Venedig: Wintertage in der Serenissima – Wolfgang Salomon

AutorWolfgang Salomon
Verlag Styria Verlag
Erscheinungsdatum 27. September 2021
FormatTaschenbuch
Seiten176
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3222136641

„Im Herbst und im Winter verzaubert Venedig auf ganz besondere Weise und bald lässt sich erahnen, warum diese Stadt Inspiration und Lebensader für Menschen aus aller Welt ist.“ (Zitat Seite 8)

Thema und Inhalt

Dieses Buch des Venedigkenners Wolfgang Salomon führt uns durch die immer noch ruhigen Wintermonate in der großartigen Stadt Venedig. Wir erforschen die Lagunenstadt zur Vorweihnachtszeit, schlendern durch enge Gassen, kleine Plätze abseits der Touristenrouten, erkunden Museen, erleben die Inseln der Lagune und den Lido in den Winterwochen. Ein besonderes Kapitel, „Ein Lagunentrip im Zeichen des Wassers schildert Acqua Bassa, Niedrigwasser, gefrorene Lagunen, vor allem aber auch das stetig wiederkehrende Acqua Alta, das die Plätze und Gassen unter Wasser setzt. Bei den Nachrichten über die Jahrhundertflut im November 2019 hielt es Wolfgang Salomon nicht in Wien, doch ein Schwerpunkt in diesem Buch ist kein Sensationsbericht über die Wassermassen, sondern er schildert eindrücklich den ungebrochenen Mut und Zusammenhalt Menschen, die hier leben „Duri bianchi – Wir geben nicht auf“ (Zitat Seite 145). Gegen Winterende bereitet sich Venedig auf den berühmten, traditionellen Karneval vor, der alle diese Orte wieder mit Menschen füllen wird, wobei sich Einheimische und Touristen mischen.

Gestaltung

In insgesamt sechs Kapiteln, chronologisch wie ein Tagebuch von Oktober bis Februar, beschreibt der Autor Ausflüge zu wenig bekannten Inseln der Lagune, in die Katakomben, Spaziergänge und eine Palazzo-Tour über den Canal Grande mit der Linie 1, vom Lido bis zur Piazzale Roma und daher gegen den Besucherstrom. Alles in dem ihm eigenen Tempo des Genießens, des Erlebens mit allen Sinnen. „Slowtravel“ nennt es der Autor. Die Beiträge sind eine interessante, vielfältige Mischung aus persönlichen Geschichten und Erfahrungen, Alltäglichem, historischen Fakten und Informationen. Viele Fotografien ergänzen die Texte und sie stammen, wie auch das Coverbild, ebenfalls von Wolfgang Salomon.

Als Gastronom weiß der Autor und Fotograf Wolfgang Salomon die Qualität von genussvoll zubereiteten Speisen und lokalen Weine des Veneto zu schätzen und teilt seine kulinarischen Tipps und persönlichen Empfehlungen mit uns, dazu auch seine Playlist, die er eigens für seine Streifzüge während dieser Winterwochen zusammengestellt hat.  

Fazit

Dieses ansprechend gestaltete Buch ist eine wunderbare Schatzkiste voll von Geschichten, Erlebnissen, Informationen, Wissen und Tipps. Ein Kleinod, nicht nur für Menschen, die Venedig noch nicht besucht haben und eine Reise planen, oder sich auf eine Gedankenreise begeben wollen, sondern auch für Venedigkenner, die hier neue Ideen für den nächsten Besuch der Serenissima finden und gleichzeitig auch auf eine Reise der eigenen Erinnerungen geschickt werden. Meine nächste Venedig-Reise – auf jedem Fall im Winter!

Am Anfang war der Beutel – Ursula K. Le Guin

AutorUrsula K. Le Guin
Verlag thinkOya
Erscheinungsdatum März 2020
FormatTaschenbuch
Seiten96
SpracheDeutsch
Übersetzung, VorwortMatthias Fersterer
ISBN-13978-3947296088

„Beim Lesen nehmen wir das auf, was wir aufnehmen können und möchten, nicht das, was mit überwältigender Geschwindigkeit, Unnachgiebigkeit und Lautstärke in uns hineingeschaufelt wird. Beim Lesen einer Geschichte wird mir vielleicht etwas erzählt, aber mir wird nichts angedreht.“ (Zitat aus „Die Gebrauchsanweisung“, Seite 27)

Thema und Inhalt

Diese Sammlung von Essays der bekannten Autorin Ursula K. Le Guin, deren utopische Romane inzwischen zeitlose Klassiker der Literatur sind, trägt den Untertitel „Warum uns Fortschritts-Utopien an den Rand des Abgrunds führten und wie Denken in Rundungen die Grundlage für gutes Leben schafft“. Themen sind Erzählformen des Romans, das Lesen, Gesellschaftskritik, utopische Literatur nicht als Hoffnung auf eine bessere Zukunft, sondern als Schaffung einer überzeugenden Alternativrealität, als Anregung für die Lesenden, über die Möglichkeiten von friedlichen Gesellschaftsstrukturen ohne Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten nachzudenken.

Gestaltung

Neben ihrer bekannten Tragetaschentheorie des Erzählens „The Carrier Bag of Fiction“, erstmals veröffentlicht 1989, finden sich hier noch folgende Essays: „Die Gebrauchsanweisung“, „Ein nicht-euklidischer Blick auf Kalifornien als kalten Tag in spe“, „Ein Kampf ohne Ende“ – eine Zusammenfassung von  Gedankennotizen  zu verschiedenen Themen, „Utopyin, Utopyang“, „Weiterhin verwandt“, und das Gedicht „Unumgrenzt“.

Für Ursula K. Le Guin liegt die positive Zukunft der Menschen nicht im Speer, Sinnbild für den Krieg, sondern im Tragebeutel, in den Gefäßen, mit denen die Nahrung gesammelt und gelagert werden kann, eine Theorie, entwickelt von der US-amerikanischen Journalistin und Autorin Elizabeth Fisher in ihrem Werk „Women’s Creation“. Diese Geschichte, verbunden mit dem Tragebeutel, entwickelt Ursula K. Le Guin weiter in eine Tragetaschentheorie des Erzählens. Ihre eigenen Erfahrungen beim Schreiben ihrer ersten Science-Fiction-Romane beschreibt sie als Sammeln und Herumtragen einer imaginären Tragetasche voller Ideenschnipsel, von kleinen Dingen bis zu Raumschiffen, voll von  den unterschiedlichsten Figuren, Anfängen, Wendungen. „Eingangs habe ich geschrieben, dass es schwierig sei, eine packende Geschichte davon zu erzählen, wie wilden Haferspelzen Haferkörner abgerungen werden – nicht dass es unmöglich sei. Wer hat behauptet, dass es einfach sei, einen Roman zu schreiben?“ (Zitat aus „Die Tragetaschentheorie des Erzählens“, Seite 20)   

So wie in ihren Romanen, finden sich auch in den hier zu lesenden Essays die Grundanliegen und Kernthemen der US-amerikanischen Autorin: friedliches Zusammenleben, Gerechtigkeit und Gleichheit ohne Ausgrenzung und ohne Unterdrückung. Es sind dies zeitlos gültige Aussagen und gerade in unserer Zeit aktuell und lesenswert.

Fazit

Statt einer Begründung, warum man diesen Essayband lesen sollte, ein Zitat aus diesem Buch: „Die Fähigkeit, zu lesen, ist deshalb so wichtig, weil die Literatur die Gebrauchsanweisung ist. Das beste Handbuch, das wir haben. Die hilfreichste Anleitung für das Land, das wir besuchen: das Leben.“ (Zitat aus „Die Gebrauchsanweisung“, Seite 28)

Jahrbuch der Lyrik 2023 – Hrsg. Matthias Kniep und Sonja vom Brocke

HerausgebendeMarrhias Kniep
Sonja vom Brocke
Verlag Schöffling & Co.
Erscheinungsdatum 23. März 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten240
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3895615047

„ich habe einen text geschrieben dessen veröffentlichung / man mir vorschnell aus den händen nimmt / keine empörung / man stellt mich ruhig: ich hätte keine eigene stimme / meine stimme sei kollektivgut“ (einige Zeilen aus „reparatur“, Seite 111)

Thema und Inhalt

Seit 2022 ist Matthias Kniep der Herausgeber des jährlich erscheinenden Jahrbuchs der Lyrik. Diesmal ist seine Mitherausgeberin die Dichterin Sonja vom Brocke. Die hier vorliegende Sammlung umfasst zwölf Kapitel und präsentiert eine Auswahl moderner, deutschsprachiger Lyrik aus mehr als sechshundert eingesandten Gedichten.

Es ist eine weit gefächerte Vielfalt an Themen, Menschen, Beziehungen, Natur, immer verbunden mit Gedanken und Gefühlen, Fragen, Um- und Unterbrüchen, und dem Versuch, den eigenen sprachlichen Ausdruck zu finden, oder neu zu erfinden.

