Die Gaben des Todes (Ein Winter-und-Parkov-Th riller, Band 1) – Martin Krüger

AutorMartin Krüger
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 18. Juli 2017
FormatKindle
Seiten460
SpracheDeutsch
ASINB071XY47LZ

„Die Zeit lief ihnen davon, unablässig und in aller Stille, wie die Schneeflocken, die sanft in die Spuren des LKA-Dienstwagens auf dem Zufahrtsweg fielen und diese nach und nach verschwinden ließen.“ (Zitat Seite 199)

Inhalt

Es ist Dezember und in der Auslage eines Kaufhauses liegt die weihnachtlich dekorierte Leiche eines jungen Mädchens. Der Mörder nennt sich selbst Dezembermann und kündigt weitere Geschenke an. Er verlangt, dass Daniel Parkov, ehemaliger BKA Hauptkommissar, der vor Jahren aus dem Dienst ausgeschieden ist, die Ermittlungen führt. Marie Winter von der MK1 holt den schwierigen Exzentriker zurück ins Team und eine atemlose Jagd beginnt …

Thema und Genre

In diesem spannenden Thriller geht es um Schuld, Rache und Familie. Auch psychologische Elemente wie die Auswirkungen schwerer Traumata spielen eine Rolle.

Charaktere

In diesem ersten Teil einer neuen Serie lernt der Leser ein neues Ermittlerduo kennen, Marie Winter und Daniel Parkov. Beide kämpfen gegen innere Dämonen, sind zielstrebig und geben nicht auf. Die Charaktere sind stimmig und man fiebert mit ihnen und den anderen Mitgliedern des Teams MK1 mit. Mit Parkov, schweigsam, schräg und trickreich, präsentiert uns der Autor einen neuen sehr speziellen Ermittler.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte ist sehr spannend, realistisch und nachvollziehbar, mit überraschenden Wendungen. Immer wenn die Ermittlungen zwischendurch scheinbar zum Stillstand kommen, weil alle Spuren ins Nichts führen, meldet sich der Dezembermann und treibt die Handlung weiter voran. Ein gekonnt inszenierter Spannungsaufbau in einer flüssigen Sprache erzählt, mit überraschend poetischen Schilderungen.

Fazit

Ein deutscher Autor, ein Thriller  der in Frankfurt und Umgebung spielt, ein neues Ermittlerduo, eine packende Geschichte. Dieses Buch ist ein Pageturner und garantiert jedem Thrillerfan sehr spannende Lesestunden.

Slow Horses, Jackson Lamb Thriller 1 – Mick Herron

AutorMick Herron
Verlag John Murray
Erscheinungsdatum 8. Oktober 2015
FormatKindle, Englisch
Seiten336
SpracheDeutsch (Englisch)
ASINB00X61MZQC

„Things aren’t always black and white, River.“ (Zitat Seite 84)

Inhalt

Man nennt sie „Slow Horses“, jene Mitarbeiter des MI5, die aus unterschiedlichen Gründen aus dem aktiven Dienst entfernt wurden und nun in den Büros im Slough House Akten sichten. Chef dieser eigenwilligen Gruppe ist Jackson Lamb, eine Legende, nun ebenfalls untätig, doch der Schein trügt. Dies erkennt auch River Cartwright, junger, aufstrebender Agent, der im Slough House frustriert Telefonprotokolle prüfen soll. Denn da wird ein junger Student mit pakistanischen Wurzeln entführt, der binnen 48 Stunden exekutiert werden soll und die Slow Horses werden aktiv.

Thema und Genre

Ein spannender Thriller in der Tradition der klassischen Spionageromane, aber modern und frech. Es geht um Politik, Geheimdienste und ihre Strukturen. „London Rules“ spielen eine wichtige Rolle in diesem Roman, gemeint sind die internen Intrigen, Macht um jeden Preis und mit allen Mitteln.

Charaktere

Mit Jackson Lamb präsentiert der Autor einen richtigen Antihelden, ein ekelhafter Zyniker, den man als Leser trotzdem oder gerade deshalb ins Herz schließt. River ist das junge Pendant, hartnäckig alle Spuren verfolgend, egal wohin sie führen. Sehr gut schildert der Autor, wie dieser Haufen von schwierigen Eigenbrötlern sich plötzlich zusammenfindet, als es darum geht, ein Menschenleben zu retten und auch die Gruppe zu verteidigen.

Handlung und Schreibstil

Kurz werden zu Beginn die einzelnen Mitglieder der „Slow Horses“ vorgestellt, doch damit ist man auch schon in einer sehr spannenden Handlung mit überraschenden Wendungen auch dort, wo man als Leser zu wissen glaubt, was als nächstes passiert. Sprachlich fallen besonders die großartigen Dialoge auf, immer auf den Punkt gebracht, sarkastisch und witzig. Kann ein Thriller auch in einer literarischen Sprachqualität geschrieben sein – dieser hier kann. Auch wenn ich das englische Original gelesen habe, bin ich überzeugt, dass es dem erfahrenen Diogenes Verlag gelungen ist, dies auch in der deutschen Übersetzung umzusetzen.

Fazit

Dieser moderne, spannende Spionagethriller ist die härtere, kompromisslosere Variante des „Kommando Abstellgleis“ der französischen Autorin Sophie Hénaff und macht genau so viel Spaß. Ein packender Pageturner nicht nur für Fans von  realistischen Spionageromanen. Band 1 einer Serie,

Als das Leben unsere Träume fand – Luca Di Fulvio

AutorLuca Di Fulvio
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 1. Oktober 201 8
AusgabeTaschenbuch
Seiten768
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3404176007

„Und zum ersten Mal, seit sie hier an Land gegangen war, hielt sie es für möglich, dass diese Stadt ein Herz hatte.“ (Zitat Seite 258)

Inhalt

Rosetta Tricarico aus Alcamo in Sizilien ist eine mutige Frau und weigert sich, dem Baron ihr Stück Land zu verkaufen, auf das er es abgesehen hat. Was sie jedoch zwingt aufzugeben ist die Tatsache, dass sie eine unverheiratete, unabhängige Frau in diesem von Männern bestimmten Ort ist. Rocco Bonafiglio hat in Palermo den Treueeid der Mafia abgelegt, er träumt jedoch von einem friedlichen Leben als Automechaniker. Die Jüdin Raechel Bücherbaum aus Sorotschinzy flieht nach der Ermordung ihres Vaters vor ihrer Stiefmutter. Die Sociedad Israelita sucht junge Mädchen, denen sie gute Ehen oder gute Stellungen als Dienstmädchen in Argentinien verspricht und Raechel schließt sich ihnen an. Rosetta, Rocco und Raechel reisen im Oktober 1912 auf demselben Schiff nach Buenos Aires, voll Hoffnung auf einen Neubeginn. Doch Buenos Aires ist eine schmutzige, arme und sehr gefährliche Stadt.

Thema und Genre

Dieser Roman handelt von Hoffnungen und Träumen, zeigt aber vor allem die Lebensumstände der armen Einwanderer am Beispiel von Buenos Aires in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf. Korruption, Unterdrückung und von allem die absolute Rechtlosigkeit der Frauen werden geschildert, aber auch die gegenseitige Unterstützung von Menschen, die sich dem widersetzen und neue Wege gehen wollen.

