Mente Alienari – Monika Grasl

AutorMonika Grasl
Verlag PUPUT BOOKS
Erscheinungsdatum 8. November 2020
FormatKindle-Ausgabe
Seiten232 (Printausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB08N1259XG

„Erst ein paar Stunden im Amt, noch keine Belagerer in Sichtweite, aber schon ein Mordopfer im Morast.“ (Zitat Pos. 291)

Inhalt

An diesem ersten April 1683, irgendwann gegen Mitternacht, stirbt der erst achtzehnjährige Toni Steiner in einer dunklen Gasse. Er ist allein, nur ein Fuchs beobachtet ihn. Am zweiten April 1683 wird Florentinus Moser von seinem Platz bei der Stadtwache abgezogen. Er muss jetzt für die Sicherheit in Hernals sorgen, denn die Osmanen rücken näher. Doch zunächst will er diesen Mord aufklären und gemeinsam mit dem Bader Alois Wolf macht er eine interessante Entdeckung. Da geschieht ein zweiter Mord.

Thema und Genre

Dieser historische Kriminalroman spielt zwischen April und Juli 1683 in Hernals, damals noch ein eigenständiges Gemeindegebiet weit außerhalb der Stadtmauern von Wien. Es geht nicht nur um die Mordfälle, sondern um das Leben der einfachen Menschen, Armut und Gewalt sind allgegenwärtig. Zuvor protestantisch, ist die Ortsgemeinde nun dem Domkapitel von St. Stephan und somit der Macht der katholischen Kirche unterstellt.

Charaktere

Die einzelnen Figuren wirken absolut authentisch, was die genaue Recherche erkennen lässt. Hier gibt es keine eleganten Ermittler mit gehobenem Lebensstandard, denn das hätte nicht in das Hernals des 17. Jahrhunderts gepasst. Florentinus Moser und Alois Wolf sind aus unterschiedlichen Gründen absolut keine Freunde der Kirche und denken fortschrittlich. In Lukas Gruber, Pfarrer von Hernals, aber keineswegs aus christlicher Überzeugung, haben sie einen erbitterten Gegner.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt Anfang April 1683, während der Fastenzeit, der Ostersonntag war in diesem Jahr der 18. April, und endet am 12. Juli 1683, als die Osmanen Wien erreichten. Es ist eine facettenreiche Geschichte, in der es um die Schicksale und Lebensumstände der Menschen in dieser Zeit geht, die Taten entstehen aus nachvollziehbaren Motiven und stehen jeweils mit aktuellen Ereignissen in Verbindung. Die Autorin bringt auch Elemente des Schauerromans, des  möglichen Übernatürlichen in die Handlung ein, was dem Geschehen einen spannenden weiteren Aspekt verleiht. Die Sprache ist in der Ausdrucksform der Zeit angepasst, ohne jedoch bemüht zu wirken, sie bleibt angenehm locker und sehr gut lesbar.

Fazit

Ein vielschichtiger Kriminalroman, der 1683 vor den Toren von Wien spielt, in einer Zeit, die geprägt ist von Armut, Gewalt und den immer näher rückenden Osmanenheeren. Die Figuren und die Schilderungen spiegeln ein authentisches, nicht romantisiertes Bild der Zeit und des täglichen Lebens rund um Wien wider. Ein interessantes, spannendes und unterhaltsames Lesevergnügen, das, obwohl die Handlung im Frühjahr spielt, perfekt in die momentanen dunklen, nebeligen Novembertage passt.

Das Haus im Wald – Mark Dawson

AutorMark Dawson
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 25. August 2021
FormatTaschenbuch
Seiten532
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMarco Mewes
ISBN-13979-8464364707

„Trotzdem fühlte sich der Fall unabgeschlossen an, als würde ein großes, bedeutendes Teil des Puzzles fehlen und das Bild ohne dieses Teil nicht vollendet werden. Er musste nur noch herausfinden, was das war.“ (Zitat Seite 81)

Inhalt

Die Kriminalbeamtin Detective Chief Inspector Mackenzie „Mack“ Jones bereitet zu Hause das Weihnachtsessen vor. Da wird sie zu einem Mordfall gerufen. Ralph Mallender ist zu seinem Elternhaus, einer sehr abgelegenen, weitläufigen Farm, gefahren. Als niemand öffnet, schaut er durch das Fenster und sieht seinen Vater in einer Blutlache auf dem Boden liegen. Er verständigt sofort die Polizei. Hier hat ein weihnachtliches Familienfest mit vier Toten geendet, denn auch Ralphs Mutter  seine Geschwister, die Zwillinge Cassandra und Cameron, sind tot. Es sieht so aus, als habe der aufbrausende, schwierige Cameron zuerst seine Familie und dann sich selbst erschossen. Doch dann ändern einige Indizien die Beweislage, Ralph Mallender wird festgenommen und das Mordes angeklagt. Nun, einige Monate später, beginnt der Prozess gegen ihn und seine Ehefrau Allegra beauftragt den Privatdetektiv Atticus Priest damit, nochmals alle Unterlagen durchsehen, alle Beweise zu sichten und die Zeugenaussagen prüfen. Sie ist davon überzeugt, dass ihr Ehemann die Morde nicht begangen hat. Es ist sein erster Fall als Privatdetektiv, denn zuvor war er Ermittler bei der Kriminalpolizei und Mack seine Vorgesetzte. Zwei Wochen, mehr Zeit hat Atticus nicht, um etwas zu finden, das seinen Mandanten entlasten könnte, und dem Indizienprozess eine neue Wendung geben.

Thema und Genre

In diesem spannenden Kriminalroman nach klassischem Vorbild stehen der Geschworenenprozess mit Anklage und Verteidigung im Mittelpunkt, die vorhergegangenen Ermittlungen der Polizei und die aktuellen Recherchen des Privatdetektivs Atticus Priest. Es geht um die Suche nach Tatmotiven, Zeugen und Lücken in Zeugenaussagen und in der Beweiskette eines Mordfalls.

Charaktere

Atticus Priest ist, auch auf Grund seines leichten Asperger-Syndroms, einerseits hochintelligent, ein hervorragender Beobachter mit einer präzisen Logik, in persönlichen Bereichen, Beziehungen und sozialen Kompetenzen jedoch unbeholfen. Eine Ausnahme macht nur die enge Bindung zu seinem Hund Bandit. Seine Recherchen sind strukturiert, intensiv, unter Zeitdruck stehend kann Atticus nicht immer die engen gesetzlichen Richtlinien einhalten. Außerdem richtet sich seine Tätigkeit im Sinne seines Mandanten auch gegen die Ermittlungsergebnisse von DCI Mack Jones, mit der ihn für eine kurze Zeit nicht nur die berufliche Zusammenarbeit verbunden hat. Mackenzie „Mack“ Jones ist ehrgeizig, zielstrebig, engagiert, aber ihre Karriere lässt ihr in diesem intensiven Fall zu wenig Zeit für ihre Familie. Ihr Ehemann kümmert sich um die beiden Kinder und ihre Schuldgefühle deswegen setzen sie emotional unter Druck.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt in der Mordnacht zwischen dem 24. und 25. Dezember und geht sofort zu den aktuellen Ereignissen, die Beauftragung von Atticus Priest durch die Ehefrau des Angeklagten und den Beginn des Prozesses über. Durch die breit angelegten Recherchen des Privatdetektivs, sein Studium der Unterlagen, erfahren wir alle Details über die Ereignisse während der vergangenen Monate, über die Ermittlungen der Kriminalpolizei und die Entwicklung dieses komplexen  Mordfalles mit den möglichen Tätern Cameron und Ralph Mallender. Die aktuelle Handlung wechselt zwischen den Prozesstagen und den parallel dazu stattfindenden Ermittlungen des Privatdetektivs, plötzlich ergeben sich neue Möglichkeiten auf beiden Seiten und die Geschichte wird zu einem spannenden Pageturner, bleibt trotzdem immer logisch und nachvollziehbar.

Fazit

Ein spannender, brillant aufgebauter Kriminal- und Detektivroman, in dem die Frage nach der Schuld oder Unschuld des auf Grund von drückenden Indizien des Mordes an seiner Familie Angeklagten auch für den beauftragten Privatdetektiv nicht klar ist. Ein intelligentes, packendes, durch die unterschiedlichen Charaktere auch psychologisch interessantes Lesevergnügen.

Spook Street: Ein Fall für Jackson Lamb – Mick Herron

AutorMick Herron
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 29. September 2021
FormatBroschiert
Seiten464
SpracheDeutsch
ÜbersetzungStefanie Schäfer
ISBN-13978-3257300840

„Du meinst, er hat sich Sorgen gemacht, der Park hätte eine … wie war gleich der Ausdruck, den ich dafür mal gehört habe, eine ‚erweiterte Ruhestandsregelung‘?“ (Zitat Seite 141)

Inhalt

Was an einem sonnigen Januartag in London als fröhlicher Flashmob von Teenagern beginnt, endet in Chaos, Tod und Trauer, als die Bombe hochgeht. Auch die Slow Horses, die Lahmen Gäule von Jackson Lamb, Mitglieder des Geheimdienstes MI5 im geheimdienstlichen Abseits, die ihre Büros in Slough House haben, beginnen zu ermitteln. Doch River Cartwright hat noch weitere Sorgen. Es geht um die Frage, was eigentlich passiert, wenn ein ehemaliges führendes Mitglied eines Geheimdienstes alt wird und damit vergesslich und zunehmend verwirrt. Ist sein Großvater David Cartwright, ehemals die mächtige Nummer Zwei im britischen Geheimdienst, noch in der Lage, alle seine Geheimnisse zu bewahren, oder erzählt er bald jedem seine Lebensgeschichte? Wie wird der Service mit dieser Situation umgehen?

