Der Attentäter – Ulf Schiewe

AutorUlf Schiewe
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 27. November 2019
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3404179039

„Ich danke Ihnen für die Besorgnis um unseren Thronfolger. Aber wegen ein paar Gerüchten können wir nicht die Reise absagen.“ (Zitat Seite 230)

Inhalt

Mlada Bosna ist eine serbisch-nationalistische Organisation junger bosnischer Serben, die mit allen Mitteln für ein vereinigtes Großserbien kämpfen. Auch der neunzehnjährige Gavrilo Princip und seine beiden gleichaltrigen Freunde Nedeljko und Trifko gehören zu dieser Vereinigung. Intensiv geschult und ausgebildet durch Mitglieder des serbischen Geheimbundes Schwarze Hand, bereiten sie ab März 1914 einen Anschlag auf das österreichische Thronfolgerpaar vor. Ausgerechnet am 28. Juni, dem serbischen Gedenktag an die Schlacht auf dem Amselfeld, werden Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie Sarajevo besuchen. Immer wieder hört Major Rudolf Markovic vom österreichischen Geheimdienst Gerüchte über ein geplantes Attentat, doch ein Thronfolger lässt sich nicht durch Gerüchte beeinflussen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Thema und Genre

Dieser historische Thriller handelt von dem Anschlag am 28. Juni 1914 auf das österreichische Thronfolgerpaar, auf die politischen Zusammenhänge und die massiven Fehleinschätzungen, die dazu geführt haben, dass dieses Attentat nicht verhindert wurde.

Charaktere

Ein Ereignis, das bereits ob seiner geschichtlichen Tragweite in zahlreichen Biografien, Sachbüchern und Dokumentationen geschildert und im Jahr 2014 nochmals intensiv diskutiert wurde. Ein Anschlag, bei dem Tatzeit, Täter, Opfer, Tathergang und Hintergründe bekannt sind, wir Leser wissen schon vorab, was passieren wird. Dennoch entwickelt der Autor aus diesen Tatsachen eine intensive, packende, neue Geschichte.  Unterschiedliche Perspektiven, eine personale Erzählweise, die abwechselnd Gavrilo Princip und die Vorbereitungen des Attentats, Erzherzog Franz Ferdinand und die Reise, sowie Rudolf Markovic und seine Recherchen in den Mittelpunkt stellt, sowie die straffen Zeitangaben mit teilweise minütlich gleichzeitigen Geschehnissen machen aus diesem Roman der Fakten, vermischt mit etwas Fiktion, ein Leseerlebnis, das man am besten mit „Geschichte lebt“ beschreiben kann.

Handlung und Schreibstil

Ein Ereignis, das bereits ob seiner geschichtlichen Tragweite in zahlreichen Biografien, Sachbüchern und Dokumentationen geschildert und im Jahr 2014 nochmals intensiv diskutiert wurde. Ein Anschlag, bei dem Tatzeit, Täter, Opfer, Tathergang und Hintergründe bekannt sind, wir Leser wissen schon vorab, was passieren wird. Dennoch entwickelt der Autor aus diesen Tatsachen eine intensive, packende, neue Geschichte.  Unterschiedliche Perspektiven, eine personale Erzählweise, die abwechselnd Gavrilo Princip und die Vorbereitungen des Attentats, Erzherzog Franz Ferdinand und die Reise, sowie Rudolf Markovic und seine Recherchen in den Mittelpunkt stellt, sowie die straffen Zeitangaben mit teilweise minütlich gleichzeitigen Geschehnissen machen aus diesem Roman der Fakten, vermischt mit etwas Fiktion, ein Leseerlebnis, das man am besten mit „Geschichte lebt“ beschreiben kann.

Fazit

Eine überzeugende Mischung aus Biografie und Roman, welche die Tage vor dem Attentat von Sarajevo und den Anschlag selbst facettenreich, straff und spannend schildert. Interessante, genau recherchierte Hintergrundinformationen ergänzen die packend und stimmig neu erzählte Geschichte.

Preiselbeertage – Stina Lund

AutorStina Lund
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 22. September 2017
FormatBroschiert
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499291449

„In Schweden fühle ich mich als Deutsche und in Deutschland fühle ich mich als Schwedin. Ich möchte endlich wissen, wohin ich gehöre.“ (Zitat Seite 143)

Inhalt

Als Jörg Bentheim, anerkannt für seine Reportagen und Fotografien, überraschend stirbt, vererbt er seinen beiden Töchtern Ariane und Jolante ein Manuskript mit dem letzten Wunsch, sie sollen es veröffentlichen. Laut Verleger handelt es sich um autobiografische Aufzeichnungen über die DDR von 1986 bis 1989. Doch diese sind nirgendwo zu finden und ihre Mutter Ina wiederholt immer wieder: „es gibt kein Manuskript“.

Während Arianes Eltern und Jolante seit der Wende in Småland leben, lebt die dreißigjährige Journalistin Ariane seit elf Jahren in Leipzig, wo auch ihre Großeltern wohnen. Doch nun zieht sie zurück nach Schweden, um herauszufinden, worum es bei diesem Manuskript geht. Warum schweigt ihre Mutter so verbissen auf alle ihre Fragen?

Thema und Genre

In diesem Familienroman geht es um die problematische politische Situation in der DDR als Auslöser für Handlungen und Geheimnisse, die das Leben aller Beteiligten verändern. Ein wichtiges Thema ist die Beziehung zwischen Müttern und Töchtern und natürlich geht es auch um die Liebe.

Charaktere

Ariane würde das Verhältnis zu ihrer Mutter Ina als sehr gut, aber etwas distanziert bezeichnen, denn Ina neigt dazu, in entscheidenden Momenten zu schweigen und das Thema zu wechseln. Auch Ariane vermeidet Auseinandersetzungen, geht ihnen aus dem Weg und schweigt lieber. Sie selbst fühlt sich mit ihren dreißig immer noch als Suchende, weiß nicht genau, was sie vom Leben will, bevor sie sich entscheidet, in Schweden einen Neubeginn zu wagen. Im Gegensatz zu ihr ist Jolante offen, fröhlich und unkompliziert.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung wird in zwei Zeitsträngen erzählt, die einander abwechseln. Die personale Erzählform stellt in der Jetztzeit Ariane in den Mittelpunkt, in der Vergangenheit Ina. Zeitangaben über den Kapiteln erleichtern die Zuordnung. So erfährt der Leser langsam, was wirklich geschehen ist, wobei es einige Überraschungen gibt. Dies macht die Geschichte spannend. Lebhafte Schilderungen der Landschaft und des Lebens in Småland ergänzen die Handlung.

Fazit

Ein spannender, unterhaltsamer Frauenroman, in dessen Mittelpunkt alte Familiengeheimnisse und Konflikte stehen.

Subliminal. Das Experiment – Thorsten Oliver Rehm

AutorThorsten Oliver Rehm
Verlag Ruhland
Erscheinungsdatum 1. Dezember 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten472
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3920793467

„Und warum fiel es ihr, einer kleinen Journalistin, nach drei Wochen Recherche zur Entwicklung des Verhaltens der Menschen im Lande auf, entging aber offensichtlich allen anderen?“ (Zitat Seite 137)

Inhalt

Ein nächtlicher Tauchgang im Dunkel der Ostsee, ein Taucher, der etwas verbirgt und alle Spuren verwischt. Doch dies kann eine Gruppe Menschen, eine gefährliche Mischung aus Wissenschaft, Forschung und Macht nicht stoppen. Vier Jahre danach entdeckt die Investigativ-Journalistin Natascha Da Silva, der ein beängstigender Anstieg von Gewalt im Alltagsleben aufgefallen war, geheime wissenschaftliche Experimente, groß angelegte Feldversuche, die mit nichtsahnenden Probanden durchgeführt werden. Zunächst befürchtet sie, vielleicht in ihren Gedanken Realität und Phantasie zu vermengen, weil sie mit einer brisanten Story erfolgreich Karriere machen könnte. Doch rasch muss sie erkennen, dass die Realität weitaus bedrohlicher und erschreckender ist, als zunächst vermutet. Ihre Gegner sind skrupellos und gefährlich und unerklärbare Todesfälle begleiten bald ihre Recherchen.

