut zu werden, andererseits, weil diese völlig andere Sichtweise der damaligen Ereignisse dieses neue, finale Buch der Serie noch interessanter macht.

OXEN Das erste Opfer – Jens Henrik Jensen

AutorJens Henrik Jensen
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum 8. September 2017
FormatBroschiert
Seiten464
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3423261586

„Wir haben auf der einen Seite einen toten Adeligen, Spitzendiplomaten, Mäzen, Thinktank-Gründer, Weltbürger – und Sägewerksbesitzer. Und auf der anderen den tapfersten Mann des Königsreichs, der mit Sicherheit ein bedauernswerter, psychisch kranker Teufel ist. Und von der Seitenlinie prescht das oberste Personal des PET heran, Mossman und Rytter. Also, wenn das kein Wespennest ist …“ (Zitat)

Inhalt

Inh

Niels Oxen, ehemaliger Polizeischüler und mehrfach ausgezeichneter Elitesoldat mit extrem schwierigen Auslandeinsätzen in Kriegsgebieten, hat den Dienst quittiert, ist untergetaucht  und lebt unerkannt als Obdachloser, bevor er sich in die Wälder Nordjütlands, Rold Skov, zurückzieht. Einzige Gesellschaft ist sein Hund Mr. White, ein weißer Samojede.

Das Waldgebiet, in dem Niels Oxen seinen Unterschlupf baut, gehört zu dem Ländern des herrschaftlichen Landsitzes Norlund Slot. Er hätte hier unentdeckt in der Natur leben können, hätte ihn nicht eines Tages die Neugierde auf die Idee gebracht, dem Park von Norlund Slot einen heimlichen Besuch abzustatten. Ausgerechnet in jener Nacht wird der Besitzer des Anwesens, Hans-Otto Corfitzen, ein reicher Geschäftsmann, Diplomat und Stifter, ermordet. Suchhelikopter finden den Unterstand, Oxen wird einvernommen und erkannt. Axel Mossmann, Chef des Inlands-Nachrichtendienstes PET, setzt Oxen unter Druck, Undercover und unabhängig von allen anderen Teams für ihn zu ermitteln, denn dieser Mord ist nur einer in einer Reihe von eigenartigen Unfällen und Morden an einflussreichen Persönlichkeiten. Es gibt keinerlei erkennbare Zusammenhänge, doch die nun toten Personen scheinen alle irgendwann in der Vergangenheit in eine Konfrontation mit Oxen geraten zu sein, was ihn für manche Ermittler zum Hauptverdächtigen macht. Er weigert sich zunächst, doch ein Ereignis bringt ihn dazu, umzudenken. Die ebenfalls in Einsätzen erfahrene Margarethe Franck, persönliche Assistentin von Mossmann, wird ihm zur Seite gestellt. Beide sind misstrauische Einzelkämpfer, müssen aber einen Weg finden, einander zu trauen und vertrauen, denn bei ihren Ermittlungen geraten sie ins Visier des mächtigen dänischen Geheimbundes Danehof, eine Vereinigung einflussreicher Personen, den es seit 1413 offiziell gar nicht mehr gibt. Sie sind Jäger und Gejagte und es ist für sie bald nicht mehr klar, wer Freund und wer Feind ist.

Charaktere

Oxen leidet unter PTBS, einer posttraumatischen Belastungsstörung, in seinen Träumen und Flashbacks muss er sich immer wieder einzelnen Kriegserlebnissen stellen. Die Beschreibung, wie er mit seinem  Hund umgeht, zeigt jedoch seine gefühlvolle Seite und nimmt den Leser für ihn ein. Dazu kommt, dass Oxen keine Rambo-artige Kampfmaschine ist, sondern nur dort präzise und rasch Gegner eliminiert, wo diese absolut skrupellos und kompromisslos ihre todbringenden Aufträge erledigen und Oxen seine Leute, Gefährten und sich selbst schützen retten bzw. schützen muss.

Auch Margarethe Franck kämpft mit Flashbacks, bei einem Einsatz hat sie ein Bein verloren. Ihr Vorgesetzter Axel Mossmann schätzt ihre kluge, präzise Denkweise und Kombiniergabe. Ihre zwischenmenschliche Beziehung zu Oxen wird langsam zu Wertschätzung und Vertrauen, je mehr sie durch ihre eigenen Recherchen über ihn, seine Einsätze und die wahren Hintergründe erfährt.