Thema und Genre

In diesem spannenden Spionagethriller geht es um Geheimdienste, Intrigen, Geheimnisse und Entscheidungen, die in der lange zurückliegenden Vergangenheit getroffen wurden und deren Auswirkungen nun die Gegenwart beherrschen.

Charaktere

Die Slow Horses sind ein Team aus sehr speziellen Einzelkämpfern, wobei das Wort Team meistens nicht zutrifft, schon gar nicht auf den schwierigen, exzentrischen Jackson Lamb, der diese Gruppe leitet. Doch wenn Gefahr droht, wird auch er aktiv und zieht die Fäden seiner weitreichenden Verbindungen im Hintergrund. Wer Jackson Lamb und die Slow Horses unterschätzt, macht einen großen Fehler und wer denkt, sie aufhalten zu können, ebenfalls.

Handlung und Schreibstil

Auch dieser vierte Band aus der Serie um Jackson Lamb und seine Slow Horses ist eine abgeschlossene Geschichte. Diesmal stellen die gluckernden Rohre der alten Heizung am Beginn der Handlung alle Mitglieder des Teams und auch die Neuzugänge im Slough House vor und durch diese originelle Art der Vorstellung erhält man alle notwendigen Informationen. Nach dem tödlichen Anschlag im Shoppingcenter Westacres recherchieren auch die Slow Horses intensiv und ehrgeizig, suchen nach der Herkunft und den Motiven für die Tat des Selbstmordattentäters. Doch es gibt einen zweiten Fall mit Ereignissen, die parallel verlaufen und abwechselnd geschildert werden, was die Geschichte zu einem sehr spannenden Pageturner macht.

Fazit

Ein packender, vielschichtiger Spionageroman. Action, elegant-fiese Intrigen, überraschende Wendungen, Humor, großartige Figuren und ebensolche Dialoge und Szenen garantieren spannende Lesestunden.  

Dünenzorn: Ein Kanaren-Krimi – Edith Kneifl

AutorEdith Kneifl
Verlag Haymon Verlag
Erscheinungsdatum 17. August 2021
FormatTaschenbuch
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-139783709979259

„Laura hatte ihren Vater nie anders erlebt als impulsiv, ungeduldig und umtriebig. Und ich bin ihm ähnlich, dachte sie leicht verärgert.“ (Zitat Seite 28)

Inhalt

Laura Mars, vierundvierzig Jahre alt, hat ihren Vater Michael „Mischa“ Mars seit sechs Jahren nicht gesehen. Michael Mars war Journalist, ist seit zehn Jahren in Pension und mit seiner zweiten Frau Ramona nach La Gomera ausgewandert. Nun ist Ramona spurlos verschwunden und Laura Mars kommt nach La Gomera, um ihren Vater bei den Recherchen zu unterstützen. Denn dieser vermutet, dass seine Ehefrau entführt worden ist – er schreibt gerade an einem ausführlichen Artikel über die Drogenmafia auf den Kanaren. Neben dem Familienanwalt Juan María de Alvarez beauftragt Mischa auch den Privatdetektiv Alfredo Díaz mit den Nachforschungen, doch Laura hat den Verdacht, dass Alfredo vor allem auf sie aufpassen soll, worüber sie nicht begeistert ist. Auf keinen Fall will ihr Vater die Polizei einschalten, denn er traut den Beamten nicht. Da trifft eine Lösegeldforderung ein und gleichzeitig geschieht ein Mord.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman mit Regionalbezug spielt auf den Kanarischen Inseln. Es geht um Entführung, Mord, die Drogenmafia, aber auch um brisante gesellschaftspolitische und sozialkritische Themen.

Charaktere

Laura ist seit ihrem persönlichen Drama auf Samos immer noch teilweise traumatisiert. Obwohl sie sich mit Ramona nicht besonders gut versteht, folgt sie sofort engagiert allen sich ergebenden Spuren. Alfredo Díaz wirkt optisch wie ein gutmütiger Bär im Rocker-Outfit. Er ist absolut loyal, hartnäckig, clever, einfühlsam und mutig. Die Autorin bemüht sich um möglichst authentische Figuren, doch manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie selbst keine ihrer Figuren wirklich mag, immer wieder werden die jeweiligen menschlichen Schwächen und optischen Mängel betont. Vielleicht aber habe ich einfach nicht den richtigen Humor.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt in der Jetztzeit, im personalen Erzählstrang steht Laura im Mittelpunkt. Ein zweiter Erzählstrang schildert die Erlebnisse und Gefühle einer „Ich“-Person, verläuft parallel und gleichzeitig zum ersten Erzählstrang und ergänzt die Ereignisse für uns Lesende mit weiteren Details und Fakten, ohne jedoch zu viel zu verraten, sondern gerade genug für weitere eigene Überlegungen über das Wer und Warum. Leserinnen und Leser, die auch bei Kriminalromanen mit Regionalbezug Wert auf einen durchgehend hohen Spannungsbogen legen, werden zeitweise vielleicht etwas enttäuscht sein. Denn diese Autorin legt ihre Geschichte sehr vielschichtig an, es ist das Gesamtpaket, das überzeugt. Zunächst ein undurchsichtiger Kriminalfall mit wechselnden Verdächtigen, unterschiedlichen möglichen Motiven und Überraschungen. Dazu aktuelle Themen, sozialkritisch und gesellschaftspolitisch. Auch für die Vielfalt der drei Kanarischen Inseln La Gomera, Teneriffa, Gran Canaria, die in diesem Fall Schauplätze sind, nimmt sich die Autorin Zeit, zeigt bekannte und verborgene Naturschauplätze, Sehenswürdigkeiten und Örtlichkeiten zwischen wunderschön und dem genauen Gegenteil, beides Realität.

Fazit

Dunkle Geheimnisse, Mord und zwielichtige Geschäfte von ebensolchen Figuren, dazu Inselfeeling mit Sonne, Meer und der interessanten, abwechslungsreichen Schönheit der Kanarischen Inseln.

Seht ihr es nicht? – Georg Haderer

AutorGeorg Haderer
Verlag Haymon Verlag
Erscheinungsdatum 24. August 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3709981252

„Herumzutapsen, durch einen treibenden Fluss an Informationen zu waten, einen Datenhaufen verstehen zu wollen, den ein gutes Dutzend an Ermittlern laufend vergrößerte. Gab es eigentlich irgendjemanden unter ihnen, der sich die laufend aktualisierten Berichte komplett durchlas?“ (Zitat Pos. 3363-3369)

Inhalt

In Unterlengbach werden in der Nacht vom 23. auf den 24. August 2019 vier Mitglieder einer Familie ermordet, Helena Sartori, ihr Sohn und ihre Eltern. Nur die Tochter Karina, elf Jahre alt, kann entkommen, doch sie ist seither verschwunden und niemand weiß, ob sie noch am Leben ist. Philomena „Philli“ Schimmer, vormals Polizistin, nun Mitglied des KAP „Kompetenzzentrum für abgängige Personen“, eine Sondereinheit des BKA, soll Michael Muster, Kriminalpolizist beim LKA Niederösterreich und auch ihr Exfreund, in diesem schwierigen Fall unterstützen. Bis vor zwei Jahren war Helena Sartori als Molekularphysikerin in der Nanobots-Forschung sehr erfolgreich tätig, nun lebte sie zurückgezogen auf dem Land. Hängen die Morde mit ihrer Forschungstätigkeit zusammen, oder ist Franz Morell, ihr Exmann, der Täter?

Thema und Genre

In diesem vielschichtigen Kriminalroman geht es um moderne Technologien, Psychologie, Familie und alle Facetten von zwischenmenschlichen Beziehungen.

Charaktere

Philli Schimmer, die mittlere von drei Schwestern, ist eine hartnäckige, eigenwillige Ermittlerin, erkennt kleinste Details und scheut sich nicht, auch ungewöhnlichen Vermutungen nachzugehen. Als Mensch ist sie sehr speziell und unangepasst. An ihre besonderen Besucher, die unvermutet auftauchen und die nur sie sehen kann, hat sie sich auch schon beinahe gewöhnt. Alle Charaktere dieses Kriminalromans sind mit Einfühlungsvermögen für menschliche Schwächen und viel Humor entwickelt und sie sind großartig.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung, in deren Mittelpunkt meistens die Ermittlerin Philli Schimmer steht, wechselt durchaus unvermutet die Erzählperspektive. Dies führt zu Überraschungen und neuen Vermutungen beim Lesen, bis sich auch diese Überlegungen durch weitere Wendungen als falsch erweisen. Der Fall bleibt ungewöhnlich und spannend bis zum Schluss. Rückblenden ergänzen die aktuelle Handlung. Dadurch lernen wir Philli besser kennen, vor allem, als sich Parallelen zu einem ihrer alten Fälle ergeben, Erinnerungen, die sie auch heute noch beeinflussen. Die Sprache ist lebhaft, in vielen Facetten zwischen sachlich und locker, und humorvoll.