Charaktere

Die Hauptcharaktere sind die junge Raechel, die langsam und nach vielen Rückschlägen ihre Bestimmung findet. Rocco, der Gewalt verabscheut und sich daher den Gesetzen der Mafia nicht unterordnen will. Rosetta, die ihre selbstbewusste Haltung als Frau auch an andere Frauen weitergeben will und trotz vieler Rückschläge und gefährlicher Feinde langsam ein Umdenken erreicht. Die Charaktere überzeugen nicht immer. Besonders Raechel handelt trotz ihrer harten Erfahrungen immer wieder erstaunlich naiv, was zwar für Spannung sorgt, aber irgendwann unlogisch wird.

Handlung und Schreibstil

Dieser Roman ist ein lebhaftes Bild der Zeit, der Stellung der Frau und spielt in den gefährlichen Armenvierteln von Buenos Aires, wo die Einwanderer zu überleben versuchen. Der Roman umfasst 75 Kapitel und ist in vier Teile eingeteilt, die zeitliche Abfolge ist chronologisch. Erzählt wird in der dritten Person, wobei die Erlebnisse der drei Hauptprotagonisten gleichzeitig, aber in getrennten Handlungssträngen stattfinden, die jedoch zusammentreffen. Der Leser wird wiederholt mit sehr brutalen Szenen konfrontiert, während die Sprache selbst romantisch bleibt, an manchen Stellen etwas schwülstig wird.

Fazit

Ein Roman für Leser, die Luca Di Fulvio schon kennen, wieder eine flüssig und spannend aufgebaute Geschichte mit dem zu erwartenden guten Ende. Die Charaktere konnten mich nicht restlos überzeugen, ebenso wenig wie die sprachliche Qualität der Übersetzung.

Piccola Sicilia – Daniel Speck

AutorDaniel Speck
Verlag FISCHER Taschenbuch
Erscheinungsdatum 26. September 2019
FormatTaschenbuch
Seiten624
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3596701629

„Auf einmal saßen um diesen Tisch nicht mehr Nachbarn, die sich ein Fleckchen Erde teilten, sondern verschiedene Gruppen, die ihre Zukunft nicht mehr im selben Buch lasen.“ (Zitat Seite 330)

Inhalt

1942 kommt Moritz Reincke als Soldat der deutschen Wehrmacht nach Tunis. Er ist Fotograf und Kameramann für die Propaganda-Abteilung. Nach dem Krieg gilt er als verschollen, seine Verlobte Fanny zieht ihre Tochter Anita alleine auf. Deren Tochter Nina, Archäologin, erfährt plötzlich, dass man vor Sizilien ein Flugzeugwrack im Meer entdeckt hat, auf dessen Passagierliste auch der Name ihres Großvaters steht.

In Marsala trifft Nina auf Joelle, eine tunesische Jüdin, die in Paris und Haifa lebt und ihr eine völlig neue Geschichte über ihren Großvater erzählt, der zwar auf der Passagierliste stand, Tunis damals aber nicht verlassen hat, sondern sich in die Jüdin Yasmina, Joelles Mutter, verliebt und unter falschem Namen weitergelebt hat. Doch sagt Joelle die Wahrheit?

Thema und Genre

Dieser Familien- und Generationenroman mit geschichtlichem Hintergrund spielt in Tunis ab 1942 und hat die letzten Kriegsjahre zum Thema, die Besetzung durch die deutsche Wehrmacht und in der Jetztzeit die Suche nach dem legendären Rommel-Schatz. Es geht um Familiengeheimnisse, aber auch um das Zusammenleben aller Glaubensrichtungen damals in Tunesien und die Veränderungen in den Kriegsjahren, sowie um die Problematik Palästina und Israel.

Charaktere

Alle Protagonisten eint die Frage nach der persönlichen Verantwortung, Zweifel an der Richtigkeit der eigenen Entscheidungen. Joelle ist eine sympathische, positive Frau, während Nina unsicher ist und generell an sich selbst zweifelt, was durch ihre Scheidung noch verstärkt wurde. Die Selbstreflexionen aller Protagonisten ziehen sich durch die gesamte Handlung, bleiben aber zu oberflächlich, um dem Roman zusätzliche Tiefe zu geben, führen aber zu Längen und Unterbrüchen im Handlungsfluss.

Handlung und Schreibstil

Der Autor erzählt die Geschichte in zwei Handlungssträngen, die Ereignisse ab 1942 in der Vergangenheit und die Auflösung in der Jetztzeit. Die vergangene Geschichte ist in der Erzählform geschrieben, die aktuelle Geschichte wird von Nina in der Ich-Form erzählt. Ort der Handlung sind Tunesien und Italien in der Vergangenheit, Sizilien in der Jetztzeit. Wie bekannt, liegt der Rommel-Schatz auf dem Meeresboden irgendwo vor Korsika, der Autor lässt in seiner Rahmenhandlung Patrice jedoch vor Sizilien suchen.

Dort, wo der Autor konkret bleibt, ist er ein großartiger Erzähler mit präzisen Beschreibungen und einer spannenden Handlung. Während die Zitate jeweils am Beginn eines Kapitels schön und passend sind, wirken zusätzlich in den Text gestreute, altbekannte Lebensweisheiten wie „Wir finden unser Leben nicht, es findet uns“ (Seite 550) allzu bemüht und die vielen seitenlangen Selbstreflexionen aller Protagonisten nehmen den Ereignissen die Spannung und wirken teilweise belehrend.

Fazit

Ein Familien- und Generationenroman mit geschichtlich bekanntem Hintergrund, in dem es um Familien und ihre Geheimnisse geht. Eine gut aufgebaute, spannende und interessante Geschichte, leider mit einigen Längen und Unterbrüchen der Handlung.

Rachewinter – Andreas Gruber

AuthorAndreas Gruber
Verlag Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum 17. September 2018
FormatTaschenbuch
Seiten592
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442486557

„Also nahm Pulaski seinen Anti-Stress-Knetball, den er nach dem letzten Mitarbeitergespräch von der Betriebspsychologin erhalten hatte, und warf ihn so fest gegen die Tür, dass diese zuschwang.“ (Zitat Seite 345)

Inhalt

Ein brutaler Mord an einem Geschäftsmann in Wien und ein junger Mann aus einer sehr begüterten Familie, der die Anwältin Evelyn Meyers bittet, ihn zu vertreten, da er als Mörder gesucht wird, den Mord aber nicht begangen hat.

In Leipzig wird Kommissar Walter Pulaski zu einem Unfall mit tödlichem Ausgang gerufen. Da er den Toten, dessen Tochter Nina ist die beste Freundin von Pulaskis Tochter, persönlich gut kannte, glaubt er nicht an einen mysteriösen Unfall. Weitere Todesfälle an erfolgreichen Geschäftsleuten folgen und immer wird im Umfeld eine attraktive Frau in einem roten Kleid gesehen. Unabhängig voneinander recherchieren Pulaski und Meyers und lassen sich durch nichts und niemanden aufhalten.

Thema und Genre

Dieser raffinierte Thriller ist der dritte Band aus einer Serie um den Kommissar Walter Pulaski aus Leipzig und die Anwältin Evelyn Meyers aus Wien. Wie immer bei diesem Autor spielen auch psychologische Hintergründe eine wichtige Rolle. Ein Thema ist diesmal die mögliche Beeinflussung der Justiz, Interventionen auf Grund persönlicher Interessen. Es geht aber auch um Vorurteile und das Thema Transgender, denn auch diesmal sind dem Autor neben Spannung auch aktuelle, kritische Aspekte wichtig.

