Der Tote im Fiaker – Beate Maxian

AutorBeate Maxian
Verlag Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum 16. März 2020
FormatTaschenbuch
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442487837

„Es wird Tote geben, ging ihr die verschlüsselte Botschaft wieder durch den Kopf.“ (Zitat Seite 91)

Inhalt

„Christliche Geschenke“ heißt das gediegene Geschäft in der Wiener Goldschmiedgasse, dessen Inhaber während einer Fahrt mit dem Fiaker ermordet wird. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dieser Tat und den geheimnissen Tau-Kreuzen, die seit Tagen heimlich an Häuser und Sehenswürdigkeiten in der Wiener Innenstadt gemalt werden? Denn bei dem Toten wird ein Zettel mit genau diesem Kreuzzeichen gefunden und einer geheimnisvollen Zahlenreihe. Für den Chefermittler Martin Stein ist sofort klar: er braucht die Hilfe von Sarah Pauli, Chefredakteurin beim „Wiener Boten“, denn sie kennt sich mit mystischen Zeichen aus.

Thema und Genre

In diesem Wiener Kriminalroman geht es um geheimnisvolle Kreuze und verschlüsselte Botschaften. Ein aktuelles Thema ist Love-Scaming, eine moderne Form des Internet-Betrugs durch gefälschte Profile und Identitäten in Verbindung mit rührseligen Geschichten. Obwohl bereits Band 10 einer Serie, kann dieser in sich abgeschlossene Wien-Krimi auch als Einzelbuch oder Einstieg in die Serie gelesen werden.

Charaktere

Sarah Pauli ist gerade leitende Chefredakteurin des „Wiener Boten“ geworden. Doch das ist für sie noch lange kein Grund, nun am Schreibtisch zu bleiben. Sie liebt die Recherchen, die Gespräche vor Ort. Als Martin Stein ihre Hilfe braucht, ist sie, unterstützt von ihrem Team, sofort mitten im Geschehen: neugierig, kompetent, hartnäckig und aus innerer Überzeugung dem Qualitätsjournalismus verpflichtet.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt in einem Zeitraum von nur vierzehn Tagen, dies macht die Handlung straff und spannend. Ergänzende Rückblenden bringen Schritt für Schritt zusätzliche Details und Überraschungen in das aktuelle Geschehen. Sehr realistisch und unterhaltsam zu lesen sind die Dialoge zwischen dem Ermittler und der Journalistin, sie will möglichst viele Hintergrundinformationen für ihre Zeitungsartikel, und er braucht ihr Wissen über Symbolik und Zahlen. Doch mit den gemeinsamen Fällen sind auch das gegenseitige Vertrauen und die Wertschätzung gewachsen.

Fazit

Ein Regio-Krimi mit Wiener Charme und einer sympathischen Journalistin, die in Mordfällen gerne selbst ermittelt und recherchiert. Spannend und unterhaltsam grantelnd macht dieses Buch Lust auf Wien.

Das Netz – Lilja Sigurðardóttir: Ein Reykjavík-Krimi

AutorLilja Sigurðardóttir
Verlag DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsdatum 16. Juni 2020
FormatTaschenbuch
Seiten360
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832165192

„Wenn Sie Macht haben wollen, brauchen Sie Sicht nach oben.“ (Zitat Pos. 2873)

Inhalt

Sonja Gunnarsdóttir träumt davon, endlich ihren Sohn Tómas zu sich nehmen zu können, der bei der Scheidung dem Vater zugesprochen worden war. Doch dafür braucht sie genügend Geld für ein finanziell unabhängiges und abgesichertes Leben. 

Gegen die bisher sehr erfolgreiche Investmentbankerin Agla Margeirsdóttir, mit Sonja in einer Liebesbeziehung, laufen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem isländischen Bankenskandal.

Bragi ist ein erfahrener Zollbeamter kurz vor der Pensionierung. Sein Dienstort ist der Flughafen von Reykjavik. Schon mehrmals ist ihm eine gut aussehende, gepflegte Frau aufgefallen, wohl eine Geschäftsfrau. Doch dann sieht er zufällig in einer Zeitschrift Modevorschläge für die erfolgreiche Frau im Beruf und plötzlich fällt es ihm ein. Die fremde Frau war stets genau nach diesen Bildern gekleidet, perfekt bis ins kleinste Detail – zu perfekt. Was ist ihr Geheimnis?

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman ist der erste Band einer Trilogie aus Island. Ein typischer Roman noir, der zur Gänze in der Grauzone zwischen Gut und Böse spielt. Es geht um kriminelle Handlungen und ihre Beweggründe, wobei die Schuldfrage aus unterschiedlichen Gesichtspunkten zu betrachten ist.

Charaktere

Die drei Hauptfiguren Sonja, Bragi und Agla sind gut beschrieben, ihre Situation ist glaubhaft und ihre Entscheidungen nachvollziehbar. Dennoch bleiben sie irgendwie auf Distanz, man verfolgt interessiert und mit Spannung was sie tun, wie sie sich verhalten, was passiert, ohne jedoch um das Schicksal der einzelnen Charaktere zu bangen. Sonja und Agla kämpfen um die Dinge, die ihnen wichtig sind, aber sie reagieren, statt zu agieren. Die Zeit, in Ruhe über mögliche Hintergründe nachzudenken, nehmen sie sich nicht, dadurch handeln sie für ihre Gegner vorhersehbar und sind leicht zu manipulieren.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt kurz nach dem Bankencrash in Island, zwischen November 2010 und Februar 2011. In drei durchgehenden Erzählsträngen steht entweder Sonja, oder Agla, oder Bragi im Mittelpunkt. Abwechselnd geschildert, geschehen die Ereignisse manchmal  gleichzeitig, überschneiden sich, verknüpfen sich. Der straffe Zeitrahmen sorgt für Spannung, obwohl wenn man manche Zusammenhänge bald vermutet. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und entspricht dem Genre.

Fazit

Ein nordischer Kriminalroman für Leser*innen, die in erster Linie an einer packenden, guten Geschichte interessiert sind und denen die einzelnen Figuren weniger wichtig sind, als das Gesamtbild. Ein Buch für spannende, unterhaltsame Lesestunden.

Nordlicht – Die Spur des Mörders – Anette Hinrichs

AutorAnette Hinrichs
Verlag Blanvalet Taschenbuch
Erscheinungsdatum 13. April 2020
FormatTaschenbuch
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3734107238

„Es war nur ein winzig kleiner Ausschnitt des Archivs, trotzdem hatte Rasmus das Gefühl, dass der Fall gerade größere Dimensionen annahm als erwartet.“ (Zitat Seite 162)

Inhalt

Ein Toter liegt vor dem bekannten deutsch-dänischen Denkmal beim Alten Friedhof in Flensburg: Karl Bentien, 73 Jahre alt, Pensionist, früher hatte er am Gymnasium Dänisch und Geschichte unterrichtet. Die extreme Brutalität, mit der das Opfer zu Tode getreten worden war, spricht gegen einen einfachen Raubmord und als die ersten Spuren in die Vergangenheit führen, ist klar, dass es sich nicht um ein zufälliges Opfer handelt. Karl Bentien war in Oksbøl, Dänemark geboren, somit ist dies ein neuer Fall für die deutsch-dänische Sondereinheit in Padborn.

Thema und Genre

Dieses Buch ist der zweite Band der Serie „Boisen & Nyborg ermitteln“, ein Kriminalroman aus dem deutsch-dänischen Grenzgebiet. Es geht um Flüchtlinge und Vertriebene, besonders um das Schicksal der Kinder. Ein Thema sind die deutsch-dänischen Beziehungen vom Ende des WKII bis heute, und die Problematik der deutschen Minderheiten in Dänemark.

