Freiflug – Christine Drews

AutorChristine Drews
Verlag DuMont Buchverlag
Erscheinungsdatum 12. März 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3832181307

„Sehr geehrte Frau Maiburg, vielen Dank für Ihr Schreiben vom 2. Mai 1974 und ihr Interesse an unserem Unternehmen. Da weibliche Flugzeugführerinnen in unserer Gesellschaft aus grundsätzlichen Erwägungen nicht zum Einsatz kommen, müssen wir Ihre Bewerbung leider ablehnen.“ (Zitat Pos. 840)

Inhalt

Katharina Berner ist Anwältin aus Überzeugung, sie will Menschen helfen. In der bekannten Kanzlei in Köln, für die sie tätig ist, liegt der Schwerpunkt auf den finanziellen Erfolgen und als Frau wird sie von den männlichen Kollegen nur bedingt ernst genommen. Sie will ihre eigene Kanzlei eröffnen, andererseits will sie keinesfalls ihre vermögenden Eltern um finanzielle Hilfe bitten, denn ihre Familie hat kein Verständnis dafür, dass sie Anwältin werden wollte, statt zu heiraten und für Mann und Kinder zu sorgen. Rita Maiburg, ist mit erst zweiundzwanzig Jahren eine ausgebildete Pilotin mit hervorragenden Abschlüssen. Als das kleine Unternehmen, für das sie tätig ist, in Konkurs geht, bewirbt sie sich bei der Lufthansa als Linienpilotin. Als die Lufthansa ihre Bewerbung ablehnt, weil sie grundsätzlich keine Frauen als Piloten anstellt, wird ihr von Freunden Katharina Berner empfohlen. Als die Anwältin kurz darauf ihr eigenes Büro eröffnen kann, nimmt sie den Fall an und die beiden Frauen beschließen, gegen die Lufthansa und damit auch gegen ihre Haupteignerin, die Bundesrepublik Deutschland, auf Umsetzung des Artikel 3, Grundgesetz zu klagen. Wenn sie gewinnen, wäre dies ein neuer, sehr wichtiger Präzedenzfall.

Thema und Genre

Dieser Roman mit biografischem Hintergrund spielt in den Siebzigerjahren und Themen sind die Ungleichbehandlung der Frauen, der Wunsch nach Eigenständigkeit als Gegensatz zu den konservativen Werten, Familie und Beziehungen.

Charaktere

Rita Maiburg wurde 1976 als erste Frau zur Linienflugkapitänin befördert und dieser Roman orientiert sich an ihrer Biografie. Obwohl Rita Maiburg damals von einer Anwältin vertreten wurde, ist die Figur der Katharina Berner fiktiv. Die vermögende Unternehmerfamilie, aus der sie stammt, steht für ein damals noch geltendes traditionelles Rollenbild der Frau, während Ritas Freunde für die Freiheit der Hippiezeit stehen.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung spielt in den Jahren 1974 bis 1976. Dieser Zeitraum umfasst die Dauer des Verfahrens gegen die Lufthansa und wird durch einen Epilog und Prolog 1977 umschlossen. Die einzelnen Kapitel zeigen als Überschrift das genaue Datum und die personale Erzählform stellt jeweils Katharina oder Rita in den Mittelpunkt. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt weniger auf diesem interessanten Klageverfahren, sondern in den persönlichen Beziehungen und Konflikten im Freundes- und Familienkreis.

Fazit

Ein Roman, der die Schwierigkeiten jener Frauen aufzeigt, die ihren Weg und Ziele in einer damals noch Männern vorbehaltenen Berufswelt sehen. Ich hatte damit gerechnet, dass der Schwerpunkt auf dieser gesellschaftspolitisch so wichtigen Klage liegt, mir mehr Informationen und Details erhofft. In dieser Geschichte stehen jedoch Familie, Freundschaft, Liebe im Mittelpunkt, es ist ein unterhaltsam zu lesender Frauenroman.

Ypsilons Rache – Lou Bihl

AutorLou Bihl
Verlag Unken-Verlag
Erscheinungsdatum 28. Februar 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten289
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3949286001

„Ein Wesen, das mein Reisemotto „Werde, der du bist“ für sich selbst wörtlich genommen hatte und die Frau geworden war, die ich in meinen Träumen gerne wäre, nur dass mir der Mut zur Entscheidung fehlte und die Leidensbereitschaft, sie umzusetzen.“ (Zitat Seite 203, 204)

Inhalt

Professor Dr. Kristian Starck, ein erfolgreicher Pathologe, geschieden, zwei Töchter, eine Enkelin, ist fünfundfünfzig Jahre alt, als er beschließt, ein Jahr Auszeit zu nehmen. Er arbeitet an einem Buch, doch vor allem plant er sein Coming-out, er will endlich sich selbst finden und entscheiden, ob er die weiteren Lebensjahre als Kris oder Kristina verbringen will. Doch die Routineuntersuchung vor seinem Aufbruch ändert alles, denn die Diagnose Prostatakrebs erfordert ein rasches Handeln. Er braucht Zeit zum Nachdenken, verschiebt die endgültige Entscheidung, welche Therapieform er wählt, um drei Monate und geht nun mit drei Themen auf seine Reise durch Deutschland, sein Buch, der Krebs und sein Coming-Out. In Stuttgart nimmt er an einem Klassentreffen teil und trifft  seinen Bruder, in Heidelberg einen langjährigen Freund, in Hamburg besucht er auch diesmal nicht nur seine Mutter, sondern auch Conchita, die Männer mag und Frauen liebt, und mit der er regelmäßig als Kristina durch die Lokale zieht. Durch Conchita lernt er Chloé kennen, erfolgreiche Inhaberin einer Consulting-Agentur und Trans*frau. Nun hat er ein viertes Thema, die Liebe.

Thema und Genre

Themen dieses Romans sind Transidentität und Diversität in allen Facetten, und mögliche Antworten auf die Frage, wer man ist und wer man sein möchte. Es geht auch darum, wie wir mit der Diagnose Krebs umgehen, um alle Schattierungen der menschlichen Psyche, um Verlust, um Freundschaft und die Liebe.

Charaktere

Es sind sympathische, liebenswerte Charaktere, die wir in dieser Geschichte kennenlernen. Kristian, manchmal Kristina, der versucht, seinen Weg durch diesen Wirbel an Fragen, Problemen, Gefühlen zu finden, meistens mit Humor und etwas Selbstironie, manchmal auch Selbstmitleid, aber immer authentisch. Alex, Conchita, Chloé sind selbstbewusste, empathische Frauen und jede ist auf ihre Art eine Bereicherung für Kris, gerade in diesen turbulenten, gefühlsintensiven Wochen.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt in der aktuellen Zeit und in einem begrenzten Zeitrahmen. Erzählt wird sie von Kris selbst als Ich-Erzähler. Überraschende Wendungen werden zu prägenden Ereignissen, Rückblicke durch Erinnerungen und Gespräche ergänzen und verdichten. Die Ausgangsposition ist die ungewöhnliche, aber durchaus realistische Fragestellung, wie ein Mann mit der Diagnose Prostatakrebs umgeht, wenn er gleichzeitig gerade auf der Suche nach seinem persönlichen Platz im weiten Spektrum der Gender-Palette ist. Denn besagte Prostata befindet sich möglicherweise im falschen Körper, den sich Kris und Kristina bisher teilen. Die Sprache erzählt einfühlsam und nachdrücklich, lebensnah und mit leisem Humor.

Fazit

Ein komplexes, interessantes Thema und eine packende, vielschichtige Geschichte mit starken psychologischen Momenten und Fragestellungen, die uns Lesende auf eine turbulente, intensive Reise mitnimmt.

Adas Raum – Sharon Dodua Otoo

AutorSharon Dodua Otoo
Verlag S. FISCHER
Erscheinungsdatum 24. Februar 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3103973150

„Die neuen Grenzen wirkten fließend, mehrdeutig, und als sie nicht mehr zu gebrauchen waren, verpufften sie. Sie wurden gegen andere Grenzen ausgetauscht.“ (Zitat Position 1701)

Inhalt

Ada ist verzweifelt, als ihr Kind im März 1459 kurz nach der Geburt stirbt. Das besondere Perlenarmband, das sie ihrem toten Sohn mitgeben will, macht sich auf eine eigene Reise durch die Jahrhunderte. Es kommt zur Wissenschaftlerin Ada Lovelace, die im März 1848 mit ihrem besonderen Freund Charles Dickens mathematische Formeln diskutiert, während ihr Gatte in Paris weilt. Im besonderen Block 37 im KZ Mittelbau-Dora ist Ada im März 1945 so oft im selben Zimmer, dass es den Namen „Adas Raum“ trägt und in genau diesem Zimmer liegt das Perlenarmband plötzlich auf dem Boden. Ada, Augusta Adaune Lamtey, ist dreiundzwanzig Jahre alt, als sie 2019 aus Ghana nach Berlin kommt, um hier zu studieren. Sie wohnt bei ihrer jüngeren Halbschwester, ist aber auf Wohnungssuche, freut sich auf ihr Baby. In einem Ausstellungskatalog entdeckt sie das Foto eines ungewöhnlichen Armbandes, dreiunddreißig Perlen, Fünfzehntes Jahrhundert, Westafrika, und damit schließt sich das Netz aus Schicksalsschleifen.