Charaktere

Die erfolgreiche Anwältin Evelyn Meyers hat ein untrügliches Gefühl für Lügen. Dies macht sie unangepasst und auf Druck von oben reagiert sie mit Hartnäckigkeit. Sie hat ein stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Unterstützt wird sie durch ihren ebenso hartnäckigen Assistenten Florian „Flo“ Zock. Kommissar Walter Pulaski, ein zynischer Vegetarier, ist eigentlich im ruhigen Kriminaldauerdienst tätig, da er als alleinerziehender Vater der siebzehn Jahre alten Jasmin kein Risiko mehr eingehen will. Doch wenn ein Fall sein Misstrauen weckt und man noch dazu versucht, ihn am weiteren Ermitteln zu hindern, wird er hartnäckig. Er hat noch Freunde beim LKA, die ihn unterstützen. Diesmal ist er besonders gefordert, da seine Tochter und ihre Freundin eigenmächtig ermitteln, ohne sich der Gefahren bewusst zu sein.

Handlung und Schreibstil

Der Zeitrahmen umfasst wenige Tage, was die Handlung zusätzlich strafft. Ein Prolog, fünf Teile mit fortlaufenden Kapiteln und ein Epilog erzählen die Geschehnisse, wobei Zeitangaben den Ablauf zusätzlich strukturieren. Handlungsorte sind Leipzig und Wien. Glaubt man als Leser, die Fakten zu kennen, bringen überraschende Wendungen neue Zweifel und die Hintergründe enthüllen sich langsam, wie Puzzleteile. Gekonnt verknüpft der Autor schließlich die beiden Handlungsstränge. Der rasante Thriller ist packend erzählt, mit einer guten Prise Humor. Die drastischen Morde bleiben teilweise angedeutet und wem das zu wenig gruselig ist, dem bleibt genug Spielraum für die eigene Phantasie.

Fazit

Evelyn Meyers und Walter Pulaski sind nach drei Jahren zurück, noch immer eigenwillig, unangepasst und von einer gefährlichen Hartnäckigkeit. Man kann diesen spannenden Thriller mit Tiefgang auch als Standalone lesen, wird dann vermutlich aber auch die beiden vorhergehenden Bücher lesen wollen. Packende Lesestunden sind garantiert.

Sechs Koffer – Maxim Biller

AutorMaxim Biller
Verlag Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungsdatum 8. August 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462050868

„Wäre ich geblieben, wäre ich geflohen, hätte ich selbst meine engsten Freunde und Verwandten verraten, wenn die Kommunisten mich erwischt hätten?“ (Zitat Seite 90)

Inhalt

Der Großvater der Familie wird 1960 auf dem Flughafen von Moskau verhaftet und wegen seiner verbotenen Devisengeschäfte hingerichtet. Kurz danach war einer seiner Söhne, Dima, ebenfalls verhaftet worden, weil er, in Prag lebend, nach Westberlin flüchten wollte. Seither stellt sich in der Familie durch die Jahre und Generationen die Frage, ob es da einen Zusammenhang gibt, war es Dima, der damals den Großvater verraten hatte?

Thema und Genre

Der Autor erzählt einen biografischen Generationenroman, eingebettet in eine Zeit der Geheimdienste, der Vertreibungen – eine Flucht quer durch Europa und darüber hinaus. Kernpunkt ist die Familie und ein Verdacht, der ihre Mitglieder entzweit. Es geht auch um die zeitlose Frage, wie man selbst sich verhalten hätte, unter extremem Druck und Lebensgefahr.

Handlung und Schreibstil

Jemand hat den Großvater verraten, was diesen das Leben gekostet hat und der Verdacht und die Suche nach der Wahrheit zieht sich über die Generationen. Der Zeitablauf ist chronologisch, in Einzelkapitel und Einzelgeschichten gegliedert. Die Personen im Mittelpunkt wechseln, wie auch die Erzählform vom Ich zur personalen Erzählperspektive dort, wo der Ich-Erzähler eine vergangene Geschichte selbst nur kennt, weil sie ihm erzählt wurde. Die Frage nach dem Verräter aus dem Kreis der Familie baut den Spannungsbogen auf und bringt Elemente eines Kriminalromans in dieses Buch.

Fazit

Das Schicksal einer russisch-jüdischen Familie, Verrat, Flucht, Ankommen und die Frage nach einem Verrat. Erzählt auf verhältnismäßig wenigen Seiten, aber so lebendig und packend, dass die Geschichte den Leser sofort in ihren Bann zieht.

Blinde Rache (Die Ermittlerin) – Leo Born

AutorLeo Born
Verlag beTHRILLED
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2017
FormatKindle
Seiten465
SpracheDeutsch
ASINB0747MWG7H

„Mitten im Geschehen zu sein, die elektrisierende Gefahr und das jederzeit Unvorhersehbare, das zog sie gewaltig an.“ (Zitat Pos. 2612)

Inhalt

Mara Billinsky ist nach vier Jahren Kripo Düsseldorf zurück bei der Kripo Frankfurt, ihrer Heimatstadt. Mara folgt ihren eigenen Regeln, das macht sie zur Außenseiterin. Auch ihr Chef bei der Kripo Frankfurt will sie mit Kleindelikten beschäftigen, doch dann wir Ivo Karevic, einer der mächtigen Bosse der kroatischen Mafia, grausam ermordet. Ein weiterer Mord geschieht und Mara sucht nach Zusammenhängen, wo es keine Gemeinsamkeiten zu geben scheint ….

Thema und Genre

Ein spannender Thriller, der in Frankfurt spielt. Themen sind Traumata durch einschneidende Kindheitserlebnisse, Hilfe für Jugendliche, die bereits in die Kriminalität abzugleiten drohen und Gewalt an Frauen.

Charaktere

Mara Billinsky lebt ihre dunkle Gothic Seite und ist nicht teamfähig. Doch für den Leser macht sie gerade dies zu einer sehr interessanten Hauptprotagonistin. Der introvertierte, vorsichtige Ermittler Jan Rosen wird ihr als Kollege zugeteilt, da auch er nicht in das Team der anderen Ermittler passt. Doch durch Mara wacht er auf und unterstützt sie bei ihren Alleingängen.

Handlung und Schreibstil

Das Buch ist in drei Teile eingeteilt mit durchnummerierten Kapiteln. Die spannende Handlung findet zeitlich fortlaufend statt, jedoch wechseln die einzelnen Ereignisse und Protagonisten einander ab, sodass sich kleine zusätzliche Handlungsstränge ergeben, die sich dann zu einem Ganzen fügen. Da jeder Wechsel in einem neuen Kapitel erfolgt, ist es einfach, beim Lesen den Überblick zubehalten. Die Sprache passt zum Thriller und garantiert flüssiges Lesen.

Fazit

Der Beginn einer neuen Serie mit der eigenwilligen Ermittlerin Mara Billinsky. Ein sehr spannender, realistischer Thriller zu aktuellen Themen, den man nicht aus der Hand legen kann, bis die letzte Zeile gelesen ist.