Charaktere

Die deutsche Ermittlerin Vibeke Boisen arbeitet sehr genau und gewissenhaft, ist pedantisch beim Einhalten der Vorschriften, was ihr manchmal den nötigen Weitblick nimmt. Ihr dänischer Kollege Rasmus Nyborg ist das genau Gegenteil, eigenwillig, unangepasst, verlässt er sich auf sein Gefühl, sucht nach Zusammenhängen und umgeht Vorschriften, wenn sie seine Arbeit blockieren. Gerade diese Unterschiede gestalten die Zusammenarbeit interessant, wenn auch nicht frei von Spannungen.

Handlung und Schreibstil

Der Ablauf der Handlung findet in einem straffen Zeitrahmen statt, was die Ermittlungen nachvollziehbar macht und die Geschichte spannend. Rasmus und Vibeke stehen abwechselnd im Mittelpunkt der einzelnen Kapitel, welche als Überschrift den jeweiligen Handlungsort anzeigen. Einige Rückblicke geben weitere Informationen. Sehr gut beschrieben sind die einzelnen Mitglieder dieses gemischten Ermittlerteams, die unterschiedliche Mentalität, Lebens- und Arbeitsweisen der Dänen und der Deutschen. Der zeitgeschichtliche Hintergrund, der im Zuge der Ereignisse deutlich wird, ist sehr gut recherchiert und ergänzt die Handlung mit interessanten, realen Details. Die flüssig zu lesende Sprache entspricht dem Genre Kriminalroman.

Fazit

Dieser zweite Fall des deutsch-dänischen Ermittlerteams Boisen & Nyborg kann durchaus auch gelesen werden, ohne den ersten Band zu kennen. Eine spannender Kriminalroman mit unvorhersehbaren Wendungen, einem sympathischen Ermittlerteam und einem interessanten, zeitgeschichtlichen Hintergrund.

Der Preis des Lebens – Bernhard Kreutner

AutorBernhard Kreutner
Verlag Benevento
Erscheinungsdatum 22. August 2019
FormatBroschiert
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3710900846

„Um Himmels Willen, wie viele Züge planst du voraus? Ganz abgesehen davon: deine Rechnung hätte sich auch als falsch erweisen können.“ (Zitat Seite 22)

Inhalt

Der unangepasste, brillante Ermittler Hauptmann Dr. phil. Michael Lenhart und Leutnant Sabine Preiss, gutaussehend, bestens ausgebildet, clever, von Vorgesetzten als „echte Nervensäge“ bezeichnet, bilden ab sofort die neue, von der EU geforderte Sonderabteilung für ungeklärte und ungewöhnliche Gewaltverbrechen. Was als Strafversetzung gedacht war, wird innerhalb weniger Stunden zu einer undercover ermittelnden, von Spezialisten unterstützten, Sondereinheit, als die Mordkommission um Unterstützung ansucht. Bei einer Beerdigung auf dem Wiener Zentralfriedhof ist ein Sarg zu Boden gefallen, in dem sich nicht nur eine tote alte Dame liegt, sondern auch ein ebenfalls toter junger Mann, dem die Leber fachmännisch entfernt worden war.

Thema und Genre

In diesem spannenden Kriminalroman mit Regionalbezug und Wiener Charme geht es um aktuelle Themen wie die technischen Möglichkeiten der globalen Überwachung, um internationalen Organhandel als höchst lukrative Einnahmequelle. Es geht um die Frage, wie weit vermögende Menschen zu gehen bereit sind, um ihr eigenes Leben oder das eines lieben Menschen zu retten. Auch die Politik, Medien und Korruption spielen eine Rolle.

Charaktere

Dr. phil. Michael Lenhart, zuerst Polizist eher durch Zufall, dann aus Überzeugung, ist ein erfahrener, hervorragender Analytiker mit Wiener Charme, der seine Vorgehensweise manchmal gedanklich mit Aristoteles und Sunzi abstimmt. Zwischen ihm und der toughen, attraktiven Sabine Preiss, der aufmerksamen Ermittlerin mit militärischer Ausbildung, stimmt die Chemie und sie bilden ein starkes Team, das sich nicht aufhalten lässt. Diese beiden Hauptprotagonisten, wie auch alle anderen Charaktere, sind detailliert, mit einer guten Prise Humor und in ihren unterschiedlichen Facetten absolut glaubhaft geschildert.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt in einem straffen Zeitrahmen, was die Spannung erhöht und dem Geschehen Realität verleiht. Die einzelnen Kapitel tragen als Überschrift Tag, Uhrzeit und Ort der Handlung. Die erklärenden Beschreibungen zeigen, wie genau und umfassend recherchiert wurde. Auch wenn die Handlung fiktiv ist, liegen die Fakten und Ereignisse durchaus im Bereich des Möglichen, was diesen Kriminalroman zu einer fesselnden Lektüre macht, aber auch nachdenklich stimmt. Die Sprache passt zum Genre, Humor und charmante Leichtigkeit verbinden sich mit spannender Action, interessanten strategischen Plänen, sachlichen Beschreibungen und etwas Philosophie zu einem unterhaltsam zu lesenden Ganzen.

Ein Glück, dass ich ein neues Buch niemals nach dem Cover, sondern stets nach Klappentext und Leseprobe auswähle, denn sonst wäre mir dieses spannende Lesevergnügen entgangen. Das Coverbild sollte wohl  kreativ-witzig werden, meiner Meinung nach ist es grenzwertig-geschmacklos.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman mit brisanten aktuellen Themen, Wiener Charme und einem unangepassten, aber erfreulich normalen Ermittlerteam. Ein unterhaltsames Lesevergnügen, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

Krähennest – Klara Holm

AutorKlara Holm
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 26. März 2016
FormatTaschenbuch
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499270710

„Und dann erfuhren sie von ihm, was ihnen all die anderen Dörfler mit ihrem höflichen Plaudern und dem betroffenen Gehabe verschwiegen hatten.“ (Zitat Seite 103)

Inhalt

Spielende Kinder finden auf einem Kutter den Kopf eines toten Mannes. Zwei Tag später wird auch der Körper gefunden. Für Kriminalhauptkommissar Luka Kroczek und sein Team der Kripo Bergen beginnen intensive Ermittlungen, die Staatsanwaltschaft will rasche Erfolge sehen. Als sich herausstellt, dass der Tote ein Bauleiter von NWEU war, jener Firma, deren Ostsee-Abteilung Lukas Lebensgefährtin Teresa Schomaker leitet, wird Luka vom Fall abgezogen. Doch er ermittelt weiter und als Teresa ein wichtiges Detail entdeckt, verfolgt auch sie heimlich eine Spur, jedoch ohne mit Luka darüber zu reden. Dann geschieht ein weiterer Mord.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman ist der zweite Band einer Serie, die auf der Insel Rügen spielt. Die Problematik ist vielschichtig und auch soziale Aspekte sind ein wichtiges Thema.

Charaktere

Luka Kroczek und Conny Böhme sind nach kleinen Startproblemen beim ersten Fall nun ein erfolgreich ermittelndes Team. Dafür kriselt es zwischen Luka und Teresa durch einige Missverständnisse. Dass auch Teresa in diesen Fall involviert ist, macht die Dinge nicht einfacher.

Handlung und Schreibstil

Die straffe Handlung spielt im Sommer 2015 auf Rügen. Die Geschichte bindet viele Themen und unterschiedliche Aspekte mit ein und überrascht mit nicht vorhersehbaren Wendungen. Dennoch bleibt die Geschichte nachvollziehbar, die unterschiedlichen Personen stimmig. Auch der Rügen-Bezug ist wieder sehr gut recherchiert und es stimmen auch die Details, was bei Regio-Krimis leider oft nicht der Fall ist. Die Sprache passt sehr gut zum Genre und die eingefügten Schilderungen unterstreichen das Rügen-Feeling, ohne die Spannung aus der Handlung zu nehmen.