Handlung und Schreibstil

Jens Henrik Jensen ist ausgebildeter Journalist und er lässt Hintergründe aus realen Ereignissen in seine Geschichte einfließen. So würde ich diesen Roman einem Genre zwischen Thriller, und Politthriller einordnen. Die ersten etwa einhundert Seiten sind auf Grund der vielen Ereignisse, Personen, Hintergrundinformationen, mit denen der Autor den Leser konfrontiert, eher informativ, als spannend. Doch dann kommt die Geschichte plötzlich in Schwung, nimmt rasant an Fahrt auf und es folgt Hochspannung bis zur letzten Seite.

Die Figuren dieses Romans sind authentisch, präzise entwickelt. wobei der Autor besonders bei den beiden Hauptfiguren Niels Oxen und Magarethe Franck in Details geht, um ihre Problematik, Denkweise, Charakter für den Leser nachvollziehbar zu machen. Dies gibt dem Leser die Möglichkeit, diese beiden unangepassten und sehr eigenwilligen Protagonisten ins Herz zu schließen.

Fazit

Oxen, Das erste Opfer, ist ein dramatischer Thriller um Geheimdienste, Politik und Macht, geschrieben für Leser, die einen spannenden Politthriller suchen und den klaren Schreibstil der nordischen Autoren schätzen.

Der Kampf gegen den mächtigen Geheimbund ist noch nicht zu Ende und man darf auf die beiden Folgebände mit diesem eigenwilligen Ermittlerteam gespannt sein.

Durst (Ein Harry-Hole-Krimi, Band 11) – Jo Nesbø

AutorJo Nesbø
Verlag Ullstein Hardcover
Erscheinungsdatum 15. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten624
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3550081729

„Der vielleicht beste, vielleicht schlechteste, aber auf jeden Fall berüchtigtste Mordermittler der Osloer Polizei“ (Zitat)

Inhalt

Harry Hole, ist nicht mehr aktiv, sondern führt ein ruhiges Leben mit seiner Frau Rakel. Er hält Vorlesungen an der Polizeihochschule Oslo.

Da geschieht ein Mord: eine Frau wird ermordet und kurz darauf eine zweite. Eine erste Spur führt zur mobilen-Dating-App Tinder; über diese App nimmt der Mörder mit seinen Opfern Kontakt auf. Die bewusste Inszenierung deutet auf einen Serienmörder hin, aus Sicht des Psychologen Hallstein Smith handelt es sich um eine Form von Vampirismus.

Mikael Bellmann, Polizeipräsident und früherer Chef von Harry Hole setzt diesen unter Druck, die Suche nach dem Täter aufzunehmen. Harry Hole soll eine eigene kleine Gruppe zusammenstellen, welche parallel zum großen Ermittlerteam der Osloer Polizei tätig ist. Hole lehnt zuerst ab, doch immer deutlicher zeichnet sich ab, dass der Gesuchte genau jener einzige Serientäter sein könnte, der nie gefasst werden konnte „der Mörder will spielen“. Harry Hole is back und stellt sein Team zusammen: er selbst, Bjorn Holm, Anders Wyller, und Hallstein Smith, Psychologe. Die Zeit drängt, der Mörder kann jederzeit sein nächstes Opfer suchen.

Handlung, Genre und Schreibstil

Jo Nesbø bleibt seinem Stil des literarischen Kriminalromans treu. Die Sprache ist erzählend und die Handlungsschauplätze sind präzise beschrieben, seine Figuren gut durchdacht. Der Handlungszeitraum ist knapp gefasst, die Kapitel sind nicht nur in Tage, sondern sogar in Tageszeiten geordnet, was die Spannung erhöht und die Handlung vorantreibt. Der Autor nimmt sich Zeit für Ruhemomente, steigert dann wieder die Spannung und setzt überraschende Wendungen ein; wir Leser müssen unsere eigenen Vermutungen deshalb mehrmals überdenken.

Viele der Charaktere sind den Lesern aus früheren Harry Hole Fällen bekannt und vertraut, doch sie sind so genau beschrieben, dass man die früheren Bücher dieser Serie nicht unbedingt gelesen haben muss. Neu ist der junge Ermittler Anders Wyller, dessen großes Vorbild Harry Hole ist. Harry Hole selbst scheint teilweise etwas zur inneren Ruhe gekommen zu sein, doch der Schein trügt – er bleibt er selbst.