Thema und Genre

Der Roman handelt von Frauen, Frauen als Mütter, Freundinnen und Schwestern, auch im übertragenen Sinn. Themen sind Gewalt, Unterdrückung, Diskriminierung, aber auch Stärke, Zusammenhalt und die Suche nach Unabhängigkeit.

Charaktere

Ada, das ist die Summe aus vier Adas in vier unterschiedlichen Epochen, sie steht für die Summe von möglichen Frauenleben im Lauf der Geschichte. Die Übergänge erfolgen rasch, manchmal innerhalb eines Satzes, und so erfahren wir durch das jeweilige Umfeld  und die Situation zwar mehr über die entsprechende Ada, gleichzeitig bleibt sie dadurch als Figur auf Distanz.

Handlung und Schreibstil

Die vier Geschichten, in deren Mittelpunkt jeweils eine Ada steht, spielen in unterschiedlichen Jahrhunderten, wobei die Grenzen fließend sind. Die Autorin selbst spricht von Schleifen und ähnlich verknüpfen sich einzelne Situationen, um sich dann, oft mitten im Satz, wieder zu lösen und in die nächste Episode  in einem anderen Jahrhundert zu gleiten. Nur das etwas wirre und sehr konstruierte Ende überzeugt mich nicht, Schleifen sind luftig und in Bewegung, wenn man sie bewusst verknüpft, verlieren sie die Leichtigkeit. Die Grundzüge des Settings bleiben in allen vier Geschichten ähnlich, Hausnummern, wie Personen, familiäre Beziehungen und Namen. Lässt die Autorin zunächst jede Ada in der Ich-Form erzählen, wechselt sie rasch zu einem zeitlosen, geistigen Erzähl-Ich, das zu einzelnen Gegenständen wird und so die Ereignisse als Kehrbesen, Türklopfer oder Reisepass schildert, versucht, das Geschehen zu lenken und allwissend kommentiert. Dieses im philosophischen Sinn übergeordnete geistige Ich hat durchaus auch Humor, was zu skurrilen Dialogen führt. Die klare, gerade Sprache des Romans schildert und kann alles zwischen sehr kurzen und eindrucksvoll langen Sätzen, auch Metaphern werden bewusst eingesetzt.

Fazit

Ein Roman mit zeitlos aktuellen, politischen und sozialkritischen Themen, geschrieben in einer klaren, geraden Sprache. Unterschiedliche interessante Erzählformen schildern ein ebenso vielschichtiges Bild von Frauenschicksalen. Doch dieses deutlich ambitionierte Bemühen im Sinne der Kriterien der zeitgenössischen Literaturwissenschaften wird für mich teilweise zu offensichtlich und der Roman dadurch zu konstruiert – diese Perfektion ist zu gewollt, es fehlt die Seele.

Montecrypto – Tom Hillenbrand

AutorTom Hillenbrand
Verlag KiWi-Paperback
Erscheinungsdatum 4. März 2021
FormatBroschiert
Seiten448
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462001570

„Nur der Glaube, das Geld besitze einen Wert, verlieh ihm diesen nun. Fiat lucre. Ed facta est lucre.“ (Zitat Pos. 4920)

Inhalt

Der vermögende Millionär Gregory Hollister, Erfinder der Bezahlapp „Juno“,  gilt als Pionier im Bereich Digitalwährungen. Als er überraschend bei einem Flugzeugabsturz stirbt, beauftragt seine Halbschwester und Erbin einen auf Finanzsachen spezialisierten Privatdetektiv, Edward Dante, mit der Suche nach einem zusätzlichen Milliardenvermögen in Kryptowährung, das Greg irgendwo versteckt hat. Als bald darauf online Hinweise auf dieses als Montecrypto bezeichnete Vermögen auftauchen, heften sich nicht nur das FBI, Finanzaufsicht, diverse internationale Geheimdienste und weitere Gruppen mit sehr unterschiedlichen Interessen an Dantes Fersen, sondern es beginnt eine gehypte Massensuche, von Greg Hollister selbst posthum mittels Videobotschaften inszeniert. Doch Ed erkennt bald, dass es um wesentlich mehr geht, als um ein verschwundenes Kryptovermögen und eine Schweizer Stiftung. Was als abenteuerliche Schatzsuche begann, droht das gesamte Gefüge der weltweiten Finanzmärkte zu kippen, wenn es Ed nicht gelingt, dies rechtzeitig zu verhindern.

Thema und Genre

In diesem aktuellen Wirtschaftsthriller geht es um Kryptowährungen, moderne Technologien, internationale Finanzmärkte, Politik und Macht.

Charaktere

Ed Dante, ein Engländer in Amerika, ist alles andere als der Typ Superagent, aber durch seine langjährige Compliance-Tätigkeit ist er sehr präzise und hartnäckig in den Recherchen. Mercy Mondego, die erfolgreiche Journalistin mit Informatikstudium und Bloggerin über alles, was moderne Kryptowährungen betrifft, ist ihm oft einen Schritt voraus, andererseits unterstützt sie ihn, denn sie will die Story. Doch kann er ihr trauen? Beide Figuren sind realistisch, stimmig und sehr sympathisch.

Handlung und Schreibstil

Die rasante Handlung führt Ed Dante von Los Angeles und New York bis in den Schweizer Stiftungsstandort Zug, zurück nach Amerika und Mexiko. Der präzise entwickelte Plot ist realistisch, nachvollziehbar und sehr spannend. Die Dialoge zwischen dem „no-coiner“ Ed und Mercy mit ihrem Fachwissen im Bereich IT und Digitalwährungen ergänzen jene fachlichen Details, die man als Leser*in vielleicht noch nicht kannte und machen die Handlung noch interessanter und aktueller. Weitere Informationen und Zusammenhänge zeigen sich erst langsam im Lauf der Recherchen und ergeben eine komplexe Geschichte, in der überraschende Wendungen nicht fehlen.

Fazit

Ein intelligenter, sehr spannender Wirtschaftsthriller, dazu eine moderne Sprache, verbunden mit einer aktuellen, zeitgemäßen Variante des klassischen amerikanischen Detektivromans. Diese sehr gelungene Mischung garantiert ein interessantes, packendes Lesevergnügen.

Nächstes Jahr in Berlin – Astrid Seeberger

AutorAstrid Seeberger
Verlag Urachhaus
Erscheinungsdatum 10. Februar 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten252
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinGisela Kosubek
ISBN-13978-3825152611

„Großvater wusste, was ich wollte, er wusste es, bevor ich es selber wusste. Schreiben war mein Leben.“ (Zitat Pos. 2471)

Inhalt

Nach dem Erscheinen ihres Buches „Goodbye Bukarest“ in Deutschland, meldet sich der Priester Alois, ein alter, enger Freund ihres Vaters, über den Verlag bei der Ich-Erzählerin, um ihr etwas über ihre Mutter zu erzählen. Fünf Jahre sind seit dem Tod ihrer Mutter vergangen und nun schreibt die Tochter die Geschichten über die Familie nieder, die ihre Mutter ihr erzählt hatte. Gleichzeitig denkt sie über die Zeit kurz vor und nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2007 nach, über ihre eigenen Erinnerungen an die Eltern und die Großeltern und verbindet diese mit ihrem aktuellen Leben, die Zeit des Schreibens zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013.

Thema und Genre

Dieser autobiografische Roman ist eher ein Erzählband, mit einer Familiengeschichte durch bewegte Jahre einer glücklichen Zeit in Ostpreußen, Vertreibung, Flucht, Krieg, das geteilte Deutschland und einer problematischen Mutter-Tochter-Beziehung als Verbindung  der einzelnen Fragmente aus Geschichten und Erinnerungen.

Charaktere

Durch den dichten, autobiografischen Hintergrund dieses Romans sind die handelnden Personen sehr realistisch und präzise beschrieben, ihr Verhalten im Rahmen der Ereignisse verständlich und nachvollziehbar. Andererseits bleiben sie gerade wegen dieser Realität auf Distanz zum Leser.