Thema und Genre

Dieser Wissenschaftsthriller greift eine Reihe von brandaktuellen Themen auf, welche uns gerade beschäftigen. Es geht um wissenschaftliche Experimente an unwissenden Probanden, um technisch hochentwickelte Formen von subliminalen Reizen und totaler Beeinflussung. Es geht um neuronale Prozesse und die Philosophie des Transhumanismus. Daher ist auch die Frage nach dem ethischen Aspekt einer Forschung ohne jede Grenzen ein wichtiges Thema. „Manchmal müsse man auch Risiken eingehen, sonst gehe nichts vorwärts“, lässt der Autor es einen der Verantwortlichen definieren, und alles sei nur zum Wohle der Menschheit.

Charaktere

Natascha da Silva ist alleinerziehende Mutter einer Tochter und arbeitet als Journalistin bei einem Online-Nachrichtenmagazin. Als die Vorkommnisse ihre Neugierde wecken, recherchiert sie intensiv und mutig. Die einzelnen Protagonisten sind stimmig und realistisch geschildert, überraschendes Verhalten wird im Zuge der weiteren Handlung nachvollziehbar.

Handlung und Schreibstil

Hauptorte der Handlung sind Mallorca, München, Hamburg und die Ostsee. Die Sprache ist eine perfekte Mischung aus spannenden, rasch wechselnden Episoden, unvorhersehbaren Wendungen und den für das Verständnis erforderlichen wissenschaftlichen Erklärungen, die interessant und verständlich geschildert werden. Man erkennt beim Lesen rasch die intensive Recherchearbeit, die den detailliert aufgebauten Hintergrund für diesen Thriller ergeben hat. Die Handlung selbst wird durch einen kurzen Prolog in der Vergangenheit und einem Nachtrag sechs Monate nach den Ereignissen ergänzt.

Fazit

Subliminal ist ein packender, informativer Wissenschaftsthriller. Das aktuelle, vielschichtige Forschungsthema birgt Stoff und Anregungen für weitere eigene Überlegungen, „kann es sein“, „was wäre, wenn“, „was würde ich tun“. Ein Experiment unter transhumanistischen Aspekten, eine gut recherchierte, glaubhafte Handlung und stimmige Figuren ergeben einen spannenden, interessanten Pageturner.

Das Versprechen des Buchhändlers – Jillian Cantor

AutorJillian Cantor
Verlag Heyne Verlag
Erscheinungsdatum 11. November 2019
FormatBroschiert
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3453423411

„Doch wenn sie in seinem Laden spielte, fühlte es sich so an, als gäbe sie ein Konzert nur für ihn.“ (Zitat Seite 157)

Inhalt

Max Bissinger hat von seinem Vater eine Buchhandlung in Gutenstadt, eine Stunde westlich von Berlin, geerbt. 1931 lernt er zufällig die Geigerin Hanna Ginsberg kennen und sie verlieben sich. Doch ihre Zukunftspläne werden von der Realität eingeholt, denn Hitler kommt an die Macht und Hanna ist Jüdin. 1936 erhält Hanna ein Angebot eines niederländischen Sinfonieorchesters und sucht um eine Ausreiseerlaubnis an. Doch plötzlich klopft die SA an die Tür. 1946 erwacht Hanna völlig desorientiert auf einem Feld nahe Berlin, nur ihre Stradivari hat sie bei sich und ihre Liebe zur Musik bestimmt auch weiterhin ihr Leben – und ihre Sehnsucht nach Max.

Thema und Genre

Dieser Roman handelt von den Jahren von Hitlers Machtübernahme in Deutschland und von den Jahren des Aufbaus, die dem Ende des zweiten Weltkrieges folgen. Es geht um Religion, die Schicksale der Juden, die Probleme der Musikerinnen, in bekannten Sinfonieorchestern einen Platz zu erhalten, wo stets die männlichen Bewerber bevorzugt werden. Ein wichtiges Thema sind auch Familie, Freundschaft und Liebe.

Charaktere

Die Protagonisten und ihre Entscheidungen sind realistisch und stimmig. Hannas Lebensinhalt ist die Musik und ihre wertvolle Geige. Die Erinnerung an ihre große Liebe Max bestimmt ihr Leben nach dem Krieg. Max hat ein Geheimnis, das ihn immer wieder zwingt, Entscheidungen zu treffen, die er niemandem erklären kann.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen fortlaufend und abwechselnd erzählt, wobei die Sprache flüssig und rasch zu lesen ist. In den Kapiteln, welche die Jahre 1931 bis 1936 betreffen, steht Max im Mittelpunkt. Hier wählte die Autorin die personale Erzählform. Hanna dagegen schildert ihr Leben in den Jahren 1946 bis 1959 in der Ich-Form. Jedes Kapitel trägt den entsprechenden Namen und die Jahreszahl, was die Handlung sehr übersichtlich macht. Die eigentlichen Kriegsjahre bilden nur den Hintergrund der Geschehnisse, es stehen die Menschen und ihr Schicksal im Mittelpunkt. Die gut recherchierten Fakten und der spannende Aufbau machen aus dem Stoff eine interessante Geschichte, bis plötzlich eine magisch-fiktionale Komponente auftaucht, die sich dann wie ein roter Faden durch die Handlung zieht und die für mich in diesem Genre und Zusammenhang nicht passt.

Fazit

Eine packende Geschichte mit zeitgeschichtlichem Hintergrund, die durch eine überraschende Wendung zwischen Sci-Fi und Fantasy in den Bereich Unterhaltungsliteratur abgleitet. Eine Empfehlung sicher für jüngere Leserinnen, die romantische Frauenromane mit Tiefgang bevorzugen.

Vierundzwanzig Türen – Klaus Modick

AutorKlaus Modick
Verlag KiWi-Taschenbuch
Erscheinungsdatum 4. Oktober 2018
FormatTaschenbuch
Seiten256
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462051063

„Vielleicht lag es an der klaren, klirrenden Kälte dieses Morgens, dessen Licht rosig durch die Dämmerung brach und die Baumschatten als Hieroglyphenschrift auf mich zufallen ließ, daß bestimmte Momente meiner Kindheit in mir wach wurden.“ (Zitat Seite 22)

Inhalt

IIn der Vorweihnachtszeit eines modernen Haushalts mit zwei Töchtern im Teenageralter versucht der Erzähler, etwas von der besinnlichen Ruhe der Weihnachten seiner Kinderzeit in die Gegenwart zu bringen. Genau dies passiert, als seine Frau Stacy einen Adventskalender mit ungewöhnlichen Zeichnungen nach Hause bringt, den ihr ein alter Mann geschenkt hatte. Die Bilder erzählen eine Geschichte von Weihnachten in der frühen Nachkriegszeit, als der Handel auf dem Schwarzmarkt für viele Menschen der einzige Weg war zu überleben.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Weihnachten einst und heute, um Hilfsbereitschaft und Familie.

Handlung und Schreibstil

Der Autor erzählt abwechselnd zwei Geschichten, die parallel in zwei unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Einerseits berichtet der Ich-Erzähler der Gegenwart von den Alltagserlebnissen, die in unserer Zeit untrennbar mit der Vorweihnachtszeit verbunden sind. Das tägliche Öffnen des Türchens auf dem Adventskalender öffnet in ihm jedoch auch eine Erinnerung an die Weihnachten seiner Kindheit in den fünfziger Jahren, die er seiner Familie schildert. Gleichzeitig erzählen diese Bilder die Geschichte von drei jungen Männern, die sich durch den Diebstahl von zwei Gemälden und Eintausch auf dem Schwarzmarkt Heizmaterial und Lebensmittel für das kommende Weihnachtsfest finanzieren wollen. Gekonnt verbindet er diese Geschichten zu einem weihnachtlichen Ganzen. Ich schätze den Autor für seine poetische, wunderbar schildernde Sprache, die auch diesen Roman zu einem Lesevergnügen macht.