„Durst“ ist ein Musterbeispiel für eine Erzählung, welche alle Prinzipien des Storytelling  kennt, perfekt einsetzt, gelungen umsetzt, die einzelnen Figuren bewusst auf ihre Plätze stellt – und hier liegt für mich das Problem – es ist alles so perfekt, dass die einzelnen Charaktere mich nicht wirklich berühren, auch sind mehrere Details nicht ganz logisch, müssen aber so sein, damit der Plot weitergehen kann.

Fazit

Ein spannender, auch sprachlich sehr gut gelungener Kriminalroman, lesenswert nicht nur für Harry Hole Fans, sondern für alle Freunde skandinavischer Kriminalliteratur.

Kreuzschnitt (Ein Fall für Bogart Bull, Band 1) – Øistein Borge

AutorØistein Borge
Verlag Droemer TB
Erscheinungsdatum 1. September 2017
FormatTaschenbuch
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3426306048

„Es dauert weniger als zwei Sekunden, um alles zu verändern.“

Inhalt

Innerhalb von zwei Sekunden verliert Bogart Bull, Kommissar bei der Osloer Kriminalpolizei, durch einen tödlichen Verkehrsunfall seine Frau und seine Tochter. Die folgenden sechs Monate vergehen mit Alkohol, Entzug und Rückkehr an seinen Schreibtisch. Nach sechs Monaten und zwanzig Tagen macht ihm seine Vorgesetzte den Vorschlag, in Zukunft als norwegischer Ermittler international für Europol tätig zu sein. Ein Vorschlag ohne wirkliche Alternativen. Bull sagt zu und ist im nächsten Augenblick schon auf dem Weg nach Sainte-Maxime, einem Küstenort in Frankreich. Ein erfolgreicher norwegischer Unternehmer und Kunstsammler war in seiner Villa ermordet worden. In den Rücken des Ermordeten ist ein Kreuz geschnitten.

Alles scheint auf einen Ritualmord hinzudeuten, wofür auch spricht, dass der Mörder aus der Villa nur einen einzigen Gegenstand mitgenommen hat – ein bisher unbekanntes Gemälde von Edvard Munch, das das Gesicht eines Dämons zeigt. Doch bald ergeben die ersten Erkenntnisse ein völlig anderes Bild, denn die Spuren führen in die Vergangenheit, genau gesagt ins Frühjahr 1943, wo im kleinen Ort Eymoutiers ein grausames Verbrechen stattgefunden hat.

Unterstützt durch Hauptkommissar Jean Moulin von der Kriminalpolizei in Marseille beginnt Bull mit den Ermittlungen und gemeinsam fügen sie Teil und Teil der Geschichte zusammen.

Handlung und Schreibstil

Mit der Figur des Europol-Ermittlers Bogart Bull ist Oisten Borge eine stimmige Figur gelungen, man kann als Leser Bulls Persönlichkeit und Gedankengänge gut nachvollziehen. Bull zeigt eine sehr gute Kombinationsgabe, Spürsinn, aber der Autor erlaubt ihm auch, Fehler zu machen, lässt seine Gedankengänge Umwege machen, wodurch er glaubwürdig bleibt. Zwischen Bull und seinem Partner in diesem Fall, dem ebenfalls sehr erfahrenen und kompetenten Hauptkommissar Jean Moulin, stimmt die Chemie, sie sind ein Team. 

Das Buchcover nimmt angedeutet Bezug auf den Vorfall in der Vergangenheit, wobei mir der norwegische Originaltitel „Den syvende demonen“ besser gefällt und zutreffender scheint, als „Kreuzschnitt“.

Die Handlung auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen, 1943 und 2014, mit einer zusätzlichen kurzen Episode im Jahr 1906, ist sehr gut und übersichtlich durch entsprechende Kapitel mit Zeitangaben gegliedert. Dies erlaubt dem Leser, gedanklich allen Erklärungen und Hinweisen zu folgen, ohne dass die Handlungsbögen unterbrochen werden.  Dadurch bleibt die Spannung dieses beeindruckenden Kriminalromans von der ersten bis zur letzten Seite erhalten. Das Erstlingswerk des norwegischen Regisseurs und Texters überzeugt auch sprachlich und lässt gespannt auf die nächsten Einsätze von Bogart Bull warten.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman, wie ihn nur Skandinavier schreiben können. Eine Geschichte, die den Leser in die Vergangenheit und in der Zeit der aktuellen Handlung durch mehrere Länder Europas führt. Ein Buch für Freunde der skandinavischen Kriminalliteratur, in diesem Fall mit zwei zusätzlichen Pluspunkten: mehrere Schauplätze und mehrere Zeitebenen.