Fazit

Ein Kriminalroman mit aktuellen Themen, überraschend, vielschichtig und herrlich schräg. Spannendes Lesevergnügen mit der speziellen Ermittlerin Philomena „Philli“ Schimmer, die wir hoffentlich in Zukunft bei weiteren packenden Fällen begleiten dürfen.

Nur der Tod ist unsterblich – Reinhard Gnettner, Ein mörderischer Literatur-Krimi

AutorReinhard Gnettner
Verlag Carl Ueberreuter Verlag
Erscheinungsdatum 30. März 2021
FormatBroschiert
Seiten180
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3800090068

„Diese Herren waren das Beste, was ihr hatte passieren können. Originell, sympathisch, unterhaltsam und sie hatten, wie es ihr schon beim Einstellungsgespräch aufgefallen war, ihr natürliches Ablaufdatum ganz ungeniert überschritten. (Zitat Seite 25)

Inhalt

Nach einem Symposium sitzen sie noch zusammen im Kaffeehaus: Heimito von Doderer, Erich Fried, Leo Perutz, Friedrich Torberg und Stefan Zweig. Doch das Café Central, wie sie es kannten, gibt es längst nicht mehr, nun füllen das berühmte Kaffeehaus in Wien die Hektik und der Lärm der Touristenströme. So beschließen sie an diesem 10. Oktober, ihre Idee endgültig in die Tat umzusetzen. Sie gründen eine Wohngemeinschaft und das gemeinsame Wohnzimmer wird ihr privates Kaffeehaus. Rasch ist eine geeignete Wohnung im 9. Wiener Gemeindebezirk, zu dem sie alle eine besondere Beziehung haben, gefunden, und Ella aus Krakau als Haushälterin und Pflegerin eingestellt. Nun wollen sie endlich wieder schreiben, bevor sie endgültig in Vergessenheit geraten, doch erst, als sie ein gemeinsames Buch planen, kehrt auch die Freude am Schreiben zurück. Da wird Heimito von Doderer tot aufgefunden und bald folgt der nächste Unfall – oder war es Mord? Schon spricht ganz Wien von einem gefährlichen Literatenkiller.

Thema und Genre

Dieser literarische Kriminalroman mit Regionalbezug spielt in Wien. Im Mittelpunkt steht die Selbsthilfegruppe der vergessenen Literaten, fünf berühmte Schriftsteller, die eine WG gründen.

Charaktere

Die einzelnen Persönlichkeiten werden beim Lesen sofort lebendig, jeder auf seine Art authentisch und sofort erkennbar. Dies zeigt, wie intensiv sich der Autor mit den einzelnen Werken und Biografien beschäftigt hat. Gekonnt mischt er Fakten und überlieferte Zitate mit seinen eigenen Gedanken und Ideen.

Handlung und Schreibstil

Die aktuellen Ereignisse finden zwischen Oktober und April statt und spielen in unserer Zeit. Großartig zu lesen der Alltag und die Gespräche der alten Literaten, ihre Erinnerungen, die kleinen Streitereien. Dazu das Urwiener Ehepaar, in dessen Haus sie die Wohnung gemietet haben und der Kommissar, der in diesen letzten Wochen bis zur Pensionierung eigentlich seine Ruhe haben wollte. Wunderbar beschrieben sind das Servitenviertel, die Porzellangasse und die berühmte Strudlhofstiege. Der Fall ist eigenartig und geheimnisvoll und in Verbindung mit Humor und dem Charme Wiens ergibt dies eine Geschichte, die man mit einem vergnügten Schmunzeln liest. Ein Quellenverzeichnis und Kurzbiografien mit ausgewählten Werken der fünf Schriftsteller am Ende des Buches sind eine interessante Ergänzung.

Fazit

Eine geniale Idee und die Frage „Was wäre, wenn diese fünf großartigen Literaten noch lebten, wenn sie dank ihrer Werke unsterblich wären? Wie würde es weitergehen?“ (Zitat Seite 5) führen zu einer ebenso genialen Geschichte. Dieser Wiener Literaturkrimi ist ein literarisches, sehr unterhaltsames Lesevergnügen, ein Buch nicht nur für das eigene Bücherregal, sondern auch das perfekte Geschenk für Literaturfreunde.  

Tod auf Madeira: Comissário Torres löst seinen ersten Fall – Tomás Bento

AutorTomás Bento
Verlag Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum 31. Mai 2021
FormatTaschenbuch
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3548064314

„Dies war war kein spektakuläres Verbrechen in einem ihrer Bücher. Es war einfach nur ein tragischer Unfall. Nicht erfunden, sondern real.“ (Zitat Seite 72)

Inhalt

Laura Flemming, Autorin von Kriminalromanen, braucht eine kurze Auszeit von Hamburg. Ein Streit mit ihrer Co-Autorin beendet die Zusammenarbeit. Ihren Ehemann Matthias, Hochschulprofessor, überrascht sie im Ehebett mit einer Studentin, die etwa gleich alt ist, wie ihre gemeinsame Tochter Lily. Lily, die gerade ihr Studium abgebrochen hat und für ein Jahr Work+Travel nach Schottland entschwunden ist. Lauras beste Freundin Britta schlägt vor, Laura soll sie doch nach Madeira begleiten, eine Woche mit Britta und ihrem Freundeskreis, anschließend wird Laura alleine drei weitere Wochen Urlaub auf Madeira machen. Die Schönheit dieser Insel begeistert Laura sofort. Da geschieht ein Unfall, oder war es Mord? Laura wittert den Stoff  einen neuen Roman. Der schroffe, etwas überhebliche Comissário Mauricio Torres hält Laura für eine phantasiebegabte Nervensäge. Plötzlich wird im Zuge der Ermittlungen Britta verdächtigt und Laura muss handeln.

Thema und Genre

Dieser facettenreiche Kriminalroman, Band 1 einer Serie, spielt auf der portugiesischen Blumeninsel Madeira.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird chronologisch erzählt und schildert Ereignisse, die innerhalb eines knappen Zeitrahmens stattfinden. Es ist ein klassischer Whodonit-Kriminalroman mit Tat, Ermittlungen, Suche nach dem Motiv und, damit verbunden, nach dem Täter oder der Täterin. Die beiden unterschiedlichen Charaktere und Mentalitäten, Mauricio Torres, der schroffe portugiesische Ermittler mit den sanften Augen und Laura, die deutsche Autorin, eine sehr aufmerksame Beobachterin mit schriftstellerischer Kombinationsgabe, sind stimmig und überzeugen. Interessante, lebhafte Beschreibungen von Madeira ergänzen die Handlung, die durch überraschende Wendungen spannend bleibt. 

Fazit

Eine unterhaltsame, packende Geschichte mit interessanten, facettenreichen Charakteren und Themen. Die perfekte Sommerlektüre mit Flair und hohem Fernwehfaktor, denn sie macht neugierig auf die prachtvolle Blumeninsel Madeira.

Das Buch des Totengräbers: Ein Fall für Leopold von Herzfeldt – Oliver Pötzsch

AutorOliver Pötzsch
Verlag Ullstein Paperback
Erscheinungsdatum 31. Mai 2021
FormatBroschiert
Seiten448
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3864931666

 „Ein Totengräber und eine neugierige Zimmerwirtin als Ermittlerkollegen, dachte er. Fehlt nur noch ein Wiener Schrammelgeiger, dann ist das Panoptikum komplett.“ (Zitat Pos. 4596)

Inhalt

Schon bevor der neue Kollege aus Graz, der ehemalige Untersuchungsrichter Leopold von Herzfeldt, seinen Dienst als Inspektor der Wiener Kriminalpolizei offiziell angetreten hat, kommt er an seinen ersten Tatort, ein totes Dienstmädchen. Der jungen Frau war die Kehle durchgeschnitten worden und in ihrem Körper steckt ein spitzer Holzpfahl. Bald gibt es weitere Tote, immer nach dem gleichen Schema. Gleichzeitig macht der Totengräber Augustin Rothmayer den neuen Inspektor auf einige eigenartige Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Bernhard Strauss, einem Halbbruder von Johann Strauss, aufmerksam und unterstützt ihn mit seinem unerschöpflichen Wissen im Zusammenhang mit dem Tod. Obwohl die Familie Strauss sofort interveniert und die Vorgesetzten Leo von Herzfeldt weitere Ermittlungen in diesem Umfeld verbieten, recherchiert dieser heimlich weiter. Ist es möglich, dass in Wien ein Vampirjäger sein Unwesen treibt und dass diese Fälle zusammenhängen?

Thema und Genre

Dieser erste Band der Totengräber-Serie ist ein historischer Kriminalroman mit Regionalbezug. Er spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Wien.