Umsetzung

Diesmal erfolgte die Auswahl zum ersten Mal in einem anonymisierten Verfahren, die Herausgebenden kannten die Namen der Personen nicht, von denen die eingesandten Gedichte stammten. Obwohl die Herausgebenden doch einige Verfasser und Verfasserinnen an der Art ihres Schreibens erkennen konnten, genau gesagt waren es 34 der insgesamt 123 in diesem Buch präsentierten Dichter und Dichterinnen, so beeinflusste dies, wie sie im Nachwort betonen, ihre Entscheidungen nicht. Eine Ausnahme bilden nur die im Kapitel XII zu lesenden Gedichte, da diese von 2022 verstorbenen Schriftstellern stammen. Es sind dies die einzigen Gedichte, die über dem Titel auch den jeweiligen Namen zeigen, alle anderen Gedichte scheinen nur mit dem Titel im Buch auf. Wer wissen will, von wem die Gedichte stammen, findet am Buchende, nach dem Nachwort der Herausgebenden, ein komplettes Inhaltsverzeichnis, gefolgt von kurzen Angaben zur Person der alphabetisch gereihten Namen der Autoren und Autorinnen.  

Fazit

Ein Gedicht ist immer auch die kürzeste Form einer Geschichte, die mit diesen wenigen Worten erzählt wird und die eigenen Gedanken und Gedankenbilder anregt. Diese Leseerfahrung teilte sich mir in nicht allen der hier präsentierten Gedichte mit, manchmal steht für mich das vielfältige Spiel der Sprache sehr gewollt im Vordergrund, Lücken und Gedankensprünge machen die Texte durch ihre Unruhe schwer fassbar. Dennoch, oder gerade deshalb, ist das Jahrbuch der Lyrik 2023 ein interessanter Wegweiser durch die vielen neuen, auch experimentellen, Ausdrucksformen der deutschsprachigen Lyrik.

Eine Frage der Chemie / Lessons in Chemistry – Bonnie Garmus

AutorBonnie Garmus
Verlag HörbucHHamburg HHV
PublisherPenguin Random House
Erscheinungsdatum 31. März 2022 – 2 March 2023
FormatAudible and Paperback
SeitenPaperback 400 pages
SpracheDeutsch – English
ErzählerinLuise Helm
ASINB09V5N7C74
ISBN-13978-1804990926

„Chemie ist untrennbar mit dem Leben verbunden, Chemie ist per definitionem Leben. Aber genau wie Ihre Pastete braucht das Leben ein starkes Fundament. In Ihrer Küche sind Sie das Fundament.“ (Zitat Kapitel 29, Hörbuch)

„Chemistry is inseparable from life – by its very definition, chemistry is life. But like your pie, life requires a strong base. In your home, you are that base.” (Zitat aus der englischen Print-Ausgabe, Seite 258)

Inhalt

Elizabeth Zott eine hochbegabte Chemikerin, doch in den 1950er Jahren ist auch das Hastings Research Institut weit davon entfernt, Frauen in der Wissenschaft anzuerkennen. Sie hatten zu Hause zu sein und Kinder zu bekommen, statt neue Bereiche der Chemie zu erforschen, von denen die meisten ihrer männlichen Kollegen ohnedies weniger verstanden, als Elisabeth Zott. Mit einer Ausnahme, Calvin Evans, ein brillanter Nobelpreiskandidat. Bald  verbindet sie nicht nur die Chemie der Wissenschaft. Doch das Jahr 1961 verändert alles. Elisabeth hat ihren Job im Hastings Institut verloren. Als ihr eine Sendung im Nachmittagsprogramm eines Fernsehsenders angeboten wird, genau genommen, eine Kochsendung, sagt sie zu. Kochen ist schließlich auch Chemie und gleichzeitig mit diesen neuen Erkenntnissen lernen begeistert zusehende Hausfrauen in dieser Sendung, dass es Zeit ist, an sich selbst und die eigenen Fähigkeiten zu glauben.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die Situation der Frauen in den 1950er und 1960er Jahren, um die Erkenntnis der eigenen Fähigkeiten in einer von Männern dominierten Welt. Themen sind Familie, Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt, aber auch Verlust, Trauer, Schicksal. Natürlich geht es auch um Wissenschaft, Forschung und die Chemie, der wir überall im täglichen Leben begegnen.

Charaktere

Elisabeth Zott ist in ihrer brillanten Logik und Geradlinigkeit für ihre Umwelt nicht immer einfach. Doch wir schließen sie mit einem Schmunzeln sofort in unser Leserinnenherz. Neben ihr treffen wir in diesem Roman auf weitere Charktere, authentisch, mutig und jede ist auf ihre Art besonders.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird chronologisch erzählt und durch Rückblenden ergänzt. Einfühlsam schildert die Autorin das Leben von Elisabeth Zott mit seinen täglichen Herausforderungen, manche unterhaltsam, andere sehr traurig und prägend. Doch nicht nur eine Reihe von Menschen kümmert sich um Elisabeth Zott, sondern auch ihr Hund Halbsieben, im englischen Original Six-Thirty versteht eine Menge vom Leben und „seinen“ Menschen, um die er sich kümmert. Luise Helm ist eine wunderbare Erzählerin und liest dieses Buch mit ihre ruhigen, eindrücklichen Stimme, die perfekt zu dieser Geschichte passt.

Fazit

Eine charmante, sehr kluge, unterhaltsame, aber nie seichte, Geschichte. Ich habe sie teilweise gehört, teilweise das englische Taschenbuch gelesen und beides ist ein großartiges Hör- und Leseerlebnis.

Tochter einer leuchtenden Stadt – Defne Suman

AutorDefne Suman
Verlag List Hardcover
Erscheinungsdatum 30. März 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten496
SpracheDeutsch
ÜbersetzerGerhard Meier
ISBN-13978-3471360552

„Seit Anbeginn hat der Mensch etwas erschaffen und zugleich Krieg geführt. Was heute dir gehört, gehörte gestern einem anderen, und morgen wird es wieder ein anderer bekommen.“ (Zitat Pos. 3393)

Inhalt

An diesem Tag im September 1905 kommt der Inder Avinash Pillai, ein britischer Spion, zum ersten Mal in die blühende Metropole und lebhafte Hafenstadt Smyrna, das heutige Izmir. Als er an Bord des Passagierschiffes Afrodit gerade den Sonnenuntergang über der Stadt bewundert, ahnt er nicht, was ihn eines Tages mit dem Mädchen verbindet, das an genau diesem Tag geboren wird. Dieses Geheimnis enthüllt sich ihm Jahre später durch Zufall, als er ein altes Foto sieht, während er an diesem Septembertag 1922, wieder an Bord eines Schiffes, einen letzten Blick auf die brennende Stadt wirft. Das Mädchen selbst entkommt den Flammen und wird von einer türkischen Familie gerettet. Gebannt lauscht auch sie den Geschichten der Romni Yasemin, ohne zu ahnen, dass eine dieser Geschichten auch sie betrifft.

Thema und Genre

In diesem Frauen- und Generationenroman geht es um den Untergang der weltoffenen, multiethnischen Stadt Smyrna, türkisch Izmir, als Folge eines Großbrandes am 13. September 1922, am Ende des Griechisch-Türkischen Krieges. Themen sind die gesellschaftliche Stellung der Frauen im Smyrna des frühen 20. Jahrhunderts, Traditionen, Familie und natürlich die Liebe.

Charaktere

Im Mittelpunkt des Romans stehen Frauen aus vier unterschiedlichen Kulturkreisen: levantinisch, griechisch, türkisch und armenisch, denn es sind die Frauen, die im Hintergrund, aber selbstbewusst auch im Vordergrund, die Geschicke ihrer Familien bestimmen.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird abwechselnd in mehreren Erzählsträngen geschildert, die zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Das vor dem Feuer gerettete Mädchen wird von seiner neuen Familie Scheherezade genannt und sie ist es, die später diese Geschichte aufschreibt, daher wird ein Teil in der Ich-Form geschildert, der Großteil des Romans jedoch in der personalen Erzählform. Die jeweiligen Zeitangaben finden sich manchmal im Text der einzelnen Kapitel und Abschnitte, sind aber sehr ungenau gehalten. Hier hätte ich mir präzisere Angaben gewünscht, auch eine genauere Einbindung der historischen Fakten. Insgesamt ist es eine unruhige Erzählform und für mich waren die „Hints“, also Andeutungen, Hinweise auf zukünftige Ereignisse, zu viel. Die Sprache beeindruckt bei den Schilderungen der Stadt, der Menschen, des Alltagslebens, der Stimmungen und ihrer Gefühle, wird jedoch überbordend bei den Beschreibungen einzelner Szenen während des großen Feuers.

Fazit

Die Idee hinter dem Roman, der Plot in Verbindung mit den bekannten historischen Tatsachen, hatten mich neugierig gemacht. Leider konnte mich die Autorin nicht vollkommen überzeugen, sie bleibt sowohl bei der Handlung, als auch bei den Figuren, der Problematik, den Konflikten an der Oberfläche, die geschichtlichen Hintergründe werden nur gestreift. So wurde daraus ein weiterer Frauenroman mit historischem Hintergrund, ein Genre, das sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreut. Wer nicht mehr erwartet, wird auch dieses Buch sehr gerne lesen.