Die Gewitterschwimmerin – Franziska Hauser

AutorFranziska Hauser
Verlag Eichborn Verlag
Erscheinungsdatum 23. Februar 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten432
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3847906445

„Die Wellen haben mich zurück zum Ufer getragen, haben mich ausgespuckt, wollen mein Leben nicht haben.“ (Zitat Seite 66)

Inhalt

2011 erhält Tamara Hirsch die Nachricht vom überraschenden Tod ihrer Mutter Adele. Selbst Mutter von zwei Töchtern, Henriette und Maja, und auch schon Oma, blickt sie beim Entrümpeln und Umbau des geerbten Elternhauses auf ihr Leben zurück. Sie war immer das unangepasste Familienmitglied, geprägt durch die Mutter Adele, die am liebsten reiste, den Tod der jüngeren Schwester Dascha, die Erzählungen von Großvater Friedrich und Vater Alfred.Inh

Thema und Genre

Dieser autobiografische Generationen- und Familienroman ist gleichzeitig ein politisches Bild Deutschlands zwischen Nationalsozialismus und DDR. Die Themen sind vielschichtig, es geht um politische Überzeugungen, Enttäuschungen und eine Männerwelt, in der Frauen manchmal gehorsame Kulisse zu sein hatten. Dazu kommen noch problematische Mutter-Tochter-Beziehungen. Die eigenwillige Tamara, geprägt durch ihre Erziehung, durch das Verhalten von Vater und Onkel, durch die ständigen Abwesenheiten ihrer Mutter, kann sich in die Grenzen des Alltags der DDR schwer einfügen.

Handlung und Schreibstil

Dieser Roman ist in viele Kapitel unterteilt, die eher willkürlich aneinander gereiht scheinen. Jede Kapitelüberschrift trägt eine Jahreszahl und der erste Satz beginnt oft mit dem Namen des Familienmitgliedes, das dann im Mittelpunkt steht. Dies ist eine gewisse Orientierung für den Leser. Die Geschichte der Familie wird von Tamara in der Ich-Form erzählt, soweit es die eigenen Erinnerungen und Rückblicke auf ihr Leben betrifft. Die Ereignisse im Leben der anderen Charaktere, die Tamara nicht wissen kann, werden von einem Erzähler in der dritten Person geschildert, sodass sich ein umfassendes Bild über drei Generationen ergibt. Die Sprache ist kraftvoll, lebhaft erzählend und beschreibend.

Fazit

Mein erstes Buch vom Stapel einer persönlichen Auswahl aus den Titeln der Longlist, hat mich dieser Roman gefesselt, aber auf Grund der vielen Zeitsprünge nicht vollkommen überzeugen können. Der Leser erhält einen tiefen Einblick in die Interna der Familie Hauser, im Roman die Familie Hirsch und einen realen Eindruck vom Alltag in der DDR. Für dieses Buch sollten man sich Zeit nehmen und diese möglichst ohne allzu große Pausen, denn die sich gleichsam im Rösselsprung und vor und zurück durch die Generationen und Personen bewegende Geschichte wird sonst wirklich unübersichtlich und zeigt dadurch Längen.

Die Liebesbriefe von Montmartre – Nicolas Barreau

AutorNicolas Barreau
Verlag Thiele & Brandstätter
Erscheinungsdatum 4. September 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3851794106

„Ich wette, wenn du den letzten Brief geschrieben hast, wird dein Leben eine Wendung zum Guten genommen haben.“ (Zitat Seite 15)

Inhalt

Der Schriftsteller Julien Azonlay lernte seine Frau Héléne am Grab von Heinrich Heine kennen. Nur fünf Jahre später stirbt sie an Krebs und Julian bleibt mit seinem kleinen Sohn Arthur zurück. Er versinkt in Trauer und weder sein Verleger noch sein Freund Alexandre dringen zu ihm durch. Auf dem Friedhof trifft er eines Tages die Steinbildhauerin Sophie, die ihm unverkrampft zuhört und auch ihre Meinung sagt. Er beginnt, seiner Frau Briefe zu schreiben, wie er es ihr versprochen hatte, die er in einem Versteck am Grab deponiert. Eines Tages sind die Briefe verschwunden, getauscht gegen kleine Geschenke …

Thema und Genre

Der Roman spielt in Paris und handelt von der Trauer um einen geliebten Menschen, die Fassungslosigkeit der Betroffenen und auch davon, wie wir mit Trauernden umgehen. Es geht auch um den Wert von Freundschaft, besonders in schwierigen Zeiten.

Charaktere

Julien ist in seiner Trauer gefangen, inklusive Schreibblockade. Nur sein Sohn ist ihm wirklich wichtig. Langsam löst sich durch die Briefe an seine Frau, das Erzählen der alltäglichen Ereignisse und seiner Gefühle, die eigene Starre.

Sophie ist in ihrer direkten, humorvollen Art eine Protagonistin, die den Leser sofort anspricht. Es gelingt ihr, Julien langsam aus seiner selbstvergessenen Trauer zu lösen.

Handlung und Schreibstil

Der Roman ist in der Ich-form geschrieben, aus Sicht des Schriftstellers Julien. Kleine Rückblenden zeigen sein Leben mit Héléne, der Hauptteil der Handlung spielt jedoch in der Gegenwart, wobei die Ereignisse der fortlaufenden Handlung durch die Briefe ergänzt werden.

Dem Autor gelingt es wunderbar, das Flair der weniger bekannten, typischen Ecken der Weltstadt Paris einzufangen.

Die Sprache ist leicht und fließend, teilweise sehr romantisch, wie auch die gesamte Handlung.

Fazit

Ein romantischer Roman für verträumte Lesestunden, der uns Leser an versteckte Plätze  in Paris entführt.

Kruso – Lutz Seiler

AutorLutz Seiler
Verlag Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum 6. September 2015
FormatTaschenbuch
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3518466308

„Er gehorchte jetzt anderen Regeln, jener ersten, im Grunde kindlichen Überzeugung von Freundschaft und dem, was sie beinhaltete, wenn sie echt und einzig war.“ (Zitat Seite 299)

Inhalt – Buchrücken

Als seine Freundin verunglückt und er in ein tiefes Loch zu stürzen droht, beschließt Edgar Bendler, nach Hiddensee zu fliehen – auf jene legendenumwobene Insel, die schon vielen Gestrandeten als Zuflucht diente. Er wird Abwäscher im Klausner, einer Kneipe hoch über dem Meer, und lernt Alexander Krusowitsch kennen – Kruso. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt. Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter und die Gesetze ihrer Nächte. Nach und nach erschließen sich ihm die Geheimnisse der Insel und des Klausners. Als Ed schon glaubt, wieder einen Platz im Leben gefunden zu haben, erschüttert der Herbst 89 das fragile Gefüge der Inselbewohner. Am Ende steht ein Kampf auf Leben und Tod – und ein Versprechen.

Thema und Genre

Ist man schon frei, wenn man sich frei fühlt?

Ein sprachgewaltiges Buch über den „Sehnsuchtsort der Freiheit“, die Insel Hiddensee im Jahr 1989 und über die Freundschaft zwischen dem Germanistikstudenten Edgar Bendler und Alexander Krusowitsch, genannt Kruso. Vom Aufbau her geht dieser anspruchsvolle Roman was den Protagonisten Edgar betrifft, teilweise in Richtung Entwicklungsroman.

Handlung und Schreibstil

Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, denn die realistisch-poetische Sprache fordert den Leser spätestens auf Seite 65 mit einem Satz, der über neun Zeilen geht, aber dennoch Anfang, Ende und Inhalt hat. Auch die manchmal surreale Handlung, gefüllt mit intertextuellen Bezügen und Verweisen, macht das Buch zu keinem einfachen Lesestoff, von anderen Lesern durchaus unterschiedlich aufgenommen.

Fazit

Mich hat der Autor sprachlich in seinen Bann gezogen, ein Stern Abzug für die teilweise überbordernde Metaphorik, die es manchmal schwer macht, in der Handlung zu bleiben. Ein Buch, das in jedem Satz die volle Konzentration des Lesers verlangt.