Charaktere

Die Figur des Leopold von Herzfeldt überzeugt als Ermittler, denn wir erleben hier einen Menschen im Graubereich mit einigen Geheimnissen in seiner Vergangenheit. Brillant in seinen Kombinationen, setzt er die neuesten technischen Ermittlungsmethoden ein, ist engagiert und hartnäckig, aber auch unangepasst, ein Einzelgänger, der sich an die starre, behäbige Beamtenmentalität der Wiener mit ihren Vorurteilen nicht gewöhnen kann und dem es schwerfällt, sich Vorgesetzten unterzuordnen. Ihm zur Seite, oder eher gegenüber, steht der Totengräber Augustin Rothmayer, ein Nachfahre des berühmten Wiener Augustin, der seine jahrelangen Erfahrungen und interessierten Beobachtungen in einem „Almanach für Totengräber“ niederschreibt. Zunächst hält Leo von Herzfeldt den schroffen Urwiener mit Schlapphut, der Mozarts Requiem summt, für einen Spinner, doch er muss seine Meinung ändern.

Handlung und Schreibstil

Die Ereignisse finden im Oktober 1893 statt und enden mit einem Epilog Anfang November 1893. Dieser straffe Zeitrahmen erhört die Spannung. Jedes Kapitel beginnt mit einem Auszug aus dem „Almanach für Totengräber“ und bietet interessante, durchaus makabre Informationen über die medizinischen Kenntnisse jener Zeit, vor allem im Zusammenhang mit dem Tod und den damit verbundenen Riten und Aberglauben.

Der Autor lässt seine Hauptfigur Leopold von Herzfeldt erst zu Beginn der Handlung von Graz nach Wien übersiedeln. Dies gibt ihm die perfekte Möglichkeit, uns beim Lesen auf die damalige Situation, Alltag, Örtlichkeiten und Menschen in Wien durch die Beobachtungen und Gedanken des Wien-Neulings blicken zu lassen, was diese Schilderungen authentisch, lebendig und unterhaltsam macht. Denn durch Leo werden wir sofort in die typischen Kaffeehäuser und einfachen Beisln versetzt, auf die prächtige Ringstraße und in die Armut und das Elend der Außenbezirke. Der Adel und das wohlhabende Bürgertum tanzen Walzer, die einfachen Leute vergnügen sich im Prater und zu Schrammelmusik. Strizzis und Verbrecher findet man überall. Wir erleben auch die Anfänge des bekannten Wiener Zentralfriedhofs, der erst zwanzig Jahr zuvor eröffnet worden war.

Fazit

Dieser spannende historische Kriminalroman spielt 1893 in Wien und zeigt ein sehr gut und umfassend recherchiertes Bild der berühmten Stadt zwischen Tradition und beginnender Moderne Ende des 19. Jahrhunderts. Originelle Figuren und eine gute Prise Humor vollenden das unterhaltende Lesevergnügen.

Der Schwur – Sunil Mann

AutorSunil Mann
Verlag GRAFIT
Erscheinungsdatum 24. Februar 2020
FormatTaschenbuch
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3894256760

„Die Madames zahlen ihren Schützlingen die Reise aus einem afrikanischen Land und schlagen großzügig Provision drauf. Hier werden sie dann mit der Realität konfrontiert.“ (Zitat Seite 162)

Inhalt

Als die Flugbegleiterin Marisa Greco durch Zufall Bashir Berisha kennenlernt, Türsteher in einem Klub und Privatdetektiv, erkennt sie das Potenzial, um mehr aus seiner Detektei zu machen. So entsteht die gemeinsame „Agentur für unliebsame Angelegenheiten“. Rasch haben sie erste, wenn auch sehr unterschiedliche, Aufträge. Dann kommt die Nigerianerin Joy zu ihnen. Ihre jüngere Schwester Faith ist auf dem Weg nach Europa und Joy will mit allen Mitteln verhindern, dass Faith hier ihr Schicksal teilt. Bashir muss Joys Koffer aus einer Wohnung holen, denn ihr Reisepass war ihr vor Jahren abgenommen worden und befindet sich, zusammen mit ihren alten Sachen, in diesem Koffer. Bashir bekommt den Schlüssel und muss pünktlich, auf die Minute genau, vor Ort sein. Alles geht glatt, doch als Bashir den beschriebenen Schrank öffnet, in dem Koffer auf Koffer gestapelt sind, sieht er zwei rosa Koffer. Bashir hört Schritte, die Zeit drängt, er nimmt einfach beide Koffer mit und löst damit eine Reihe von lebensgefährlichen Ereignissen aus.

Thema und Genre

In diesem politischen Kriminalroman geht es um aktuelle Themen wie die internationale Flüchtlingspolitik, Menschenhandel, Unterdrückung und Gewalt an Frauen, Politik und politischen Populismus, und die Szene der Verbrecherorganisationen in Zürich.

Charaktere

„Er eher wortkarg und ernst – manchmal zu wortkarg und ernst, wie Marisa findet -, sie lebenslustig und redselig – manchmal zu redselig, wie Bashir findet -, sie hat Fantasie, er analytisches Denkvermögen, sie hat den guten Geschmack, er verfügt über technisches Geschick.“ (Zitat Seite 48) Besser als der Autor selbst kann man die beiden Hauptfiguren nicht beschreiben. Seine unterschiedlichen Figuren werden beim Lesen sofort lebendig, sehr treffend beobachtet und realistisch ist zum Beispiel auch Andrea Graf beschrieben, die ehrgeizige Politikerin.

Handlung und Schreibstil

Der Zeitrahmen ist straff und knapp, die Abläufe nachvollziehbar. Die packende Handlung zeigt die intensive und extrem genaue Recherche, das Fachwissen, nicht nur die Situation in der Schweiz betreffend, sondern auch im Hinblick auf die internationalen Vorgänge. Die Geschichte wird in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt, im ersten wird der Weg von Faith geschildert, einem Mädchen aus Nigeria auf dem beschwerlichen, von Schleppern organisierten Weg nach Europa, die versprochene Arbeit als Friseurin gibt Hoffnung. Diese Ereignisse beginnen bereits Monate vor der zweiten Geschichte, in der es um das aktuelle Geschehen in Zürich geht, wo einerseits das Detektivteam Marisa und Bashir, sowie Joy im Mittelpunkt stehen, andererseits, davon getrennt, eine weitere Geschichte, in deren Mittelpunkt Andrea Graf steht, die nach einer Pause politisch wieder durchstarten will. Die einzelnen Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt und ergeben, in Verbindung mit erklärenden Fakten und privaten Episoden der beiden Ermittler, eine komplexe, sehr spannend zu lesende Geschichte.

Fazit

Ein packender, komplexer politischer Kriminalroman mit brisanten aktuellen Themen und kompetent recherchierten Hintergründen.

Das Gebot – Sunil Mann

AutorSunil Mann
Verlag GRAFIT
Erscheinungsdatum 23. März 2021
FormatTaschenbuch
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3894257743

„Sie müssen ihn aufhalten, unbedingt! Der Mann ist eine tickende Zeitbombe, eine Gefahr für das ganze Land!“ (Zitat Seite 128)

Inhalt

Die Agentur für unliebsame Angelegenheiten der Geschäftspartner Marisa Greco und Bashir Berisha hat nach dem coronabedingten Lockdown kaum Aufträge. Beide Privatermittler nützen diese Zeit, in der die Agentur ruht, für persönliche Recherchen. Bis Marisa einen Anruf von Bashir erhält, sie haben einen neuen Auftrag. Das vermögende Ehepaar Bodmer hat zuletzt vor drei Jahren und vier Monaten etwas von ihrem Sohn Erich gehört, einige Monate zuvor war er auf eine Weltreise aufgebrochen. Nun hat er in Zürich Geld abgehoben. Marisa und Bashir sollen Erich finden. Rasch ergeben erste Ermittlungen in Erichs Freundeskreis, dass Erich sich plötzlich intensiv und verbissen mit dem Islam beschäftigt hat, neue Freunde gefunden, und seither in Syrien für den IS kämpft. Jetzt ist er zurück, untergetaucht, und je näher die beiden Privatermittler seinen Spuren kommen und Schritt für Schritt die Zusammenhänge aufdecken, desto gefährlicher und realer wird die Bedrohung für sie, und nicht nur für sie.

Thema und Genre

In diesem politischen Kriminalroman geht es um die Radikalisierung junger Menschen und um die Hintergründe, die dazu führen, dass diese zu fanatischen Kämpfern für den Islam werden. Auch Politik und Waffenlieferungen sind Themen.

Charaktere

Die verwitwete Marisa sorgt alleine für ihren Sohn Luca. Der Unfalltod ihres Mannes vor mehr als zwei Jahren hat sie mit einigen offenen Fragen zurückgelassen. Bashir war fünfzehn Jahre alt, als er von seinem gewalttätigen Vater aus der elterlichen Wohnung geworfen wurde und heute noch versucht er, seine Mutter vor diesem Mann zu schützen, auch gegen ihren Willen. Die beiden sind ein sympathisches Team und sind, ebenso wie alle weiteren Figuren dieser Geschichte, authentisch und realistisch, ihre Handlungen nachvollziehbar. Man spürt beim Lesen, dass sich der Autor einfühlsam und intensiv mit menschlichen Verhaltensweisen auseinandersetzt.