Fazit

Eine poetische Weihnachtsgeschichte, verbunden durch Erinnerungen, Hoffnung und den Zauber dieser besonderen Zeit.

Geschichten zur Weihnachtszeit – Selma Lagerlöf

AutorSelma Lagerlöf
Verlag Langen-Müller
Erscheinungsdatum 15. Oktober 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3784434841

„Und siehe, wie er nun an der Stelle vorbeikam, wo er die kahlen Wurzelknollen eingepflanzt hatte, da sah er, daß üppige grüne Stengel daraus emporgesproßt waren, die schöne Blumen mit silberweißen Blüten trugen.“ (Zitat Seite 104)

Inhalt und Thema

Die bekannte Autorin und Nobelpreisträgerin öffnet dem Leser mit diesen zwölf Geschichten eine Welt der alten nordischen Sagen und Legenden rund um Weihnachten.

Es geht um das Bewahren der Traditionen ihrer Heimat für spätere Generationen, um Geborgenheit, Glaube, Mitgefühl, Religion, aber auch um Schuld und Sühne.

Schon in der ersten Geschichte, „Der Weihnachtsgast“, treffen wir Figuren aus ihrem Roman Gösta Berling wieder, eine andere Geschichte erklärt den Luciatag und die sehr poetische Geschichte „Die Legende von der Christrose“ handelt von einem besonderen Garten, der  nur in der Weihnachtsnacht mitten im Wald zu sehen ist. Alle Geschichten haben einen christlich-religiösen Bezug.

Fazit

Eine Sammlung von besinnlichen Geschichten, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind und die sprachlich und inhaltlich diese Zeit für den Leser fühlbar und erlebbar machen.

Pommersche Weihnacht – Wolfgang Schneider & Torsten Seegert

AutorWolfgang Schneider
AutorTorsten Seegert
Verlag Heimat-Bild-Verlag
Erscheinungsdatum 15. August 2012
FormatGebundene Ausgabe
Seiten160
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3942926171

„Denn die Lucia, die am 13. Dezember kommt, um das Licht in die dunkle Zeit zu bringen, besucht auch Sassnitz alljährlich in der Vorweihnachtszeit. Sie kommt mit einer Lichterkrone im Haar auf dem Fährschiff von Trelleborg herüber.“ (Zitat Seite 29)

Thema

Viele der alten Traditionen der Pommerschen Weihnacht sind schon in Vergessenheit geraten und könnten bald verloren sein. So ist dieses Buch entstanden, Erinnerungen und Wissen wurden erkundet, gesammelt und in diesem Rügisch-Pommerschen Hausbuch niedergeschrieben.

Umsetzung

Der erste Teil ist eine Mischung aus Schilderungen, wie damals Weihnachten gefeiert wurde und den überlieferten Geschichten und Weihnachtssagen, die alle kannten und dennoch jedes Jahr zur Weihnachtszeit wieder hören wollten. Interessantes und Wissenswertes, zum Beispiel über den typischen Hiddenseer Bügelbaum, den Weihnachtsmarkt in Stralsund im Jahr 1843, das Quempas-Singen, natürlich das Essen und die Spiele am Weihnachtsabend und die Umzüge finden sich ebenfalls in diesem ersten Teil. Auch den Mistelbrauch kannte man im 19. Jahrhundert in Pommern bereits. Besonders beeindruckt hat mich, von der „Lüttenweihnacht“ zu lesen, dem Brauch, dass die Kinder im Wald ein Bäumchen mit Leckereien für die Tiere, mit Äpfeln, Kastanien, Maisknödeln, schmücken. Diesen Brauch der „Waldweihnacht“ gibt es in ländlichen Gebieten auch in Österreich noch heute, zum Beispiel in Kärnten.

Dem erzählenden ersten Teil folgt ab Seite 91 der zweite, praktische Teil mit vielen Anleitungen, Bastelideen und alten Familienrezepten, die in diesem Buch mit den interessierten Lesern geteilt werden.

Eine DVD mit dem Film „Rummelsburger Quempas“ (2000) mit dem typischen Gesang, der Weihnachtsgeschichte und verschneiten Pommernlandschaften ergänzt das Buch.

Fazit

Dieses Hausbuch ist eine interessante und besinnliche Mischung von Wissen und Geschichten über Weihnachten in Pommern. Eine Vorweihnachtslektüre, die man immer wieder gerne in die Hand nimmt und auch ein sicher willkommenes, spezielles Geschenk nicht nur für die Menschen, die hier leben, sondern auch für die Gäste, die mit diesem Hausbuch ihre Urlaubserinnerungen vertiefen können.

Die Frauen von Skagen – Stina Lund

AutorStina Lund
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 19. November 2019
FormatBroschiert
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499291883

„Mir ist, als könnte das Licht jedes Geheimnis aufdecken. Ja, als wäre es gar nicht möglich, in Skagen Geheimnisse zu haben.“ (Zitat Seite 77)

Inhalt

1887 ist Marie Triepke zwanzig Jahre alt und will unbedingt Malerin werden. Schließlich stimmen die Eltern zu. 1888 reist Marie mit ihrer gleichaltrigen Gesellschafterin Asta nach Paris, wo sie den Maler Peder Severin „Søren“ Krøyer wiedersieht, den sie 1889 heiratet. 1891 ziehen sie nach Skagen, eine Künstlerkolonie am Meer. Wird Marie, inzwischen Mutter, nun endlich wieder malen können?

2018 ist Vibeke Weber zweiundzwanzig Jahre alt und nach einem abgeschlossenen Management-Studium soll sie die Farbenfabrik ihres Vaters übernehmen. Doch sie will endlich Malerei studieren. Auf den Spuren der Malerin Marie Krøyer reist sie mit ihrer Mutter nach Skagen, verliebt sich sofort in das besondere, strahlende Licht und wird an der dortigen Kunstschule aufgenommen. Neben dem Studium arbeitet sie im Skagens Kavehus, wo ein unsigniertes Bild hängt, das die Familie Krøyer zeigt. Hat sie ein bisher unbekanntes Bild von Marie Krøyer entdeckt?

Thema und Genre

Dieser Roman handelt von der berühmten dänischen Künstlerkolonie in Skagen, wo sich im späten 19. Jahrhundert Künstler trafen, die ihren eigenen Stil der realistisch-naturalistischen Freiluftmalerei entwickelten, der später auch vom französischen Impressionismus beeinflusst wurde. Ein wichtiges Thema sind die Schwierigkeiten und Probleme, die Frauen auf ihrem Weg als Künstlerin überwinden müssen. Es geht auch um Freundschaft, Familie und Liebe.

Charaktere

Marie, Tochter aus gutem Hause, will kein gesellschaftlich bequemes Leben führen, sie will die Kunst zu ihrem Beruf machen. Von ihrer Ehe mit dem erfolgreichen, deutlich älteren Søren Krøyer erhofft sie sich Inspiration, Unterstützung und Freiheit.

Asta, aus armen Verhältnissen, ist auf den Verdienst als Maries Gesellschafterin angewiesen und manipuliert diese.

Obwohl Vibeke eine moderne junge Frau des 21. Jahrhunderts ist, fehlt ihr die Sicherheit, ihre eigenen Wünsche konsequent durchzusetzen, weder gegenüber ihrem Vater, noch gegenüber einem aufdringlichen Mitstudenten. Dies dient sicher der Handlung, ist aber nicht immer stimmig.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird abwechselnd auf zwei Ebenen erzählt, das Leben von Marie Krøyer zwischen 1883 und 1940, und Vibekes Erlebnisse in Skagen 2018. Großartig sind die lebendigen Schilderungen des Lebens der bekannten dänischen Künstler in Skagen, gekonnt verbindet die Autorin die bekannten Fakten mit der fiktiven Geschichte ihres Romans. Für die Charaktere hätte ich mir mehr Stärke gewünscht, die starken, intensiven Bilder von Marie Krøyer passen für mich nicht ganz zum Bild, das die Autorin von ihr zeigt.