Das russische Testament – Shumona Sinha

AutorShumona Sinha
Verlag Edition Nautilus
Erscheinungsdatum 6. September 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten184
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinLena Müller
ISBN-13978-3960542605

„Sie entdeckte die aufregende Grenze zwischen Wirklichkeit und Erfindung, zwischen dem, was geschrieben steht und dem, was noch geschrieben werden wird, die Lust am Unvollendeten.“ (Zitat Seite 33)

Inhalt

Tanias Vater ist Buchhändler in Kalkutta und verkauft internationale Literatur, die ins Bengali übersetzt worden war. Da ihre Mutter sie ablehnt, zieht sich Tania schon in ihrer Kindheit in die Welt der Bücher zurück. Immer wieder sind es Bücher von russischen Autoren und in jedem der Bücher findet sie die Adresse der Verlage Raduga und Progress, Subowski Bulvar, Moskau. Als Studentin beginnt Tania mit genauen Recherchen auf den Spuren des Raduga Verlages und des Verlegers und Schriftstellers Lew Kljatschko. Am Institut für russische Sprache und Literatur lernt sie Russisch und schreibt einen Brief an die Adresse des Verlages. Doch der Verlag musste schon 1930 unter Stalin schließen, Lew Kljatschko starb nur wenige Jahre später. Der Brief jedoch gelangt nach Boston, zur Enkelin des Verlegers. Diese schickt den Brief weiter an ihre Großmutter Adel, die in einem Altersheim in St. Petersburg lebt. „Ich weiß nicht, wie mich diese junge Frau ausfindig gemacht hat. Ich bin erstaunt über die Entschlossenheit, mit der sie über drei Kontinente hinweg die unsichtbaren und meist längst vergessenen Punkte verbunden hat.“ (Zitat Seite 11, 12)

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Unterdrückung, Politik und den Wunsch nach Freiheit gegen alle Widerstände. Vor allem jedoch geht es um Bücher und die Kraft der Literatur.

Charaktere

Zwei Frauen und ein Mann: was sie trennt ist mehr als ein halbes Jahrhundert und mehr als sechstausend Kilometer Luftlinie. Auch die unterschiedlichen, persönlichen Erfahrungen mit der Ideologie des Kommunismus trennen die Welten dieser Menschen, denn Adels freidenkender Vater riskierte unter der Zensur und den Bespitzelungen der Stalinzeit sein Leben, Tania dagegen schloss sich als junge Studentin in Kalkutta den Aktivisten der kommunistischen Studentenbewegung an. Was sie eint, sind Bücher, die Liebe zur Literatur, Maxim Gorki und die Suche nach einem freien, selbstbestimmten Leben.

Handlung und Schreibstil

Dieser Roman erzählt zwei voneinander unabhängige Geschichten. Eine Geschichte schildert die Kindheit und Jugend Tanias in den 1980er Jahren in Kalkutta, die personale Erzählform stellt Tania in den Mittelpunkt. In der zweiten Geschichte schildert die Russin Adel Kljatschko als Ich-Erzählerin ihr Leben, vor allem jedoch ihre Erinnerungen, in deren Mittelpunkt die Geschichte ihres Vaters steht. Die Sprache der Autorin ist lebhaft, eindrucksvoll und präzise.

Fazit

Eine ungewöhnliche Geschichte, getrennt durch ein halbes Jahrhundert und mehr als sechstausend Kilometer, verbunden durch die Liebe zur Literatur und den Wunsch nach persönlicher Freiheit.

Melody – Martin Suter

AutorMartin Suter
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 22. März 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257072341

„Ich habe mein ganzes Leben versucht, der Welt ein bestimmtes Bild von mir zu vermitteln.  Ihre Aufgabe besteht darin, dieses auch für die Nachwelt zu bewahren.“ (Zitat Seite 26)

Inhalt

Für Tom Elmer, dreißig Jahre alt, zwei Master-of-Law-Abschlüsse, ist dieser Job ein Glücksfall, großzügige Bedingungen, ein Jahresvertrag. Dr. Peter Stotz, geboren 1938, ehemaliger Politiker mit Sitz in den Verwaltungsräten von Banken und Großkonzernen,  einflussreich, erfolgreich, Kunstmäzen, sucht jemanden mit juristischen Kenntnissen und Sichtung des umfangreichen Archivs eines ganzen Lebens und die Ordnung seines Nachlasses. Bald ist Tom klar, dass es Peter Stotz vor allem darum geht zu erzählen und jemanden zu haben, der zuhört, bei den gemeinsamen Mahlzeiten und an den langen Abenden, denn Tom wohnt in der Villa. Alle Erinnerungen von Peter Stotz drehen sich um ein Thema: Melody Alaouni, die Liebe seines Lebens, die drei Tage vor der Trauung spurlos verschwunden ist. Dies ist nun über vierzig Jahre her, doch wie schon auf der Fassade der Villa in vergoldeten Lettern zu lesen ist: Tempus fugit, amor manet.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Sein und Schein, das eigene Leben und die Erinnerungen zwischen Fakten und Fiktion, um den Wunsch, das während langer Jahre der Öffentlichkeit präsentierte Bild auch zu bewahren. Es geht um Liebe, Beziehungen in vielen Facetten und Bedeutungen, um die unterschiedlichen Formen von Wahrheit.

Charaktere

Martin Suter ist ein Meister der leisen Zwischentöne in den Eigenheiten und Befindlichkeiten seiner Figuren. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen drei unterschiedliche Charaktere: Peter Stotz, schwer krank, der auch nach über vierzig Jahren die Erinnerungen an die Liebe seines Lebens pflegt. Tom Elmer ist neugierig, wenn auch mit der Verschwiegenheit eines Anwalts, und das Rätsel um das Verschwinden der jungen Frau wird für ihn zu einer Aufgabe, die er lösen will. Der dritten Hauptfigur, Melody,  begegnen wir nur auf den vielen Porträts, die an den Wänden der Villa hängen, und in Peters Erzählungen. „Das Porträt einer jungen Frau. Sie saß in einem Polstersessel vor einer Bücherwand, hatte ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß und sah fragend auf, als wäre sie vom Betrachter gestört worden.“ (Zitat Seite 17)

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in zwei unterschiedlichen Erzählperspektiven geschildert. In der aktuellen Zeit steht Tom Elmer im personalen Mittelpunkt. Die Vergangenheit, besonders seine Zeit mit Melody und die nachfolgenden Jahre der Suche nach ihr erzählt Peter Stotz als Ich-Erzähler in den vielen langen Gesprächen mit Tom. Dies macht die spannende Geschichte noch abwechslungsreicher und lässt uns Lesenden auch Raum für eigene Überlegungen, denn gerade Geschichten, selbst erzählt von dem, der sie erlebt hat, lassen viel Spielraum für Interpretationen und Varianten. Wer schon Romane von Martin Suter gelesen hat weiß, dass es bei diesem Autor nie nur eine Wahrheit gibt, und auch Offensichtliches plötzlich Überraschungen birgt. Die Sprache erzählt gekonnt und elegant, mit vielen feinen Nuancen.

Fazit

Kurz gesagt, dieser Roman beinhaltet alles, was man sich von einer anregenden, spannenden, unterhaltsamen Lektüre erhofft, eine überzeugende Geschichte, facettenreiche Figuren und interessante Themen zum Nachdenken.  

Karpathia – Mathias Menegoz

AutorMathias Menegoz
Verlag Frankfurter Verlagsanstalt
Erscheinungsdatum 30. August 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten680
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinSina de Malafosse
ISBN-13978-3627002381

„Außerhalb des Fürstentums Transsilvanien hinterließ das Geschehnis nur in den seltsamen Berichten Spuren, die von Klausenburg nach Wien geschickt wurden und, weit im Osten, in den noch seltsameren Berichten der zaristischen Geheimdienste.“ (Zitat Seite 623)

Inhalt

Hauptmann Graf Alexander Korvanyi sieht das Duell, das er beinahe mit Absicht provoziert, als perfekte Möglichkeit, die kaiserliche Armee in Ehren verlassen zu können. Denn schon als er Cara von Amprecht kennengelernt hatte, hatte ihm diese erklärt, sie würde niemals eine Offiziersgattin in dauernd wechselnden Garnisonen werden. Nun jedoch nimmt sie seinen Antrag an. Die freiheitsliebende Cara ist froh, den strengen Regeln der Wiener Gesellschaft zu entkommen und freut sich auf den Neubeginn, auf dieses Abenteuer, als Alexanders Ehefrau mit ihm auf seiner Burg inmitten der weitläufigen Ländereien in der wilden Korvanya in Transsilvanien zu leben. Doch der junge Graf kennt diesen weithin unbekannten Teil des habsburgischen Reiches nur aus den Familiengeschichten. Niemand hatte das junge Paar auf die Realität vorbereitet. 1784 war ein blutiger Aufstand der Walachen von den adeligen Magyaren ebenso blutig niedergeschlagen worden. Die Leibeigenschaft auf Alexanders Gütern, der bewusst geschürte Aberglaube an Vampire und die Armut der Menschen machen das Zusammenleben von Magyaren, Siebenbürger Sachsen und Walachen auch jetzt, im Jahr 1833, unberechenbar, eine trügerischen Ruhe vor einem gefährlichen Sturm, der jederzeit ausbrechen kann.