Handlung und Schreibstil

Die aktuelle Handlung spielt in der Zeit zwischen Ende März und der zweiten Aprilhälfte in Zürich und wird durch einen parallel verlaufenden Erzählstrang ergänzt, der Episoden in Syrien schildert. Auch die aktuellen Ereignisse betreffen zunächst unterschiedliche Themenkreise, einerseits die Vorbereitungen des IS-Rückkehrers, die Ermittlungsarbeit des Agentur-Teams, und andererseits die Tätigkeit der Politikerin Andrea Graf, die heuer Ehrengast beim Zürcher Sechseläuten ist und in einer anderen Sache ebenfalls die Agentur mit Nachforschungen beauftragt hat. Der knappe Zeitrahmen und die in Details einfließenden, immer neuen Informationen, bis sich schließlich die Handlungsstränge schließen, ergeben eine packende, brisante, sehr genau recherchierte Geschichte. Ausführliche Dialoge, in denen der Autor auf die Problematik seiner Themen aufmerksam macht, und die interessanten Erklärungen zum Sechseläuten, dem traditionellen Frühlingsfest in Zürich, ergänzen die straffe Handlung.

Fazit

Ein vielschichtiger, interessanter gesellschaftspolitischer Kriminalroman mit aktuellen Themen und einem authentischen, sympathischen Ermittlerteam, packend erzählt.

Die Toten von Ralswiek – Jens-Uwe Berndt

AutorJens-Uwe Berndt
Verlag Hinstorff Verlag
Erscheinungsdatum 1. März 2020
FormatTaschenbuch
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3356022872

„Der Polizist löst Verknüpfungen in seinen Gedanken, bindet neue, verwirft sie wieder, kehrt zu den alten zurück, um dann noch einmal neue Varianten auszuprobieren.“ (Zitat Seite 316)

Inhalt

Kriminaloberkommissar Karsten Schwinka ist auf Rügen geboren und aufgewachsen. Nun kehrt er nach dreißig Jahren zurück auf die Insel, um die Kriminalabteilung des Bergener Hauptreviers zu leiten. Doch seine Ermittlungen beginnen schon vor dem offiziellen Dienstantritt. Während einer Störtebeker-Aufführung in Ralswiek ist ein Darsteller auf der Bühnen tot zusammengebrochen. Schwinka tippt auf Mord, doch vorerst will das niemand glauben. Als jedoch innerhalb kurzer Zeit weitere Personen aus dem Team des Sommertheaters ermordet werden, ist klar, dass es dieses Jahr in Ralswiek ähnlich gefährlich zugeht, als zu Störtebekers Zeiten. Gerüchte, Intrigen, Unwahrheiten und einige Geheimnisse innerhalb der Schauspielgruppe erschweren die Arbeit der Ermittler, und auch im Kripo-Team Bergen sind nicht alle über den neuen Leiter erfreut.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman mit Regionalbezug spielt auf der Insel Rügen, während der bekannten Störtebeker Festspiele im Sommer. Bei diesem Ostseekrimi handelt es sich um einen typischen „Whodunit“ Kriminalroman, in dem es um Taten und die nachfolgenden Ermittlungen geht.

Charaktere

Karsten Schwinka hat eine unangenehme Scheidung hinter sich, als er auf die Insel Rügen zurückkehrt. Er ist ein erfahrener, hervorragender Ermittler, der nicht aufgibt. Zusammen mit Kriminalhauptmeister Danilo Schobel bildet er ein sympathisches Team, dem man gerne auf ihren Wegen durch diesen vielschichtigen, undurchsichtigen Fall folgt. Der Autor nimmt sich Zeit für jede seiner Figuren, ist ein sehr genauer Beobachter und bevölkert seine Geschichte mit unterschiedlichen, glaubhaften Charakteren, denen man auch im realen Leben begegnet.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung umfasst den straffen Ermittlungszeitraum von zwanzig Tagen, führt an mehrere Orte auf der Insel Rügen, aber auch nach Stralsund und Mirow in der Mecklenburgischen Seenplatte. Die vielschichtige, spannende Geschichte lädt durch die unterschiedlichen Charaktere zum Mitraten ein, denn bei jeder der involvierten Personen ergeben die Befragungen Verdachtsmomente und mögliche Eigeninteressen. Die gekonnt beschreibende, angenehm zu lesende Erzählsprache des Autors bringt durch die Schilderungen der Gegenden und des Umfeldes ein Stück Rügen-Feeling. 

Fazit

Ein klassischer Kriminalroman mit vielschichtigen Figuren und spannenden Ermittlungen während der bekannten Störtebeker-Festspiele auf der Insel Rügen. Eine Geschichte, die auch sprachlich überzeugt. 

Die Frau vom Strand – Petra Johann

AutorPetra Johann
Verlag Rütten & Loening
Erscheinungsdatum 15. Februar 2021
FormatTaschenbuch
Seiten466
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3352009525

„Sie liebte diesen Teil ihres Jobs, den Moment, wenn sie all die Puzzleteile vor ihrem geistigen Auge ausbreitete, um sie dann zusammenzusetzen und zu sehen, was für ein Muster sie ergaben. Das Faszinierende bei Tötungsdelikten war, dass es immer nur ein richtiges Muster gab: die Wahrheit.“ (Zitat Pos. 2837)

Inhalt

Vor fünfzehn Monaten sind Rebecca Friedrichsen und Lucy Hagen, glücklich verheiratet, in das Ostseebad Rerik gezogen. Lucy ist eine erfolgreiche Game-Designerin und pendelt zwischen dem Unternehmenssitz in Hamburg und dem schönen Haus, das nur durch einen kleinen Küstenwald von der Steilküste und dem Strand entfernt ist. Rebecca ist Physiotherapeutin, doch zurzeit ist die kleine Greta, ihre fünf Monate alte Tochter, ihr Lebensmittelpunkt. Bei einem ihrer Spaziergänge lernt sie die Urlauberin Julia kennen, freundet sich mit ihr an, doch nach einigen Tagen ist Julia plötzlich spurlos verschwunden. Dann wird eine tote Frau gefunden, die an der Steilkürste abgestürzt ist, doch es nicht Julia.

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman nach klassischem Whodunit-Vorbild geht es um Entscheidungen, die zu Ereignissen führen, die nicht vorhersehbar sind, sich aber auch nicht mehr rückgängig machen lassen. Auch psychologische Momente spielen eine Rolle.  

Charaktere

Die einzelnen Figuren sind sehr realistisch und präzise entwickelt, ihre Vielschichtigkeit trägt zusätzlich zur Spannung bei. Lucy Hagen ist einfühlsam, ihre liebevolle Beziehung mit der etwas labilen Rebecca ist seit der Geburt von Greta sehr glücklich. Rebecca hat wenig Kontakt zu ihrem früheren Freundeskreis in Hamburg, ihr Leben dreht sich nun um Greta. Edda Timm, Kripo Rostock, Ermittlerin im sogenannten Todesteam, ist das ergänzende Gegenteil zu ihrer einfühlsamen, wandlungsfähigen Kollegin Britt. Edda ist impulsiv, stur, zielbewusst und hartnäckig, wenn es um die Wahrheit geht.

Handlung und Schreibstil

Die Ereignisse spielen in einem straffen Handlungszeitraum von nur wenigen Tagen. Die Gliederung in sechs übergeordnete Teile, ergänzt durch die Angabe des jeweiligen Wochentages und in Kapitel eingeteilt, sorgt dafür, dass man beim Lesen den Überblick behält und sich auf die Handlung konzentrieren kann. Denn diese spannende Geschichte beginnt mit einer Fülle von losen Puzzleteilen und Fragen, die sich langsam zusammenfügen, um dann durch völlig überraschende Wendungen wieder neu gemischt zu werden. Der Wechsel der Erzählperspektiven zwischen Kapiteln, in denen Rebecca in der Ich-Form berichtet und den Ermittlungen in personaler Erzählform, in deren Mittelpunkt Edda steht, ist ein weiteres interessantes Detail. Lebhafte Schilderungen des Umfeldes und erklärende Rückblicke begleiten die Handlung, ohne jedoch den Spannungsbogen zu unterbrechen.

Fazit

Vom Verlag als Thriller eingestuft, ist diese Geschichte in meinen Augen ein ungemein clever, vielschichtig und sehr packend geschriebener, klassischer Whodunit-Kriminalroman. Es ist lange her, dass ich dieses Genre so begeistert und mit großem, spannendem Lesevergnügen gelesen habe.

Tödliche Gemälde – Konrad Bernheimer

AutorKonrad Bernheimer
Verlag Langen-Müller
Erscheinungsdatum 17. September 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3784435589

„Als John nach dem eingehenden Studium des Hl. Sebastian von Guido Reni nach London zurückkam, war er sehr erregt. so ein wunderbares Motiv! Wie herrlich wäre es, sich seinen eigenen Sebastian zu erschaffen!“ (Zitat Seite 86)

Inhalt

Der Kunsthändler John Blumenstein erkennt ein Original eines der berühmten italienischen Meister sofort, wenn er es entdeckt und dies endet in der Regel mit einem für alle Beteiligten sehr lukrativen Geschäft. Auch im Privatleben huldigt er der Kunst, indem er Szenen von berühmten Gemälden nachstellt. Jedes Detail muss stimmen und so wird die Kunst zur grausamen Realität, doch die ermittelnden Beamten erkennen die Zusammenhänge nicht. Die Fälle landen beim BKA, auf dem Schreibtisch es unbeliebten, frustrierten Polizeipsychologen Martin Blume, der plötzlich erkennt, woran ihn die Tatortfotos erinnern.