Fazit

Dieser zweite Band einer Serie, der problemlos auch als Einzelbuch gelesen werden kann, bringt einen neuen, sehr vielschichtigen Fall für Luka Kroczek und sein Team. Ergänzt wird die spannende Handlung durch treffende Beschreibungen der Insel Rügen, die Urlaubssehnsucht in die Gedanken malen. Perfekt für den Strandkorb, zum Beispiel in Glowe, aber natürlich auch für gemütliche Lesestunden zu Hause.

Möwenfraß: Ein Ostsee-Krimi – Klara Holm

AutorKlara Holm
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 1. April 2014
FormatTaschenbuch
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499266942

„Wir sind auf Rügen. Unsere Highlights sind geklaute Kreditkarten und gelegentlich ein paar Einbrüche.“ (Zitat Seite 33)

Inhalt

Teresa ist Ingenieurin und man bietet ihr einen interessanten Job an der Ostsee an. Sie zieht mit ihrem Lebensgefährten Luka Kroczek und der kleinen Tochter Tilda von Düsseldorf auf die Insel Rügen. Luka war bei der Düsseldorfer Polizei tätig und da die Kripo Bergen dringend einen neuen Leiter sucht, erhält er diese Stelle sofort. Die Kollegen sind über den Neuzugang nicht gerade erfreut. Schon an seinem ersten Arbeitstag wird er mit einem grausamen Mord konfrontiert und von ihm werden rasche Ermittlungsergebnisse erwartet. Erste Verdächtige gibt es sofort, doch als die Geschichten aus der Vergangenheit auftauchen, erweitert sich der Kreis von Menschen, die ein Motiv gehabt hätten, zu einem undurchsichtigen Dickicht.

Thema und Genre

Wie auch auf dem Buchcover zu lesen, handelt es sich um einen Kriminalroman mit regionalem Bezug, der auf Rügen spielt.

Charaktere

Dieses Buch ist der erste Band einer Serie um den Ermittler Luka Kroczek und das Team der Kripo Bergen. Luka bräuchte Zeit, um sich an Rügen, die Menschen hier und das noch immer präsente Ost-West-Thema zu gewöhnen, doch diese Zeit hat er nicht. Er ist präzises Arbeiten gewöhnt, streng darauf achtend, die entsprechenden Vorschriften einzuhalten. Doch hier an der Ostsee lernt er rasch, dass er umdenken muss, will er diesen komplexen Fall aufklären. Die einzelnen Charaktere sind in ihrer Unterschiedlichkeit sehr gut beschrieben und man erkennt die genaue Beobachtungsgabe der Autorin.

Handlung und Schreibstil

Hier schreibt jemand, der die Gegend sehr gut kennt, es ist das echte Rügen, das in den Zeilen dieses Buches lebt. Der Stoff beschränkt sich nicht nur auf die üblichen Sehenswürdigkeiten. Die Handlung beginnt im Mai 2013 und der Zeitraum der Ermittlungen ist knapp gehalten, was die Spannung erhöht. Rückblenden sind nur eingefügt, wo sie für das Verständnis der Vorfälle wichtig sind. Die Geschichte startet mit kleinen Längen, was wohl darin liegt, dass die Figuren, da es sich um das erste Buch einer Serie handelt, genauer vorgestellt werden müssen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und wenn man als Leser glaubt, die Zusammenhänge erkannt zu haben, kommt eine neue Wendung und alles ist anders. Dennoch bleibt die gesamte Handlung logisch nachvollziehbar.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman mit Regionalbezug, der auf Rügen spielt. Vielschichtig in den Themen mit sehr unterschiedlichen Charakteren, atmet die Handlung Geschichte, Musik, Meer und Insel. Unterhaltsame Lesestunden, die nicht nur Rügen-Fans genießen werden.

Haifische am Strelasund – Burkhard Wetekam

AutorBurkhard Wetekam
Verlag Hinstorff
Erscheinungsdatum 1. Juli 2019
FormatBroschiert
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3356022575

„Bestimmt. Friedlich und langweilig. Wenn du wieder Unruhe brauchst, ruf an, wir kommen gerne wieder.“ (Zitat Seite 348)

Inhalt

Der Privatermittler Tom Brauer hatte eine Woche Urlaub in Stralsund geplant, wo seine Freundin Clara Lehnhoff im Ozeaneum einen Malkurs für Kinder abhalten sollte. Doch dann taucht ein alter Schulfreund Claras auf, Rocco Schulze, der in Stralsund einen Imbiss für Fischbrötchen führt und er bittet Tom um Hilfe gegen die unlautere Konkurrenz und das Ordnungsamt. Als besagter Mitarbeiter des Ordnungsamtes kurze Zeit später ermordet aufgefunden wird, ist Rocco der Hauptverdächtige und Kommissarin Sylke Bartel ermittelt.

Thema und Genre

In diesem Regio-Kriminalroman mit Bezug zur Ostsee geht es um wesentlich mehr, als nur um Fischbrötchen. Es geht vor allem um Umweltschutz, Politik und eine umstrittene russische Gaspipeline.

Charaktere

Sylke Bartel, die für den Fall zuständige Kommissarin, hat Probleme, bei den Kollegen und dem Vorgesetzten in Stralsund akzeptiert zu werden. Sie benötigt dringend einen Erfolg bei den Ermittlungen. Dies erklärt ihre Handlungen und ihr Verhalten.

Tom Brauer agiert in diesem komplexen Fall sehr zurückhaltend, beinahe etwas naiv und scheint mit der Situation insgesamt überfordert. Dann beginnt auch Clara privat zu ermitteln, da sie von Roccos Unschuld überzeugt ist, und plötzlich ist sie ebenfalls involviert.

Handlung und Schreibstil

Was als Kriminalfall mit möglichem Vergangenheitsbezug beginnt, entwickelt sich rasch zu einem sehr gut ausgearbeiteten, komplexen Fall. Langsam erst zeigen sich die Zusammenhänge dieser spannenden, realistischen Geschichte.

Der Sprachstil entspricht, was den Spannungsaufbau betrifft, dem Genre. Die Handlung wird jedoch durch großartige Beschreibungen und Schilderungen in einer poetischen Sprache ergänzt, die das Lesen zu einem umfassenden Vergnügen werden lässt. „Die vielen Lichter der Stadt spiegelten sich im kaum bewegten Wasser und schienen zu einem Aquarell zu zerfließen.“ Dieser Satz auf Seite 208 malt mit impressionistischen Worten die beeindruckende Silhouette der Stadt Stralsund vor die Augen der Leser.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman mit Ostsee-Bezug, der in Stralsund spielt. Inhaltlicher Tiefgang und poetische Schilderungen machen dieses Buch zu einem empfehlenswerten Lesevergnügen, nicht nur für Rügen-Begeisterte.

Das Sissi-Feuerwerk: Ein Ischl-Krimi (Materna & Konarek ermitteln 2) – Jenna Theiss

AutorJenna Theiss
Verlag Piper Spannungsvoll
Erscheinungsdatum 4. Juni 2019
FormatKindle
Seiten312 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB07NS522W3

„Die sollten keine Operetten mehr aufführen, die Ischler, sondern glei den Tanz der Vampire oder die Rocky Horror Picture Show, wenn’s wegen dem Festival dauernd Mord und Totschlag gibt.“ (Zitat Position 850)

Inhalt

Operettenwochen in Bad Ischl und Chefinspektor Paul Materna hat einige unbeschwerte Urlaubstage mit seiner Freundin Josi Konarek in Bad Ischl geplant. Gezeigt wird eine geänderte Fassung der Operette „Das Feuerwerk“, in der auch die Kaiserin Elisabeth vorkommt. Für die Zirkusnummern auf Hochseil und Trapez wurden zwei erfahrene Akrobatinnen engagiert. Josi konnte bei den Proben zusehen, kennt beide Darstellerinnen, Yvonne und Antonella. Bei der Premiere tritt Yvonne auf und stürzt ab und gleichzeitig verschwindet Antonella. Bald ist klar, dass es kein Unfall war und der Urlaub ist für Materna zu Ende, bevor er richtig begonnen hat.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman mit Regionalbezug spielt in der oberösterreichischen Kaiserstadt Bad Ischl. Themen sind Operette, Sissi, Zirkus, aber auch Tierhaltung und Tierschutz. Natürlich geht es auch wieder um die schöne Stadt Bad Ischl und seine Bewohner.