L’Osteria antica und die geheime Tür – Elma Cancelliere

AutorElma Cancelliere
Verlag Books on Demand
Erscheinungsdatum 3. April 2018
FormatTaschenbuch
Seiten312
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3746099743

„Es ist Großmutters alter Tisch, groß, wuchtig, mit ein paar Schrammen da und dort, hat er noch immer einen Ehrenplatz mitten in ihrer Küche.“ (Zitat Seite 10)

Inhalt

Schon als Kind hatte Laura Sabatini eines Tages im Garten ihrer Großmutter die verwitterte. unter Ranken versteckte kleine Eisentüre entdeckt, die in den völlig verwilderten Park der seit langem leer stehenden Nachbarvilla führt.

Inzwischen ist sie erwachsen, hat ihren bisherigen Beruf aufgegeben und die Osteria ihrer Großmutter übernommen. Nach dem Ableben eines langjährigen Stammgastes, Conte Alessandro di Valpecca, erhält sie von diesem Unterlagen über das Leben ihrer Urgroßmutter Marinella Lombardi und die alte Eisentüre enthüllt ein lange gehütetes Geheimnis.

Thema und Genre

„Es staubt ganz leicht auf, als die Eidotter in der Mehlmulde mit einem dumpfen Seufzer versinken. Die kleinen Salzkristalle, die nun darauf rieseln, glitzern an der Oberfläche.“ Mit diesen beiden Sätzen beginnt ein Wohlfühlroman, der im Veneto spielt und in dem es neben Gastlichkeit, Kochen und gutem Essen natürlich auch um die Liebe und um die Familie  geht. Die beiden Hauptprotagonistinnen sind Laura Sabadini in der Jetztzeit und ihre Urgroßmutter Marinella Lombardi, deren Leben in Rückblenden erzählt wird.

Fazit

Eine Familien- und Generationengeschichte, in deren Mittelpunkt eine Osteria steht, in der italienische Gastfreundschaft und die traditionelle Küche des Veneto gepflegt werden. Den Duft Italiens in der Nase und Bilder der Villen Palladios im Kopf, träumt man von den Gassen und gemütlichen Lokalen des Veneto, von den Weinbergen und natürlich auch von Venedig.

Der Geschmack von Mandeleis – Ella Wünsche

AutorElla Wünsche
Verlag BoD Amazon
Erscheinungsdatum 7. Januar 2017
FormatKindle
Seiten304 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB01MS5FOID

„Die Bücher machen uns lebendig und wecken Emotionen, die so verborgen waren, dass wir von ihrer Existenz nicht einmal wussten.“ (Zitat Seite 44)

Inhalt

Maya ist Verkäuferin in einer eleganten Boutique in Heidelberg. Bücher haben sie bisher nicht interessiert, sie liebt Filme. Ihre Kundin Elisabeth, die trotz des großen Altersunterschiedes rasch eine ältere Freundin für sie wird, überredet sie, eine dieser Geschichten als Buch zu lesen, zum Beispiel Jane Austen. In Friedrich Kolping, Inhaber einer alten Buchhandlung, findet sie den perfekten Berater und sie wird eine begeisterte Leserin. In einem Buch findet sie einen bisher ungeöffneten Brief von Friedrichs Jugendliebe Clara und so beginnt für Maya, Elisabeth, Friedrich und den Illustrator Raphael eine aufregenden Reise ins Piemont, auf der Suche nach Clara.

Thema und Genre

Dieser Frauenroman handelt vom Charme von alten Buchhandlungen, von Büchern und von Freundschaft. Es geht auch um Entscheidungen und den Mut, etwas Neues zu wagen.

Charaktere

Die vier Protagonisten sind mit ihren Lebensgeschichten sehr gut und stimmig beschrieben. Der schüchterne, aber durchaus attraktive Raphael, die patente, lebensfrohe Elisabeth, der zurückhaltende, in seinem Alltag gefangene Friedrich und Maya, 30 Jahre alt, aber immer noch auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und ihrem Mr. Perfect.

Handlung und Schreibstil

Dieses Buch ist ein unterhaltsamer Wohlfühlroman für Frauen, Gute-Laune-Ende inklusive. Leider mit einer Hauptprotagonistin, die für ihr Alter zu naiv agiert, um glaubwürdig zu sein. Die Beschreibung der italienischen Handlungsorte bleibt oberflächlich, meistens geht es um das Essen und Protagonisten, die ins übliche Klischee passen.

Fazit

Ich wollte dieses Buch lesen, da es auch um eine Buchhandlung und Bücher geht. Allerdings weniger, als ich erwartet hatte. Ein Unterhaltungsroman für Frauen, Lektüre für einen gemütlichen Nachmittag.

Lavendelträume – Gabriele Diechler

AutorGabriele Diechler
Verlag Insel Taschenbuch
Erscheinungsdatum 11. Juni 2018
FormatTaschenbuch
Seiten410
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-458-36350-7

„Für einen Lavendeltraum braucht man lediglich ein offenes Herz … und Langmut! (Zitat Seite 341)

Inhalt

Nach dem Unfalltod ihrer Mutter Barbara findet Julia durch Zufall einen Schlüssel zu einem Postfach und in diesem einen Flacon mit dem Lieblingsparfüm ihrer Mutter und eine Karte mit einer Nachricht, eindeutig eine Liebeserklärung. Verwundert kontaktiert Julia den Parfümeur, Antoine Lefort. Als sie sechs Monate danach spontan in die Provence reist, ist auch Antoine gestorben und sie lernt dessen Sohn Nicolas kennen. Gemeinsam suchen sie nach einer Erklärung für diese mysteriöse Geschichte.

Thema und Genre

In diesem Familien- und Frauenroman geht es um die Provence, um die Herstellung von einzigartigen Duftkreationen, um französische Gastfreundschaft und um falsche Entscheidungen, die auch richtig sein können.

Charaktere

Abgesehen von den Hauptprotagonisten lernt der Leser einige liebenswerte, eigenwillige Bewohner des kleinen Ortes Roquefort-les-Pins kennen.

Handlung und Schreibstil

Dieser romantische Roman birgt auch überraschende Wendungen, sodass keine Langeweile aufkommt. Interessant sind die Beschreibungen rund um die Herstellung von hochwertigen Parfüms. Die Geschichte spielt in Frankfurt, Paris und in der Provence.

Etwas mühsam erschien mir der Aufbau zu Beginn: Jetztzeit, unterbrochen von einer Rückblende, die jedoch nochmals durch mehrere Rückblenden „einige Wochen zuvor“ durchbrochen wird. Andere Autoren verwenden hier Zeitangaben als Kapitelüberschrift, was ich bevorzuge. Insgesamt liest sich der lockere Schreibstil angenehm und flüssig.

Fazit

Diese romantische Frauenlektüre führt die Leserin durch die intensiven Stimmungsbilder und Beschreibungen mitten in die duftende Provence mit ihrer wunderbaren Landschaft und der französischen Lebensfreude. Perfekt für entspannte Lesestunden, die ablenken und zum Träumen einladen.

bleiben – Judith W. Taschler

AutorJudith W. Taschler
Verlag Droemer Taschenbuch
Erscheinungsdatum 2. November 2017
FormatTaschenbuch
Seiten252
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-426-30479-2

„Der Sinn des Lebens besteht darin, dass man erkennt, wie schön es ist. Aber darauf kommt niemand.“ Zitat Seite 173

Inhalt

1994 steigt Juliane mit ihrem Chello in den Nachtzug nach Rom. In einem Abteil trifft sie durch Zufall auf Max, den angehenden Koch, den Student Felix und den Anwalt Paul. Bevor sie sich auf dem Bahnsteig in Rom trennen, spielt sie auf ihrem Chello und Max zeichnet sie. Auf ihrer Wanderung nach Spoleto sieht sie Paul wieder, sie heiraten. Zwanzig Jahre später besucht ihre Tochter Emilia mit der Schule eine Ausstellung. Auf einem Gemälde ist eine Chellospielerin zu sehen – Juliane. Der Maler ist Max, der ehemalige Koch aus dem Zug. Die Fotografien neben den Gemälden sind von Felix – so treffen sie einander wieder und für eine kurze Zeit verknüpfen Zufälle und Entscheidungen das Leben dieser vier Personen zu einem dichten Ganzen.