Thema und Genre

Dieser Roman ist kein typischer Kriminalroman, denn der Täter ist bekannt, man folgt seinem Weg zwischen London, Paris und Venedig. Es geht um realistische Einblicke in den internationalen Kunstmarkt, alte italienische Meister, und um Mord als Huldigung an die Kunst.

Charaktere

Sympathische Figuren sucht man hier vergebens, aber jeder einzelne Charakter ist sehr speziell und mit feiner Ironie pointiert entwickelt, besonders Jonas „John Blumenstein“, der erfahrene Kunsthändler, international tätig, weltgewandt, geschäftstüchtig und finanziell sehr erfolgreich. Zu seinen Vorlieben zählen nicht nur die Darstellungen entrückter Märtyrer, sondern auch gepflegte Jahrgangsweine und herausragendes Essen. Sein Pendant ist sein Zwillingsbruder Martin Blume, der unauffällige, langweilige, penible Polizeipsychologe.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung findet in der Jetztzeit statt und ist in zwei übergeordnete Teile eingeteilt. Teil I spielt in Paris und London, Teil II großteils in Venedig. Rückblenden ergänzen die aktuelle Geschichte. Einige Abbildungen der Kunstwerke, um die es bei den einzelnen Ereignissen geht, veranschaulichen die geschilderten Details. Die Sprache nimmt sich Zeit, beschreibt ausführlich die spektakulär und mit Kunstsinn zelebrierten Taten und Tatorte. Ebenso umfassend werden die besonderen Spezialitäten der gehobenen französischen und italienischen Küche geschildert, ihre Zubereitung und die hervorragenden Jahrgangsweine, die sie begleiten. So gesehen ist dieser Roman eine Art genussbetontes Gesamtkunstwerk.

Fazit

Obwohl auf dem Cover steht „Ein Kunstkrimi“, ist diese Geschichte kein Kriminalroman, dann man kann schon auf dem Cover lesen, wer hier so kunst- und genussvoll mordet. Es geht auch nicht um packende Ermittlungen, denn auch diese finden nicht statt. Es ist eine lebensfrohe, sinnesfreudige Geschichte, üppig wie ein barockes Gemälde und mit dem begeisternden Lebensgefühl der Städte London, Paris und Venedig. Hier geht es nicht um rasante Spannung und nachvollziehbare Logik, sondern um ein genüssliches Lesevergnügen, verbunden mit einem Ausflug in die italienische Kunstgeschichte zwischen Barock und Renaissance.

Kaltes Gold – Cilla Börjlind, Rolf Börjlind – Rönning/Stilton-Serie, Band 6

AutorCilla Börjlind, Rolf Börjlind
Verlag btb Verlag
Erscheinungsdatum 9. November 2020
FormatBroschiert
Seiten512
SpracheDeutsch
ÜbersetzungJulia Gschwilm,
Susanne Dahmann
ISBN-13978-3442758524

„Es war eine düstere Zeit, eine Zeit, in der eiskalte Echos aus der Vergangenheit widerhallen. Aber auch düstere Zeiten müssen durchlebt werden.“ (Zitat Seite 121)

Inhalt

Die Erderwärmung lässt auch Schnee schmelzen, der damals, vor zwanzig Jahren, als „ewiges Eis“ galt und einen Toten bedeckt hielt, nun aber eine Hand freigibt. Ein Detail erinnert Tom Stilton an einen alten, nie aufgeklärten Fall. Es ist der erste Fall, bei dem Olivia Rönning, gerade aus ihrem Urlaub in Mexiko zurückgekehrt, die Ermittlungen leitet. Als sie zum Fundort in der rauen, einsamen Natur fliegt, stürzt ihr Hubschrauber ab, doch dies ist nicht ihr größtes Problem, denn jemand will noch vor ihr alle Spuren vernichten und das um jeden Preis. Grund genug für Tom Stilton, nach Hause zu kommen und, zusammen mit Mette lsäter, Olivia in diesem Fall zu unterstützen.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman aus dem hohen Norden ist Teil einer Serie um die Ermittler Olivia Rönning und Tom Stilton. Diesmal geht es um einen Cold Case, Umwelt, globale Wirtschaftsinteressen, Beziehungen und intensive Recherche.

Charaktere

Olivia Rönning ist überzeugt, ihren Unfall und die damit verbundenen Ereignisse gut verkraftet zu haben. Sie stürzt sich mit entschlossener Intensität und ruhelos in ihre Ermittlungen, nicht immer einfach für ihr Team Lisa und Bosse. Ihre Beziehung zu Lukas belastet sie, da sie sich permanent Sorgen um ihn macht. Es ist interessant zu sehen, wie sich die einzelnen Ermittler-Figuren und ihr Umfeld im Laufe dieser Serie charakterlich entwickelt haben, auch wenn dieser sechste Band genügend Rückblenden und Erklärungen enthält, um als eigenständiger Kriminalroman gelesen zu werden.

Handlung und Schreibstil

Dieser spannende, vielschichtige Fall spielt in Stockholm und in Arjeplog in Schwedisch-Lappland. Gleichzeitig führt ein Aspekt der Ermittlungen Tom nach Banjul, Gambia und somit in eine parallele Handlung. Die Geschichte findet  in der Gegenwart statt. Die Ermittlungen befassen sich jedoch auch mit den Ereignissen, die zwanzig Jahre zurückliegen und reichen dann plötzlich noch weiter in die Vergangenheit zurück. Dieser Fall birgt nicht nur zu Beginn viele Rätsel und offene Fragen, was immer wieder zu neuen Erkenntnissen und unvorhersehbaren Wendungen führt. Dennoch bleibt die Geschichte plausibel und nachvollziehbar. Wichtig ist dem Autorenteam auch die private Situation von Olivia, ihre Beziehung zu dem schwierigen, psychisch labilen Künstler Lukas. Die damit verbundenen Schilderungen der Befindlichkeiten unterbrechen in ihrer Ausführlichkeit leider manchmal den Spannungsbogen. Dies ist vermutlich gewollt, führt jedoch dazu, dass die Geschichte etwas Zeit in Form von Buchseiten braucht, um richtig in Schwung zu kommen.

Fazit

Ein vielschichtiger, spannender Kriminalroman aus dem kalten Norden, düster und intensiv.

Drei – Dror Mishani

AutorDror Mishani
Verlag Diogenes
Erscheinungsdatum 28. August 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten336
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMarkus Lemke
ISBN-13978-3257070842

„Sie benutzte ihn jetzt, und obwohl er dasselbe zuvor mit ihr gemacht hatte, fühlte sie sich schlecht dabei und wusste, sie würde nicht allzu lange so weitermachen können.“ (Zitat Seite 103)

Inhalt

Drei Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen, die eines verbindet: sie treffen auf denselben Mann. Orna, gerade geschieden, lernt ihn über eine Datingseite kennen, doch der Mittelpunkt in ihrem Leben ist ihr Sohn. Emilia, die alleinstehende Lettin mittleren Alters, Krankenpflegerin, hat seinen Vater bis zu dessen Ende betreut und braucht nun eine zusätzliche Arbeitserlaubnis. Er kann ihr vielleicht helfen. Ella, verheiratet, drei Kinder, arbeitet in einem Café an ihrer Masterarbeit, weil hier mehr Ruhe ist, als zu Hause. So kommt sie mit ihm ins Gespräch.

Thema und Genre

In diesem Roman, der im Großraum Tel Aviv spielt, geht es um die Einsamkeit in modernen Großstädten, Beziehungsprobleme, Familie, um Vertrauen, Hoffnungen, Wahrheiten und Unwahrheiten.

Charaktere

Die Figuren in diesem Roman sind gut beobachtet und beschreiben, aber es sind keine sympathischen Charaktere. Die Frauen handeln teilweise unsicher und zögerlich, geplagt von Selbstzweifeln. Der Mann ist selbstsicher und manipulativ.

Handlung und Schreibstil

Der Roman ist in drei große Abschnitte gegliedert. Es wird jeweils die Geschichte einer der drei Frauen erzählt, die dann im Mittelpunkt steht. Ergänzt werden die Ereignisse durch interessante Schilderungen des modernen Tel Aviv und die Lebensumstände der Menschen. Die Sprache ist eindrücklich und ist angenehm zu lesen.

Fazit

Eine gut geschriebene, wenn auch nicht nachhaltig beeindruckende Geschichte, wie man sie in ähnlichen Varianten bereits gelesen hat. Ab einem gewissen Punkt ist die weitere Handlung vorhersehbar und man schließt das Buch nach der letzten Seite ohne das Gefühl, einen, wie im Klappentext angekündigt, „atemberaubenden“ Roman gelesen zu haben.