Todesreigen – Andreas Gruber

AutorAndreas Gruber
Verlag Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum 21. August 2017
FormatTaschenbuch
Seiten576
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-442-48313-6

„Von dem Wagen konnte nicht mehr viel übrig sein – ein verzogenes Gebilde aus Metall, Kunststoff, brennendem Benzin und etwas, das aussah wie ein menschlicher Körper.“

Inhalt

Dieser und eine Reihe von weiteren Selbstmorden von langjährigen Ermittlern des BKA, dazu zeitgleich eigenartige Todesfälle von engen Familienmitgliedern dieser Personen, bringen die beiden jungen Ermittlerinnen Sabine Nemez und Tina Martinelli zum Nachdenken. Zwischen diesen Todesfällen muss es einen Zusammenhang geben, nur welchen? Sabine und Tina stoßen trotz einer Mauer von Schweigen und Behinderungen ihrer Ermittlung auf allen Ebenen auf Zusammenhänge zu Vorfällen, die nunmehr zwanzig Jahre zurück liegen.

Auch der Name des vom Dienst suspendierten Maarten S. Sneijder taucht in diesem Zusammenhang auf und Sabine bittet ihn um Hilfe. Sein einziger Rat ist, diesen Fall sofort ruhen zu lassen, was seine Sabine Nemez natürlich keinesfalls tun wird. Erst als Sabine verschwindet, greift Maarten S. Sneijder ein. Wird er Sabine finden und vor allem, gelingt es ihm, diese Mordserie zu stoppen?

Thema und Genre

Ein Thriller mit Hochspannung vom Autor Andreas Gruber, der mit Maarten S. Sneijder einen äußerst eigenwilligen Ermittler geschaffen hat, welcher das Zeug zur literarischen Kultfigur hat.

Charaktere

Maarten S. Sneijder, der niederländische Profiler beim BKA Wiesbaden, Status suspendiert, aber nicht untätig, ist zurück mit einem gefährlichen Fall, in dem alle und alles hinterfragt werden muss und die Ermittlerin Sabine Nemez, während der Ausbildung Maarten S. Sneijders begabteste Schülerin, braucht seine Hilfe, um Zusammenhänge erkennen zu können, die tief in der Vergangenheit liegen, wo sie nach Meinung vieler Beteiligter auch bleiben sollten.

Sabine Nemez wird als engagierte, fähige Ermittlerin beschrieben, die sich durch Widerstände nicht aufhalten lässt. Sie ist durch die vergangenen Fälle erfahrener und eigenständig geworden, jedoch unterlaufen auch ihr noch Fehler, welche logisch und verständlich sind und so bleibt auch die Handlung logisch und realistisch.

Fazit

Dieser neue Thriller mit Hochspannung besticht durch die gekonnte Kombination zwischen Taten und Situationen in der Vergangenheit, jeweils im Kontext mit den aktuellen Vorfällen. Die Handlung in der Jetztzeit spielt sich während weniger Tage ab, was dieses Buch zu einem neuen Pageturner macht, wie man es von Andreas Gruber erwartet. Der Autor enttäuscht auch diesmal nicht, im Gegenteil, dieser erste Band der zweiten Trilogie um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez lässt, was Spannung und Handlungsfluss betrifft, keinen Leserwunsch offen.

Ein Buch für alle Freunde von Fällen mit speziellen Ermittlern mit Ecken und Kanten, nachvollziehbaren Handlungen und Charakteren. Auch wenn man bisher kein Buch von Andreas Gruber bzw. von diesem Ermittlungsteam gelesen hat, findet man sofort in die Handlung, da es ein paar kurze, erklärende Rückblenden zum letzten Fall gibt.

Der Preis, den man zahlt (Lorenzo-Falcó-Reihe) – Arturo Pérez-Reverte

AutorArturo Pérez-Reverte
Verlag Insel Verlag
Erscheinungsdatum 10. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten295
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3458177197

„Du kennst das Spiel. Es ist oft nicht das, wonach es aussieht“. Im Grunde würde dieses Zitat genügen, um den Inhalt des Romans zu beschreiben.