Thema und Genre

In diesem Beziehungsroman geht es um die Zufälle, die durch eine einzige Entscheidung ein Leben prägen können, um Freundschaft und Vertrauen.

Charaktere

Die vier ursprünglich zufällig im selben Abteil sitzenden Personen werden zwanzig Jahre später zu den Hauptprotagonisten der Geschichte, deren Mittelpunkt Sie sind glaubwürdig, die Handlungen und Entscheidungen nachvollziehbar.

Handlung und Schreibstil

Die vier Hauptpersonen Juliane, Paul, Max, Felix erzählen ihre Geschichte abwechselnd jeweils einer Person, wobei der Leser weiß, wer diese jeweiligen Gesprächspartner sind, aber diese bleiben im Hintergrund. Teilweise sind es Erinnerungen aus Kindheit und Jugend, aber haupsächlich geht es um die Zeit seit dem Wiedersehen, Ereignisse aus der unterschiedlichen Sichtweise der einzelnen Personen. Dies erzeugt eine eindrückliche Spannung.

Fazit

Eine dichte Beziehungsgeschichte, erzählt von vier Hauptpersonen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Immer wieder bringt die Autorin eine neue, unvorhersehbare Verknüpfung ins Geschehen, bis sich ein Gesamtbild ergibt. Sprachlich !eise und doch einprägsam erzählt, sollte man freie Zeit zum Lesen haben, denn dieses Buch legt man nicht aus der Hand.

Anonym – Ursula Poznanski, Arno Strobel

AutorUrsula Poznanski
Arno Strobel
Verlag Rowohlt e-book
Erscheinungsdatum 21. September 2016
FormatKindle
Seiten379
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-644-22081-2

„Sie sammeln sich, die Schäfchen, rund um das Bild, das er ihnen zum Bestaunen gegeben hat.“ (Zitat Seite 63)

Inhalt

Ein grausam ermordeter Toter wird gefunden. Die Polizei erhält diesen Hinweis von vielen Personen gleichzeitig, denn der Mann stand auf der Todesliste der neuen Internet Platform „Morituri“, wo die User Personen vorschlagen können, denen sie den Tod wünschen. Daniel Buchholz vom LKA Hamburg und seine neue Kollegin Nina Salomon müssen nicht nur miteinander als Team klarkommen, sondern auch mit der Tatsache, dass keiner ihrer Experten diese Seite vom Netz nehmen kann. Die Userzahl wächst minütlich und ein Wettlauf um die Rettung des nächsten Opfers beginnt, denn es werden zwar Beruf und Grund genannt, aber nicht die Namen. Wer könnte Trajan sein, der Admin dieser Seite?

Thema und Genre

Dieser spannende Thriller deckt auf, wie sich der Charakter der Menschen ändert, wenn man sich in der Anonymität der virtuellen Welt geschützt fühlt. Tod im Netz? Spannend wie ein Computerspiel. Ein sehr aktuelles Thema, beeindruckend real mit einer beklemmenden Story verbunden. Ähnliches könnte wirklich geschehen.

Charaktere

Die beiden Autoren gehen auch auf das Privatleben ihrer beiden Ermittler ein, zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Eines haben sie jedoch gemeinsam, sie geben nicht auf.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt spannend und lässt dem Leser kaum Zeit, durchzuatmen. Mit der Handlung steigt auch die Spannung weiter an, man fühlt als Leser den Druck auf die Beteiligten, nicht agieren, sondern nur reagieren zu können – gegen die Macht des Täters, der die anonymen Massen lenkt. Sehr interessant ist der Aufbau dieses Thrillers, es kommen abwechselnd Daniel und Nina in der Ich-Form zu Wort, oft zur selben Situation. Kapitel mit römischen Zahlen und der Prolog zeigen die Gedanken und Handlungen des Mörders, in der dritten Person, „er“ geschrieben.

Fazit

Ein sehr spannender Pageturner, packend, mit überraschenden Wendungen bis zum Schluss.

El Greco und ich – Mark Thompson

AutorMark Thompson
Verlag Mare Verlag
Erscheinungsdatum 14. August 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten224
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3866482791

„Ich hätte ewig dort auf diesem umgedrehten Boot sitzen bleiben und die Sonne, den Wind und den Geruch von Jod und Salz aufsaugen können, fest in dem Glauben, dass Glück von Dauer sein kann.“ (Zitat Seite 156)

Inhalt

Sommer 1968 in Cranford County, New Jersey. J. J. (John Joseph) Walsh und El Greco (Tony) Papadakis sind zehn Jahre alt. Da gehören Zigaretten zum Alltagsleben, heimlich geraucht im verlassenen Gelände am Hafen, ihre intensive Freundschaft, ihr gegenseitiges Verstehen, ihre kreativen Ideen, ihre Träume. Von den Eltern noch für Kinder gehalten, wissen die beiden Jungen wesentlich mehr vom Leben, als man in ihrem Alter erwartet, denn sie leben in für ganz Amerika und die Welt prägenden Zeiten des Aufbruchs, Musik, Hippies, Mondlandung, aber auch Protestkundgebungen, Vietnam und soziale Unruhen. Beide träumen davon, den Pazifik zu sehen und endlich erwachsen zu sein. Doch manchmal hat das Leben andere Pläne. Eine Reise entlang der Ostküste, auf die der Vater von J. J. die beiden mitnimmt, bringt neue Erfahrungen und prägende Eindrücke.

Thema und Genre

In diesem literarischen Coming-of-Age Roman geht es um eine Kindheit und Jugend Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in einer fiktiven Kleinstadt in Crandorf County, New Jersey. In der kritischen Aufbruchsstimmung dieser Zeit beobachten die zwei Jungen das Leben neugierig, aber auch realistisch und machen sich so ihre Gedanken darüber. Es geht aber auch um Verluste, Schicksale und vor allem um eine tiefe Freundschaft, die sich bewähren muss.

Charaktere

Der Autor beschreibt die einzelnen Protagonisten mit Humor und einer sehr guten Beobachtungsgabe. In den Seiten dieses Romans erwachen sie sofort zum Leben, der etwas vorsichtige, aber sehr kreative J. J. und El Greco, der sich über viel Dinge Gedanken macht und präzise seine Schlüsse zieht. Das macht ihn zum großen Vorbild für J. J. Dann ist da noch Old Man Taylor, der die Jungen ernst nimmt und mit ihnen ehrlich und wie mit Erwachsenen redet. Damit gibt er vor allem J. J. Halt, als dieser mit nicht vorhersehbaren Ereignissen konfrontiert wird.har

Handlung und Schreibstil

J. J. erzählt sein Leben, die Ereignisse seines Alltags, die Gespräche mit seinem besten Freund El Greco in der Ich-Form, ergänzt durch Gedanken und Rückblicke. Dies macht die Handlung fließend, hier geht es nicht um Spannung, sondern um die täglichen Abenteuer des Lebens. Sprachlich großartig sind die Beschreibungen, Gedankenbilder und Metapher, die in die Erzählung einfließen und die dazu führen, dass man dieses Buch öfter als ein Mal lesen wird.