Fazit

Ein interessanter Roman über das Leben der bekannten dänischen Skagen-Maler. Sehr gut recherchiert, lässt er die Künstlerkolonie lebendig werden und macht Lust, sich näher mit dieser Künstlergruppe zu beschäftigen.

Wie auf Sand – Valeska Reon

AutorValeska Reon
Verlag A.P.P. Verlag (Nova MD)
Erscheinungsdatum 14. Dezember 2019
FormatKindle-Ausgabe
Seiten300 (Print-Ausgabe
SpracheDeutsch
ASINB082RZ7P86

„Spätestens an diesem Tag musste ich lernen, dass es Dinge gibt, die nie mehr in Ordnung gebracht werden können.“ (Zitat Seite 197)

Inhalt

Sie kennen sich schon aus der gemeinsamen Schulzeit in Hamburg, Maren, Markus und Stefan. Nun treffen sie einander beim Begräbnis ihres gemeinsamen Freundes Andreas. In einer Woche wäre er dreißig Jahre alt geworden, doch er hatte sich in seinem Keller erhängt. Auch Robert, von dem sie seit vielen Jahren nichts mehr gehört hatten, ist mit seiner Frau Lea angereist. Gemeinsame Erinnerungen, besonders an eine Klassenfete kurz vor dem Abitur und an den Selbstmord ihres Klassenkameraden Michael nach dem Abitur, steigen wieder auf. Damals hatte man die Gründe vermutet, doch niemand kann verstehen, warum der beliebte, erfolgreiche Andreas Selbstmord begangen haben sollte und die Umstände seines Todes sind sehr eigenartig. War es wirklich ein Selbstmord?

Thema und Genre

In diesem Roman mit autobiografischem Hintergrund geht es um die Frage, wer man ist, wer man nach der Meinung anderer sein soll und wer man für sich selbst sein will. Wichtige Themen sind der gesellschaftlich gepflegte, schöne Schein vom perfekten Leben, Schuld und Mitschuld durch Wegschauen, und natürlich auch die Liebe in ihren Facetten.

Charaktere

Die unterschiedlichen Charaktere sind pointiert gezeichnet, aber dennoch einfühlsam und mit Verständnis. Wie im realen Leben, das in diesen Roman sehr präsent ist, geht es bei den Figuren nicht um gut und böse, sondern um die vielschichtigen, tief menschlichen Grautöne. Besonders Maren schließt man als Leser trotz einiger Unsicherheiten ins Herz und vor allem natürlich Lea, die sympathische erfolgreiche Kinderbuchautorin, die mutig ihren eigenen Weg geht.

Handlung und Schreibstil

Schon der Aufbau des Buches ist interessant gewählt, ein Prolog führt den Leser kurz mitten in ein Ereignis, das vor zwölf Jahren stattgefunden hatte. Es folgt Teil 1, der in der knappen Zeitspanne zwischen Montag und Freitag in der Gegenwart spielt. Teil 2 mit den Kapiteln 9 bis 17 zeigt die Jahre dazwischen, wobei unterschiedliche Protagonisten ihre Erlebnisse in der Ich-Form schildern, Teil 3 führt den Leser zurück zum Freitag in der Gegenwart. Ein Prolog schließt die Handlung ab. Diese Einteilung bringt Spannung, langsam fügen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem Ganzen und auch die Antwort auf die Frage, Selbstmord oder Mord, kann lange nur vermutet werden. Als Geschichte in der Geschichte fügt die Autorin Ausschnitte und Bilder aus einem einfühlsamen Kinderbuch ein, „Charlotte Innendrin“, das innere Kind als beste Freundin der kleinen Charlotte. Die Sprache ist modern, mit einer guten Prise Humor und viel positiver Energie.

Fazit

Ein spannender autobiografischer Roman, der den Leser in den Bann zieht. Modern, nachdenklich, kritisch, mit einer guten Spur Romantik ist dies ein perfekter Roman für Frauen, aber kein typischer leichter „Wohlfühlroman“, dafür ist er zu dicht und intensiv.

Weihnachtshaus – Zsuzsa Bánk

AutorZsuzsa Bánk
Verlag edition chrismon
Erscheinungsdatum 1. September 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten112
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3960381518

„Lilli hat damals gesagt, Weihnachten kann nichts dafür, dass alles so gekommen ist, die Kinder können auch nichts dafür, also lass uns feiern, lass uns Weihnachten feiern.“ (Zitat Seite 53)

Inhalt

Vor drei Jahren, am 6. Dezember, hatten sie das Café Lilli eröffnet. Lilli, die ihre Tochter Claire alleine großgezogen hat und die Ich-Erzählerin, deren Ehemann Clemens vor einigen Jahren plötzlich verstorben ist und die nun alleine für ihre beiden Kinder Luis und Elsa sorgt. Sie haben einen gemeinsamen Traum: ein altes, verfallenes Haus im Odenwald, das sie vor Jahren gekauft haben und dort wollen sie irgendwann alle gemeinsam Weihnachten feiern. Noch steht das Haus ohne Dach und ohne Fenster da. Doch in diesem Advent bringt Lillis Vater einen Gast mit ins Café, den Amerikaner Bill. Gerade wieder ruhten die Arbeiten am Haus, Kälte und Bodenfrost. „There’s gotta be a way, Lilli“, sagt Bill, er werde sich um das Haus kümmern.

Thema und Genre

In dieser Geschichte geht es um die bedingungslose Freundschaft zwischen zwei Frauen, um Trauer und Verlust, um Familie und Kinder. Weihnachten ist hier das Symbol für Aufbruch, Träume und Ziele.

Charaktere

Die Ich-Erzählerin, Mutter von zwei Kindern, vermisst ihren früh verstorbenen Ehemann Clemens auch noch nach Jahren. Sie hat Schwierigkeiten, seinen Tod zu akzeptieren. Verlust und Trauer sind ihre Hauptthemen. Das alte Haus im Odenwald bedeutet Hoffnung für sie. Lilli ist die Seele des Cafés und sorgt dafür, dass sich ihre Freundin nicht zu sehr vor dem Leben verschließt.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt in der Adventszeit und wird durch Rückblicke in Form von Erinnerungen ergänzt. Inhaltlich lässt sie sich mit einem Tagebuch vergleichen, in dem die Ich-Erzählerin die kleinen täglichen Erlebnisse aufschreibt, ihre Erinnerungen und die Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Mann Clemens. Die Sprache ist etwas atemlos, man muss sich daran gewöhnen, sie zieht die Leser voran, obwohl man sich lieber Zeit nehmen möchte, die Sätze zu genießen.

Fazit

Das Weihnachtshaus steht für einen Zukunftstraum, ist ein Symbol für Freundschaft, Hoffnung und dafür, dass das Leben auch nach einem schweren Verlust weitergeht. Auch wenn die Handlung vorwiegend im Advent spielt, ist es in meinen Augen genau genommen ein poetisches Tagebuch einer Ich-Erzählerin und keine Weihnachtsgeschichte.

The Ice: Der Kampf um den Nordpol hat begonnen – John Kåre Raake

AutorJohn Kåre Raake
Verlag Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum 16. September 2019
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442489664

„Obwohl Anna nichts entdeckte, hatte sie das starke Gefühl, dass die Gefahr noch nicht gebannt war. Irgendwann würde sie ausgehend von dem, was sie sah, eine Entscheidung treffen müssen.“ (Zitat Seite 129)

Inhalt

Der 1. November 2018, Allerheiligen, auf dem Nordpol. Anna Aune, die ehemalige Elitesoldatin, und der 73-jährigen Wissenschaftler Prof. Daniel Zakariassen sind mit ihrem Luftkissenboot Salvabaa unterwegs, um wichtige Messungen und Untersuchungen der Auswirkungen der Erderwärmung durchzuführen. Plötzlich leuchtet der Himmel rot, ein Notsignal von der nahe gelegenen chinesischen Forschungsstation Eisdrache. Das Wissenschaftlerteam wurde brutal ermordet, doch es gibt zwei Überlebende. Müssen Anna und Daniel nicht nur gegen den tobenden, gefährlichen Schneesturm und die eisige Kälte ankämpfen, sondern auch gegen zwei Mörder?