Handlung und Schreibstil

Es ist ein Roman in Fragmenten. Im ersten, sehr beklemmenden Teil wechseln die Erinnerungen an die Tage vor und nach dem Tod der Mutter im Jahr 2007 mit dem aktuellen Jahr zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013, in welchem die Tochter als Ich-Erzählerin in ihrem Haus auf einer Insel in einem See in Schweden an dem Buch über ihre Mutter schreibt. Den zweiten Teil bilden viele einzelne Erzählungen, nicht immer chronologisch, die in vier großen Kapiteln mit je einem übergeordneten Thema zusammengefasst sind. Es sind die Familiengeschichten, die ihre Mutter ihr erzählt hat, beginnend mit der Kindheit und Jugend der Mutter in Ostpreußen. Daran schließen die eigenen Kindheitserinnerungen der Tochter an. Das letzte dieser vier Kapitel hat jene der Ich-Erzählerin bisher unbekannte Geschichte über ein Ereignis aus dem Leben der Mutter zum Inhalt, die ihr der alte Freund ihres Vaters erzählt, und die den Übergang bildet zum nachfolgenden Roman „Goodbye Bukarest“, der aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen in deutscher Übersetzung jedoch als erstes Buch erschienen ist.

Fazit

Ein stark autobiografischer Roman, der sich aus vielen unterschiedlichen Geschichten aus dem Leben von insgesamt drei Generationen der Familie der Ich-Erzählerin zusammensetzt. Es sind beklemmende Ereignisse, aber auch glückliche Kindheitserinnerungen, insgesamt eine sehr persönliche Aufarbeitung der schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung, geschrieben in einer poetischen, dichten Sprache. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, mich aber etwas ratlos zurücklässt. „Ich weiß es nicht. Er ist so schwer, alles in Einklang zu bringen.“ Dies schreibt die Ich-Erzählerin (Zitat Pos. 3164) und so geht es auch mir mit diesem Buch.

Seeland Schneeland – Mirko Bonné

AutorMirko Bonné
Verlag Schöffling & Co.
Erscheinungsdatum 2. Februar 2021
FormatGebundene Ausgabe
UmschlagbildJochen Hein
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3895614101

„Je weiter weg man von den wirklich guten Leuten und den wahrhaft schönen Dingen ist, umso mehr soll man glauben, dass es sie gibt.“ (Zitat Seite 128)

Inhalt

Merce Blackboro war siebzehn Jahren alt, als er 1914 mit der bekannten Shackleton-Expedition auf der Endurance in die Antarktis aufbrach. Diese Erfahrungen haben Merce verändert. 1921, vierundzwanzig Jahre alt, fühlt er sich immer noch antriebslos, was fehlt ihm? Er ist unglücklich verliebt, doch kann dies der einzige Grund für seinen Zustand sein? Für ihn ist Ennid Muldoon die Frau seines Lebens. Diese jedoch trauert um ihren im Kampfeinsatz als Pilot gefallenen Verlobten und es hält sie nichts mehr in Newport. Auf dem Dampfer „Orion“ ist Ennid, zusammen mit vielen anderen Passagieren, einige davon sehr reich, die meisten jedoch arme Auswanderer, unterwegs in ein neues Leben in Amerika. Doch noch ist sie nicht in New York angekommen, denn nach heftigen Schneestürmen treibt der Dampfer manövrierunfähig vor der Küste Schottlands. Sofort bricht Merce zu Ennids Rettung auf, doch wird er sie finden?

Thema und Genre

Dieser Roman schreibt das Leben von Merce Blackboro aus „Der eiskalte Himmel“, in den Jahren nach seiner Rückkehr von der Endurance-Expedition weiter. Wieder steht ein Schiff im Mittelpunkt, diesmal ein alter Dampfer, Schnee, Eis und die wilde See, vor allem jedoch geht es um die Sehnsüchte, Träume und Wünsche, der reichsten Passagiere ebenso wie der ärmsten Auswanderer. Ein wichtiges Thema sind Familie, Freundschaft und die Kraft der Liebe in ihren unterschiedlichen Facetten.

Charaktere

Es sind seine Figuren, deren Beweggründe, Träume, Handlungen der Autor präzise beobachtet und uns an ihren Gedanken teilhaben lässt, die uns sofort in ihren Bann ziehen. Vom Beginn der Geschichte an werden sie einfühlsam geschildert und sind uns sofort vertraut. Zunächst noch auf der Suche, verändern die Ereignisse sie alle nachhaltig, Merce Blackboro, Ennid Muldoon, Diver Robey und die zwanzig Jahre jüngere Kristina Merriweather, Divers Assistenten und Vertrauten Bryn Meeks und den leisen, mutigen Steward Jirō Shimimura.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung spielt im Jahr 1921 und wird durch einige kurze, erklärende Rückblenden in Form von Erinnerungen ergänzt. Die einzelnen Kapitel wechseln zwischen den Ereignissen an Land und auf See und stellen in ihrer personalen Erzählform abwechselnd jeweils einen der einzelnen Hauptcharaktere in den Mittelpunkt. Geschrieben in einer eindrücklichen, poetischen und lebhaft schildernden Sprache, fasziniert diese Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite.

Fazit

Ein poetischer, intensiver Roman über Abenteuer, Träume, Sehnsüchte, die Suche nach dem Platz im eigenen Leben und über die Liebe. Wir bangen und hoffen mit den uns sofort vertrauten Figuren, während die lebhaften, eindrücklichen Schilderungen uns Bilder von Eis, Schnee, der wilden Natur, vom Leben in Newport „wir nennen unsere Stadt Casnewydd“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts, aber auch von den Tagen und Nächten in den engen Kojen der Auswandererschiffe in die Gedanken malen. Ein großartiges Leseerlebnis!

Das Flüstern der Bienen – Sofia Segovia

AutorSofia Segovia
Verlag List Hardcover
Erscheinungsdatum 1. März 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3471360354

„Wenn er gekonnt hätte, hätte er ihnen von der Musik erzählt, die ihm die Bienen in sein lauschendes Ohr sangen: über die Blumen in den Bergen, Begegnungen in der Ferne und Freundinnen, die den weiten Weg nach Hause nicht geschafft hatten, über die Sonne, die heute vom Himmel strahlte, aber morgen hinter Gewitterwolken verschwinden würde.“ (Zitat Pos. 775)

Inhalt

Im Oktober 1910 findet die alte Nana Reja ein Baby. Ausgesetzt, um zu sterben, doch eingehüllt in einen Bienenschwarm, hat der kleine Simonopio überlebt. Die vermögenden Plantagenbesitzer Francisco und Beatriz Morales nehmen ihn als Patensohn an und er wächst auf ihrer Hazienda La Amistand auf, zusammen mit seinen Bienen, von denen er den Kreislauf der Natur lernt. Als im April 1923 Beatriz, schon neununddreißig Jahre alt, nochmals Mutter wird, kümmert sich Simonopio wie ein Bruder um den kleinen Francisco. Alle halten Simonopio auf Grund eines Geburtsfehlers, eine Oberlippenspalte, für beinahe stumm, doch Francisco lernt seine Sprache und er liebt die vielen Geschichten, die ihm Simonopio erzählt – nur eine nicht, die vom Kojoten, denn er spürt, dass diese Geschichte auch Simonopio Angst macht.

Thema und Genre

Dieser Familien- und Generationenroman spielt in Mexiko, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Den Hintergrund bildet die wechselvolle Geschichte Mexikos in dieser Zeit, Krieg, Revolutionen, politische Umstürze und die Spanische Grippe, doch im Vordergrund stehen die Menschen, die auf der Hazienda La Amistand nahe der Stadt Linares leben.

Charaktere

Simonopio ist ein besonderer Junge, er hat eine enge, magische Bindung zu seinen Bienen, scheint in Gedanken mit ihnen zu reden. Ungebunden lebt er den Jahreslauf mit der Natur und mit seinen Bienen. Sein Wissen setzt er zum Wohle der Hazienda ein, denn früh erkennt man seine besondere Gabe und hört auf ihn. Der kleine Francisco ist ein ungestümer Wildfang, doch seinem Bruder Simonopio hört er zu und bei ihm kommt er zur Ruhe. Beatriz Cortés de Morales ist, obwohl ihrer Erziehung und den gesellschaftlichen Konventionen der mexikanischen Oberschicht verpflichtet, eine starke, selbstbewusste Frau, bereit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird von Francisco erzählt, der inzwischen längst ein alter Mann ist. Dies erfolgt, mit einigen Vorgriffen und Rückblicken, chronologisch. Dort, wo es Francisco selbst betrifft, in der Ich-Form, die anderen Teile als personaler Erzähler. Seit vielen Jahren lebt er schon in Monterrey, doch ein Mal will er noch zurück nach Linares, das Haus seiner Kindheit sehen und während der Fahrt schildert er dem Taxifahrer die Geschichte seiner Familie und die damaligen Ereignisse. Geschrieben in einer eindrücklichen, poetischen Sprache, geht die Autorin einfühlsam mit ihren Figuren um, gibt ihnen Freiraum, sich zu entwickeln und vertieft die Handlung mit einer Art positiver Magie. Damit gewinnt sie von den ersten Seiten an die Aufmerksamkeit der Lesenden und die vielen Hinweise und Andeutungen auf kommende Ereignisse, die in der Mitte des Buches auf beinahe jeder Seite auftauchen und wohl den Spannungsbogen steigern sollen, sind in meinen Augen unnötig. Es sind die eindrücklichen Hauptfiguren, welche die Geschichte tragen und denen man auch ohne diese Stilmittel gespannt und neugierig folgt.