Thema und Genre

Dieser historische Abenteuerroman spielt während der österreichischen Kaiserzeit im weit von Wien entfernten Fürstentum Transsilvanien. Ein buntes, unterschiedliches und untereinander verfeindetes Völkergemisch, die gesellschaftliche Hierarchie, aber auch die Lebensumstände der armen Bauern, die vom magyarischen Adel aus selbstverständlich angesehene Leibeigenschaft sind die Kernthemen dieser Geschichte. Natürlich geht es auch um gefährliche Abenteuer, Ehre, Verrat und mutige Einzelkämpfer. Obwohl auch Vlad, Aberglaube und die Furcht vor Vampiren Themen sind, ist dies kein typischer Vampirroman.

Charaktere

Dieser Roman überzeugt durch die vielen unterschiedlichen Figuren, auf die wir im Laufe der Geschichte treffen. Ihre Eigenheiten und Charaktere zeigen auch im historisch realen Kontext, wie gut der Autor recherchiert hat.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt im Jahr 1833, ergänzende Details aus der historischen Vorgeschichte werden in erinnerten Gesprächen geschildert. Die Handlung verläuft chronologisch, rasant und abwechslungsreich, was aus diesem Buch einen packenden Abenteuerroman macht. Gleichzeitig sorgen die interessanten Schilderungen der rauen Landschaft, der Lebensumstände der unterschiedlichen Völker, die damals in Transsilvanien lebten, und auch der kritische Blick auf die in dieser Zeit selbstverständlichen Herrschaftsverhältnisse innerhalb der Gesellschaftskreise dafür, dass dieser Roman wesentlich mehr ist, als nur eine Abenteuergeschichte. Auch die lebhafte, vielseitige Erzählsprache, die sich sogar die Zeit nimmt, die Kampfszenen episch und bildintensiv zu beschreiben, überzeugt.

Fazit

Ein facettenreiches, interessantes Bild dieser Zeit, ein historischer Abenteuerroman, den man mit Spannung und Vergnügen liest

Ein Vogelruf trägt Fensterlicht: Gedichte – Christine Langer

AutorChristine Langer
NachwortMirko Bonné
Verlag Alfred Kröner Verlag-
Edition Klöpfer
Erscheinungsdatum 17. März 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten104
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3520765017

„Den Schatten, die nunmehr alle Winkel schlucken, / Stelle ich einen Zeilenanfang entgegen. / Das Gegenteil von Verzicht? / Das Licht fällt ein, bricht sich / Im Fensterglas“ (Zitat aus „Innere Ordnung“, Seite 13)

Inhalt

Dieser Gedichtband ist in fünf Abschnitte geteilt, jeder trägt als Überschrift einen vertiefenden Gedanken, ein einleitendes Gedicht, bereits auf die Themen der nachfolgenden Gedichte verweisend. Auch diese poetische Einleitung öffnet schon ein eigenes Gedankenbild. „Doch auch, wenn du Gedanken vorauseilst, / Ziehst du deinen Körper hinter dir her“ (Titel Abschnitt III., Seite 41)  

Themen und Sprache

Jedes der Gedichte der Abschnitte I bis IV ist eine poetische Momentaufnahme, ein Dialog mit der Natur, mit dem Umfeld, mit einer Situation an irgend einem Tag. Daraus ergeben sich Fragen, Gedanken, Erinnerungen, Ausblicke oder auch Schlussforderungen für diesen einen, speziellen Moment. Manchmal wendet sich das lyrische Ich in seinem Dialog auch an ein fiktives Du. Die Sprache malt und vertieft die Farben der Natur, das Gelb des Rapsfeldes, immer wieder das Grün der Blätter, der Bäume. Bewegung bringen die Wolken und das Blau des Himmels, auch noch in der Dämmerung „Ins Blau fallende Sterne“ (Zitat Seite 8, aus Tage wie dieser). Immer wieder finden wir das Kernthema, Licht und Schatten, Schatten und Licht. Der Abschnitt V. trägt die Überschrift „Traumnuancen – Übungen im poetischen Sprechen“. Hier führt uns Christine Langer in vierzig unterschiedlichen Eindrücken, Beobachtungen, Gedankenflügen durch den Tag, immer in Bewegung, Leichtigkeit in Worte gefasst, in poetische, eindrückliche Bilder zum Nachfühlen, Mitempfinden, Mitdenken. Ein ebenfalls poetisches, interessantes Nachwort des Schriftstellers Mirko Bonné lädt am Ende dieses Gedichtbandes nochmals zum Nachdenken ein.

Fazit

„Schließ die Augen, ich lese dich auf“ (aus Traumnuancen 11, Seite 75). Dieser einfache Satz beschreibt besser als noch mehr Worte von mir, warum es immer wieder ein Erlebnis ist, Lyrik zu lesen. Es sind die Phantasie, Schönheit und innere Ruheräume, die wir in den mit leiser, poetischer Sprache eindrücklich gemalten Gedankenbildern finden.

Das Schloss der Schriftsteller: Nürnberg ’46 – Uwe Neumahr

AutorUwe Neumahr
Verlag C.H.Beck
Erscheinungsdatum 23. Februar 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3406791451

„Bis heute waren wohl nie mehr so viele prominente Schriftsteller aus aller Welt unter einem Dach versammelt wie zu dieser „Stunde null“ auf Schloss Faber-Castell, als Weltliteratur auf Weltgeschichte traf.“ (Zitat Seite 9)

Thema und Inhalt

Der erste und Hauptprozess der Nürnberger Prozesse fand vom 20. November 1945 bis zur Urteilsverkündung am 1. Oktober 1946 vor dem Internationalen Militärgerichtshof statt, der im Justizpalast in Nürnberg tagte. Dies brachte auch viele bekannte Journalisten und Journalistinnen, Schriftsteller und Schriftstellerinnen nach Nürnberg, die für Zeitungen, Agenturen und Nachrichtensender berichten sollten. Die internationale Presse war im Schloss Faber-Castell untergebracht, wobei die Arbeitsbedingungen auf so engem Raum schwierig waren, dennoch verbanden sich in diesem Press Camp, das bis 1949 bestanden hat, journalistische Tätigkeit mit künstlerischer Kreativität. Darüber berichtet dieses Buch.

Umsetzung

Es sind viele prominente Namen, die sich hier einfinden, aufeinander treffen und in jedem der vierzehn Kapitel dieses Buches steht eine dieser bekannten Persönlichkeiten im Mittelpunkt, chronologisch geordnet nach dem Zeitablauf des Prozesses und gleichzeitig der Anwesenheit der betreffenden Persönlichkeit.

Es geht um die Frage, wie dieses Unfassbare geschehen konnte, wie die Angeklagten sich zu verteidigen versuchten. Vor allem jedoch geht es hier um die Frage, wie sehr die Teilnahme an den Prozessen die Personen veränderte, und ob es überhaupt möglich war, die Sprachlosigkeit angesichts dieser Verbrechen in Worte zu fassen, literarisch begreifbar zu machen. Nicht nur der fachliche Hintergrund, ob Journalist, Journalistin, oder Schriftsteller, Schriftstellerin, macht einen Unterschied in der jeweiligen Berichterstattung, sondern auch die politische Einstellung, die Nationalität, eigene Erfahrungen in Deutschland und im Exil. Ähnlich unterschiedlich sind auch die Ansichten über Schuld, Sühne, Gerechtigkeit. Manchmal spalten diese Überzeugungen sogar Familien, wie wir am Beispiel Golo und Erika Mann lesen können. Biografische Hintergründe und zusätzliche Informationen, Hinweise auf literarische Werke, Beschreibungen der Befindlichkeiten in dieser Zeit der gemeinsamen Isolation ergänzen jedes Kapitel. Am Ende des Buches finden sich die Anmerkungen zu den Fußnoten, ein ausführliches Literaturverzeichnis, Bildnachweis und Personenregister.

Fazit

Es sind große Namen, denen wir in diesem Buch begegnen, und so ist diese facettenreiche Chronologie des Ablaufs des Prozesses in Nürnberg vor allem eine bei aller Knappheit der Seiten jedes Kapitels interessante Biografie der einzelnen Persönlichkeiten mit Details aus dem jeweiligen Leben, besonders im Zusammenhang mit diesen Tagen in Nürnberg. Diese Herangehensweise an die Thematik und Umsetzung, in Verbindung mit der umfassenden Recherche, beginnend bei der Broschüre „Das Bleistiftschloss als Press Camp“ von Steffen Radlmaier, herausgebracht am 70. Jahrestag des Beginns der Nürnberger Prozesse, machen aus diesem Sachbuch eine interessante, spannende, bewegende und beeindruckende Lektüre.