Thema und Genre

In diesem packenden Thriller geht es um die gewaltigen Ressourcen von unschätzbarem Wert, die noch unter dem Eis des Nordpols ruhen und um den streng geheimen, rücksichtslosen Kampf der Großmächte, die ihren Anspruch auf den Nordpol ausweiten wollen.

Charaktere

Anna Aune hat nach einem einschneidenden Erlebnis bewusst die Rolle der Soldatin hinter sich gelassen, doch in Gefahrensituationen wird sie automatisch wieder zur Elitekämpferin. Flashbacks lassen diese sympathische Protagonistin kaum zur Ruhe kommen, doch ihr Überlebenswille ist stärker. Alle Charaktere sind interessant und facettenreich geschildert, sehr gut beschrieben ist auch die unterschiedliche chinesische Mentalität.

Handlung und Schreibstil

Die aktuelle Handlung auf dem Nordpol findet innerhalb von nur zwei Tagen statt, was sie noch spannender macht. Parallel dazu schildern ebenso packende Rückblenden den letzten Syrien-Einsatz von Anna gegen den IS. Der straffe Schreibstil passt perfekt zu diesem Thriller, die Actionszenen werden durch interessante, lebendige Schilderungen des Nordpolgebietes mit heftigen, extrem kalten Schneestürmen, der wissenschaftlichen Forschungen, aber auch der menschlichen Konfliktsituationen ergänzt.

Fazit

Ein packender Thriller, der unter extremen Bedingungen auf dem Nordpol spielt und eine lange Lesenacht garantiert, denn aus der Hand legen kann man diesen Pageturner nicht.

Der Wolf am Fenster: Eine Weihnachtsgeschichte – Elli H. Radinger

AutorElli H. Radinger
Verlag Aufbau Taschenbuch
Erscheinungsdatum 21. September 2015
FormatTaschenbuch
Seiten160
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3746631691

„Beaver Creek Cabin, südlich von Bozeman, nahe West Yellowstone. Nur mit dem Schneemobil erreichbar. Erbaut um 1900. Ofen, Bett, Matratze, Tisch, Stuhl. Kein Strom oder Wasser. Sehr rustikal. (Zitat Seite 59)

Inhalt

Bald ist Weihnachten und Lindsay Griffin, eine New Yorker Journalistin, hofft auf einen Antrag ihres Freundes Dan Newman. Doch der junge, erfolgreiche Anwalt hat völlig andere Zukunftspläne. Lindsay benötigt dringend Ruhe und Zeit zum Nachdenken und bucht spontan eine einfache, einsame Blockhütte bei West Yellowstone. Am Morgen ihres ersten Tages in der Wildnis trifft sie auf einen großen, schwarzen Wolf, der ihre Hilfe braucht. Brian Johnson, ein Ranger des Forrest Service, hatte ihr am Vortag die Cabin und die Umgebung erklärt, wo es eine alte Rangerstation mit einem Funkgerät für Notfälle gibt. Genau das braucht sie jetzt.

Thema und Genre

In dieser magischen Weihnachtsgeschichte geht es um das Leben in der Natur und vor allem um Wölfe, ihr Verhalten und das teilweise Unverständnis der Menschen. Natürlich ist auch die Liebe ein Thema.

Charaktere

Lindsay muss gerade ihre Zukunft neu planen, sie ist enttäuscht, traurig, aber dennoch positiv und nicht verbittert. Rasch hat sie ihre Angst vor Wölfen überwunden und wird sofort aktiv, als sie die Situation erkennt. Der Wolf wiederum hat gute Gründe, die Menschen zu meiden. Sein feiner Geruchssinn unterscheidet sofort zwischen dunkel, das bedeutet böse, und hell. Lindsay riecht für ihn hell.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln abwechselnd erzählt, einerseits die Geschichte von Lindsay und Brian und andererseits die Geschichte des jungen Wolfes. Weitere Details erfährt der Leser durch Rückblicke in Form von Erinnerungen der einzelnen Protagonisten. Die Handlung selbst dauert nur wenige Tage.

Fazit

Eine magische, leise Weihnachtsgeschichte für verträumte Lesestunden.

Die Weihnachtsgeschwister – Alexa Hennig von Lange

AutorAlexa Hennig von Lange
Verlag DuMont Buchverlag
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten160
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832197759

„Warum mussten sie eigentlich jedes Jahr alle zusammen Weihnachten feiern? Es war doch schon von vornherein klar, dass es wieder schiefgehen würde.“ (Zitat Seite 25)

Inhalt

IWie alle Jahre fahren die Geschwister Tamara, Elisabeth und Ingmar mit ihren Partnern und Kindern zu ihren Eltern, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Wie alle Jahre endet schon das erste Treffen am Abend des 23. Dezember in unerfreulichen Diskussionen und Streit. Besonders Tamara benimmt sich auch beim Frühstück im Hotel am nächsten Morgen eigenartig und auch über den Ablauf der Bescherung am Abend gibt es unterschiedliche Meinungen. So machen sich Tamara, Elisabeth und Ingmar ohne ihre Familien auf den Weg zum Haus ihrer Eltern, um in einem gemeinsamen Gespräch zu versuchen, Lösungen zu finden, wie früher. Doch als sie klingeln, öffnet niemand. Die Eltern sind verschwunden und das wenige Stunden von der geplanten Weihnachtsfeier im Familienkreis.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Familie, um die unterschiedlichen Wege, die Geschwister gehen, wenn sie erwachsen sind. Ein wichtiges Thema sind die Konflikte, die aus dem gesellschaftlichen Zwang von weihnachtlichen Familienfeiern entstehen.

Charaktere

Tamara, Elisabeth und Ingmar sind Geschwister, die sich als Erwachsene voneinander entfernt haben. Die Enttäuschung darüber führt zu Streit, in den auch die jeweiligen Partner und Kinder mit einbezogen werden. Es sind Figuren von nervig bis unangenehm, die sich familiär verpflichtet fühlen, das Fest gemeinsam zu feiern. Besonders Tamara ist eine zutiefst unsympathische Protagonistin. Vielleicht müsste man Geschwister haben, um diese Geschichte besser nachvollziehen zu können, aber eine Schwester wie Tamara, danke nein.

Handlung und Schreibstil

Der Handlungszeitraum umfasst nur zwei Tage, den 23. und 24. Dezember. Rückblenden und Kindheitserinnerungen ergänzen die aktuellen Ereignisse. Der Roman ist in insgesamt sieben Kapitel eingeteilt und die Autorin wählt die personale Erzählform, wobei sie die Sichtweise öfter wechselt.

Fazit

Die „magische Botschaft“, von der auf dem Klappentext die Rede ist, konnte ich in diesem Roman nicht finden. Wenn man es sich mit einer stimmungsvollen Lektüre für die Vorweihnachtszeit gemütlich machen will, ist dieses Buch die falsche Wahl.

Das Mädchen an der Grenze – Thomas Sautner

AutorThomas Sautner
Verlag Aufbau Taschenbuch
Erscheinungsdatum 11. Oktober 2019
FormatTaschenbuch
Seiten149
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3746636504

„Den allerwenigsten gelingt es, freizukommen. Die meisten sind einfach nur sie selbst, bleiben ein Leben lang in sich gefangen.“ (Zitat Seite 67)

Inhalt

Ein altes Zollhaus an der österreichischen Grenze, auf der anderen Seite die Tschechoslowakei. Dort wächst Malina mit ihren Eltern und ihren beiden Schwestern auf. Zum Spielen hatten sie die freie Natur, nur der Grenze durften sie nie zu nahe kommen. Manchmal zerwackelt die Gegenwart um Malina, sie sieht und spürt Dinge und dieses Anderssein macht sie auch in der Familie zu einer Fremden. Nur der Vater versucht, sie zu verstehen und für sie da zu sein.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Grenzen, um reale und symbolische, metaphorische, sowie deren mögliche Überwindung. Auch unterschiedliche philosophische Sichtweisen spielen eine wichtige Rolle.