Englein, Mord und Christbaumkugel: Kriminelle Weihnachten – Manfred Baumann

AutorManfred Baumann
Verlag Gmeiner-Verlag
Erscheinungsdatum 7. Oktober 2020
FormatTaschenbuch
Seiten252 Seiten
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3839227114

„Ich bin garantiert nicht als ständig einsatzbereiter Kripochef hier, versuchte er sich zu beruhigen. Offenbar will das Kind in mir sich von diesem Zauber ringsum berühren lassen.“ (Zitat Pos. 95)

Inhalt

Es sind drei Geschichten aus dem weihnachtlichen Salzburg und Umgebung und sie haben eines gemeinsam: die schöne, fröhliche Weihnachtsstimmung wird durch eine sehr böse Tat gestört. Im Mittelpunkt steht jeweils ein Mitglied des Ermittlungsteams von Kommissar Merana: den ersten Fall untersucht Kommissar Merana, den zweiten Fall bearbeitet Chefinspektorin Carola Salman und für den dritten Fall ist Abteilungsinspektor Otmar Braunberger zuständig.

Thema und Genre

Dieser weihnachtliche Kriminalroman mit Regionalbezug spielt in Stadt und Land Salzburg. Stimmungsvolle Schilderungen von Weihnachtsmärkten und interessantes Wissen über die traditionellen Bräuche wie Glöckler, Herbergsuche und Krippenspiele ergänzen die mörderischen Ereignisse.

Handlung und Schreibstil

Süßer die Glocken nie bimmeln

Durch die Fenster der Orangerie des Schlosses Hellbrunn leuchtet der weihnachtlich geschmückte Park. Doch der Mann, der in der Mitte des Raumes liegt, kann sich daran nicht mehr erfreuen und mitten im stimmungsvollen Glöcklerlauf ertönt ein schriller Schrei. Gerade noch hatte Kommissar Merana entspannt Weihnachtslieder mitgesummt, doch nun ist er im Dienst.  

„Eine wenigstens halbwegs erfolgversprechende Spur sah anders aus. Eine solche war bisher weit und breit nicht auszumachen. (Zitat Pos. 451)

Englein, Mord und Christbaumkugel

Notburga Englein ist Privatdetektivin und als ihr die Stelle als Warenhausdetektivin im mega-spleshigen Einkaufszentrum angeboten wird, sagt sie sofort zu. Dem freundlichen Manager ist ihr Name aufgefallen und er ist überzeugt, sie passt gut in das vorweihnachtliche Team. Doch plötzlich ist Englein die Hauptverdächtige in einem Mordfall und Chefinspektorin Carola ermittelt.

„Es war auch zu absurd. Vor nicht einmal einer Stunde hatte sie mit ihrer Tochter Weihnachtslieder geträllert und entzückende Zeichnungen in einem Bilderbuch bewundert – und jetzt stand sie einer Verdächtigen gegenüber, die ausgerechnet Englein hieß.“ (Zitat Pos. 1283)

Wer klopfet an?

Eine kleine Nachtschwalbe, die sich eigentlich im Herbst auf den Weg nach Afrika hätte machen sollen, wird durch eine Gruppe Anglöckler aufgestört. Singend machen sie in den Abendstunden dieses ersten Anglöckler-Donnerstags die Runde zu den einzelnen Höfen. Doch in einem der Anwesen werden sie nicht so erwartet, wie es üblich war. Hier hatte bereits jemand angeklopft, doch es wurde kein Herbergslied gesungen.

„Allerorts eine festliche, friedliche Stimmung. Freude auf allen Seiten. Nur er muss sich mit einem brutalen Mord beschäftigen. (Zitat Pos. 1941)

Fazit

Dieses Buch mit drei weihnachtlichen Kriminalfällen, die in der schönen Stadt Salzburg und Umgebung spielen, führte mich zurück in meine Kindheit in Salzburg und sofort habe ich mich an die beschriebenen Bräuche erinnert und die Lieder kenne ich immer noch. Ein sympathisches Ermittlerteam und treffend und humorvoll geschilderte Hauptfiguren ergänzen die Kriminalfälle und ihre Hintergründe zu einem unterhaltsamen, angenehmen vorweihnachtlichen Leseerlebnis.

Damenopfer: Katharina Klein in den Schlagzeilen – Helmut Barz

AutorHelmut Barz
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 19. März 2018
FormatKindle-Ausgabe
Seiten466 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB07BKMPSZV

„Sie weigert sich, sich unterzuordnen, ignoriert Dienstvorschriften und direkte Weisungen ihrer Vorgesetzten, integriert sich nur schwer ins Team und überschreitet bei ihrer Arbeit auch schon einmal die Grenzen der Legalität.“ (Zitat aus der Personalakte von Katharina Klein, Seite 74)

Inhalt

Der Sitz der neuen Sonderermittlungseinheit und das Institut für okkulte Pathologie und kryptoforensische Medizin in der Karl-Kreutzer-Villa sind dank vieler Sponsoren mit modernster Technik eingerichtet. Der Tag der feierlichen Eröffnung ist gekommen. Jan-Ole Vogel, Justizminister des Landes Hessen, ein brillanter Schachspieler und unbequemer, tatkräftiger Politiker, spricht in seiner Rede vom Schwarzen Schwarm des Todes, wendet sich an Katharina Klein, erklärt, er übergebe ihr hiermit ihren ersten Fall und erschießt sich. Katharina Klein und Andreas Amendt machen sich auf sie Suche nach den Hintergründen und finden plötzlich eine brisante Verbindung zu einem bekannten Pharmaunternehmen …

Thema und Genre

In diesem neuen Fall für Katharina Klein geht es um Forschung, die Pharmaindustrie, Verantwortung, Wirtschaft und Politik.

Charaktere

Katharina Klein, erst dreiunddreißig Jahre alt, ist Kriminaldirektorin und Leiterin ihrer eigenen Einheit. Sie hat ein hochqualifiziertes, buntes Team zusammengestellt. Dr. Andreas Amendt leitet das rechtsmedizinische Institut. Als mit allen Mitteln und massivem Druck bis ins Privatleben versucht wird, ihre Recherchen zu verhindern, wissen sie, dass sie auf der richtigen Spur sind und ermitteln umso intensiver weiter.

Handlung und Schreibstil

Die aktuellen Ereignisse finden zwischen 6. und 16. April 2008 statt, doch die Ermittlungen führen tief in die Vergangenheit. Die Handlung ist rasant, spannend und die Themen sind zeitlos aktuell. Fachliche Details zeigen die intensive Recherchearbeit des Autors. Die Überschriften und Zitate am Beginn der einzelnen Kapitel stammen diesmal nicht aus dem Jazz, sondern vom Chess, wie auch der Titel des Buches.

Die Sprache ist wieder sehr flüssig und mit Vergnügen zu lesen, das ironische Augenzwinkern und die witzigen Dialoge fehlen auch in diesem neuen Band der Serie nicht. Man spürt, dass der Autor selbst viel Spaß beim Entwickeln der Figuren, der Geschichte und beim Schreiben hatte.

Fazit

Dieser Kriminalroman ist ein packender, rasanter Politthriller, den man auf Grund der kurzen Rückblicke und Erklärungen auch lesen kann, ohne die vorhergehenden drei Bücher zu kennen. Perfekt für Leser*innen, die eigenwillige Ermittlerfiguren schätzen, deren Ecken und Kanten sie speziell, sympathisch und nachdrücklich erinnerbar machen. Dazu eine komplexe, sehr gut aufgebaute, realistische Geschichte, spannend und charmant erzählt.

Jazz-Trilogie: Westend Blues, African Boogie & Dolphin Dance – Helmut Barz

AutorHelmut Barz
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 1. Juli 2019
FormatKindle-Ausgabe
Seiten1375 Seiten (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB07TXDXCGK

„Wir bringen das jetzt zu Ende! Sie und ich! Ein für alle Mal!“ (Pos. 15899)

Inhalt

„Ich verliere gerade zwei gute Beamte statt einem. Und das nur, weil sie Rambo spielen müssen und danach mit der Frankfurter Unterwelt zocken.“ (Zitat Pos. 242)

Inhalt Band 1 Westend Blues

Vor sechzehn Jahren hat Katharina Klein ihre Eltern und ihre ältere Schwester Susanne durch einen Mordanschlag verloren. Damals war sie gerade siebzehn Jahre alt geworden. Heute ist sie Kriminalhauptkommissarin beim K11 Frankfurt, mit umfassender Spezialausbildung, überqualifiziert, zornig, mit einer Ausklärungsquote von 100%. Sie ist gerade suspendiert, da sie zwei Geiselnehmer erschossen hat, als ihre Nachbarin ermordet wird. Dr. Andreas Amendt, Neurologe, als Rechtsmediziner ebenfalls suspendiert, unterstützt sie bei der Suche nach dem Mörder.  