Charaktere

Paul Materna hat es nicht leicht, als Ermittler will er den Fall lösen, andererseits hat er ein schlechtes Gewissen, weil er kaum Zeit für seine Freundin Josi hat. Dazu kommt noch, dass er nicht sicher ist, wie die verschwundene Antonella ins Gesamtbild passt. Auch Josi macht sich Sorgen, ermittelt auf eigene Faust und hat dadurch auch einige Geheimnisse vor Paul und dem offiziellen Ermittlerteam.

Handlung und Schreibstil

Die intensiven Ermittlungen finden während einer Woche statt, dadurch folgen die Ereignisse rasch aufeinander, teilweise auch gleichzeitig, da ja Paul und Josi parallel möglichen Spuren folgen. Ergänzt wird die Handlung durch erklärende Rückblenden. Datumsangaben über jedem Kapitel machen die Geschichte stimmig und nachvollziehbar. Die letzten drei Kapitel spielen drei Wochen später und runden die Ereignisse ab.

Die Geschichte wird spannend, mit viel Herz und Humor erzählt und liest sich mit Vergnügen.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman mit Regionalbezug, der in der schönen Stadt Bad Ischl spielt, untrennbar mit Kaiser Franz Josef und Kaiserin Sisi verbunden. Auch wer noch nie in Bad Ischl war, kann sich die Stadt durch die lebendigen Beschreibungen sofort gut vorstellen. Ein sympathisches Ermittlerpaar, nämlich der Linzer Ermittler Paul Materna und die Berliner Wissenschaftsjournalistin Josi Konarek mit Dackel Poldi, garantieren unterhaltsame Lesestunden. Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, wird dies nach der Lektüre aber vermutlich nachholen wollen.

Mutterherz: Die Amtsschimmelflüsterer IV – Marie von Stein

AutorMarie von Stein
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 16. Oktober 2017
FormatTaschenbuch
Seiten240
SpracheDeutsch
ISBN978-3743962699

„Endlich. Sie gehören zu den Amtsschimmelflüsterern. Sie helfen mir doch, oder?“ (Zitat Seite 98)

Inhalt

Nele Schröder ist 15 Jahre alt, als sie verhaftet wird, mit der Mordwaffe in der Hand. Ihr Stiefvater ist tot, 20 Messerstiche, die Mutter schwer verletzt. 2017 folgt das Urteil, neun Jahre Jugendhaft. Da meldet sich die Staatsanwältin bei Katja Sollig. Es liegt eine Strafanzeige von Nele gegen das Gesundheitsamt und die Schulärztin vor. Die Tante des Mädchens, Anna Schröder, hat den Strafverteidiger Johannes Strate engagiert, um Revision gegen des Urteil einzulegen. Doch dafür muss es neue Erkenntnisse geben und die Frist läuft in sieben Tagen ab. Damit gibt es kein verlängertes Allerheiligen Wochenende für Katja und ihr Team. Wird die Zeit reichen, um die umfangreiche Vorgeschichte neu aufzurollen?

Thema und Genre

Im Mittelpunkt dieses regionalen Kriminalromans mit mit sozialem Schwerpunkt stehen diesmal das Jugendamt, Schule und Ärzte, die offensichtlichen Zeichen eines Problems in einer Familie nicht nachgehen, aus Angst, eine falsche Beschuldigung auszusprechen. 

Charaktere

Das Soko Sozial, das sind Katja Sollig, ihr Kollege und Schwager Frank Lieme und die ihnen zugeteilte Abteilungssekretärin Kathrin Kramer, ist ein eingeschworenes Team. Kathrin wühlt sich konzentriert durch Aktenberge und auch das kleinste Detail entgeht ihr nicht. Katja und Frank gehen auf der Suche nach der Wahrheit jeder Spur nach, obwohl Frank etwas gestresst ist, da er in wenigen Tagen Vater werden wird.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt während weniger Tage zwischen Ende Oktober und Anfang November 2017. Die Vorgeschichte und vor allem die Ereignisse 2015 erfährt der Leser durch zwischen die aktuelle Handlung gestreute Rückblenden. Der kurze Zeitraum erhöht die Spannung und man hofft mit den „Amtsschimmelflüsterern“, dass sie auch diesen neuen Fall lösen können und dies innerhalb der für die Revision geltenden extrem kurzen Frist.

Das ernste, beklemmende Thema wird durch die Schilderungen der sympathischen Eigenheiten des Teams, ihrer Besprechungen bei Ingwer-Zitrone-Tee und Laugencroissants, aufgelockert.

Fazit

Ein besonders ernster Fall für das Team der Soko Sozial, da es um Kinder, Jugendliche, Familie geht. Man muss die anderen Fälle aus dem Kalletal nicht gelesen haben, wird es nach diesem Buch vermutlich aber tun, dafür sorgt schon das sympathische Ermittler-Team. Ein Regional-Krimi mit einer starken sozialen Komponente, engagiert, außergewöhnlich und spannend.

Luftnummer: Die Amtsschimmelflüsterer VI – Der Kalletalkrimi – Marie von Stein

AutorMarie von Stein
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 31. Mai 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten264
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3748290858

„Die Wand vor uns wird höher und höher und wir kommen nicht dagegen an. Berge von Steinen werden uns in den Weg gelegt.“ (Originalzitat Seite 152)

Inhalt

Eine Strafanzeige wegen Aktenvernichtung gegen einen Sachbearbeiter der Unfallkasse BGL, erstattet von einem Versicherten. Ein Unfall 1988, eine Unfallfolge, die erst 2014 während einer OP erkannt wird und die Unfallkasse, die ihre Akten immer pünktlich nach zehn Jahren vernichtet. Ein Fall für Katja Sollig und ihr Team von der Soko Sozial in Badenhausen. Katja und ihr Kollege Frank fahren zur BGL nach Bielefeld, um mit dem Sachbearbeiter persönlich zu sprechen …

Thema und Genre

Dieser Regio-Kriminalroman spielt im Kalletal und es geht wieder um einen Rechtsfall aus dem Sozialbereich. Diesmal handelt es sich um einen Unfall mit Spätfolgen, Versicherungsleistungen und Beamte, die sich als Dienstleister nicht dem Bürger, sondern der öffentlichen Institution verpflichtet fühlen, für die sie tätig sind.  

Charaktere

Katja, Frank und Kathrin, das sympathische Team der Soko Sozial, können sich aufeinander verlassen und sie lassen nicht locker, wenn Unregelmäßigkeiten in den Akten ihre Aufmerksamkeit erregen. Puzzleteil um Puzzleteil setzen sie zusammen, gestärkt durch Zitronen-Ingwer-Tee und Laugencroissants. Diesmal ist auch Kathrin aktiv im Einsatz.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt im heißen Sommer 2018 und schließt mit dem Jahresende ab. Die Ereignisse seit 1988 erfährt der Leser durch ebenfalls chronologische Rückblenden, die sich mit dem aktuellen Geschehen abwechseln. Der Kriminalfall ist interessant aufgebaut und überraschende Wendungen sorgen für spannendes Lesevergnügen bis zur letzten Seite. Die Sprache findet die perfekte Balance zwischen ernst, erzählend, und locker, mit einer guten Prise Humor.

Fazit

Ein Kriminalroman mit Regionalkolorit. Eine Serie, bei der vor allem die soziale Komponente der Fälle nachdenklich stimmt. Wenn auch Fiktion, sind es reale Erfahrungen, die jeden Bürger treffen könnten, dann leider ohne eine Soko Sozial als Unterstützung. Spannende Krimilektüre mit Tiefgang, wobei jeder Band der Serie in sich abgeschlossen ist.