Fazit

Eine faszinierende Geschichte, poetisch, einfühlsam und mit einem Hauch Magie erzählt.

Geheimakte Cíbola – André Milewski

AutorAndré Milewski
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 28. November 2018
FormatTaschenbuch
Seiten340
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3746785356

„Zum ersten Mal, von den Lippen dieses unbekannten Indianers, hörten die Spanier den Namen, der von nun an auf ewig mit den Sieben Städten verbunden sein sollte – Cíbola.“ (Zitat Pos. 574)

Inhalt

Die Archäologen Max Falkenburg und Joe Carter müssen das Büro ihres vor sechs Wochen verstorbenen Freundes und Kollegen räumen. Zu ihrer Überraschung finden sie in einer versteckten Mappe alte Unterlagen über die Legende von Cíbola und die Sieben Goldenen Städte. Ihr Freund hatte der Spur alleine folgen wollen, diesmal sollte sein Name mit einer sagenhaften Entdeckung verbunden sein. Obwohl Professor Crichton die Berichte über Cíbola als reine Legende und Mythos abtut, ist Falkenburg entschlossen, den Spuren dieser Unterlagen zu folgen, um den Traum ihres toten Freundes in dessen Namen noch zu erfüllen.

Thema und Genre

In diesem archäologischen Abenteuerroman geht es um spanische Berichte aus dem 16. Jahrhundert, in denen ursprünglich von Dörfern der Pueblo-Indianer die Rede war, aus denen das Mythos von Sieben Städten aus Gold entstand.

Charaktere

Max Falkenburg fühlt sich dem Andenken an seinen verstorbenen Kollegen und Freund verpflichtet und ist fest entschlossen, Cíbola in dessen Andenken zu suchen und zu finden, obwohl niemand an den Mythos glaubt. Trotz der Skepsis begleiten ihn seine Freunde und Professor Crichton auf diesem Abenteuer.

Handlung und Schreibstil

Die aktuelle Handlung spielt im Oktober 1961 und wird unterbrochen durch Rückblicke auf die Recherchen des verstorbenen Kollegen, drei Monate zuvor. Bereits durch dessen Besuch in der Biblioteca Colombina in Sevilla wurden gierige Schatzjäger aufmerksam. Doch auch der neue Kollege in Boston, Experte für Amerikanische Geschichte, erkennt die Zusammenhänge und bietet seine Zusammenarbeit an. Doch Falkenburg lehnt ab und es beginnt ein Wettlauf gegen skrupellose spanische Schatzjäger, Kleinganoven vor Ort in Sierra Vista, Arizona, die ebenfalls vom unermesslichen Reichtum träumen und den Kollegen, der beides für sich allein will, das Gold und den mit der Entdeckung verbundenen Ruhm. Die spannende, actionreiche Geschichte erhält durch die unterschiedlichen handelnden Personen und ihre verschiedenen Beweggründe eine zusätzliche psychologische Komponente und Tiefe. Dieser Abenteuerroman ist Teil der Geheimakte-Serie, die Handlung ist jedoch in sich abgeschlossen und kann auch unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Fazit

Eine packende Geschichte mit archäologischem Hintergrund, eine interessante Mischung aus spannenden, abwechslungsreichen Actionszenen in einer gekonnt aufgebauten fiktiven Handlung in Verbindung mit geschichtlichen Fakten.

Geheimakte Uxmal – André Milewski

AutorAndré Milewski
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 18. Dezember 2017
FormatTaschenbuch
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3745071207

„Es war, als ob wir durch den Dorfältesten die Verantwortung übertragen bekommen haben. Dafür, darüber zu wachen, dass niemals jemand dieses alte Maya-Geheimnis lüftet.“ (Zitat Seite 59)

Inhalt

Anlässlich der feierlichen Verleihung der Ehrenbürgerwürde an seinen langjährigen Mentor und Freund Professor Crichton wird der Archäologe Max Falkenburg von dem Millionär Juan Barrales angesprochen. Dieser stellt gerade eine Expedition zusammen, es geht um Uxmal und ein altes Maya-Geheimnis. Falkenburg lehnt ab, obwohl auch Dr. Jody Wellesley, seine ehemalige Freundin, Mitglied dieser internationalen Forschergruppe ist. Vor vielen Jahren hatten Professor Crichton und Dekan Harris ein Jadestück mit Hinweisen auf ein Artefakt mit geheimnisvollen Kräften gefunden. Die eine Hälfte dieses Jadestückes wurde dem Museum von Barcelona übergeben, die andere Hälfte hat inzwischen ein Kunstsammler aus Florida erworben. Max Falkenburg und seine Freunde Joe und Patrick, ebenfalls Archäologen, sollen beide Teile so rasch als möglich zurück nach Boston bringen. Doch sie kommen zu spät …

Thema und Genre

In diesem archäologischen Abenteuerroman geht es um Uxmal, die einst kulturell wichtige Stadt der Maya auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko, heute UNESCO-Welterbe, und ein dort verborgenes Artefakt.

Charaktere

Jody hat sich von Max Falkenburg getrennt und nimmt in England das Angebot im Team des Kunstmäzens Juan Barrales an. Trotz seiner privaten Probleme zögert Falkenburg nicht, sich gemeinsam mit seinen Archäologenkollegen und Freunden Joe Carter und Patrick O’Malley auf die Suche nach den Jadestücken und in der Folge nach Barrales zu machen. Wieder treffen sie auf alte und neue Freunde und Feinde und manchmal wechseln diese auch die Position, mit logisch nachvollziehbaren Beweggründen.

Handlung und Schreibstil

Die spannende Suche führt den Archäologen Falkenburg und seine Freunde diesmal von Boston nach Barcelona, Florida und dann nach Kuba. Doch ihr Ziel ist die Halbinsel Yucatán, Mérida und die Ruinen der weitläufigen alten Mayastadt Uxmal. Die Geschichte wird in mehreren, parallel verlaufenden Handlungssträngen erzählt. Abwechselnd erfahren wir die Fortschritte der von Barrales geleiteten Expedition, der zweite Erzählstrang schildert die Abenteuer von Max, Joe und Patrick und im dritten Erzählstrang folgt Eddie Wellesley den Spuren von Barrales, um seine Schwester Jody zu beschützen. Auch die katholische Kirche greift in die Geschehnisse ein und verfolgt eigene Zwecke, wodurch sich weitere überraschende Wendungen ergeben. Sprachlich lösen packende Actionszenen, interessante Schilderungen und wissenschaftliche Fakten einander ab.

Fazit

Ein vielschichtiger, packender archäologischer Roman mit einem grandiosen Showdown im weitläufigen Gelände der alten Mayastadt Uxmal. Spannende, actionreiche Unterhaltung zwischen Fakten und Fiktion.

Geheimakte Babylon – André Milewski

AutorAndré Milewski
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 29. Juni 2019
FormatTaschenbuch
Seiten362
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3748552260

„Es enthält eine Art Prophezeiung. Wenn ich die Inschrift richtig gedeutet habe, wurde es womöglich von Daniel angefertigt, einem der Propheten aus dem alten Testament.“ (Zitat Seite 89)

Inhalt

Der Archäologe Max Falkenburg hat die Überraschungsparty zum Geburtstag seiner Freundin Jody Wellesley bis ins Detail geplant, denn er will ihr an diesem Abend die berühmte Frage stellen. Als er Professor Crichton abholen will, sind gerade Männer in dessen Büro eingedrungen und sie entführen nicht nur den Professor, sondern auch Falkenburg. Der Professor hatte in den Dreißigerjahren ein Buch über die Ausgrabungen von Babylon veröffentlicht und die Entführer haben in Jerusalem in altes Rollsiegel gestohlen, welches Hinweise auf ein machtvolles babylonisches Artefakt enthält. Jody und seine Freunde folgen den Spuren, um ihn und den Professor zu befreien. Unabhängig davon übernimmt Ed Wellesley, Jodys Bruder einen verdeckten Einsatz für den englischen Geheimdienst. Alle haben das gleiche Ziel, den Irak, die Ruinen der einst mächtigen Stadt Babylon an den Ufern des Euphrat.

Thema und Genre

In diesem archäologischen Abenteuerroman geht es um den neubabylonischen König Nebukadnezar II., das antike Babylon und ein Artefakt von apokalyptischer Macht.

Charaktere

Max Falkenburg und seine Freunde, ebenfalls Archäologen, nehmen diese Herausforderung an, einerseits angetrieben durch Forscherdrang und archäologische Neugierde, andererseits müssen sie auch unter Einsatz des eigenen Lebens ihre Gegner stoppen, deren Motiv die persönliche Gier nach uneingeschränkter Macht ist, nicht die wissenschaftliche Entdeckung alter Kulturen. 