Lichte Horizonte – Daniela Engist

AutorDaniela Engist
Verlag Alfred Kröner Verlag-Edition Klöpfer
Erscheinungsdatum 23. März 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten 208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3520750013

„Wenn man nicht gerne fängt und nicht gerne gefangen wird, ist man dann nicht furchtbar allein? Aber wie allein ist man erst, wenn man dasteht und wartet!“ (Zitat Seite 131)

Inhalt

Anne ist als Autorin zu diesem Festival-Wochenende eingeladen, Stéphane als Musiker, sie treffen einander beim gemeinsamen Frühstück der Teilnehmer. Ein Gespräch, gegenseitige Anziehung und in Annes Gedanken bereits ein „was wäre, wenn“. Sie schreiben einander Emails, öffnen sich in dieser Virtualität gegenseitig, schreiben über ihre Gedanken und Wünsche. Doch beide haben Familie und beide sind sich darüber einig, dass sie nicht aus ihrem gewohnten Leben ausbrechen wollen. Dies wird Anne besonders deutlich, als Stéphane ihr schon am Beginn der Weihnachtstage schreibt, er werde ihr während der Feiertage nicht schreiben können. Als tatsächlich keine Emails von Stéphane eintreffen, ist Anne traurig und gereizt. Doch dann, zwei Tage vor Jahresende, beginnt sie zu schreiben, keine Emails, sondern an ihrem neuen Buch. Es würde wieder nicht das Buch zum Thema Geschwister werden, das sie schreiben wollte, sondern ein ganz anderes. Es wird eine Reise in der Vergangenheit, auf der Suche, wer sie damals war, wer sie heute ist.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um das Leben einer Frau, irgendwo zwischen Mitte und Ende Vierzig. Zwischen ihren Erinnerungen, ihrer nach mehr als zwanzig Jahren im Alltag festgefahrenen Ehe und der Sehnsucht nach Stéphane will sie schreibend herausfinden, wer sie heute ist und ob sie immer noch die ist, die sie sein will. Gleichzeitig handelt diese Geschichte auch vom Entstehen eines Romans.

Charaktere

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Anne, Ehefrau, Mutter, Schriftstellerin. So wie sie sich beim Schreiben ihres neuen Romans fragt, wie viel sie von sich selbst preisgeben will und wie viel verbergen, fragt sie sich auch, ob der Zauber ihrer Emails mit Stéphane nur in der Phantasie und dem Traum von einer möglichen Realität besteht und ob dies genug sein kann. Stéphane möchte nicht ein einer Geschichte vorkommen, er schreibt, so sagt er, seine Chansons auch nicht nach der Wirklichkeit.

Handlung und Schreibstil

Anne ist die Ich-Erzählerin. Sie erzählt uns die Geschichte dieser Tage im Dezember und Januar, verbindet diese jedoch mit vielen Erinnerungen, weit zurück in ihre Jugend, die erste Liebe, ihre Beziehungen und das Scheitern derselben. Sie schreibt über ihre Wünsche und Träume, über die frühe Zeit ihrer Ehe mit Alexander, mit dem sie inzwischen mehr als zwanzig Jahre verheiratet ist. Gleichzeitig jedoch bindet sie uns in den Schreibprozess ein, eine Geschichte in der Geschichte, denn wir erleben fiktiv, wie das vorliegende Buch geschrieben wird. Die Sprache ist klar, dennoch intensiv, und passt zu dieser Geschichte mit ihren Unterbrüche, im dauernden Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Drei große Abschnitte tragen den Titel Anlaufen – Abspringen – Aufkommen. Am Ende des Buches finden sich einige kurze, ergänzende Texte.

Fazit

Eine facettenreiche Geschichte, die gekonnt auch das Schreiben einer Geschichte selbst in die Handlung einbindet, so mit den Handlungen und Möglichkeiten spielt und uns viel Raum für eigene Gedanken lässt.

Lichte Tage – Sarah Winman

AutorSarah Winman
Verlag Klett-Cotta
Erscheinungsdatum 18. Februar 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten240
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinElina Baumbach
ISBN-13978-3608980875

„Ich weiß noch, dass ich dachte, wie grausam es sei, dass unsere Pläne irgendwo da draußen immer noch existierten. Eine andere Version der Zukunft, irgendwo da draußen, in immerwährendem Umlauf.“ (Zitat Seite 153)

Inhalt

Das Tombola-Los von Dora Judd ist das erste Gewinnlos und sie darf sich ihren Gewinn aussuchen. Ihr Mann Leonard will, dass sie die Flasche Scotch nimmt, doch sie hat sich längst für das Bild entschieden: eine Kopie von Van Goghs berühmten Sonnenblumen. Für sie wird dieses Bild zum Fenster, einem sonnigen Fenster als Symbol für ihre unerfüllten Träume von Schönheit, Licht, Freiheit und Kunst.

Doras Sohn Ellis und Michael sind Freunde, seit sie sich, zwölf Jahre alt, im Januar 1963 das erste Mal trafen. Damals kam Michael nach Oxford, um hier bei seiner Großmutter zu leben. Auch Ellis und Michael prägt die Sehnsucht nach Freiheit und Sonne. Im August 1969 reisen sie nach Frankreich und während der letzten Urlaubstage beginnen sie zu überlegen, was wäre, wenn – wenn sie einfach blieben.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Sehnsüchte und Träume, die nicht gelebt werden, um Freundschaft, Verlust, den Wunsch nach Freiheit und um die Liebe. Es ist eine Geschichte über das Leben und die Aufgaben, vor die es uns stellt, doch „Manchmal macht das Leben Fehler.“ (Zitat Seite 94)

Charaktere

Ellis ist ein begabter Zeichner, aber er beugt sich dem Druck seines Vaters und beginnt eine Ausbildung in der nahen Autofabrik, es fehlt ihm der Mut, sich zu widersetzen. Auch Michael hat Träume und muss erkennen, dass es Träume bleiben werden. Dieses Wissen prägt sein Leben.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung wird zwar fortlaufend erzählt, doch die einzelnen Abschnitte wechseln in der Zeit zwischen Gegenwart und erinnerter Vergangenheit, unterbrechen einander, dadurch wird die Geschichte facettenreich und interessant zu lesen. Auch die Erzählform wechselt. Ellis steht im personalen Mittelpunkt der Geschichte, doch als er Michaels Aufzeichnungen liest, wechselt die Perspektive und Michael wird zum Ich-Erzähler. Dadurch sehen wir manche Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, vor allem aber erfahren wir auch von Ereignissen, die parallel im Leben des anderen stattgefunden haben. Die angenehm zu lesende Sprache mit ihrer einfühlsamen Klarheit macht trotz der ernsten Themen das Buch zu einem Wohlfühlroman.

Fazit

Es ist eine leise, poetische Geschichte, die Sprache weckt Erinnerungen an eine Zeit der Jugend, als theoretisch alles möglich war, an Sommer und Freiheit, aber auch an Momente im Leben, in denen man Entscheidungen trifft, die für das zukünftige Leben und alle weiteren Ereignisse prägend sind.

Berta Isla – Javier Marías

AutorJavier Marías
Verlag FISCHER Taschenbuch
Erscheinungsdatum 31. August 2022
FormatTaschenbuch
Seiten672
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinSusanne Lange
ISBN-13978-3596703418

„Es gab eine Zeit, da war sie sich nicht sicher, ob ihr Mann ihr Mann war, wie man auch im Dämmerschlaf nicht weiß, ob man denkt oder träumt, ob man seinen Geist noch lenkt oder die Erschöpfung ihn in die Irre führt.“ (Zitat Seite 9)

Inhalt

Tomás Nevinson hatte schon bald klare Vorstellungen, wie seine Zukunft aussehen würde: verheiratet mit seiner Jugendliebe Berta Isla in Madrid, ein glückliches Privatleben, auch  beruflich erfolgreich. Auf Grund seiner herausragenden sprachlichen Begabung studiert er  in Oxford. Nach vier Jahren erwartet er ein Abschlussexamen mit Bestnoten und danach wird er, noch nicht einundzwanzig Jahre alt, nach Madrid zurückkehren. Als ihm sein Tutor den Vorschlag macht, für den britischen Geheimdienst zu arbeiten, glaubt Tomás, die freie Wahl zu haben, ablehnen zu können, was er auch sofort tut. Doch knapp danach tritt ein Ereignis ein, das ihm keine Wahl mehr lässt und sein Leben und auch das Leben seiner späteren Ehefrau Berta für immer verändert. Obwohl seine Anstellung bei der britischen Botschaft in Madrid seine Reisen nach London für Berta zunächst logisch erscheinen lässt, beginnt sie, Fragen zu stellen, als seine Abwesenheiten immer länger werden und er in diesen Zeiten nicht erreichbar ist. Doch sie erhält keine Antworten, aber wenigstens die Bestätigung, dass es so ist. Dann verschwindet er im Mai 1982 spurlos, Jahre vergehen und niemand weiß, ob er noch lebt.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es nicht um die aktive Tätigkeit der Geheimdienste, sondern vor allem darum, wie dieses Doppelleben, der Wechsel zwischen unterschiedlichen Identitäten und die damit verbundenen Geheimnisse, die Menschen verändern. Themen sind politische Überzeugungen, Beziehung, Familie, Liebe und Vertrauen.