Algorithmus (Richard-Tackert-Reihe-Bd. 8) – Wolfgang Glagla

AutorWolfgang Glagla
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 17. Juni 2019
FormatTaschenbuch
Seiten192
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3748554028

„Ich befürchte nämlich, nein, ich bin mir sicher, dass uns dieser Fall noch reichlich Nerven kosten wird.“ (Zitat Seite 45)

Inhalt

In einem Wohnblock, ehemals sozialer Wohnbau und jetzt Sanierungsobjekt, wird ein Toter gefunden. Todesursache ist ein Schlag mit einem Baseballschläger, der am Tatort gefunden wird. Hauptkommissar Richard Tackert und sein Team von der Mordkommission Hannover ermitteln. Rasch fällt der Verdacht auf die WOMOVA, die mit dem Umbau beauftragte Immobilienfirma, die mit allen Mitteln versucht, die bisherigen Mieter aus dem Gebäude zu vertreiben. Doch ist der Fall wirklich so einfach zu lösen?

Thema und Genre

Dieser regionale Kriminalroman spielt in Hannover. Thema sind die Geschäfte der Investoren auf dem Immobiliensektor, ihre Vorgehensweisen und der mangelnde rechtliche Schutz der Mieter. Es geht auch um aktuelle Probleme wie Umwelt, Diskriminierung und Darknet.

Charaktere

Die Hauptperson in dieser Serie ist Richard Tackert, ein erfahrener Kriminalbeamter kurz vor der Pensionierung. Eigenwillig folgt er allen Spuren und lässt sich in seinen Ermittlungen nicht stoppen. Auch zu den wichtigen politischen Themen vertritt er seine Meinung. Er zeigt Haltung, nimmt an der CSD Parade teil, aber ihm fehlen ein paar Akzente, die seine solide Umgänglichkeit durchbrechen würden.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung ist vielschichtig, mit einigen Überraschungen, sodass man als Leser mit Interesse der Auflösung dieses Falles folgt. Der Autor baut einige brisante sozialkritische Themen in die Handlung ein. Die Sprache ist lebhaft, erzählt gekonnt und mit Humor.

Fazit

Ein regionaler Kriminalroman mit einem erfahrenen Ermittler, der auch in seiner Freizeit über den jeweils aktuellen Fall nachdenkt und die Augen offen hält. Obwohl es sich um Band 8 einer Serie handelt, kann man mit diesem Buch auch neu in die Ermittlungen der Kripo Hannover einsteigen. Lesenswert und unterhaltsam auch für Krimifreunde, die bisher keinen Bezug zu Hannover hatten.

Abfuhr – Marie von Stein

AutorMarie von Stein
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 31. August 2018
FormatTaschenbuch
Seiten260
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3746968483

Die Amtsschimmelflüsterer V – Der Kalletalkrimi

„Und plötzlich steht man da, völlig mittellos und alles Gewohnte löst sich für einen auf.“ (Zitat Seite 149)

Inhalt

Frieda Heyermeyer ist alt. Ihr Haus steht vor der Zwangsräumung, veranlasst von der Bank, obwohl auf dem Konto auf genau dieser Bank genügend Geld liegt. Frieda setzt sich in ihren Lieblingssessel. So wird sie zwei Wochen später vom Gerichtsvollzieher gefunden, eindeutig Suizid. Doch ihr Abschiedsbrief und Ordner mit Schriftverkehr werfen Fragen auf und Katja Sollig, Kriminalhauptkommissarin Soko Sozial macht sich an die Arbeit. Was genau ist da passiert und warum?

Thema und Genre

Wie schon der Untertitel sagt, handelt es sich hier um einen Regio-sozialen Kriminalroman, eine interessante Mischung. Er spielt in einem fiktiven Ort im Kalletal. Die Soko Sozial ist eine spezielle Abteilung, die sich mit Rechtsfällen im sozialen Bereich beschäftigt. Dieses Buch handelt vom Alter, von der Verantwortung der Sozialämter, Ärzte, Banken und vom Erbrecht. Auch die Politik spielt eine Rolle.

Charaktere

Katja Sollig liebt Ingwer-Zitrone-Tee und Orangenkekse. Auch ein Croissant am Morgen lehnt sie nicht ab. Sie ist eine erfreulich geerdete Protagonistin mit Herz, die mit beiden Beinen im Leben steht, ihre eigene Meinung hat und das macht sie sehr sympathisch. Die Autorin nimmt sich Zeit für ihre Charaktere, jeder hat seine Eigenheiten und man merkt, dass sie aus der Realität gegriffen sind.

Handlung und Schreibstil

Dieser Kriminalroman zeigt wieder, dass eine Geschichte auch spannend sein kann, ohne dass brutale Morde darin vorkommen. Die Realität ist ernst genug und dieser Fall entwickelt sich leise, aber packend von der ersten bis zur letzten Seite. Der kurze Zeitrahmen zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 2018, mit erklärenden, ergänzenden Rückblicken ins Jahr 2017, strafft die Handlung. Dennoch nimmt sich die Autorin Zeit für Beschreibungen und schildert den Karneval im Kalletal so bunt und unterhaltsam, dass man dabei sein möchte.

Fazit

Dieser Kriminalroman mit Regionalbezug ist Teil einer Serie, in der es um besondere Rechtsfälle im Sozialbereich geht. Es ist jedoch jeder Band in sich abgeschlossen, man muss die Serie nicht in der Reihenfolge lesen. Gerade die soziale Komponente unterscheidet diese Bücher von den bekannten Regio-Krimis und macht sie so interessant. Eine Empfehlung für genussvolle Lesestunden – auch perfekt für Regio-Krimi-Skeptiker wie mich.

Phoenix: Alte Wölfe spielen nicht – Udo Schmidt

AutorUdo Schmidt
Verlag TWENTYSIX
Erscheinungsdatum 26. Februar 2019
FormatTaschenbuch
Seiten532
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3740753825

„Neue Menschen, eine alte Liebe, Verdächtigungen und ein Schnüffler, das war eine Menge für einen alten Mann.“ (Zitat Seite 166)

Inhalt

Über vierzig Jahre lang hat Thom Hansen das Familienunternehmen, ein Handelsunternehmen in Hamburg, sehr erfolgreich geleitet. Nun ist er siebzig Jahre alt und hat nicht ganz freiwillig das Unternehmen seinem Sohn Alfred übergeben. In einer Luxus-Seniorenresidenz in Sellin soll er seinen Lebensabend verbringen. Dem sieht er mit sehr gemischten Gefühlen entgegen, denn das klingt nach unendlicher Langeweile. Doch schon nach einem Tag wird ihm klar, dass dies absolut nicht der Fall ist.

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman mit Rügen-Bezug geht es um Familie, die Eltern-Kind-Problematik, Geld, und neue Chancen.

Charaktere

Thom und sein persönlicher Fahrer und langjähriger Vertrauter Olaf sind sympathische Protagonisten, auch Thoms Sohn Alfred wächst rasch mit seinen neuen Aufgaben. Leider sind alle Charaktere sehr klar in das klassische Gut und Böse eingeteilt, es fehlen die menschlichen Graubereiche.Char

Handlung und Schreibstil

Die Idee ist spannend und interessant, die Umsetzung nicht. Besonders in der zweiten Hälfte der Geschichte unterbrechen sehr detailliert und über mehrere Seiten beschriebene Sexszenen zu oft den Handlungsablauf und knicken den Spannungsbogen, die Ereignisse sind bald vorhersehbar und plätschern dahin. Leider wurde offensichtlich auf ein professionelles Korrektorat verzichtet, daher gibt es Rechtschreibfehler wie falsche Großschreibung und es fehlen Satzteile. Auch die oft vergessenen Satzzeichen am Ende einer direkten Rede und falsche Zuordnungen des gerade Sprechenden stören das Lesevergnügen

Fazit

Das Buch wurde in einer Rügener Zeitung empfohlen und die Handlung klang interessant und unterhaltsam. Da ich auf Rügen lebe, machte mich auch der Rügen-Bezug neugierig. Ich fand keine Details über Sellin und Binz, die nicht auch in jedem Reisejournal zu lesen sind, aber es gelingt es dem Autor, das besondere Rügen-Feeling einzufangen. In einer 5* Bewertung bei einem internationalen Online-Buchhändler las ich heute „Crime and Sex“, das bringt es so ziemlich auf den Punkt, wobei ich „more Sex than Crime“ definieren würde. Dazu eine Prise Romance. Meine Erwartungen wurden leider enttäuscht.