Inhalt

Die Geschichte spielt 1936 in Spanien und der Bürgerkrieg zwischen der linken Volksfront und den politisch rechts orientierten Falangisten und Nationalisten ist in vollem Gang. Der weltgewandte, effizient agierende Spion Lorenzo Falcó erhält einen höchst brisanten Geheimauftrag: ein politisch hochrangiger Gefangener, eine bekannte Persönlichkeit, soll aus der Festung Alicante befreit werden.

Diesmal erhält Falcó, der es gewohnt ist, alleine zu arbeiten, ein kleines, aber effizientes Team zugeteilt. Zu diesem Team gehören auch zwei junge Frauen, Caridad  Montero und Eva Rengel. Falcó leitet die Mission, doch auch er erhält seine Weisungen und alle Einzelheiten in diesem Falle in mehreren Etappen. Um diesen Einsatz erfolgreich durchführen zu können, müssen die Mitglieder des Teams, die kaum etwas voneinander wissen, einander zu 100 Prozent vertrauen und sich auf jeden einzelnen verlassen können, das ist in diesen Tagen überlebensnotwendig.

Werden sie den Auftrag erfolgreich durchführen können, trotz der unterschiedlichen Interessen aller Grupperungen, die die Fäden in diesem riskanten Spiel ziehen?

Thema und Genre

Bei „Der Preis, den man zahlt“ handelt es sich um einen Roman, wobei der zeitgeschichtliche Hintergrund, der Bürgerkrieg in Spanien, real ist und aus der politischen Situation von Anschlägen, Verhaftungen der übergeordnet mit „national-rechts“ und „sozialistisch-links“  zuzuordnenden einzelnen Gruppierungen ergibt sich die Mission von Lorenzo Falcó und der ihn umgebenden Protagonisten. Auch international wurde dieser Schauplatz intensiv beobachtet und besonders Deutschland und Italien mischten hier kräftig mit.

Charaktere

„Ich sympathisiere mit mit verschiedenen Anliegen.“ (Lorenzo Falcó) „Wenn ich das hier richtig verstehe, vor allem mit dem eigenen.“ (sein Mentor). In Zeiten wie diesen war man nur als Wolf sicher (Falcó).

Diese Aussagen charakterisieren den Hauptakteur Lorenzo Falcó. Ein mutiger, versierter Einzelkämpfer, Frauenheld der Eroberung willen, keine Skrupel. Zugeben, kein Romanheld, mit dem man sich zu 100% identifizieren kann, doch darum scheint es dem Autor auch gar nicht zu gehen, sondern er will die Geschichte erzählen und darin von Menschen, die nicht in „gut“ und „böse“ einzuteilen sind und im Spiel Politik und Spionage nur handelnde Figuren bleiben.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung dieses Romans steht im stimmigen Kontext mit dem Umfeld und die Entwicklung der Handlung und der überraschenden Wendungen ist nachvollziehbar. Auch Leser, die selten Spionageromane lesen, werden sich rasch in die Welt der völlig unterschiedlichen Motive und  politischen Richtungen der handelnden Personen, Auftraggeber und im Hintergrund bleibenden Persönlichkeiten eingelesen haben und die bis zur letzten Seite spannende Geschichte nicht aus der Hand legen wollen.

Das Buchcover nimmt Bezug auf Züge, die mehrmals eine Rolle spielen, dazu der Rauch der Lokomotive, der viele Dinge im nebeligen Unbekannten lässt, dazu eine einsame Frauengestalt, stellvertretend auch für die persönliche Einsamkeit in gefährlichen Einsätzen wie diesem.

Fazit

Man kennt Arturo Pérez-Reverte aus seinen früheren Werken als sprachlich gewandten Erzähler, der auch das Umfeld seiner Geschichten in Bilder fasst, jedoch immer nur so weit, dass es nicht in überbordende Schilderungen abgleitet, was der Handlung die Spannung nehmen würde. Ein Buch für alle Leser, die sich neben einer guten aufgebauten, spannenden Geschichte auch eine genussvoll zu lesende Sprache wünschen.

Opferstein – Heidi Schumacher

AutorHeidi Schumacher
Verlag Emons Verlag
Erscheinungsdatum 29. März 2011
FormatTaschenbuch
Seiten180
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-89705-807-1

Rügen-Bezug

Inhalt – Klappentext

In einer idyllischen Bucht auf Rügen, in der Nähe des legendären Opfersteins, werden drei Touristinnen aus dem Westen erschlagen aufgefunden. Unfälle, behauptet die Polizei. Mord, sagt einer der Ehemänner der Toten und beauftragt Antonia Babe, eine junge Detektivin aus Hamburg, mit den Ermittlungen. Schon bald entdeckt Antonia im Dorf ein Geflecht von Beziehungen, das die Bewohner mit den Toten verband – und kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur.