Charaktere

Tomás ist völlig verändert, als er nach dem Abschluss seines Studiums zu Berta zurückkehrt. Ihr fällt auf, dass er nie mehr über die Zukunft nachzudenken scheint, so, als stünde führ ihn alles schon fest. Seinen neuen Patriotismus kann Berta nicht teilen und sie versteht nicht, warum er sich für dieses Leben entschieden hat. Dennoch trennt sie sich nicht von ihm und als er verschwunden ist, gibt ein Teil von ihr die Hoffnung nicht auf, sie hört nicht auf, auf seine Rückkehr zu warten.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird chronologisch, jedoch aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Einerseits schildert der Erzähler personal die Geschichte von Tomás, anderseits erzählt Berta Isla selbst ihre Geschichte in der Ich-Form und diese bildet den Hauptteil des Romans. So erfahren wir Lesenden zeitgleich mit den tatsächlichen Abläufen die Geschichte von Tomás in Oxford, kennen die Hintergründe für seine Entscheidung, die Berta nicht kennt. Wir kennen das Leben von Tomás in diesen Jahren, mehr, als er Berta erzählt, aber auch Bertas Leben während der Abwesenheit von Tomás, Dinge, die er nicht weiß, außer, sie erzählt es ihm. Es ist diese brillant gewählte Art, die Geschichte von Tomás und Berta zu erzählen, die für Spannung sorgt, vor allem aber auch die Problematik und Konflikte aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet, uns Lesende zu eigenen Überlegungen anregt und dafür auch Raum lässt. Denn die Sprache nimmt sich viel Zeit für Schilderungen, für die Entwicklung und Charakterisierung besonders der beiden Hauptfiguren.

Fazit

Spannend, mit einer Vielfalt an interessanten Themen, ist dieser Roman vor allem eine einfühlsame, packende Studie der menschlichen Verhaltensweisen.

Als Großmutter im Regen tanzte – Trude Teige

AutorTrude Teige
Verlag S. FISCHER Verlag
Erscheinungsdatum 22. Februar 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten384
SpracheDeutsch
ÜbersetzerGünther Frauenlob
ISBN-13978-3949465123

„Die meisten Geheimnisse der Menschen haben keine Konsequenzen für jemand anderen als sie selbst. Sie wollen einfach nicht, dass andere etwas über sie erfahren. Aber es gibt auch Geheimnisse, die für das Leben der anderen wichtig sind und die erzählt werden sollten.“ (Zitat Seite 361)

Inhalt

Juni, Anfang dreißig, braucht eine Auszeit, um über ihre Ehe mit Jahn und über ihre Zukunft nachzudenken. Sie zieht sich in die Einsamkeit einer kleinen norwegischen Insel zurück. Von ihrer vor kurzem verstorbenen Mutter Lilla hat Juni dort das Haus ihrer Großeltern geerbt. Umgeben von den Erinnerungen an ihre Kindheit, deren erste Jahre sie in diesem Haus bei den Großeltern verbracht hatte, beginnt Juni, die Sachen zu ordnen. Sie entdeckt zwei Schachteln, die tief hinter der Wäsche im Schrank der Großeltern versteckt waren. Darin befinden sich Erinnerungsstücke und ein altes Foto, das ihre Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt, datiert 27. Juni 1945. Auf der Suche nach Antworten beginnt Juni nachzuforschen und mit dem Wissen um die Vergangenheit findet sie auch zu sich selbst.

Thema und Genre

In diesem Generationen- und Familienroman geht es um die Auswirkungen, die das Schweigen der Großeltern auf die Nachkommen hat. Der Zweite Weltkrieg, Norwegen unter deutscher Besetzung und die unmittelbare Nachkriegszeit bilden den Hintergrund vor allem für die Schicksale der Frauen in dieser Zeit, Leid, aber auch Freundschaft und Liebe.

Charaktere

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen drei Frauen, Tekla, Lilla und Juni, Großmutter, Tochter und Enkelin. Doch es sind vor allem Männer, die ihr Leben und ihre Entscheidungen geprägt haben.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen geschildert. Der erste Erzählstrang spielt in der Jetztzeit und im Mittelpunkt stehen Juni und ihre Recherchen. Junis Erinnerungen an ihre Großmutter Tekla, ihren Großvater Konrad, und auch an ihre Mutter Lilla unterbrechen und ergänzen die aktuelle Handlung. Der zweite Erzählstrang spielt in der Vergangenheit, in den Jahren zwischen 1944 und 1948. Die Sprache entspricht dem Genre.

Fazit

Die Beschreibung dieses Romans als „Der bewegende Bestseller aus Norwegen um ein unbekanntes Stück deutscher Geschichte“ hat mich neugierig gemacht. Doch leider ist es nur eine weitere Geschichte des seit einigen Jahren sehr beliebten Genres „Berührender Generationen- und Starke-Frauenfiguren-Roman mit Familiengeheimnis“. Den Hintergrund bildet eine plakative Schilderung der Zeit um und nach Kriegsende im Osten von Deutschland unter den Russen, und im völlig zerstörten Berlin. Somit nichts, das man nicht schon wusste. Auch die deutsche Besetzung Norwegens wird nur kurz und oberflächlich für Teklas Geschichte gestreift. Meine Erwartungen konnte dieser Roman nicht erfüllen, aber ich bin sicher, dass er auch in hier in Deutschland Leserinnen dieses Genres begeistern wird.

Telefónica – Ilsa Barea-Kulcsar

AutorinIlsa Barea-Kulcsar
Verlag Edition Atelier
HerausgeberGeorg Pichler
NachwortGeorg Pichler
Erscheinungsdatum September 2021
FormatBroschiert
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3990650561

„Das alles war nun der Zielpunkt für die Kanonen und Fliegerbomben der Faschisten. Sie haben recht, wenn sie uns zerstören wollen, dachte Agustín. Wir sind eines der Nervenzentren von Madrid.“ (Zitat Seite 19)

Inhalt

Der 16. November 1936 ist für den Journalisten Stephen Johnson aus London der erste Tag in Madrid. Die vom Bürgerkrieg umkämpfte Stadt steht unter Beschuss, die faschistischen Truppen Francos wollen die Stadt einnehmen, noch halten die Republikaner mit Unterstützung durch die Internationalen Brigaden an der nahen Front stand. Auch für Anita Adam ist es der erste Tag in Madrid, gestern aus Valencia eingetroffen, übernimmt sie an diesem 16. November 1936 ihre erste Nachtschicht als neue Leiterin der Zensurstelle. Sie alle treffen in der Telefónica, der Telefonzentrale, aufeinander. Diese ist der einzige Ort, von dem aus die internationalen Journalisten mit dem Ausland telefonieren können und so ihre Berichte weitergeben. Agustín Sánchez, der Kommandant der Telefónica, ist verschlossen, sehr misstrauisch, aber auch korrekt und ehrlich. Anita Adam braucht seine Unterstützung, denn sie will eine offenere Berichterstattung ins Ausland ermöglichen, lässt mehr zu. Dadurch schafft sie sich sofort Feinde. Da sie eine Frau und dazu noch Deutsche ist, wird ohnedies jeder ihrer Schritte mit Argwohn beobachtet. Die Telefónica ist die einzige Verbindung zwischen dem belagerten Madrid und der Welt draußen und die Angst vor Spionage und Sabotage ist entsprechend groß.

Thema und Genre

In diesem Roman mit geschichtlichem und autobiografischem Hintergrund geht es um den spanischen Bürgerkrieg. Im Mittelpunkt steht die Telefonzentrale von Madrid, dreizehn Stockwerke und zwei Kellergeschoße, als Stadt in der Stadt für die Personen, die hier arbeiten und leben. Themen sind Formen der journalistischen Berichterstattung zwischen Objektivität und Menschlichkeit, vor allem jedoch das Zusammenleben dieser vielen unterschiedlichen Menschen, ihr Verhalten, ihre Gefühle zwischen Intrige, Freundschaft, Eifersucht und Liebe.

Charaktere

Mit ihrem Roman will die Autorin an die Schicksale der vielen Menschen erinnern, die diese Belagerung Madrids erlebt haben. Da sie selbst einige Monate in der Telefónica verbracht hat, sind ihre Figuren authentisch und so unterschiedlich wie im realen Leben. „Die Telefónica war der Wachturm und das Wahrzeichen Madrids in jenen ersten Belagerungsmonaten, als die Menschen über alle die kleinen Ängste und kleinen Tapferkeiten ihrer Einzelleben hinaus zu einem kämpferischen Volk verwuchsen.“ (Zitat Seite 6, Vorwort der Autorin)

Handlung und Schreibstil

Der Zeitrahmen der Handlung umfasst nur vier Tage. Ort der Handlung ist die Telefónica und die sie umgebenden Straßen mit Bars und Restaurants. Die einzelnen Kapitel sind in vier übergeordnete Teile zusammengefasst, wobei jeder Teil einem Tag entspricht. Im Mittelpunkt stehen Anita Adam und Agustín Sánchez und ein Kreis von Figuren, typisch für die Vielfalt, Funktionen und Lebenssituation der Menschen, die damals in der Telefónica beschäftigt waren. Es sind unterschiedliche Schicksale und Geschichten, die abwechselnd erzählt werden, personal die einzelnen Figuren in den Mittelpunkt stellen und so eine weit gefächerte Vielfalt an unterschiedlichen Meinungen, Erlebnissen, Gedanken, Eindrücken und Verhalten schildern. Ein ausführlicher persönlicher Bericht der Autorin über diese Zeit und die Hintergründe dieses Romans, sowie das Nachwort von Georg Pichler vervollständigen dieses Buch.

Fazit

Ein auch auf Grund des realen Hintergrundes sehr interessanter Roman mit zeitlos aktuellen Fragen zum Thema Journalismus und Berichterstattung, der durch seine Spannung, die eindrücklichen Schilderungen, sowie die lebhafte Vielschichtigkeit der Figuren zu einem überzeugenden Leseerlebnis wird.