Tod am Kreidefelsen, Ostseekrimi – Birger Brand

AutorBirger Brand
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 1. Dezember 2018
FormatKindle
Seiten238
SpracheDeutsch
ASINB07KYFJXLR

„Es wäre eine mögliche Lösung, aber so richtig befriedigt sie mich nicht.“ (Zitat Seite 211)

Inhalt

Der junge Benjamin Wegner wird tot am Fuße der Kreidefelsen gefunden. Es sieht nach einem Selbstmord aus, doch an seinen Handgelenken finden sich Spuren von Fesseln. Clausen, Jürgens und Julius, Beamte der Kripo Stralsund, durchsuchen das Haus des Toten und treffen dort auf einen Eindringling, der Clausen schwer verletzt. Der Angreifer, ein junger Pole, wird festgenommen und erhängt sich in der Zelle. Diese Vorkommnisse rufen das LKA Schwerin auf den Plan und Kriminalrätin Lydia Westphal kommt nach Sassnitz, um die internen Hintergründe aufzuklären. Dann geschieht ein weiterer Mord …

Thema und Genre

Thema dieses Kriminalromans sind das Geschäft mit Sexcams, Ausländerfeindlichkeit und  Transsexualität. Wie schon der Titel sagt, handelt es sich um einen Krimi mit Lokalkolorit. Ort der Handlung ist die Halbinsel Jasmund mit der Stadt Sassnitz, den Gemeinden Sagard und Lohme. Leider scheint der Autor keine Zeit gehabt zu haben, sich die Gegend, über die er schreibt, vorher persönlich anzusehen.

Charaktere

Die Kommissare Jürgens und Julius zeichnen sich durch Unfähigkeit und Frustration aus, sowie Unregelmäßigkeiten in der Dienstauffassung. Lydia Westphal ist eine kompetente Ermittlerin, fühlt sich aber von den männlichen Kollegen nicht respektiert. Der Autor lässt kein Klischee aus, weder die kochende Tante noch das ewige Ost-West-Thema. Tätowierte  Neonazis, die in Sassnitz für Ordnung sorgen wollen und ausländische Servierkräfte ergänzen das Bild.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung plätschert seicht dahin, wer auf einen Höhepunkt und Überraschungen hofft, hofft vergebens. Am Schluss dann eine reichlich dünne Auflösung des Falles, so gesehen kann ich die oben zitierte Aussage der Ermittlerin Lydia Westphal nur unterstreichen.

Natürlich spielt bei einem Krimi mit Ortsbezug oft der Unterhaltungswert eine größere Rolle, als die Spannung, es geht auch mal humorvoll zu. Hier fehlen leider auch diese Komponenten.

Die Sprache ist holprig und offensichtlich wurde auf ein Korrektorat verzichtet, daher finden sich im Text eine Reihe von Fehlern (zumindest in der Kindle Version).

Fazit

Ein Rügen-Krimi mit vielen Klischees und wenig Handlung. Ein paar Morde machen leider noch keinen Krimi. Es gehören auch überraschende Wendungen, glaubhafte Tatmotive und interessante Hintergründe dazu und das fehlt in dieser Geschichte.

Lennart Malmkvist und der überraschend perfide Plan des Olav Tryggvason – Lars Simon

AutorLars Simon
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum 21. Dezember 2018
FormatTaschenbuch
Seiten384
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3423217606

„Man fühlte sich wie ein kleines Kind, wenn man mit Magie in Berührung kam.“ (Zitat Seite 220)

Inhalt

Im Kampf gegen den mächtigen, dunklen Magier Olav Krähenbein war der Mops Bölthorn schwer verletzt worden, eine böse Magie droht sein Leben zu beenden. Eine Art magischer Countdown in Bölthorns Fell zeigt Lennart Malmkvist Krähenbeins Ultimatum: entweder Lennart wechselt die Seiten, oder der Mops stirbt in 19 Stunden, 54 Minuten. Das Orakel

spricht wie immer in Rätseln, um Bölthorn zu retten, muss Lennart einen Muschelmann und einen Kapitän finden. Sein bester Freund, der IT Spezialist Frederik will Lennart helfen und bald finden sie weitere, mächtige Helfer im Kampf gegen eine dunkle Gefahr, welche die ganze Welt bedroht. Doch die Zeit drängt …

Thema und Genre

Dieser Roman bietet alles: Spannung, Magie und Humor. Es geht nicht nur um die Rettung eines rundlichen, magischen Mopses, sondern auch um die Rettung der Welt, um Phantasie und Mut.

Charaktere

Bölthorn ist auch in diesem dritten und letzten Band dieser Serie eine der Hauptfiguren, steht jedoch nicht im Mittelpunkt des Geschehens, da er lebensgefährlich verletzt ist. Lennart Malmkvist hat sich Laufe dieser magischen, gefährliche Abenteuer, die im ersten Band mit dem Tod von Buri Bolmen begonnen hatten, vom zögernden Einzelgänger zu einem mutigen Kämpfer entwickelt, der keine Gefahr scheut, um seinen Mops Bölli zu retten. Auch der Kapitän erkennt „… dass Ihr das rechte Feuer in Euren Adern und den rechten Geist in Eurem Gemüt tragt.“ (Zitat Seite 97, 98). Mit den einzelnen Magiern kommen weitere, höchst unterhaltsame, eigenwillige Protagonisten in die Handlung.

Handlung und Schreibstil

Dieser magische Roman trägt nicht nur Fantasy-Elemente, sondern ist auch packend aufgebaut und der Spannungsbogen endet klassisch in einem großartigen Entscheidungskampf. Erzählt wird auch dieser dritte Teil der Geschichte in einer Fülle von phantasievollen Ideen, mit lebhaften Beschreibungen und witzigen Dialogen.

Fazit

Man könnte den dritten und letzten Band dieser Serie um den sprechenden, rundlichen Mops Bölthorn auch als Einzelgeschichte lesen, aber in diesem Fall würde man viel Spaß versäumen, denn die Ereignisse entwickeln sich kontinuierlich, beginnend mit Band eins. Gemeinsam bieten diese drei Bücher jugendlichen und erwachsenen Lesern eine magische, spannende Geschichte mit einem einzigartigen Mops und liebenswerten Charakteren, gewürzt mit einer tüchtigen Prise Humor.

Club der Romantiker: Das Rätsel um Laureen Mills – Frank P. Meyer

AutorFrank P. Meyer
Verlag CONTE-VERLAG
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2018
FormatBroschiert
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-39560215

„Niemand außer uns weiß, was damals geschah.“ (Zitat Seite 194)

Inhalt

In Oxford wird eine Tote entdeckt. Es ist eine ehemalige Bibliothekarin des UnivCollege, Laureen Mills, die vor mehr als 24 Jahren spurlos verschwunden war. Eigentlich sollte Inspector Osmer den Fall zu den Akten der ungelösten Fälle legen, da jedoch die Beerdigung mit einem Ehemaligentreffen zusammenfällt, beginnt er, sich umzusehen und Fragen zu stellen. Wissen die Mitglieder des elitären „Club der Romantiker“ mehr über diesen Fall, die im Jahr 1992 in Oxford studiert hatten und jetzt für dieses Treffen wieder nach Oxford gekommen sind?