Fazit

Krimis mit Ortsbezug gibt es viele und viele darunter sind insgesamt sehr einfach konstruiert  und lesen sich schnell – nicht unbedingt mein persönliches Genre. Da ich in meiner neuen Heimat Lohme auf Rügen sowohl die Kreidefelsen, als auch Opfersteine und Hünengräber sozusagen vor der Haustüre habe, wurde ich neugierig. Der Rügen-Bezug und die entsprechenden Schilderungen bleiben vage und sehr an der Oberfläche, da hatte ich mir mehr erwartet, das kann ich in jedem Touristenführer lesen. Aber die Story selbst ist gut entwickelt, liest sich flüssig und Antonia Babe, der Hauptcharakter des Buches, entwickelt sich für mich bis auf einige kleine Ausnahmen nachvollziehbar und sympathisch. Der Schreibstil gefällt mir ebenfalls und daher werde ich (trotz mancher negativer Kritik) auch den bereits erschienenen zweiten Band mit dieser Ermittlerin lesen und mir lieber selbst ein Bild machen. Ich empfehle diesen auf Rügen spielenden Küsten Krimi als unterhaltsame Ferienlektüre oder auch nach einem Rügen Urlaub zum Weiterträumen zu Hause.

Kommando Abstellgleis: Kommando Abstellgleis ermittelt, Band 1 – Sophie Hénaff

AutorSophie Hénaff
Verlag Penguin Verlag
Erscheinungsdatum 14. Mai 2018
FormatTaschenbuch
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3328102670

Ein Fall für Kommissarin Capestan 1

Inhalt – Klappentext

Im Pariser Hauptkommissariat wird aufgeräumt. Das ist der Startschuss für eine neue Brigade, in der alle Unbequemen, Faulenzer, Schläger und Alkoholiker unschädlich gemacht werden sollen. Die Leitung erhält Anne Capestan, einst hoffnungsvolle Polizistin, die wegen eines fatalen Fehlers vom Dienst suspendiert wurde. Doch der Schuss geht nach hinten los, denn Capestan denkt gar nicht daran, sich aufs Abstellgleis schieben zu lassen. Einer katastrophalen Ausstattung zum Trotz löst sie mit ihrer Loser-Truppe sogar alte Fälle, die Abgründe in der neuen Chefetage zutage bringen …

Fazit

Die Idee hinter diesem Krimi ist originell und die Umsetzung zu 100% gelungen. Ein sehr spezielles Team aus lauter eigenwilligen Charakteren, jeder einzelne gut durchdacht und alle wachsen sie dem Leser ans Herz. Die Spannung ergibt sich aus den scheinbar unterschiedlichen alten Fällen, die sie auf Grund offensichtlicher Mängel bei der Jahre zurückliegenden Ermittlung neu aufrollen, unerwartete Zusammenhänge entdecken. Bereits auf dem „Abstellgleis“ können sie es sich erlauben, durchaus unkonventionell zu ermitteln. Nichts und niemand hält diese Einzelkämpfer auf, die langsam zu einem Team zusammenwachsen. Die Handlung ist gut durchdacht und bleibt immer nachvollziehbar und logisch, die Sprache ist flüssig und es kommt der Humor nicht zu kurz.

Band 2 in deutscher Sprache erscheint im Oktober 2017: Das Revier der schrägen Vögel: Ein neuer Fall für das Kommando Abstellgleis und er steht schon auf meiner „must-have – to read“ Liste.

Wer über den folgenden Dialog so schallend lachen kann wie ich, dem sei dieses Buch wirklich empfohlen:

„Übrigens, Capestan, ich habe einen Bußgeldbescheid für Brigadier Lewitz bekommen, neunzig Stundenkilometer innerorts …“ „Ja, wäre nett, wenn Sie den unter den Tisch fallen lassen könnten, sein Punktekonto sieht schlecht aus.“ „Eine Geschwindigkeitsüberschreitung auf einem Hundekotmobil?“ „Es gibt keine Hundekotmobile mehr. Das war eine Kehrmaschine“.

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