Die Unpolitischen – Diego Viga

AutorDiego Viga
HerausgeberErich Hackl
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 3. Oktober 2022
Formatgebundene Ausgabe
Seiten696
SpracheDeutsch
ISBN-13978-399065083

„Wenn wir den Kopf in den Sand stecken, weil wir es bequemer finden, nichts zu sehen, nicht zu schauen, erwischt uns die Politik am Ende doch.“ (Zitat Seite 60)

Inhalt

ohannes Kramer studiert an der Universität Medizin, beendet sein Studium erfolgreich. Gleichzeitig arbeitet er bereits im Forschungslabor der Universität Wien, denn er sieht seine Zukunft nicht als Arzt, sondern als Wissenschaftler in der Forschung. 1934 ist für ihn klar, dass er nicht in Österreich bleiben kann. Er bemüht sich um eine Forschungsstelle im Ausland. Uruguay bietet ihm diese Chance, doch alles ist völlig anders, als er erwartet hatte. Er kehrt nach Wien zurück, heiratet seine langjährige Freundin Anna. Trotz seiner negativen Erfahrungen mit Uruguay bleibt für ihn, seine Familie und Freunde Südamerika die einzige Hoffnung. Diesmal ist es Bogotá, Kolumbien. Wieder stehen sie alle am Anfang, müssen jede Arbeit annehmen, die man ihnen überhaupt anbietet, während sie die Vorgänge in Deutschland und Österreich verfolgen und darüber nachdenken, ob sie je wieder in ihre alte Heimat zurückkehren werden können.

Thema und Genre

In diesem wichtigen Roman der österreichischen Exilliteratur, einem autobiografischen Generationenroman, geht es um Österreich unter dem raschen, erfolgreichen Aufstieg des Nationalsozialismus und, damit verbunden, die Flucht ins Exil als einzigen Ausweg. Themen sind der Verlust der Heimat und der mühsame Neubeginn am anderen Ende der Welt, Hoffnungen und Sorgen. Gleichzeitig lesen wir auch über den Werdegang von Johannes als Schriftsteller, seine intensive Arbeit an seinem ersten Roman, der aus seinen Tagebucheinträgen, zahlreichen Aufzeichnungen und Beobachtungen entstehen soll. „Man kommt nie zur rechten Zeit. Entweder man erlebt etwas, oder man schreibt darüber. Es passt nie richtig zusammen.“ (Zitat Seite 331)

Charaktere

Der Arzt und Schriftsteller Paul Engel nennt sich als Schriftsteller Diego Vigas. Für seine autobiografische Hauptfigur wählt er den Namen Johannes Kramer.   

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in vier großen Abschnitten erzählt. Diese sind in Kapitel unterteilt. Johannes, seine Frau Anna und fünf weitere Personen schildern die Ereignisse abwechselnd, jeweils in der ersten Person, Zeitform ist immer das Präsens. Die einzelnen Erzählstimmen wechseln einander ab, immer mit dem jeweiligen Namen als Überschrift eines Kapitels. Mit jedem Wechsel der Erzählstimme beginnt ein neues Kapitel. Natürlich treten in diesem Roman wesentlich mehr Personen auf, deren Erlebnisse in Gespräche der erzählenden Hauptfiguren untereinander einfließen, in die Erinnerungen und vor allem auch in die Gedankenmonologe der Ich-Erzähler. Die geschilderte Gruppe von Menschen kennt einander, als Mitglieder einer Familie, aber auch als Freunde, Kollegen oder über gemeinsame Bekannte. Sie alle verlassen Deutschland, dann Österreich, später auch Europa, manche Schicksale trennen sich, bis sie einander wieder begegnen. „Treffen die Schicksalslinien einander oder geht jeder seinen eigenen Weg ins Unendliche allein, ohne dem anderen zu begegnen?“ (Zitat Seite 204) Diese Erzählform, verbunden mit der Sprache, überzeugt und zieht uns Lesende sofort in den Bann dieses packenden Familien- und Generationenromans. Das Nachwort, verfasst von Erich Hackl, ergänzt mit Fakten aus dem Leben von Paul Engel und seinem Werdegang als Schriftsteller.

Fazit

Ursprünglich hatte der Autor den Titel „Die Parallelen schneiden sich“ gewählt, ein Titel, der Bezug auf diesen besonderen, vielschichtigen Aufbau der Geschichte mit ihren einzelnen Schicksalen und Lebenswegen genommen hatte. Doch unabhängig vom Titel ist dieser Roman ein sehr interessantes, zeitloses, beeindruckendes Beispiel der österreichischen Exilliteratur jener Epoche. 

Nachtspiel – Catherine Shepherd

AutorCatherine Shepherd
Verlag Kafel Verlag
Erscheinungsdatum 24. Oktober 2017
FormatKindle-Ausgabe
Seiten346 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB076TDRFJZ

„Was sie in der Hand hielt, war eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel. Ein Spiel, das vor mehr als fünfzehn Jahren stattgefunden hatte.“ (Zitat Pos. 3180)

Inhalt

Die Ermittlungen in einem grausamen Mord an einer Frau führen Kriminalkommissar Florian Kessler rasch zum Täterkreis und als sich der mutmaßliche Täter das Leben nimmt, scheint der Fall aufgeklärt. Doch für die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz gibt es zu viele offene Fragen. Während Florian Kessler und sein Team gleichzeitig an mehreren, ihrer Meinung nach völlig unabhängigen, Fällen ermitteln, entdeckt Julia Schwarz Details, die plötzlich in eine völlig andere Richtung weisen. Doch werden die Kriminalkommissare ihr glauben, da sie selbst gerade unter enormen psychischen Belastungen steht, denn ein prägendes Ereignis aus ihrer Vergangenheit ist nach fünfzehn Jahren plötzlich wieder in ihrem Leben präsent.

Thema und Genre

Dieser Thriller ist Teil einer Serie, in deren Mittelpunkt die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz steht, kann jedoch auch als Einzelband gelesen werden. Es geht um Gewaltverbrechen an Frauen, Rechtsmedizin, Pathologie und Ermittlungsarbeit.

Charaktere

Julia Schwarz, für ihre Kollegen die „Eislady“, ist eine toughe Rechtsmedizinerin. Gerade schwer unter dem Druck ihrer persönlichen Probleme, weigert sie sich, eine Psychologin aufzusuchen und ist überzeugt, trotzdem voll einsatzfähig zu sein.

Handlung und Schreibstil

Der Handlungsablauf wird chronologisch geschildert, ergänzt durch Rückblenden und Erinnerungen an vergangene Ereignisse. Im Mittelpunkt stehen Julia Schwarz und die Ermittlungen. In einem zweiten Erzählstrang beobachten wir auch die Figur der Tatperson, um wen es sich handelt, bleibt jedoch unklar und den Überlegungen der Lesenden überlassen. Die Sprache entspricht dem Genre Thriller und unterstützt die packende, wenn auch nicht immer realistische Handlung. Besonders das persönliche Verhalten der Hauptfigur Julia Schwarz passt nicht zu ihrer Eigenschaft als selbstbewusste, sachliche, erfahrene Rechtsmedizinerin.

Fazit

Ein spannender Thriller, teilweise etwas konstruiert und vorhersehbar, aber dennoch sehr unterhaltsam zu lesen.

Der Vulkan / Roman unter Emigranten – Klaus Mann

AutorKlaus Mann
Verlag l’Aleph
Erscheinungsdatum 17. April 2020
FormatKindle-Ausgabe
SammlungSämtliche Romane
Seiten2175 (gesamt, Print)
SpracheDeutsch
ASINB08778LXLL

„Man kann die Gewalt durch Gewalt besiegen, aber nicht aus der Welt schaffen. Der verhängnisvolle Irrtum ist, zu meinen, daß der Zweck die Mittel heilige.“ (Zitat Pos. 4411)

Inhalt

Dieser Roman umfasst etwa 550 Seiten. Er beginnt mit einem Prolog im April 1933, gefolgt von den drei Teilen 1933-1934, 1936-1937, 1937-1938 und endet mit einem Epilog am 1. Januar 1939. In diesem Zeitrahmen werden die Schicksale von Menschen im Exil geschildert. Es waren Wissenschaftler, Geschäftsleute, politische Flüchtlinge, vor allem jedoch Künstler, darunter viele Schriftsteller. Sie alle hatten in der Zeit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ihre Heimat Deutschland verlassen müssen und versuchen nun, nach dem Verlust der Heimat, Identität, ihres gesamten bisherigen Lebens, in einer ihnen oft fremden Welt klarzukommen. Sie treffen einander in Städten wie Paris, Amsterdam, in der Schweiz, in Spanien und in den USA. Es sind Einzelschicksale, die jeweils chronologisch in unterschiedlichen Handlungssträngen geschildert werden, und im Laufe der Handlung manchmal aufeinandertreffen, sich kreuzen, sich verbinden und auch wieder trennen. Doch alle Exilanten haben eines gemeinsam: gespannt verfolgen sie die Ereignisse in Deutschland, diesem Land, das einem gefährlichen Vulkan vor dem alles vernichtenden Ausbruch gleicht.