Thema und Genre

Dieser Roman ist eine Verbindung aus Kriminalroman und einer modernen Form eines Entwicklungsromans. Der deutsche Geologiestudent Peter Becker aus Primstal kann durch ein Stipendium ein Jahr an der berühmten Universität Oxford studieren. Es wird der Studentenalltag in den frühen 90ern geschildert mit Spannerparties als einem der Höhepunkte des elitären Studentenlebens. Die politischen und sozialen Aspekte, die Clubs und der Zusammenhalt trotz der sozialen Unterschiede spielen ebenfalls eine Rolle. Es geht auch um Schuld, Gewissen und den Einfluss auf das weitere Leben der betreffenden Personen.

Charaktere

Die unterschiedlichen Mitglieder des Club der Romantiker sind sehr gut geschildert und es findet sich eine Vielfalt an unterschiedlichen Charakteren, wie sie an jeder Universität zu finden sind, schrullige Professoren inklusive. Natürlich Engländer, aber auch Schotten und Waliser, die darauf Wert legen, nicht als Engländer bezeichnet zu werden, Russen und Peter Becker, der Sohn einer deutschen Bergarbeiterfamilie. Sie alle haben ihre Eigenheiten und Geheimnisse, das macht sie interessant.

Handlung und Schreibstil

Die Sprache ist eine angenehme Mischung zwischen locker, packend und beschreibend, man fühlt sich sofort ins Oxforder Studentenleben der frühen 90er Jahre versetzt. Mit humorvollem Augenzwinkern lässt der Autor den Hauptprotagonisten Peter seine Vergleiche zwischen dem ländlichen Bergbaudorf Primstal und dem elitären Oxford ziehen. Für die beiden Handlungsstränge Vergangenheit und heute auch unterschiedliche Erzählperspektiven (Ich, Peter, in der Vergangenheit und 3. Person Jetztzeit) zu verwenden, ist genial, denn so weiß man als Leser sofort, in welchem Handlungsstrang man gerade liest, ohne dass weitere Zeitangaben notwendig sind. Den dritten Handlungsstrang bilden die Ermittlungen von Inspector Osmer. Diese drei Erzählstränge wechseln einander ab und sind dicht verflochten. Dies gibt dem Roman die Spannung und das Lesen macht Freude.

Fazit

Ein Kriminalroman, eine amüsante Schilderung des Studentenlebens in Oxford mit sehr einprägsamen, authentischen Beschreibungen, in denen auch die englische Literatur der Romantik eine Rolle spielt. Drei unterschiedliche, aber immer wieder ineinander greifende Erzählstränge geben der Handlung die Spannung und machen das Lesen packend und unterhaltsam.

Hinterhalt – Øistein Borge

AuthorØistein Borge
Verlag Droemer TB
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2018
FormatTaschenbuch
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3426306055

„Bull sah mit sehnsüchtigem Blick auf seine Ferientage, die gerade aus dem Fenster verschwanden und sich in blauen Dunst auflösten.“ (Zitat Seite 83)

Inhalt

Ein pensionierter Richter aus Norwegen, Hobbyhistoriker, bereist mit seiner Ehefrau Nordirland. Sie suchen die Stelle, wo im Spätsommer 1976 Marion O‘Neill von der IRA ermordet und vergraben worden war. Sie finden den Felsen und daneben liegt ein Toter. Dann sind auch sie tot. Bogart Bull macht mit seinem Vater ebenfalls Urlaub in Nordirland. Seit vier Jahren hat er seinen Großvater nicht mehr besucht. Doch auf Grund dieses Mordes an dem norwegischen Ehepaar wird er in die Ermittlungen eingebunden, als Unterstützung von Chief Inspector Miriam Dixon. Die Spuren führen zurück in die Zeit der irischen Freiheitskämpfe und plötzlich wird Bogart Bull auch mit Geheimnissen seiner eigenen Familie konfrontiert.

Thema und Genre

In diesem packenden Kriminalroman geht es um Nordirland, die Jahre der Gewalt und Anschläge in Verbindung mit der IRA, aber auch seitens der Engländer. Die Familie ist ebenfalls ein Thema, durch die innige Beziehung zwischen Bogart und seinem Großvater.

Charaktere

Bogart Bull ist in diesem zweiten Fall gezwungen, tief in die wechselhafte Geschichte Nordirlands einzutauchen und auch in die seiner Familie. Mit seinen präzisen Überlegungen und Ermittlungen fügt er Teil für Teil dieses eigenartigen Falles zusammen. Ein Puzzle, das er gemeinsam mit Miriam Dixon lösen muss, gegen eine Mauer des Schweigens und gegen gefährliche, skrupellose Gegner. 

Handlung und Schreibstil

Die straffe Handlung spielt auf zwei Ebenen, die aktuelle Zeit ist der Mai 2016, die zweite Zeitebene sind die Jahre 1976 und 1977, wo einander die IRA, UVF und auf der Seite Englands die RVC gegenüber standen. Zeitangaben über den jeweiligen Kapiteln strukturieren die Ereignisse, sodass sie für den Leser klar verständlich sind. Der Schreibstil ist dem Genre angepasst, der Autor findet jedoch auch Zeit für präzise Schilderungen der Situation in Nordirland, der Hintergründe und für eine lebendige Schilderung der Menschen.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman um den Europol-Ermittler Bogart Bull, mit einigen Überraschungen und einem interessanten Einblick in die wechselhafte Geschichte Nordirlands. Man muss den ersten Band dieser Serie nicht gelesen haben, man ist sofort in der Handlung gefangen, die packende Lesestunden garantiert.

Zeuge des Spiels – Daan Heerma van Voss und Thomas Heerma van Voss

AutorDaan Heerma van Voss
Thomas Heerma v. Voss
Verlag Schöffling & Co.
Erscheinungsdatum 7- August 2018
FormatTaschenbuch
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3895612084

„Ohne Risiko kein Spiel, ohne Spiel keine Befriedigung.“ (Zitat Seite 117)

Inhalt

Nach dem unaufgeklärten Mord an seiner Mutter zieht Alexander Mulder nach New Orleans, wo er unter einem anderen Namen lebt. Er hat den Kontakt zu seinem Vater Aron abgebrochen, da auch sein Vater damals zu den Mordverdächtigen gehörte. Als Alexanders Freundin Nathalie Underwood ermordet wird, ist Alexander auf Grund seiner Vergangenheit, des falschen Namens, aber auch seiner Eifersucht der Hauptverdächtige. Für die Ermittlerin Hanna Vincennes kommen auch andere Personen als Täter in Frage, doch für die Medien und für Hannas Vorgesetzte ist der Fall geklärt. Aron Mulder fliegt in die USA, um seinem Sohn zu helfen und engagiert einen Privatdetektiv. Doch als sie erkennen, dass sie alle Figuren in einem perfekt konstruierten, bösen Spiel sind und Hanna endlich eine wichtige Frage zu einem Foto stellt, könnte es zu spät sein.

Thema und Genre

Bei diesem Buch handelt es sich um einen literarischen Kriminalroman mit der  klassischen Konstellation Opfer – Täter – Ermittler, wobei den Autoren die Personen wichtiger sind, als die Tat selbst. Themen sind Psychologie, die Macht der Medien, Vorurteile, die Verantwortung von Ermittlern, die Todesstrafe und die Mögichkeit eines perfekten Verbrechens.

Charaktere

Die Geschichte lebt durch die Vielschichtigkeit der Personen. Alexander, geprägt von seinem Verdacht, sein eigener Vater könnte seine Mutter ermordet haben, findet sich plötzlich selbst in der Rolle des Mordverdächtigen. Er beteuert seine Unschuld, doch seine Vorgeschichte macht ihn in den Augen der Öffentlichkeit zum Täter. Hanna ist als Ermittlerin noch immer geprägt von einem Fall, der drei Jahre zurück liegt. Sie bräuchte mehr Zeit für ihre Suche nach Beweisen, denn sie hat Zweifel, doch die Vorgesetzten machen Druck, sie wollen eine rasche Anklage. Aron, der seinem Sohn keinen Mord zutraut, erkennt dasselbe Muster der absoluten Hilflosigkeit, das er selbst vor Jahren erlebt hatte.