Charaktere

Die Hauptprotagonistin Malina ist ein besonderes Mädchen. Sie ist phantasievoll und überschreitet nicht nur die reale Grenze zwischen West und Ost, sondern es verschieben sich auch die Grenzen ihrer Wahrnehmung zwischen Wirklichkeit und philosophisch-metaphysischer Parallelwelt.

Handlung und Schreibstil

Der Roman ist in vier Teile gegliedert, diese wiederum in Kapitel. Erzählt wird die Geschichte großteils von Malina. Die Ereignisse finden im Jahr 1989 statt, dem Jahr der Öffnung der Grenzen, was in die Geschichte einfließt. Doch auch die Zeit verwischt sich in diesem Roman zwischen mehreren Ebenen. Die Zeit, die Malina in der Klinik verbringt, scheint sich über das Jetzt von Raum und Zeit auszuweiten, grenzenlos. Ähnlich ausufernd ist auch die Sprache.

Fazit

Ich wollte dieses Buch lesen, da es die Kindheit von Malina, Protagonisten auch im Roman „Großmutters Haus“, schildert. Beides sind eigenständige Romane und die Reihenfolge spielt daher keine Rolle. Dieses Buch hier ist eine magische, philosophische Geschichte zwischen kindlich und surreal. An manchen Stellen war mir die Fülle der Gedanken, Dichte, Wortschöpfungen zu viel und ich habe den Esprit von „Großmutters Haus“ vermisst.

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse – Frida Skybäck

AutorFrida Skybäck
Verlag Insel Verlag
Erscheinungsdatum 29. September 2019
FormatTaschenbuch
Seiten540
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3458364405

„Alles kam ihr seltsam vertraut vor. Gleichzeitig schien es ihr, als wäre sie hundert Jahre in der Zeit zurückgereist.“ (Zitat Seite 28)

Inhalt

Mehr als fünfundzwanzig Jahre lang hat Sara das Riverside Bookshop geführt, nach ihrem Tod erbt es ihre Nichte Charlotte. Doch Charlotte, nach nur wenigen glücklichen Ehejahren plötzlich eine junge Witwe, hat in Schweden ihr eigenes Kosmetik-Unternehmen erfolgreich aufgebaut und so fliegt sie nur nach London, um das Haus samt Buchhandlung so rasch wie möglich zu verkaufen. Diese gemütliche alte Buchhandlung, die beiden engagierten Mitarbeiterinnen und der eigenwillige Kater Tennyson üben sofort eine besondere Anziehungskraft auf Charlotte aus. Auch der verstorbenen Tante Sara fühlt sie sich in dieser Umgebung eigenartig verbunden, obwohl sie diese nie kennengelernt hat, weil ihre Mutter nie über ihre Schwester gesprochen hat. Wird es ihr gelingen, die stark verschuldete Buchhandlung zu retten und vor allem, will sie es überhaupt versuchen?

Thema und Genre

In diesem Wohlfühlroman geht es um eine kleine Buchhandlung in London, um Verlust, Freundschaft, Vertrauen, Familie, ein Familiengeheimnis und Chancen auf einen Neubeginn. Natürlich ist auch die Liebe in unterschiedlichen Facetten ein Thema, und vor allem Literatur und Bücher.

Charaktere

Charlotte Rydberg ist jung, kinderlos und hat den plötzlichen Unfalltod ihres Ehemannes Alex vor einem Jahr noch nicht verarbeitet. Sie ist eine engagierte, erfolgreiche Geschäftsfrau. Dennoch agiert sie immer wieder zögerlich und hält wichtige Fakten vor ihren Angestellten geheim, was wiederum zu Missverständnissen führt. Ihre Selbstzweifel bringen Spannung in die Geschichte, passen aber nicht ganz ins Bild der cleveren Unternehmerin. Sam und Martinique, das Team der Buchhandlung, sind sehr sympathische, in ihrer eigenwilligen Art stimmige Charaktere.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Die aktuelle Handlung spielt in der Jetztzeit in London und betrifft die Situation der Buchhandlung, als Charlotte diese erbt. Sie beginnt Ende August und endet Anfang November. Der zweite Teil betrifft die Charlotte unbekannte Vergangenheit und beschreibt die Jugendjahre von Sara und Kristina, Charlottes Mutter. Beide Handlungsstränge werden abwechselnd in kurzen Kapiteln erzählt, durch Zeitangaben als Kapitelüberschrift ist die Zuordnung einfach.

Der Schreibstil ist dem Genre angepasst, angenehm zu lesen und mischt gekonnt Spannung und interessante Beschreibungen.

Fazit

Ein Wohlfühlroman für entspannte, vergnügte Lesestunden zum Träumen und Abschalten. London als Ort der Handlung ist detailliert und lebendig beschrieben und das Riverside Bookshop möchte man beim Lesen sofort besuchen. Sicher auch ein willkommenes Geschenk für Leserinnen, die gerne Romane über Bücher, Literatur und Buchhandlungen lesen.  

Großmutters Haus – Thomas Sautner

AutorThomas Sautner
Verlag Picus Verlag
Erscheinungsdatum 27. Februar 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten252
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3711720764

„In Großmutters Haus würde ich diese Tür klar vor mir sehen, wissen, dass dahinter die Antworten auf all meine Fragen, auch die noch ungestellten, lägen. Und nichts weiter wäre zu tun, als hindurch zu spazieren, um hinter dieser Tür lächelnd zu erkennen, dass keine einzige Frage mehr nötig war.“ (Zitat Seite 20)

Inhalt

Bücher haben Malina schon immer fasziniert und ihre Berufswahl beeinflusst. Sie war vom Land in die Stadt gezogen, wo sie ein unabhängiges, zurückgezogenes Leben führt. Geld verdient sie mit einer Teilzeitstelle in einer Bücherei, gleichzeitig studiert sie Germanistik und Literaturwissenschaft. Eines Tages erhält sie ein Paket von ihrer Großmutter. Im wahrsten Sinne von der Familie totgeschwiegen, lebt diese, und dies aktiv, lebensfroh und sehr eigenwillig. Malina zieht ihren Urlaub vor und fährt zu der alten Dame, Kristyna-Oma nennt sie sie und hat viele Fragen, an die Oma und an das Universum. Wird sie Antworten finden?

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um eine besondere Beziehung zwischen Enkelin und Großmutter, um Familie und Lebensfreude, um Liebe, Freiheit und die Suche nach dem persönlichen Platz im Leben.

Charaktere

Kristyna lebt in einem alten Haus auf dem Land, irgendwo am Waldrand. Alter ist kein Thema für sie, sie hat ihr Leben immer bunt und nach eigenen Vorstellungen gelebt und dies tut sie auch jetzt noch.

Malina hat ein Verhältnis mit einem älteren, verheirateten Mann und hat vor, diese Beziehung, die im Grunde keine echte Beziehung ist, zu beenden. Die erste Antwort auf ihre Frage über den Sinn des Lebens, die sie ihrer Großmutter stellt, ist ein Joint, eine spezielle Kräutermischung, hergestellt von ihrer Oma. Es warten noch einige Überraschungen auf Malena.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von etwas mehr als zwei Wochen, denn genau zwei Wochen Urlaub hat Malena für den Besuch bei ihrer Großmutter zur Verfügung. Ergänzt durch wenige, erklärende Rückblenden, spielt die Handlung in der Gegenwart, erzählt von Malena in der Ich-Form. Im Mittelpunkt stehen die Gespräche zwischen Enkelin und Großmutter, der ruhige Tagesablauf in Verbindung mit dem Leben in der Natur. Malena fragt nicht nur, sie beobachtet auch und manche Ereignisse haben etwas Magisches. Es ist ein poetisches Buch, erzählt in einer lebendigen Sprache. Man liest die Freude des Autors an Sprachspielereien, die sie seine Schilderungen noch bunter und lebhafter gestalten.