Thema und Genre

Dieser autobiografische Roman ist 1939 erschienen und wird heute als eines der wichtigsten Beispiele der deutschen Exilliteratur genannt. Es geht um die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland, die Flucht der vorwiegend jüdischen Intellektuellen und Bildungsbürger, und die vielen damit verbundenen wirtschaftlichen, aber vor allem menschlichen, Probleme eines unsicheren Lebens im Exil, um Verlust, Entwurzelung und den Versuch, sich unter völlig veränderten Bedingungen zurechtzufinden.

Über diese Ausgabe

Wer nicht das Glück hat, Werke wie dieses in einer alten, gebundenen Ausgabe zu besitzen, dem kann ich diese Sammlung empfehlen. So gut wie kostenlos erhält man folgende Romane: DER VULKAN, MEPHISTO, SYMPHONIE PATHÉTIQUE, FLUCHT IN DEN NORDEN,TREFFPUNKT IM UNENDLICHEN, ALEXANDER, DER FROMME TANZ. Die übersichtlich gestaltete Inhaltsangabe macht es einfach, den jeweiligen Roman zu finden und zu lesen.

Fazit

Romane wie dieser sind auf Grund des realen geschichtlichen Hintergrundes zeitlos gültig und wichtige Einblicke in die politischen Veränderungen einer Zeit, die weniger als einhundert Jahre entfernt ist. Über Klaus Mann und seine Werke gibt es umfassende Fachliteratur und Interpretationen von namhaften Literaturwissenschaftlern, daher ist es nicht meine Absicht, mich hier an einer Rezension zu versuchen. Was mich neben Handlung und Themen beim Lesen dieses Romans persönlich begeistert hat, sind die unterschiedlichen Erzählperspektiven, in Verbindung mit einer eleganten Sprache, die ebenfalls zeitlos ist und genau beobachtet und schildert. Gerade in der heutigen Zeit regt die Vielfalt der brisanten Themen, die Klaus Mann in diesem Roman aufwirft, die Konflikte, Gedanken, Feststellungen und auch politisch relevanten Überlegungen zum Nachdenken an.

Kalt und still: Der erste Fall für Hanna Ahlander – Viveca Sten

AutorViveca Sten
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum 19. Oktober 2022
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinDagmar Lendt
ISBN-13978-3423263382

„Durch die Glasscheibe sieht sie, dass es angefangen hat zu schneien, große, weiße Flocken, die der Wind vor sich hertreibt. Busse fahren jetzt nicht mehr, und zu Fuß braucht sie vierzig Minuten bis nach Hause.“ (Zitat Seite 63)

Inhalt

Als die achtzehnjährige Amanda Halvorssen nach der Luciaparty nicht nach Hause kommt, wartet Polizeikommissar Daniel Lindskog nicht die üblichen vierundzwanzig Stunden ab, sondern es wird sofort mit der Suche begonnen. Extrem tiefe Temperaturen und Teenager in dünner Partykleidung, dazu Alkohol, das ist eine gefährliche Kombination, in der jede Minute zählt. Doch die Polizeiwache von Åre ist auf Grund von Sparmaßnahmen unterbesetzt. Die Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander, eine brillante Ermittlerin, der von ihrem Chef einige Tage zuvor dringend nahegelegt worden war, sich freiwillig versetzen zu lassen, wollte im Ferienhaus ihrer Schwester Lydia in Åre eigentlich nur zur Ruhe kommen und über ihre Zukunft nachdenken, da gerade auch ihre Beziehung gescheitert war. Doch sobald sie von dem vermissten Mädchen hört, nimmt sie zuerst an der Suche und dan auch an den Ermittlungen teil. Ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Einsatz sind hier in Åre sehr willkommen, die Chance auf einen Neubeginn?

Thema und Genre

In diesem Polarkreis-Krimi, der in den extrem kalten Dezembertagen vor Weihnachten in der bekannten schwedischen Schiregion Åre spielt, geht es um ein vermisstes Mädchen, um die Ermittlungsarbeiten der örtlichen Polizei in ländlichen Gebieten.

Charaktere

Hanna ist eine toughe Ermittlerin, ihr früherer Chef hat ihr Eigensinn und mangelnde Disziplin vorgeworfen, was so nicht stimmt, doch sie neigt zu Alleingängen. Besonders wenn sie auf Grund ihrer beruflichen Erfahrungen Gewalt an Frauen vermutet, beginnt sie unbeirrbar nachzuforschen.

Daniel war früher Kommissar beim Drogendezernat in Göteborg und ist froh, hier in Åre nun regelmäßige, ruhigere Dienstzeiten zu haben. So hat er auch Zeit für seine Partnerin und die erst drei Monate alte Tochter Alice. Als nun die intensiven Ermittlungen im Zusammenhang mit der verschwundenen Amanda einsetzen, hat er ein schlechtes Gewissen seiner Familie gegenüber, doch er nimmt seinen Beruf sehr ernst und dieser geht hier vor, denn die Zeit drängt.

Handlung und Schreibstil

Dieser Kriminalroman spielt in dem knappen Zeitrahmen zwischen 9. und 22. Dezember 2019 und wird auch chronologisch erzählt. Die fortlaufenden Kapitel tragen jeweils die neue Datumsangabe, wenn der nächste Tag begonnen hat. Viele Ereignisse mit unterschiedlichen Personen finden zeitgleich am selben Tag statt, was die gesamte Handlung rasant, packend und realistisch macht. Doch die Autorin nimmt sich auch Zeit, dieses beliebte Schigebiet am Fuße des Åreskutan zu schildern, die wilde Natur im Winter, und das Leben in einer Gemeinde in der Provinz mit den unterschiedlichen Menschen.

Fazit

Spannende Unterhaltung aus Schweden. Dieser erste, abgeschlossene, Band einer neuen Serie spielt im stürmischen, eisigen Dezember. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall für Hanna Ahlander.

Die Liebe an miesen Tagen – Ewald Arenz

AutorEwald Arenz
Verlag DuMont Buchverlag
Erscheinungsdatum 16. Januar 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten384
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832182045

„Fremde Vertrautheit. Ließ sich die Stimmung zwischen ihnen so benennen? Sie sprachen miteinander, als würden sie sich schon lange kennen, aber trotzdem war da dieses Prickeln der Fremdheit.“ (Zitat Pos. 1076)

Inhalt

Clara, Ende vierzig, ist Fotografin und nach dem frühen Tod ihres Ehemannes Paul hat sie nicht vor, wieder eine Beziehung einzugehen. Dann trifft sie Elias, doch dieser ist gerade in einer komplizierten Beziehung, denn Elias ist Schauspieler und pflegt sich auch im realen Leben hinter passenden Rollen zu verstecken. Mit Clara fühlt sich für ihn alles richtig an, er kann er selbst sein. Da erhält Clara ein Jobangebot im sechshundert Kilometer entfernten Hamburg, eine einmalige Chance, wie sie vermutlich nicht noch ein Mal bekommen wird. Kann diese noch so neue Liebe auch als Fernbeziehung funktionieren? Doch dann ist diese Frage plötzlich nicht das größte Problem für Clara und Elias.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die Liebe von Menschen, die von früheren Beziehungen geprägt sind, um die damit verbundenen Themen, Probleme und Konflikte.

Charaktere

„Es spiegelte wider, was sie nur schwer benennen konnte: dieses schwebende Gefühl zwischen Trauer und Leichtigkeit, das sie – genau wie echtes Glück – immer nur haben konnte, wenn sie allein war.“ (Zitat Pos. 340) Dieses Gefühl ist typisch für Clara.

„Dieses Gefühl, das im Frühling am stärksten war: dass alles noch kommen würde. Dass er auf etwas wartete.“ (Zitat Pos. 345) Das ist Elias.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird chronologisch erzählt, ergänzt durch Erinnerungen in Gedanken und Gesprächen, aus denen sich die Vorgeschichte ergibt. Im Mittelpunkt der einzelnen Kapitel stehen Clara oder Elias oder auch beide und die ihnen nahestehenden Personen, denn es ist auch eine Familiengeschichte. Ewald Arenz erzählt einfühlsam und mit kluger Menschenkenntnis, schildert die Probleme von Partnerschaften zwischen erfahrenen Menschen, spürt den Gedanken seiner Figuren nach, ihren Hoffnungen und Sorgen. Bis zu diesem Punkt gibt dieser Roman bereits genügend Stoff zum Nachdenken über die einzelnen Konflikte und mögliche Entscheidungen. Doch dann bringt der Autor noch ein weiteres Problem in die Geschichte und das war für mich dann zu viel, ich fühlte mich beim Lesen plötzlich wie in einer dieser TV-Serien wo auch pro Kurzfolge ein Problem das nächste jagt. Trotz der vielen Dialoge, die den Roman lebhaft machen und das Lesen angenehm, wurde das letzte Drittel der Geschichte für mich inhaltlich etwas mühsam.

Fazit

Seit ich „Alte Sorten“ gelesen habe, schätze ich den Autor Ewald Arenz sehr und freue mich, wenn ein neuer Roman von ihm auf den Markt kommt. Diesmal jedoch konnte er mich nicht vollkommen überzeugen, ich bin aber sicher, dass viele Lesende das anders sehen werden.

1 9 10 11 12 13 43