Fazit

Der Roman erzählt vom Leben und den Träumen von zwei Freunden auf dem Schritt von der Kind zum Jugendlichen, im aufregenden, aber auch problematischen Amerika der späten 60er Jahre. Die Sprache ist pures Lesevergnügen, klug, in Bildern erzählend und einprägsam. Definitiv ein Höhepunkt meines Lesejahres 2018.

Zeuge des Spiels – Daan Heerma van Voss und Thomas Heerma van Voss

AutorDaan Heerma van Voss
Thomas Heerma v. Voss
Verlag Schöffling & Co.
Erscheinungsdatum 7- August 2018
FormatTaschenbuch
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3895612084

„Ohne Risiko kein Spiel, ohne Spiel keine Befriedigung.“ (Zitat Seite 117)

Inhalt

Nach dem unaufgeklärten Mord an seiner Mutter zieht Alexander Mulder nach New Orleans, wo er unter einem anderen Namen lebt. Er hat den Kontakt zu seinem Vater Aron abgebrochen, da auch sein Vater damals zu den Mordverdächtigen gehörte. Als Alexanders Freundin Nathalie Underwood ermordet wird, ist Alexander auf Grund seiner Vergangenheit, des falschen Namens, aber auch seiner Eifersucht der Hauptverdächtige. Für die Ermittlerin Hanna Vincennes kommen auch andere Personen als Täter in Frage, doch für die Medien und für Hannas Vorgesetzte ist der Fall geklärt. Aron Mulder fliegt in die USA, um seinem Sohn zu helfen und engagiert einen Privatdetektiv. Doch als sie erkennen, dass sie alle Figuren in einem perfekt konstruierten, bösen Spiel sind und Hanna endlich eine wichtige Frage zu einem Foto stellt, könnte es zu spät sein.

Thema und Genre

Bei diesem Buch handelt es sich um einen literarischen Kriminalroman mit der  klassischen Konstellation Opfer – Täter – Ermittler, wobei den Autoren die Personen wichtiger sind, als die Tat selbst. Themen sind Psychologie, die Macht der Medien, Vorurteile, die Verantwortung von Ermittlern, die Todesstrafe und die Mögichkeit eines perfekten Verbrechens.

Charaktere

Die Geschichte lebt durch die Vielschichtigkeit der Personen. Alexander, geprägt von seinem Verdacht, sein eigener Vater könnte seine Mutter ermordet haben, findet sich plötzlich selbst in der Rolle des Mordverdächtigen. Er beteuert seine Unschuld, doch seine Vorgeschichte macht ihn in den Augen der Öffentlichkeit zum Täter. Hanna ist als Ermittlerin noch immer geprägt von einem Fall, der drei Jahre zurück liegt. Sie bräuchte mehr Zeit für ihre Suche nach Beweisen, denn sie hat Zweifel, doch die Vorgesetzten machen Druck, sie wollen eine rasche Anklage. Aron, der seinem Sohn keinen Mord zutraut, erkennt dasselbe Muster der absoluten Hilflosigkeit, das er selbst vor Jahren erlebt hatte.

Handlung und Schreibstil

Die beiden Autoren erzählen die Geschichte in einem straffen Zeitrahmen von Anfang März bis Ende Juni. Es gibt zwei ineinander verschlungene Handlungsstränge, einerseits das zurückgezogene Leben des Vaters in den Niederlanden und andererseits Alexander in New Orleans, wobei mit der Ankunft des Vaters in New Orleans dieser Handlungsort zum Schwerpunkt wird. Was in der Vergangenheit geschehen ist, erfährt man im Laufe der Ereignisse durch Erinnerungen und Erzählungen der einzelnen Protagonisten. So lernt der Leser auch das Opfer besser kennen, bis sich alle Puzzleteile zu einem Gesamtbild fügen. Die Sprache ist präzise, kurze Sätze, der spannenden Handlung angepasst, mit knapp formulierten Beschreibungen.

Fazit

Ein sehr vielschichtiger Kriminalroman, wobei der Schwerpunkt nicht auf der Tat liegt. Es geht vielmehr um die betroffenen Personen, ihre Entscheidungen und die Motive dahinter, sowie die Folgen und Auswirkungen ihrer Handlungen. Was sich jedoch in die Gedanken brennt ist die Tatsache, dass Geschichten wie diese in der Realität möglich sind.

Ein englischer Sommer – Gabriele Diechler

AutorGabriele Diechler
Verlag Insel Verlag
Erscheinungsdatum 9. Mai 2015
FormatKindle
Seiten364 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3458360773 (TB)

 „Schien so, als täte Annett Neumann genau das. Dem Sturm des Lebens trotzen.“ (Zitat Seite 181).

Inhalt

Annett Neumann lebt in Berlin. Sie hat Jura studiert, arbeitet jedoch als freiberufliche Mediatorin. Sie hat eine Beziehung mit dem Anwalt Ingo. Als dieser ein Angebot einer bekannten Kanzlei in den USA annimmt, ohne mit ihr vorher darüber zu reden, trennt sie sich von ihm. An genau diesem Tag erfährt sie, dass ihre geliebte Großmutter Jetta plötzlich gestorben ist, die seit vielen Jahren ein kleines Hotel in den Cotswolds führt, in der malerischen Stadt Stow-on-the-Wold. Zu ihrer Überraschung erbt Annett dieses Hotel und steht nun vor einigen sehr wichtigen Entscheidungen.

Thema und Genre

Dieser Frauen- und Wohlfühlroman spielt in einer der romantischsten, schönsten Gegenden Englands, in den Cotswolds. Sehr einprägsam und authentisch sind die Beschreibungen der kleinen Marktstadt Stow-on-the-Wold und der typischen englischen Lebensart. Thema dieses Romans sind Familienbeziehungen, Verantwortung, aber auch die deutschen Kriegsjahre um 1942 mit den vertuschten Zwangsadoptionen und die Nachkriegszeit. Natürlich geht es auch um die Liebe.

Charaktere

Das Team des kleinen Hotels ist mit viel Humor beschrieben und die Figuren sind lebensnah und gut vorstellbar. Die Hauptprotagonistin Annett ist herzlich und agiert mit dem Einfühlungsvermögen, das zu ihrem Beruf als Mediatorin passt. Sehr gut gefallen hat mir, dass sie eine Frau ist, die das Gespräch sucht und die Dinge offen anspricht, statt immer nur zu zögern und seitenlang im Kreis zu denken, wie es oft bei Protagonistinnen in Büchern dieses Genre der Fall ist. Auch der Gartenarchitekt Edward wirkt auf den Leser sehr sympathisch, er ist kreativ und nimmt sein Leben in die Hand, agiert, statt nur zu reagieren.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung ist stimmig und entwickelt sich zügig und ohne Längen. Dass ein Roman in diesem Genre insgesamt zu einem positiven Ende führt, ist keine Überraschung und wird vom Leser auch erhofft. Die überraschende Wendung in Bezug auf Edward und Beth ist für mich jedoch too much, von der Vorgeschichte her überhaupt nicht logisch und auch nicht stimmig. Bis zum diesem Punkt hatte mich die Geschichte wirklich überzeugt.