Handlung und Schreibstil

Dieses packende Abenteuer führt führt Max Falkenburg und seine Freunde im März 1960 in den Ostteil der geteilten Stadt Berlin, nach Israel und durch die syrische Wüste in den Irak, vom Ischtar-Stadttor im Pergamonmuseum zur realen Ausgrabungsstädte des antiken Babylon im Irak. Schon der Aufenthalt an diesen Orten ist gefährlich, doch gleichzeitig befinden sie sich diesmal im Zentrum der Aktivitäten von unterschiedlichen Geheimdiensten mit ebenfalls sehr unterschiedlichen Interessen. Die straffe Handlung überzeugt durch überraschende Wendungen, spannende Actionszenen und einen sehr gelungenen Mix zwischen Fakten und Fiktion, Beschreibungen und humorvollen Dialogen. Obwohl Teil einer Serie, ist auch diese neue Geheimakte ein in sich abgeschlossener Fall und somit durchaus unabhängig von den anderen Bänden der Serie zu lesen.

Fazit

Ein spannendes, rasantes archäologisches Abenteuer, in dessen Zentrum das antike Babylon des legendären Königs Nebukadnezar II steht. Ein packendes Lesevergnügen zwischen Fakten und Fiktion.

Das kleine Friesencafé“ (Die kleine Friesencafé-Reihe 1) – Janne Mommsen

AutorJanne Mommsen
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 16. Februar 2021
FormatBroschiert
Seiten272
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499003950

„In Wirklichkeit war der Gedanke, Backen und Malen an einem Ort zu verbinden, natürlich illusorisch, aber spinnen durfte sie ja.“ (Zitat Seite 69)

Inhalt

Julia Koslowski führt gemeinsam mit ihrer Oma Anita ein Blumengeschäft in Gelsenkirchen, doch jetzt braucht sie eine Auszeit. Julias jung verstorbene Mutter hatte mit der damals einjährigen Julia eine Mutter-Kind-Kur auf der Insel Föhr gemacht und daran erinnert sich ihre Oma, als sie ein altes Heft von Julias Mutter findet, das Tagebuch mit Zeichnungen aus diesem Urlaub. Julia reist auf die Insel Föhr, um die dargestellten Örtlichkeiten zu erkunden und zu malen. Zufällig entdeckt sie eine alte, restaurierte Scheune, das perfekte Atelier für sie, doch der Besitzer, der gerade pensionierte Kapitän Hark Paulsen will unbedingt seine Ruhe haben. In einem unbedachten Moment stimmt er jedoch zu und vermietet die Scheune an sie. Jetzt kommt auch noch Oma Anita nach mit alten, nie benützten Möbeln, in ihrer Jugend hatte sie davon geträumt, in Paris ein Café zu eröffnen. Rasch füllt sich die Scheune mit Bildern, Torten, Kuchen und vielen Gästen. Kann das gut gehen, denn für Kapitän Paulsen sollte diese Scheune ein Ort der Stille sein …

Thema und Genre

In diesem Wohlfühlroman geht es um die schöne Nordseeinsel Föhr, ihre Eigenheiten, um Familie, Mut zum Neubeginn in jedem Lebensalter und natürlich um die Liebe.

Charaktere

Als Julia auf die Insel kommt, hat sie das Gefühl, es sei vielleicht Zeit, mit ihren dreißig Jahren noch einmal etwas Neues zu beginnen. Andererseits war für sie immer klar, dass sie von ihrer Malerei nicht würde leben können und sie will auch ihre Oma, bei der sie aufgewachsen ist, nicht mit dem Blumengeschäft im Stich lassen. Rasch fühlt sie den Zauber der Insel, der schon ihre Mutter begeistert hatte. Alle Charaktere sind gerade wegen ihrer Eigenheiten sympathisch, der Autor beobachtet die Menschen sehr genau und dies macht seine Figuren natürlich.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt im Sommer auf der Nordseeinsel Föhr. Julia sucht anhand der Skizzen im Tagebuch ihrer Mutter die Orte, an denen diese Zeichnungen entstanden sind. Julia ist kaum ohne ihre Staffelei anzutreffen und gleichzeitig mit ihrer Entwicklung als Malerin werden wir durch die Schilderungen der Natur und der besonderen Plätze auf der Insel mitten in einen Sommer auf Föhr hineinversetzt. Es gibt auch Rückschläge, doch Julia beginnt sich zu fragen, ob es mehr werden könnte, als eine schöne Urlaubszeit.

Fazit

Ein unterhaltsamer Wohlfühlroman, der beim Lesen direkt auf die kleine Nordseeinsel und zu seinen Bewohnern führt und uns mit entspannten Lesestunden zum Träumen bringt.

Die Frau vom Strand – Petra Johann

AutorPetra Johann
Verlag Rütten & Loening
Erscheinungsdatum 15. Februar 2021
FormatTaschenbuch
Seiten466
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3352009525

„Sie liebte diesen Teil ihres Jobs, den Moment, wenn sie all die Puzzleteile vor ihrem geistigen Auge ausbreitete, um sie dann zusammenzusetzen und zu sehen, was für ein Muster sie ergaben. Das Faszinierende bei Tötungsdelikten war, dass es immer nur ein richtiges Muster gab: die Wahrheit.“ (Zitat Pos. 2837)

Inhalt

Vor fünfzehn Monaten sind Rebecca Friedrichsen und Lucy Hagen, glücklich verheiratet, in das Ostseebad Rerik gezogen. Lucy ist eine erfolgreiche Game-Designerin und pendelt zwischen dem Unternehmenssitz in Hamburg und dem schönen Haus, das nur durch einen kleinen Küstenwald von der Steilküste und dem Strand entfernt ist. Rebecca ist Physiotherapeutin, doch zurzeit ist die kleine Greta, ihre fünf Monate alte Tochter, ihr Lebensmittelpunkt. Bei einem ihrer Spaziergänge lernt sie die Urlauberin Julia kennen, freundet sich mit ihr an, doch nach einigen Tagen ist Julia plötzlich spurlos verschwunden. Dann wird eine tote Frau gefunden, die an der Steilkürste abgestürzt ist, doch es nicht Julia.

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman nach klassischem Whodunit-Vorbild geht es um Entscheidungen, die zu Ereignissen führen, die nicht vorhersehbar sind, sich aber auch nicht mehr rückgängig machen lassen. Auch psychologische Momente spielen eine Rolle.  

Charaktere

Die einzelnen Figuren sind sehr realistisch und präzise entwickelt, ihre Vielschichtigkeit trägt zusätzlich zur Spannung bei. Lucy Hagen ist einfühlsam, ihre liebevolle Beziehung mit der etwas labilen Rebecca ist seit der Geburt von Greta sehr glücklich. Rebecca hat wenig Kontakt zu ihrem früheren Freundeskreis in Hamburg, ihr Leben dreht sich nun um Greta. Edda Timm, Kripo Rostock, Ermittlerin im sogenannten Todesteam, ist das ergänzende Gegenteil zu ihrer einfühlsamen, wandlungsfähigen Kollegin Britt. Edda ist impulsiv, stur, zielbewusst und hartnäckig, wenn es um die Wahrheit geht.

Handlung und Schreibstil

Die Ereignisse spielen in einem straffen Handlungszeitraum von nur wenigen Tagen. Die Gliederung in sechs übergeordnete Teile, ergänzt durch die Angabe des jeweiligen Wochentages und in Kapitel eingeteilt, sorgt dafür, dass man beim Lesen den Überblick behält und sich auf die Handlung konzentrieren kann. Denn diese spannende Geschichte beginnt mit einer Fülle von losen Puzzleteilen und Fragen, die sich langsam zusammenfügen, um dann durch völlig überraschende Wendungen wieder neu gemischt zu werden. Der Wechsel der Erzählperspektiven zwischen Kapiteln, in denen Rebecca in der Ich-Form berichtet und den Ermittlungen in personaler Erzählform, in deren Mittelpunkt Edda steht, ist ein weiteres interessantes Detail. Lebhafte Schilderungen des Umfeldes und erklärende Rückblicke begleiten die Handlung, ohne jedoch den Spannungsbogen zu unterbrechen.

Fazit

Vom Verlag als Thriller eingestuft, ist diese Geschichte in meinen Augen ein ungemein clever, vielschichtig und sehr packend geschriebener, klassischer Whodunit-Kriminalroman. Es ist lange her, dass ich dieses Genre so begeistert und mit großem, spannendem Lesevergnügen gelesen habe.