Fazit

Eine poetische, magische und gleichzeitig einfache Geschichte um die Suche nach dem Sinn des Lebens, bunt und üppig erzählt in einer lebhaft-beschreibenden Sprache. Ein Buch für Menschen, die beim Lesen des folgenden Satzes sofort das entsprechende Bild vor Augen haben und jedes einzelne Wort genießen: „Das Auto parkte hinter den Holunderstauden und in der eigenen Staubwolke, die sich zeitverzögert herangewälzt hatte, den Wagen verschlang und nach und nach erst freigab, indem sie, müde und seiner überdrüssig, zu Boden sank.“ (Zitat Seite 149).

Der unsichtbare Roman – Christoph Poschenrieder

AutorChristoph Poschenrieder
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 25. September 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten272
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257070774

„Meyrink fühlt sich erloschen. Der Docht nimmt keine Flamme an. Bis über die Knöchel steht er in abgebrannten Zündhölzern.“ (Zitat Seite 153)

Inhalt

Gustav Meyrink, der bekannte Autor des „Golem“, braucht dringend einen neuen erfolgreichen Roman, um seinen aufwändigen Lebensstil weiterhin finanzieren zu können. Demnächst wird er fünfzig Jahre alt und es fehlen ihm die Ideen für einen neuen Stoff. Als er 1917 vom Auswärtigen Amt in Berlin angefragt wird, ob er eine Auftragsarbeit schreiben will, stimmt er nach kurzem Überlegen zu. Allerdings muss der neue Roman beweisen, dass die Freimaurer am Ausbruch des Ersten Weltkriegs schuld sind. Hier beginnt das Problem für Meyrink, denn trotz der umfangreichen Unterlagen, die er aus Berlin erhält, hat er keine Idee, wie er dies umsetzen soll und er will dieses Buch auch nicht schreiben.

Thema und Genre

Dieser biografische Roman schildert eine spannende, wenig bekannte Episode im Leben des Schriftstellers Gustav Meyrink. Der Autor verknüpft gekonnt Fakten mit der Geschichte und Handlung, die er in seinem Buch erzählt.

Charaktere

Der Schriftsteller Gustav Meyrink, Mitglied in mehreren okkulten Geheimbünden, ist ein unpolitischer Mensch, obwohl er natürlich informiert ist und ein guter Beobachter. Er braucht das Honorar, das ihm von Berlin angeboten wird und geht eine Verpflichtung ein, als er den Vorschuss gegen sein besseres Wissen annimmt. Er kämpft mit dem eigenen Gewissen und dies führt zu einer Schreibblockade. Der Autor hält sich bei der Schilderung des Hauptprotagonisten an die bekannten biografischen Tatsachen, die er in die Problematik seines Romans einbaut.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung erstreckt sich über einen kurzen Zeitraum 1917/1918, und wird durch Rückblenden ergänzt, welche vergangene Ereignisse im Leben Meyrinks schildern, sodass sich für den Leser aus dem Roman auch eine Biografie des Schriftstellers ergibt. Geschrieben in der personalen Erzählperspektive mit Fokus auf den Hauptprotagonisten Meyrink, wechseln die Erinnerungen in die Ich-Form. Ergänzt wird die Handlung durch sachliche Recherchenotizen, welche einzelne Fakten belegen.

Der Roman mischt gekonnt Tatsachen mit Fiktion und als Leser fühlt man sich mitten in den Ereignissen, spürt die Zerrissenheit Meyrinks, aber auch seine humorvoll-kritische Art, das Leben, auch sein eigenes, zu sehen. Genial ist die Lösung, die der Autor als Meyrinks Idee für die Umsetzung dieses problematischen Auftrags anbietet.

Poschenrieders Sprache ist großartig zu lesen, seine Beschreibungen treffen den Punkt, sie malen Bilder und sehen seine Hauptfigur Meyrink mit sachlichem Humor, dessen Zweifel auf Grund des eigenen Verhaltens werden intensiv und nachvollziehbar charakterisiert. Die Schilderung der Schreibblockade zum Beispiel ist Sprachperfektion und Lesegenuss.

Fazit

Ein biografischer Roman, in dessen Mittelpunkt das abwechslungsreiche Leben des Schriftstellers Gustav Meyrink steht und hier vor allem eine politische Auftragsarbeit, die er gegen Ende des Ersten Weltkriegs auf Grund von Geldsorgen angenommen hatte. Eine spannende, sprachlich großartige Mischung aus Fiktion und Fakten.

Besser spät als nie: Eine Liebeserklärung an das Alter – Mechthild Grossmann, Dorothea Wagner

AutorMechthild Grossmann
Dorothea Wagner
Verlag Insel Verlag
Erscheinungsdatum 27. Oktober 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten254
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3458364504

„Ich habe beschlossen, dass in meinem Leben noch etwas Frühling zu sein hat.“ (Zitat Seite 19)

Inhalt

Über ein Jahr lang schrieb Mechthild Grossmann, 79 Jahre alt, gemeinsam mit ihrer Enkelin die „Oma-Kolumne“ in der Süddeutschen Zeitung. Hier sind die Artikel nun in Buchform zu lesen.

Thema und Genre

Es sind kurze Artikel, Essays, über den Alltag im Leben eines älteren Menschen. Mechthild Grossmann macht sich über viele Themen Gedanken, sie erzählt von den angenehmen Seiten des Alters, das ungezwungene Leben in einem nur mehr mit freiwilligen Terminen gefüllten Alltag. Es geht um Familie und Liebe, natürlich sind auch Krankheit, Tod und Abschiede ein Thema. Manche Buchhandlungen führen dieses Buch als Selbsthilfebuch, Lebenshilfebuch, für mich ist es eine Sammlung von Alltagsgeschichten und Gedanken über das Leben in seinen vielen Facetten.

Umsetzung

Mechthild Grossmann lebte ihr Leben als Hausfrau, Mutter, Großmutter, ohne je berufstätig zu sein. In der Kolumne, die sie mit ihrer Enkelin, einer ausgebildeten Journalistin, für die SZ geschrieben hat, setzt sie sich gedanklich und rückblickend mit vielen Stationen ihres Lebens auseinander, lebt die schönen Erinnerungen. Gleichzeitig beschreibt sie ihren aktuellen Alltag als Frau von beinahe achtzig Jahren, die gelernt hat, das Leben zu genießen.

Es geht ihr darum, ihre Erinnerungen zu teilen, um junge Menschen, die selbst Enkel und Enkelinnen sind, anzuregen, mehr mit den eigenen Großeltern zu reden, die Gemeinsamkeiten neu zu entdecken. Ihr Buch soll auch zeigen, dass das Leben in jedem Lebensalter lebenswert ist.

Es sind kurze Artikel, sprachlich eben Kolumnen, einfach und leicht zu lesen. Man hat sich offensichtlich entschieden, für das Buch keine Überarbeitungen in Sinne von Übergängen durchzuführen, sodass zum Beispiel alle Abschnitte über die Alzheimer-Krankheit des Ehemannes mit den selben einleitenden Erklärungen beginnen, was für Zeitungsleser, die vielleicht diese Kolumne nicht immer gelesen haben, wichtig ist, im Buch aber zu einer Betonung des Themas Krankheiten führt, obwohl in einem anderen Artikel die Autorin gerade eben nicht immer nur über Krankheiten reden will. Es dennoch tut, ausführlich über ihre Hüftoperation berichtet.

Wunderbar ist die erste Geschichte im Buch, in der es um einen roten Mantel geht und die Geschichten rund um Weihnachten. Andere dagegen lesen sich für mich eher belehrend, als humorvoll, wie vom Verlag im Klappentext beschieben.