Fazit

Ein sehr gut recherchierter, romantischer Wohlfühlroman mit Humor, der den Leser direkt ins Herz England führt und die Natur und Charme der Cotswolds perfekt beschreibt. Eine unterhaltsame Lektüre für entspannte Lesestunden, am besten gemütlich irgendwo im Grünen oder am Strand.

Das Morpheus-Gen: Wenn du schläfst, bist du tot – Tibor Rode

AutorTibor Rode
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 27. Juli 2018
FormatTaschenbuch
Seiten432
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3431040869

„Ich sehne mich nach dem Ende eines langen Tages, das es für mich niemals geben wird.“ (Zitat Seite 288)

Inhalt

David Berger ist Rechtsanwalt in einer bekannten New Yorker Kanzlei. Für seinen Vorgesetzten muss er die Firmenakten eines Genetik-Unternehmens prüfen, das in einem Millionendeal aufgekauft werden soll. Plötzlich sieht er ein altes Patent, lautend auf den Namen seines Vaters, der als Arzt in der Forschung tätig war. Er findet weitere wichtige Unterlagen, datiert einen Tag vor dem Unfalltod seines Vaters. David war damals gerade 13 Monate alt. Die Spuren führen nach Berlin. Doch gleichzeitig mit dieser Entdeckung wird Davids Freundin Sarah ermordet aufgefunden und kurz danach auch sein bester Freund, der Anwalt Alex Bishop. Da Sarah David kurz zuvor nach fünf Jahren Beziehung verlassen hatte, hält die Polizei ihn für den Täter. Doch David entkommt und fliegt nach Berlin, um die vielen Rätsel um das Vermächtnis seines Vaters zu lösen, eine lebensgefährliche Suche.

Thema und Genre

Der vorliegende Roman ist ein Wissenschaftsthriller mit mystischen Elementen. Es geht um Genetik-Forschung und hier besonders um das nach wie vor aktuelle Thema der Verwendung von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen für militärische Zwecke. Daher spielen auch Geheimdienste und geheime Organisationen eine wichtige Rolle.

Charaktere

David Berger, der Hauptprotagonist, ist ein von den Ereignissen überraschter und getriebener Mensch. Oft muss er reagieren, statt agieren zu können. Durch seine Nachforschungen seinen Vater betreffend gerät er nicht nur bildlich ins Kreuzfeuer mächtiger Organisationen, von denen jede ihre eigenen Interessen verfolgt. Die Archäologin Nina bietet David ihre Hilfe an, bleibt jedoch auch für ihn schwer durchschaubar. Der Autor entwickelt seine Geschichte um sehr interessante, vielschichtige Charaktere, die sich vom Leser nicht eindeutig zuordnen lassen und so die ebenso facettenreiche Handlung tragen.

Handlung und Schreibstil

Hauptorte der Handlung sind New York und Berlin. Der Prolog schildert ein Ereignis, das in der Vergangenheit stattgefunden hat, sich jedoch später in die Geschichte einfügt. Weitere Rückblicke führen weit in die Vergangenheit und bilden einen eigenen, erklärenden Handlungsstrang. Der Autor bietet dem Leser viele, nie eindeutige Spuren, was die Handlung von der ersten bis zur letzten Seite sehr spannend macht.

Fazit

Dieser packende Wissenschaftsthriller mit einem interessanten Thema, vielschichtigen Charakteren und gekonnt verwobenen Handlungssträngen wird in der Hand des Lesers zum Page-turner, den man erst nach der letzten Seite aus der Hand legt.

Ein unvergänglicher Sommer – Isabel Allende

AutorIsabel Allende
Verlag Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum 13. August 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten350
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3518428306

„Nicht die Schwerkraft hält unser Universum im Gleichgewicht, sondern die Liebe.“ (Zitat Seite 319)

Inhalt

Richard Bowmaster, 60, ist Professor an der Universität New York und holt eine Kollegin, Lucía Maraz aus Chile, 62, als Gastdozentin für sechs Monate an seine Fakultät. Sie wohnt als Untermieterin mit ihrem alten Chihuahua in Richards Haus, doch sie haben persönlich weniger Kontakt, als sie gehofft hatte. Es ist später Abend an einem Samstag Ende Januar 2016, als gerade ein eisiger Schneesturm über Brooklyn tobt, als Richard sie dringend um Hilfe bittet. In seinem Wohnzimmer sitzt Evelyn Ortega, eine junge Frau aus Guatemala. Auf dem Weg zum Tierarzt war Richard einige Stunden zuvor auf ihr Auto aufgefahren. Was wie ein Bagatellfall aussah, hat ungeahnte Folgen für alle. Denn Evelyn hatte für einen dringenden Weg in die Apotheke das Auto ihrer Arbeitgeber genommen, ohne zu fragen und im Kofferraum eine Leiche entdeckt. Zur Polizei können sie nicht gehen, da Evelyn sich illegal in den USA aufhält. Für Lucía gibt es nur eine Lösung – sie müssen das Auto und die Leiche loswerden und das möglichst rasch.

Thema und Genre

In ihrem neuesten Roman rund um einen Mordfall im eisigen Winter 2016 erzählt die Autorin von Schicksalsschlägen, Flucht und Hoffnungen. Es geht um die Lebensumstände der ungemeldet und illegal in den USA arbeitenden Menschen aus Mittelamerika, sowie um die aktuelle politische Lage. In den Geschichten von Lucía und Evelyn erhält der Leser einen Einblick in die Situation in Chile, Guatemala und Mexiko. Vor allem jedoch handelt dieses Buch vom Leben, von starken, mutigen Frauen und von der Chance auf einen Neubeginn.

Charaktere

Die Autorin stellt drei Personen in den Mittelpunkt der Handlung: Richard, den etwas schroffen, durch das Schicksal gezeichneten Einzelgänger. Die patente Lucía, deren Leben nie einfach war, die dennoch fröhlich und positiv geblieben ist. Evelyn, die nach einer abenteuerlichen Flucht durch Mexiko bei ihrer Mutter in den USA gelandet ist, jedoch abgeschoben werden soll, kümmert sich seit 2011 in New York rund um die Uhr um ihren Schützling Frankie und oft auch um seine Mutter. Sie alle sind speziell, etwas schrullig und gerade deswegen einfach liebenswert.

Handlung und Schreibstil

Die spannende Handlung spielt im Januar 2016, dazwischen immer wieder Kapitel mit Rückblenden, in denen die einzelnen Protagonisten sich in Gedanken an wichtige Ereignisse in der Vergangenheit erinnern, oder den anderen auch Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Manche Rückblenden, wie zum Beispiel der abenteuerliche Weg Evelyns durch Mexiko, sind packend beschrieben und sehr spannend. Jedes Kapitel trägt als Überschrift die Namen der betreffenden Personen und auch eine Ortsangabe. Dies macht die Handlung für den Leser sehr übersichtlich und nachvollziehbar.

Isabel Allende erzählt diese besondere, sehr originelle Geschichte mit sprachlich beeindruckenden Schilderungen und vor allem wieder mit viel Wärme für alle menschlichen Facetten, Klugheit und Humor.

Etwas verwundet bin ich über den deutschen Titel, denn übersetzt würde der Originaltitel „Jenseits des Winters“ lauten, was wesentlich mehr Bezug zur Handlung hat.

Fazit

Eine spannende Geschichte mit politischen und sozialen Hintergründen, humorvoll und großartig erzählt. Die Charaktere sind originell und prägend für die Handlung, in der auch Freundschaft, Verständnis und Liebe nicht zu kurz kommen.

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