Geheimakte Aton – André Milewski

AutorAndré Milewski
SerieGeheimakte Band 4
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 18. Dezember 2017
FormatKindle-Ausgabe
Seiten320 (Taschenbuch)
SpracheDeutsch
ASINB00J1LK9KU

„Er sah sich den Zettel noch einmal genau an. Las die Hieroglyphen, die ihn an seine Kindheit erinnerten. Schon als Sechsjähriger hatte sein Vater damit begonnen, ihn mit diesen Schriftzeichen vertraut zu machen.“ (Zitat Seite 36)

Inhalt

Max Falkenburg hat, ebenso wie seine Freunde Joe Carter und Patrick O’Malley, sein Studium mit dem Doktorat abgeschlossen und unterrichtet am Elliot-College. An einem Morgen im Mai 1957 erhält er überraschend Besuch von Howard Greenberg, einem CIA-Agenten, den er von einem früheren gemeinsamen Fall kennt. Er zeigt Max das Fragment eines Zettels, auf dem auch die Namen Cheops und Echnaton notiert sind und darunter zwei Namenskürzel, eines davon K.L.F.: Karl Leopold von Falkenburg, Max‘ Vater. Sofort entscheidet sich Max, Howard zu unterstützen. Auch sein Freund Joe kommt mit und sie fliegen nach Kairo, wo die Spuren sie nach Achetaton, zu Echnaton und den Bruchstücken der mythischen Sonnenscheibe führen. Der CIA, Feinde seines Vaters und eine alte, mächtige Magie werden rasch zur lebensgefährlichen Bedrohung.

Thema und Genre

In diesem archäologischen Abenteuer-Thriller geht es um Ausgrabungen in Ägypten, die berühmte Cheops Pyramide, vor allem jedoch um Echnaton, den mächtigen Pharao der 18. Dynastie, und den Aton-Kult, mit Aton, dargestellt durch die Sonnenscheibe, als einziger Gottheit.  

Charaktere

Max Falkenburg folgt auch diesmal wieder den Spuren seines Vaters, diesmal geht es zurück in das Land seiner frühen Kindheitsjahre, nach Ägypten. Wir treffen auf alte und neue Freunde, alte und neue Feinde und auch Ike, der Rauhaardackel ist wieder dabei. Die Charaktere und auch ihre Entwicklung über die Jahre sind nachvollziehbar und stimmig.

Handlung und Schreibstil

Der Archäologe Max Falkenburg scheint das Abenteuer förmlich anzuziehen, stellt sein Gönner Professor Chrichton fest und damit hat er Recht. Noch immer holt ihn die Vergangenheit ein, diesmal gibt es eine direkte Verbindung zu seinem Vater, dem berühmten Ägyptologen. Diese Geschichte, ergänzt durch einige Rückblenden, spielt 1957 in Ägypten und ist packend, interessant und überzeugt durch die gelungene Mischung zwischen den bekannten wissenschaftlichen Daten, die alten Ägypter betreffend, und die actionreiche, fiktive Handlung. Besonders diese Verbindung zwischen Cheops und Echnaton, den immer noch geheimnisvollen Herrscher der wesentlich späteren, 18. Dynastie, ist spannend, überraschend, originell und sehr interessant.

Fazit

Ein archäologisches Abenteuer mit Action und sympathischen Hauptcharakteren. Auch in dieser Geheimakte Aton sind geschichtliche Tatsachen, wissenschaftliche Erkenntnisse und eine fiktive Handlung sehr gekonnt, überzeugend und extrem spannend verbunden.

Geheimakte Midas – André Milewski

AutorAndré Milewski
SerieGeheimakte Band 3
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 10. Juli 2020
FormatKindle-Ausgabe
Seiten384 (Taschenbuch-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB089S9QKS7

„Vor der Vergangenheit kannst du nicht davonlaufen. Sie wird immer ein Teil von dir sein.“ (Zitat Seite 25)

Inhalt

Max Falkenburg steht kurz vor dem Abschluss seines Archäologie-Studiums, als er und seine Studienfreunde Patrick O’Malley und Joseph Carter den japanischen Archäologen Professor Morita im Juni 1955 auf ein Symposium nach Athen begleiten darf. Zu seiner Überraschung erhält sein verstorbener Vater Carl Falkenburg, einen Ehrenpreis für seine herausragenden Leistungen als Ägyptologe, den nun Max als Sohn entgegennimmt. Mehrere Archäologen treten an Max heran und fragen nach Aufzeichnungen und einem Tagebuch seines Vaters, der neue Hinweise auf das Goldene Vlies gefunden haben soll. Obwohl er davon nichts weiß, wird er mit dem Ruf seines Vaters erpresst und entführt. Doch Professor Morita, Joe und Patrick fliegen nicht ohne Max zurück in die USA, sie folgen seiner Spur und damit beginnt ein gefährliches Abenteuer.

Thema und Genre

Dieser archäologische Abenteuerroman spielt in Griechenland und in der Türkei und diesmal geht es um den mythologischen König Midas und das Goldene Vlies.

Charaktere

Max Falkenburg hat sich endgültig für die Archäologie entschieden und sein Fachwissen hilft ihm in Verbindung mit seinem Mut, auch scheinbar aussichtslose Situationen zu meistern. So unterschiedlich die Hauptcharaktere sind, so sympathisch sind sie und sie halten in jeder Situation zusammen.

Handlung und Schreibstil

Der Weg führt Max Falkenburg diesmal über Izmir zu den Tumulus-Gräbern von Gordion, der antiken Hauptstadt des Phrygerreiches und nach Midasstadt im anatolischen Hochland. Weiter folgen sie dem mythischen Vlies bis nach Kolchis im heutigen Georgien. „Du hast ein Talent dafür, immer irgendwelche Spinner anzuziehen“, kommentierte Joe trocken mit Blick auf den Deutschen. (Zitat Seite 174) Damit hat Joe absolut Recht. Denn auch die Alchemisten sind auf der Suche nach dem Goldenen Vlies, welches als Stein der Weisen gilt. Es sind Zweckgemeinschaften mit unterschiedlichen Interessen, die sich auf die Spuren von Max Falkenburg und seine Entführer geheftet haben und sie schrecken vor Mord nicht zurück. Die Geschichte ist eine gekonnt inszenierte Mischung aus interessanten Fakten, zum Beispiel die Ausgrabungen von Gordion betreffend, und spannender Fiktion. Die Sprache passt ins Genre, liest sich flüssig, rasant in den Actionszenen und nimmt sich dennoch Zeit für Erläuterungen und lebhafte Beschreibungen. Humorvolle Dialoge runden das Gesamtbild ab.

Fazit

Ein packendes archäologisches Abenteuer zwischen Fakten und Fiktion, zwischen Wissenschaft und Action.

Geheimakte Inkarrí – André Milewski

AutorAndré Milewski
SerieGeheimakte Band 2
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 26. Januar 2018
FormatKindle-Ausgabe
Seiten386 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB078JPQBLZ

„Und es wäre nicht das erste sagenhafte Artefakt, sich plötzlich als real erwies.“ (Zitat Seite 206)

Inhalt

September 1954, fast zwei Jahre lang lebt und studiert Max Falkenburg nun schon in Cambridge, Boston. Noch immer hat er Probleme damit, an seinem verstorbenen Vater, dem berühmten Archäologen Carl von Falkenburg, gemessen zu werden. Als Professor Crichton auf Einladung eines spanischen Kollegen einige Studenten auf eine Exkursion nach Peru mitnehmen kann, ist auch Max Falkenburg neben seinen Freunden Joe Carter und Patrick O’Malley in diesem Team. Der Weg führt nach Cusco und Cajamarca, denn es sind neue Unterlagen entdeckt worden, dass Paititi, die geheime Stadt der Inka, tatsächlich existiert. Doch nicht nur sie sind auf der Suche nach dieser Stadt, denn vor allem geht es um tapac-yauri, den goldenen Stab des Inkarrí.

Thema und Genre

Dieser archäologische Abenteuerroman ist Teil einer Serie, in deren Mittelpunkt der junge Archäologe Max Falkenburg steht. Diesmal geht es um das Reich der Inka, Gold und die Legende von der geheimnisvollen Stadt Paititi.

Charaktere

Max Falkenburg steht gerade an einer Wende in seinem Leben, ernsthaft denkt er darüber nach, sein Archäologie-Studium aufzugeben, das er gerade mit mehr Fehlstunden als Überzeugung betreibt. Diese Expedition ist seine letzte Chance, teilt ihm sein Gönner und Förderer, Professor Frederick Crichton, mit.

Handlung und Schreibstil

Wo auch immer Max Falkenburg auftaucht, rasch ist er im Mittelpunkt des Geschehens, denn noch immer folgen mächtige, skrupellose Männer, schon Feinde seines Vaters, seinen Spuren. Dieser Gruppe geht es einerseits um Reichtum und Macht, andererseits auch um Rache. Auch in dieser packenden Geschichte geraten die Freunde und ihr Professor auf der wissenschaftlichen Suche nach Paititi zwischen die Fronten von unterschiedlichen Interessensgruppen und es wird sehr spannend und actionreich. Humorvoll in den Dialogen, präzise bei den einzelnen Charakteren und lebhaft in den Schilderungen der Ereignisse und der Handlungsorte, passt auch die Sprache perfekt zum Genre. Historische Fakten ergänzen nachvollziehbar die fiktive Suche.