Handlung und Schreibstil

Die beiden Autoren erzählen die Geschichte in einem straffen Zeitrahmen von Anfang März bis Ende Juni. Es gibt zwei ineinander verschlungene Handlungsstränge, einerseits das zurückgezogene Leben des Vaters in den Niederlanden und andererseits Alexander in New Orleans, wobei mit der Ankunft des Vaters in New Orleans dieser Handlungsort zum Schwerpunkt wird. Was in der Vergangenheit geschehen ist, erfährt man im Laufe der Ereignisse durch Erinnerungen und Erzählungen der einzelnen Protagonisten. So lernt der Leser auch das Opfer besser kennen, bis sich alle Puzzleteile zu einem Gesamtbild fügen. Die Sprache ist präzise, kurze Sätze, der spannenden Handlung angepasst, mit knapp formulierten Beschreibungen.

Fazit

Ein sehr vielschichtiger Kriminalroman, wobei der Schwerpunkt nicht auf der Tat liegt. Es geht vielmehr um die betroffenen Personen, ihre Entscheidungen und die Motive dahinter, sowie die Folgen und Auswirkungen ihrer Handlungen. Was sich jedoch in die Gedanken brennt ist die Tatsache, dass Geschichten wie diese in der Realität möglich sind.

Das Revier der schrägen Vögel: Ein neuer Fall für Kommando Abstellgleis – Sophie Hénaff

AutorSophie Hénaff
Verlag carl’s books
Erscheinungsdatum 16. Oktober 2017
FormatBroschiert
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3570585726

„Ihre schrägen Vögel bringen ein bisschen Wind in die Sache.“ (Zitat Seite 62)

Inhalt

Nach dem Abschluss des ersten Falles wird diese spezielle Einheit unbequemer, sehr eigenwilliger Ermittler unter der Leitung von Anne Capestan wieder von allen Kollegen geschnitten. Da ruft ihr Mentor, Directeur Buron, sie zum Schauplatz eines neuen Mordes. Sie soll mit ihrer Abteilung parallel zum Team des BRI ermitteln. Als sie den Toten sieht, versteht sie den Grund dafür: es handelt sich um einen pensioniertem hohen Beamten des BRI und – es ist ihr Schwiegervater. Beinahe zeitgleich gab es in einem kleinen Ort in der Provence einen weiteren Mord. Das Team um Capistan, erweitert um ein neues Mitglied, das nicht ohne Grund den Spitznamen „D’Artagnan“ trägt, vermutet sofort einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Morden und ermittelt unbeirrbar weiter, als die BRI bereits einen Mordverdächtigen gefunden und verhaftet hat.

Thema und Genre

Bei diesem Kriminalroman handelt es sich um den zweiten Band einer Serie um eine Gruppe von Ermittlern, die man aus unterschiedlichen Gründen in ihren bisherigen Abteilungen nicht mehr haben wollte, die man aber auch nicht aus dem Polizeidienst entlassen konnte. Wieder geht es um einen Fall, der in der Vergangenheit stattgefunden hat, aber direkt in die Gegenwart führt.

Charaktere

Die Autorin stellt eine Gruppe von Außenseitern, die sie humorvoll und immer auch glaubhaft charakterisiert, in den Mittelpunkt ihrer Romanserie. Gerade diese einzelnen Protagonisten machen den Charme auch dieser Geschichte aus, die durch die Eigenheiten und Schicksale der einzelnen Personen Tiefe erhält.

Handlung und Schreibstil

Trotz der lustigen Szenen und die originellen Eigenheiten der Teammitglieder handelt es sich um eine spannende Geschichte mit bis zum Schluss überraschenden Wendungen. Etwas Besonderes ist das Kapitel 31, in dem es um den 24. Dezember 2012 geht. In Unterkapiteln mit der jeweils genauen Uhrzeit wird der Tagesablauf jedes einzelnen Mitgliedes des „Kommando Abstellgleis“ geschildert.

Fazit

Dieser zweite Fall für das eigenwillige Ermittlerteam bietet wieder spannende, sehr unterhaltsame Lesestunden. Die einzelnen Mitglieder dieser Gruppe von schrägen Vögeln auf dem Abstellgleis werden auch im zweiten Band gut beschrieben, man muss nicht unbedingt auch den ersten Band gelesen haben.

Trümmerkind – Mechtild Borrmann

AutorMechtild Borrmann
Verlag Droemer Verlag
Erscheinungsdatum Dezember 2017
FormatTaschenbuch
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-426-30492-1

„Weil du immer weiter in der Vergangenheit wühlst, bis du endlich alles ans Licht gezerrt hast.“ (Zitat Seite 183)

Inhalt

Auch wenn Anna Meerbaum keine Ansprüche betreffend Gut Anquist in der Uckermark stellen will, das bis zur Enteignung ihrem Großvater gehörte, ist sie neugierig, wo ihre Wurzeln liegen. Ihre Mutter weigert sich beharrlich, über die Vergangenheit zu reden. Anna ist Lehrerin und in den Herbstferien fährt sie in die Uckermark und beginnt nachzuforschen. Sie erfährt, dass der Architekt Joost Dietz im Auftrag einer Investorenfirma das alte Gutshaus sanieren und zu einem Hotel umbauen soll. Er zeigt ihr ein paar alte Fotos und ihr Leben scheint auf den Kopf gestellt – jetzt will sie die Wahrheit wissen …

Thema und Genre

Dieser Roman ist sowohl ein Kriminalroman, als auch eine Familiengeschichte mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Thema sind eine sehr problematische Mutter-Tochter Beziehung und die Wirren und Armut der frühen Nachkriegsjahre in Deutschland.  Es geht aber auch um die Tragik der Findelkinder, die oft nie mehr nachvollziehen konnten, wer die Eltern waren.

Charaktere

Clara Meerbaum ist Alkoholikerin und jener selbstsüchtige Muttertyp, der immer auf die „Opfer“ hinweist, die für das Kind gebracht wurden. Erst im Laufe ihrer Recherchen gelingt es Anna, ihre ständigen Schuldgefühle als Tochter abzustreifen und selbstbewusster zu werden. Ihre Hartnäckigkeit, mit der sie die Geschichte um Gut Anquist verfolgt, macht sie zu einer sympathischen Protagonistin.

Agnes Dietz steht für das schwere Leben der Trümmerfrauen in Kriegs- und Nachkriegszeiten, in denen es kaum Arbeit und kaum Lebensmittel gab. Sie muss alleine für das Überleben ihrer Kinder sorgen. Doch sie kämpft und behält die Hoffnung. Sie zögert keine Minute, den kleinen Jungen aufzunehmen, den ihr Sohn Hanno in den Trümmern eines Hauses findet.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in drei parallelen Handlungssträngen erzählt, Hamburg 1947, Uckermark ab 1945 und Hamburg 1992, 1993 (Jetztzeit). Die Kapitel sind fortlaufend nummeriert und die Überschrift gibt immer den jeweiligen Handlungsort und Zeit an. Dies macht die gesamte Handlung für den Leser übersichtlich. Auch wenn man schon während des Lesens Zusammenhänge vermutet, bleibt die Geschichte bis zum Ende sehr spannend und interessant. Die Sprache ist gekonnt, angenehm und flüssig.

Fazit

Ein Kriminalroman mit zeitgeschichtlichem und gesellschaftlichem Hintergrund. Spannend zu lesen und kaum aus der Hand zu legen. Leser, die bereits Bücher von Mechtild Borrmann gelesen haben, werden auch von diesem Buch begeistert sein. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle Leser, die anspruchsvolle Kriminalromane suchen, deren Thema weit über einfache Mordtaten hinausgeht.

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