„Alte Rechnungen begleichen? Ja. Genau das würde ich machen. Alle. Endgültig und für immer.“ (Zitat Pos. 13390)

Inhalt Band 2 African Boogie

Katharina Klein wurde soeben zur Kriminaldirektorin der neuen Sonderermittlungseinhalt SEE I FFM befördert. Doch zunächst muss sie untertauchen, denn der südamerikanische Drogenboss, dessen Sohn einer der beiden Geiselnehmer war, die sie vor vierzehn Tagen in Notwehr erschossen hatte, hat einen hochspezialisierten Killer auf sie angesetzt. Zeit für ein paar Wochen Urlaub in einem Luxusressort auf Mafia Island, Tansania. Dort taucht auch Dr. Andreas Amendt auf, auf dessen Gegenwart sie absolut keinen Wert legt, seit sie weiß, dass sie eine gemeinsame Geschichte haben. Da ereignen sich mehrere eigenartige Unfälle im Ressort.

„In Ihrer Gegenwart ist es immer gut, eine medizinische Grundausstattung dabeizuhaben, Frau Klein.“ (Zitat Pos. 16766)

Inhalt Band 3 Dolphin Dance

Zurück in Frankfurt und mit einem wichtigen neuen Hinweis zum nach wie vor unaufgeklärten Mord an ihrer Familie, beginnt Katharina Klein, unterstützt von Andreas Amendt, mit einer neuen, intensiven Suche nach Fakten und Hintergründen in der Vergangenheit und Gegenwart.

„Wir bringen das jetzt zu Ende! Sie und ich! Ein für alle Mal!“ (Pos. 15899)

Thema und Genre

In diesem Sammelband von drei Kriminalromanen geht es um die ersten drei Fälle der Frankfurter Ermittlerin Katharina Klein, um Polizeiarbeit, Verbrechen, internationale Konzerne, Frankfurt und die Szene, um Inselfeeling, Familie, Freundschaft, Liebe, Trauer, Traumata, Verrat, Schuld und Rache.

Charaktere

Katharina Klein ist eine facettenreiche Ermittlerin, eigenwillig, unangepasst, hartnäckig. Eine kampferprobte Einzelgängerin, die im Grunde Gewalt verabscheut, Dienstvorschriften und Weisungen ignoriert und die legalen Grenzen sehr großzügig auslegt.

Dr. Andreas Amendt ist ein hervorragender Neurologe, doch noch mehr als die Lebenden interessiert ihn, was die Toten ihm zu sagen haben und daher arbeitet er als Rechtsmediziner. Durch eine wichtige Gedächtnislücke traumatisiert, ist auch er immer noch auf der Suche nach Antworten.

Handlung und Schreibstil

Jeder der drei Fälle und Ermittlungen findet innerhalb von wenigen Tagen statt, dadurch ist die Handlung straff und packend. Erdig und überraschend wie die vielschichtigen Klangfarben des Jazz sind auch die Ereignisse, ihre verschlungenen Hintergründe, überraschenden Wendungen und die Charaktere. Auch sprachlich überzeugend, gekonnt formuliert, nachvollziehbar und mit charmanten, sehr witzigen Dialogen und Szenen

Fazit

Drei dicht aufeinander folgende Kriminalfälle und eine unangepasste, schräge, kämpferische und gleichzeitig einfühlsame Ermittlerin. Das Resultat ist eine gelungene Mischung aus Spannung und Lesevergnügen, drei Pageturner mit Garantie für nächtliche Lesestunden.

Der Tote im Fiaker – Beate Maxian

AutorBeate Maxian
Verlag Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum 16. März 2020
FormatTaschenbuch
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442487837

„Es wird Tote geben, ging ihr die verschlüsselte Botschaft wieder durch den Kopf.“ (Zitat Seite 91)

Inhalt

„Christliche Geschenke“ heißt das gediegene Geschäft in der Wiener Goldschmiedgasse, dessen Inhaber während einer Fahrt mit dem Fiaker ermordet wird. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dieser Tat und den geheimnissen Tau-Kreuzen, die seit Tagen heimlich an Häuser und Sehenswürdigkeiten in der Wiener Innenstadt gemalt werden? Denn bei dem Toten wird ein Zettel mit genau diesem Kreuzzeichen gefunden und einer geheimnisvollen Zahlenreihe. Für den Chefermittler Martin Stein ist sofort klar: er braucht die Hilfe von Sarah Pauli, Chefredakteurin beim „Wiener Boten“, denn sie kennt sich mit mystischen Zeichen aus.

Thema und Genre

In diesem Wiener Kriminalroman geht es um geheimnisvolle Kreuze und verschlüsselte Botschaften. Ein aktuelles Thema ist Love-Scaming, eine moderne Form des Internet-Betrugs durch gefälschte Profile und Identitäten in Verbindung mit rührseligen Geschichten. Obwohl bereits Band 10 einer Serie, kann dieser in sich abgeschlossene Wien-Krimi auch als Einzelbuch oder Einstieg in die Serie gelesen werden.

Charaktere

Sarah Pauli ist gerade leitende Chefredakteurin des „Wiener Boten“ geworden. Doch das ist für sie noch lange kein Grund, nun am Schreibtisch zu bleiben. Sie liebt die Recherchen, die Gespräche vor Ort. Als Martin Stein ihre Hilfe braucht, ist sie, unterstützt von ihrem Team, sofort mitten im Geschehen: neugierig, kompetent, hartnäckig und aus innerer Überzeugung dem Qualitätsjournalismus verpflichtet.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt in einem Zeitraum von nur vierzehn Tagen, dies macht die Handlung straff und spannend. Ergänzende Rückblenden bringen Schritt für Schritt zusätzliche Details und Überraschungen in das aktuelle Geschehen. Sehr realistisch und unterhaltsam zu lesen sind die Dialoge zwischen dem Ermittler und der Journalistin, sie will möglichst viele Hintergrundinformationen für ihre Zeitungsartikel, und er braucht ihr Wissen über Symbolik und Zahlen. Doch mit den gemeinsamen Fällen sind auch das gegenseitige Vertrauen und die Wertschätzung gewachsen.

Fazit

Ein Regio-Krimi mit Wiener Charme und einer sympathischen Journalistin, die in Mordfällen gerne selbst ermittelt und recherchiert. Spannend und unterhaltsam grantelnd macht dieses Buch Lust auf Wien.

Das Netz – Lilja Sigurðardóttir: Ein Reykjavík-Krimi

AutorLilja Sigurðardóttir
Verlag DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsdatum 16. Juni 2020
FormatTaschenbuch
Seiten360
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832165192

„Wenn Sie Macht haben wollen, brauchen Sie Sicht nach oben.“ (Zitat Pos. 2873)

Inhalt

Sonja Gunnarsdóttir träumt davon, endlich ihren Sohn Tómas zu sich nehmen zu können, der bei der Scheidung dem Vater zugesprochen worden war. Doch dafür braucht sie genügend Geld für ein finanziell unabhängiges und abgesichertes Leben. 

Gegen die bisher sehr erfolgreiche Investmentbankerin Agla Margeirsdóttir, mit Sonja in einer Liebesbeziehung, laufen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem isländischen Bankenskandal.

Bragi ist ein erfahrener Zollbeamter kurz vor der Pensionierung. Sein Dienstort ist der Flughafen von Reykjavik. Schon mehrmals ist ihm eine gut aussehende, gepflegte Frau aufgefallen, wohl eine Geschäftsfrau. Doch dann sieht er zufällig in einer Zeitschrift Modevorschläge für die erfolgreiche Frau im Beruf und plötzlich fällt es ihm ein. Die fremde Frau war stets genau nach diesen Bildern gekleidet, perfekt bis ins kleinste Detail – zu perfekt. Was ist ihr Geheimnis?

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman ist der erste Band einer Trilogie aus Island. Ein typischer Roman noir, der zur Gänze in der Grauzone zwischen Gut und Böse spielt. Es geht um kriminelle Handlungen und ihre Beweggründe, wobei die Schuldfrage aus unterschiedlichen Gesichtspunkten zu betrachten ist.

Charaktere

Die drei Hauptfiguren Sonja, Bragi und Agla sind gut beschrieben, ihre Situation ist glaubhaft und ihre Entscheidungen nachvollziehbar. Dennoch bleiben sie irgendwie auf Distanz, man verfolgt interessiert und mit Spannung was sie tun, wie sie sich verhalten, was passiert, ohne jedoch um das Schicksal der einzelnen Charaktere zu bangen. Sonja und Agla kämpfen um die Dinge, die ihnen wichtig sind, aber sie reagieren, statt zu agieren. Die Zeit, in Ruhe über mögliche Hintergründe nachzudenken, nehmen sie sich nicht, dadurch handeln sie für ihre Gegner vorhersehbar und sind leicht zu manipulieren.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt kurz nach dem Bankencrash in Island, zwischen November 2010 und Februar 2011. In drei durchgehenden Erzählsträngen steht entweder Sonja, oder Agla, oder Bragi im Mittelpunkt. Abwechselnd geschildert, geschehen die Ereignisse manchmal  gleichzeitig, überschneiden sich, verknüpfen sich. Der straffe Zeitrahmen sorgt für Spannung, obwohl wenn man manche Zusammenhänge bald vermutet. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und entspricht dem Genre.

Fazit

Ein nordischer Kriminalroman für Leser*innen, die in erster Linie an einer packenden, guten Geschichte interessiert sind und denen die einzelnen Figuren weniger wichtig sind, als das Gesamtbild. Ein Buch für spannende, unterhaltsame Lesestunden.

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