Fazit

Ein rasantes archäologisches Abenteuer, eine packende Lektüre zwischen genau recherchierten Fakten und phantasievoller Fiktion.

Das Böse, das du bist (Marie Wagenfeld 3) – Kristin Lukas

AutorKristin Lukas
Verlag TWENTYSIX
Erscheinungsdatum 28. Dezember 2020
FormatKindle-Ausgabe
Seiten290 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB08RGJ96RC

„Jemand verfolgt und beobachtet mich. Jemand benutzt die Bilder, die ich ansehe, als Auswahl für seine nächste Mordszenerie.“ (Zitat Seite 38)

Inhalt

Die IT-Beraterin Marie Wagenfeld pendelt zwischen Berlin und Frankfurt, wo sie jeweils ein Beratungsprojekt leitet, in Frankfurt ist es nach wie vor die Sega Invest. Obwohl die Kunstkiller-Morde nun schon zwei Jahre her sind, recherchiert sie weiterhin, nach wie vor auf der Suche nach einem bisher unbekannten Komplizen. Da besucht Kommissar Kellermann sie in Berlin, denn es wurden zwei Frauen ermordet und jeweils zu Kunstwerken gestaltet. Es hat wieder begonnen und wieder steht Marie im Mittelpunkt, denn es sind Werke, die sie kurz zuvor in Ausstellungen besichtigt hat. Ihr wird klar, dass sich dieser grausame Serienmörder in ihrer unmittelbaren Umgebung aufhalten muss.

Thema und Genre

In diesem psychologischen Thriller geht es um den Tod und das Leiden als Kunstform, Edvard Munch und Zitate aus Les Fleurs du Mal von Charles-Pierre Baudelaire, neu interpretiert und umgesetzt, bilden Tathintergründe. Neueste Technologien werden zwar für die aufwändigen Recherchen eingesetzt, doch stehen diesmal die starken psychologischen Themen im Vordergrund.

Charaktere

Die psychologische Anspannung ist für Marie enorm, denn das Wissen, eine ihr völlig unbekannte Person kennt jeden ihrer Schritte, ist bedrückend und beunruhigend. Daher kann sie nicht aufgeben, selbst wenn sie es wollte, sie muss es endlich zu Ende bringen. Auch in diesem dritten Teil der Serie sind die einzelnen Charaktere überzeugend gestaltet und ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Auch die Entwicklung und die zwischenmenschlichen Beziehungen der bereits bekannten Personen sind sehr gut überlegt und stimmig fortgeschrieben.

Handlung und Schreibstil

Die packenden Recherchen führen Maria Wagenfeld in diesem dritten Teil der Serie bis nach Lüderitz in Namibia, überall finden sich in der Vergangenheit Spuren ihres Bruders und eines Unbekannten, der unter wechselnden Namen agiert und alle sind falsch. Diesmal gibt es zwei Erzählstränge, beide spielen in der aktuellen Zeit und in beiden berichtet ein Ich-Erzähler, einerseits wieder Marie Wagenfeld, und parallel dazu die Täterperson, ebenfalls in der Ich-Form. So erhalten wir beim Lesen wesentlich mehr Informationen über die Gedanken, Gefühle und Handlungen der Täterperson und wir wissen, wie genau diese Person jeden Schritt Maries verfolgt. Diese Situation der Titelfigur ergibt, in Verbindung mit der Schilderung der Morde, eine auch sprachlich sehr intensive, beklemmende, eindrückliche Geschichte, die ich in Gedanken dem ebenso düsteren Thriller-Genre Nordic Noir zuordne, obwohl sie in Deutschland und Namibia spielt, beides keine einsamen, tief verschneiten, dunklen Handlungsorte.

Fazit

Eine psychologisch dichte, packende Handlung mit überraschenden Wendungen, welche die sympathische IT-Expertin Marie Wagenfeld und den ruppigen, aber sehr um sie besorgten Kommissar Kellermann an ihre Grenzen bringt und darüber hinaus. Ein intensiver, spannender Pageturner.

Der Zorn, der dich trifft (Marie Wagenfeld 2) – Kristin Lukas

AutorKristin Lukas
Verlag Grafit Verlag
Erscheinungsdatum 16. April 2018
FormatTaschenbuch
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3894255787

„Ich vertraue Ihnen und das ist mir wichtig. Ich möchte nicht mit irgendeinem x-beliebigen Ermittler zusammenarbeiten. Wir brauchen jemanden, der Rückgrat hat und sich auch vor unbequemen Fragen nicht scheut.“ (Zitat Seite 40)

Inhalt

Seit der Mordserie, in deren Mittelpunkt die IT-Beraterin Marie Wagenfeld geraten war, ist ein Jahr vergangen. In diesen zwölf Monaten hat Marie sich weitgehend zurückgezogen, denn sie hat diese Zeit gebraucht, zum Abstand zu gewinnen. Als Kommissar Kellermann sie um Mithilfe bei Recherchen zu einem neuen, ähnlich brutalen Mordfall bittet, lehnt sie ab. Doch in den Unterarm der Leiche war der Name „Wagenfeld“ eingeritzt worden. Die Spur führt wieder zu einem Immobilienfonds der Sega Invest. Einige Tage nach dem Mord hat der Fondsmanager Selbstmord begangen. Daher nimmt Marie Wagenfeld den vorgeschlagenen Beratungsauftrag an, um gleichzeitig intern zu ermitteln. Da bemerkt sie, dass jemand jeden ihrer Schritte verfolgt, doch nicht, um sie an ihren Recherchen zu hindern, im Gegenteil, sie wird massiv bedroht, ihre Ermittlungen fortzusetzen.

Thema und Genre

Ein spannender Thriller, in dem es um wirtschaftliche Hintergründe wie Immobilienfonds und neueste Blockchain-Systeme geht, vor allem jedoch stehen diesmal Cliquenbildung von Jugendlichen, Mobbing  und damit verbundene, starke psychologische Elemente und Themen im Mittelpunkt.

Charaktere

Marie Wagenfeld und Kommissar Kellermann bilden wieder ein Team, soweit es ihnen als erklärte Einzelgänger möglich ist. Gerade die vorsichtige Annäherung und Empathie zwischen dem wie immer eher ruppigen Umgangston machen das spezielle Ermittlerduo so sympathisch. Wie schon im ersten Band dieser Serie sind auch die weiteren Figuren sehr präzise entwickelt und handeln nachvollziehbar.

Handlung und Schreibstil

Die Schauplätze der straffen Handlung liegen in Frankfurt, Berlin, Hamburg und dem jeweiligen Umand. Erst im Zuge der Geschichte führen Spuren von der aktuellen Handlung sowohl zur ein Jahr zurückliegenden Mordserie, als auch weit zurück in die Vergangenheit, wobei sich hier in einem gekonnt aufgebauten Plot erst langsam völlig unabhängige Aspekte zu einem Ganzen fügen. Die packende Geschichte ist durchgehend stimmig, die Schilderungen eindrücklich und führen dort, wo es um das zentrale Anliegen geht, zu sehr intensiven Gedankenbildern. Wie im Thrillergenre zu erwarten, beschreibt die Autorin alle Ereignisse und Tathergänge detailliert, bleibt jedoch immer sachlich, was die sprachliche Intensität erhöht. Blut, das in diesem Genre manchmal in Strömen durch die Seiten fließt, hat diese intelligente, vielschichtige und sehr spannende Geschichte nicht nötig. Für mich ein weiterer Pluspunkt für diese Autorin.

Fazit

Eine packende Geschichte mit vielschichtigen, zeitlos aktuellen, nachdenklich stimmenden Themen und die durch ihre Eigenheiten sehr sympathischen Hauptfiguren machen auch diesen zweiten Teil der Serie zu einem spannenden Lesevergnügen.

Geheimakte Labrador – André Milewski

AutorAndré Milewski
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 22. Dezember 2012
FormatKindle-Ausgabe
Seiten305
SpracheDeutsch
ASINB00AS9ZW4C

„Daher das Medaillon. Der Legende nach gravierte er es mit den genauen Angaben, wo der Hammer zu finden ist.“ (Zitat Seite 31)

Inhalt

Max Falkenburg wurde von der Universität Oslo exmatrikuliert und arbeitet vorübergehend als Museumswärter. Als er am 27. April 1952 etwas verkatert seinen Dienst antritt, überrascht er einen Mann, der gerade ein Medaillon entwendet hat. Er verfolgt den Täter und in einem mutigen Zweikampf kann er ihm das Medaillon wieder abnehmen. Der Museumsdirektor ersucht ihn, das Medaillon dem amerikanischen Archäologen Frederick Crichton zu bringen, der gerade in Island Ausgrabungen leitet. Doch die gefährlichen Gegner geben nicht auf, denn es geht um mehr, sie sind auf der Suche nach Mjöllnir, dem legendären Hammer des Gottes Thor, der dem Besitzer unermessliche Macht bringen soll. Der Weg führt nach Island, Grönland und Labrador. Für Max wird es auch persönlich gefährlich, denn die Feinde haben aus der Vergangenheit noch eine Rechnung mit seinem Vater offen. Jemand im Team von Professor Crichton spielt ein doppeltes Spiel, doch wer?