Fazit

Dieses Buch ist eine gebundene Ausgabe von Zeitungskolumnen zu vielen unterschiedlichen Themen des Lebens, mit dem Schwerpunkt Älterwerden. Die Autorin genießt ihr freies Leben als Seniorin und lässt uns Leser daran teilhaben. Ich wollte es auf Grund der Leseprobe, das erste Kapitel im Buch, lesen, denn diese Geschichte rund um einen roten Mantel hat mir sehr gut gefallen, zum bejahend Nicken und Schmunzeln gebracht. Leider reichen die meisten nachfolgenden Kapitel nicht an diese wunderbare erste Geschichte heran.

Novemberschokolade – Ulrike Sosnitza

AutorUlrike Sosnitza
Verlag Heyne Verlag
Erscheinungsdatum 11. Oktober 2016
FormatTaschenbuch
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3453359062

„Mein Traum. Es war ein Risiko gewesen von Anfang an, aber ich wollte so gern meine eigenen Pralinen entwickeln, die Menschen mit ihnen verführen.“ (Zitat Seite 161)

Inhalt

Lea Winter erzeugt in ihrer „Chocolaterie Winter“ in Würzburg hochwertige Pralinen, ihre eigenen Kreationen und sie liebt es, immer neue Köstlichkeiten zu entwickeln. Doch jetzt ist sie schon seit Monaten mit der Miete in Rückstand und wird, wenn kein Wunder geschieht, den Laden schließen müssen. Ihre Mutter hatte ihren Vater verlassen, als Lea ein kleines Kind war und seither verschwunden. Doch plötzlich erkennt Lea auf einem Bild in einer Fachzeitschrift ihre Mutter Anne, die in München für einen berühmten Chocolatier arbeitet. Trotz der Sorgen um ihre Chocolaterie fährt Lea zu ihrer Mutter, um endlich zu erfahren, was damals wirklich geschehen ist.

Thema und Genre

In diesem Frauen-Unterhaltungsroman geht es um eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, um Geheimnisse in der Vergangenheit, die auch die Gegenwart beeinflussen, um Freundschaft, Vertrauen und Liebe und natürlich um köstliche Schokolade.

Charaktere

Schon seit frühester Kindheit begeistert Lea sich für Schokolade und die Herstellung hochwertiger, kreativer Produkte. Die Tatsache, dass ihre Mutter sie vor vielen Jahren verlassen hat, beschäftigt die heute einunddreißigjährige Frau noch immer. Sie liebt ihre Tätigkeit als Chocolatiere, sie ist jedoch keine Geschäftsfrau und trifft manchmal übereilte Entscheidungen. Dennoch ist sie eine mutige Kämpferin und gibt nicht auf.

Anne ist schwer zu durchschauen. Erfolgsgewöhnt und egoistisch, hütet sie ihre Geheimnisse und für sie gibt es immer mehrere Wahrheiten.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird von Lea Winter selbst in der Ich-Form erzählt. Dadurch werden für den Leser auch ihre Zweifel und Gedanken erkennbar, wenn auch nicht immer nachvollziehbar. Die Handlung spielt in Würzburg und München. Der kurze Handlungszeitraum macht die Geschichte spannend. Sehr interessant sind die Schilderungen über die Herstellung von handgearbeiteten Pralinen und Schokoladetrüffeln. Die Sprache ist lebhaft, angenehm flüssig zu lesen und passt zum Genre.

Fazit

Ein Wohlfühlroman, in dessen Mittelpunkt eine ernste Problematik steht, der jedoch durch das zweite Thema Schokolade wieder versüßt und vom Duft nach Zimt, Koriander, Orangen begleitet wird. Perfekt für unterhaltsame, gemütliche Lesestunden, sicher nicht nur im November.

Venedig und die Lagune für Fortgeschrittene – Wolfgang Salomon

AutorWolfgang Salomon
Verlag Styria Verlag
Erscheinungsdatum 13. September 2019
FormatTaschenbuch
Seiten192
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3222136351

„Eine leichte Abendbrise weht den salzigen Duft der Adria über mein kleines Paradies am äußersten Ende des Wellenbrechers, wo sich gerade die Erlebnisse des heutigen Tages sowie der letzten Wochen und Monate, gleich einem Puzzle, zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen.“ (Zitat Seite 9)

Thema und Inhalt

Wie der Titel schon sagt, ist das Thema die Sehnsuchtsstadt Venedig und die sie umgebende Lagune. Aus dem Material, das der Autor zwei Jahre lang auf seinen Touren durch Venedig und die Lagune gesammelt hat, ist nach intensiver Sichtung und Auswahl dieses Buch entstanden. Es führt den Leser in vier unterschiedlichen Touren zu versteckten, auch den Touristenströmen weitgehend unbekannten Orten, Plätzen, Gebäuden. Ausgehend vom Markusplatz, über die Insel Giudecca, über den Lido und Pellestrina bis zu kleinen, verwunschenen Inseln in der Lagune. Stimmungsvolle Fotografien ergänzen dieses einzigartige Buch, das sich wie ein Tagebuch liest, mit Erzählungen zu einzelnen Plätzen, bekannte Situationen, poetisch in Worte gefasst.

Gestaltung und Umsetzung

Eingeteilt ist das Buch in in vier übergeordnete Teile, wobei jeder dieser Teile gleichzeitig eine Tour ist. Jeder Teil ist in Kapitel unterteilt. Die Titelseite enthält die jeweiligen Tour-Highlights und eine Zeitangabe zur Dauer der Tour.

Die erste Tour beginnt auf dem Markusplatz, die zweite führt auf die Insel Giudecca, die dritte hat den berühmten Lido mit dem breiten Sandstrand und Pellestrina zum Thema. Der vierte Teil, Verlassen, Verwunschen und Versunken, handelt von den beinahe vergessenen, einsamen kleinen Inseln der Lagune. Es sind Orte von historischer Bedeutung, wie die Quarantäne-Insel aus der Zeit der Pestepidemie, aber auch mystische Orte mit ihren geheimnisvollen Geschichten.

Die übersichtliche Aufteilung ist sehr gut gelungen und durchdacht. Eigene Geschichten, Stimmungsbilder, in Worte gefasst, als Ergänzung zu den zahlreichen Fotografien wechseln mit Wissenswertem und Zusatzinformationen ab, wobei diese Fachartikel deutlich durch eine andere Schrift, eine alte Proportionalschrift, abgegrenzt und daher sofort erkennbar sind. Die zugrunde liegende Literatur ist am Ende des Buches aufgelistet. Auch diese Zusatzinformationen gehen weit über das bekannte Wissen der üblichen Reiseliteratur hinaus.

Zwischen den einzelnen Geschichten oder auch erklärend zu manchen Fotografien, sind besonders einprägsame Textauszüge als Zitat wiederholt. Ergänzt werden die Schilderungen durch Ausflüge in die frühe oder zeitgeschichtliche Vergangenheit Venedigs, Wissenswertes in Kurzform. Vieles davon wird auch regelmäßigen Venedig-Besuchern noch neu sein. So wie viele der besonderen, oft versteckten Örtlichkeiten, die der Autor erkundet hat und in diesem Buch beschreibt.

Eine Karte am Ende jeder Tour, grafisch sehr ansprechend und einheitlich klar gestaltet, zeigt die Standorte der beschriebenen und nützlichen Adressen, dazu Restauranttips und besondere Geschäfte. Zusätzlich findet sich im Infoteil am Schluss der jeweiligen Tour Wissenswertes zu besonderen Themen, sei es eine Aufstellung der Buchhandlungen in Venedig, oder ergänzende historische Fakten, oder besonders düstere Geschichten zu einzelnen Gebäuden und Örtlichkeiten. Rezepte zu in den Texten erwähnten Speisen runden das Gesamtbild ab.

Fazit

Dieses Buch ist kein Reiseführer, sondern vielmehr eine Begleitlektüre, die man nach Venedig mitnehmen möchte, um immer wieder darin zu schmökern, irgendwo abseits des Trubels auf irgend einer Stufe sitzend. Bis es so weit ist, eignet sich diese literarische Liebeserklärung an Venedig perfekt dazu, wenigstens die Sehnsucht in Gedanken die Reise zu schicken.

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