Thema und Genre

In diesem spannenden Abenteuerroman geht es um Archäologie, die germanische Mythologie, Artefakte, besonders um den Kriegshammer, die magische Waffe des Gottes Thor. Gekonnt verbindet der Autor Fakten und Fiktion.

Charaktere

Max Falkenburg ist Deutscher, ist jedoch in Norwegen aufgewachsen. Durch einen Studentenstreich, der gegen ihn verwendet wird, muss er die Universität verlassen. Er hat zwar Flugangst, aber vor seinen Feinden fürchtet er sich nicht. Alle Charaktere sind authentisch und glaubhaft. Liebenswert und mutig ist auch Ike, der Rauhaardackel des Professors.

Handlung und Schreibstil

Die aktuelle Handlung ist straff, mit kurzen Rückblicken in die Vergangenheit. Fakten, fachliche Erklärungen und spannende Actionszenen wechseln einander ab. Eindrückliche Schilderungen der Landschaft und Natur in Island, Grönland und Labrador ergänzen die Handlung, ohne jedoch die Spannung zu unterbrechen. Die Sprache liest sich flüssig, passt zum Genre und nimmt sich in den Dialogen auch Zeit für Humor.

Fazit

Der packende Beginn einer neuen Serie von Abenteuerromanen um den jungen Archäologen Max Falkenburg und berühmte mythische Artefakte.

Geheimakte Atlantis – André Milewski

AutorAndré Milewski
Verlag Neopubli GmbH
Erscheinungsdatum 19. Januar 2021
FormatTaschenbuch
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3753151243

„Mein alter Mentor, Sir William Rutherford, hat ein Stück Metall gefunden, von dem er sicher glaubt, dass es sich um Orichalcum handelt, das legendäre Metall, das den Atlantern ebenso wertvoll wie Gold gewesen sein soll und aus dem sie eine riesige Schutzmauer um ihre Hauptstadt errichtet hatten.“ (Zitat Seite 51)

Inhalt

Vor Jahren hatte Dr. Jody Wellesley am Trinity College bei Sir William Rutherford studiert. Nun führt eine Reise den bekannten Archäologen in die Vereinigten Staaten und er besucht seine frühere Studentin in Boston. Bei einem gemeinsamen Abendessen zeigt er ihr ein ungewöhnlich schweres Stück Metall. Es kann sich nur um das legendäre Orichalcum handeln und er will Jody und ihren Freund Max Falkenburg überreden, ihn auf eine Expedition zu begleiten und ihn bei seiner Suche nach Atlantis zu unterstützen. Am nächsten Tag ist Sir William verschwunden und Max ist überzeugt, dass der Archäologe entführt worden ist. Sie folgen seinen Spuren und erkennen rasch, wer ihre mächtigen Gegner sind. Diese Gruppe von Männern weiß genau, dass in dem verschwundenen Inselreich Atlantis die kostbarste, mächtigste Substanz der Alchemie verborgen ist.

Thema und Genre

Dieser spannende Roman handelt von der Suche nach dem legendären Atlantis, wobei der Autor genau recherchierte Fakten und wissenschaftliche Hintergründe mit einem fiktiven Abenteuer verbindet.

Charaktere

Alle Charaktere sind sehr anschaulich geschildert, ihre Beweggründe sind nachvollziehbar. Max, Jody, Joe und Professor Crichton suchen konzentriert und intensiv und geben nicht auf, auch als mächtige Gegner ihr Leben bedrohen. Sie treffen auf alte Bekannte, Freunde, Feinde und nicht immer ist der Unterschied klar erkennbar.

Handlung und Schreibstil

Nach einem kurzen Prolog, einem Ereignis, das beinahe zweihundert Jahre zurückliegt, beginnt die aktuelle Handlung, die im Jahr 1963 spielt. In kurzen Kapiteln, die zwischen den handelnden Personen und Orten wechseln, wird die Geschichte rasant erzählt. Die Handlung führt von Amerika nach Europa, von New York nach Paris, Athen, an die spanische Küste und dann nach Marokko. Humorvolle Dialoge, Informationen über wissenschaftliche Details und lebhafte Schilderungen der unterschiedlichen Örtlichkeiten wechseln einander mit spannenden Actionszenen ab. Es spielt keine Rolle, wenn man die bisherigen neun Geheimakte-Romane der Serie nicht gelesen hat. Es gibt zwar einige Hinweise auf vorhergehende Fälle, es tauchen alte Bekannte auf, aber dem Autor gelingt es, hier nur auf jene Details zu verweisen, welche für diese aktuelle Geschichte wichtig sind, ohne dabei zu viel zu verraten und dadurch die Spannung zu nehmen, im Gegenteil, es macht neugierig, auch die anderen Abenteuer zu lesen.

Fazit

Dieser packende Roman, in dessen Mittelpunkt die Suche nach dem mythischen Inselreich Atlantis steht, schildert das neueste Abenteuer des sympathischen Archäologenpaares Jody Wellesley und Max Falkenburg. Geschichtliche Fakten, interessante Informationen und spannende Action machen auch dieses zehnte Buch der Geheimakte-Serie zu einem Pageturner. 

Wo wir Kinder waren – Kati Naumann

AutorKati Naumann
Verlag HarperCollins
Erscheinungsdatum 26. Januar 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten496
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3749900008

„Ich frage mich: Wie weit darf man gehen, um eine Tradition aufrechtzuerhalten?“ (Zitat Seite 317)

Inhalt

Eva, gelernte Spielzeuggestalterin, hat schon als Kind begeistert Spielzeug getestet, als sie zwischen fünf und dreizehn Jahre alt war. Dies war in Sonneberg, damals DDR. Heute ist Eva zweiundfünfzig Jahre alt und lebt immer noch in Sonneberg. Gemeinsam mit ihrem Cousin Jan und ihrer Cousine Iris gehört sie zur Erbengemeinschaft der ehemaligen Spielzeugfabrik Langbein, gegründet von ihrem Urgroßvater Albert Langbein. Als Jan das alte Haus der Familie räumen muss, da es vermietet werden soll, wollen Eva und Iris helfen. Sie tauchen tief in ihre gemeinsamen Kindheitserinnerungen an dieses Haus und besonders an ihre Großmutter Flora ein, entdecken die abwechslungsreiche Geschichte der Familie und einige alte Familiengeheimnisse, gleichzeitig wächst das gegenseitige Verständnis und langsam formt sich eine Idee.

Thema und Genre

In diesem Familien- und Generationenroman geht es um die wechselvolle, reale Geschichte der Spielwarenerzeugung in der Spielwarenstadt Sonneberg von 1910 bis nach der Wende, am Beispiel eines fiktiven Familienunternehmens.

Charaktere

In der Buchinnenseite findet sich ein Stammbaum der fiktiven Familie Langbein. Alle Charaktere sind sehr lebensnah, stimmig und authentisch geschildert, ihre Handlungen und Entscheidungen sind nachvollziehbar. Es ist ein bunter Reigen an Figuren, die uns in dieser Geschichte begegnen und alle haben eines gemeinsam: sie sorgen sich um die Familie und das Familienunternehmen.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt und der Aufbau ist sehr kreativ und originell, auch sprachlich macht es richtig Freude, diese Geschichte zu lesen und die Spannung kommt nicht zu kurz. Die drei Cousins finden im alten Familienhaus einen besonderen Gegenstand, oder sie entdecken Unterlagen, bisher unbekannte Dokumente, und im nachfolgenden Kapitel wir genau jenes Ereignis in der Vergangenheit geschildert, in dem jeweils dieses gerade entdeckte Objekt eine Rolle spielt. Dadurch erfahren wir beim Lesen auch alle Hintergründe, welche die Erben nicht wissen können. So entsteht langsam ein großartiger Familienroman, ergänzt durch sehr lebendige, interessante Schilderungen des Handwerks der Spielzeugherstellung, besonders von Puppen und Plüschtieren, im Wandel der Zeit, von der Handarbeit zur Industrialisierung. Auch der Alltag und die täglichen Probleme der Menschen in jener Zeitspanne, in der Sonneberg zur DDR gehörte, sind sehr eindrücklich geschildert.

Fazit

Ein großartiger Familien- und Generationenroman, ein lebhaftes, vielschichtiges Zeitbild. Reale Vorbilder und eine intensive Recherche ergänzen die packende Geschichte mit interessanten Informationen und ergeben in Summe ein überzeugendes Leseerlebnis.

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